Brixner 372 - Jänner 2021

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EXTRA

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Fitness & Gesundheit

Jahrgang 32 · Jänner 2021

Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung

Italienmeisterschaft vor 50 Jahren

Medaillenjagd auf der Plose POLITIK & GESELLSCHAFT: Wie lebt es sich in der Brixner Altstadt? MENSCHEN & MEINUNGEN: Josef Granruaz im Portrait KUNST & KULTUR: Interview mit Lisa Trockner WIRTSCHAFT & UMWELT: Wie sieht der Arbeitstag eines Försters aus?


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Editorial

Politik & Gesellschaft >>> 04 04 | WOHNEN IN DER ALTSTADT: Im Herzen von Brixen 07 | Dr. Markus Markart: „Moderne und sehr sichere Impfung“ 10 | Ferdinando Stablum: „Bin sehr enttäuscht“ Menschen & Meinungen 16 | PORTRAIT: Josef Granruaz 21 | Gastkommentar: Anna Heiss 22 | Pro & Contra: Verkehr weniger umweltschädlich? 23 | Umfrage: Wie geht es dem Einzelhandel?

>>> 16

Kunst & Kultur >>> 24 24 | SKB: Kunst trotz Corona 27 | Das Eisacktaler Autorinnenkollektiv „Die Glühbirne“ Freizeit & Sport >>> 30 30 | KRÄFTEMESSEN DER SKI-ELITE: Die Plose-Italienmeister 34 | Laufsport: Brixen-Dolomiten-Marathon erweitert Wirtschaft & Umwelt >>> 40 40 | ABWECHSLUNGSREICH: Der Arbeitstag eines Försters Extra 47 | Fitness & Gesundheit

Lesen Sie den

>>> 47

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Warum ich nicht?? Je länger diese Corona-Krise andauert, desto mehr entwickelt sie sich auch zu einer gesellschaftlichen Krise, in der Altruismus immer mehr zum Fremdwort wird. Dafür grassiert der Egoismus: Notstandsverordnungen werden ausschließlich in jenen Bereichen gutgeheißen, die einen nicht selbst betreffen. Mit gestrecktem Zeigefinger wird auf die jeweils anderen Sektoren verwiesen, die weniger eingeschränkt werden als der eigene. Der Barbetreiber zeigt auf den öffentlichen Verkehr, der Schauspieler auf die Restaurants, der Friseur auf die Schulen: Warum sie und ich nicht? Schuld an der jeweiligen persönlichen Situation ist aus dieser Perspektive natürlich nicht das Virus, sondern die Politik. Naht dann der eigene Geburtstag, werden natürlich alle Regeln über den Haufen geworfen und man feiert in die Nacht hinein. Am meisten kritisiert wird die Planungsunsicherheit, ohne dabei zu bedenken, dass eine Planungssicherheit unweigerlich mit einem zweiten totalen Lockdown verbunden wäre, der möglichst lange andauern müsste. Wäre das wirklich die bessere Option? Die derzeitigen Regeln sind ja mit dem Lockdown vom März nicht vergleichbar, denn im Moment müssen wir, sehr vereinfacht aufgezählt, „nur“ auf Veranstaltungen, auf den Tourismus, das Skifahren, Fitnessstudios, Hallenbad und Sauna verzichten. Diese Sektoren müssen natürlich unterstützt werden. Wer jetzt verzweifelt, darf an die leeren Straßen im März erinnert werden, an die Feuerwehr, die durch die Stadt fuhr und uns per Lautsprecher aufforderte, unsere Wohnungen nicht zu verlassen, an das Militär, das an den Straßen postiert war, und an die Warteschlangen vor den Supermärkten – die einzigen Läden, die offenhalten durften. Ich hoffe, es muss nicht zu einem zweiten wirklichen Lockdown kommen. Dann würden alle erkennen, dass die Politik vielleicht doch nicht ganz falsch darin lag, möglichst viel zuzulassen, damit möglichst viele Menschen arbeiten können.

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Politik & Gesellschaft

DER ALLTAG IM HERZEN VON BRIXEN

Wohnen in der Altstadt

Leben in Brixens Altstadt – ganz sicher geschichtsträchtig, aber wie steht es um die Wohnqualität, was macht das besondere Flair aus? Vier Brixner erzählen uns von ihrem Alltag im Herzen der Altstadt.

„Ich bin begeistert“, sagt Matthias Kleon über seine Wohnung in der Domgasse. „Wir leben im Rhythmus der Stadt. Im Winter ist es ruhiger, im Sommer sind wir mittendrin im pulsierenden Leben.“ Er kann alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen – egal, ob es sich um einen schnellen Einkauf oder einen Behördengang handelt. Besonders stolz ist Julian Eichbichler, ein weiterer Altstadtbewohner, auf den Garten, in dem er Gemüse und Obst selbst anbaut. Er lebt mit seiner Familie in einem neu renovierten Haus in der Runggadgasse, historisch „Ackerbürgerhaus“ genannt – Acker, also Garten, inklusive. Beide sind zwei „Stadtler“, die sich bewusst für ein Leben in der Altstadt entschieden haben: Matthias Kleon ist außerhalb des historischen Stadtkerns, Julian Eichbichler auf dem Domplatz aufgewachsen. Was fasziniert die beiden am Wohnen in der Altstadt?

Zunächst ein Blick zurück. Ge-

rade die Lauben waren schon im Mittelalter Zentrum für Handel und Gewerbe in der Bischofsstadt. Metzger und Bäcker, Schuster, Tischler und Hutmacher, Gastwirte oder „Handelsmänner“ – sie alle fanden in den Laubenhäusern Geschäftsräume, Werkstatt und Wohnung. Die schmalen Häuser erstreckten sich weit in die Tiefe. Lichthauben oder -schächte sorgten für Licht bis in die hintersten Zimmer. An den Fassaden erledigten dies die Erker vor der Stube, die zur Gasse hin ausgerichtet war. Das Erdgeschoss beherbergte schon damals Ladenräume und Werkstätten. Später wurden vermehrt schmale Laubenhäuser zu 4

einem Patrizierhaus mit großzügigerem Wohnraum zusammengefasst. Vor gut hundert Jahren zählte Brixen knapp 6.000 Einwohner. Gelebt wurde auf kleinem Raum. Malerisch war die Innenstadtlage aber ohne Frage: Schwalben bauten sich in den Arkadengängen der Lauben ihre Nester, im Sommer blühten Blumen vor den Fenstern. Doch schon 60 Jahre später stand viel Wohnraum leer, die Altstadtwohnungen entsprachen schlicht nicht mehr dem gewünschten Komfort. Neue Wohngebiete, zum Beispiel in

Achtziger- und Neunzigerjahren ihre Immobilien – wo erforderlich, auch im Dialog mit der Denkmalpflege –, sie respektierten den Charakter der historischen Gebäude und schufen zugleich zeitgemäße Wohnungen. Die Grundlage für den heutigen Reiz der Altstadt war geschaffen! Einer von ihnen war Walter Blaas, der etwa 20 Jahre lang im Herzen Brixens wohnte. „Als überzeugter Brixner“, wie er sagt, entschloss er sich, für seine Familie eine Wohnung in der Altstadt zu sanieren; 1991 zog er dort ein. Keineswegs blauäugig, denn

„Man gewöhnt sich daran, dass man seine Koffer nach dem Urlaub durch die Laubengänge zur Wohnung ziehen muss“_ Walter Blaas, ehemaliger Altstadtbewohner Milland, später auch im Rosslauf, boten dagegen Wohnraum auf dem neuesten Stand. Auch die Anfang der Siebzigerjahre begonnene Verkehrsberuhigung durch die neue Fußgängerzone konnte den Attraktivitätsverlust der Altstadt nicht wettmachen. So erarbeitete Othmar Barth 1981 im Auftrag der Gemeinde ganz pragmatisch einen Wiedergewinnungsplan für die Brixner Altstadt. Er verzeichnete darin 897 Wohnungen, zukünftig wollte man die Zahl der Wohneinheiten auf 1.125 steigern. Und das Umdenken setzte tatsächlich ein: Die Eigentümer sanierten in den

es war ihm bewusst, dass ein Leben in der Altstadt anders sei und Herausforderungen mit sich bringen würde, die man sonst nicht hat. Das beginnt bereits bei der Sanierung, die in der Altstadt viel Planung und noch mehr Rücksichtnahme auf die Nachbarn und die Allgemeinheit erfordert, und zwar vom Aufstellen des Baukrans bis zu den Materiallieferungen oder Parkmöglichkeiten für die Handwerker. Doch die Freude über die „neue alte“ Wohnung mit dem besonderen Flair eines Altbaus entschädigte für vieles, und die Familie fühlte sich wohl in den Lauben. „Ja, man gewöhnt

sich daran, dass nur eingeschränkt mit dem Auto zur Wohnung gefahren werden kann und Großeinkäufe dadurch schwierig werden, dass man seine Skier zu Fuß zum Auto trägt, bevor es auf die Piste geht, oder dass man seine Koffer nach dem Urlaub durch die Laubengänge zur Wohnung zieht“, erinnert er sich. Auch Matthias Kleon räumt ein, dass er sich zunächst an einiges gewöhnen musste – gerade an die Glocken von Pfarrkirche oder Dom, deren Geläut er inzwischen aber kaum mehr wahrnimmt.

Ein Haus mit Garten. „Mich ha-

ben alte Häuser schon immer fasziniert“, zeigt sich Julian Eichbichler begeistert. „Alte Truhen und Bilder, versteckte Winkel und dunkle Keller – für mich war mein Elternhaus wie ein großer Spielplatz, der die Fantasie anregte.“ So verwundert es nicht, dass er für seine Familie etwas Ähnliches suchte – und in einem alten Haus in der Runggadgasse fand. Schritt für Schritt sanierte er über acht Jahre hindurch das Gebäude mit viel Eigenleistung. „Als wir das Haus gekauft hatten, war uns klar, dass hier fast alles erneuert werden muss. Wir wussten, dass das unser Lebensprojekt werden würde.“ Auch die zu Rate gezogenen Experten konnten nur begrenzt abschätzen, was die Sanierung kosten und welche Aufgaben auf den Bauherrn zukommen würden. „Das Flair dieses Hauses hat uns aber in seinen Bann gezogen. Innen konnten wir eine Mischung aus Alt und Neu realisieren. Zum Beispiel gibt es in dem Haus eine schöne alte Stube mit einem Bauernofen.“


Fotos: Oskar Zingerle

DIREKTER BLICK AUF DIE DOMTĂœRME: Wohnen in der Altstadt ist oft mit einem malerischen Ausblick verbunden 5


Politik & Gesellschaft Restauriert: Die Mischung aus Alt und Neu sorgt in vielen Wohnungen der Altstadt für ein besonderes Flair Sicher einmalig für Brixen ist die Fassade des Gebäudes: Im Zuge der Sanierung kam hier die ursprüngliche spätgotische Quadermalerei zum Vorschein. An der spitzbogigen Steinrahmung der Eingangstür befindet sich das Wappen der Familie Labing. Peter Labing war im Jahr 1500 Stadtrichter von Brixen. Auch abseits der beeindruckenden Historie kann Julian Eichbichler dem Leben in der Altstadt viel abgewinnen – seien es die vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, die kulturellen Angebote bis hin zum Bildungsangebot für die Kinder. „Diese Pluspunkte wiegen die Nachteile bei weitem auf“, sagt er überzeugt.

Ein Blick in die Stadelgasse. Laurenz Stockner aus St. Andrä wohnte rund zehn Jahre lang in der Stadelgasse. Auch seine Erinnerungen sind überwiegend positiv. „Ich hatte eine sehr schöne und geräumige Wohnung. Zwar ging das Schlafzimmer zur Gasse,

aber der Wohnraum mit einem großen Balkon war zum Kloster der ‚Englischen Fräulein‘ gerichtet.“ Stockner arbeitete tagsüber in seiner Werkstatt in St. Andrä und kehrte abends in die Stadt zurück – anders als viele Menschen, die zu ihrer Arbeit in die Stadt pendeln. Die Altstadt bot ihm abends viele Möglichkeiten der Entspannung: Durch die Straßen bummeln, Freunde und Bekannte treffen – das sind nur einige der Vorteile des Stadtlebens, die ihm ganz besonders in Erinnerung geblieben sind. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in St. Andrä, im umgebauten Elternhaus. „Beide Arten zu leben haben ihre Vorzüge“, resümiert er, „aber meine Jahre als ‚Stadtler‘ möchte ich nicht missen.“ Noch einmal zurück in die jüngere Vergangenheit: 2004 erarbeitete Othmar Barth erneut einen Wiedergewinnungsplan mit einer entsprechenden Bestandsaufnahme, die im Wesentlichen bis heute Gültigkeit

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hat, wie Manuel Pastore, Leiter der Servicestelle für Bau- und Landschaftsangelegenheiten im Rathaus Brixen, bestätigt. 1.055 Wohnungen wurden in Brixens Altstadt gezählt, das Verhältnis von Handel zu Wohnraum entspricht nach wie vor etwa 48 zu 52

die weitere Entwicklung in der Altstadt“, so Pastore. Auch auf dem Immobilienmarkt ist die Altstadt gefragt; der Trend geht dabei hin zu kleineren Zweizimmerwohnungen als Investitionsobjekte zur Vermietung oder zur touristischen Nutzung. Makler Thomas Baumann nennt mehrere Punkte, die in der Altstadt manchmal als Nachteile empfunden werden: Wärme- und dämmtechnisch können Altbauten nur bedingt auf den Stand heutiger Klimahäuser gebracht werden. Der Einbau von Aufzügen ist schwierig und nicht immer möglich. Viele Wohnungen haben außerdem weder Balkon noch Terrasse. Dennoch: Die Bilanz beim Thema Wohnen in der Altstadt ist unter den Befragten durchwegs positiv. Die Lärmbelästigung durch Nachtschwärmer habe sich gebessert, durch den Neubau von Tiefgaragen in der Stadelgasse und in Stufels werden zusätzliche Parkplätze für Anrainer geschaffen, und dank des Anschlusses an das Fernwärmenetz werde das Heizen der zumeist hohen Räume einfacher und kostenfreundlicher.

Julian Eichbichler hat sich seinen Wohntraum mit viel Eigenarbeit erfüllt: „Alte Häuser haben mich schon immer fasziniert“ Prozent. Die Erdgeschosse in der Altstadt sind der sekundären und tertiären Nutzung vorbehalten, in dauerbeschatteten Lagen kann dies auch auf den ersten Stock ausgedehnt werden. Umwidmungen machen auch die gewerbliche Nutzung weiterer Stockwerke der Laubenhäuser möglich. „Wichtig ist der Gemeinde, dass die Altstadt lebenswert und attraktiv bleibt. Viel regelt hier der freie Markt. Eine Ensembleschutzkommission unterstützt und überwacht

12.10.20 16:07

Was aber ganz besonders auffällt: Die Altstadtbewohner fühlen sich längst nicht nur als Mieter oder Eigentümer, sondern leben ganz bewusst im geschichtsträchtigen Zentrum der ältesten Stadt Tirols. Und sie gestalten es mit, damit die Geschichte auch in Brixen eine Zukunft hat.

johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info


INTERVIEW

„Moderne und sehr sichere Impfung“ Fotos: Oskar Zingerle

DR. MARKUS MARKART, Primar der Pädiatrie und Sanitätskoordinator, erklärt dem „Brixner“, wie die neue Corona-Impfung funktioniert, räumt mit verbreiteten Impf-Mythen auf – und verrät, was er von einer Impfpflicht halten würde. wenn sich das eigene Personal nicht impfen lassen will? Das ist nicht einfach. Ich fühle mich auch für die Stimmung im Krankenhaus zuständig, und ich versuche, mich so viel wie möglich einzubringen. Ich spreche vor allem mit der Belegschaft der Ärzte, wo zum Glück großes Interesse besteht. Für die Pflege ist die Pflegekoordination zuständig. Ich hoffe, dass dieses Interview auch dazu führt, dass sich mehr Menschen zur Impfung bereit erklären. Die Landesregierung hat vor kurzem beschlossen, auch über 80-Jährige zu impfen. Wie will man das in Brixen organisieren?

Dr. Markus Markart: „Nicht geimpfte Personen könnten bei zu niedriger Impfbereitschaft im gesellschaftlichen Leben außen vor bleiben“ Herr Markart, wie in den letzten Tagen bekannt wurde, will sich ein erheblicher Teil der Beschäftigten des Südtiroler Sanitätsbetriebs nicht impfen lassen. Wie sieht es in Brixen aus? MARKUS MARKART: Eines vorweg: Die Impfkampagne ist bei uns noch nicht abgeschlossen. Im Vergleich zu Südtirol steht Brixen sogar relativ gut da: Inzwischen sind es über 90 Prozent. Bisher waren in Brixen tatsächlich vor allem Beschäftigte im Pflegebereich skeptisch, während die Bereitschaft bei Ärzten sehr hoch ist: Auch hier sind über 90 Prozent bereits geimpft. Warum hat das Pflegepersonal lange gezweifelt?

Ich vermute, dass wissenschaftliche Informationen sie zu oft nicht erreichen – und das verunsichert. Gerät ein Mensch einmal ins Zweifeln, wird es sehr schwierig, ihn zurück auf eine rationale, wissenschaftlich fundierte Basis zu bringen. Viele unserer Mitarbeiter sind nicht grundsätzlich Impfgegner – sie sagen, dass sie lieber noch eine Weile warten wollen, weil sie das Gefühl haben, zu wenig über den Impfstoff zu wissen. Hat der Sanitätsbetrieb hier zu spät angefangen, die Menschen zu informieren? Ja, das haben wir versäumt. Der Grund war hier ein organisatorischer: Lange Zeit gab es die Packungsbeilage des Impfstoffs

nur auf Englisch; der Sanitätsbetrieb musste also warten, bis die italienische Version verfügbar war. Deshalb wollten wir keine große Informationskampagne starten, bevor wir die endgültige Version der Packungsbeilage in den Händen hielten. Die italienische Übersetzung war leider erst kurz vor Start der Impfungen verfügbar, was uns die für eine Informationskampagne nötige Vorlaufzeit kostete. Gleichzeitig muss man sagen, dass sich einige Mitarbeiter bereits im Vorfeld selbstständig gut informiert hatten – viele unserer Ärzte zum Beispiel. Im Pflegebereich haben das viele nicht gemacht. Wie geht man als Koordinator mit einer solchen Situation um,

Das ist ein langfristiges Verfahren. Insgesamt gibt es über 30.000 Personen in Südtirol, die über 80 Jahre alt sind; in Brixen gibt es etwa 4.000. Die Entscheidung der Landesregierung wurde relativ kurzfristig getroffen – innerhalb weniger Tage sind wir nun gefordert, möglichst rasch die sensibelste Bevölkerungsgruppe in ein Impfprogramm einzuschleusen. Für einen möglichst reibungslosen Ablauf hatten wir verschiedene Startszenarien ausgearbeitet. In Bruneck wurde es zum Beispiel so gehandhabt, dass Interessierte selbst anrufen sollten. Um die Terminplanung zu erleichtern, haben wir in Brixen beschlossen, für dieses Wochenende (16. und 17. Jänner, Anm. d. Red.) selbst bei den betroffenen Personen anzurufen und dann am Telefon mit ihnen einen Termin zu vereinbaren. Nach diesem Wochenende läuft die Vormerkung dann über das landesweite Vormerkzentrum. Jeder, der impfbereit ist, kann sich hier melden. Auch wenn wahrscheinlich nicht sofort ein Termin für jeden frei wird, werden die Interessenten auf eine Warteliste gesetzt und nach und nach geimpft. 7


Politik & Gesellschaft

Corona-Infektion durchmachen, außerdem Schwangere und Stillende, da hier noch nicht genügend klinische Daten vorliegen. Man weiß zwar, dass Totimpfstoffe wie diese für sie kein Problem wären, bei diesen neuen Impfstoffen fehlen uns aber derzeit noch aussagekräftige Studien. Auch Patienten, die sich derzeit einer Chemo- oder hochdosierten Cortisontherapie unterziehen müssen, können nicht geimpft werden; ihr Körper würde auf die Impfung nicht reagieren. Und alle anderen können sich ohne Bedenken impfen lassen? Ja, absolut. Es handelt sich hier um eine sehr moderne und sehr sichere Impfung. Auch bezüglich Nebenwirkungspotentialen ist sie weitaus das Beste, das wir bisher zur Verfügung haben.

Dr. Markus Markart zu verbreiteten Impf-Mythen: „Es ist ein Trugschluss, sich allein auf ein gesundes Immunsystem zu verlassen“ Werden die Hausärzte in die Organisation involviert? Davon gingen wir aus. Ursprünglich war geplant, dass sie uns beraten, welche Patienten als erste geimpft werden sollten. Für die Hausärzte hätte das aber einen enormen Aufwand bedeutet, der logistisch für sie nicht stemmbar wäre. Sie wären zwar bereit, sich einzubringen, aber dafür hätten sie mehr Vorlaufzeit benötigt. Deshalb haben wir beschlossen, dass unser Verwaltungspersonal das zunächst übernimmt. Wie soll das Impfprogramm ausgeweitet werden, sobald alle Personen dieses Bereichs geimpft wurden? Zunächst werden wir alle 80-Jährigen impfen, insbesondere jene mit Risikofaktoren, bevor wir zu weiteren Risikogruppen jüngeren Alters übergehen – zum Beispiel Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes. Schritt für Schritt wollen wir so die Impfung für alle Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stellen. Lassen Sie uns über die Impfstoffe sprechen: Im Moment sind zwei von der EMA zugelassen, ein dritter wird gerade untersucht. Wie wirken sie? Die bereits zugelassenen Impfstoffe, also jene von PfizerBioNTech und Moderna, sind von 8

der Wirkungsweise sehr ähnlich. Als Impfstoffe sind sie ganz neu, das Verfahren kommt aus der Krebsforschung und wird dort schon seit 25 Jahren am Menschen angewandt – der Vorwurf, dass es am Menschen nie erprobt wurde, ist also falsch. Das Verfahren ist dabei meiner Meinung nach genial: Der Körper bekommt einen Produktionsauftrag mitgeteilt, der in die Zelle eingeschleust wird. In der Zelle wird dieser Auftrag in ein Protein, also ein Eiweißstück umgewandelt, das genau der Oberfläche der Proteinstruktur des Virus entspricht. Der Körper bildet so Antikörper gegen die Oberflächeneigenschaften des Virus. Das hat den Vorteil, dass man der Zelle kein ganzes, abgeschwächtes Virus gibt, auf das unser Körper dann reagieren muss.

mit dem Coronavirus in Kontakt treten.

Wie funktioniert dieser „Produktionsauftrag“?

Wieso ist das unterschiedlich?

Man muss sich vorstellen, dass in jeder Zelle in jedem Moment mehrere 100.000 solcher Vorgänge passieren: Unsere Zelle produziert ständig Eiweiße. Durch die Injektion kann ich diesen Arbeitsauftrag steuern, meiner Zelle quasi mitteilen, dass sie genau das Oberflächeneiweiß des Coronavirus produzieren soll. Der Körper bildet dann Antikörper und Gedächtniszellen; damit ist er in der Lage, schnell mit Antikörpern zu reagieren, sollte er

Wie soll hingegen der dritte Impfstoff funktionieren? Der Impfstoff von Astra Zeneca ist ein abgeschwächtes Virus, in dem sich Teile des Coronavirus befinden. Diese Methode ist hinlänglich bekannt. Das Virus wird injiziert, der Körper erkennt es als Angreifer und beginnt, dagegen Antikörper zu produzieren. Die Methode ist an sich einfacher, was auch bedeutet, dass der Impfstoff normal im Kühlschrank gelagert werden kann – bei PfizerBioNTech und Moderna müssen die Temperaturen bei -70 und -20 Grad liegen. Für alle drei Impfstoffe muss man zwei Mal geimpft werden; bei Pfizer-BioNTech nach 21 Tagen, bei Moderna nach 28.

Das hängt einerseits von der Art ab, wie der Körper auf die Impfungen reagiert, und andererseits von den Studien: Die Vorgaben erhalten wir direkt von den Herstellern, die ihren Impfstoff getestet haben und daraufhin die wirkungsvollste Vorgehensweise vorschreiben. Wer sollte sich gegen das Coronavirus nicht impfen lassen? Primär ausgenommen sind derzeit nur Menschen, die gerade eine

Nehmen wir an, ich ließe mich jetzt impfen: Kann ich das Virus dann trotzdem weiterverbreiten und andere anstecken? Das ist eine der großen Fragen, die wissenschaftlich noch nicht zweifelsfrei geklärt sind. Von anderen Infektionen wissen wir, dass wir mit einer stabilen Immunantwort, also nach der zweiten Impfung, eigentlich nichts mehr weiterverbreiten können. Wie es für das Coronavirus genau ist, ist zwar noch nicht restlos geklärt – es ist aber medizinisch äußerst unwahrscheinlich, dass man trotz Impfung ansteckend für andere ist. Ich sollte also trotz Impfung weiterhin alle Sicherheitsvorkehrungen einhalten? Das muss man sowieso, weil man nicht kontrollieren kann, wer geimpft ist und wer nicht. Bis die Bevölkerung nicht in großem Maße immun gegen dieses Virus ist, werden alle Sicherheitsvorkehrungen für alle bestehen bleiben müssen. Es stimmt, dass die Maske natürlich weiterhin unangenehm ist, aber es ist eine andere Situation für den eigenen Alltag, weil man sich keine Sorgen um eine Infektion mehr machen muss. Die Maske bleibt aber weiterhin ein Zeichen der Solidarität: Ich schütze mich selbst, aber vor allem auch andere. Wie ist die Situation für Menschen, die bereits mit dem Coronavirus infiziert waren: Sollten sie sich trotzdem impfen lassen,


oder reicht die natürliche Immunität? Unsere Empfehlung lautet, dass Menschen, die in den letzten drei Monaten am Coronavirus erkrankt sind, sich derzeit nicht impfen lassen sollen. Wenn die Infektion einen längeren Zeitraum zurückliegt, sollte man sich trotzdem einer Impfung unterziehen. Das Coronavirus ist nämlich ein Retrovirus, das eine relative schwache Immunantwort im Körper auslöst. Das bedeutet, dass die im Körper zirkulierenden Antikörper sich mit der Zeit abbauen und man wieder erkranken kann. Durch die modernen Impfstoffe ist die Immunantwort aber viel stärker und hält viel länger an. Wie lange wirkt der Impfstoff? Ich hoffe, über Jahre! Genau weiß man es aber noch nicht. Bei einem Lebendimpfstoff hält eine Impfung ein Leben lang, Totimpfstoffe muss man nach einem gewissen Zeitraum auffrischen lassen. So ähnlich wird es bei diesem Impfstoff auch sein – außer wir schaffen es, das Coronavirus auszurotten. Davon gehe ich aber nicht aus, denn kleine Herde werden wohl noch lange zirkulieren. In den sozialen Netzwerken kursieren die verschiedensten Mythen über diese Impfstoffe. Einer lautet zum Beispiel, dass sie noch nicht genügend erforscht sind und zu schnell entwickelt wurden, um über langfristige Nebenwirkungen Bescheid zu wissen. Insbesondere die kurze Entwicklungszeit verunsichert die Bevölkerung. Dabei gibt es verschiedene Gründe, die dazu beigetragen haben: Einerseits stand viel Geld zur Verfügung; es konnten also sehr viele Forscher parallel forschen und deshalb viel schneller als normalerweise einen Impfstoff entwickeln. Gleichzeitig muss man bei Impfstoffen üblicherweise auch warten, bis eine gewisse Anzahl an Menschen effektiv erkrankt ist. Bei Krankheiten, die nur sehr begrenzt aufflackern, ist es natürlich viel schwieriger und langwieriger, einen Impfstoff zu testen. In einer Pandemie wie dieser aber, in der Menschen sich ständig infizieren, kann man auch viel schneller testen. Wie sieht es mit langfristigen Nebenwirkungen aus?

Uns sind keine bekannt, und rein vom Modus des neuen Impfstoffes sind sie unwahrscheinlich: Der kleine „Arbeitsauftrag“, der in ein Fetttröpfchen, also eine Mikromizelle in die Zelle eingefügt wird, neutralisiert sich sehr schnell und schadet ihr nicht. Es gibt außerdem keine Primer, die zu Replikationen oder gar zu Umwandlungen in DNA führen könnten. Ein weiterer Mythos: Der Impfstoff basiert auf mRNA, die die DNA verändern kann. Das ist schier unmöglich. Um das Genom zu verändern, bräuchte es bestimmte Informationen, eine sogenannte reverse Transkriptase.

schießend reagiert. Der Körper schüttet so viele Entzündungsfaktoren aus, dass der gesamte Metabolismus zusammenbricht: Die Gerinnung funktioniert nicht mehr, Gefäße verstopfen, Organe werden angegriffen. Das passiert vorwiegend bei älteren Menschen, aber wir haben auch viele junge Patienten hier, die sehr schwer erkrankt sind und nach wie vor mit den Folgen der Infektion zu kämpfen haben. Deshalb ist es ein Trugschluss, sich allein auf sein gesundes Immunsystem zu verlassen. Mit der Impfung vergleichen kann man das sowieso nicht. Haben Sie Verständnis dafür, dass Menschen sich nicht impfen

„Für mich ist es schon interessant zu beobachten, dass so viele glauben, der Impfstoff verändere ihre DNA. Vor dem Virus hingegen fürchten sie sich nicht“_ Dr. Markus Markart, Sanitätskoordinator Und dann müsste diese noch in den Zellkern eingefügt und dort in die DNA exakt eingebaut werden. Sie sehen, das wäre ein unglaublich komplexer Vorgang, der in den letzten 25 Jahren nie vorgekommen ist. Für mich ist es schon interessant zu beobachten, dass so viele besorgt über den kleinen „Arbeitsauftrag“ sind und glauben, dass er ihre DNA verändern könnte. Vor dem Virus hingegen, der die richtigen Eigenschaften hätte und sich effektiv in das Genom einschleusen kann und das auch tut, fürchten sie sich nicht. Jedes Schnupfen-Virus polt eine Zelle nämlich so um, dass sie nur noch Schnupfenviren produziert. Stimmt die Aussage, dass Vitamin D und ein gutes Immunsystem besser helfen soll als jede Impfung gegen das Coronavirus? Grundsätzlich ist ein gutes Immunsystem natürlich von Vorteil beim Kampf gegen das Coronavirus. Wenn das eigene Immunsystem gut funktioniert, wird der Körper normalerweise mit einem Erkältungsvirus leicht fertig. Auch Vitamin D hat an sich einen positiven Effekt, weil es unser Immunsystem unterstützen kann. Das Problem ist aber, dass bei dieser Krankheit das Immunsystem über-

lassen wollen, dafür aber hoffen, dass genug andere impfbereit und sie deshalb automatisch geschützt sind? Diese Menschen sind die sogenannten sozialen Trittbrettfahrer unserer Gesellschaft. Sie wollen von etwas profitieren, ohne selbst etwas zu leisten. Unsere Haltung zur Impfung muss auch einem ethischen und gesellschaftlichen Aspekt unterliegen: Ich lasse mich impfen, um mich zu schützen, vor allem aber auch meinen Nächsten. Auch wenn jemand kein Risikopatient ist, sollte er sich deshalb impfen lassen. Wenn wir jemals wieder zu einer gewissen Normalität unserer Gesellschaft zurückkehren wollen, müssen wir einfach eine gewisse Anzahl an Menschen impfen. Wäre es nicht einfacher, eine Impfpflicht einzuführen? Nein. Impfpflichten halte ich grundsätzlich für schwierig, denn sie lösen automatisch eine Abwehrreaktion in der Bevölkerung aus. Wir müssen es durch Überzeugungsarbeit schaffen, an die nötige Zahl an geimpften Personen heranzukommen. Eigentlich bräuchte es nach aktuellem Kenntnisstand „nur“ 70

Prozent der Bevölkerung. Viele Menschen sind sehr wohl bereit, sich impfen zu lassen, auch wenn die Stimmen der Kritiker gerade laut erscheinen. Ich glaube nicht, dass eine Impfpflicht hier zielführend wäre. Es wird aber bestimmt irgendwann ein indirekter Druck in der Bevölkerung entstehen. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass bestimmte Fluggesellschaften nur geimpfte Personen an Bord lassen würden, um ihre Passagiere nicht zu gefährden. Hotels, öffentliche Verkehrsmittel, Konzertbetreiber und sogar der Arbeitgeber könnten das theoretisch ähnlich handhaben. Das würde bedeuten, dass geimpfte Personen mehr „dürfen“ würden als andere. Genau. Wenn die Solidarität der Bevölkerung nicht von alleine groß genug ist und sich weniger als 70 Prozent impfen lassen, könnte ich mir vorstellen, dass nicht geimpfte Personen irgendwann im gesellschaftlichen Leben außen vor bleiben müssen. In San Marino ist es sogar so, dass die Impfung für alle zur Verfügung gestellt wird. Nicht impfbereite Menschen, die am Coronavirus erkranken, müssen sämtliche Behandlungen und den Krankenhausaufenthalt selbst bezahlen. Das ist natürlich ein sehr harter Ansatz, aber eigentlich wäre es eine gerechte Haltung. Warum sollten Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, von dem Teil der Bevölkerung profitieren, der seinen Beitrag leistet? Solche indirekten Zwänge könnten bei zu niedriger Impfbereitschaft auch in Südtirol auf uns zukommen. anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

info Personen über 80, die einen Impftermin vormerken möchten, können sich von 8 bis 16 Uhr telefonisch unter 0472 250400 melden. All jene, die keinen Termin für die nächsten Tage erhalten, werden in Wartelisten eingetragen und vom Südtiroler Sanitätsbetrieb kontaktiert. Der zeitliche Impfplan hängt in erster Linie von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab. 9


INTERVIEW

Politik & Gesellschaft

„Bin sehr enttäuscht“ FERDINANDO STABLUM (PD), Vizebürgermeister der Stadt Brixen, nimmt im „Brixner“ Stellung zu einer Interpellation, die von Gemeinderäten des Team K, der Süd-Tiroler Freiheit, der Freiheitlichen, der Grünen Bürgerliste und Fratelli d‘Italia unterzeichnet worden ist und im nächsten Gemeinderat behandelt wird. Sie kritisieren dabei die Wahl Stablums, weil dieser vor 20 Jahren als Geometer angeklagt worden war, eine Falschbeurkundung unterzeichnet zu haben.

FERDINANDO STABLUM: Ob jemand für ein politisches Amt nicht tragbar ist, hängt grundsätzlich davon ab, wessen Vergehens er sich schuldig gemacht hat. Nehmen wir an, ein Angeklagter hat aus eigener Initiative und mit böser Absicht eine Straftat begangen, daraus einen monetären Vorteil für sich erzielt und dabei möglicherweise die öffentliche Hand geschädigt. In einem solchen Fall wäre auch ich im Zweifel, ob es angemessen sei, wenn diese Person auch Jahre später ein politisches Amt anstreben würde. Es gibt aber auch tausende Verfahren, bei denen ein Techniker, also zum Beispiel ein Architekt oder ein Geometer, einen Fehler begeht, ohne dabei irgendwelche Vorteile für sich zu „erschleichen“. In meinem speziellen Fall, den einige oppositionelle Gemeinderäte nun hervorgekramt haben, handelt es sich genau um eine solche Situation. Was war damals eigentlich passiert? Es war im Jahr 1999, als einige Funktionäre des italienischen Brixner Fußballvereins AC Bressanone an mich mit der Bitte herantraten, einige Planunterlagen für ein Trainingslokal in der Don-Bosco-Straße in Milland vorzubereiten. Meine Aufgabe als Geometer war es also, ein kleines Projekt und die entsprechende Kostenkalkulation zu erstellen. Daraufhin hat der Verein beim Land um eine Finanzierungshilfe angesucht; das Ansuchen wurde genehmigt, das Projekt finanziert. Der Fehler passierte bei der Abrechnung. Der Verein hatte mir für 10

Foto: Oskar Zingerle

Herr Stablum, sind Sie aufgrund eines Problems, das Sie vor 20 Jahren mit der Justiz hatten, als Vizebürgermeister nicht tragbar?

Ferdinando Stablum: „Nachdem ich die Projekte und Pläne für den Verein vollkommen kostenlos erarbeitet hatte, musste ich auch noch eine Anklage auf mich nehmen“ den Kostenvoranschlag Arbeiten und entsprechende Mengen vorgegeben, die nicht korrekt waren. Ich hätte das bei der Endabrechnung merken müssen, habe aber zu wenig aufgepasst. Welchen Fehler haben Sie konkret begangen? Sie müssen wissen, dass der damalige Präsident des Fußballvereins, Luciano Giua, bei der Brixner Bahnhofspolizei beschäftigt war. Es war also für mich nicht vorstellbar, dass Giua mit diesem Projekt unehrlich vorgehen würde. Als er mich nach Fertigstellung gebeten hatte zu bestätigen, dass alle Arbeiten in allen Details genau nach Projekt realisiert worden waren, habe ich

nicht lange kontrolliert und das Dokument unterschrieben. Wie es sich später herausgestellt hat, war dies fahrlässig, denn Giua hatte bei der Realisierung in der Tat weniger Geld ausgegeben als geplant und trotzdem den vollen Beitrag vom Land erhalten. Außerdem hatte Giua neben dem Verein AC Bressanone auch eine GmbH mit demselben Namen gegründet. Giua ist zu einer Haftstrafe verurteilt worden und hat danach Brixen verlassen. Ich selbst hatte mit dem Verein ja nichts zu tun, war nicht einmal Mitglied. Meine Schuld bestand darin, etwas unkorrekt bestätigt zu haben. Im Grunde bin ich in diesem Fall nicht Täter, sondern Opfer: Nachdem ich die Projekte und Pläne für den Verein vollkom-

men kostenlos erarbeitet hatte, musste ich eine Anklage auf mich nehmen, die für mich und meine Familie nicht angenehm war. Das heißt, Sie waren als beauftragter Techniker zu wenig sorgfältig? Ich habe mir das Lokal nach Fertigstellung natürlich angeschaut, aber bin bei meiner Kontrolle nicht ins Detail gegangen. Zum Beispiel habe ich nicht kontrolliert, ob Giua wirklich jene Materialien verwendet hatte, die im Projekt vorgesehen waren. Aber ich wiederhole: Ich hätte es mir nicht vorstellen können, dass ein Vereinspräsident, der einen Beruf als Bahnpolizist ausübt, unehrlich sein könnte.


Es kam zu einem Gerichtsverfahren ... Ja, natürlich. Giua wurden mehrere Vergehen vorgeworfen, aber auch ich wurde neben einigen weiteren Technikern in die Sache hineingezogen, weil die Person, die ein Dokument unterschreibt, auch eine Haftung dafür übernimmt. Natürlich habe ich daraufhin genauer kontrolliert und musste dabei feststellen, dass der Verein effektiv geschwindelt hatte. Für mich war diese Erfahrung ein Schock – ich hatte noch nie irgendwelche Probleme mit der Justiz und wollte die Geschichte so schnell wie möglich zu Ende bringen. Deshalb habe ich mich 2004 in Absprache mit den Partnern in meinem Büro für den

Und jetzt, 20 Jahre danach, wird die „Affäre“ wieder herausgezogen. Wie fühlen Sie sich dabei? Schauen Sie, ich lasse mich davon nicht sonderlich beeindrucken, bin aber etwas enttäuscht. Unabhängig davon, ob ein Gemeinderat Teil der Opposition ist oder der Mehrheit angehört: Er hat meiner Ansicht nach gefälligst seine ganze Energie dafür einzusetzen, dass die Gemeinde sich gut entwickelt – im Geiste eines gegenseitigen Respekts für verschiedene Meinungen. Er muss versuchen, Lösungen zu erarbeiten, die der Bevölkerung einen Nutzen bringen. Sachliche Diskussionen sind in diesem Sinne absolut erwünscht, weil dadurch die besten Ergebnisse erzielt und

„Ich würde mir wünschen, dass auch die Opposition daran arbeitet, die wirklichen Probleme der Bürger zu lösen, anstatt sinnlos alte Geschichten hervorzukramen“ _ Ferdinando Stablum, Vizebürgermeister von Brixen „patteggiamento“ entschieden, also für die Strafzumessung auf Antrag der Parteien laut Art. 444 der Strafprozessordnung. Juristisch ist das kein Schuldeingeständnis, auch wenn ich natürlich zugeben muss, einen Fehler begangen zu haben. Sie können mir glauben: Ich habe aus dieser Situation gelernt. In der Interpellation der Brixner Opposition wird aber auf einen Zeitungsartikel des Jahres 2008 verwiesen ... Ich war 2008 im Vorstand des Centro Giovani, Riccardo De Paola war der Präsident. De Paola hat sich damals aus persönlichen Gründen von einem Tag auf den anderen zurückgezogen, weshalb man an mich herangetreten war, um seine Nachfolge anzutreten. Der freiheitliche Gemeinderat Walter Blaas hat daraufhin die damals schon vier Jahre zurückliegende „Affäre“ in einer Anfrage im Gemeinderat thematisiert. Stadträtin Magdalena Amhof hat korrekt darauf geantwortet – das Thema war damit abgeschlossen. Ich war aber dadurch schon wieder in den Zeitungen.

gute Entscheidungen im Interesse der gesamten Bevölkerung getroffen werden. Diese Interpellation aber ist ein Schlag unter die Gürtellinie. Vor allem aber ist sie absolut sinnlos; die Bevölkerung hat rein gar nichts davon. Ja, ich bin in der Tat sehr enttäuscht darüber, dass einige Mitglieder der Opposition auf einer sehr persönlichen Ebene eine 20 Jahre alte Geschichte hervorkramen müssen, um mich politisch zu schädigen, und dabei vollkommen unberechtigt die Moralkeule schwingen. Ich würde mir wünschen, dass auch die Opposition daran arbeitet, die wirklichen Probleme der Bürger zu lösen. In der heutigen durch Corona bedingten Situation, die für die Bürger sehr schwer zu bewältigen ist, verlieren wir Zeit mit solchen Geschichten. Das ist absurd. Da ist es kein Wunder, wenn die Bevölkerung den Glauben an die Politik verliert. willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info


LH zum Hofburggarten z Mit Engelsgeduld beantwortete Landeshauptmann Arno Kompatscher Mitte Jänner im Südtiroler Landtag eine erneute Anfrage des Team-K-Abgeordneten Franz Ploner zur Gestaltung des Hofburggartens. Ploner wollte wissen, ob das Land nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs von Mitte November am Projekt des Künstlers André Heller festhalten

werde und ob die entsprechenden Kosten inmitten einer ökonomischen Krise zu rechtfertigen seien. Kompatscher erklärte, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei; man müsse die Entscheidung des Staatsrats abwarten, die für Mitte 2021 erwartet wird. Das Land werde auf jeden Fall am Projekt festhalten, weil es dafür einen fast einstimmigen Gemeinderats-

Foto: Oskar Zingerle

Politik & Gesellschaft

BRIXEN/BOZEN

beschluss gebe und das Projekt sämtliche rechtlichen Voraussetzungen erfülle. Im letzten Satz erteilte der Landeshauptmann dem Abgeordneten eine Nachhilfe in Wirtschaftswissenschaften: „Jeder

P&G

weiß, dass die öffentliche Hand gerade in Krisenzeiten investieren muss.“ Vom allergrößten Teil der Investition profitiere die lokale Wirtschaft und die örtliche Kunstszene. wv

Politik & Gesellschaft BRIXEN / EISACKTAL

Gefragte Verbraucherzentrale z Immer mehr Eisacktaler nehmen die Dienste der Verbraucherzentrale Südtirol in Anspruch: 2019 hat der Dienst 723 Anfragen von Eisacktalern bearbeitet, rund 30 mehr als noch im Vorjahr. Die häufigsten Beratungsanfragen betreffen den Bereich der Telefonie, doch auch Beratungen in anderen Rechtsbereichen wurden häufiger als im Vorjahr abgewickelt. Der Großteil der Beratungen erfolgt persönlich, im Rahmen der wöchentlichen Sprechstunden. „Wenn sich die Bürger schon vorab telefonisch bei uns melden, lässt sich zumeist schon viel ab-

kurz

notiert

12

klären, aber auch vorbereiten, um unnötige Wartezeiten in den Sprechstunden zu vermeiden. Bisher macht das lediglich ein Viertel der Bürger so“, erklärt Berater Christoph Leitner. Die Nachbearbeitung und Abwicklung der Fälle – wie weitere Recherche, Intervention oder Mediation – erfolgt außerhalb der Öffnungszeiten. Die Bezirksgemeinschaft Eisacktal hat bereits seit Jahren im Auftrag der Mitgliedsgemeinden eine Vereinbarung mit der Verbraucherzentrale Südtirol abgeschlossen, um in Brixen und Klausen eine Vor-Ort-Beratung anbieten zu

Die Heilig-Geist-Kirche am Hartmannsplatz soll nicht verkauft, sondern restauriert werden. Ein Komitee wird sich um Spenden bemühen. Eigentümer der Kirche ist der Pflegebetrieb „Zum Heiligen Geist“, der im Moment kein Budget für die Restaurierung hat.

können. Die Verbraucherzentrale ist jeden ersten, zweiten, dritten und fünften Mittwoch in Brixen sowie jeden vierten Mittwoch des Monats von 9 bis 12 Uhr in Klau-

sen erreichbar. Zusätzliche Hilfe wie Berichte und Vorlagen für Musterschreiben findet man unter www.verbraucherzentrale.it. av

Um Gewaltopfern schnell und unverbindlich helfen zu können, wird das Krankenhauspersonal nun gezielt fortgebildet und sensibilisiert, um schneller Gewaltverletzungen zu erkennen. Es soll dann die Sicherheit der Patienten einschätzen und gegebenenfalls Ordnungskräfte und Beratungsdienste aktivieren.

Elf Monatsmärkte sollen heuer in Brixen stattfinden: am 3. Februar, 19. März, 29. April, 17. Mai, 14. Juni, 26. Juli, 25. August, 29. September, 9. Oktober, 12. November und am 9. Dezember.


NACHGEFRAGT

„Situation hat sich stabilisiert“ Frau Summerer, Anfang Januar wurde von einem Infektionsherd im Bürgerheim berichtet. Wie ist die Lage jetzt? In der Tat mussten wir in den letzten Wochen eine Steigerung der Neuinfektionen unter Heimbewohnern und Mitarbeitern verzeichnen. Mittlerweile hat sich die Situation zum Glück etwas stabilisiert. Derzeit sind in den Brixner Heimen 33 Heimbewohner infiziert, 27 im Bürgerheim und sechs im Hartmannsheim. Zum Glück müssen wir bisher nur wenige schwerere Fälle verzeichnen. Um alle infizierten Personen bestmöglich zu betreuen, sind

18 Patienten derzeit in Ausweichstrukturen untergebracht. Wirkt sich dieser Infektionsherd auf die Besucherzeiten aus? Ja, leider müssen diese nach wie vor stark begrenzt werden; Besuche dürfen nur in Ausnahmesituationen und in Absprache mit den Ärzten stattfinden. Hier möchte ich mich im Namen aller Wohnbereichsleiter sehr herzlich bei allen Betroffenen und Angehörigen bedanken, die trotz der zusätzlichen Einschränkungen sehr viel Verständnis für die Situation aufbringen und uns sogar noch moralisch unterstützen. Das wissen wir wirklich sehr zu schätzen.

Vor wenigen Tagen ist auch die Impfkampagne gestartet. Hat das gut funktioniert? Ja. Durch den Infektionsherd mussten wir einige Heimbewohner vorerst von der Kampagne ausschließen, um sie nochmals testen zu lassen. In Kürze werden wir alle, die ein negatives Ergebnis aufweisen, auch impfen. Bei unseren Mitarbeitern ist die Impfbereitschaft inzwischen relativ hoch: Etwa die Hälfte von ihnen will sich impfen lassen, und viele von ihnen sind diesem bereits nachgekommen. Die anfängliche Skepsis lässt langsam nach.

Foto: Oskar Zingerle

MICHAELA SUMMERER, Direktorin des ÖBPB „Zum heiligen Geist“, spricht über die aktuelle COVID-19Situation in den Bürgerheimen und wie sich diese auf die Impfkampagne und Besucherzeiten auswirkt.

anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

BRIXEN

Altstadt wird neu gepflastert z Nachdem die Arbeiten zur Verlegung des Fernwärme- und Glasfasernetzes sowie der Erneuerung der Trinkwasser-, Strom- und Abwasserleitungen im Frühjahr 2020 abgeschlossen waren, wurden die Gassen der Brixner Altstadt provisorisch asphaltiert. Nun sollen die Arbeiten zur Oberflächengestaltung in den Kleinen und Großen Lauben, am Pfarrplatz, in der Erhardgasse und Säbenertorgasse beginnen. Ab 1. Februar wird eine Fläche von insgesamt 4.500 Quadratmetern neu gepflastert: Die Firma Arredo Urbano wird sich dabei vom tiefsten zum höchsten Punkt vorarbeiten, um die vorhandenen Längsneigungen optimal auszunutzen. Die Pflasterung wird ähnlich wie schon in der Regensburger Allee ausgeführt; unter den Arkaden ist ein Plattenbelag mit minimaler Fugenausbildung und Zementmörtelmischung vorgesehen. Die Arbeiten beginnen am Michaelstor und werden Richtung Große und Kleine Lauben weitergeführt, um schließlich beim Sonnentor zu enden. Die Geschäfte bleiben für Passanten, Kunden

und Lieferanten erreichbar. Auch die Müllsammlung in der Altstadt bleibt gewährleistet. Die Gemeindeverwaltung von Brixen hat ge-

meinsam mit den Brixner Stadtwerken und in Abstimmung mit Denkmal- und Ensembleschutz das Projekt für die Pflasterung

ausgearbeitet, um so wenig wie möglich Einschränkungen durch die mobile Baustelle zu gewährleisten. av 13


Foto: Oskar Zingerle

Viel geplant, aber nichts ist fix z Nachdem einige Mitglieder aus beruflichen und privaten Gründen ihre ehrenamtliche Mitarbeit eingestellt hatten, musste sich der Katholische Familienverband Brixen/Milland (kfs) vor kurzem neu organisieren, um weiterhin das Familienleben in Brixen attraktiv zu gestalten: Jasmin Federspieler, die bereits seit einigen Jahren im Vorstand mitarbeitet, steht dem Verband nun als Zweigstellenleiterin vor; Kathrin Lechner geht ihr als Stellvertreterin zur Hand. Des Weiteren ergänzen Sonja Leitner (Schriftführerin), Franziska Kastlunger (Kassiererin) sowie Annagret Blasbichler, Gerdi Fischnaller, Kathrin Meraner und Verena Pichler den Vorstand. Die acht Frauen pochen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Brixner Familienvereinen. Au-

ßerdem sind im heurigen Jahr einige Veranstaltungen geplant: der Kinderfasching beispielsweise, der Osterbaum soll geschmückt, die Palmbesen gebunden, und die Martinsfeier sowie der Nikolausbesuch sollen abgehalten werden. „Wir hoffen, so viel wie möglich auch umsetzen zu können. Aufgrund der aktuellen Situation können wir aber im Moment leider nichts garantieren“, sagt Sonja Leitner. Bereits im vergangenen Jahr konnten viele der geplanten Programmpunkte nicht realisiert werden. Der neue kfs-Vorstand ist aber optimistisch und hofft, im neuen Jahr den Brixner Familien mit den geplanten Events eine Freude machen zu können. Die Mitglieder des Verbandes werden über die Facebookseite des kfs auf dem Laufenden gehalten. eh

BRIXEN

2020 mehr Geburten, mehr Todesfälle z Wie zum Jahreswechsel üblich, vermittelt die Gemeinde Brixen auch heuer die demografischen Daten des vergangenen Jahres. Laut der provisorischen Zahlen vom 31. Dezember 2020 ist die Bevölkerungszahl der Gemeinde Brixen demnach im vergangenen Jahr um 223 Personen von 22.630 auf 22.853 Einwohner gestiegen. Derzeit leben 11.132 Männer und 11.721 Frauen in der Gemeinde Brixen. Insgesamt verzeichnet die Gemeinde bis zum 31. Dezember 2020 9.717 Familien, 49 eheähnliche Lebensgemeinschaften und 24 meldeamtliche Wohngemeinschaften. Derzeit sind in Brixen 2.567 ausländische wohnhafte Bürger gemeldet, davon 897 EU-Bürger sowie 1.670 Nicht-EU-Bürger. Im vergangenen Jahr wurden in Brixen 225 Kinder geboren, das sind 22 mehr als im Vorjahr. 209 Todesfälle mussten

verzeichnet werden, hier sind es 21 mehr als im Vergleich zu 2019. Des Weiteren lässt sich im Vergleich zu 2019 ein Rückgang der Ein- und Auswanderungen verzeichnen: So sind im vergangenen Jahr 850 Personen neu nach Brixen gezogen, 580 sind aus Brixen ausgewandert. 2019 waren es noch 1.038 Einwanderungen und 800 Auswanderungen. Außerdem fanden im vergangenen Jahr weitaus weniger kirchliche Hochzeiten statt: Wurden 2019 noch 20 Paare kirchlich getraut, fanden 2020 nur fünf Hochzeiten auf diesem Wege statt. Die Anzahl der standesamtlichen Hochzeiten stieg hingegen leicht von 66 auf 67 Trauungen. Insgesamt leben in Brixen sechs Personen im Alter von oder über 100 Jahren – fünf Frauen und ein Mann. Die älteste in Brixen wohnhafte Person ist eine 103 Jahre alte Frau. av

SÜDTIROL

Soforthilfen verfügbar z Viele Einzelpersonen und Familien trifft die Corona-Pandemie hart: Ausfälle im Beruf und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einbußen bringen sie oft in finanzielle Schwierigkeiten. Die Landesregierung hat deshalb Soforthilfen zur Verfügung gestellt, die während des epidemiologischen Notstandes Einzelpersonen und Familien bei der Überbrückung unterstützen sollen, die von einer Reduzierung oder Aussetzung der Arbeitstätigkeit betroffen waren. Die Leistung beträgt 500 Euro für den Antragsteller und zuzüglich 200 Euro für jedes 14

weitere Familienmitglied. Der Maximalbetrag pro Familiengemeinschaft beträgt 900 Euro monatlich. Um die Soforthilfe zu erhalten, ist ein vollständig ausgefülltes und unterschriebenes Gesuchsformular sowie eine Kopie des Ausweises und der Steuernummer der antragstellenden Person nötig. Das Gesuch kann beim Sozialsprengel Brixen gestellt und mittels E-Mail oder Post übermittelt werden. Weitere Informationen erhalten Antragsteller der Gemeinden Brixen, Lüsen, Mühlbach, NatzSchabs, Rodeneck, Vahrn und Vintl unter 0472 270441, für die Gemeinden Barbian, Feldthurns,

Foto: Getty Images

Politik & Gesellschaft

BRIXEN/MILLAND

Klausen, Lajen, Villanders, Villnöss und Waidbruck unter 0472 847494. Das nötige Formular sowie Details zu den verschiedenen Zugangs-

voraussetzungen sind auf der Website der Landesregierung unter „Soforthilfen Covid-19“ verfügbar. av


BRIXEN

Sternsinger bleiben vor der Tür

in der derzeitigen Situation von großem Wert. Den Startschuss der Aktion bot die Sendungsfeier durch Bischof Ivo Muser, an der die Kinder der Sternsinggruppe Brixen gestalterisch mitwirkten. Die Millander Sternsinger konnten

gebucht werden, jene von Tils und Tschötsch sowie St. Andrä waren medial unterwegs. Die gesammelten Spenden kommen rund 100 karitativen Projekten in Europa, Afrika, Asien und Südamerika im sozialen, pastoralen

und im Bildungsbereich zugute. Träger der Spendenaktion ist die Katholische Jungschar Südtirol, auf deren Homepage auch weiterhin gespendet werden kann: eh www.jungschar.it.

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z Zwei Tage lang, rund um den Dreikönigstag, waren die Brixner Sternsinger heuer unterwegs, um die Häuser in Brixen zu segnen und Glückwünsche zu überbringen. Während sie normalerweise in jedem Haus den duftenden Weihrauch versprühen, ein Lied vortragen und manchmal noch mit Keksen und Tee versorgt werden, war heuer alles anders: Weder eintreten noch singen durften Caspar, Melchior, Balthasar und der Sternträger, die natürlich mit Mund-Nasen-Schutz unterwegs waren – was bei den klirrend kalten Temperaturen allerdings nicht nur von Nachteil gewesen sein dürfte. „Es ist heuer eine andere Situation – einerseits eine sehr traurige, aber andererseits sind wir froh, dass wir überhaupt unterwegs sein dürfen“, sagt eine Begleiterin der Kranebitter Sternsinger-Truppe. Freude bereitete der Besuch der Sternsinger den Bewohnern aber auch im Freien, denn ein Segen und freundliche Worte sind besonders

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Menschen & Meinungen

PORTRAIT

Dem Glauben gewidmet Ein Streifzug durch das Leben von JOSEF GRANRUAZ: Von seiner Zeit als Bettelstudent, den Erfahrungen als Religionslehrer, von der einzigartigen Schönheit einer Bach-Kantate – und der Kraft, die in einem Psalm stecken kann.

E

r kann unglaublich mitreißend erzählen. Die Zeit im heimeligen Arbeitszimmer in dem kleinen Haus in der Brixner Griesgasse verfliegt im Nu. Der Streifzug durch das Leben von Josef Granruaz ist philosophisch angehaucht und entwaffnend ehrlich. Ein klarer Blick auf Vergangenheit und Gegenwart, eine berührende Abgeklärtheit, die wohl davon herrührt, dass er sich ein Leben lang mit sich selbst und seinem Glauben auseinandergesetzt hat. Josef Granruaz stammt aus einer Bauernfamilie aus Abtei. Er war das dritte von zehn Kindern und wurde in eine Zeit hineingeboren, die alles andere als einfach war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er nach Trient geschickt, „zum Studieren“, gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Cousin. Dieser aber wollte alsbald nicht länger die Schulbank drücken, und so kehrten die bei-

besonnener Mensch, wandte sich schließlich recht forsch an seinen Sohn: Studieren oder Schafe hüten beim Nachbarn? „Da wusste ich plötzlich ganz genau, was ich wollte.” Es grenze an ein Wunder, meint Josef Granruaz heute, dass es möglich gewesen sei, in der kurzen Zeit zwischen dem Kriegsende im Mai und dem Schulbeginn im Oktober eine deutsche Schule auf die Beine zu stellen. Bischof Johannes Geisler hatte das Priesterseminar zur Verfügung gestellt, sodass alle acht Klassen von der Mittelschule bis zur Oberschule ihren Platz fanden. Es war die Geburtsstunde des wissenschaftlichen Gymnasiums/Lyzeums. Untergebracht wurden die Schüler im Kassianeum. Der Dekan brachte ihm „a bissl Latein und a bissl Grammatik“ bei, nachdem Josef Granruaz nur einen Winter lang die deutsche Schule hatte besuchen können.

ob Josef Granruaz nicht mehr weiterstudieren könnte. Der Familie fehlte einfach das Geld. Zufällig hatte der Bub beobachtet, wie der Vater eine größere Menge Butter ins Kassianeum geschickt hatte. „Das war ein Schock für mich zu wissen, dass die Familie wegen mir vielleicht Hunger leiden musste.” Die rettende Idee hatte schließlich der Kooperator von Abtei. Er riet Josef Granruaz, bei Brixner Familien und in den Klöstern um Kosttage anzufragen. Brixen sei schließlich eine Studentenstadt. Und um ein Zimmer sollte er bei Domkapellmeister Angelo Alverà bitten. Die Klöster gewährten ihm sofort einen Kosttag pro Woche. Bei den gutsituierten Brixner Familien war es schwieriger, die wollten dem Bettelstudenten nicht helfen. Ein Wochentag fehlte ihm noch, da traf er seinen Freund Leo Munter. Und der nahm ihn mit zu sich nach Hause. Jeden Montag konn-

leicht auch nur eine Stunde”, und dann die Stimme seines Vaters, die er ganz deutlich vernahm, als er beschlossen hatte, sich vom Glauben abzuwenden: „Josef, so geht das nicht weiter!“ Wie aber sollte es weitergehen? Drei Jahre lang hat er sich geplagt, hat nach der Wahrheit gesucht, nach der Antwort auf die Frage, ob Gott existiere oder nicht. Nach der Matura beschloss er, ins Priesterseminar einzutreten. „Ich wollte mir fünf Jahre lang Zeit geben, in das Theologiestudium investieren, um Klarheit zu bekommen.” Er wollte nicht „Priester aus Kommodität werden”, es ging ihm nicht um eine sichere Karriere. Er wollte ganz genau wissen, wofür er Geistlicher werden wollte. Am 12. Mai 1957 wurde Josef Granruaz zum Priester geweiht. Danach war er zwei Jahre Kooperator von Wengen und Enneberg , elf Jahre Kooperator in Brixen, elf Jahre Pfarrer von

„Über den Glauben nachdenken, gemeinsam mit den Jugendlichen, sie mit ihren Fragen ernst nehmen – das zahlt sich immer aus”_Josef Granruaz, ehemaliger Pfarrer von Vahrn und Religionslehrer den Burschen in einer Nacht- und Nebelaktion nach Hause zurück. Dem Vater war das nicht einmal so unrecht, gab es doch in Trient keine Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Nun galt es, dem Dekan von Abtei das großzügige Taschengeld zurückzuerstatten, das er dem Josef mitgegeben hatte. Darauf legte der Vater nämlich großen Wert. Der Dekan, „er war sehr studentenfreundlich“, erzählte dann aber von einer deutschen Schule in Brixen, die Josef Granruaz doch besuchen könnte. Der Vater, sonst ein sehr ruhiger und 16

In seinem ersten Jahr in Brixen habe er praktisch überhaupt nicht geredet. Aber er habe einen unbändigen Willen zu lernen gehabt. Und er habe einen wirklich guten Freund kennengelernt: Leo Munter, später Dekan und Domkanonikus in Brixen, half ihm, die deutsche Sprache zu erlernen. „Der Leo hatte immer eine 10 in Deutsch.“ Tag für Tag gab er Josef Granruaz ein Thema, zu dem dieser schreiben sollte. Dann wurde korrigiert.

Der Bettelstudent. Nach der 3.

Klasse Mittelschule schien es, als

te er von da an bei der großen Familie von Leo Munter, der von seiner Großmutter aufgezogen wurde, essen. „Ich wurde wie ein Familienmitglied behandelt, und das war sehr schön.” Irgendwann kam dann eine schwere Glaubenskrise für den Bauernbub aus dem Gadertal, der sich mit einer unglaublichen Selbstdisziplin durch die Oberschulzeit bewegte, auf sich allein gestellt, weit weg von der Familie. Trotzdem ging er weiter täglich zur Messe, „und ich habe auch viel gebetet.“ Eine Periode des Atheismus, „einen Tag lang, viel-

Tils, wiederum elf Jahre Dekan in Abtei und schließlich Pfarrer in Vahrn. Über vier Jahrzehnte war Josef Granruaz außerdem als Religionslehrer in verschiedenen Oberschulen tätig. „Und ich habe mich sehr für die Jugend verwendet.” Über den Glauben nachdenken, gemeinsam mit den Jugendlichen, sie mit ihren Fragen ernst nehmen, „das zahlt sich immer aus.” Die Psalmen waren für ihn der Schlüssel zu den Herzen der Jugendlichen, „und die Musik von Bach mit ihrer kaum fassbaren Schönheit.” Er war Lehrer


Foto: Oskar Zingerle

in einer Zeit, in der vieles im Umbruch war, die „aufgewühlten Siebzigerjahre”, der drohende Kommunismus, das alles machte Angst. Trotzdem fand er sich in der Jugendarbeit aufgehoben. Den Glauben bezeugen und ihn eventuell verkünden – darum ging es ihm in all den Jahren. „Die Schulen bräuchten vielmehr Erzieher als Wissensvermittler“, sagt Josef Granruaz, der mit seinen 88 Jahren noch immer unterrichtet: „Eine Stunde pro Woche in der Oktava am Vinzentinum.“ Das Feuer brennt noch immer. Es gelte, die Schönheit eines Schulfaches zu entdecken und von der Lehrerpersönlichkeit zu lernen. Josef Granruaz zieht zur Bekräftigung dieser Aussage das Gullibuch aus seinem wohlgeordneten Bücherregal. Das Gullibuch besteht zu einem Großteil aus Mitschriften zweier Schüler, die das Vergnügen hatten, bei Alfons Quellacasa (dessen Spitzname bei den Schülern „Gulli“ war) zwischen 1895 und 1903 Naturkundeunterricht am Gymnasium Brixen zu erhalten. Quellacasa stammte aus dem ladinischen Largazonei, weswegen er einige Probleme mit der deutschen Sprache hatte. Deswegen und weil er es verstand, seine Schüler „ganz einzigartig mit großer Güte zu tadeln“, ist das Gullibuch eine der humorvollsten Quellen zum Schulwesen der Jahrhundertwende. Josef Granruaz hat das Gullibuch als Geschenk für seine Predigt zum 60-jährigen Priesterjubiläum seines Weggefährten Josef Innerhofer bekommen. „Die Predigt war wohl ein Erfolg“, meint er. Dabei sagt er von sich selbst, dass er ein schlechter Prediger sei: „Irgendwie war es den Leuten nie recht.“ Vielleicht waren seine Predigten aber auch nicht für das oberflächliche Zuhören geschaffen und ihre Tiefe erst in einem zweiten Moment erkennbar. Den eigenen Glauben zu bekennen, unverfälscht und offen, auf die Herzen der Menschen zu schauen und nicht in die bloße Nützlichkeit abzurutschen. „Es ist so schön, Priester sein zu dürfen.“

marlene.kranebitter@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

UNTERRICHT MIT 88 JAHREN: „Die Schulen bräuchten vielmehr Erzieher als Wissensvermittler“ (Josef Granruaz) 17


Hochzeiten im Corona-Jahr z 2020 war wahrlich nicht das einfachste Jahr, um in den Ehehafen zu schippern: Weder konnten viele Gäste der Zeremonie beiwohnen, noch waren ausgelassene Feiern erlaubt. Während viele Hochzeiten aufgrund dessen verschoben werden mussten, gab es aber trotzdem Paare, die den Schritt in den Ehehafen wagten – wenn auch in kleinem Krei-

se. Unseren Lesern möchten wir auch heuer die Hochzeitsbilder der frischgebackenen Eheleute aus Brixen und Umgebung nicht vorenthalten – auch wenn es vermutlich weniger sein werden als in den vergangenen Jahren. Wer bei der alljährlichen Fotoaktion mitmachen möchte, kann sein Foto per E-Mail an fotoaktion@ brixner.info (Dateigröße mindes-

tens 700 KB) senden. Dem Paar, dessen Foto die interne Jury überzeugt, winkt ein Gutschein für ein romantisches Candle-Light-Dinner. Einsendeschluss ist der 19. Feb-

ruar 2021. Sofern es genügend Einsendungen gibt, werden die Fotos in der Märzausgabe des „Brixner“ abgedruckt. eh

M&M Menschen & Meinungen IN EIGENER SACHE

Zuwachs in der Redaktion z Es ist nicht so, dass ihr Name den Lesern unserer Zeitschrift nicht bereits geläufig wäre, denn schließlich schreibt Anina Vontavon schon eine ganze Weile für den „Brixner“. Bis vor kurzem aber entstanden ihre Texte entweder in Essen, später in Bochum, und die letzten anderthalb Jahre recherchierte sie von Brüssel aus. Seit ein paar Wochen aber ist Anina wieder nach Brixen zurückgekehrt und nunmehr Teil unseres fixen Teams in der „Brixner“-Redaktion. Anina hat nach dem Sprachenlyzeum an den Oberschulen Fallmerayer an der Universität

kurz

notiert

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Verona Sprachen studiert, ist nach dem Bachelor 2015 nach Essen gezogen und hat dort in einem großen Technologiebetrieb erste Arbeitserfahrungen gesammelt. Danach absolvierte sie an der Ruhr Universität Bochum den Master in „European Culture and Economy“ inklusive eines Praktikums am Europäischen Parlament in Brüssel, das dazu führte, dass Anina seither eine glühende Verfechterin des europäischen Gedankens ist. Die Wochen in Brüssel haben es ihr angetan, weshalb sie nach Abschluss des Masterstudiums in einer Brüsseler Kommunikations-

Die Musiker der Band „Anger“, Julian Angerer und Nora Pider, erhalten für ihre künstlerischen Leistungen, mit denen sie außerhalb der Landesgrenzen aufmerksam machten, den Futura-Förderpreis. Dieser Preis wurde 1990 vom HGV und der Verlagsanstalt Athesia ins Leben gerufen.

agentur im Bereich Social Media arbeitete. Unter anderem war sie zuständig für die englischsprachigen Accounts des Erdbeobachtungsprogramms „Copernicus“

der Europäischen Kommission. Jetzt kommt sie also „back to the roots“, was den Schreiber dieser Zeilen verständlicherweise ganz besonders freut. wv

Lorenzo Franzelli hat sein Spezialitätengeschäft samt breitem Weinsortiment in der Regensburger Allee nach mehr als siebzigjähriger Familientradition abgegeben. Das Ehepaar Rabanser aus Lajen führt das Geschäft nun mit demselben Sortiment weiter.

Die Stiftung Dolomiten Unesco besetzt den Direktorposten neu. Die bisherige Direktorin Marcella Morandini wird noch bis Februar am Stiftungssitz in Cortina tätig sein. Bewerbungen für die Direktoren-Stelle können bis 10. Februar eingereicht werden.

Foto: Oskar Zingerle

Menschen & Meinungen

FOTOAKTION


Foto: Andreas Tauber

O o op s

LAMMento

mein Hoppala

Silvan Bernardi, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

„Evi, hintn eini?“ Ich war mit dem Auto auf dem Weg ins Büro. Als ich die Kranebitter Straße hinunterfuhr, fiel mir eine Mutter mit ihrem Sohn auf. Mit Mütze, Mund-Nasen-Schutz und Brille erkannte ich meine vermeintlich langjährige Nachbarin erst, als ich an ihr vorbeigefahren war. Ich ärgerte mich, nicht angehalten und sie gefragt zu haben, ob ich sie ein Stück weit mitnehmen könnte. Einige Tage später sah ich sie an gleicher Stelle mit ihrem Sohn wieder. Dieses Mal wollte ich anhalten und sie auf der Rückbank mitnehmen – natürlich ordnungsgemäß mit Mund-Nasen-Schutz. Gesagt, getan! Ich stieg auf die Bremse, öffnete mein Seitenfenster und rief ihr, wie immer mit einem Spruch in petto, zu: „Evi, hintn eini?“ Die mir völlig unbekannte Frau drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. Erschrocken wehrte sie ab und sagte mit einem zögerlichen Lächeln auf den Lippen: „No, äh, grazie!“ Sie merkte es wohl auch an meinem Gesichtsausdruck, dass es sich um eine peinliche Verwechslung handelte. Ich entschuldigte mich, stieg aufs Gaspedal und verschwand so schnell wie möglich.

Leser kochen für Leser

mmh! Fotos: Günther Pichler

Pressknödel > Zutaten für 4 Personen, etwa 8 Knödel 150 g schnittfestes Weißbrot oder Knödelbrot 100 ml Milch 100 g Graukäse oder Bergkäse 2 Eier 1 EL Mehl 2 EL Schnittlauch oder Petersilie Salz 50 g Butter oder Öl Parmesan, Schnittlauch und Bachkresse zum Servieren

> Zubereitung Das Brot in kleine Würfel schneiden, den Graukäse zerreiben und zusam-

men mit der lauwarmen Milch, den Eiern, Mehl, Schnittlauch und Salz zum Knödelbrot geben. Die Masse gut durchkneten und etwa 15 Minuten ruhen lassen, zu runden Knödeln formen und mit der Hand flach drücken. In einer Pfanne Butter erhitzen und die Knödel auf beiden Seiten braun braten. In der Zwischenzeit reichlich Salzwasser in einem Topf zum Kochen bringen und die Pressknödel darin etwa 8 Minuten kochen lassen. Mit Rübensalat servieren.

NICHTS! „Dieses Jahr fängt ja gut an!“, sagt der Franz, während er das vierte Corona in sich hineinkippt. „Jetzt hab‘ ich mich eigens beim Weißen Kreuz als Freiwilliger angemeldet, damit ich geimpft werde, und jetzt – NICHTS!“ Du bist also doch nicht geimpft worden?, sag ich. „Doch“, sagt er, „aber ... die Wirkung ist eine einzige Enttäuschung!“ Aha, sag ich, bist du an Corona erkrankt? „Nein“, sagt der Franz, „ich bin ja geimpft. Aber Russisch kann ich immer noch nicht, verstehst du?“ Das liegt daran, sag ich, dass unser Impfstoff nicht aus Moskau kommt, sondern von Pfizer. Damit lernst du nicht automatisch Russisch, sondern kriegst einen Mikrochip von Microsoft eingepflanzt, mit dem die Weltherrscher dich steuern können, verstehst du? „Ach sooo“, sagt der Franz, „jetzt verstehe ich, warum ich nachts plötzlich von feuchten Träumen heimgesucht werde, bei denen dummerweise Bill Gates eine dominante Rolle spielt.“ Eben, sag ich. „Und durch diesen Mikrochip wirst du automatisch zum wandelnden 5G-Umsetzer. Das hat den Vorteil, dass du selbst im tiefsten Kellerloch telefonieren kannst“, sagt die Frieda grinsend. „Wirklich?“, fragt der Franz. „Und mit den Flugzeugen werden weltweit Chemtrails verbreitet, die verhindern, dass unsere Frauen schwanger werden. Davor kann man sich nur mit Alu-Hüten schützen. Neu dabei ist, dass man die Hüte aber jeden Morgen mit Gülle innen und außen einreiben muss, sonst verlieren sie ihre Wirkung“, erklärt die Frieda. Aha. Andererseits: Leute, die solchen Schwachsinn glauben, sollten besser nicht schwanger werden.

NEUE OBJEKTE finden Sie unter:

Helmut Bachmann ist Buchautor von mehr als 80 Kochbüchern mit über 1,5 Millionen verkauften Exemplaren. Die Pressknödel sind seine Lieblingsknödel – besonders mit Rübensalat als Beilage. Das Rezept stammt aus seinem „Südtiroler Knödelkochbuch“. Haben auch Sie ein besonderes Rezept, das Sie unseren Lesern nicht vorenthalten möchten? rezept@brixner.info

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Menschen & Meinungen

NACHRUF

Emeritierter Domdekan verstorben z Im Alter von 90 Jahren ist am 13. Jänner der emeritierte Domdekan Johannes Messner verstorben. Messner hat den Weg der Diözese entscheidend mitgeprägt und war besonders in Brixen für seine soziale Ader bekannt. Der geborene Niederrasner wurde 1953 in Brixen zum Priester geweiht und wirkte dann als Kooperator in Abtei, Wengen und Toblach. Nach dem Abschluss des Studiums der Sozialwissenschaften an der Päpstlichen Universität in Rom wirkte er als Professor für Christliche Gesellschaftslehre und Soziologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. Von 1964 bis 2000 wirkte Messner als Professor und von 1973 bis 1979 als Studiendirektor am Priesterseminar. Zudem war er bis 1984 Dombenefiziat. Von 1985 bis 1991 war Messner auch Dekan an der Phil.-Theol. Hochschule Brixen. Im Jahr 1988 wurde

er zum Kanonikus am Brixner Dom ernannt. Von 1991 bis 1994 wirkte er als Direktor der „Brixner Theologischen Kurse“ und von 1992 bis 1996 als Direktor des Höheren Instituts für Theologische Bildung. Im Jahr 1991 wurde Messner zum Domdekan in Brixen ernannt; 2005 wurde er von seinem Auftrag als Kanonikus und Domdekan entbunden. In all diesen Jahren war er auch ein wertvoller und geschätzter Führer für Tausende von Gästen, die den Dom von Brixen besuchten. „Der Dom war ihm geistliche Heimat und ein Herzensanliegen“, sagt Bischof Ivo Muser. „Unzählige Menschen hat er durch ‚seinen Dom‘ geführt; dabei war ihm vor allem die geistliche Hinführung zur Bedeutung, zur Geschichte und zur Kunst unserer Kathedrale wichtig.“ eh

BRIXEN/BRÜSSEL

Brixnerin bei Brexit-Verhandlungen z Als die höchsten Vertreter der EU-Institutionen und Mitgliedsstaaten mit ihren Counterparts des Vereinigten Königreichs um deren Austritt verhandelten, tummelte sich eine Brixnerin mitten unter ihnen: Dhana Irsara arbeitet seit sieben Jahren in Brüssel, seit knapp sechs Jahren ist sie im Rat der Europäischen Union

tätig. „Anfangs beschäftigte ich mich mit dem Bereich Erweiterung und Westbalkan, dann mit Krisenmanagement und der Migrationskrise, und schließlich bin ich für über drei Jahre in die BrexitAbteilung gewechselt“, erklärt sie. Die 32-Jährige hat damit die Brexit-Verhandlungen von Beginn an miterlebt, was sie als „heraus-

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fordernde, aber auch wahnsinnig interessante Berufserfahrung“ bezeichnet. Als Teil einer sogenannten „working group“ nahm sie bis zuletzt an den Sitzungen zum Austritt und für das neue Abkommen mit Großbritannien teil, arbeitete die Inhalte der Verhandlungen auf und trug so dazu bei, dass am Ende ein Abkommen unterzeichnet werden konnte. Sie unterstreicht, dass Brexit auch positive Aspekte für die EU mit sich bringen wird: „Die Stimmung innerhalb der Mitgliedsstaaten zur EU hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, und auch die Bevölkerung ist sich der Vorteile der EU mehr bewusst“, freut sich Irsara. Seit Beginn des Jahres arbeitet sie wieder im Bereich Erweiterung und Türkei für den EU-Rat. Brüssel für Brixen einzutauschen hat sie in naher Zukunft nicht vor: „Brüssel ist mein zweites Zuhause, auch wenn ich in Brixen immer ‚dahoam‘ sein werde.“ av


Gastkommentar: Anna Heiss

Ein zynisches Jahr Im Jahr 2020 war es als Theaterschaffende nicht leicht, dem Zynismus nicht zu verfallen. Maskiert durch Brixen laufend, vorbei an Menschen, die sich in Cafés beim Aperitif vergnügen – ohne Maske, haushalteübergreifend, fröhlich – während man auf dem Weg ins Theater war. Das Theater, wo nach Wochen der Schließung die Stühle noch immer schachbrettmäßig aufgestellt waren: Zeichen unserer peniblen Regelerfüllung. Die Dekadenz hatte mithilfe der Gemeinde aufwändig eine neue Lüftung installiert, Personendaten aufgenommen, den Keller mit Desinfektionsmitteln bestickt und sich bemüht, trotzdem so etwas wie „Atmosphäre“ zu kreieren. Bekannte Ansteckungsfälle bei Kulturveranstaltungen gibt es bisher italienweit einen. Trotzdem: Von Öffnung seit Mitte Oktober keine Rede. Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich bin beileibe kein Paradebeispiel für Regelbefolgung, lasse auch hier und da mein soziales Bedürfnis über meine soziale Verantwortung siegen. Was mich stutzig gemacht hat, ist aber die Unverhältnismäßigkeit der Reglements. Und ja, ich habe Respekt vor jenen, die diese Regeln gerade aufstellen; mein Gott, wie ungern würde ich mit ihnen tauschen! Zugleich wurden die Prioritäten, die unsere Politik setzt, so deutlich wie selten zuvor. Dass etwas der Wirtschaft, dem sanften Kätzchen, guttue, dass sie es brauche, ist zum allgemein anerkannten und gültigen Argument mutiert. Die

Bedürfnisse des Markts vor jene der Menschen zu stellen ist also sozial akzeptiert. Juhu, du hast es geschafft, Adam Smith! Daraus ergibt sich, dass sich Kulturschaffende zunehmend mit einem der Wirtschaft entlehnten Jargon umgeben. Wir sind ja jetzt nicht mehr Kulturschaffende oder die Kulturszene, sondern Teil einer „creative industry“, begeben uns verbal in die Nähe von Automobilund Schwerindustrie, um unsere Arbeit zu legitimieren. Als „Wirtschaftssektor“, als „Tourismuszweig“, als „Standortfaktor“ soll unsere Existenz in Evidenz treten. Es ist nämlich die Evidenz, die uns fehlt. „Ach, und was machst du beruflich?“ ist eine mehr als

gierte Künstlerinnen und Künstler nun zusammengetan haben, um eine Interessensvertretung für Bühnenkünstler zu schaffen. Zu den Interessensvertretungen der Autoren (Südtiroler Autorinnen und Autorenvereinigung – SAAV), jenes der bildenden Künstler (Südtiroler Künstlerbund – SKB), der Filmschaffenden (Film Association of South Tyrol – FAS) und jener der Amateurtheater (Südtiroler Theaterverband – STV) soll eine Interessensvertretung für die Bühnenkünste entstehen. Dazu wird derzeit eine Erhebung gemacht. In diesem Link geht es zu einem Online-Formular, das der Selbsterfassung der Südtiroler Kreativen dient. All jene, die profes-

„Kultur muss weitermachen dürfen – nicht nach den Lokalen, nicht nach den Skipisten, nicht nach den Schulen, sondern mit ihnen“_Anna Heiss häufige Erwiderung auf die Aussage, frau arbeite zum Beispiel als Schauspielerin. In den tragischen Kommentarspalten auf dem Facebook-Profil unseres Kulturlandesrats wird deutlich, dass Kunst und Kultur in breiten Bevölkerungsteilen den Status eines entbehrlichen Freizeitvergnügens haben. Die Kulturschaffenden gelten als lebenslange Hobbyisten, Rich Kids oder schräge Vögel, die sozialstaatlich zu vernachlässigen sind. Umso wichtiger, dass sich enga-

Zur Autorin Anna Heiss ist 1988 in Brixen geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften und Kulturmanagement. Von 2015 bis 2017 arbeitete sie im Theater Spektakel Wien, seit 2017 ist sie organisatorischkünstlerische Leiterin der Dekadenz. Daneben wirkt sie in freien Kulturprojekten mit, gründete die Performance-Gruppe „VonPiderZuHeiss“ und engagiert sich gesellschaftspolitisch.

sionell oder semi-professionell in Kunst und Kultur tätig sind -ob als Künstler, Techniker oder Veranstalter - sollen sich hier eintragen: https://bit.ly/3qlyCy1 Der Zweck ist es, die Interessen der Berufsgruppe zu schützen, politisch und gesellschaftlich Lobby-Arbeit zu machen, um prekäre Arbeitsbedingungen zu verbessern und letztlich soziale Wohlfahrt auszuweiten. Es geht darum, eine Stimme am politischen Tisch zu bekommen und das eigene Selbstverständnis nicht weiterhin immer wieder in die Waagschale legen zu müssen. Aber warum denn nun Kultur – haben wir nicht wichtigere Probleme? Ich bin aufgewachsen in einem humanistischen Kulturverständnis. Ich habe eine humanistische Ausbildung genossen. Ich bin der Überzeugung, dass sich unser Mensch-Sein im kritischen Verstehen manifestiert, im Schöpfen, in der Schönheit, im Denken und komplexen Fühlen. Und ja, es ist mir bewusst, dass es ein Privileg ist, das wenigen zusteht, sich kulturell bilden zu

dürfen. Umso mehr finde ich es für unsere Demokratie eine existenzielle Notwendigkeit, die Kunst und Kultur zu priorisieren, sie nicht als Luxusgut, als Beigabe eines extravaganten Lebensstils zu behandeln. Kunst ist nicht nur systemrelevant, sondern systemerhaltend, systembefragend und – vielleicht ist das das Problem – systemverändernd. Die Kunst ist der Ort, wo wir uns über unsere subjektiven Zustände austauschen. Wir setzen uns gemeinsam einem Werk – einem Stück, einem Konzert, einer Ausstellung – aus und lassen uns berühren. Wir tun es leise, und wir tun es im Kollektiv. Da hat jemand etwas geschaffen und spricht durch deren Werk, sagt „Schau her, so fühle ich, fühlt ihr das auch?“. In der Gemeinschaft lachen wir oder weinen, wir ärgern uns oder denken nach. Wir treten danach heraus mit einem warmen Gefühl der Verbindung. Die Kunst ist die Schule der Empathie und – Oh Boy! – haben die letzten Monate deutlich gemacht, wie sehr uns diese fehlt! Statt freundlichem Zuhören herrscht eine Praxis der ewigen Rückkopplung der Außenwelt auf das eigene Weltverständnis. Die Kultur und das Theater im Besonderen kann der Ort sein, an dem wir diese Echokammern einreißen. Wir nehmen Inhalte auf, wir denken darüber nach, wir positionieren uns dazu und wir tauschen uns darüber aus. Hier lernen wir die für ein Miteinander so essenziellen Techniken der Auseinandersetzung, das Zuhören, die Debatte, wir pflegen Vielschichtigkeit in einer Welt, die zur Simplifizierung einer notwendigen Komplexität treibt. Kultur muss weitermachen dürfen! Nicht nach den Lokalen, nicht nach den Skipisten, nicht nach den Schulen, sondern mit ihnen, weil wir nicht nur eine Funktion als Arbeitgeber und Unterhaltungsort haben, sondern für eine funktionierende Demokratie ausschlaggebend sind. Leserbriefe an: echo@brixner.info 21


Get ready to shine!

Pro& Contra Ist der Verkehr weniger umweltverschmutzend als angenommen? Der Hintergrund:

Foto: Alfred Aberer

Foto: Gregor Lageder

Die Handelskammer Bozen hat vor einigen Tagen in einer Presseaussendung zum dramatisch reduzierten Verkehrsaufkommen auf der Brennerachse während der Ausgangsbeschränkungen vom Frühjahr 2020 festgestellt, dass die Feinstaubwerte dadurch nicht besser geworden sind. Ist der Verkehr also doch nicht der Klimakiller par excellence?

ALFRED ABERER, Generalsekretär der Handelskammer Bozen: „Der Verkehr hat keinen großen Einfluss auf die Feinstaub-Werte“

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wirkt Informieren Sie sich unverbindlich bei: Sonja Messner sonja.messner@brixmedia.it Tel. 0472 060 212 Patrizia Goller patrizia.goller@brixmedia.it Tel. 0472 060 211

Ja Die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr und der daraus resultierende Rückgang des Verkehrs haben die einmalige Möglichkeit ergeben, in einem Feldversuch zu messen, wie sich die Feinstaubbelastung verändert, wenn der Verkehr drastisch zurückgeht. Die Feinstaubmessungen des Landes Südtirol in den Monaten März bis Mai, sei es im urbanen Bereich als auch entlang der A22, zeigen klar auf, dass die Feinstaubbelastung während des Lockdowns und des konsequenten Rückgangs des Verkehrs nicht gesunken ist und den Vorjahreswerten entspricht. Eine in diesem Jänner veröffentlichte EU-Studie kommt zum gleichen Ergebnis: Der Verkehr hat keinen großen Einfluss auf die Feinstaub-Werte. Was hingegen die Stickoxid-Werte (NOx) anbelangt, so sind diese im Lockdown gesunken. Sie hängen also stärker mit dem Verkehr zusammen. Wenn man aber die Werte über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet, so sieht man, dass aufgrund immer umweltschonenderer Fahrzeuge trotz eines Verkehrsanstiegs auch die Stickoxid-Werte im Laufe der Jahre kontinuierlich zurückgegangen sind. Dies ist besonders auf die technische Entwicklung aller Fahrzeuge zurückzuführen. Dazu kommt, dass die Frächter ihren Fuhrpark bereits bis auf wenige Ausnahmen ausgetauscht haben und nun umweltfreundliche Euro-V- und EuroVI-LKW fahren. In den nächsten Jahren werden sicherlich auch die alten PKW mit neuen ausgetauscht, und es wird einen weiteren technischen Fortschritt geben, weshalb die Stickoxid-Werte weiter sinken werden. z

GEORG PICHLER, Direktor im Amt für Luft und Lärm: „Stickstoffdioxide sind das Problem“

Nein Nicht der Feinstaub, sondern die hohen Stickoxidemissionen sind das Hauptproblem beim Verkehr. Sowohl Feinstaub als auch Stickstoffdioxide greifen die Atemwege an und führen langfristig zu Erkrankungen der Lunge und des Herz-Kreislaufsystems. Während des Lockdowns konnte man im letzten Jahr beobachten, wie die Luftqualität bei stark reduziertem Verkehr wäre. Die Messwerte zeigten, dass die Stickstoffdioxid-Werte um die Hälfte gesunken und nach dem Lockdown wieder sprunghaft angestiegen sind, während die Feinstaubwerte mehr oder wenig unverändert blieben. Diese Daten entsprechen auch allen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die Feinstaubbelastung durch den Verkehr hat sich in den letzten Jahren stark gebessert, vor allem durch den Einbau von Rußpartikelfilter in Fahrzeugen. Hauptquelle für den Feinstaub ist also nicht mehr der Verkehr, sondern zu 70 Prozent die Heizanlagen, vor allem die Holzheizungen; der Anteil des Verkehrs beträgt nur 12 Prozent. Aus diesem Grund ist die Feinstaubbelastung während des Lockdowns nicht wesentlich gesunken. Daraus den Schluss zu ziehen, dass der Verkehr weniger umweltverschmutzend sei als angenommen, ist schlichtweg falsch: Die Feinstaubbelastung in Südtirol ist schon seit über zehn Jahren deutlich unter dem Grenzwert. Anders die Situation beim Stickstoffdioxid: An der Autobahn und in den Städten messen wir seit Jahren Überschreitungen des Grenzwertes. Die neuen EU-Normen sollten aber helfen, die Stickoxidemissionen weiter zu senken. z


UMFRAGE

Wie geht es dem Einzelhandel? Fotos: Melanie Vitroler

Mit dem Winterschlussverkauf endet eine coronabedingt weitere schwierige Saison für den Einzelhandel. Der „Brixner“ hat sich bei Geschäftsleuten der Altstadt umgehört, um zu erfahren, wie sie das letzte Jahr überstanden haben – und wie sie in die Zukunft blicken.

„Wir haben versucht, die Zeit des Lockdowns mit Fortbildungen und Umstrukturierungen im Haus zu überbrücken. Leider waren trotzdem viele Mitarbeiter in der Lohnausgleichskasse“, erklärt uns Felix Hofer von der Boutique Globus. „Die Chance dieser Krise war es, wieder mehr mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, da sie wegen der Lockdowns eher lokal einkauften.“

Maximilian Pramstaller von Optik Pramstaller sagt, dass „in Italien alles mit Sehstärke zu den Medizinprodukten gehört. Damit standen wir auf einer Stufe mit Apotheken und mussten nie schließen. Zum Glück gehören wir damit wohl nicht zu jenen Betrieben, die große Verluste verzeichnen mussten. Auch in die Zukunft blicken wir zuversichtlich; einzig bei den Sonnenbrillen könnten wir Umsatzverluste einfahren.“

„Wir hatten natürlich große Einbußen, obwohl wir als Papierund Buchhandlung eigentlich seit Ostern geöffnet bleiben durften. Das war natürlich von Vorteil“, erzählt uns Andreas von Mörl von der Buchhandlung A. Weger. „Ein wenig konnten wir auch online verkaufen, viele Kunden sind uns sehr treu geblieben. Für dieses Jahr hoffen wir, dass die Impfungen ein positives Ergebnis bringen werden.“

„Für uns war – und ist – es schwierig. Anfangs glaubten wir alle noch, dass es bei einem Lockdown bleiben würde, aber jetzt zieht es sich in die Länge. Für uns wird es langsam knapp“, meint Sybille Federspieler des Kinderbekleidungsgeschäftes Pinocchio. „In das Jahr 2021 blicke ich trotzdem optimistisch! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so weiter geht wie im vergangenen Jahr.“

„Wir haben diese Zeit im Maximilian-Style überstanden: positiv, mit Enthusiasmus. Den Kunden wollten wir das Gefühl vermitteln, als wäre alles wie immer“, schildert Lisa Zelger von der Boutique Maximilian. „Während des Lockdowns war unser OnlineShop sehr gefragt, und wir haben uns bemüht, unsere Kunden über die sozialen Netzwerke persönlich zu beraten.“

„Wir haben zum Glück viele treue Kunden aus dem Raum Brixen, aber auch aus ganz Südtirol. Natürlich fehlt uns der Tourist, der mittlerweile in jeder Branche wichtig ist. Aber wir sind trotzdem zuversichtlich. Dieses Jahr wird wahrscheinlich auch nicht viel leichter werden, aber man muss sich mit dem zufrieden geben, was im Moment möglich ist“, erzählt Sabine Öhler von der Modeboutique Oehler.

„Noi abbiamo lavorato tantissimo, siamo fortunate”, sagt Alessandra Soravia vom Fischfachgeschäft De Nardo. „C’era tantissimo da fare, anche in rispetto agli anni passati. Con tutti i ristoranti chiusi, la gente non poteva più muoversi e cenare fuori, e quindi si dava più da fare in casa, anche perché si aveva più tempo e più voglia per far passare un po’ il tempo.”

Armin Theiner von ProNatura erklärt, dass in seinem Geschäft „hauptsächlich Lebensmittel angeboten werden; deshalb konnten wir immer offen halten – nur einige Bereiche des Verkaufs von Kosmetikprodukten mussten wir zeitweise einstellen. Trotzdem haben wir einen leichten Rückgang im Umsatz gespürt. Außerdem sind wir ein Teil des Portals ‚Bringz‘, über das wir auch nach Brixen und Umgebung liefern können.“ 23


DIE KUNST IN KRISENZEITEN

Kunst & Kultur

Kunst trotz Corona Der Südtiroler Künstlerbund (SKB) leitet seit Anfang 2020 die StadtGalerie Brixen, die, wie alle Ausstellungsorte im Land, dem Lockdown unterliegt. Dass der SKB trotzdem nicht untätig ist, erfahren wir von Geschäftsführerin LISA TROCKNER.

LISA TROCKNER: In unserem Maßnahmenpaket laufen Bemühungen auf mehreren Ebenen. Die Arbeitsgruppe im SKB hat bei der Landesregierung einen Antrag eingereicht, dass Kunst am Bau bei öffentlichen Bauten wieder verpflichtend wird. Ein weiterer Beschlusspunkt ist die statistische Erhebung der Kreativwirtschaft, damit faktisch feststellbar ist, wie viel Bruttowertschöpfung generiert wird. Das zwingt auch die Politik zum Handeln. Unser Hauptanliegen ist außerdem die Anerkennung des Berufsbildes der Künstlerschaft und eine gewerkschaftliche Organisation derselben. Ein Team um Manfred Schweigkofler, dem auch Peter Schorn und Eva Kuen angehören, plant mit „Cultural and Creative Industries“ (CCI) eine Art Dachverband der Kulturschaffenden. Läuft hier etwas gegengleisig? Wir sind im engen Austausch mit der Initiative und mit dem Handels- und Dienstleistungsverband hds, der eventuell als Trägerverein fungieren könnte. Es gibt viele Überschneidungen, aber auch diverse Abgrenzungen, denn das Team um Schweigkofler nimmt im Gegensatz zu uns auch alle Kreativen hinter der Bühne mit, Techniker, Kostümbildner 24

und viele mehr. Die Interessensgemeinschaft versucht, ganz in unserem Sinne, Synergien zu schaffen, damit man die Zukunft der Kreativen voranbringen und stärken kann. Sie unterstützt die Bestrebungen, die Kulturschaffenden zu erfassen, indem man sich über einen Link eintragen kann. Hat die angekündigte finanzielle Unterstützung inzwischen gegriffen? Der Start im Frühling war etwas holprig mit den ersten 600 Euro, die den Kulturschaffenden angeboten wurden für eine kurze virtuelle Produktion. Die Landesregierung musste selbst erst einen Weg finden, mit der völlig unvorhersehbaren Situation umzugehen, damit die Beiträge baldigst ausbezahlt werden konnten. Später folgte noch eine weitere Beihilfe von 2.000 Euro, die zum Jahresende noch einmal um 1.000 Euro aufgestockt wurde. So haben die Kulturschaffenden allein über die Kulturförderung immerhin 3.600 Euro erhalten. Freiberufler und Handwerker konnten im Übrigen noch bei anderen staatlichen Einrichtungen ansuchen. Bezüglich dieser Maßnahmen wäre es natürlich ideal gewesen, wenn die Erhebungen schon zur Hand gewesen wären; dann hätte man die entsprechenden Kriterien präziser auf die Künstlerschaft abstimmen können. Es muss ziemlich kompliziert sein, die Kriterien festzulegen, wer Anrecht auf Förderungen hat. Genau. Viele Künstler befinden sich ja in einer hybriden Position.

Sind sie fix angestellt oder haben sie ein geregeltes Zubrot? Wie ist es mit Studenten oder Rentnern? Wenn jemand aber einen Teil seines Lebensunterhalts mit der Kunst verdient, ist eben dieser Teil auch weggebrochen, und er hat Anrecht auf Unterstützung. Anders als Kreative der Performing Artists konnten die bildenden Künstler wenigstens im „Stillen Kämmerlein“ arbeiten. Das stimmt, aber ohne Ausstellungsmöglichkeit fallen sowohl die Werbewirksamkeit weg als auch Verkaufsgelegenheiten und Spesenvergütungen. Es fehlen auch private Aufträge von der Hotellerie zum Beispiel, die ja zum Großteil geschlossen war und in der wirtschaftlichen Ausnahmesituation sich mit Kunstaufträgen sehr zurückgehalten hat. Der SKB hat in Brixen die Leitung der StadtGalerie inne und mischt auch sonst das Kunstgeschehen der Stadt auf, zum Beispiel am Astra mit einer Artothek im Halbjahresrhythmus. In Kooperation mit der Gemeinde wurden mehrere Aktionen zur Künstlerförderung gestartet, darunter jene der Kunstankäufe. Wieso erfährt die Öffentlichkeit nicht, welche Werke angekauft worden sind? Es erging ein Aufruf an die Künstlerschaft, sich an der mit 100.000 Euro budgetierten Förderung für das Jahr 2020/2021 zu bewerben. Die Auswahl der vielen Einsendungen hat das siebenköpfige Gremium der StadtGalerie noch vor Weihnachten getroffen, der definitive Beschluss des Stadtrats

Fotos: Oskar Zingerle

Frau Trockner, Sie haben uns bereits im Sommer berichtet, wie prekär die Situation der Künstlerschaft nach dem Lockdown im Frühjahr war. In Gesprächen wollte man die Position und die Bedürfnisse der Beteiligten feststellen. Was hat sich getan?

erfolgt in diesen Tagen und wird anschließend öffentlich kommuniziert. Sobald der Ankauf genehmigt ist, wird er auch öffentlich kommuniziert werden. An dieser Stelle möchte ich der Gemeinde Brixen danken für das Vertrauen, das sie dem SKB entgegengebracht hat und gleichzeitig ein großes Lob aussprechen für diese wertvolle zukunftsweisende Initiative, die hoffentlich Nachahmer findet, nicht nur in diesen düsteren Zeiten. Wie setzt sich das Gremium zusammen? Es sind vor allem Experten aus den verschiedenen Kultursparten dabei: Stefanie Prieth vom Stadt-


LISA TROCKNER: „Unser Hauptanliegen im SKB ist die Anerkennung des Berufsbildes der Künstlerschaft und deren gewerkschaftliche Organisation“

marketing, die Kuratorin Eva von Ingram Harpf, die Kunstsammler und Unternehmer Ivo Barth, Josef Prader und Federico Giudiceandrea, der Architekt Stefano Peluso und der Präsident des SKB, Alexander Zoeggeler.

ten eine schwierige Aufgabe für Karin Pernegger im Jahr 2020. Der neue Auftrag der StadtGalerie ist, den individuellen und gesellschaftlichen Wert von Zeitgenössischer Kunst zu fördern

portieren. Kooperationen mit anderen Institutionen und Museen schaffen Synergien und sollen das Netzwerk der Künstlerschaft ausweiten. In Lockdown-Zeiten sind die ursprünglichen Konzepte der vier Wechselausstellungen im

„Ein großes Lob gilt der Gemeinde Brixen für die Kunstankäufe – eine wertvolle zukunftsweisende Initiative, die hoffentlich Nachahmer findet“_Lisa Trockner, Geschäftsführerin des Südtiroler Künstlerbundes Das Kuratorium bestellt auch die wechselnden Kuratoren der StadtGalerie – in Lockdown-Zei-

und das Potential historischer Kunstschätze im Dialog mit der Jetztkunst in die Zukunft zu trans-

Jahr von Karin Pernegger entsprechend modifiziert worden. Die Personale von Martina Steckholzer

konnte noch physisch besichtigt werden, auch die Gruppenausstellung „Ohne euch geht gar nichts“ im Juli, wo Signalwerke wie die Absperrbänder am Rathaus von Leander Schwazer weithin sichtbar waren. Auch „Emphatisanten“ im September berichtete von den prägenden Erfahrungen in der Krisenzeit. Die aktuelle Ausstellung „Il dolore del presente“ ist nur als virtueller Rundgang zu besichtigen. Wird das digitale Angebot angenommen? Gestartet sind wir in Bozen mit #Artigathome, einer Online-Plattform, auf der 131 Künstler ihre Werke in den Bereichen Bildende 25


Kunst & Kultur

Kunst, Literatur, Musik und Architektur in einem virtuellen OutdoorSpaziergang präsentierten, die sie im Lockdown-Frühling geschaffen hatten. Es war ein durchschlagender Erfolg! Wir hatten am ersten Tag 11.000 Zugriffe aus aller Welt. Auch die Ausstellung in der StadtGalerie mit Nord- und Südtiroler Künstlern wird recht gut digital genutzt; Interessierte sind es mittlerweile gewohnt, Kunst nur mehr virtuell zu bewundern.

Künstler der letzten Ausstellungen ihre Motive gegen ein Honorar einbringen. Mithilfe der Gemeinde und der interessierten Geschäftsleute wurden die Taschen dann realisiert. Wenn diese bedruckten Einkaufstaschen durch die Stadt getragen werden, wirkt das wie eine lebendige Gemäldegalerie. Im Schaufenster der StadtGalerie sind die Werke ausgestellt und in einer limitierten Auflage von nur sechs Stück als signierte Editionen im Online-Shop um 180 Euro zu erwerben.

Noch eine kuratorische Arbeit von Karin Pernegger im Auftrag des SKB sind die Kunstwerfer. Kunstwerfer sind mobile MiniSchaukästen von bergmeisterwolf, die dank der Unterstützung von Barth Innenausbau, der Firma Fischnaller Stahl & Glas in Villnöß und der Lichtfabrik Halotech in Innsbruck an drei Standorten der Altstadt aufgestellt werden mit dem Ziel, aus den üblichen Kunsträumen auszubrechen und die Kunst zu den Menschen zu bringen. Die Kunstwerfer werden zurzeit mit Werken des Künstlers Peter Senoner bespielt und können je nach Erfolg auch ein längerfristiges Projekt werden.

Als Kuratorin für 2021 wurde Elisa Barison bestellt …

Lisa Trockner: „Mit den Kunstwerfern an drei Standorten und den von Künstlern gestalteten Einkaufstaschen wollen wir die Kunst unter die Menschen bringen“ „Pack mehr Kunst in dein Leben“ ist ebenfalls eine spannende Aktion in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftstreibenden und der Gemeinde Brixen. In Gesprächen mit der Gemeinde war man bestrebt, sinnvolle Schnittstellen zwischen Kunst und

Lebenshilfe: Begleiter/innen und Gruppenleiter/innen gesucht! Die Lebenshilfe sucht Begleiter/innen und Gruppenleiter/innen für die Urlaube von Menschen mit Beeinträchtigung. Auf unserer Homepage www.lebenshilfe.it können Sie die Broschüre „Urlaub/Vacanze 2021“ einsehen und herunterladen. Wenn Sie volljährig und an einer Mitarbeit interessiert sind, wenden Sie sich bitte an Martina Pedrotti: T 0471 062 528 oder 348 246 77 56 pedrotti@lebenshilfe.it

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Handelstreibenden in Zusammenarbeit mit der Tourismusgenossenschaft zu finden. Laut Stadträtin Monika Leitner steht hinter der Förderaktion das Ziel, Kunst und Kultur sichtbar zu machen. Die Idee von Karin Pernegger mit den Einkaufstaschen fand Anklang, und so durften die teilnehmenden

Die Kunstvermittlerin und Kuratorin Elisa Barison, gebürtig aus Sterzing, soll im März mit einer Personale von Alexander Wierer starten. Wir sind zuversichtlich, dass sie ihre Ideen zu unserem Konzept der vier wechselnden Ausstellungen umsetzen kann und die Pandemie uns nicht länger in Atem hält.

irene.dejaco@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info


LITERATUR

Glühende Literatinnen Sie sind jung und motiviert, und ihre Leidenschaft ist das Schreiben. Die Rede ist vom Eisacktaler Autorinnenkollektiv „Die Glühbirne“, das vor kurzem Lyrik und Prosa in einer Anthologie herausgegeben hat.

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ie alles begann: Zusammengefunden haben die fünf jungen Texterinnen bei einer Schreibwerkstatt mit Arno Dejaco im Jahr 2016, organisiert von den Brixner Oberschulbibliotheken gemeinsam mit der Stadtbibliothek. Beim zweiten Treffen kamen nur noch fünf, und jede von ihnen war unendlich froh, dass es noch andere gab, die ihr Faible fürs Texten teilten. Zur Einstimmung für die Abschlusslesung in der StadtGalerie versteckten die Eisacktalerinnen Zettelchen mit kurzen Texten in ganz Brixen. Weil Adventszeit war, wollten sie mit Licht die kalte Jahreszeit erhellen und haben sich den Namen „Die Glühbirne“ gegeben. „Die Glühbirne kennt man auch aus den Comics, wo sie das klassische Symbol für eine Idee ist“, erklärt Magdalena Ferdigg. Seit damals frönen sie ihrer Leidenschaft und geben regelmäßig öffentliche Lesungen in Schulen, Hotels und Bibliotheken. Zur Weihnachtszeit wurden ihre Texte im Online-Projekt „Junge Stimmen im Advent“ in den sozialen Medien von Schauspielern vorgelesen.

Wer dahinter steckt. Die jun-

gen Talente kommen aus Brixen und der weiteren Umgebung. Die 19-jährige Magdalena Ferdigg aus Milland besucht das Realgymnasium in Brixen, liebt es neben dem Schreiben zu tanzen und zu zeichnen. Sie ist außerdem die erste Feuerwehrfrau von Milland. Anna Maria Parteli, Jahrgang 2001, kommt aus Vahrn und ist ein wahres Multitalent. Sie komponiert Songs, die sie hinreißend vorträgt, spielt Klavier und Gitarre und hat schon mehrere Geschichten und Gedichte veröffentlicht. Nadia Rungger aus Gröden ist 21 Jahre alt. Sie studiert Germanistik in Graz; ihre Erzählungen und Gedichte wurden mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und in entsprechenden Zeitschriften publiziert. Sie erhielt Stipendien im deutschsprachigen Ausland und ist seit kurzem

Das Autorinnenkollektiv „Die Glühbirne“ – Nadia Unterfrauner, Carmen Ramoser, Magdalena Ferdigg, Nadia Rungger und Anna Maria Parteli – präsentiert ihre erste Anthologie im Radiojournalismus tätig. Im letzten September erschien ihre erste Veröffentlichung „Das Blatt mit den Lösungen“ im Ver-

Ed“ publiziert wurde, ein Gemeinschaftsprojekt der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung SAAV und der Edition Raetia.

„Wir inspirieren uns gegenseitig“_Carmen Ramoser lag A. Weger. Carmen Ramoser aus Mauls ist ebenfalls 21 Jahre alt und studiert Germanistik und Biologie in Wien. Von ihr gibt es auch Kurzgeschichten und Lyrik in diversen Zeitschriften zu lesen. Nadia Unterfrauner ist 19 und besucht die Fachoberschule für Grafik und Kommunikation in Brixen. Schon als Kind zeichnete sie eine blühende Fantasie aus, und so veröffentlichte sie schon mit 16 den ersten Mystery-Thriller „The misty Dawn“.

Was sie schreiben. „Wir inspirieren uns gegenseitig“ sind sich die Fünf einig, „aber man kann auch kritisieren und sich gegenseitig Mut machen.“ Getragen von soviel Verve ist es nicht weiter verwunderlich, dass kürzlich ihre erste Anthologie in der Reihe „Zoom

„In die klare Luft springen“ nennt sich die bunte Sammlung an Prosa, Lyrik, Fantasy, traurigen oder humorvollen Kurzgeschichten in mehreren Sprachen. Die Themen drehen sich um all das, was junge Menschen heute berührt, wie der Umgang mit der Erde, Kriege, Verlust oder die Liebe. Sie sind auf der Suche nach dem Leben und drücken diese über ihre Dichtung aus, emotional und fantasievoll, manchmal pathetisch, zumeist aber mit viel sprachlichem Feingefühl. Ihre Beweggründe zum Texten sind unterschiedlich: Für Carmen Ramoser ist es „ein Drang, eine Notwendigkeit“; Nadia Unterfrauner hingegen faszinieren „die Ideen zu den Geschichten“.

Wie es klingt. In dem Gedicht

„Wie kann ich das Gefühl be-

schreiben“ sinniert Carmen Ramoser darüber, wie schwer es ist, anderen die Ausflüge in die Fantasie zu beschreiben: „Aber ich kann doch über freies Schweben/ Mit dir in keiner Sprache reden/ Ich muss davon schweigen/Dich an der Hand nehmen/Und es dir zeigen“. Nadia Rungger thematisiert das Verrinnen der Zeit in „Gleichzeit ich“, wo sie sich mit einem jüngeren Ich konfrontiert, das ihr fremd geworden ist, bis „ein Geruch, eine Erinnerung“ die verflossene Zeit wettmacht. Magdalena Ferdigg ist mit „Blickwinkel“ hochaktuell unterwegs: „Querdenker betrachten die Welt verkehrt herum, wenn sie mal zu verquert erscheint“. Anna Maria Parteli will wohl aufbrechen in ferne Welten, denn sie spricht von Fieberträumen in Nachtzügen und schwebt frei wie ein Vogel auf dem Hochhausdach. Nadia Unterfrauners Menetekel „Zeit und Zeit, die rinnt“ erinnert uns daran, dass das Glück der Welt in unseren eigenen Händen liegt: „Bevor die Welt in Flammen aufgeht, wird sie noch einmal perfekt sein“. irene.dejaco@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info 27


BUCH

Kunst & Kultur

Winterhausbuch der OEW z 21 Geschichten und Zeichnungen erzählen im Winterhausbuch von einem warmen Platz im Winter. Vier Freiwillige haben die Erfahrungen aus dem Obdachlosenhaus gesammelt und in einem 84-seitigen Buch gebündelt. Sponsoren haben die Grafik- und Druckkosten übernommen. Das Blau des Buchcovers soll an die Kälte erinnern, der Menschen

auf der Straße ausgesetzt sind, ein illustrierter Rucksack an ihre Lebensgeschichten. Seit 2014 gibt die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt aus Brixen die Straßenzeitung „zebra.“ heraus. Da es im Jänner keine eigene Ausgabe gibt, überbrücken die rund 60 Männer und Frauen den Straßenverkauf ab sofort mit dem Verkauf des Winterhausbuches:

5 Euro pro Buch gehen an das Projekt „Dorea“ für obdachlose Frauen in Bozen, die andere Hälfte bleibt den Verkäufern. av

K&K Kunst & Kultur

MUSIK

Neues Video zu„In The Dawn“ z Am 16. Jänner veröffentlichte der Brixner Musiker und Künstler June Niesein ein neues Musikvideo zu seinem Song „In the Dawn“. Die aus London stammende und seit vier Jahren in Südtirol lebende Künstlerin Christina Vieira-Barry fertigte dafür über 1.000 Handzeichnungen an, die anschließend fotografiert und digital zusammengeführt wurden. Entstanden ist ein Animationsvideo, das das Leben nach dem Tod thematisieren soll. Eine Reihe von Videobildern, die im Laufe des Videos in handgezeichnete Animationen übergehen, sollen den Übergang

kurz

notiert

28

zwischen Leben und Tod darstellen. Der transmediale Film, in dem das Reale durch Videobilder und das Surreale anhand der handgezeichneten Animationen dargestellt werden soll, lässt den Protagonisten eine Transformation zwischen Film und Zeichnung, also zwischen Leben und Tod, erfahren. Insgesamt haben die beiden Künstler ein Jahr an diesem Projekt gearbeitet. Der Song von June Niesein wurde bereits 2020 im Rahmen seines Albums „Apocalypse“ veröffentlicht und ist auf sämtlichen Streaming-Portalen zu finden. Das Animationsvideo

Beim diesjährigen SüdsterneJahresevent, das online stattfinden musste, spielte das Brixner Pop-Duo Anger ein halbstündiges Konzert. Dabei präsentierten sie ihren ersten Song im Dialekt. Das Konzert wurde in der Messe Bozen aufgenommen und via Livestream übertragen.

kann man auf YouTube oder in der „Brixner“-App anschauen. av

Das erste Jazz-Event in der Dekadenz fand unter der neuen Leitung von Max von Pretz in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Jazzfestival im Livestream statt, hochkarätig besetzt mit der bekannten Sängerin Lucia Cadotsch, dem britischen Musiker Kit Downes und der Brixner Bassistin Ruth Goller.

Bei Umbauarbeiten des Stiftsmuseums Kloster Neustift entsteht in der neuen Eingangshalle aus 50 Quadratmetern ein monumentales Kunstwerk mit dem Titel „Hortus Sancti Augustini“ des österreichischen Künstlers Paul Renner. Am 15. Jänner erfolgte im Zuge der Bauarbeiten die Installation der ersten Stahlplatten.


NACHGEFRAGT

„Eine spannende Aufgabe“ Herr Pichler, „Südtirol Filarmonica“ hat ein Orchester zusammengestellt, das aus 64 Südtiroler Profimusikern besteht. Wie ging das Auswahlverfahren vonstatten? Bis heute sind 241 Musikschaffende unserer Initiative gefolgt und haben sich aus vielen Teilen der Welt für dieses Projekt gemeldet. Davon erteilten uns rund zwei Drittel eine Zusage zum Konzerttermin im Mai. Gemeinsam konnten wir, nach Sichtung der Lebensläufe, eine Auswahl treffen, die nun die erste Edition dieses Orchesters bildet. Dabei war uns auch wichtig, eine Balance zwischen

den Geschlechtern und Generationen zu berücksichtigen: Das Team besteht aus 30 Frauen und 34 Männern. Der erfahrenste Musiker ist 64 Jahre alt, die jüngste 18. Wurde das Programm bereits definiert? Ja, das war eine spannende Aufgabe. Das Programm sollte berühmte europäische Komponisten beinhalten und zugleich einen Bezug zu Südtirol herstellen. Daher haben wir uns als Start für eine Ouvertüre des Malser Komponisten Johann Rufinatscha entschieden; dann folgen der „Feuervogel“ in der Suite von 1919 von Igor

Strawinsky und die berühmte 9. Sinfonie von Antonin Dvoř ák. Wann finden die Konzerte statt? Die Musiker reisen am 3. Mai an, dann wird im Kulturzentrum in Toblach geprobt. Die DebütKonzertreihe umfasst drei Auftritte: am 7. Mai im Gustav Mahler Saal in Toblach, am 8. Mai im Auditorium in Bozen und am 9. Mai im Kursaal in Meran. Der Ticketverkauf startet im März. Für alle Informationen empfehle ich das Abonnieren des Newsletters auf unserer Homepage www. suedtriol-filarmonica.it.

Foto: Hannes Niederkofler

MICHAEL PICHLER, Dirigent der neuen Initiative „Südtirol Filarmonica“, über die Orchesterbesetzung und das Programm, das im Mai in Toblach, Bozen und Meran aufgeführt werden wird.

evi.hilpold@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

BUCH

Prämierte Kurzgeschichten

z Trotz der Absage der Veranstaltungsreihe „Tage des Buches“ der Brixner Tourismusgenossenschaft setzten sich die Ideengeber Kathrin Gschleier und Tiziana Campagnoli dafür ein, dass der Literaturwettbewerb für Oberschüler unter dem Motto „Geheimnisvolles Brixen“ abgehalten werden konnte. Die Sieger haben zwar im Frühling ihre Geschichten

nur online vorgelesen, aber die verschobene Preisverleihung mit Bücherscheinübergabe konnte am 18. Dezember persönlich auf dem Domplatz stattfinden. Der erste Preis der deutschsprachigen Oberschule ging an Eva Kofler für die berührende Geschichte über eine innige Freundschaft „Erinnerung an einen sonnigen Tag Ende April“. Den zweiten Platz errang Catharina Manco mit „Mission

Geheimnisvolles Brixen“, und der dritte Preis ging an Magdalena Kaser für „Endlich auf den Markt“. Bei den italienischen Oberschulen gewann Matteo Puntel mit „Il giardino dei libri“, einer fantasievollen Exkursion in die Hofburg. Sirio Virgilio gewann den zweiten Platz mit „Bressanone 2040“, und Giulia Greco war Drittplatzierte mit der spannenden Kurzgeschichte über die Adlerbrücke „La maledizione

del ponte“. Coronabedingt findet die nächste Ausgabe der „Tage des Buches“ erst im Oktober 2021 statt. Alle interessierten Schüler können ab jetzt bis zum 31. Mai zum Thema „Die Reise: Vom Traum zur Schönheit der Natur“ eine Kurzgeschichte verfassen, aus der eine ExpertenJury die Sieger kürt. ird

29


VOR 50 JAHREN: SKI-ELITE MISST SICH AUF DER PLOSE

Freizeit & Sport

Die PloseItalienmeister

Die besten Skifahrerinnen und Skifahrer waren vor 50 Jahren in Brixen zu Gast. Der Grund dafür waren die Italienmeisterschaften, die vom 3. bis 7. März 1971 auf der Plose stattfanden. Organisiert wurden sie von einem eigens einberufenen Komitee mithilfe des Wintersportvereins Brixen und der Skischule Plose.

F

ast 15 Grad unter Null zeigte das Thermometer auf der Plose, als sich rund 150 Teilnehmer der Skialpin-Italienmeisterschaften der allgemeinen Klasse Anfang März 1971 zum Start begaben. Eine Woche lang tummelten sie sich auf dem Brixner Hausberg, um die für sie wichtigsten Rennen der Saison zu bestreiten. Jeweils ein Slalom, ein Riesentorlauf und eine Abfahrt wurden pro Kategorie, also für die Herren und die Damen, ausgesteckt. Die Zeiten aus Abfahrt und Slalom wurden dann noch für die Kombinationswertung addiert. Die Pisten für die Rennen vorzubereiten war vor 50 Jahren allerdings wesentlich schwieriger als heute: Es gab kaum Schneekatzen, Ski-Doos oder Fangnetze.

Eine Piste mit dem gewissen Etwas. Der damalige Brixner Bür-

germeister Zeno Giacomuzzi und auch der frisch ernannte Präsident des Brixner Wintersportvereins Helmuth Kerer waren die Strippenzieher hinter diesem sportlichen Großevent in Brixen. Der Austragung einer Italienmeisterschaft geht nämlich ein Bewerbungsprozess voraus. Brixen kam unter anderem deshalb infrage, weil die 1967 fertiggestellte Trametschpiste als schwierig und sehr abwechslungsreich bekannt wurde – nicht nur in Brixen, sondern über die Grenzen des Talkessels hinaus. Aus den Annalen des Brixner Wintersportvereins geht hervor, dass die Piste bei Insidern für Furore sorgte, da sie als Geheimtipp und absolutes Highlight für jeden geübten Skifahrer gehandelt wurde. Sie galt 30

aufgrund der oben genannten Charakteristiken als skitechnisch sehr schön. Heute wie damals ist die Trametsch eine ganz besondere Piste für die Plose und gilt als Inbegriff des sportlichen Skifahrens im gesamten Dolomitenraum. „Die Trametsch ist eine Piste, die zu Dir spricht“, wurde einmal das Besondere der Piste umschrieben. Die natürliche Linienführung setzt besondere skitechnische Akzente und macht den einzigartigen Charakter der Piste aus. In Verbindung mit der Plosepiste ist die Trametschpiste übrigens neun Kilometer lang, alleine rund sechs Kilometer.

verstorbene damalige Direktor der Plose Seilbahnen, Reinhold Knollseisen, waren maßgeblich an der Planung und am Bau der Piste beteiligt. Für diese musste sogar gesprengt werden, etwa im Gebiet unterhalb der Talstation des ehemaligen Trametschliftes.

Stolze Truppe. Nicht nur die

Einheimischen fanden großen Gefallen an der sechs Kilometer langen Piste – ohne Verbindung zur Plosehütte –, sondern auch der italienische Skiverband, was er mit der Zusage der Wettkämpfe bekundete. Die Betreiber der Piste, die Plose Seilbahnen, sowie

„Mit Schaufel und Pickel wurden die Hügel auf der Piste abgetragen – ich höre noch, wie die Alpini auf der Piste fluchten“_Hubert Fink, ehem. Skilehrer der Skischule Plose Bereits beim Bau im Sommer 1967 spielten die Verantwortlichen mit dem Gedanken, auf dieser Piste Wettbewerbe auf nationaler oder auch internationaler Ebene auszutragen. Als die Bagger auf der Trametsch auffuhren, waren auch die Waldbesitzer bereits damit einverstanden, die Trasse bis nach St. Andrä zu ziehen. Unzählige Lokalaugenscheine waren diesen Arbeiten vorausgegangen, um die beste Strecke zu definieren. Der international bekannte Trainer Hans Nogler aus Gröden sowie der erst kürzlich

die Brixner erfüllte das damals natürlich mit Stolz. Das eigens für die Skialpin-Italienmeisterschaften ins Leben gerufene Organisationskomitee kümmerte sich um die bürokratischen Details. Den Vorsitz des Komitees übernahm Klaus Seebacher, Generalsekretär war Helmuth Kerer. Als Mitarbeiter scheinen im Programmheft von 1971 unter anderem Hubert und Richard Fink, Zeno Giacomuzzi, Mario Gasponi, Herbert Gasser, Reinhold Knollseisen, Wally Nothdurfter, Burghart Stremitzer und Hermann Werth auf.

Um die Unterkünfte der Teilnehmer kümmerte sich das Tourismusbüro, um das Rennbüro im Gemeinderatssaal der italienische Skiverband FISI, für die ärztliche Versorgung war der Arzt Remo Letrari zuständig, das Pressebüro hatte Josef (Pepi) Ausserdorfer über, und die Transporte organisierte die Plose Seilbahn. Für die renntechnischen Belange am Berg zeigte sich die Skischule Plose verantwortlich. Die Skischule bestand damals aus dem Skischulleiter Karl Hornof sowie den Skilehrern Adolf Grünfelder, Hubert Fink, Paul Hornof, Hans Assner und Franco Titton. Karl Hornof und Adolf Grünfelder zählten in ihrer Jugend selbst zu den Spitzenläufern des Landes. Hubert Fink hingegen hatte kurz vor der Italienmeisterschaft seine Trainertätigkeit in der italienischen Ski-Nationalmannschaft beendet und war nun bei der Skischule tätig, bevor er dann Vorsitzender des Verbandes der italienischen Skilehrer und später sogar zum Präsidenten des Weltskilehrerverbandes ernannt wurde. Während Franco Titton und Paul Hornof ihrer „normalen“ Skilehrertätigkeit auf der Plose nachgingen und unterrichteten, machten sich Karl Hornof, Hubert Fink und Adolf Grünfelder daran, die Rennstrecken für das sportliche Großereignis zu präparieren. Wer nun an Pistenraupen und Schneekanonen denkt, der hat weit gefehlt: Die Pisten wurden per Hand beziehungsweise per Ski präpariert.

Volle Menpower. Für die jeweils drei Rennen wurden mehrere Pis-


Fotos: Archiv Wintersportverein

SPORTLICHES GROSSEVENT IM JAHR 1971: Auf der Propinepiste wurden der Slalom und der Riesentorlauf gefahren, auf der Trametsch die Abfahrt 31


Freizeit & Sport ten vorbereitet. Die Wettkämpfe der Damen wurden unter den geschulten Argusaugen von Karl Hornof absolviert. Der Damenslalom wurde auf der ehemaligen Propine-Piste gefahren, der Damen-Riesentorlauf und die Damen-Abfahrt auf der Pfannspitzpiste Richtung Skihütte. Auch die Männer fuhren den Slalom auf der Propinepiste. Der damalige Ankerlift endete bei der heutigen Bergstation des Schönboden-Vierersesselliftes und startete etwas unterhalb der Hälfte des

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heutigen „Woody Walks“. Der Riesentorlauf der Herren wurde ebenso auf der Pfannspitz-Piste durchgeführt. Für die Organisation dieser technischen Herren-Rennen zeigte sich Adolf Grünfelder verantwortlich. Die Abfahrt, für die Hubert Fink verantwortlich war, wurde hingegen auf der relativ neuen Trametschpiste gesteckt. Behilflich war ihm beim Definieren des Streckenverlaufes der vor kurzem verstorbene Grödner ExSkirennläufer Ivo Mahlknecht. Gestartet wurde beim Schönjöchl, die Ziellinie überschritten die Läufer bei der Talstation des ehemaligen Trametsch-Liftes. Das Zubereiten der Pisten in einen renntauglichen Zustand war für die Organisatoren eine enorme Herausforderung. Sie wurden nicht – wie heute üblich – tagtäglich von Pistenmaschinen präpariert, sondern waren mit Hügeln, Schneehäufen, eisigen und schneekargen Stellen gespickt. Um die Rennpiste so gut wie möglich zu ebnen, musste Hand und Fuß angelegt werden. „Der damalige Chef der Carabinieri, Capitano Arno Mandolesi, versprach uns Hilfe und orderte Verstärkung in Rom an. Es kamen an die 40 Carabinieri in Hemd und Krawatte, die gemeinsam mit den in Südtirol stationierten Ordnungskräften für die Sicherheit bei den Wettkämpfen sorgen sollten“, erzählt Hubert Fink. Auf der Piste hingegen halfen die Alpini; mit Schaufel und Pickel wurden die Hügel abgetragen. „Das war ein hartes Stück Arbeit. Ich höre heute noch, wie die Alpini, die diese Kälte und Art von Arbeit nicht gewohnt waren, auf der Piste fluchten“, sagt Fink. Zur Sicherung der Rennstrecke wurden, wie damals üblich, Strohballen aufgestellt. Das Problem war aber, dass es an den Wettkampftagen und auch bereits

Tage vorher ungewöhnlich kalt war auf der Plose: Es hatte viele Tage hintereinander bis zu 20 Grad unter Null. Die Strohballen eisten ein und wurden hart wie Beton. „Gott sei Dank kamen nur wenige Rennläufer zu Sturz. An einen kann ich mich jedoch noch erinnern: Stefano Michele aus Madonna di Campiglio. Der Sturz ging aber, wie auch alle anderen, beinahe glimpflich aus“, erinnert sich Fink. Die Zeiten wurden damals per Handstoppen von den Kampfrichtern des italienischen Zeitnehmerverbandes durchgeführt. Diese wurden vor den Rennen von den Rennorganisatoren angefordert, stimmten die Uhren aufeinan-

der ab, saßen in einer Hütte und schrieben die Start- und Endzeit auf einen Zettel. Nach dem Rennen wurde die Differenz ausgerechnet und die Ergebnisliste per Schreibmaschine zu Papier gebracht.

Die Gewinner von damals. Beim

Riesentorlauf waren der Grödner Eberhard Schmalzl und die Piemonteserin Clotilde Fasolis am schnellsten. Italienmeister im Slalom wurde Gustav Thöni aus Trafoi, Italienmeisterin die Aostanerin Lidia Pellissier. In der Abfahrt war Marcello Varallo, der heute im Gadertal lebt, der Schnellste; bei den Damen die Ampezzanerin Elena Matous. Der Sieg in der Kombination ging an

Gustav Thöni, der damalige Ski-Star, im Gespräch mit dem jungen Helmuth Kerer, der bei den Meisterschaften die Position des Generalsekretärs innehatte


den Grödner Helmuth Schmalzl und an Clotilde Fasolis, die bereits das Slalom-Rennen für sich entscheiden konnte. Auch Erwin Stricker, der damals als neuer Stern am Skihimmel gehandelt wurde, nahm an den Wettkämpfen teil – für einen Podestplatz reichte es aber nicht. Die Medaillen wurden den neuen Italienmeistern bei der

Siegerehrung am Domplatz umgehängt. Sogar ein Rahmenprogramm wurde den Teilnehmern und deren Begleitern geboten: Keine geringere als die Firma „Coca-Cola“ lud am Donnerstag in der Rennwoche zu einem Abendessen im Hotel „Grüner Baum“ ein. „Diese Wettkämpfe waren ein besonderes Event für Brixen,

eine kleine Sensation. Es passiert nicht alle Tage, dass die Ski-Elite in der eigenen Heimatstadt zu Besuch ist“, blickt Fink zurück. Heute, so Fink, könnte man sich eine Abfahrt auf der Plose nicht mehr vorstellen: „Die Piste ist viel zu schmal und zu unsicher; der Sturzraum ist zu gering, was die Piste für ein Rennen zu gefährlich macht. Ein Slalom oder ein Riesentorlauf allerdings wäre auf der Plose durchaus durchführbar“. Zur damaligen Zeit gab es neben den Italienmeisterschaften noch

ein weiteres Highlight auf der Plose: ein national ausgetragener Riesentorlauf, der am Josefitag, dem 19. März, auf der SchönjöchlPiste abgehalten wurde und an dem Südtiroler und auch italienische Rennläufer teilnahmen. Europa- oder Weltcuprennen gab es damals noch nicht.

evi.hilpold@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

DIE BESONDEREN ELEKTRIKER Die Preisverleihung fand auf dem Domplatz statt: Clotilde Fasolis siegte sowohl im Slalombewerb als auch in der Kombination

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Klaus Seebacher, der damalige Bürgermeister Zeno Giacomuzzi und Helmuth Kerer, der auch bereits WSV-Präsident war, übernahmen 1970 die Verantwortung für die Wettkämpfe 33


Laufend durch die Dolomiten Was vor zwölf Jahren als überschaubare Laufveranstaltung vom Domplatz auf die Plose entstanden ist, hat sich mittlerweile zu einem Großevent der internationalen BerglaufSzene gemausert. Das Programm rund um den Brixen-Dolomiten-Marathon wurde nun um einen neuen Lauf erweitert: Der Villnöß-Dolomiten-Run wurde vor kurzem vorgestellt.

A

m frühen Morgen des 3. Juli 2010 fiel am Domplatz der Startschuss für den ersten Brixen-Dolomiten-Marathon. Mehr als 200 Teilnehmer starteten damals mit einem gemeinsamen Ziel: die Plosehütte sollte erreicht werden. 2.450 Höhenmeter mussten sie dafür zurücklegen und – wie bei jedem Marathon – 42,195 Kilometer. Was damals bereits als höchst herausfordernd galt und fast ausschließlich Profiläufern vorenthalten war, gilt heute als Maß aller Dinge bei Extremsportlern. Einen Marathon zu absolvieren haben sich längst nicht mehr nur die Profis zugeschrieben; er steht auch auf der To-Do-Liste sehr vieler Hobbyläufer. Marathon ist aber nicht gleich Marathon: Jener hinauf zur Plose gehört zu einem der schwierigsten und herausforderndsten. Die vielen Höhenmeter, die sonnenexponierten Teilstrecken, aber auch der Schlussstich von der Ochsenalm zur Plosehütte haben es in sich. Belohnt werden die Läufer während des Laufes mit einem atemberaubenden Panorama auf die Stadt Brixen sowie auf die Dolomiten, die einem zu Füßen liegen. Im Ziel wartet dann eine enorme Genugtuung auf die „Finisher“: Sie haben einen Lauf

Foto: Damiano Benedetto

Freizeit & Sport

LAUFSPORT

Das Organisationskomitee des Brixen-Dolomiten-Marathon hat neben dem Ultratrail und dem Ladiniatrail vor zwei Jahren heuer einen weiteren Lauf im Sortiment aufgenommen: den Villnöß-Dolomiten-Run Grenzen von Südtirol hinaus einen Namen gemacht. Die Teilnehmerzahl sowie das nationale und internationale Interesse stiegen von Jahr zu Jahr an; aus den anfänglich 200 Startern beim Marathon wurden 2019 knapp 1.000 Teilnehmer aus 34 Ländern. Das Organisationskomitee rund um Initiator, Präsident und Laufikone Christian Jocher ließ sich bald

gen, wurde der Einzelwettbewerb um Staffelwettbewerbe ergänzt: Zuerst kam die Viererstaffel hinzu, bei der der Lauf in je zehn Kilometer pro Läufer unterteilt wurde; bei der Zweierstaffel wird die Strecke zweigeteilt. Um weitere zwei Läufe reicher wurde das Lauffestival in Brixen im Jahr 2018 mit dem Ladiniatrail und dem Ultratrail – für die Ext-

gemeinsam das Ziel in Brixen. Das Zeitlimit für den Lauf, bei dem 4.728 Höhenmeter Auf- und ebenso viele Höhenmeter Abstieg absolviert werden müssen, beträgt 20 Stunden. Der Lauf findet auf Forst- und Wanderwegen, auf alpinen und teilweise hochalpinen Steigen statt und führt über Afers, die Schlüterhütte und die Puezhütte hinunter nach Campill

„Der neue Villnöß-Dolomiten-Run ist ein Lauf für Genussläufer, die eine körperliche Herausforderung in herrlicher Natur suchen“_Christian Jocher, OK-Chef des Brixen-Dolomiten-Marathon geschafft, bei dem man definitiv an seine Grenzen kommt.

Running to the limits. Der her-

ausfordernde Lauf, dessen Name nicht umsonst mit dem Zusatz „Running to the limits“ ergänzt wurde, hat sich weit über die 34

weitere Ideen einfallen, um die Veranstaltung noch attraktiver zu machen. Dabei orientierten sich die Verantwortlichen an bereits etablierten Läufen wie etwa dem Jungfrau-Marathon in der Schweiz. Um den Bergmarathon einem breiteren Publikum näher zu brin-

remen unter den Extremen. Der 84 Kilometer lange Ultratrail ist ein Berglauf, der ausschließlich im Zweier-Team gelaufen werden kann. Die Athleten starten gemeinsam in Brixen, durchlaufen die Kontrollstellen entlang der Strecke und erreichen auch

im Gadertal. Zurück geht es über die Fornellahütte zur Rossalm, Kreuztal und dann zum Start am Domplatz. Der oben genannte Ladiniatrail soll mit seinen 29 Kilometern im Rahmen des Ultratrails eher die gemütlicheren Läufer anziehen. Dieser Lauf startet als


einziger nicht in Brixen, sondern in St. Martin in Thurn; er endet auf der Plose.

Auf neuen Wegen. 2020 fiel das

Brixner Laufwochenende dem Coronavirus zum Opfer. Alle Läufe mussten abgesagt werden; im März beschloss das OK-Team schweren Herzens, die elfte Ausgabe des Brixen-Dolomiten-Marathon sowie die zweite Ausgabe des Ladiniatrail und des Ultratrail abzusagen, und auch der Frauenlauf musste wegen der Pandemie weichen. Heuer will das OK-Team aber wieder voller Motivation und Engagement durchstarten und den Lauffreunden wiederum ein perfekt organisiertes Laufevent präsentieren. Hierfür wurde vor kurzem im Rahmen einer Pressekonferenz ein weiterer Lauf vorgestellt: der Villnöß-Dolomiten-Run. Eine Distanz von 22,3 Kilometern mit einer Höhendifferenz von rund 400 Metern im Aufstieg und 1.000 im Abstieg kann dabei vor atemberaubender Kulisse der Geislerspitzen zurückgelegt werden. „Ein Lauf für Genussläufer, die eine körperliche Herausforderung suchen in einer herrlichen Naturund Kulturlandschaft mit Blick auf die schönen Höfe, Dörfer und die wunderschönen Landschaften. Die Strecke ist technisch nicht allzu anspruchsvoll, weshalb sie auch von Neulingen in Sachen Trail-Lauf problemlos absolviert werden oder zur Vorbereitung für eine längere Distanz dienen kann“, fasste OK-Chef Christian Jocher die nun insgesamt vierte Laufstrecke im Rahmen des Brixen-Dolomiten-Marathon zusammen. Die Strecke führt auf Wiesenwegen zum St.-MagdalenaKirchlein, folgt dem Panoramweg nach Coll, auf Wald und Wiesenwegen nach Raffreid, dem höchsten Punkt auf 1.404 Metern, weiter zum St.-Jakob-Kirchlein mit Blick auf die Geislergruppe, nach St. Valentin mit der romanischgotischen Kirche über Miglanz auf einem Forstweg nach Teis mit dem Mineralienmuseum, über Kasserol in die Brixner Fraktion Albeins und dem Eisackdamm zum Ziel am Brixner Domplatz. Die Teilnehmer haben vier Stunden Zeit, um die landschaftlich äußerst attraktive Laufstrecke zu absolvieren.

Frauen laufen für Frauen. Parallel

zu den Extremläufen gibt es seit 2012 den Frauenlauf, der am Tag vor dem Marathon unter dem

22,3 Kilometer, eine Höhendifferenz von 400 Metern im Aufstieg und 1.000 im Abstieg legen die Teilnehmer des neuen Villnöß-Dolomiten-Run zurück – eine atemberaubende Kulisse gibt es dabei inklusive Namen „Women’s Brixen Run“ organisiert wird. Bei diesem Lauf rückt der Wettkampfgedanke ganz bewusst weit in den Hintergrund; es existieren weder Startnummern noch Zeitstopper. Es geht einzig um Solidarität und Zusammenhalt zwischen Frauen. Aufgrund des regen Interesses an diesem Lauf, an dem 2019 knapp 800 Damen aus dem In- und Ausland teilnahmen, kümmert sich ein eigenes Organisationskomitee um die Veranstaltung sowie deren Rahmenprogramm. An seiner Spitze steht die Brixnerin Martina Ellecosta. Das motivierte Frauenteam kümmert sich nicht nur um einen perfekt organisierten 4,2 Kilometer langen Lauf, der durch Brixen führt, sondern hat in erster Linie einen sozialsolidarischen Hintergrund: Fünf Euro pro Teilnehmerin werden karitativen Einrichtungen übergeben. 2019 brachte die zahlreiche Teilnahme der Sozialgenossenschaft „VergissMeinNicht“ aus Bruneck einen Spendenscheck in Höhe von 3.975 Euro ein. „All different – all women“ ist das Motto des Frauenlaufes, bei dem auch entlang der Strecke mit amüsanten Einlagen auf den Spaß aufmerksam gemacht wird, der im Vordergrund steht. Auch tragen alle Teilnehmerinnen dasselbe T-Shirt, um Einheit und Stärke zu demonstrieren. Um das Lauf-

erlebnis abzurunden, findet am Tag vor dem Marathon nicht nur der „Women’s Brixen Run“ statt, sondern auch ein vollgepacktes Rahmenprogramm, wie etwa der „Children’s run“.

Juli 2021. 170 Tage, 21 Stunden,

48 Minuten, 30 Sekunden zeigt der Countdown an. Soviel fehlt bei Redaktionsschluss dieses „Brixner“ noch bis zum Startschuss der heurigen Ausgabe des Laufevents. Den Anfang macht, wie jedes Jahr, der „Women’s Brixen Run“ am Freitag, 2. Juli. Der Villnöß-Dolomiten-Run startet am Samstag, 3. Juli um 9 Uhr in St. Magdalena auf 1.248 Metern Meereshöhe. Auch der Brixen-

Dolomiten-Marathon, der Ladiniatrail sowie der Ultratrail gehen am 3. Juli über die Bühne. Die Anmeldungen für das spektakuläre Brixner Berglauf-Wochenende werden auf der offiziellen Webseite www.brixenmarathon. com entgegengenommen. Dort finden Laufbegeisterte auch alle weiteren Informationen. Mit dem Training kann natürlich sofort begonnen werden – damit nicht für die Organisatoren, sondern auch für die Teilnehmer dieses Brixner Laufwochenende zu einem ganz persönlichen Highlight werden kann. evi.hilpold@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

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BEHINDERTENSPORT

Freizeit & Sport

Initiative prämiert z Die Sektion Behindertensport des SSV Brixen bietet seit Jahren eine breite Palette an sportlichen Aktivitäten für Menschen mit Beeinträchtigung an. Dabei steht vor allem das Thema Inklusion im Vordergrund. Um auch in Coronazeiten die Freude am Sport wachzuhalten, riefen Otto Forer von „Ottos besonderer Handballschule“ und Hubi Nössing, Trainer der Brixner Damenhandballmannschaft, eine beispielhafte Initiative ins Leben. Diese beinhaltete

gemeinsame Trainingseinheiten, die die Profispielerinnen mit den Sportlern von „Ottos besonderer Handballschule“ absolvierten. Im Rahmen der ersten Südtiroler Sportwoche, die der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) ausgerufen hat, wurde dieses Projekt nun prämiert und den Verantwortlichen ein Siegerscheck überreicht. Der gemeinsame Sportvormittag wurde gefilmt und kann in der „Brixner“-App angesehen werden. eh

F&S Freizeit & Sport AMERICAN FOOTBALL

Abflug in die NFL z Für Maximilian Pircher, Brixner Shootingstar am American-Football-Himmel, endete das Jahr 2020 traumhaft: Mit der Einberufung zum „International Player Pathway Program“ der nordamerikanischen National Football League (NFL) öffnen sich für den 21-Jährigen die Tore zum höchsten Niveau der amerikanischen Liga. Bereits Ende Jänner wird Pircher, der seit vergangenem Februar bei den Hildesheim Invaders spielt, nach Florida reisen. In der IMG Academy, einem der fortschrittlichsten Trainingszentren der Welt, werden elf von der NFL auserwählten

kurz

notiert

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Spieler aus neun Ländern mehrere Wochen lang von hochqualifizierten Trainern, Ernährungsberatern und Betreuern auf den sogenannten „Proday“ vorbereitet. Bei diesem Event trainieren die Jungstars dann unter den prüfenden Augen der Talentsucher der NFL-Teams und dürfen hoffen, den Sprung in eines der TopTeams zu schaffen. Dass Pircher in seiner Rolle als „offensive tackle“ bei den Hildesheim Invaders, dem zurzeit führenden Footballteam Deutschlands, und als Spieler der italienischen Nationalmannschaft „Blue Team“ sogar das Interesse

Der Fußballer Liam Bock aus Brixen kehrt wieder zu seinem Heimatverein ASV Milland zurück. Nachdem der zentrale Verteidiger im Jugendalter zum SSV Brixen wechselte, spielt der 19-Jährige nun wieder für die Gelbschwarzen.

der amerikanischen Footballwelt auf sich gelenkt hat, ist sicher vielversprechend. Er selbst will

auf alle Fälle sein Bestes geben und sich einen Platz in der NFL erspielen. sd

Aus der Radtour der HobbyExtremsportlerin Gabi Winck vom Gardasee zum Nordcap wurde heuer nichts. Sie strampelte die 4.000 Kilometer lange Strecke zu Hause mit dem Ergobike und sammelte dabei 9.000 Euro für den guten Zweck. Ein neues Benefizprojekt ist für 2021 als „echte“ Radtour geplant.

Die Brixner Präsenz im Südtiroler Tennis- sowie im Fußballverband wurde bei den Wahlen, die vor kurzem in beiden Verbänden abgehalten wurden, reduziert. Paolo Fellin scheidet aus dem Vorstand des Tennisverbandes aus, Konrad Mahlknecht aus dem Fußballverband.


NACHGEFRAGT

„Ich bin zuversichtlich“ DOMINIK FISCHNALLER, Kunstbahnrodler, über seine Bronzemedaille bei der Europameisterschaft, seinen zuversichtlichen Blick in Richtung Weltmeisterschaft – und eine ganz besondere Saison. Herr Fischnaller, wie beurteilen Sie Ihre bisherige heurige Saison? Im Großen und Ganzen bin ich mit meinen Ergebnissen zufrieden. Klar, 2020 in Lillehammer habe ich die Europameisterschaften gewonnen, und heuer wurde ich „nur“ Dritter. Die Verhältnisse auf der Bahn in Sigulda entsprachen einerseits ganz meiner Vorliebe für eisige Bahnen, und dennoch fehlten uns dort einfach die Trainingsfahrten. Das im letzten Herbst in Lettland geplante Training musste wegen eines Corona-Falles in der Mannschaft kurzfristig abgesagt werden.

Eine Blinddarmentzündung zu Saisonbeginn und Corona – wie sehr beeinflussen diese Faktoren Ihre Chancen für die nächsten Rennen? Natürlich hat mir mein Blinddarm einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht und einiges an Energie gekostet. Er macht sich immer noch bemerkbar und wird wohl irgendwann raus müssen. Von einer Corona-Infektion bin ich bislang verschont geblieben, und ich glaube auch nicht, dass die Corona-Maßnahmen sich in negativer Weise auf meine Leistungen auswirken werden. Klar wäre mir eine „normale“ Saison lieber, ohne zwei Tests pro Woche.

Worauf liegt Ihr Fokus in den nächsten Rennen? Zusammen mit meinem Trainer Armin Zöggeler arbeite ich ständig an meinen Schwachstellen, beispielsweise in der Startphase. Ich werde auf alle Fälle bei den noch anstehenden Weltcup-Rennen und der Weltmeisterschaft, die Ende Jänner in Königsee (D) stattfindet, mein Bestes geben. Für eine Medaille dort wird es allerdings auch Glück brauchen, denn meine Konkurrenten aus Deutschland und Russland sind auf der Bahn in Königssee ziemlich stark. sabine.dejakum@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

TRIATHLON

Auf dem Weg nach oben z Auf drei Nachwuchstriathleten vom Schwimmclub Brixen warten 2021 neue Herausforderungen: Sebastian Weissteiner (Jahrgang 2003) und Euan De Nigro (Jahrgang 2004) wurden aufgrund ihrer bisherigen Leistungen vom Nationalen Triathlonverband in die „lista nazionale giovanile“ und damit in die Jugend- und Juniorennationalmannschaft aufgenommen. Die 20 Athleten dieser Liste gelten als Nachwuchshoffnungen und erhalten besondere Fördermaßnahmen – zum Beispiel die Teilnahme an gemeinsamen Trainingslagern, wo sie von einem fachlich besonders versierten Trainerteam betreut werden. Außerdem dürfen sie an internationalen Wettkämpfen wie dem „ETU Junior Cup“ teilnehmen. Weissteiner und De Nigro finden sich nicht zufällig auf der begehrten Liste: Die Nationaltrainer wurden bei verschiedenen Wettkämpfen im Laufe der letzten Saison und bei den sogenannten „prove

standard nazionali“ auf die jungen Brixner aufmerksam. Der nationale Triathlonverband hat auch auf den 17-jährigen Sextner Lukas Lanzinger ein Auge geworfen, der seit langem im Brixner Schwimmclub beheimatet ist. Sein

Name stand bereits 2020 in der Liste der interregionalen Auswahl und wurde nun auf die „lista di interesse nazionale“ gesetzt, der Vorstufe der Jugendnationalmannschaft. Für die jungen Athleten sind die Einberufungen verdienter

Lohn für jahrelanges Training. Mehr noch sehen sie darin eine neue Herausforderung, der sie zusammen mit ihren Brixner Trainern mit Freude begegnen. sd

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SSV BRIXEN

z Die Kampagne des SSV Brixen „#wirbleibensportlich #inkörperundgeist“ sorgte vor einigen Monaten für einen Motivationsschub unter den Sportlern. In den sozialen Netzwerken wurden regelmäßig Fitnessvideos gepostet, um die Zeit

zu überbrücken, in denen die Sporthallen geschlossen bleiben müssen. Im Rahmen der Kampagne wurde auch ein Schulprojekt ins Leben gerufen, das die Brixner Schüler zu Sportlichkeit im HomeSchooling aufrief. „Es war uns wichtig, dass sie eine Abwechs-

lung zum Alltag vor dem Computer finden“, sagt Vereinspräsident Stefan Leitner. Sieben Projekte von Klassen der Landesberufsschulen „Ch. J. Tschuggmall“ und „Emma Hellenstainer“, dem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium „Josef Gasser“ und den Oberschulen

Fallmerayer wurden eingereicht. Während sechs Schulklassen in Videos ihre Sportlichkeit zum Ausdruck brachten, widmeten sich die Schüler der 5AT der Oberschulen Fallmerayer der Produktion einer Fitness-App, mit der Trainingspläne samt Demo-Videos erstellt werden können. Die Schüler der 5AT lieferten ein durchdachtes fächerübergreifendes Projekt samt Strategie- und Businessplan und machten sich Gedanken über die Programmierung der App. Dieses Projekt war es auch, das die Jury überzeugte. „Bisher besteht die App nur auf dem Papier; sie soll aber bis Schulende umgesetzt werden, damit sie von uns als Verein, aber auch von vielen anderen sportlichen Mitmenschen genutzt werden kann“, so Leitner. Die Gewinner des SSV-Schulprojektes werden Ende Januar prämiert. eh

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KARATE

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Die Nummer Eins

z Dass die Mühlbacher Karatekas seit Jahren erfolgreich an Wettkämpfen teilnehmen, ist mittlerweile weit über die Grenzen des Dorfes hinaus bekannt. Nun kann sich die Mannschaft über eine erneute Steigerung ihrer Resultate freuen: Sie hat sich nämlich beim Italienpokal der FIK (Federazione Italiana Karate) den Sieg geholt. Der Wettkampf hat in den Disziplinen Kata (Form) und Kumite (Kampf) online stattgefunden.

„Einen nationalen Titel nach Südtirol zu holen und unseren Sportverein damit als die Nummer Eins im Karate-Sport in Italien zu positionieren – das hätten wir nicht zu träumen gewagt“, so das Trainerduo Martin Pezzei und Silke Marcher. Der Italienpokal gehört zu den Höhepunkten jeder Karate-Saison. Die Vorbereitung darauf war schwierig und herausfordernd – auch, da die Trainingseinheiten nur online möglich waren. Vor allem in den Weihnachtsferien nahmen die 38 Athleten den nötigen Feinschliff vor. „Einmal wöchentlich trainieren die Kinder, zweimal wöchentlich die Jugendlichen und die Erwachsenen; darüber hinaus haben wir in den Ferien täglich über drei Stunden online IndividualTraining in die Vorbereitung auf dieses nationale Turnier investiert“, so das Trainerduo. Die detaillierten Ergebnisse sind auf der Internetseite abrufbar: www.karate-muehlbach.it. eh

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Schrittweise in Richtung Titel

z Nach neun Monaten Wettkampfabstinenz konnten die jungen Brixner Handballerinnen endlich wieder auf Torjagd gehen – und das auch gleich erfolgreich. Beim U20-Youth-League-Turnier in Mestrino Anfang Januar trumpften die 14 Mädchen der Brixner U20Mannschaft auf und holten sich den zweiten Platz. Vier Mannschaften aus Brixen, Bruneck, Mezzocorona und Mestrino nahmen an diesem Turnier teil, das im weiteren Sinne als Qualifikation für die Italienmeisterschaft gilt.

Das Trainerduo Andrea Ebner, selbst Spielerin der ersten Mannschaft, und Gerhard Bacher freuten sich über den erfolgreichen Start ins Wettkampfgeschehen. „Die Motivation war wirklich riesengroß. Wir alle freuten uns sehr, wieder ein Handballspiel bestreiten zu dürfen. Auch wenn die Mannschaft im ersten Spiel gegen Mezzocorona noch etwas aufgeregt war, schaffte sie es bald wieder, Anschluss zu finden und die weiteren Spiele zu gewinnen“, sagt Andrea Ebner. Die Trainer legen großen Wert darauf, dass alle Spielerinnen zum Einsatz kommen und dass die Gruppendynamik harmoniert. Mit dem zweiten Platz, den die Brixnerinnen mit nach Hause nehmen, qualifizieren sie sich gleichzeitig für das nächste Turnier dieser Art – dann wird weiter um den Italienmeistertitel gespielt. „Die Mannschaft ist wirklich sehr homogen und versteht sich hervorragend“, freut sich die Trainerin, „auf dieses Team kann man auch in Zukunft bauen.“ eh

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Wirtschaft & Umwelt

WAS DARF WEG? Der Förster ist der erste Ansprechpartner für Waldeigentümer, wenn es um die Nutzung des Holzes geht

WIE SIEHT DER ARBEITSTAG EINES FÖRSTERS AUS?

Beruf und Berufung

Martin Schrotts Beruf ist vielfältig – im hochalpinen Gelände genauso wie am Schreibtisch: Er ist Förster. Dass sich seine Zunft der Nachhaltigkeit verschrieben hat, macht seine Aufgabe noch viel spannender. 40


verschiedene Schneeschichten. Es braucht ein geschultes Auge – vor allem bei der Frage, ob und wie die einzelnen Schichten miteinander verbunden sind. „Sehr vereinfachend kann man sagen, dass kleinere Schneekristalle für eine festere Schneeschicht stehen, große oder kantige Schneekristalle hingegen eine geringere Festigkeit aufweisen“, so Schrott. Die Männer messen die Temperatur des Schnees, von oben nach unten, im Abstand von zehn Zentimetern. Zusätzlich fließen die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung, die Sonnenbestrahlung oder die Temperaturunterschiede der vergangenen Tage in die Beurteilung mit ein. Und einmal im Monat geht es für sie nach Kreuztal, wo sich ein Schneemessfeld befindet, also ein eingezäuntes Gelände, das kontinuierliche Langzeitmessungen an der immer gleichen Stelle ermöglicht.

Vom Berg ins Büro. Verständlich,

A

n diesem Donnerstag beginnt der Arbeitstag von Martin Schrott nicht nur früh, sondern frostig: Hoch über Brixen glitzert und knirscht der Schnee. Ein wahres Postkartenmotiv! Der Blick gleitet über die strahlend weißen Berge und hinunter ins Schalderer Tal. Doch zum Genießen der Landschaft bleibt wenig Zeit. Die Förster der Forststation Brixen sind hier, um ein aktuelles Schneeprofil zu erstellen und sozusagen kontrolliert eine Mini-Lawine auszulösen – im Behördendeutsch „Rutschblocktest“ genannt. Was so sperrig klingt, dient ganz praktisch unserer Sicherheit und fließt ein in die umfangreichen Wetterbeobachtungen und den Lawinenreport.

Das ist hier oben durchaus eine anstrengende Arbeit, die meist bis in den Nachmittag hinein dauert. Denn nichts darf dem Zufall überlassen werden: „Wir befinden uns dabei immer auf einer Höhe von

dass Martin Schrott diese Arbeitstage in der freien Natur liebt. Dennoch ruft auch ihn immer öfter die Arbeit am Schreibtisch. Ein Teil davon dient bäuerlichen Betrieben, hat also einen ganz praktischen Nutzen für die heimische Landwirtschaft hier in Südtirol, zum Beispiel bei der Dokumentation und Aktualisierung der von ihr genutzten Flächen. „Flächenbögen“, erklärt er, „sind grafische und tabellarische Darstellungen der landwirtschaftlichen Flächen. Diese werden erfasst und je nach Nutzungsart – als Wälder, Weiden oder Äcker – verzeichnet. Die Flächenbögen sind für die Eigentümer wichtig, zum Beispiel für den Erhalt von EU-Beiträgen.“ Zu überprüfen sind dabei auch wechselnde Besitzverhältnisse oder Pachtverträge. Immer wieder sind mit der Aktualisierung der Flächenbögen sowie der Waldund Almkarteien zahlreiche Lokalaugenscheine verbunden.

Zurück in den Wald. Die Pflege,

Beobachtung und Dokumentation des Waldes im Allgemeinen und von Waldschäden im Besonderen sind selbstredend ein wichtiges Themenfeld – natürlich mit saisonalen oder punktuellen Schwankungen, man denke nur an den großflächigen Windbruch der vergangenen Jahre in Südtirol. Der Großteil der Wälder Südtirols befindet sich in privatem Eigentum; so auch die Wälder im Zuständigkeitsbereich der Forststation Brixen, die die Gemeinden Brixen, Lüsen, Vahrn, Natz-Schabs und einen Teil der Gemeinde Franzensfeste betreut. „Mir gefällt es sehr, dass ich in meinem Beruf oft mit Menschen in Kontakt komme“, erzählt Martin Schrott begeistert, „denn die beratende Funktion der Förster ist wichtig.“ Ganz besonders, wenn es um die Nutzung des Holzes geht, ist der Förster der erste Ansprechpartner für den Waldeigentümer. Er sucht zusammen mit ihm die Bäume aus, die gefällt werden dürfen. Wichtige Kriterien bei der „Holzauszeige“, also dem Ausweisen der zu fällenden Bäume, sind eine ausgewogene Bestandsstruktur, eine höchstmögliche Stabilität und Resistenz der Bestände und die natürliche Erneuerung der Wälder. Bäume können schließlich aus unterschiedlichen Gründen gefällt werden: Schwächere Bäume werden zur Bestandspflege entnommen. Für die Verjüngung des Waldes oder zur Wachstumsförderung bestimmter Pflanzen kann es dagegen notwendig sein, Bäume zu fällen, damit mehr Licht bis zum Waldboden vordringt. Auch ökonomische Aspekte spielen für den Waldeigentümer eine Rolle: Will er seine Bäume nach jahrelanger Pflege mit dem höchstmöglichen Ertrag verkaufen, gilt es, den richtigen Einschlagzeitpunkt zu bestimmen. Schnell ist die Arbeit im Wald nicht – und das ist auch gut so:

„Das langfristige, nachhaltige, generationenübergreifende Denken ist in unserem Beruf sehr gefragt“_ Martin Schrott, Förster über 2.000 Metern. Der Hang muss eine gewisse Neigung aufweisen und nordexponiert sein“, erklärt Schrott. Zunächst graben die Förster die Schneedecke vertikal ab, bis zum Boden. Zum Vorschein kommen

Fest steht also: Die Förster sind Dienstleister, deren Arbeit Hand in Hand mit vielen anderen Abteilungen des Landes Südtirols geht und die weit über die klassischen oder gemeinhin bekannten Tätigkeiten im Wald hinausreicht.

Dessen Pflege erfordert Geduld und Planungen in langen, sehr langen Zeiträumen. Das „Umtriebsalter“ der heimischen Nadelbäume, also die Dauer vom Zeitpunkt der Pflanzung des Baumes bis zur Schlägerung, liegt je nach Baumart 41


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Auch die Pflege, Beobachtung und Dokumentation des Waldes gehören zu den Aufgaben eines Försters bei rund 80 bis 120 Jahren – viel länger als ein durchschnittliches Berufsleben je dauern kann! „Das langfristige, nachhaltige, generationenübergreifende Denken ist in unserem Beruf sehr gefragt“, sagt Martin Schrott. Am häufigsten gefällt werden hierzulande übrigens Fichten, Lärchen und Kiefern. Das verwundert nicht: Sie sind die drei häufigsten Baumarten in Südtirol. Allein die Fichte macht derzeit mehr als die Hälfte des

lokalen Baumbestandes aus. Martin Schrott und seine Kollegen haben selbstverständlich auch den Klimawandel im Blick, der inzwischen mehr als sichtbar geworden ist: Vor allem in tiefen Lagen leiden Fichten und Kiefern im Sommer unter dem Wassermangel. „Dort wird“, so Schrott, „das Laubholz künftig zunehmen, weil es mit diesen geänderten Bedingungen besser umgehen kann.“ Bei Aufforstungen helfen Förster mit ihrem Fachwissen und

können aufgrund von Standortfaktoren, der Beschaffenheit des Bodens, der Exposition oder der Niederschlagsmengen geeignete Baumarten empfehlen. Wie so oft, gilt auch hier: Die Mischung macht‘s!

Der Förster als Tausendsassa. Aus einer Fülle von Aufgaben stechen weitere hervor, die man nicht sofort mit einem Förster verbinden würde: beim Gewässerschutz, der Bergwirtschaft und der Pflege

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Beim sogenannten „Rutschblocktest“ wird ein aktuelles Schneeprofil erstellt, um kontrolliert eine Mini-Lawine auszulösen


wahr, verfasst Gutachten, erteilt Genehmigungen und Bewilligungen, zum Beispiel zum Befahren gesperrter Straßen oder für Erdbewegungen. Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit dem Amt für Jagd und Fischerei und den Jagdaufsehern, beispielsweise im Bereich Wildtier-Monitoring und bei der Erstellung von Abschussplänen.

Foto: Oskar Zingerle

der Almen. „Da sind Förster oft der verlängerte Arm bestimmter Landesämter“, erklärt Schrott. Sie kontrollieren Gewässer auf Almen und in Wäldern und haben den Schutz der Wasserläufe im Blick. Überhaupt machen Aufsicht und Kontrolle einen Großteil der Arbeit eines Försters aus. Zum einen wird natürlich die Einhaltung des Forstgesetzes überwacht, zugleich

Martin Schrott: „Ein Großteil der Arbeit besteht auch aus Aufsicht und Kontrolle; da sind Förster oft der verlängerte Arm der Landesämter“ kamen aber in den letzten Jahren weitere Gesetze zum Schutz von Landschaft und Umwelt hinzu, wie der Naturschutz, die Abfallbewirtschaftung und der Bodenschutz. Ja, und dann betreiben die Försterinnen und Förster in Südtirol auch vom Schreibtisch aus ganz konkret Umweltschutz: Als erste Anlaufstelle nimmt die Forststation viele Verwaltungsaufgaben

info Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? Der Begriff stammt aus der Forstwirtschaft: Im Wald darf nur so viel Holz geschlagen werden wie nachwächst. Er wurde im frühen 18. Jahrhundert von Hans Carl von Carlowitz geprägt. Praktiziert wird das Prinzip der Nachhaltigkeit jedoch schon seit dem Mittelalter. Inzwischen ging der der Gebrauch dieses Wortes auf den Umgang mit allen Rohstoffen und Energievorräten im Allgemeinen über. Die Ressourcennutzung soll die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme erhalten.

Was viele dabei nicht wissen: Die Förster zählen zu den Polizeiorganen. Sie sind Teil der Sicherheits- und Gerichtspolizei, tragen daher Uniform und je nach Einsatz manchmal eine Dienstwaffe. So sind die Förster als Aufsicht in Wahllokalen in vielen Gemeinden nicht mehr wegzudenken, wurden im vergangenen Frühjahr zusätzlich mit der Kontrolle der Ausgangssperre während des Lockdowns betraut und kontrollierten Forstwege, Wälder und Almen – der eine oder andere hat also möglicherweise auch schon unfreiwillig mit ihnen Bekanntschaft gemacht. Auch in der kommenden Woche wird Martin Schrott wieder in die Wälder rund um Brixen aufbrechen, mit einem wachsamen Auge, zum Wohle der Bevölkerung und unserer Umwelt. Vielfältig und langfristig ist das, was er tut. Sollte noch Platz auf seiner Visitenkarte sein: Den Titel „Nachhaltigkeitsmanager“ hätte er sich wahrlich verdient.

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Neue Lärmschutzwand steht z Die Arbeiten an der Lärmschutzwand in Klausen wurden vor kurzem abgeschlossen. Die 582 Meter lange und drei bis vier Meter hohe Lärmschutzwand wurde 2019 in Auftrag gegeben. Das Projekt wurde vom Land Südtirol geplant und vom italienischen Schienennetzbetreiber Rete Ferroviaria Italiana (RFI) umgesetzt; die Kosten beliefen sich auf etwa

1,48 Millionen Euro, die zu 20 Prozent vom Land und zu 80 Prozent von RFI getragen wurden. Die Brennerbahnlinie ist südtirolweit eine der größten Lärmquellen. Die Landesregierung hat deshalb bereits 2003 über die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz eine Vereinbarung mit dem RFI getroffen, um Maßnahmen zur Lärmminderung durchzuführen.

In den nächsten Jahren sollen im Eisacktal weitere Lärmschutzwände folgen; jene in Gossensaß wurde ebenfalls fertiggestellt, und auch in Brixen soll bald eine 380 Meter lange Lärmschutzwand ent-

W&U

stehen. Laut dem Landesrat für Mobilität, Daniel Alfreider, sei der Bau der Lärmschutzwand in Klausen „ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit unserer öffentlichen Mobilität.“ av

Wirtschaft & Umwelt EISACKTAL

Foto: Oskar Zingerle

Wirtschaft & Umwelt

KLAUSEN

Projekte der BBT-Umweltgelder schreiten voran z Die Projekte, die aus den Ausgleichsgeldern für den Brenner Basistunnel hervorgehen sollen, schreiten in verschiedenen Gemeinden im Eisacktal voran. So wurde zum Beispiel in Franzensfeste das Fernheizwerk (im Bild) geplant und gebaut und die Wildbachverbauung am Flusslauf des Eisacks restauriert. In Natz-Schabs wurden die unterirdischen Müllsammelstellen mit den Umweltgeldern umgesetzt. In Aicha werden die Lärmschutzwände entlang der Bestandsstrecken gerade gebaut;

kurz

notiert

44

sie sollen 2021 fertiggestellt werden. In Vahrn soll die Verlegung des Umspannwerkes erarbeitet werden; hier steht eine Entscheidung aber noch aus. Rund 1,5 Millionen Euro Umweltgelder aus dem BBT wurden der STA AG für das Vorprojekt der Riggertalschleife mit den Haltestellen von Vahrn und Schabs zur Verfügung gestellt. Auch die Mitfinanzierung zur Neuordnung der Stromleitungen im Eisacktal wurde bereits unterzeichnet: die BBT SE finanziert 40 Millionen Euro, die RFI

200 Oberschüler, Studierende und Jungakademiker haben im kommenden Sommer wieder die Möglichkeit, bei einem Praktikum Einblick in die Arbeitswelt der Landesverwaltung zu bekommen. Interessierte Jugendliche können ihre Bewerbungen noch bis zum 31. Jänner 2021 (12 Uhr) einreichen.

30 Millionen. Terna soll die Restfinanzierung stemmen, das Land Südtirol übernimmt lediglich die Kosten für den Abbau der alten nicht mehr benötigten Leitungen. Weitere Unterfangen befinden sich derzeit in allen Gemeinden in Konzeptfindung, zum Beispiel

für die Errichtung unterirdischer Müllsammelstellen in Vahrn. Im Rahmen der BBT-Ausgleichsgelder werden verschiedene Projekte von den Gemeinden definiert, einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen und von der Landesregierung genehmigt. av

Ticketkontrolleure können ab sofort in den öffentlichen Verkehrsmitteln Strafen an jene Menschen ausstellen, die die Maskenpflicht missachten. Dafür wurde das Landesgesetz eigens abgeändert. Die Strafen können zwischen 27,50 und 275 Euro betragen.

Ein weiteres Teilstück des Radwegenetzes Eisacktal wurde in Natz-Schabs fertiggestellt. Im Frühjahr wird mit den Bauarbeiten für das Teilstück Kreuzung Natz/Raas bis zur Einfahrt begonnen. Dann ist die direkte Radverbindung zwischen dem Eisack- und Pustertal geschaffen.


Foto: Fabio De Villa

STADTGEHEIMNISSE Wer wohnte im heutigen Graf-Platz-Haus?

Der „Minnesänger“ Oswald von Wolkenstein und seine Familie besaßen in Brixen mehrere Häuser, woran noch einiges erinnert. Oswalds Mutter Katharina hatte in der Altenmarktgasse ihren Alterssitz. Diese „Graf Wolkensteinische Behausung“ diente später vor allem rodeneckischen Beamten als Wohnsitz, wie zum Beispiel dem Richter des Unteren Drittels, Michael Lederer. 1834 wurde aus dem Ansitz Leweneck der Gasthof zum Goldenen Stern. Vom einstigen Madonnenbild an der Fassade ist leider nur mehr die Kartusche (Zierrahmen) erhalten. An der Ostseite erinnert noch ein runder Turm an den ehemaligen Ansitz. In der Stadtmitte, in der Nähe der Pfarrkirche, besaß Oswald von Wolkenstein ein Haus – obwohl er seit 1411 im Pfründnerhaus des Klosters Neustift wohnte, wenn er sich in Brixen aufhielt. Vermutlich wohnte Oswald der Jüngere, ein Sohn des Minnesängers, in dem noch 1523 bezeichneten „Herrn Oswald-von-Wolkenstein-Haus“, dem heutigen Graf-Platz-Haus (im Bild), Griesgasse 18, das später auf die Familie Mohrenberg und um 1600 auf die Enzenberg überging. Schon auf dem Merianstich von 1649 ist das Haus mit Erkertürmchen und Zinnengiebel in seiner heutigen Gestalt erkennbar. Anregungen: redaktion@brixner.info

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BRIXEN

Längere Öffnungszeiten für weniger Stau z Da der Zulauf im Brixner Recyclinghof letzthin sehr stark war und sich teilweise Staus vor der Einfahrtsschranke bildeten, haben die Stadtwerke Brixen nun neue Öffnungszeiten festgelegt. Ab 1. Februar ist die Sammelstelle in der Alfred-Ammon-Straße für die Bürger von Brixen, Vahrn und NatzSchabs von Montag bis Freitag durchgehend von halb 8 Uhr morgens bis 17 Uhr geöffnet. Samstags ist der Recyclinghof von 7.30 bis 12.30 Uhr geöffnet. 52,5 Stunden pro Woche ist es somit nun möglich, seinen getrennt gesammelten Müll dort abzugeben. Die

zentrale Abfallsammelstelle wird von 14.500 Kunden aus den drei Gemeinden regelmäßig benutzt. Pro Tag kommen durchschnittlich 350 Kunden in den Recyclinghof Brixen, um ihre Wertstoffe oder Sonderabfälle zu entsorgen. Im abgelaufenen Jahr 2020 zählten die Stadtwerke 83.232 Zutritte. Der Andrang ist dabei tages- und uhrzeitabhängig – insbesondere samstags und frühmorgens war und ist der Zulauf groß. Mit der früheren Öffnung am Morgen und der längeren Öffnungszeit samstagmittags sollen diese Stoßzeiten entflochten werden. eh

… und schließt jede Öffnung

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„Wir können nur abwarten und hoffen“ ALESSANDRO MARZOLA, Geschäftsführer der Plose AG, über den erneuten Aufschub des Saisonstarts – und die Rückerstattung der gekauften Saison-Skipässe. Herr Marzola, laut neuem Dekret dürfen die Skigebiete nun doch erst Mitte Februar öffnen – und auch das ist noch nicht fix. Wie geht es Ihnen mit dieser neuen Information? Auf gewisse Weise bin ich erleichtert, denn damit wird endlich Klarheit geschaffen. Die letzten Tage und Wochen waren ein ständiges Hin und Her, was die Öffnung oder sogar ein eventuell erneut drohender Lockdown angeht. Nun wissen wir zumindest mit Sicherheit, dass die Ski-Lifte in den nächsten Wochen nicht öffnen werden. Wir werden unsere 25 Mitarbeiter am Berg

ab sofort in den Lohnausgleich schicken und alle Arbeiten auf den Pisten einstellen. Dann können wir nur noch abwarten und hoffen, dass wir Mitte Februar doch noch aufsperren können. Das heißt, Sie haben die Wintersaison noch nicht definitiv abgeschrieben? Nein, keinesfalls. Wie auch Landeshauptmann Arno Kompatscher gesagt hat: Es hängt nun von den Infektionszahlen der nächsten Wochen ab. Wir hoffen natürlich, dass sich die Lage bessert und wir in der Faschingswoche die Lifte öffnen können. Sicher ist derzeit aber natürlich nichts.

Was passiert mit den SaisonSkipässen der Aktion „Skifahren für alle“? Hierfür kann man um Rückerstattung ansuchen, indem man das Formular auf unserer Homepage www.plose.org innerhalb 28. Februar ausfüllt. Wir überweisen in den nächsten Wochen das Geld zurück. Natürlich kann man noch abwarten und den Saison-Skipass benutzen, sofern das Skigebiet noch öffnet. Das genaue Reglement für die Rückerstattung wird in diesen Tagen ausgearbeitet. Wir werden den Skifahrern auf jeden Fall entgegenkommen. evi.hilpold@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

BRIXEN

Verstärkung für den Citybus z Die derzeit geltenden CoronaMaßnahmen beinhalten nicht nur Mund-Nasen-Schutz in den öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern auch Kapazitätsbeschränkungen. Um diese auch im morgendlichen Berufs- und

Schulverkehr einhalten zu können, werden zwei Citybus-Linie in ihren Fahrten am Morgen verstärkt. Grund dafür ist in erster Linie die Rückkehr der Oberschüler in den Präsenzunterricht, die eben genau diese Busse nutzen, um in

die Schule zu kommen. Betroffen sind zwei Linien in Brixen, nämlich die Citybus-Linie 320.2 Köstlan und jene nach Kranebitt (320.3). Der Zusatzbus für die Zone Köstlan startet zur selben Zeit wie der bestehende Bus um 7:22 Foto: Arnold Ritter

Wirtschaft & Umwelt

NACHGEFRAGT

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Uhr an der Haltestelle Köstlan und fährt diesem bis zur Haltestelle am Brixner Krankenhaus hinterher. Der Fahrplan des restlichen Tages bleibt unverändert. In Kranebitt hingegen, also bei der Linie 320.3, wird ein Bus eine leicht veränderte Strecke abfahren. Der Zusatzbus startet um 7:17 Uhr bei der Haltestelle Haller und fährt dann eine Schleife, um die Haltestellen beim Vinzentinum, beim Krankenhaus und im Rosslauf anzufahren. Danach fährt der Bus in die Battististraße und nimmt die übliche Strecke bis zum Bahnhof. Der bisherige Bus, der um 7:25 Uhr beim Haller abfährt, bleibt auch weiterhin bestehen. Das Transportunternehmen Pizzinini weist darauf hin, dass die Plätze in den Linien- und Verstärkerbussen reduziert sind. Die Regeln sind unbedingt einzuhalten. Hierfür sind auch polizeiliche Kontrollen vorgesehen. eh


PRAXIS PATRICIA THALER

„Die Primäratmung wiederherstellen“ In ihrer Praxis für ganzheitliche Energie führt Patricia Thaler unter anderem biodynamische Craniosacral-Arbeit für Säuglinge, Kinder und Erwachsene durch – eine sanfte, meditative und ressourcenorientierte Form integrierter Körperarbeit. Wie diese Therapie Genesungsprozesse unterstützen und zur Trauma-Auflösung beitragen kann, erklärt Patricia Thaler im Gespräch.

Frau Thaler, Sie bieten in Ihrer Praxis Craniosacral-Arbeit. Worum handelt es sich dabei? PATRICIA THALER: Die Craniosacral-Therapie ist eine Form der Körperarbeit, die vor allem auf Berührung beruht und sich an der Primäratmung orientiert. Ziel ist es, durch achtsame Berührung inhärente Genesungsprozesse im Körper zu unterstützen. Was ist die Primäratmung? Die Primäratmung steht für den Atem des Lebens, also jenem ersten Hauch, mit dem das Leben von der ersten Zelle an beginnt. Es ist die Urkraft, die jedem Menschen eigen ist und uns bis zum Ende unseres Lebens begleitet. Ohne sie gäbe es kein Leben. In der biodynamischen CraniosacralArbeit orientieren wir uns an diesen ursprünglichen, embryonalen Kräften, die wir im System, im Organismus, im Körper wahrnehmen. Dabei ist die Berührung

unser primäres Werkzeug. Wir fühlen, erspüren und lauschen mit der Demut des Nicht-Wissenden – offen für das, was kommt und sich offenbart. Wie kann die Craniosacral-Arbeit zur Trauma-Auflösung beitragen? In einem kontrahierten Gewebe, oftmals hervorgerufen durch einen Schock, ein Trauma oder ein überwältigendes Erlebnis, nimmt der Craniosacral-Therapeut die Primäratmung als eingeschränkt oder unterdrückt wahr. Durch achtsame und gezielte Berührung lösen wir die Kontrahierung auf und stellen die Primäratmung in ihrem ursprünglichen Ausdruck wieder her. Auf dem Gebiet der Trauma-Auflösung gibt es vier Kernbereiche, in denen unsere hochtrainierten, sensitiven Hände effektiv sein können. Die Kernbereiche sind Sicherheit, den sogenannten „Felt Sense“ erspüren, das Körpergedächtnis

sowie fehlangepasste Zustände. Die vorab mit dem Klienten klar verhandelte Berührung trägt wesentlich zur Wiederherstellung des Gefühls von Sicherheit bei, unter deren Verlust Menschen infolge eines Traumas oftmals leiden und sehr häufig eine verfälschte Wahrnehmung von Bedrohung und Gefahr erleben. Das wiedergewonnene Sicherheitsgefühl schafft das Fundament für die weiteren Genesungsprozesse. Was versteht man unter „den Felt Sense erspüren“? Beim „Felt Sense“ geht es darum, traumatische, als Körpererinnerungen gespeicherte Prägungen durch Berührung wahrzunehmen. Hyper- oder Hypoerregung können den Ausdruck der Primäratmung beeinflussen. Bei der Craniosacral-Arbeit werden solche Muster und Prägungen aus der Vergangenheit wahrgenommen und die ihnen zugrundeliegende innere Anspannung wieder abgebaut.

Patricia Thaler ist ausgebildete Craniosacral-Therapeutin Fehlangepasste Zustände sind chronische Angstzustände, Panikattacken, Überwachsamkeit, labile Emotionen und aggressives Verhalten, die oftmals auf ein durch ein Trauma gestörtes Nervensystem zurückzuführen sind. Die Craniosacral-Arbeit unterstützt darin, das Nervensystem allmählich wieder zur Normalfunktion zurückführen.

Was ist das Körpergedächtnis, und wie kann CraniosacralArbeit bei diesem helfen? Das Körpergedächtnis umfasst alle Zellen und Gewebe des menschlichen Körpers. Diese atmen mit der Primäratmung. Die Craniosacral-Arbeit hilft dabei, in chronisch erregten, kontrahierten oder durch überwältigende Ereignisse immobilisierten, geschwächten Geweben den inneren Atem wiederherzustellen.

Durch achtsame und gezielte Berührungen lösen Craniosacral-Therapeuten Gewebespannungen auf und stellen die Primäratmung wieder her

Damit wären noch die „fehlangepassten Zustände“ zu nennen. Worum handelt es sich bei diesen?

Dr. Lic.Phil. Patricia Thaler Praxis für ganzheitliche Energiearbeit Am Schalderer Bachl 32 39042 Brixen Tel. +39 342 7177077 E-Mail: patriciathaler@gmail.com www.patricia-thaler.com 47


PRAXIS DR. BERNHARD THOMASER

Fitness & Gesundheit

„Ganzheitlich ohne Zeitlimit“

Extra

Der Brixner Arzt für Allgemeinmedizin Dr. Bernhard Thomaser hat nach vielen Jahren seine Tätigkeit als Hausarzt beendet, um künftig die Komplementärmedizin ins Zentrum seiner Tätigkeit zu stellen. Im Interview erklärt er die Beweggründe für diesen Schritt und die in seiner Privatpraxis gebotenen Leistungen.

Herr Dr. Thomaser, was hat Sie veranlasst, nach vielen Jahren als Hausarzt in den privaten Bereich zu wechseln und Ihren Schwerpunkt auf die Komplementärmedizin zu legen?

Dabei soll Zeit kein limitierender Faktor mehr sein.

BERNHARD THOMASER: Ich war knapp 20 Jahre als Arzt für Allgemeinmedizin in Brixen tätig. Die Arbeit als Allgemeinmediziner war sehr abwechslungsreich und befriedigend. Es haben sich viele schöne Kontakte mit den Menschen und ihren Familien ergeben, und ich möchte diese Zeit absolut nicht missen.

Als sportbegeisterte Person habe ich mich in den letzten Jahren vermehrt im Bereich der Alpinund Höhenmedizin und der Manuellen Medizin (Chirotherapie) aus- und fortgebildet. Gerade die körperliche Betätigung im Zuge der manuellen Medizin ist für mich eine willkommene Ergänzung zur rein geistigen Arbeit in der allgemeinen Praxis und wird ein weiteres Standbein in meiner neuen Praxis bilden.

Trotzdem kam jetzt der Zeitpunkt für eine Änderung? Wie leider allzu oft in der Medizin, war auch in der Allgemeinmedizin die Zeit für den einzelnen Patienten häufig knapp, erst recht für zeitaufwändige individuelle Empfehlungen. Auch wollte ich die Komplementärmedizin vermehrt in den Mittelpunkt meiner Tätigkeit stellen. So führe ich bereits seit über 20 Jahren auch eine private homöopathische Praxis, aber leider blieb mit der wachsenden Hausarztpraxis immer weniger Zeit für diese übrig. Das soll sich jetzt ändern. Worauf ist Ihr Interesse an der Komplementärmedizin zurückzuführen? Aufgrund von positiven persönlichen Erfahrungen wurde mein Interesse an der Komplementärmedizin, speziell der Homöopathie, bereits in meinen Jugendjahren geweckt. Dies ist auch der Grund, weshalb ich schon während des Medizinstudiums zeitgleich meine Ausbildung in klassischer Homöopathie begonnen habe. Homöopathische Fortbildungen habe ich dann parallel zu den Weiterbildun48

Gibt es weitere Behandlungsschwerpunkte, die Sie künftig abdecken wollen?

Dr. Bernhard Thomaser nimmt sich in seiner neuen Privatpraxis viel Zeit für seine Patienten gen in der traditionellen Medizin bis heute fortgeführt. Warum Homöopathie? In der Homöopathie geht es darum, die individuelle Äußerung der Krankheit in der jeweiligen Person zu erkennen und mit der persönlichen Arznei zu behandeln. Für die Wahl der Therapie ist also nicht vordergründig die Diagnose entscheidend, sondern vor allem die sonderbaren und auffallenden Symptome, die den einzelnen Fall von anderen Fällen mit derselben Diagnose unterscheiden. „Behandle den Menschen, der vor dir steht, und nicht die Krankheit, an der er leidet“ hatte bereits Hippokrates, der Urvater der westlichen Medizin, gefordert. Auch in der modernen Medizin erkennt man immer mehr die Notwendigkeit einer individuellen Behandlung, so zum Beispiel in der Gendermedizin. In der Homöopathie steht hierfür ein äußerst verfeinertes System zur Verfügung. Die Verschreibung wird jedes Mal auf den Einzelnen „maßgeschneidert“; außerdem gibt es Arzneien, die spezifisch für Frauen oder Kinder oder alte Personen sind.

Für wen kommt Homöopathie in Frage? Die Homöopathie eignet sich für jene Menschen mit chronischen Krankheiten, bei denen es sich trotz traditioneller Therapie schwierig gestaltet, ein einigermaßen stabiles Gleichgewicht zu erreichen, oder für jene, die die Dauermedikation schlecht vertragen. In diesen Fällen kommt die Homöopathie als ergänzende (komplementäre) Therapie zum Einsatz. Sie eignet sich in gewissen akuten und chronischen Fällen auch als alleinige Therapie, wenn durch Stimulierung der autoregulativen Kräfte eine Besserung erreicht werden kann. Und natürlich eignet sie sich gleichermaßen für Kinder und Erwachsene jeden Alters. Mit welchem Vorsatz wollen Sie Ihre Privatpraxis führen? Meine kleinen und großen Patienten möchte ich auch weiterhin in allen Lebenslagen und bei den unterschiedlichsten gesundheitlichen Problemen begleiten, mit all der Erfahrung aus meiner langjährigen Tätigkeit in der Allgemeinmedizin und Homöopathie.

Was macht die Chirotherapie? In der Chirotherapie werden Beschwerden des Bewegungsapparates mit den Händen behandelt. Die Indikationen reichen vom akuten Hexenschuss über die Folgen von Fehl- und Überlastungen wie beispielweise dem Tennisarm, bis hin zu Bewegungseinschränkungen und/oder Schmerzen nach Ruhigstellung wegen Verletzungen oder beim Vorliegen einer Arthrose. Zum Einsatz kommen verschiedene sanfte Techniken.

Dr. Bernhard Thomaser Praxis für Homöopathie und Manuelle Medizin Plosestraße 40/B 39042 Brixen Tel. 0472 838333 E-Mail: bernhard.thomaser@hermex.it www.primum-non-nocere.com Termine auf Vormerkung (online oder telefonisch)


APOTHEKE PEER

Covid-19Teststation

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Im November vergangenen Jahres eröffnete sich Hausärzten und Apotheken sehr kurzfristig die Möglichkeit, Covid-19-Schnelltests durchführen zu können. Damit wurde der breiten Bevölkerung ein unkomplizierter Zugang zum Testen ermöglicht.

SERVICE 15. - 24.02.2021 HÄMOGLOBINMESSUNG Ohne Anmeldung.

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Ein Schnelltest gibt schnell Aufschluss und stärkt das Sicherheitsgefühl Die Apotheke Peer in Brixen stürzte sich mit Begeisterung in das Projekt und stellte innerhalb kürzester Zeit eine Covid-19-Teststation auf die Beine. Dazu wurde die Garage in der Albuingasse neben der Bar Absolut umgebaut und ein Mastertent-Testzelt der Firma Zingerle AG aus Schabs angeschafft. Damit konnten alle amtlichen Vorgaben erfüllt und die Mitarbeiter und Ärzte in der Station bestmöglich geschützt werden. Auch wurde eine eigene Software entwickelt, um schnell, fehlerfrei und effizient die Tests durchführen zu können. Beim Massentest Ende November bestand die Covid-19-Teststation der Apotheke Peer die Feuerprobe: Es wurden 400 Schnelltests an einem Tag durchgeführt.

Großartiger Teamerfolg. Eine

solche Leistung ist nur dank guter Koordination und großer Einsatzbereitschaft aller Mitarbeiter möglich. Die beiden Apothekerinnen Claudia Peintner und Helena Miladinovic sowie die Krankenschwester Sarah Köpplmayr arbeiten praktisch täglich in der Station, unterstützt vom gesamten Team der Apotheke Peer. Thomas Michaeler und Jakob Engl entwi-

ckelten in kürzester Zeit eine Software zum Management der Patienten und der Schnelltests und verbesserten die Anwendung in unzähligen Nachtschichten. Inzwischen wurde die Softwarelösung von der Vertical-Life GmbH ins Leistungsprogramm aufgenommen und international unter www.no-q.info für Apotheken vertrieben. Brixen ist damit einmal mehr Vorreiter.

info Folgende Tests sind in der Station der Apotheke Peer möglich: · Antigen-Schnelltest mit Ergebnis in zirka 20 Minuten · Antikörper-Schnelltest mit Kapillarblut · PCR-Test mit Ergebnis in 12 Stunden · PCR-Test mit Ergebnis in 36 Stunden

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Impressum Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung Redaktion: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 www.brixner.info E-Mail für Pressemitteilungen: redaktion@brixner.info E-Mail für Leserbriefe: echo@brixner.info Online-Ausgabe: www.brixner.info Verlag: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 E-Mail: office@brixmedia.it, www.brixmedia.it Anzeigenleitung: Sonja Messner, Tel. +39 0472 060212 sonja.messner@brixmedia.it Herausgeber, Chefredakteur und presserechtlich verantwortlich: Willy Vontavon (wv), Tel. +39 0472 060213 willy.vontavon@brixner.info Bildredaktion: Oskar Zingerle (oz), Tel. +39 0472 060210 oskar.zingerle@brixner.info Mitarbeiter der Redaktion: Johanna Bampi (job) Irene Dejaco (ird) Sabine Dejakum (sd) Ernst Delmonego (ed) Evi Hilpold (eh) Marlene Kranebitter Zingerle (mk) Stephanie Risse (sr) Michelle Schladebach (mis) Anina Vontavon (av) Lia Vontavon (lv) Oskar Zingerle (oz) E-Mail: vorname.nachname@brixner.info Grafik: Alexandra Bauer, Tel. +39 0472 060208 alexandra.bauer@brixmedia.it Titelbild: Archiv Wintersportverein Druck: Athesia Druck GmbH, www.athesia.it Der nächste „Brixner“ erscheint Ende Februar 2021 Nächster Redaktionsschluss: 05. Februar 2021 Die Zeitschrift „Brixner“ erscheint monatlich und wird im Postabonnement 45 % Art. 2, Abs. 20/b, Ges. 662/96, Bozen zugestellt. Eintragung am Landesgericht Bozen am 29.12.1989, Nr. 29/89 R.St. Auflage: 11.000 Stück Preis Abonnement: 1 Euro Abonnentenservice: abo@brixner.info Der „Brixner“ ist Partner von:

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Januar 1921

Gräßlicher Mord Dienstag, 4. Januar 1921 Man schreibt uns aus Franzensfeste: Die verheiratete Maria Meßner (vulgo Kneipmoidl) wurde in der Silvesternacht auf bestialische Weise geschändet und ermordet. Sonntag, nachmittags 3 Uhr, erschien eine Gerichtskommission von Brixen unter der Leitung des Herrn Dr. v. Klebelsberg sowie eine Karabinieriabordnung von Brixen. Die Leiche wurde am Neujahrstag um 7 Uhr früh von Bahnschlosser Kaneider in entblößtem Zustand gefunden. Nicht weniger als 20 Messerstiche wurden konstatiert. Dem armen Opfer wurde, jedesfalls nach der Tat, ein langer Holzast in den Unterleib getrieben. Die Kleider wurden in dem vorbeifließenden Bach gefunden. Die Ermordete wurde bis zur Unkenntlichkeit mit großen Steinen am Kopfe zerschmettert. Das Ergebnis der Obduktion kann bis zur Stunde noch nicht mitgeteilt werden, da die Sezierung ziemlich lange andauerte. Vom Täter wird die Spur schwer zu finden sein, weil die ganze Nacht Leute am Wege waren und niemand von verdächtigen Wahrnehmungen zu berichten weiß. Einen Schlosser (nicht den Finder der Leiche) hatte man allerdings anfangs verdächtigt. Da derselbe aber als ruhiger, braver Bursche bekannt ist, wurde er bald wieder entlassen, zumal sich seine gänzliche Unschuld herausstellte. Dagegen gelten die Nachforschungen jetzt gewissen ortsgefährlichen Elementen. Die unglaublichen Sicherheitszustände in Franzensfeste können auf die Dauer doch nicht außeracht gelassen werden, besonders wird man darauf dringen müssen, daß die Beleuchtung des Ortes bedeutend verbessert werde. An der Stelle, wo das Verbrechen geschah, ist keine Beleuchtung, noch viel weniger findet man eine solche vom Hotel Bahnhof gegen die Villa Ruheheim zu, wo mancher bereits üble Erfahrungen infolge von Zusammenstößen machte.

Der Tatort des Verbrechens liegt auf der neuen Geleiseanlage an der Straße.

Ein Unglückstag Donnerstag, 6. Januar 1921 Dienstag hatte die derzeitige Redaktion der „Brixener Chronik“ erst recht kein freudevolles Dasein. Es hat zwar nicht eingeschlagen, doch hat es stark gewittert. Unsere Leser haben keine Ahnung, wie schnell sich die Entladungen in einer solchen Zeitungsherberge vollziehen. Und doch sind sie schuld daran. Vorerst jenen, die aus der „Chronik“

alle Brixener Neuigkeiten zuerst herauslesen wollen; dann jene, die sie uns in manchmal zu großem Eifer zu schnell überbringen, d.h. nur dann zu schnell, wenn sie unrichtig sind. Da haben wir uns für die letzte Nummer eine Nachricht von einer sonst sehr vertrauenswürdigen Persönlichkeit erzählen lassen, dass vergangenen Sonntag in der Fischzuchtanstalt von den Karabinieri Buch, Kassagelder und Papiere konfisziert wurden, weil vielleicht ein Sportvergnügen nicht angemeldet und die „Tassa“ nicht entrichtet worden sei. Nicht, daß nun die Nachricht gar keine Grundlage gehabt hätte. Aber dem Berichterstatter ist in der Aufregung doch die Phantasie zu weit durchgegangen. Wie uns nämlich Frau Leinwieser, die Besitzerin der Fischzuchtanstalt, erzählte, waren es 1. keine Karabinieri, die erschienen, sondern Finanzieri, 2. beanständeten diese nur die ungestempelten Aufschreibungen und konfiszierten Eintrittsgelder,

nicht deren Höhe „der Mühe wert gewesen“ wäre. Als wir uns mit Frau Leinwieser so halb und halb ausgesöhnt hatten, erhielten wir Besuch vom Karabinieri-Kommando. Von diesem erlangten wir schließlich, nachdem der Unterschied zwischen Karabinieri und Finanzieri auseinandergesetzt war, in anerkennenswerter Weise die Zusicherung, daß es uns in Zukunft selber wichtige Nachrichten authentisch übermittelt werde. So würde verhütet, daß wir statt eines Finanziere einen Karabiniere in unsere Spalten brächten, wie es auch bei der Konfiskation der Weihnachtskuchen der Fall war. Wir hätten dann auch rechtzeitig aus einem Karabiniere einen städtischen Sicherheitswachmann machen können, der damals, in der Runggad, mit dem Revolver nach dem entsprungenen Falschmünzer schoß. Und so weiter! Es ist nur ein Glück, daß der große Klassiker, Schiller heißt er glaubhaft, nicht mehr am Leben ist. Denn sonst hätte uns auch der noch besucht. Um unsere Sünden aber schon auf dieser Welt genugsam abzubüßen, setzen wir lieber auch gleich jetzt die Berichtigung her, weil’s in einem Aufwaschen geht: „Mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten!“ Was wir Dienstag auch zur Genüge erfahren haben! (Einzelnen unserer Herren Berichterstatter möchten wir es aber bei dieser Gelegenheit dringend ans Herz legen: Wir danken für jede Nachricht. Aber schnell muß sie kommen und den Tatsachen muß sie entsprechen. Sonst – bedanken wir uns, erst recht, in der schlimmen Bedeutung dieses Ausdrucks. D. Red.)

Die „Brixener Chronik“ wurde 1888 gegründet und erschien bis 1925. Die Idee, die Zeitungsartikel aus der „Brixener Chronik“ auszuwählen und zu veröffentlichen, stammt von Günther Eheim (1944-2010) aus Brixen. Die damalige Rechtschreibung, auch eventuelle Druckfehler und sonstige Kuriositäten werden ohne Korrektur beibehalten.


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