Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 22/11/2021
Chemieindustrie: Chemiegeschäft mit ersten Bremsspuren Die rasante Erholung der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie nach dem Pandemie-Schock des Vorjahres hat sich im dritten Quartal 2021 abgeschwächt. Die Branche bekam die Auswirkungen der globalen Knappheiten bei Material und Logistik mehr und mehr zu spüren. Zuletzt machte zudem der Anstieg der Energiepreise den Unternehmen zu schaffen. Vor diesem Hintergrund drosselten viele Unternehmen die Produktion. Die Kapazitäten waren nicht mehr so stark ausgelastet wie noch in den vorangegangenen Quartalen. Trotz dieser Bremsspuren im dritten Quartal des Jahres lag die Produktion von Januar bis September 2021 rund 6,5 Prozent über Vorjahr. Steigende Produktionskosten konnten überwiegend an die Kunden weitergegeben werden. Damit konnte auch der Branchenumsatz im In- und Ausland deutlich ausgeweitet werden. Daher waren die Unternehmen mit der aktuellen Geschäftslage weiterhin mehr als zufrieden. Ausblick: Abkühlung im Chemiegeschäft erwartet Der Blick nach vorne hat sich allerdings eingetrübt. Mittlerweile geht die Branche davon aus, dass sich die Geschäftslage im Winterhalbjahr verschlechtert. Gründe hierfür sind die steigenden Energiepreise, die rückläufige Industrieproduktion und die Infektionslage. Seit Jahresbeginn legten die Preise für Öl, Gas und Kohle kräftig zu. Auch für Strom mussten die Verbraucher immer tiefer in die Tasche greifen. Im September und Oktober schnellten die Preise für Gas und Strom noch einmal sprunghaft nach oben. Dies treibt die Produktionskosten in der energieintensiven Chemieindustrie nach oben. Die Ammoniakproduktion musste bereits aufgrund von Wirtschaftlichkeitserwägungen gedrosselt werden. Eine Entspannung wird wohl erst im Frühsommer nächsten Jahres eintreten. Auch bei den Lieferengpässen ist keine Entspannung in Sicht. Die Engpässe wirken sich immer stärker auf die Kundenindustrien aus, die zunehmend die Produktion drosseln – insbesondere in Deutschland, aber auch weltweit. Damit dürfte die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen gebremst werden. Gleichzeitig behindern die Engpässe auch die Produktionsmöglichkeiten der Chemieunternehmen. Und auch die Infektionslage hat sich zuletzt in vielen Ländern wieder verschlechtert. Wegen der erreichten Impfquoten der Bevölkerung wird es zwar keinen harten Lockdown in den Industrieländern mehr geben. Doch die Einschränkungen könnten wieder zunehmen. Das belastet zum einen die globale Wertschöpfungsketten noch zusätzlich und trübt die Stimmung der Konsumenten. Vor dem Hintergrund dieser Belastungsfaktoren rechnet der VCI damit, dass sich das Chemiegeschäft zum Jahresende weiter eintrüben wird. Nach dem bisher starken Jahresverlauf erwartet der VCI trotz des konjunkturellen Dämpfers am Jahresende für das Gesamtjahr aber noch ein Plus der Produktion von 4,5 Prozent. Bei anziehenden Preisen (plus 8,5 Prozent) steigt der Branchenumsatz um 15,5 Prozent auf rund 220 Milliarden Euro. Inlands- und Auslandsgeschäft dürften sich mit ähnlicher Dynamik entwickeln.
Kontakt: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: kellermann@vci.de
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