Das Lexichaos als Verwirrung und Bereicherung P ro f . D r. H o r s t B re d e k a m p
Das Hamburger momentum Stephan von Huenes Installation Lexichaos wurde erstmals 1990 im Kuppelsaal der Hamburger Kunsthalle gezeigt. Es war ein großer Moment, als sich das Rund dieser Halle füllte, das Stimmengewirr der Besucherinnen und Besucher anwuchs und dann drei Türme mit ihren stalagmitenhaften Orgelpfeifen als Ensembles abstrahierter Wolkenkratzer mit den Anwesenden zu interagieren begannen. Diese denkwürdige Situation war auch ein momentum für die Hamburger Kulturgeschichte, insofern hier der Künstler mit dem unvergessenen Direktor der Kunsthalle, Werner Hofmann, perfekt zusammenspielte.¹ Ich hatte Stephan von Huene zuvor über Petra Kipphoff kennengelernt, um ihm dann im Rahmen von Veranstaltungen der Hamburger Kulturbehörde wiederzubegegnen, die von Klaus Peter Dencker, selbst ein bedeutender Bild-Text-Künstler,² organisiert wurden. Es kamen Personen zusammen, die sich im weitesten Sinn für die Beziehungen zwischen Kunst, Technik und Neuen Medien interessierten. Diese Verbindungen führten zum heute bereits legendären Symposium Interface 1, bei dem sich Forscher und Künstler wie Josef Weizenbaum, Friedrich Kittler, Roy Ascott und Stephan von Huene trafen, um die Möglichkeiten und Probleme der elektronischen Kunst zu erörtern.³ Aus diesen Impulsen ging 1993 schließlich die seinerzeit größte Unternehmung im Zusammenhang von Kunst und Technologie jenseits der maßgebenden Ars Electronica in Linz hervor: die Hamburger Mediale.⁴ Es war eine fast hysterisch optimistische Zeit, in der die technisch begründeten Utopien in den Himmel flogen: Das Buch schien am Ende, die Malerei war bereits nicht mehr vorhanden, obwohl es
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