Jahrgang 23 ∙ Ausgabe 1/2020
Stift Wilten Aktuell Für Mitbrüder & Freunde des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten
Herbst 2020
LEITWORT
Liebe Freunde unseres Stiftes! Vor einigen Wochen hatte ich in der Innenstadt zu tun und bin bei der Spitalskirche vorbeigekommen. Das Kirchenportal war weit offen. Diese Einladung ohne Worte habe ich gerne angenommen für ein kurzes Innehalten und Beten. Dabei habe ich beim vorderen rechten Seitenaltar einen Dankpostkasten entAbt Raimund Schreier deckt. Darunter lagen DankOPraem karten mit der Einladung, jeden Tag einem wichtigen und wertvollen Menschen Danke zu sagen. Die Dankkarte kann man auf dem Postweg mit einem Dank versenden. Auch kann man einen Dank an Gott schreiben und diesen in den dort aufgestellten Postkasten werfen. Auf dieser Karte finden wir in verschiedensten Sprachen das Wort DANKE. Danke auf Deutsch, Dank je wel auf Holländisch, Shukran auf Arabisch, gracias auf Spanisch, merci auf Französisch, evcharistó auf Griechisch, grazie auf Italienisch, thank you auf Englisch, dziekuje auf Polnisch, kösönöm auf Ungarisch, hvala auf Slowenisch, dekuji auf Tschechisch, obrigada auf Portugiesisch…! „Aus dem Staunen entspringt der Dank“, sagt der große Theologe des 20. Jahrhunderts, Romano Guardini. Wenn wir in diesen vergangenen Monaten der Pan-
demie das gelernt haben, dann haben wir das Wesentlichste unserer christlichen Spiritualität wiederentdeckt. Wir mussten auf vieles verzichten. Vielleicht hat uns das den Geschenkcharakter des Lebens aufgezeigt. Letztlich ist uns alles geschenkt: jeder Tag, jeder Atemzug, jede solidarische Geste, jede Versöhnungsinitiative. Auch das hohe Gut der Gesundheit ist ein großes Geschenk. Das wurde uns in den vergangenen Wochen deutlich vor Augen geführt. Das lässt uns staunen und dann tief dankbar werden. Aus dem Staunen entspringt der Dank. Erst als kranke Menschen entdecken wir oft, wie selbstverständlich wir aufstehen, uns bewegen und dabei vergessen zu danken. Auch die Tatsache, dass wir jeden Tag auf dem Tisch genügend zu essen und immer frisches Wasser und natürlich auch guten Wein haben, dass wir ein Dach über dem Kopf, eine Wohnung, ein Haus, dass wir Arbeit haben, dass wir in einer wunderbaren Schöpfung leben dürfen. Das alles sollte uns wieder mehr dankbar werden lassen. Die kürzeste Formel des Christentums, sagt der Benediktiner und Bestsellerautor David Steindl-Rast, ist die Dankbarkeit. Dank fasst in kompaktester Form zusammen, was christliches Leben heißt. Dankbarkeit neigt vom Prinzip her zur Religiosität, zum Gebet. Der Schriftsteller Elias Canetti schreibt: „Das Schwerste für den, der an Gott nicht glaubt: Dass er niemanden hat, dem er danken kann. Mehr noch als für seine Not braucht man einen Gott für Dank“ (aus seinen Aufzeichnungen „Das Geheimherz der Uhr“). Und ein anderer Weiser hat einmal gesagt: „Je näher ein Betender zu Gott kommt, umso mehr wird er ein Dankender“. Wir müssen wieder mehr Menschen des Dankes werden, sonst verkümmert unser Leben mit seinen Tagen und Jahren. Der Dank kennt nämlich eine Dimension, die oft im täglichen Einerlei ins Vergessen gerät. Jeder Dank, und wenn er noch so klein und unscheinbar ist, hat ein Echo im Himmel. Und deshalb sollte jedes Gebet, jede Klage, jedes Loblied immer enden mit dem Dank. Deshalb ist der Mittelpunkt aller christlichen Rituale die Danksagung, die Eucharistie. Diese Zeit der Pandemie ruft uns auf zu einer „Spiritualität der Dankbarkeit“. So lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott!
INHALT INHALTSVERZEICHNIS LEITWORT 2 Liebe Freunde unseres Stiftes
CARITAS 24 Hilfe für Menschen ohne Heimat
Impressum Herausgeber PrämonstratenserChorherrenstift Wilten
ACTIO 4 Diamantenes und Goldenes Priesterjubiläum
COMMUNIO 25 Höttinger Bildwoche
Klostergasse 7 6020 Innsbruck Tel. 0512/58 30 48
26 Abschied von P. Justinus OCist
www.stift-wilten.at
27 Ewige Profess bei den Karmelitinnen
Redaktion
5 Ein Plus in Kirche und Welt sein 7 Begegnung mit Gott
Reinhold Sigl
28 Kennenlernfest der Jugend 8 Jubiläum - 900 Jahre Prämonstratenser
Erscheinungshinweis 3 x im Jahr
29 Tag des Dankes in Tirol Titelbild
10 Die Corona-Pandemie und unsere Pfarren
30 Außenrestaurierung der Viller Kirche
Fotos
31 Ein schmerzlicher Verlust 12 Getauft auf den dreifaltigen Gott
Diözese Innsbruck, Karmelitinnen Inns-
31 Geschenkideen aus dem Klosterladen
13 Einfach und bewusst
Reinhold Sigl
bruck, Ramon Mangold, Pfarre Aldrans,
14 Herz – Zeichen der Liebe
32 Gottesdienste und Termine
Pfarre Igls-Vill, Reinhold Sigl,
15 Das Bekenntnis des Hl. Laurentius und unser Bekenntnis
Erich Staudinger,
16 Die Freundschaft
Datenschutzerklärung
Wiltener Sängerknaben
Mit unserer Zeitschrift
17 Danke und Willkommen
„Stift Wilten Aktuell“ informieren wir Sie über
CONTEMPLATIO 18 Zur Geschichte des Stiftes Wilten
uns, unsere Arbeit, Angebote und Veranstaltungen. Sie können
23 belcanto365
den Erhalt der Zeitschriften jederzeit ablehnen, indem Sie uns dies telefonisch unter der Telefonnummer: +43 512 583048 oder per E-Mail unter: pforte@stift-wilten.at mitteilen.
Weitere Berichte, Predigten, Termine und Bilder finden Sie auf der Stift-Wilten-Homepage: www.stift-wilten.at Stift Wilten Aktuell
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ACTIO
Diamantenes und Goldenes Priesterjubiläum D. Sigmund Hepperger OPraem und D. Franz Lichtenberger OPraem können auf eine sehr erfüllte Zeit als Priester zurückblicken.
Dankesmesse in der Pfarrkirche St. Sigmund im Sellraintal mit (v.r.n.l.) Abt Raimund Schreier OPraem, Jubilar D. Sigmund Hepperger OPraem und D. Leopold Baumberger OPraem
D. Sigmund Hepperger OPraem war als Kooperator in Lans und Hötting, als Rektor im Norbertinum, als Klerikermagister und Prior im Stift und jahrzehntelang als Pfarrer in der Wiltener Basilika ein unermüdlicher, treuer und spiritueller Seelsorger. Nach seiner „aktiven“ Zeit war D. Sigmund PfarrviAbt Raimund und Fr. Alois feierten in aller Stille mit Jubilar D. Franz dessen Goldenes Priesterjubiläum in seinem Zimmer. Zeit für ein Selfie blieb natürlich auch.
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Stift Wilten Aktuell
kar in Innsbruck St. Norbert. Auch heute noch wirkt er in der Seniorenresidenz Wilten und in Unterberg als Priester. Die Priesterweihe empfing der 1934 in der Stiftspfarre St. Sigmund im Sellraintal geborene D. Sigmund 1960 aus den Händen von Bischof Paulus Rusch. Herzlichen Dank für das nun schon 60 Jahre andauernde diamantene, priesterliche Wirken! Auf 50 Jahre priesterlichen Dienst kann nun schon Jubilar D. Franz Lichtenberger OPraem zurückblicken. Am 29. Juni 1970 von Bischof Paulus Rusch in der Wiltener Basilika zum Priester geweiht, war er zunächst drei Jahre im Wiltener Bereich tätig; als Religionslehrer an der Knabenhauptschule Wilten, im ersten Jahr auch als Aushilfspriester für Völs, ab dem zweiten Jahr als zweiter Kooperator von Wilten, im dritten Jahr zusätzlich als Heimleiter im Schülerheim St. Bartlmä. Ab 1973 wirkte er 15 Jahre lang in der Pfarre Hötting; gute zwei Jahre als Kooperator und nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Gerlach Voigt als Pfarrer. Es folgte dann die Pfarrertätigkeit im Ort Sellran (19881995) und in Sistrans (1995-2004; ab 2000 auch für Lans). 2004 kehrte D. Franz als Pfarrer in Ruhe ins Stift zurück. Als Rektor der Wallfahrtskirche Heiligwasser und sehr geschätzter Aushilfspriester war bei ihm von „Ruhestand“ auch weiterhin keine Rede. Erst eine Hüftoperation bremste den Aktionsradius von D. Franz nachhaltig ein. Der wegen seines umfangreiches Wissens über Kräuter und Heilpflanzen mit dem liebevollen Beinamen „Kräuterpfarrer“ versehene Mitbruder stärkt seitdem die klösterliche Gemeinschaft vor allem durch sein Gebet. Herzlichen Dank für 50 Jahre priesterliche Tätigkeit!
ACTIO
Ein Plus in Kirche und Welt sein Am 31. Januar 2020 feierten Ordenschristen der Diözese Innsbruck am „Tag des geweihten Lebens“ eine Vesper in die Stiftskirche Wilten. Die Homilie hielt Salesianerpater Peter Rinderer SDB. P.Peter Rinderer SDB bei seiner Homilie
Zum ersten Mal wurde der „Tag des geweihten Lebens“ am 2. Februar 1997, am Fest der Darstellung des Herrn, gefeiert. Papst Johannes Paul II. wollte diesen Tag als Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens verstanden wissen. Die regionalen Diözesankonferenzen der Österreichischen Ordenskonferenz laden seitdem rund um das Fest zu Gottesdiensten, Gebetszeiten und anderen Veranstaltungen und zum Mitfeiern und Mitbeten ein. P. Peter Rinderer SDB sprach bei seiner Predigt in der Stiftskirche Wilten über Eindrücke aus seinem Leben als Heimleiter eines Schülerheimes und über die Motivation, ein gottgeweihtes Leben zu wagen: „Liebe Schwestern und Brüder in Christus! Ich bin seit knapp einem halben Jahr in Fulpmes. Ich leite dort das Schülerheim Don Bosco mit 165 Jugendlichen und unterrichte an der HTL Fulpmes. Ich möchte zwei Eindrücke aus meinem Alltag erzählen: An einem Abend bin ich mit einem engagierten, 18-jährigen Schüler in der Heim-
bar gesessen. Er ist in der Schülervertretung und auch Teil des sehr aktiven HeimbarTeams. Es war ein Super-Gespräch, wir haben über Gott und die Welt geredet. Ein Ausspruch von ihm ist mir in Erinnerung geblieben: ‚Die Gesellschaft lebt von Menschen, die mehr tun als sie müssen’. Und er ist einer von diesen Menschen! Die Gesellschaft wird von Menschen getragen, die ein Plus für die anderen sind: Sie bringen ihre Talente ein, schauen nicht jede Minute auf die Uhr, geben mehr als sie empfangen. Für ein gutes Miteinander brauchen wir viele Menschen, die so ein Plus für andere sind. Etwas Zweites: Vor einigen Jahren war es dem HTL-Direktor bei Umbauarbeiten ein Anliegen, modernere Kreuze in den Klassenräumen anzubringen. Es gab dann mehrere Entwürfe bis zur fertigen Entwicklung. Eines dieser Kreuze habe ich nun mitgebracht. Aus einer gewissen Entfernung schaut dieses Kreuz auch wie ein Plus aus. Zwei Eindrücke aus meinem Alltag, in beiden geht es um ein Plus, um ein Mehr. Wir feiern heute den Tag des gottgeweihten Lebens, Ordensleute aus der Stift Wilten Aktuell
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ACTIO ganzen Diözese sind zusammengekommen. Einige leben seit über 50 Jahren ein gottgeweihtes Leben, andere – wie ich – 10 Jahre, andere sind hellhörig für den Ruf Gottes für ihr Leben. Eine Frage, die wir uns immer wieder neu stellen sollen, ist: Was war bzw. ist meine Faszination für meinen Weg mit Gott? Was war bzw. ist meine Motivation für das Ordensleben? Welchen Ruf Gottes habe ich wahrgenommen? Ich denke, eine Motivation von uns allen war, so ein Plus, ein Mehr, einzubringen – in Kirche und Gesellschaft: In der Sorge um alte, kranke und junge Menschen, in der Seelsorge, in der Bildung, im stellvertretenden Gebet für andere. ‚Unsere Gesellschaft lebt von Menschen, die mehr tun als sie müssen’, hat einer meiner Schüler gesagt. Ich denke, das ist unser aller Antrieb und Inspiration. Jene, die näher sitzen, haben sicherlich gesehen, dass auf dem Kreuz der Schule etwas oben steht. Es ist eine berühmte Bibelstelle auf Englisch und beginnt mit: ‚The Lord is my shephard’. Es sind die ersten Verse von Psalm 23 (Psalm 23,1-4): Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.“ Die Frauen und Männer der Ordensgemeinschaften und Säkularinstitute schätzen den „Tag des geweihten Lebens“ sehr, bietet er doch neben dem gemeinsamen Gebet auch die Möglichkeit der persönlichen Begegnung. An diesem Tag wird die Vielzahl der in unserer Gegenwart gelebten Charismen ganz besonders deutlich. Im Anschluss an die Vesper wurde traditionellerweise zur Agape in den Abt-SchulerSaal des Stiftes Wilten eingeladen.
Vesper in der Stiftskirche Wilten
Agape im Abt-Schuler-Saal
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Stift Wilten Aktuell
ACTIO
Begegnung mit Gott Am 2.2.2020, dem Fest der Darstellung des Herrn im Tempel zu Jerusalem, legte Frater Alois Vorácek OPraem seine Zeitliche Profess in der Stiftskirche ab. Frater Alois legt die Zeitliche Profess in die Hände von Abt Raimund ab.
Abt Raimund sprach in seiner Predigt über die drei evangelischen Räte oder Gelübde als „Stützen, um Gott immer mehr im Blick zu haben, für ihn da zu sein, für ihn zu leben, sein Reich bekannt zu machen, sein Reich der Liebe, des Friedens, der Gerechtigkeit, vor allem seine Botschaft, die Glück verheißt, natürlich nicht um einen Nulltarif. 2.2.2020: Dieses Datum wird nicht schwer zu merken sein. Wir werden nie im Catalogus nachschauen müssen, wann Fr. Alois die Zeitlichen Gelübde abgelegt hat. Die Zahl ZWEI ist zwar die erste gerade Zahl, aber weil geteilt, unvollkommen.
Bei den Kirchenvätern hat die Zahl zwei eine positive Symbolik: zwei Testamente, zwei Gesetzestafeln, zwei Naturen in Christus, zwei Lebensformen - vita activa und vita contemplativa und vor allem die zwei Hauptgebote. Das, lieber Fr. Alois, ist jetzt die Hauptaufgabe für die nächsten Jahre: auf der Reise nach innen immer tiefer Gott zu begegnen und diese Gottesbegegnung mit den Menschen zu teilen: mit den Brüdern und den Schwestern, mit Armen und mit Menschen, die auf der Suche sind nach Gott. Gott stehe dir, Fr. Alois, bei! AMEN.“
Im Anschluss an die hl. Messe wurde der BlasiusSegen gespendet.
Mitbrüder und Gäste freuen sich mit Frater Alois (3. v. l.)
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ACTIO
Jubiläum - 900 Jahre Prämonstratenser Der Prämonstratenser-Orden feiert 2021 sein 900-Jahr-Jubiläum. Es beginnt am 1. Adventsonntag 2020 und endet mit dem Fest der Taufe Jesu 2022. Eine der ältesten Norbertdarstellungen im ehemaligen Prämonstratenserkloster San Severo, Orvieto (Fresko, 14. Jh.)
Norbert von Xanten legte am Weihnachtsfest 1121 mit einigen Gleichgesinnten in Prémontré/Nordfrankreich die Ordensgelübde ab. Das war die Geburtsstunde des Prämonstratenserordens. Die offizielle Eröffnung des „900. Jahrestages von Prémontré“ in Europa findet am 29. November 2020, dem ersten Adventssonntag, in Strahov/Prag, wo die Gebeine des Hl. Norbert ruhen, durch den Generalabt statt.
Generalabt Jos Wouters OPraem geht in einem Schreiben zum 900-Jahr-Jubiläum speziell auf die Frage nach der Treue zum norbertinischen Charisma ein: „Die Feier unseres Jubiläums, neunhundert Jahre nach den ersten Gelübden des Heiligen Norbert und seiner Anhänger am Weihnachtstag 1121, ist für uns alle, die norbertinischen Schwestern und Brüder, eine wertvolle Gelegenheit, das Charisma unseres Ordens wiederzuentdecken. Unter den vielen Fragen, die gestellt werden können, ist eine Frage von grundlegender Bedeutung. Sind wir diesem Charisma treu geblieben? Eine Jaoder Nein-Antwort auf diese Frage zu erwarten, wäre naiv. Um mit dieser Frage zu leben, müssen wir bewusst in Verbindung mit dem Geist leben, der den Heiligen Norbert inspiriert hat.
Der Norbertschrein in einer Seitenkapelle der Prämonstratenserabteikirche Strahov, Prag
Generalabt Jos Wouters OPraem
Das Leben des Heiligen Norbert zeigt uns, wie er vom Geist bewegt wurde, ein apostolisches Leben zu führen. Die Vita apostolica ist ein Thema, das im 12. Jahrhundert viele Bewegungen der Kirchenreform inspirierte. Von dem Wunsch bewegt, zu den Quellen des Christentums zurückzukehren, gingen die Prediger von einem Dorf zum nächsten und predigten den Menschen. Sie sind Jesus Christus buchstäblich gefolgt und haben viele Anhänger angezogen. Laut Herman von 8
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ACTIO Tournai, dem Autor einer der ersten Quellen zum Leben des Heiligen Norbert, versammelte keiner dieser Prediger so viele Anhänger wie Norbert, Geistliche und Laien, Männer und Frauen gleichermaßen. Ausstellungen „Mit Bibel und Spaten. 900 Jahre Prämonstratenser-Orden“ Magdeburg/ Deutschland - Das Kulturhistorische Muse-
Homepage zum 900-Jahr-Jubiläum Die Ordenskommission zur Vorbereitu ng des Jubiläums hat eine Homepage er stellt, die ab sofort abrufbar ist und alle Informationen zu diesem Jubiläum und seinen Veranstaltungen enthält. Diese Homepa ge wird ständig mit neuen In formationen ergänzt, sobald Termine des Orde ns oder der einzelnen Zirkarien und Häuser bekannt sind. Homepage: www.900premontre.org
Die gotische Klosteranlage von Prémontré
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Mit Bibel und Spaten 900 Jahre Prämonstratenser-Orden Sonderausstellung vom 10. September 2021 bis 9. Januar 2022
Das Jubiläumsjahr im Stift Wilten Wir werden das Jubiläum auch mit dem Gottesdienst am 1. Adventsonntag 2020 um 19 Uhr in der Stiftskirche eröffnen. Höhepunkte in Wilten werden das Fest des Hl. Norbert am Sonntag, dem 6. Juni 2021, und das Weihnachtsfest 2021 sein. Hl. Hugo von Fosses, der erste Generalabt, Stift Heilige Barbara Sepekov-Altar, 1470−1480 Prag, Prämonstratenserkloster Strahov
um Magdeburg, wo Norbert in den letzten acht Jahren seines Lebens (1126-1134) Erzbischof war, nimmt das Jubiläum zum Anlass, vom 10. September 2021 bis zum 9. Januar 2022 eine Ausstellung über die Prämonstratenser durchzuführen. Sie gehört zu den drei offiziellen Ausstellungen des Jubiläums, welche noch in der belgischen Abtei Park (Löwen/Louvain) und im tschechischen Kloster Strahov in Prag zu sehen sein werden.
Wilten, Glasfenster von Max Spielmann, nach 1950
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ACTIO
Die Corona-Pandemie und unsere Pfarren Am 16. März - mitten in der Fastenzeit - war Österreich mit dem Inkrafttreten des Covid-19-Maßnahmengesetzes in den Lockdown-Modus gegangen. Das Coronavirus hat in den vergangenen Monaten auch das religiöse Leben massiv eingeschränkt und beeinflusst. Mit den verordneten, notwendigen Maßnahmen war an ein „normales“ Gemeindeleben nicht mehr zu denken. Was für uns alle bis zum Lockdown unvorstellbar war, trat ein. Am Palmsonntag, in der Karwoche und zu Ostern konnten keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden. Ein paar der in dieser Zeit gesammelten Erfahrungen und Eindrücke im Umgang mit dieser Pandemie finden Sie in folgenden Berichten.
Ab 15. Mai konnten wieder öffentliche Gottesdienste - unter Einhaltung strenger COVID-Regeln - stattfinden. Pfarrer Maximilian Thaler OPraem beim ersten Gottesdienst in der Pfarrkirche Pradl.
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Stift Wilten Aktuell
Dekan Augustinus Kühne OPraem, Tulfes/Rinn: „Ostern fällt in diesem Jahr aus“, so lauteten provokante Überschriften. Aus meiner Sicht war es gut, dass Ostern nicht verschoben wurde, wohin auch – aber wir haben Ostern in einer für uns alle noch nie erlebten Art und Weise gefeiert und erlebt, sei es im allerkleinsten Kreise oder allein als Priester, keine öffentlichen Gottes- dienste. Es gab aber viele Möglichkeiten des Feierns, die für viele ungewohnt waren, die Mitfeier von Gottesdiensten im Fernsehn, Radio oder Livestream wurde angeboten, wie auch
die Möglichkeit der Hauskirche - nämlich in der Familie, den Gottesdienst selber zu feiern, wofür dankenswerterweise viele Unterlagen erstellt wurden. Eines haben uns diese Tage gezeigt, jede und jeder trägt für sich und den Glauben Verantwortung und es ist wichtig, den eigenen Weg zu finden. Danke allen für die Begleitung anderer per Telefon, Handy, e-mail oder per Brief, wie auch die Sorge für die Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Besonders beeindruckt hat mich der außerordentliche Segen Urbi et Orbi von Papst Franziskus am 27. März auf dem leeren Petersplatz, wie auch seine Auslegung des Evangeliums vom Sturm auf dem See: „Mit Gott geht das Leben nie zugrunde“, aber auch seine Feststellung: „Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“ Pfarrer Christoph Pernter OPraem, Völs: „Coronakrise“, ein Wort, mit dem viel Erfahrung verbunden ist und das sicher Erinnerungen wachrufen wird. Viele Wörter stehen mit Corona in Verbindung: Verzicht: Abstand halten, Einschränkung in der Bewegungsfreiheit, viele Waren nicht kaufen können ... Verbunden sein: in der Stille mit Menschen, die wir lieben und jetzt vermissen, mit der Natur, die wir vor der Haustüre haben, mit Nachbarn, die einkaufen gehen und für Senioren sorgen ... Entschleunigung: Viele Unternehmungen, auf die wir verzichten müssen und durch die wir zur Ruhe, zur Innerlichkeit kommen ... Religion: die Verbundenheit mit der Pfarre, der Diözese, der Weltkirche kommt in den Gottesdiensten zum Ausdruck, die über die Medien zum Mitfeiern ausgestrahlt werden.
ACTIO Als Pfarrer erlebe ich diese Zeit fast unwirklich, ein Tag nach dem anderen vergeht wie im Traum. Ich habe mich entschlossen, gemeinsam mit der Pfarrgemeinde das „Eucharistiefasten“ auf mich zu nehmen. Ich habe von der Erlaubnis, mit vier Personen hinter zugesperrten Kirchentüren Gottesdienste zu feiern, keinen Gebrauch gemacht, sondern die Gläubigen ermutigt, Hauskirche zu feiern, mit den Kindern die Angebote der Diözese und unserer Pfarre von der Homepage herunterzuladen und das allgemeine Priestertum, das uns in der Taufe geschenkt wurde, im selbständigen Gottesdienst-Feiern mit Leben zu erfüllen. Es ist gut, dass die Bischöfe und der Papst mit uns Gottesdienst über die Medien feiern und dass wir diese Möglichkeit nicht als Zuschauer, sondern als Mitfeiernde nutzen können. Während der Übertagung der Gottesdienste beim Licht einer Kerze vor einem Kreuz laut mitzubeten und mitzusingen war für mich gewöhnungsbedürftig und ist doch spirituell bereichernd. Ich erfahre Kirche (zu Deutsch: von Gott gerufenes Volk) als weltweit betende Gemeinschaft. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft, in der wir wieder in unseren Kirchen Gottesdienste feiern, nach den pfarrlichen Gruppen, die sich wieder im Pfarrhaus treffen können, wird von Tag zu Tag größer und damit auch die Vorfreude auf diesen Zeitpunkt. Aber ich warte noch mit Geduld und Vernunft darauf. In dieser Zeit den Menschen nur per WhatsApp, Homepage, Instagram, Facebook und analog mit Gebetsschriften in der Kirche zu begegnen, ist eine Herausforderung, die ich mit vielen aus unserer Gemeinde – Kinderlitugiekreis, Familien und Musikern - gerne angenommen habe. Telefonate oft über 20 Minuten und Gespräche beim Spazierengehen mit Abstand gehören auch zu den besonderen Ereignissen dieser Zeit. Seelsorgeraum Hötting-St. NikolausHungerburg: Erstkommunion und Firmung mussten zur großen Enttäuschung unserer Kinder und Jugendlichen auf ei-
nen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Gottesdienstbehelfe für die Hauskirche wurden in Windeseile von einem Team der drei Pfarren ausgearbeitet und zur freien Entnahme in den Kirchen bereitgestellt. Die Feier der Osterliturgie wurde auf Video aufgenommen, womit wir das Mitfeiern der Osterliturgie zu Hause übers Internet ermöglichen konnten.
Desinfektionsmit-
Abt Raimund schrieb an die Christen unserer Pfarren: Wir Christen glauben, dass Jesus Christus auf verschiedene Weise unter uns gegenwärtig sein kann, natürlich in erster Linie und in ganz dichter Weise in der heiligen Eucharistie. Er ist aber auch gegenwärtig in seinem Wort, im Gebet, im Kreuz und wo zwei oder drei in seinem Namen (d. h. in seiner Liebe, in seinem Frieden) versammelt sind. Deshalb schauen wir jetzt ganz besonders auf die Zeichen der Gegenwart, die in dieser Situation möglich sind. Dazu habe ich einen Text von Chiara Lubich aus dem Jahr 1960 gefunden: “Auch wenn die Kirchen geschlossen werden, wer wird jedoch den lebendigen Tempel Gottes, nämlich Christus in unserer Mitte, zerstören können? Und wenn es keine Sakramente mehr gibt, wie könnten wir nicht unseren Durst stillen an der Quelle lebendigen Wassers, die die lebendige Liebe unter uns ist, Christus in unserer Mitte?”
tel, Mundschutz und „Abstand halten“ in der Pfarrkirche Völs am 15. Mai.
Stift Wilten Aktuell
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ACTIO
Getauft auf den dreifaltigen Gott Dreifaltigkeits- und Norbertisonntag am 7. Juni in der Stiftskirche Wilten Abt Raimund bei der Predigt
Capella Wilthinensis
Berührungsloser Weihwasserständer in der Stiftskirche Wilten
Eucharistiefeier in der Stiftskirche 12
Stift Wilten Aktuell
Als Ende Feber 2020 die Gefahr des Corona-Virus immer deutlicher wurde, haben die Bischöfe als erstes angeordnet, sich beim Friedensgruß keine Hände zu reichen und das Weihwasser in den Weihwasserbecken zu entfernen. Die Gefahr der Ansteckung, der Infizierung über das Wasser sei viel zu hoch. Seitdem sind die Weihwasserbecken in unseren Kirchen leer. Abt Raimund Schreier ging in seiner Predigt der Frage nach dem Ursprung des Weihwasser-Rituals nach. „Das Weihwasser erinnert uns an unsere Taufe. Bei der Taufe wurden wir mit Wasser übergossen auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Wann immer wir also Weihwasser nehmen, erinnern wir uns, dass wir
Getaufte sind.“ Am Beispiel des Seligen Otto Neururer und des Heiligen Norbert zeigte Abt Raimund auf, wie diese beiden Menschen uns das Getauftsein, das Eingetauchtsein in Gott vorgelebt haben. Sie haben das Taufbekenntnis existentiell buchstabiert – im Fall von Otto Neururer bis zum Tod. „Die Heiligen haben uns gezeigt, was es heißt, als Getaufter zu leben. Ahmen wir sie nach! Nehmen wir immer wieder geweihtes Wasser – vor allem zuhause - zur Erinnerung an unser Getauftsein, unser Eingetauchtsein in Gott und bekennen wir uns – wie wir es gleich gemeinsam tun – zum dreifaltigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.“
ACTIO
Einfach und bewusst Coronabedingter Verzicht auf die Tiroler Landesprozession - Pontifikalamt und Vesper zu Fronleichnam am 11. Juni Pontifikalmesse zu Fronleichnam
Aufgrund der Maßnahmen gegen das Corona-Virus fand das Fronleichnamsfest 2020 in kleineren Formaten statt. So wurde auch die traditionelle Tiroler Landesprozession vom Innsbrucker Dom zur Basilika Wilten abgesagt. Die Pfarrgemeinden lud Diözesanbischof Hermann Glettler heuer ausdrücklich ein: „Es geht um Fürbitte und Segen für die Menschen in unseren Dörfern und Städten. Dieser geistliche Dienst ist gerade jetzt, wo schwerwiegende Folgen der Krise immer sichtbarer werden, wichtig“. Das Stift Wilten feierte in der Stiftskirche eine Pontifikalmesse mit abschließendem
sakramentalen Segen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einem Bläserquintett der Stadtmusikkapelle Wilten. Im Anschluss an den Gottesdienst fand - unter Einhaltung der vorgegebenen Covid-Regeln - ein Totengedenken für die verstorbenen Kameraden der Schützenkompanie Wilten beim Denkmal vor der Basilika statt. Zum Ausklang des Feiertages wurde in der Stiftskirche Wilten gemeinsam „das Abendgebet der Kirche“, die Vesper, gebetet, musikalisch unterstützt von der Capella Wilthinensis.
Bläserquintett der Stadtmusikkapelle Wilten
Totengedenken vor der Basilika Wilten
Vesper in der Stiftskirche Stift Wilten Aktuell
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ACTIO
Herz – Zeichen der Liebe Gottesdienst zum Herz-Jesu-Fest am 21. Juni in der Stiftskirche Wilten. An diesem Tag feierte Abt Raimund auch seinen Benediktionstag.
Abt Raimund segnet die Gläubigen. Am 21. Juni 1992 wurde Raimund Schreier zum Abt des Stiftes Wilten benediziert. Daher begeht die Kommunität der Prämonstratenser-Chorherren des Stiftes nach alter Tradition an diesem Tag das Benediktionsfest.
Herz-Jesu-Darstellung am Messgewand
Capella Wilthinensis 14
Stift Wilten Aktuell
Herz-Jesu-Fest: Viele tun sich schwer mit der Darstellung des Herzens Jesu. Aber wer von so manchen für uns kitschig anmutenden Darstellungen absehen kann, dem müsste bewusst werden, dass das Symbol „Herz“ eines der bedeutungsvollsten, der universalsten und ältesten Sinnbilder ist. Seit Urzeiten bezeugt eine unüberschaubare Fülle von Mythen, Märchen, Dichtungen, Volksliedern, religiösen und philosophischen Schriften, sowie Werke der bildenden Kunst diese Vorliebe für das Herz als Symbol. Schon lange vor der Entdeckung des biologischen Herzens als Pumpe war dieses Sinnbild für die Menschen viel mehr als nur ein Muskel; und sogar heute, in aufgeklärten Zeiten, begegnet man diesem Symbol Herz auf Schritt und Tritt. Das Symbol Herz ist Quelle der Religiosi-
tät und der Weisheit, ist Sitz der Seele und vor allem Sinnbild der Liebe. Heutzutage ist es in erster Linie genau dieses Symbol der Liebe. Es wird sehr oft gebraucht, aber auch missbraucht. Im allgemeinen Sprachgebrauch, und ebenso bei Sprichwörtern ist Herz ein tiefsinniges Schlüsselwort seit urdenklichen Zeiten. Im Alten Testament begegnen wir dem Wort „Herz“ fast 1000-mal und 160-mal im Neuen Testament. Das Herz ist der Ursprungsort der Gottesverehrung, aber auch die Stätte der Gottesferne. Hier ist nach Paulus die Wohnung des Heiligen Geistes; hier ist der Ort der Gottes- und Nächstenliebe. HERZ ist der Cantus firmus, der sich durch die ganze Heilige Schrift zieht: Gott hat ein Herz für den Menschen. Und sein großes Herzensanliegen ist die Liebe, die Gottes- und Nächstenliebe. Abt Raimund: „Herz-Jesu-Fest also ist die Botschaft von der Gottes- und Nächstenliebe. Wenn wir das verstanden haben, haben wir die ganze Bibel verstanden. Ja, eine solche Herz-Jesu-Spiritualität ist höchst modern und immer aktuell. Unsere belastete und in Dunkel gehüllte Welt braucht ein Zentrum pulsierender Liebe, das dem Universum und aller Geschichte einen Sinn gibt. Der Mensch ist auf der Suche nach Liebe. Sie allein macht Christentum glaubwürdig – ut credat mundus – damit die Welt glaubt (Joh 17,21).“
ACTIO
Das Bekenntnis des Hl. Laurentius und unser Bekenntnis Laurentiussonntag - 1. Patrozinium der Stiftskirche Wilten am 9. August Das Gebiet Wiltens unterhalb des Berg-isel war schon zur Zeit der Urnenfeldperiode (ca. 1000 v.Chr.) besiedelt. Die Römer hatten dort ihre Siedlung und das Kastell „Veldidena“. Um 565 wird in einem Reisebericht von Venantius Fortunatus eine dortige Laurentiuskirche erwähnt. Laurentius war einer der sieben Diakone der Christengemeinden Roms. Neben seinem Dienst beim Gottesdienst war er maßgeblich tätig für die Organisation der GemeinPrior Klemens Halder bei der Predigt den und die Armenfürsorge. Prior Klemens Halder knüpfte in seiner Predigt an das Wort Jesu im Evangelium an: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Laurentius ist im Jahr 258 Jesus im gewaltsamen Tod gefolgt. Der lebendige Glaube an den auferstandenen Herrn Jesus Christus und die Liebe zu ihm haben Laurentius die Kraft dafür gegeben. An Laurentius wird auch die Liebe zu den Armen gerühmt; auch darin ist er Jesus ähnlich geworden. Prior Klemens wies auf das vorletzte Deckengemälde hin, das nach der Aufhebung des Stiftes durch die Nazi-Regierung und den Kriegszerstörungen 1952 vom Innsbrucker Künstler Hans Andre neu geschaffen wurde. Darauf darf der Wiltener Abt der Aufhebung und der Kriegszeit, Heinrich Schuler, das Diakonengewand des gemarterten Laurentius in Empfang nehmen. Wir sollten nicht vergessen, dass es heutzutage auf unserer Erde besonders viele verfolgte oder zumindest benachteiligte Christen gibt. Wir dürfen ihnen dankbar sein für das göttliche Leben, das uns im geheimnisvollen Leib Christi durch sie verstärkt zufließt. Wir selber können in unserer Umgebung zu Jesus stehen - vor allem durch unser Zeugnis - wenn Jesus Christus für viele Menschen kaum mehr eine Rolle spielt.
Schola Gregoriana Wilthinensis
Das Martyrium des Hl. Laurentius, Deckengemälde in der Stiftskirche von Hans Andre
Stift Wilten Aktuell
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ACTIO
Die Freundschaft Hl. Augustinus von Hippo - aktueller denn je - Augustinusfest am 30. August
Fest des Heiligen Vaters Augustinus in Wilten
Abt Raimund bei der Predigt
Die Capella Wilthinensis sorgt für festliche Stimmung durch die „Spatzenmesse“ von W. A. Mozart.
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Stift Wilten Aktuell
Auch nach mehr als anderthalb Jahrtausenden hat der Kichenlehrer und Regelvater des Prämonstratenserordens, der Heilige Augustinus von Hippo, nichts an Aktualität eingebüßt. Am Fest dieses großen Heiligen ging Abt Raimund Schreier in seiner Predigt auf die Bedeutung der Freundschaft zu Gott und zu den Menschen ein, um das Lebensglück, das wir alle tagtäglich suchen, finden zu können. „Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd“. Diesen Satz des römischen Dichters Publius Terentius hat der Hl. Augustinus einmal zitiert und auf sein bewegtes Leben bezogen. Ihm war in der Tat nichts Menschliches fremd. „Auch er ist viele Wege gegangen, auch
Irrwege von Sekten und Weltanschauungen, Wege von Beziehungen, die wieder zerbrochen sind, bis er schließlich im Glauben an Gott zur ewigen Wahrheit gelangt ist ... es ist Gott, in dem er endlich die innere Ruhe findet. Zum Menschsein gehört für Augustinus aber auch ganz wesentlich Gemeinschaft und Freundschaft. In seiner Autobiographie, seinen sogenannten ‚Confessiones’ (‚Bekenntnissen’), führt er näher aus, was gelebte Freundschaft für ihn heißt: ‚Noch anderes gab es, was mir an meinen Freunden so gefiel: miteinander plaudern und lachen und einander Gefälligkeiten erweisen; gemeinsam schöne Bücher lesen, zusammen scherzen und zusammen ernst sein; manchmal einander widersprechen, doch ohne Gehässigkeit…, einander belehren und voneinander lernen; die Abwesenden schmerzlich vermissen und die Kommenden freudig begrüßen;… Das ist es, was man an Freunden liebt.’ (Conf. IV,8). Augustins Leben ist ohne Freunde nicht denkbar. Freundschaft ist auch heute bei uns ein hohes Gut. Freunde zu haben macht das Leben lebenswert. Wir brauchen, um uns als Menschen entfalten zu können, das Gefühl, geliebt zu werden und geachtet zu sein.“
ACTIO
Danke und Willkommen Im den vergangenen Monaten gab es einige Änderungen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Stift Wilten. V. l. n. r.: Abt Raimund Schreier, Mara Matic, Verwalter Rainer Khälß
Thomas Hager
Mara Matic ist mit 1. Juli 2020 in Pension gegangen. Am 1. September 1993 hatte Mara ihren Dienst im Stift Wilten angetreten. Mehr als 26 Jahre war sie eine tüchtige, geschätzte Kollegin und leistete tolle und wertvolle Arbeit in der Raumpflege und in der Wäscherei des Stiftes. Bei der Abschiedsfeier für Mara im Stift bedankte sich Abt Raimund für den treuen, jahrzehntelagen Dienst und wünschte der Pensionärin weiterhin viel Gesundheit und Freude mit ihrer Familie. Maras Pensionierung war aber kein „Abschied“ der Familie Matic im Stift Wilten, da ihre Tochter Ivonne seit 1. Juni in der
Wäscherei beschäftigt ist und damit die „Familientradition“ weiterträgt. Seit 15. November 2019 ist Thomas Hager als Sekretär des Abtes in der Verwaltung tätig. Die vorherige Abtsekretärin Inge Sigl, die viele Jahre im Stift tätig war, ist als Mitarbeiterin in die Dompfarre St. Jakob gewechselt. Claudia Scharmer verstärkt seit 7. Jänner 2020 das Team in der Stiftsküche. An der Pforte und damit auch im Klosterladen hilft seit dem 1. Mai 2020 Tobias Gruber mit. Den Neuzugängen sagen wir ein herzliches Willkommen!
Claudia Scharmer
Mara und Ivonne Matic (3. v. l.) mit ihren Kolleginnen
Tobias Gruber
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CONTEMPLATIO
Zur Geschichte des Stiftes Wilten 27. Kapitel Die bedeutenden Äbte Andreas Mayr (1621 – 1650) und Dominikus Löhr (Loer) (1651-1687). Erbauung der barocken Stiftskirche und der Wallfahrtskirche Heiligwasser Text: Prior Klemens Halder OPraem
Abt Andreas Mayr war wissenschaftlich sehr gut ausgebildet. 1603 hatte er nach drei Jahren Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Ingolstadt das philosophische Doktorat erworben. Nach zwischenzeitlichen Tätigkeiten – auch als Prior – hielt er sich für höhere theologische Studien zunächst in Dillingen, dann ab Spätherbst 1613 in Rom auf und erlangte im Mai 1614 in Perugia das theologische Doktorat. 1621 zum Abt gewählt, nahm er am Leben der Prämonstratenserklöster der bayerischen Zirkarie regen Anteil und bemühte sich, das erneuerte Prämonstratenserleben in Wilten zu festigen. Beim Kapitel der bayerischen Zirkarie 1629 wurde er zusammen mit dem Abt von Steingaden zum Deputierten für das Generalkapitel gewählt. 1630 wurden in Prémontré nach Vorarbeiten auf mehreren Generalkapiteln die neuen Ordensstatuten endgestaltet und in Kraft gesetzt. Trotz Abt Andreas Mayr, der langen Reise und der Äbtebilder, Stift Wilten hohen Kosten nahm Andreas Mayr die Mühe der Teilnahme am Generalkapitel auf sich. Nach dem Wiedererstarken des Prämonstratenserordens bemühten sich manche Abteien, in der Reformationszeit verlorengegangene Klöster erneut zu besiedeln. Andreas Mayr versuchte das hinsichtlich des Wiltener Tochterklosters Speinshart in der Oberpfalz. Jenes war 1556 vom zum Calvinismus übergetretenen Landesherrn aufgehoben worden. Inzwischen war der katholische bayerische Kurfürst dort Landesherr und hatte 1621 das Kloster erworben. Jener lehnte das Ansuchen des Wiltener Abtes hinsichtlich einer Wiederbesiedlung wegen seiner finanziellen Interessen ab. Abt Andreas sandte trotzdem 1629 drei bestausgebildete Chorherren dort hin. Nach erfolglosem Bemühen 18
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kehrten zwei 1632 zurück, der dritte blieb dort und starb 1633 an der Pest. Andreas Mayr hatte sicher während seiner Studienaufenthalte im Ausland neue religiöse Kunst und Architektur kennengelernt. 1623 ließ er von Paul Honecker (Honegger) ein auf 28 m2 Leinwand gemaltes Fastenbild für die Stiftskirche schaffen. Die tiefe (theologische) Glaubensaussage dürfte auf Andreas Mayr zurückgehen. Neben der Beweinung des toten Christus wird durch große Engel schon auf Auferstehung und Himmelfahrt hingewiesen; auch ist durch die von Gott Vater und dem Heiligen Geist (Taube) ausgehenden Feuerflammen die Geistsendung am Pfingstfest angedeutet. Das große Bild dürfte in der Fastenzeit den damals noch bestehenden gotischen Flügelaltar abgedeckt haben. Unter Abt Andreas wurde das „Leuthaus“ zwischen Stift und Basilika Wilten, an der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert erbaut und bis damals deutlich niedriger, zur heutigen Gestalt ausgebaut. Am Dachstuhl ist die Jahrzahl 1626 zu finden. 1619 war für die jetzige Jesuitenkirche der Grundstein gelegt worden. In jener Zeit des 30-jährigen Krieges dauerte es bis zur Fertigstellung, auch wegen des zwischenzeitlichen Einsturzes der fast fertig gebauten Kirche, sehr lange. Erst ab 1640 konnte jene im frühbarocken Stil erbaute Kirche für Gottesdienste genutzt werden. Bei den archäolo- Fastenbild der Stiftskirche, gischen Grabungen Paul Honegger 1623 in der Stiftskirche 2005/2006 war es eine große Überraschung, dass im Bereich zwischen Kommuniongitter und Hochaltar eine mit Schutt aufgefüllte Krypta freigelegt wurde. Wie im am Ende des 1641 gedruckten „Mortuarium Wilthinense“ (Verstorbenenverzeichnis) festgehal-
CONTEMPLATIO ten ist, hatte Abt Andreas im Jahr 1639 das Chorgestühl und den damaligen Hochaltar entfernen lassen. Anschließend war offensichtlich die Krypta angelegt worden. Am 1. Juni 1639 waren die Gebeine des ersten Prämonstratenserpropstes, des seligen Marquard, aus ihrem ursprünglichen Grab feierlich erhoben worden. Zusammen mit den schon erhobenen Gebeinen des Abtes Wernher waren dann beider Gebeine im Altar der neuen „Kapelle oder Krypta des Heiligen Kreuzes“ beigesetzt worden. Im Jahr 1644 ließ Abt Andreas die an der Nordwand der Stiftskirche angebaute Johanneskapelle abtragen. Diese war zunächst die Kirche des Frauenklosters, dann des Siechenhauses und schließlich Grabkapelle des Adelsgeschlechtes der Matrei-Trautson gewesen. Die Trautson waren über den Abriss der Kapelle sehr ungehalten. Andreas Mayr ließ diese Kapelle entfernen, da er nach den Gebeinen des sagenhaften Gründers des ersten Klosters, des Riesen Haymon, suchen wollte. Die Johanneskapelle erstreckte sich bis zur Ostseite des damaligen Kirchenturmes. Bei den Grabungsarbeiten wurden die Fundamente des schon durch Erdbeben geschädigten Turmes untergraben, er stürzte am 3. Dezember 1644 ein. Ein Teil fiel in den nördlich gelegenen Hof, ein anderer auf den vorderen Teil der Stiftskirche. Die Schäden an der Stiftskirche sieht man auf dem Dankesbild der Schutzbefohlenen des Stiftes nach einem Brand, der 1646 im nördlich gelegenen landwirtschaftlichen Hof des Stiftes ausgebrochen war. Wegen der Geldnot des Stiftes, auch in Folge des 30-jährigen Krieges (1618-1648), gelang in den Jahren 1649/1650 nur die Abtragung der Mauerruinen und die Fundamentierung der zukünftigen Kirche. Andreas Mayr hatte in der ersten Zeit als Abt Ruhe von Bestrebungen der Diözesanbehörden in Brixen, ihre angebliche Hauptzuständigkeit für das Stift Wilten durchzusetzen. Nicht nur hinsichtlich des Vorsitzes und der Bestätigung der Abtwahl, welche Brixen seit dem Diözesanbischof Nikolaus Cusanus beanspruchte, sondern auch hinsichtlich der Klostervisitation war die Frage der Hauptzuständigkeit aktuell. Die regelmäßige Visitation war eine wichtige Einrichtung, um die Einhaltung der Vorschriften beim klösterlichen Gottesdienst und im Leben der gesamten Gemeinschaft sowie der Einzelnen zu überprüfen. Als 1635 der Vaterabt Wiltens, der Abt von Rot, sein Vorhaben einer Visitation anmeldete, reagierte Brixen äußerst massiv. Es kündigte nach allerhand Gegenbemühungen seinerseits eine Visitation für 1638 an. Abt Andreas antwortete darauf, er habe gegen eine Visitation Brixens hinsichtlich der Seelsorge nichts einzuwenden, auch könnten die Kom-
Ehemalige Krypta im Chorraum der Stiftskirche, 2006 entdeckt
missäre des Landesfürsten wie üblich eine Visitation der Güterverwaltung durchführen, eine Visitation des eigentlichen Ordensleben könne er aber nicht zulassen. Trotzdem kam der bischöfliche Visitator in Begleitung von 15 Soldaten und setzte den Abt im Stift gefangen. Als Andreas Mayr 28 Stunden später auf Bitten von Konventangehörigen nachgab, wurde die Visitation durchgeführt. Abt Andreas protestierte anschließend in Rom. Er erreichte, dass Papst Urban VIII. den Abt des Prämonstratenserklosters Steingaden beauftragte, drei Jahre hintereinander Wilten zu visitieren. Das geschah von 1640 bis 1642, wenn auch Brixen alles tat, um das zu verhindern. Nebenbei sei erwähnt: 1453 war die Innsbrucker Stadtpfarre St. Jakob eine Kuratie mit Pfarr-Rechten geworden. Wilten als Mutterpfarre hatte sich aber noch Votivbild aus dem Jahr 1646, Stift Wilten. Links ist die Stiftskirche nach dem Einsturz des Glockenturmes zu sehen.
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CONTEMPLATIO einige Rechte vorbehalten. 1643 wurde St. Jakob endgültig eine unabhängige Pfarre. Im Jahr 1650 trat eine Situation ein, die mit dem politischen Leben Tirols zusammenhing. Der Tiroler Landesfürst Erzherzog Leopold V. hatte 1626 Claudia von Medici, die Tochter des Großherzogs der Toskana, geheiratet. Nach dem frühzeitigen Tod Leopolds im Jahr 1632 übernahm jene tüchtige Fürstin im Namen Kaiser Ferdinands II. die Regierung Tirols, da ihr Sohn Ferdinand Karl erst vier Jahre alt war. Ihr tüchtigster Berater, der sich in vielerlei Hinsicht große Verdienste um die Entwicklung des Landes erwarb, war ihr Kanzler Wilhelm Bienner. 1646 folgte Ferdinand Karl seiner Mutter als Regent. Er pflegte einen aufwändigen Lebensstil ohne Rücksicht auf die Kosten. Um die prunkvolle Hofhaltung, die glanzvollen Bälle und Opernaufführungen zu finanzieren, wendete er riesige Geldsummen des Landes auf; er verkaufte oder verpfändete auch Besitzungen und Herrschaftsrechte in seinem Regierungsgebiet. Unter dem neuen Herrscher wurde Bienner von seinen Gegnern entmachtet und in Prozesse verwickelt. Als Bienner das Schlimmste befürchten musste, floh er am 29. August 1650 in die „Freyung“ (Klosterasyl) des Stiftes Wilten. Bienner war Schwabe wie auch Andreas Mayr, beide waren miteinander befreundet. Die Gegner Bienners ersuchten die bischöfliche Behörde Brixens um die Aufhebung des Klosterasyls, was ihnen wegen der Streitigkeiten Brixens mit Abt Mayr gerne gewährt wurde. Bienner wurde am 10. September 1650 mit weltlicher Gewalt aus dem Klosterasyl herausgeholt und nach einem längeren Prozess am 17. Juli 1651 auf der Festung Rattenberg enthauptet. Der besondere Gegenspieler Abt Mayrs, der Brixner Weihbischof Jesse Perkhofer, konnte zugleich mit der Aufhebung des Klosterasyls im Herbst 1650 die Visitation Wiltens in die Wege leiten. Ein immer größer werdender Teil der WilKanzler Bienner verhindert beim Tiroler Landtag den Auszug der geistlichen und adligen Opposition, Gemälde von Karl Anrather (1861–1893)
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tener Ordensgemeinschaft stand damals nicht mehr hinter Abt Andreas. Der Konvent war des eigenwilligen Vorgehens des Abtes in den Bauangelegenheiten und seiner ständigen Prozesse, nicht nur gegen Brixen, leid. Bei jener Visitation wurde Abt Mayr zur Abdankung bewogen. Am 9. Jänner 1651 wurde der aus Mutters stammende Dominikus Loer zum Abt gewählt; er war damals Pfarrer von Ampass. Er bemühte sich von Anfang an um Beruhigung in der Auseinandersetzung mit Brixen. Deshalb nahm er zunächst an den Kapiteln der bayerischen Zirkarie nicht teil, Abt Dominikus Loer, Äbtebilder, obwohl er dazu ein- Stift Wilten dringlich aufgefordert wurde. Mitte 1653 kam die endgültige Entscheidung der obersten Rechtsbehörde des Vatikans, der Rota Romana, um die sich auch der Orden bemüht hatte. Es wurde von der Rota klargestellt: „Das Kloster Wilten war und ist ein Kloster des Prämonstratenserordens.“ Dem Orden waren dadurch die wesentlichen Rechte in Bezug auf Wilten zugesprochen. Abt Dominikus gab aber nicht auf, einen für beide Seiten annehmbaren Vergleich zustande zu bringen. Dieser wurde am 9. Dezember 1655 erreicht. Dabei verzichtete der Bischof von Brixen auf zukünftige Visitationen Wiltens und die Bestätigung eines neugewählten Abtes. Er behielt aber das Recht, bei einer Abtwahl selbst oder durch einen Kommissär zusammen mit dem Abgesandten des Ordens den Vorsitz zu führen und die feierliche Benediktion (Segnung) des neuen Abtes vorzunehmen. Wilten verpflichtete sich auch, bei einer Abtwahl ein beträchtliches Anerkennungsgeld wegen der einstigen bischöflichen Gründung an Brixen zu zahlen. Dominikus Loer konnte daraufhin ungehindert am Leben des Ordens teilnehmen. Als es beim Zirkariekapitel von 1657 nötig war, einen Deputierten für das Generalkapitel in Prémontré zu wählen, fiel die Wahl auf den Wiltener Abt. Er war dazu vom 2. April bis 13. Juni 1657 von Wilten abwesend. Er hatte als Begleiter den jungen Grafen von Wolkenstein. In seiner
CONTEMPLATIO Tagebuchnotiz vom 26. Mai dankten sie Gott, als sie die französischen Wälder hinter sich hatten – wegen der dortigen zahlreichen Räuber – und wieder auf deutschsprachigem Gebiet angelangt waren. Abt Dominikus vertrat die bayerische Zirkarie nochmals beim Generalkapitel im Jahr 1660. Der zweite Bereich, dem Dominikus Loer besondere Aufmerksamkeit zuwenden musste, war der Aufbau der Stiftskirche. Die Arbeiten dafür gingen aber infolge der Geldnot langsam vor sich. Als 1657 endlich das Gewölbe aufgesetzt war, stürzte es nach wenigen Tagen ein und begrub sechs Arbeiter unter sich; der Verantwortliche flüchtete. 1662 ging man an den Weiterbau, der erst 1665 abgeschlossen werden konnte. Nach den Plänen des Innsbrucker Hofbaumeisters Christoph Gumpp, auf den auch andere maßgebliche Bauwerke Innsbrucks zurückgehen, war anstelle der romanischen Kirche von 1201 mit derem hohen Mittelschiff und den niedrigen Seitenschiffen ein einheitlicher großer Raum geschaffen worden, in den die Außenmauern der Seitenschiffe einbezogen waren. Am 18. Oktober 1665 konnte in Anwesenheit von Kaiser Leopold I. vom Brixner Bischof Sigmund von Thun die feierliche Einweihung der Kirche vorgenommen werden. Die Kirchweihe war an einem Termin angesetzt, an dem der Kaiser in Innsbruck anwesend war. Es war der Tiroler Landes-
fürst Ferdinand Karl 1662 im Alter von 35 Jahren gestorben. Ihm war sein Bruder Sigmund Franz in der Regierung gefolgt, aber schon 1665 gestorben. Damit war die zweite Linie der Tiroler Habsburger erloschen. Wie es dem damaligen Geist des fürstlichen Absolutismus entsprach, wurden nun Tirol und die Habsburger Vorlande der Zentralregierung in Wien unterstellt. Aus diesem Grund fand am Tag nach der Weihe der Stiftskirche die Erbhuldigung der Tiroler Stände an Kaiser Leopold I. in Innsbruck statt. Zwei Tage nach der Stiftskircheneinweihung nahm der Brixner Weihbischof Jesse Perkhofer die Weihe der Wallfahrtskirche Heiligwasser oberhalb von Igls vor. Über
Claudia Felicitas, Tochter des Landesfürsten Ferdinand Karl, 1653 geboren und von Abt Loer getauft, 1673 mit Kaiser Leopold I. verheiratet. Sebastiano Bombelli, Stift Wilten Quellen: Haidacher 52f, 63, 69f. Szántó Stefan Hubert, Das Leben im Stift Wilten vom Spätmittelalter
Wallfahrtskirche Heiligwasser gegen die Inns-
bis in die Barockzeit.
brucker Nordkette
Dissertation (Maschin-
die dortige neue Wallfahrt hatte Abt Dominikus am 17. September 1651 in seine Tagebücher geschrieben: „Ich war beim Baum der Gottesmutter im Igler Wald zum Gebet.“ Am 30. September 1652 notiert er: „Bei der Gottesmutter im Wald fand ich
schrift), Innsbruck 1954,
Einweihung der barocken Stiftskirche1665, Stefan Kessler 1679, Stift Wilten
58. Szántó, 54f. St.A.W. 04 02 42, W. Hauser, B. Lanz (Bundesdenkmalamt. Landeskonservatorat für Tirol), Kurzbericht - Innsbruck Leithaus Klostergasse 1, Innsbruck 2000, 4. Schneider, 92f. St.A.W. 04 04 01, Mortuarium Wilthinense, 1641. Oswald Trapp, Die Trautsonschen Gruftkapellen im Stift Wilten. In: Tiroler Heimatblätter, 23. Jg. (1948), Heft 1-3, 6-8. Schuler, Die Stiftskirche des hl. Laurentius zu Wilten, 32f. Stift Wilten Aktuell
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Nr. 4, Kap. 91, Nr. 12.
den Baum und auch einen Teil des Gnadenbildes verbrannt vor.“ Es wird dann auch von einer hölzernen Kapelle berichtet. Der Abt ließ ab 1661 die heutige Wallfahrtskirche erbauen, die am 20. Oktober 1665 feierlich eingeweiht wurde. Sie wurde immer mehr von Wallfahrern aufgesucht. Bei der Einweihung der Stiftskirche fehlte noch vieles von der Innenausstattung, so auch der Hochaltaraufbau. Kaiser Leopold I. hatte Abt Dominikus anlässlich der Einweihung einen bedeutenden Geldbetrag zugesagt. Als jener lange auf sich warten ließ, schrieb der Abt dem Kaiser einen Brief, in dem nach der üblichen Einleitungsformel mit der ganzen Titulatur nur ein kurzer Psalmvers stand: „Sei eingedenk deines Wortes an deinen Knecht.“ Psalm 118. Im Jahr 1666 langte daraufhin die große Summe von 2000 Gulden für den Hochaltar ein. Dominikus Löhr hatte die Wertschätzung der Regierenden schon seit längerer Zeit erlangt. Als Pfarrer von Ampass (16411651) war er – wohl vom nahegelegenen Schloss Ambras aus – oft von den jungen Söhnen der Landesfürstin Claudia besucht worden, die ihn wegen seines goldenen Humors liebgewannen. Nachdem 1669 die Innsbrucker Universität gegründet worden war, ließ Abt Dominikus begabte Kleriker (Ordensstudenten) dort studieren. Es war sogar ein Angehöriger des Wiltener Konventes, der damalige Prior Johannes Mayr, der als erster im Jahr 1677 an der neuen Universität
Halder (Hg.), Ver-
Das Innere des Kirchleins Heiligwasser
Quellen: Lentze, Stadt und Kirche im mittelalterlichen Innsbruck, 147f. Forcher, Tirols Geschichte, 163f.; Schneider, 93,95. Szántó, 100-117; Heinrich von Schullern, In der Freiung Wilten. In: Wilten. Nordtirols älteste Kulturstätte, 2. Bd. 1926, 109-118. Szántó, 120-137. Szántó, 144-148, 151-153. Schuler, Die Stiftskirche, 33f.; Forcher, Tirols Geschichte, 169. Forcher, 164,176. St.A.W. 11 02 01, 11 02 02, Abttagebücher Dominikus Löhr (Loer). Barbara Kern, Die Geschichte der Kirche. In: Heiligwasser (Kirchenführer), Salzburg 1994 (1. Auflage), 4. St.A.W. Adalbert Tschaveller, Annales canoniae Wilthinensis, Bd II, Kap. 89,
zeichnis der Mitglieder des Prämonstratenserstiftes Wilten. (Maschinschrift) Innsbruck 2005, 68. Szántó, 164f. Adrian Zacher, Das PrämonstratenserStift Wilten in Tirol. In: Sebastian Brunner, Ein Chorherrenbuch. Würzburg-Wien 1883, 704. Szántó, 169f. 22
Stift Wilten Aktuell
das Doktordiplom erwarb. Abt Dominikus arbeitete auch als Angehöriger des „Ständigen Ausschusses“ intensiv in der Landesverwaltung mit. Im Auftrag des Generalvikars der bayerischen Zirkarie visitierte er mehrmals das Prämonstratenserstift Griffen in Kärnten. Abt Dominkus übte auch einfache Seelsorge aus. Häufig ging er an gewöhnlichen Sonntagen, auch zur kalten Winterzeit, wie ein Kooperator in Landpfarren des Stiftes und feierte dort den Gottesdienst mit Predigt. Abt Dominikus starb am 10. Mai 1687 im Alter von 86 Jahren. Der Verfasser der „Annotationes domesticae“ (Erinnerungswertes des Hauses) schreibt über ihn: Er habe sich am Beginn seiner Abttätigkeit nichts mehr gewünscht, als erstens die Kirche wieder aufzubauen, zweitens die vielfältigen Streitigkeiten zwischen Fürsten (auch Fürstbischof) und dem Kloster und die Unruhe unter seinen Klosterangehörigen zu schlichten, drittens sich von der vom Vorgänger hinterlassenen Schuldenlast freizumachen – was ihm trotz der schwierigen Zeit Dank der Fürsorge Gottes gelungen ist. Er habe sich mit seiner väterlichen Liebe bei Groß und Klein beliebt gemacht. Er habe auch (durch die Vermögenden und Einflussreichen) soviel finanzielle Hilfe erlangt, dass er seinen dreifachen Wunsch in die Tat umsetzen konnte. Über Abt Dominikus habe es den verbreiteten Ausspruch gegeben, dass der Herr Prälat von Wilten mehr mit Lachen erlangt als andere mit Weinen.
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belcanto365 Der neu gegründete Club unterstützt die Arbeit und Weiterentwicklung der Wiltener Sängerknaben. Die Wiltener Sängerknaben verweisen auf eine lange Tradition. Seit vielen Jahren sind sie wichtige Träger von Kultur sowie Verkünder heimischen Liedgutes, alter und neuer Musik, und zählen zu den traditionsreichsten und renommiertesten Knabenchören der Welt. Vor allem in den letzten 25 Jahren wurde der Chor von Prof. Mag. Johannes Stecher systematisch zu dem Klangkörper ausgebaut, auf den man heute mit Stolz blicken kann. Um Musik und im Speziellen Gesang auf hohem Niveau anzubieten, braucht es viel Zeit, Übung, motivierte Sänger, Talente und engagierte, bestens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine breite Basis an unterstützenden Freunden, die dazu beitragen, dass Ausbildung und Auftritte in bestmöglicher Qualität erfolgen können. Die Wiltener Sängerknaben mit Chorleiter Johannes Stecher
Die jungen Sänger setzen sich immer neue Ziele, die nur mit viel Engagement und Hilfe wohlwollender Menschen erreicht werden können. Wenn auch Sie die Arbeit der Wiltener Sängerknaben unterstützen wollen, sind Sie eingeladen, dem Unterstützer-Club „belcanto365“ beizutreten. Sie leisten damit einen aktiven Beitrag, das kulturelle Leben unserer Stadt und unseres Landes hochwertiger zu gestalten. Die wichtigsten belcanto365-Ziele: • bestmögliche Ausbildung junger Sänger • Veranstaltung eigener, hochwertiger Konzerte • Anschaffung von Ausrüstung und Instrumenten • Finanzierung von Konzerttourneen • und einiges mehr … Die Wiltener Sängerknaben freuen sich, Sie im Club „belcanto365“ als Förderer begrüßen zu dürfen! Überweisen Sie Ihre Jahresmitgliedschaft unten Angabe Ihres Namens / Unternehmens auf folgendes Konto IBAN: AT60 3600 0001 0061 1459, Verwendungszweck „belcanto365“. Im Falle einer Unterstützung wird um Bekanntgabe der Kontaktdaten unter info@saengerknaben.com gebeten. Weitere Informationen: belcanto365.saengerknaben.com Stift Wilten Aktuell
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CARITAS
Hilfe für Menschen ohne Heimat Die Vinzenzgemeinschaft „Waldhüttl“ kümmert sich um Menschen in seelischer und materieller Not, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihres Religionsbekenntnisses. Seit November 2012 beherbergt das „Waldhüttl“ Menschen, die es im Leben nicht leicht hatten und haben. Dutzende von Heimatlosen, Armen, Roma, Asylwerbern u. a. fanden und finden im „Waldhüttl“ ein wenig Heimat. Am 24. August waren Abt Raimund Schreier, Fr. Alois Vorácek und Rudi Mair vom Stift Wilten zu Besuch im „Waldhüttl“. Sie konnten dort gemeinsam mit Vroni und Jussuf Windischer eine sehr liebe Familie aus Südtirol begrüßen, welche neu im Parterre eingezogen ist: Maria und Wolfgang mit den drei Söhnen Jakob, Vinzenz und Laurin. Maria und Wolfgang kümmern sich um Herberge, Gärten, Hausmeisterei und Waldhüttlprojekte. Obmann Jussuf Windischer berichtete über die dortige aktuelle Situation: „Die GärtnerInnen bringen das Umfeld des Hauses zum Blühen. Es wird heuer wieder eine reiche Ernte geben. Besinnungsweg und Friedenskapelle laden zum Nachdenken ein, die Kulturscheune erfüllt das Haus Abt Raimund und Frater Alois begrüßen mit Vroni und Jussuf Windischer die neue Hausmitarbeiterfamilie im „Waldhüttl“
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Stift Wilten Aktuell
mit Leben. Danke dem Stift Wilten für die Großzügigkeit, das Haus und den Grund den hilfesuchenden Mitmenschen gratis zur Verfügung zu stellen.“ Das Waldhüttl bietet im Tiefparterre zirka 15 Personen eine bescheidene Herberge mit einem großen Badezimmer. Genutzt wird diese Wohneinheit vornehmlich von Roma aus Tornala (Slowakei), die als Zeitungsverkäufer die Straßenzeitung „20-er“ verkaufen, um mit den bescheidenen Einnahmen ihre Familien zu erhalten. Alle drei Wochen fahren sie in die Heimat, nach einiger Zeit kommen sie wieder für diese Tätigkeit. Im 1. Stock befindet sich eine Wohneinheit mit fünf Zimmern. 15 Herbergsbetten, eine Küche, ein Bad und ein Balkon stehen für verschiedene Gruppen zur Verfügung: im Familientrakt wohnen Gelegenheitsarbeiter und andere. Im Frauenzimmer sind die Betten für die Frauen aus Tornala. Neben einem Einzelzimmer gibt es den Herbergsraum für Pilger, freiwillige Mitarbeiter und Couchsurfer.
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Höttinger Bildwoche Westlich der Hungerburg, am Fuße der Nordkette, in ungefähr 1000 Metern Seehöhe, befindet sich die Kapelle Mariä Heimsuchung, kurz genannt „Höttinger Bild“. Eucharistiefeier im Rahmen der „Bildwoche“
Zwischen 29. Juni und 4. Juli wurde auch heuer die sogenannte „Bildwoche“ begangen. Eine Woche lang wurde vor und in der Wallfahrtskapelle, die zur Stiftspfarre Hötting gehört, täglich eine heilige Messe gefeiert und der Rosenkranz gebetet. Am 2. Juli stand Abt Raimund Schreier mit Pfarrer Marek Ciesielski dem Gottesdienst vor. Auch der strömende Regen konnte die Freude der trotzdem zahlreichen anwesenden Gläubigen nicht trüben. Die Eucharistiefeier fand im Freien um den Altar gegenüber der Kapelle statt. Ein kurzfristig aufgestelltes kleines Zelt schützte zumindest den Altar und die Zelebranten. Absolute Wettertauglichkeit bewies auch die Stadtmusikkapelle Hötting, welche die Feier musikalisch gestaltete. Im Laufe der Bildwoche waren auch noch der David Singkreis, D‘Anklöpfler, der Sängerbund Hötting, die Tiroler Stimmen und Mitglieder der Soatn K.A.G. im musikalischen Einsatz. Der Entstehungslegende nach begann ein Innsbrucker Student Ende des 17. Jahrhunderts mit der Verehrung des Höttinger Bildes. 1675 brachte Franz Peier ein Muttergottesbild auf den Höttinger Berg und
befestigte es an einem Baum. Peier besuchte das Gnadenbild häufig und bat Maria um Hilfe bei seinen Studien. Mit der Zeit suchten auch andere Innsbrucker Studenten das Muttergottesbild am Höttinger Berg auf und beteten dort um Unterstützung, sodass das Bild den Beinamen „Maria im Höttinger Bilde, der Studenten Zuflucht“ erhielt. Das Höttinger Bild erfreut sich großer Beliebtheit. Das ganze Jahr hindurch, im Sommer wie im Winter zieht es zahlreiche Pilger und Wanderer - nach wie vor auch viele Studenten - auf den Höttinger Berg zur Wallfahrtskapelle Mariä Heimsuchung.
Maria, Mutter Gottes, bitte für uns!
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COMMUNIO
Abschied von P. Justinus OCist Nach Beendigung des Doktoratsstudiums kehrt der beliebte Diakon in seine vietnamesische Heimat zurück. Verabschiedung von P. Justinus durch Dekan Augustinus Kühne OPraem, D. Norbert Gapp OPraem und die Jugendlichen nach den Jugendvesper
Pater Justinus Nguyen (Abtei Phuoc Ly) gehört zu den ersten drei vietnamesischen Zisterzienserstudenten des Klosters Heiligenkreuz, die zu Diakonen geweiht wurden. Pater Justinus hatte 2014 in Heiligenkreuz seine Diplomarbeit im Fach neutestamentlicher Exegese präsentiert. Nach der Sponsion zum Magister der Theologie wurde er zum Doktoratsstudium in Innsbruck zugelassen. Seit 2015 lebte er mit seinem frohen Wesen als gern gesehener Gast im Stift Wilten. Als Diakon war er im Stift und auch in Stiftspfarren tätig. Justinus hatte guten Kontakt zu den Jugendlichen der Stiftspfarren und war seit Oktober 2019 auch Dekanatsjugendseelsorger von Wilten-Land. Justinus engagierte sich auch bei Zusammenkünften der in Tirol lebenden Vietnamesen. Am Ende des Sommersemesters 2020 wurde er nun zum Doktor der Theologie promoviert. P. Justinus wird in den kommenden Monaten - durch die COVID-Pandemie ist die Rückkehr derzeit kompliziert - in seine Heimat Vietnam zurückkehren und dort vo26
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raussichtlich als Theologieprofessor tätig sein. Der Konvent des Stiftes Wilten gratulierte und dankte ihm am 5. Juli, gemeinsam mit Freunden und Lehrenden der Universität, im Rahmen einer Feierstunde im Refektorium. Am 6. Juli verabschiedete sich die Dekanatsjugend nach der Jugendvesper von P. Justinus. Für die weitere Zukunft wünschen wir ihm von Herzen Gottes Segen und viel Freude und Erfüllung bei der Verkündigung des Glaubens in seiner Heimat! P. Justinus mit D. Johannes Hohenwarter nach dem Gottesdienst zum Augustinusfest
COMMUNIO
Ewige Profess bei den Karmelitinnen Am Fest unserer Lieben Frau vom Berg Karmel, dem 16. Juli, legte Sr. Maria von Gott im Kloster der Karmelitinnen in Innsbruck-Mühlau ihre Feierlichen Gelübde ab.
Sr. Maria – mit bürgerlichem Namen Mag. jur. Mirjana Martic – kommt aus Slavonski Brod in Kroatien. Sie ist das neunte von elf Geschwistern, die zum Teil in Österreich leben. Der jüngste Bruder ist Priester.
Durch die Schriften der Hl. Teresa von Avila lernte sie die Spiritualität des Karmel kennen, bis sie deutlich auch ihre Berufung zu einem Leben des Gebetes und der Hingabe für die Kirche spürte. So verließ sie vor sechs Jahren ihre Heimat, um dem Ruf Gottes in den Innsbrucker Karmel zu folgen. Es folgten intensive Jahre des Hineinwachsens in die neue Lebensweise, in der das Gebet den ersten Platz einnimmt und das von Schweigen, einfachen Arbeiten und schwesterlicher Gemeinschaft geprägt ist. Sr. Maria lernte neben den Haushaltsarbeiten das Nähen und das Backen von Hostien. Ihre Vorliebe aber gilt dem Gebet und der geistlichen Lesung. Sie nimmt regen Anteil an allen Nöten der Kirche und der Welt und ist auch ihrer Familie auf neue Weise innig verbunden. Besonderes Merkmal: Ihr schallendes Lachen!
Sr. Maria von Gott legte im Karmel St. Josef und St. Teresa in InnsbruckMühlau ihre Feierlichen Gelübde ab.
Der Konvent der Karmelitinnen mit Sr. Maria von Gott (4. v. r.)
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COMMUNIO
Kennenlernfest der Jugend Am 19. Juli trafen sich Kinder und Jugendliche im Aldranser Pfarrheim, um miteinander einen bunten und Gemeinschaft aufbauenden Nachmittag zu verbringen.
Viel Freude und Spaß beim Kennenlernfest
D. Royinson Panachikkal OPraem bewegt sich elegant und geschickt zwischen „Himmel und Hölle“ :-)
Sackhüpfen ist nach wie vor sehr beliebt! 28
Stift Wilten Aktuell
Die Auftaktveranstaltung zur Wiederaufnahme des kirchlichen Miteinanders nach Corona machte am vergangenen Wochenende ein Kennenlernfest für Kinder und Jugendliche im Aldranser Pfarrheim. Von hier aus ging es im Stationsbetrieb mit Sackhüpfen, Gesang, Fotochallenge, Papierfliegerbasteln und Pfarrkino einmal quer durch die Gemeinde und wieder zurück. Mit dabei waren viele Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Gemein-
den, ehrenamtliche Betreuer und auch einige Eltern. Die Veranstaltung wurde von Gabi Maier ins Leben gerufen, der neuen Koordinatorin für den Seelsorgeraum Aldrans-Ampass-Lans-Sistrans. „Unsere Gemeinden sind allesamt freundlich und aufgeschlossen und warten schon auf den Startschuss für pfarrliche Aktivitäten in der Kinder- und Jugendbegleitung“, so die neue Koordinatorin. „In naher Zukunft sollen wieder Jungscharstunden stattfinden, ein Entdecken, wie reich und spannend unsere Kirche an religiösen Schätzen ist, Proben des Kinder- und Jugendchors sowie pfarrliche Ministrantenstunden mit tollem diözesanen Zusatzprogramm – das ist kirchliches Miteinander, wie ich es mir vorstelle“, so Maier weiter. Besonders freut sie sich auf die Familiengottesdienste mit Groß und Klein, „wo wir spüren, was uns der Glaube in der heutigen Zeit schenken kann: Gemeinschaft, Halt und Entfaltung der individuellen Persönlichkeit“. Am 1. Oktober um 21 Uhr findet in der Ampasser Pfarrkirche der 1. FaithbookAbend zum Kennenlernen himmlischer Freunde statt - den Auftakt macht die Kleine Therese von Lisieux an ihrem Jahrestag.
COMMUNIO
Tag des Dankes in Tirol Am Hohen Frauentag fand der Festgottesdienst in der Jesuitenkirche Innsbruck und eine Dankveranstaltung im Congress Innsbruck statt.
Abt Raimund sagt DANKE
In Tirol hat der 15. August eine ganz besondere Bedeutung. Das Fest Maria Himmelfahrt ist ein Landesfeiertag zum Gedenken an die Befreiung Tirols im Jahr 1809. Unter der Führung von Andreas Hofer kam es zum erfolgreichen Aufstand der Tiroler Bevölkerung gegen die bayerische Besatzung. Der 15. August wurde bereits 1959 als Feiertag eingeführt und zum Hohen Frauentag erklärt. Der Hohe Frauentag ist im Land Tirol traditionellerweise ein Tag des Dankes und der Wertschätzung. In diesem Jahr wurden aber ausnahmsweise keine engagierten Persönlichkeiten mit Verdienstmedaillen und Verdienstkreuzen geehrt, sondern es wurde jenen Menschen gedankt, die während der Coronakrise Herausragendes geleistet haben. Traditionell begann der Hohe Frauentag in Innsbruck um 9 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Jesuitenkirche, dem Abt Raimund Schreier OPraem vorstand. Die Wiltener Sängerknaben gestalteten den Gottesdienst musikalisch. Der Landesübliche Empfang musste heuer coronabedingt entfallen.
Am Abend lud das Land Tirol zu einer Dankesveranstaltung unter dem Motto „Tirol zeigt Flagge – Tirol sagt Danke“ in das Innsbrucker Congress. Nach einer Ansprache durch Landeshauptmann Günther Platter präsentierten bekannte Musiker aus der Tiroler Musikszene den Song „Tirol haltet z’samm“. Auch Bischof Hermann Glettler und Caritasdirektor Georg Schärmer nahmen an der Feier teil, welche unter Einhaltung strengster Sicherheits- und Hygienevorgaben stattfand.
Wiltener Sängerknaben
Geweihte Kräutersträußchen gab es nach dem Gottesdienst auch für Abt Raimund, die Landeshauptleute und die Tiroler Schützen.
COMMUNIO
Außenrestaurierung der Viller Kirche Vier Jahre nach der Innenrestaurierung der Viller Kirche hat 2020 die Außenrestaurierung begonnen. Text: D. Magnus Roth OPraem
Nach einer Planungsphase des Pfarrkirchenrates in bester Zusammenarbeit mit dem bischöflichen Bauamt und einer sorgfältigen Erstellung des Finanzierungsplanes und der Ansuchen an die Subventionsgeber konnte das wichtige Projekt begonnen werden.
erneuert und im Zuge dessen der spätgotische Bogen ganz freigelegt werden. Nachdem in Coronazeiten keine großen öffentlichen Benefizaktionen stattfinden können, ist die Pfarre diesmal mit kreativen Ideen „ins Netz ausgewichen“. So ist es möglich „Viller-Gerüst-Gedanken“ zu sponsern. Diese Plakatwerbung wird am Baugerüst angebracht. Pfarrer D. Magnus Roth bietet selbstgemalte „Bilder aus der Quarantäne“ an. Der Erlös kommt zur Gänze der Außenrestaurierung zugute. D. Magnus ruft die Menschen auf: „Helfen wir alle mit, dass dieses ‚Wahrzeichen von Vill’ erhalten und gepflegt bleibt. Als wertvolles Kulturgut und unübersehbares Glaubens- und Hoffnungszeichen für uns und künftige Generationen!“ Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite: www.pfarre-igls-vill.at
Die Renovierung der Viller Kirchenfassade hat bereits begonnen
Durch den Kauf von „Bildern aus der Quarantäne“ können auch Sie die Renovierung in Vill unterstützen. Danke!
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Stift Wilten Aktuell
Die Gesamtkosten werden auf voraussichtlich € 208.000 geschätzt. Das „Wahrzeichen von Vill“ soll sich – nach der gelungenen Innenrestaurierung – auch nach außen in neuem Glanz zeigen! Es ist bereits höchste Zeit, nachdem schon Teile vom Verputz bei Föhn heruntergefallen sind und ein Teil des Friedhofs aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Die Ursache dafür war nicht zuletzt ein falscher Putz, der sich mit dem Untergrund nicht verträgt. Auch die Fassadenbemalung ist zu korrigieren bzw. die originale, barocke Version wiederherzustellen. Nach umfangreichen Voruntersuchungen ist immer noch nicht ganz klar, wie die endgültige Fassung sein soll, vor allem auch, was das Kirchenschiff betrifft. Das wird erst nach weiteren Befundungen direkt am Gerüst möglich sein. Zudem muss die Vordachkonstruktion über dem Hauptportal
COMMUNIO
Ein schmerzlicher Verlust Am 20. Juli kam der beliebte Schützenkurat der Schützenkompanie Wilten, Johannes Schiestl, bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben. Johannes (2. v. l.) in seiner Wiltener Tracht beim Schützenjahrtag 2019 vor dem Bartlmäkirchlein
Johannes Peter Schiestl (21.01.1979 - 20.07.2020) war seit drei Jahren Militärpfarrer beim Militärkommando Tirol. Er hatte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck studiert und war im Jahr 2004 zum Priester geweiht worden.
Schmerzvoll muss die Schützenkompanie Wilten bekanntgeben, was wir alle weder fassen, noch glauben können: Unser Schützenkurat, Kamerad und Seelsorger Johannes Schiestl wurde von Gott, dem Herrn, abberufen. Johannes hinterlässt eine riesige Lücke in unsere Mitte. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Kompanie und all ihre Mitglie-
der, als Geistlicher, als Seelsorger, als Kamerad, als Freund. Lieber Johannes, bald wirst du unserem Schöpfer, dem du dein ganzes Leben gewidmet hast, von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Wir werden dich schmerzlich vermissen. Der Herr gebe dir die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte dir!
Text: Schützenkompanie Wilten
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Pforte und Klosterladen Stift Wilten • Klostergasse 7 • A-6020 Innsbruck Telefon: +43 512 583048 • e-mail: pforte@stift-wilten.at Montag - Freitag 8:00-12:00 Uhr und 14:00-18:00 Uhr, Samstag 8:00-12:00 Uhr
Neuheiten im Sortiment finden Sie auch auf unserer Stiftshomepage: www.stift-wilten.at Stift Wilten Aktuell
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Gottesdienste und Termine 4. Oktober 19.00 Uhr
Rosenkranzsonntag Hochamt in der Stiftskirche
18. Oktober 10.30 Uhr
Kirchweihsonntag Hochamt in der Stiftskirche
18.00 Uhr
Vesper in der Stiftskirche
8. Dezember 10.30 Uhr
Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria – Patrozinium der Basilika Wilten Pontifikalamt in der Basilika
18.00 Uhr
Vesper in der Stiftskirche
1. November Allerheiligen 10.30 Uhr Pontifikalamt in der Stiftskirche 14.00 Uhr
Rosenkranz in der Basilika
15.00 Uhr
Gräbersegnung am Wiltener Friedhof
18.00 Uhr
Vesper in der Stiftskirche
2. November 07.00 Uhr
Allerseelen Choralrequiem in der Stiftskirche
18.30 Uhr
Gräbersegnung am Wiltener Friedhof
19.00 Uhr
Requiem in der Basilika
22. November Christkönigssonntag 10.30 Uhr Pontifikalamt in der Stiftskirche
18.00 Uhr
Feierliche Vesper in der Stiftskirche
29. November 1. Adventsonntag 18.00 Uhr Lichtvesper in der Stiftskirche
19.00 Uhr
Konventmesse in der Stiftskirche
6. Dezember 2. Adventsonntag 18.00 Uhr Lichtvesper in der Stiftskirche
19.00 Uhr
Konventmesse in der Stiftskirche
Gottesdienstordnung Hl. Messe in der Stiftskirche 19.00 Uhr Sonntag 07.00 Uhr (mit Laudes) Montag bis Samstag Hl. Messe in der Basilika 10.30 Uhr Sonntag 19.00 Uhr Mittwoch 19.00 Uhr Samstag Chorgebet in der Stiftskirche am Sonntag 07.30 Uhr Laudes 18.00 Uhr Vesper An einzelnen Sonntagen (Hochfesten) findet die Eucharistiefeier um 10:30 Uhr in der Stiftskirche Wilten statt. Die Abendmesse um 19:00 Uhr wird dann in der Basilika gefeiert.