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Ford Fiesta

Stierkampf, die Letzte

Werden wir oder werden wir nicht – dem Ford Fiesta eine Träne nachweinen, wenn der Kleinwagen nach dieser Serie eingestellt wird? Die Marktstrategen bei Ford scheinen die Antwort zu kennen.

Text & Fotos: Mag. Bernhard Katzinger

fahrzeugbesprechungen wie diese sind in Zeiten des Wandels gern von Nostalgie gekennzeichnet, umso mehr, wenn es – wie hier und heute – um nichts weniger als das Ende einer Ära gehen muss. Eh ein Wunder, dass sich die politisch etwas unkorrekte Modellbezeichnung – Stierkampf, Pamplona, Hemingway-Machismo – so lang halten konnte.

Hochamt des Analogen

Beim Einstieg in den letzten Mohikaner der kleinen Ford-Klasse setzt sich diese Nostalgie ansatzlos fort: viel Analoges, echte Zeiger, Rundinstrumente, Knopferl. Sogar einen Handschalter haben sie uns in den Testwagen eingebaut, das ist mittlerweile in unserem Alltag schon die Ausnahme. Nicht so im Produktportfolio: Einzig die von uns getestete MildhybridVariante lässt sich überhaupt mit einer 7-Gang-Automatik ordern, alle anderen Motorisierungen werden zwangsläufig mit 5- oder 6-GangHandrührer kombiniert. Charakterlich passt das gar nicht schlecht zusammen: Mit Abmessungen um die vier mal zwei Meter (4.040 x 1.941 mm genau genommen) und zulässigem Gesamtgewicht von circa 1,6 Tonnen zeigt sich das Antriebskombinat aus Verbrenner und Batteriesupport sämtlichen Anfragen aus dem Cockpit locker gewachsen, das gutmütig abgestimmte Fahrwerk setzt aufwallendem Übermut rechtzeitig die Grenzen. Die Transportkapazität ist ebenfalls klassenüblich, bei der Beladung des nicht gerade wundersam üppigen Kofferraums fällt die hohe Ladekante unangenehm auf. Die Hinterbänkler beklagen sich nicht über Gebühr, soweit alles im Rahmen.

Zeitgemäße Technik

Es soll hier jedoch nicht der Eindruck entstehen, der Fiesta sei ein analoges Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, das ohnehin ausgemustert gehört. Denn mit dem an die Vernunft appellierenden Mildhybrid-Antrieb, aber auch den Matrix-LED-Scheinwerfern und den sehr zeitgemäßen Sicherheits- und Komfortassistenten hat Ford die letzte Auflage seiner kleinen Klasse behutsam, aber intelligent modernisiert. So wirbt Ford etwa mit einem neuen Falschfahrer-Warnsystem, welches mit Daten aus der Frontscheibenkamera und dem Navi zum Beispiel erkennen soll, ob der Fahrer in falscher Richtung auf eine Autobahn auffahren will. Man möge uns verzeihen, dass wir auf einen Test dieses Systems verzichtet haben. Apropos Mildhybrid: Auch hier wirft dieser die Frage auf, ob sich der Aufwand lohnt. Verbräuche um die sechs Liter sind nicht gerade ein Killerargument, aufwendig zu elektrifizieren. Viel mehr hat ein Durchschnitts-Fiesta in seiner Historie nie verbraucht. •

Gefällig das Cockpit mit vielen analogen Elementen; das Platzangebot ist klassenüblich, mit Abstrichen bei der Beladbarkeit; Karosserie und Technik wirken nach wie vor zeitgemäß

Ford Fiesta Basis: 1,1 l Testmodell: 1.0 EcoBoost mHEV

Hubraum | Zylinder 1.084 cm3 | 4 999 cm3 | 3 Leistung 75 PS (55 kW) 92 PS (125 kW) Drehmoment 110 Nm bei 3.500/min 170 Nm bei 1.400/min

0–100 km/h | Vmax 14,7 s | 165 km/h 9,4 s | 200 km/h Getriebe | Antrieb 5-Gang man. | Vorderrad 6-Gang man. | Vorderrad Ø-Verbrauch | CO2 5,3 l S | 120 g/km (EU6d-ISC-FCM) 5,0 l S | 113 g/km (EU6d-ISC-FCM) Kofferraum | Zuladung 292–1.093 l | 371 kg 292–1.093 l | 479 kg

Basispreis | NoVA 15.800 € (inkl.) | 3 % 21.480 € (inkl.) | 1 %

Das gefällt uns: behutsam modernisiertes Kleinfahrzeug Das vermissen wir: die Wiederauferstehung als Fiesta Mach-E Die Alternativen: VW Polo, Hyundai i10, Kia Picanto

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