WIR 10 vom 04/10/2021

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POLITIK Brief aus Rom

Geschätzte Leser,

Spaß beiseite! von Robert Adami

Reger Tourismus oder Regentourismus? Besonders an regnerischen Tagen denken sich viele Touristen in unserem schönen Landl: „Komm, lass uns die Stadt anschauen.“ Gesagt getan, man setzt sich ins Auto, fährt los, und bald schon befindet man sich mitten in einem der Highlights des Tagesstadtausflugs: Dem Stau an der Stadteinfahrt oder vor dem Parkhaus. Dort sitzt man dann in der Blechkiste und genießt den Ausblick auf den wolkenverhangenen Himmel… die Zeit vergeht… langsam… gefühlt geht irgendwann die Sonne unter… es wird kälter, die Weihnachtszeit kommt, andächtig singt man „ihr Parkplätze kommet“… der Duft von Glühwein steigt einem in die Nase, oder sind es nur die Abgase des Vordermannes… der Frühling kommt, es wird wieder warm, weil man die Autoheizung aufgedreht hat… und dann, ja endlich ist man irgendwann am Parkhaus angelangt, die Schranke geht hoch, ein freier Parkplatz, man küsst den Boden… aber wissen Sie, was das Beste an der ganzen Geschichte ist? Man zahlt fast nix an Parkgebühren, weil man nach einer halben Stunde eh schon wieder zurückfahren muss…. Aber Spaß beiseite. Ja, es wird wieder eng auf den Straßen und in den Tourismusgebieten. Und klar, der Tourismus bringt Wohlstand, aber wo ist die Grenze? Wann wird es zu viel für die Umwelt, aber auch für die einheimische Bevölkerung? Dass in letzter Zeit sogar unsere Regierungspolitiker das Thema aufgreifen ist ein klares Zeichen dafür, dass nicht mehr allzu viel Spielraum da ist. Wahrscheinlich wird Politik das Problem aber nicht mit neuen Regelungen lösen können. Wahrscheinlich müssen wir Menschen in den reichen Industrienationen einfach umdenken. Uns daran erinnern, wie es früher war, als man nicht zu jeder Gelegenheit ins Auto stieg und „irgendwo hinfuhr“. Als man nur ein-, allerhöchstens zweimal im Jahr eine Urlaubsreise machte und der Tagesausflug mit dem Auto noch eine große Sache war. Manch einen mag es verwundern, aber man kann freie Tage auch zu Hause verbringen, ohne gleich der Langeweile fette Beute zu werden. 18

Deutschland hat gewählt, aber nicht entschieden. Die Bundestagswahlen haben zu einem politischen Spektrum geführt, dessen Analyse heute, am Tag nach der Wahl, noch nicht möglich ist. Es wird wohl Monate dauern, bis eine neue Regierung in Deutschland steht, Jamaika-, Kenia- oder Ampelkoalition ist die Frage, denkbar sind auch andere Bündnisse und hinter den Kulissen beginnt wohl trotz gegenteiliger Beteuerungen das große Säbelrasseln, um die Schuldigen dieses Wahlausgangs, der vor allem für die CDU/CSU zu einem Debakel führte, zu enthaupten. Die Messer sind in der Politik immer gewetzt, naiv wer anderes denkt und an Loyalität in der Schlangengrube glaubt. Diese Monate der Unsicherheit tun Europa nicht gut und das daraus entstehende Vakuum muss besetzt werden. Die Achse Italien-Frankreich wird stärker werden, Italien verfügt ja mit Draghi über den Politiker, der derzeit in Europa (und auch außerhalb) größtes Ansehen und Autorität genießt, und doch ist die Sorge beträchtlich, was nun in Deutschland geschehen wird. Vor allem der Gedanke an eine mögliche Rückkehr zu einer rigorosen (oder zumindest rigoroseren) Finanzpolitik löst in Italien Besorgnis aus, und Deutschland wird, egal welche Regierung kommt, in dieser Frage maßgebliche Entscheidungsinstanz bleiben. Die internationale Bühne ist also in Bewegung, doch auch national messen die Parteien am kommenden Wochenende bei den Wahlen

in den Großstädten ihre Kräfte. Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird die Schlacht vermutlich schon geschlagen sein und die Weichen für die kommenden Monate bis zur Wahl des Staatspräsidenten könnten sich langsam abzeichnen. Selbstverständlich nur langsam, denn wie immer ist alles in Bewegung und die Bewegungen sind in Fluss, sodass mit Stabilität nicht zu rechnen ist. Forza Italia riskiert in Ermangelung einer klaren Nachfolgeregelung, immer größere Bruchstücke zu verlieren und auch die Lega ist nicht so kompakt, wie Salvini es möchte. Tendenzen sind in Italien nun mal dazu da, sich zu ändern und Italiens Politik ist ein riesiges Foucaultsches Pendel, an dem sich zwar nicht die Rotation der Erde nachweisen, aber die Befindlichkeiten des Wahlvolkes ablesen lassen. Deshalb pendeln wir weiter, aus Rom am 27. September 2021

Manfred Schullian Kammerabgeordneter

Brief aus dem Landtag

Verkehrs-Chaos auf der Brennerautobahn Es vergeht inzwischen kaum mehr ein Wochenende, an dem nicht das gesamte Eisacktal und Wipptal im Stau-Chaos versinkt. Auf der Autobahn und auf der Landesstraße gibt es dann kein Weiterkommen mehr. Das ist nicht nur ein Ärgernis für die Anrainer, sondern auch ein massives Sicherheitsrisiko, da es bei Unfällen und Bränden auch für die Einsatzkräfte kein Durchkommen mehr gibt. So kann das nicht weitergehen! Ein großer Teil dieses untragbaren Zustandes wird von der Brennerautobahn selbst verursacht, da die Mautabwicklung in Sterzing zu massiven Verkehrsbehinderungen und kilometerlangen Staus führt. Auch die Mitarbeiter der Brennerautobahn sind stinksauer. Seit Wochen müssen sie Überstunden machen, weil zu wenig Saisonmitarbeiter für die Mauthäuschen angestellt wurden. An manchen Wochentagen können deshalb gar keine Kassen mehr mit Personal besetzt werden. Die Folge dieser chaotischen Zustände sind massive Staus bis in die Nachtstunden und ein unkontrollierter Umwegverkehr durch die Dörfer. Für die Mitarbeiter und Autofahrer, aber vor allem für die verkehrsgeplagten Anrainer ist dieses Chaos zur unerträglichen Belastung geworden. Eine Anlayse der Verkehrsdaten hat ergeben, dass die Maut in Schönberg — trotz höherem Verkehrsaufkom-

men — schneller und ohne Staubildung abgewickelt werden kann, während zur selben Zeit in Sterzing der gesamte Verkehr zusammenbricht. Die Süd-Tiroler Freiheit setzt sich daher bereits seit Jahren im Landtag dafür ein, dass mit der Mautstation in Schönberg ein Abkommen geschlossen wird, damit die Maut nur mehr an einer Mautstation eingehoben und dann gegenseitig verrechnet wird. Zwei Mautstationen innerhalb weniger Kilometer machen absolut keinen Sinn und führen nur zu Verkehrsproblemen. Man sollte doch erwarten können, dass man im vereinten Europa in der Lage ist, eine Maut gemeinsam und grenzüberschreitend abzurechnen. Die Gesundheit und Lebensqualität der Bürger im Eisacktal und Wipptal muss endlich geschützt werden!

L.-Abg. Sven Knoll Süd-Tiroler Freiheit.


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