Werner Büttners Last Lecture Show
Alexander Klar
Werner Büttners »Letzte Vorlesungsausstellung« in der Hamburger Kunsthalle »überfällig« zu nennen, ist eine sicherlich nachvollziehbare Bestandsaufnahme. Nicht dass Hamburg den Künstler nicht für sich erkannt hätte: 1979 schenkte Büttner der Stadt den ersten Büttner’ schen Ausstellungstitel von Rang, der da lautete Enthemmungsprozesse äußern sich am Anfang immer als gute Laune, gezeigt in seinem Atelier in der Fettstraße 7a, vier Jahre später gefolgt von Jenseits konstanter Bemühungen um braven Erfolg in der Produzentengalerie. Der Hamburger Kunstverein zog 1995 nach mit einer Einzelausstellung, die betrüblicherweise keinen herausragenden Titel zu verzeichnen hat, gefolgt von den Deichtorhallen mit dem etwas lahmen Werner Büttner – Verkehrte Welt im Jahr 2003. Nun also die Kunsthalle, und auf den ersten Blick könnte man nächst des späten Zeitpunktes der Retrospektive auch vom Titel Last Lecture Show ein wenig enttäuscht sein. Das allerdings sollte man doch erst einmal hintenanstellen und sich vergegenwärtigen, dass man als Publikum nahezu immer von »letzten« Ausstellungen enttäuscht sein muss, man bekommt ja selten, was man erwartet. Bleiben wir daher erst einmal sachlich: Das Timing von Künstler und Kunsthalle ist eigentlich nichts weniger als perfekt und wir wissen von Groucho Marx, Woody Allen, Harald Schmidt, Sarah Silverman und Carolin Kebekus, dass Timing alles ist. Werner Büttners Last Lecture Show eröffnet in der Hamburger Kunsthalle am Tage der Verabschiedung des Malers aus seiner Lehrtätigkeit als Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg – hence the title, hence the timing. Seine letzte Vorlesung findet damit in Bildern und vor der Allgemeinheit statt. Hat die akademische Tradition der vergangenen Jahrhunderte das venerable Genre der Antrittsvorlesung zu höchster Blüte geführt, nimmt sich Werner Büttner in der Hamburger Kunsthalle nichts weniger als ein völlig neu zu schaffendes akademisches Format vor: Die Abtrittsvorlesung. Die Ankündigung einer »letzten« Ausstellung ist dabei in ihrer Fallhöhe lediglich mit den letzten Touren großer Bühnenkünstler* innen zu vergleichen, in ihr klingt das lasciate omni speranza ebenso mit wie die knalligen Beklebungen an den Schaufenstern sich auflösender