AUTO & Wirtschaft 07-08/2022

Page 26

HANDEL

Das Wasserstoffauto Nexo (u.) wird in Österreich seit mehreren Jahren verkauft; sie wollen dem H2-Antrieb in Österreich zu mehr Präsenz verhelfen: Nikolaus Fleischhacker, Roland Punzengruber, Ewald Perwög (MPreis) und Ernst Fleischhacker, vor einem H2-Lkw und einem H2-Bus

H2, warum nicht? Die Schweiz zeigt, wie es geht: Dort sind schon fast 50 Wasserstoff-Lkws im Einsatz. Nun werden auch in Österreich Initiativen der Regierung gefordert. Von Mag. Heinz Müller

W

er vor dem Gebäude am Rande von Völs steht, ahnt nicht, was da vorgeht. Wie auch? Den Elektrolyseur, das Herzstück der Anlage, sieht man nur von drinnen. Lediglich ein Tank, ein Stückerl weiter aufgebaut, weist aufmerksame Besucher darauf hin, was hier passiert. Wasserstoff (H2) wird erzeugt, bis zu 54 Kilogramm pro Stunde sind es. Was man damit macht? Zum Beispiel könnte man jenen Bus, der seit einigen Monaten von den „Wiener Linien“ erfolgreich erprobt wird, bis zu 1.000 Kilometer damit fahren lassen. Doch der H2 wird natürlich nicht nach Wien geschickt, dort will man selbst Wasserstoff erzeugen. Vielmehr dient der Wasserstoff zum Betrieb der Lastwagen von MPreis. Das ist (wie auch Ostösterreicher aus dem Urlaub wissen) eine Lebensmittelkette, die vor allem im Westen Österreichs beheimatet ist.

Ohne Förderungen geht nichts Die ersten drei Lkws, die mit Wasserstoff betrieben werden, sollen demnächst in Tirol eintreffen: In ein paar Jahren, so das Fernziel, könnten dann alle 45 Verteiler-Lkws von MPreis auf Wasserstoff laufen. Dass das nicht günstig ist, versteht sich von selbst: 13 Millionen Euro verschlang die Produktionsanlage, ohne Fördermittel geht da nichts. Und dennoch: So rechte Freude will im Wasserstoff-Bereich in Österreich nicht aufkommen. Der Grund ist die „Wasserstoffstrategie für Österreich“, die von den zuständigen Ministerien vor wenigen Wochen vorgestellt wurde. Darin steht, kurzgefasst: Für den Flugverkehr und für Schiffe ist Wasserstoff

26

AUTO & Wirtschaft 07–08/2022

ein guter Antrieb, für Fernverkehrs-Lastwagen und Busse geht’s eventuell auch, aber für Verteiler-Lkws und Busse kann man H2 vergessen. Das will man im „Green Energy Center“ in Innsbruck nicht wahrhaben: Hierher, in der Nähe des Flughafens, kommen all jene, die ihre Mobilität „grün“ machen wollen, zum Beispiel Frächter, die auf WasserstoffLast­ wagen umsteigen wollen. Allein: Es lohnt sich nicht, denn hier geht es um Cent pro Kilometer. Und ein Wasserstoff-Lkw sowie der Treibstoff kosten (noch) deutlich mehr als ein vergleichbarer Diesel.

750 H2-Lkws und 250 H2-Busse bis 2025

„In der Wasserstoffstrategie der Regierung stehen Dinge drin, die absolut nicht mit unserer Arbeit zusammenpassen“, sagt Dr. Ernst Fleischhacker vom „Green Energy Center“. Die langjährige Arbeit, auch bei MPreis, mache „keinen Sinn, wenn solche Papiere veröffentlicht werden“. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten stellte er bei einer Pressekonferenz in Innsbruck am 7. Juli ein paar Ideen vor. Am Podium saß auch Mag. Roland Punzengruber, Geschäftsführer von Hyundai in Österreich: Er repräsentiert jenen Hersteller, der nicht nur Wasserstoff-Pkws (zuerst ix35, jetzt Nexo) baut, sondern auch Busse (je einer fährt in Wien und Graz) und Schwer-Lkws. Und jetzt kommt die Schweiz ins Spiel: Dort hat die Regierung alle Wasserstoff-Lkws von der Autobahnmaut befreit. Und da die Maut deutlich höher ist als in Österreich, rechnet sich das Geschäft für die Frächter plötzlich. Bis 2025 wird allein Hyundai in der Schweiz 1.600 H2-Lkws ausliefern. Und wie lautet der Wunsch des österreichischen ­Wasserstoff-Konsortiums an die Regierung? 750 H2Lkws und 250 H2-Busse bis zum Jahr 2025. Dafür wären Förderungen in der Höhe von rund 500 Millionen Euro notwendig. Die Fahrzeuge wären verfügbar, so Punzengruber. •


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Neue Produkte

2min
page 65

Puls-air: Italiener mögens wohltemperiert

2min
page 62

Eurotax: Digital – und dennoch vor Ort

3min
pages 59-60

Bosch: „Wir bauen Personal auf“

2min
page 58

VMS/Uniqa: Versicherungspotenzial nutzen

2min
page 61

BMW-Werk Steyr: „Wir schreiben hier Geschichte“

2min
pages 54-55

Händlerradar: Und nun geht‘s los

1min
page 53

Garanta: Rundum-Schutz in einer Polizze

1min
page 52

AkzoNobel: Mit Effizienz zum Erfolg

9min
pages 41-45

Fleet Convention: Wandel auf der Bühne

3min
pages 46-47

Launch: Rasche und einfache Diagnose

4min
pages 49-50

Santander: Die Besten sind

1min
page 51

Automechanika: Die Leitmesse ist zurück

2min
page 38

WM: Wird die Werkstattmesse fortgesetzt?

3min
pages 36-37

Partslife Kongress: Der Umwelt zuliebe

2min
pages 34-35

TÜV Austria: 150 Jahre für die Sicherheit

1min
page 33

MG: Neue Autos, neues Glück

4min
pages 31-32

Wiener Elektro Tage: „Positive Bilanz“

1min
page 29

Mister A.T.Z.: Branchentreff Dortmund

1min
page 27

Toyota: Die Strategie bewährt sich

1min
page 28

2Hyundai: H , warum nicht?

2min
page 26

Umfrage: Neue Arbeitszeitmodelle – auch im Autohaus?

6min
pages 20-22

Ford: „Wie in einer guten Ehe“

5min
pages 24-25

Mitsubishi: Das Durchstarten rückt näher

1min
page 23

Zulieferer: OEM-Kompetenz

2min
page 15

Editorial: Binder und Müller

0
page 3

Neue Arbeitswelt: Wie führen Sie diesen Mitarbeiter?

2min
page 14

Fachkräfte? Mangelware

4min
pages 10-11

Berufsschule: „Die Jungen wollen arbeiten“

2min
page 18

Geld für Ausbildung: Lehrlinge fördern

1min
page 19

E-Fuels: Ball weiter im Spiel

3min
pages 8-9

Lehrlingsfortbildungen: Die Chefs sind gefordert

2min
pages 16-17
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.