Industriepolitik Dossier 11/2021

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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 22/11/2021

Bauindustrie Am Bau gab es einen schwachen Start ins Jahr 2021. Neben Vorzieheffekten ins Vorjahr – wegen der Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zum Jahresbeginn – gab es im ersten Quartal äußerst schlechte Witterungsbedingungen, die die Bautätigkeit erheblich einschränkten. Danach hat sich die Bautätigkeit allerdings stabilisiert. Von April bis August stieg der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um nominal 8,6 Prozent, der Umsatz um 3,2 Prozent. Zur Jahresmitte erreichte der Auftragsbestand mit 63 Milliarden Euro (plus acht Prozent gegenüber dem Vorjahr) einen neuen Rekordwert. Ein großes Problem stellt aber – wie in vielen anderen Branchen des Produzierenden Gewerbes – die Versorgung mit Vorprodukten dar. Im Rahmen des ifo Konjunkturtests meldeten im März vier Prozent der teilnehmenden Firmen des Bauhauptgewerbes eine Behinderung ihrer Produktion durch Materialmangel. Im Juni waren es dann schon 46 Prozent. Auch wenn zwischenzeitlich ein Rückgang auf ein Drittel der Firmen stattgefunden hat, wird das Problem die Branche bis in das kommende Jahr begleiten. Damit einher gehen stark steigende Preise für Baumaterial. So verteuerte sich Konstruktionsvollholz von Januar bis September um 93 Prozent, Betonstahl je nach Ausführung zwischen 48 und 72 Prozent sowie Produkte auf Erdölbasis (Bitumen, Dämmstoffe) um ein Drittel. Vor allem bei langlaufenden Verträgen können diese Preissteigerungen nur eingeschränkt an die Investoren weitergegeben werden, was sich negativ auf die Ertragslage der Baufirmen auswirkt. Für das laufende Jahr erwartet der Hauptverband der deutschen Bauindustrie dennoch eine nominale Stagnation der baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe auf dem Vorjahresniveau von 143 Milliarden Euro, real entspricht dies einem Rückgang in der Größenordnung von drei bis vier Prozent. Die Beschäftigung wird einmal mehr ausgeweitet, im Jahresdurchschnitt dürfte der Sprung über die Grenze von 900.000 Erwerbstätigen gelingen. In den Branchen ist das Konjunkturbild allerdings gemischt. Im Wohnungsbau sind sowohl Baugenehmigungen als auch Auftragseingänge und -bestand weiterhin positiv, 2021 wird ein weiteres Wachstumsjahr werden. Immerhin hat sich in den vergangenen Jahren ein Genehmigungsüberhang gegenüber den Fertigstellungen von gut einer halben Million Wohnungen aufgebaut, der erst einmal abgebaut werden muss. Allerdings gibt es vor allem im Ausbaugewerbe – dem Handwerk – gravierende Kapazitätsprobleme. Der Wirtschaftsbau entwickelt sich – entgegen unseren Erwartungen vom Jahresbeginn – stabil. Nach einer Schwächeperiode in den ersten Monaten haben die Baugenehmigungen erheblich zugelegt, auch die Auftragseingänge liegen in den ersten acht Monaten mittlerweile deutlich im Plus. Trotz der anhaltenden Probleme in der Produktion durch Materialmangel ist die Investitionsneigung der Industrie anscheinend ungebrochen. Probleme gibt es dagegen – wie erwartet – im Öffentlichen Bau. Dies ist zum einen auf Kapazitätsprobleme in den öffentlichen Bauverwaltungen zurückzuführen, zudem werden auch Ausschreibungen von Bauaufträgen wegen der hohen Preise zurückgehalten. Hinzu treten auf kommunaler Ebene anhaltende Finanzprobleme auf, die zu Lasten der Investitionstätigkeit gehen. Entsprechend entwickelte sich der Auftragseingang im Jahresverlauf negativ.

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