PORTRAIT
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WELSCHNOFEN/BOZEN - (pka) Gebohren ist Martin Kaufmann in Welschnofen im Jahr 1951, dort besuchte er auch die Volksschule, bei den Franziskanern in Bozen die Mittelschule und anschließend die Handelsschule. Er hat noch 3 Geschwister und seine Eltern führten in seinem Heimatort den bekannten Gasthof Kreuzwirt-Goldenes Kreuz. Wie kam aber Kaufmann zum Film bzw. zum Kino, was hatte seine Leidenschaft geweckt? „Nun, Kinovorführungen gab es bereits bei uns im Speisesaal des Gastbetriebes. Ich erinnere mich, dass ich dort die ersten Filme gesehen habe, es müsste sich dabei um einen Stan-Laurel- und Oliver-Hardy-Film (Stan und Olli) und einen Film von Luis Trenker, nämlich ‚Berge in Flammen‘ gehandelt haben.“ Aber wie das Leben so spielt, anfangs musste Martin wie es vielfach auch bei anderen Gasthaus-Kindern der Fall war, im elterlichen Betrieb anpacken, alles, was so anfällt und zumutbar war, mitmachen: In der Küche helfen, beim Aufdecken, beim Reinigen und auch beim Servieren. „Letzteres habe ich gar nicht gerne getan, das hat mir einfach nicht zugesagt. So war für mich das Kino eine tolle Abwechslung, dahin habe ich mich immer wieder geflüchtet.“ In den 50er Jahren entstanden dann die ersten Lichtspieltheater – so nannte man seinerzeit die Kinos –, und im bekannten Urlaubsdomizil am Fuße des Rosengartens und Latemars war es Vater Ferdinand Kaufmann, der für damalige Verhältnisse einen geräumigen Kinosaal mit allem drum und dran einrichtete: das „LatemarKino“ war im Jahr 1957 geboren, der freizeitliche und berufliche Werdegang von Martin damit vorgezeichnet. „Ich habe begonnen, selbst Filme vorzuführen, war aber auch rund um das gesamte Kinogeschehen mit eingebunden. Was die Filmauswahl anbelangte, waren es damals die berühmten Sissi-Filme, insbesondere aber auch Heimatfilme. Später folgten dann die ersten Krimiserien nach Edgar Wallace und natürlich auch die Verfilmungen von Winnetou und Old Shatterhand nach Karl May. Aber auch zahlreiche Kriegs- und Westernfilme wurden gerne angenommen.“ Dabei fällt Kaufmann eine Episode ein, die
„Der Leidenschaftliche“
Martin Kaufmann Vor Kurzem konnte der Welschnofner Martin Kaufmann seinen 70. Geburtstag feiern – coronabedingt allerdings nicht so, wie es sein Werdegang erlaubt hätte: Denn Kaufmann ist ein eingefleischter Kinomensch, er ist sozusagen mit Filmen groß geworden, mit ihnen aufgewachsen. Zurückzuführen ist dies auch darauf, weil sein Vater Ferdinand bereits 1957 – damals war er zarte 6 Jahre alt – ein Kino in Welschnofen eröffnete. Kaufmann war von Anfang an mehr als begeistert davon, und die Filme, gleich welcher Art, zogen Martin Kaufmann in ihren Bann, fesselten ihn sein ganzes Leben lang und ließen ihn nicht mehr los.
sich im Jahr 1966 zugetragen hatte: „Die großen Unwetter machten die Straßen unpassierbar, so mussten wir die Filme unter schwierigsten Umständen von hier nach Bozen und wieder zurückbringen, denn der Eggentaler Bach hatte wild gewütet. Einmal gelang es mir, einen Film, den ich unbedingt vorführen wollte, mit Hilfe eines Feuerwehrautos mitliefern zu lassen, aber ich war einfach so begeistert, dass ich alles in die Wege geleitet habe, um dies durchzusetzen.“
Sein großer Schritt in die Kinowelt begann für Kaufmann in den frühen 70er Jahren, es gab ja die „Filmrunde“, die bereits im Laufe der 60er Jahre ins Leben gerufen worden war. „Außerhalb der Städte war neben Welschnofen noch Kastelruth dabei, im Jahr 1978 entstand als Nachfolgeverein der ‚Filmclub‘, der 1983 zuerst ein Kleinkino in einem Gewölbe in der Dr.-Streiter-Gasse 20 betrieb, ab 1989 in größere Räumlichkeiten in die Hausnummer 8 übersiedelte. Die Krönung
waren dann sicher die Übernahme und Adaptierung der Säle des ehemaligen Capitol-Kinos im Jahr 2001, immer in der Dr.-Streiter-Gasse, in dem wir heute noch in 3 geräumigen Sälen Filme vorführen können. Das war für mich eines der einschneidenden Ereignisse in meinem Werdegang.“ Das Highlight für Martin Kaufmann schlechthin war jedoch seine Initiative, die zur Gründung der „Bozner Filmtage“ im Jahr 1987, die sich nun Filmfestival Bozen nennen, führte. Diese Bozner Filmtage, die jährlich im Frühjahr abgehalten werden, sind weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt und äußerst beliebt geworden, schaut man sich die Namen der teilnehmenden Schauspieler und Regisseure an. Da sind von Herbert Achternbusch, Margarethe von Trotta oder Wim Wenders bis hin zu Hanna Schygulla, Katja Riedmann oder Sergio Castellitto nur einige der in der Filmwelt berühmten Namen vorhanden. Auf die Zukunft der Kinolandschaft und die derzeitige Corona-Pandemie angesprochen, meint abschließend das „wandelnde Filmlexikon“ Martin Kaufmann: „Ja, es wird immer schwieriger für uns, die Digitalisierung lässt eine Unmenge von Filmen in die Wohnzimmer flimmern. Aber die Auseinandersetzung mit den Filminhalten, die Diskussionen rund um das filmische Geschehen funktionieren nur gemeinsam im Kino. Ich sehne mich deshalb sehr danach, dass wir endlich wieder unsere Säle öffnen können, das wäre mein größter Wunsch. Was uns aber immer noch bevorstehen mag, wir machen auf jeden Fall weiter!“
Bereits 1957 war Martin Kaufmann (rechts im Bild als 6-Jähriger) bei der Eröffnung „seines“ Latemar-Kinos in Welschnofen begeistert dabei.