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Mit Leidenschaft in Nachbars Keller Chapeau: Wie Sebastian Unmüßig die Hutfirma Hat-Art gründete
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Unmüßig legt, wie die Fachliteratur ihm verraten hat, erst einmal den Rohling über eine Dampfmaschine. Damit sich die Fasern öffnen, der Filz weich wird. Im nächsten Schritt stülpt er den Rohling über einen Hutblock, von denen er sich nach und nach immer mehr in verschiedenen Kopfgrößen kaufen wird – die Hutkrone wird hier auf die richtige Größe angepasst, in die gewünschte Rohform gebracht. Anschließend wird die Krempe glatt gebügelt, der Hut für 24 Stunden weggelegt. Abkühlen lassen, Feierabendbier trinken, am nächsten Tag weitermachen. Immer abends nach seiner HauptHeute, zwei Jahre später, hat der beschäftigung steigt Unmüßig, wenn gelernte Kaufmann bereits 40 Hüte die Tochter eingeschlafen ist, hinab hergestellt, die eigene kleine Hutin die Werkstatt, knipst die Tischfirma Hat-Art in Gottenheim gelampe an, legt eine Bluesplaylist auf, gründet, etliche seiner hochwertigen Can leave his own feilt an den Modellen. Einem abgeProdukte im Nebenerwerb verkauft. hat on: Sebastian Unmüßig kühlten Hut vom Vorabend rückt er Das alles während Corona. Das alles nun mit einem Krempenschneider ohne das allergrößte handwerkliche Talent, wie der 31-Jährige sagt. Das alles aber vor allem mit ei- auf die Kante. Manche mögen es breit, andere schmal. Ein ner Sache: mit Leidenschaft. Und mit einer Werkstatt im Kumpel hat ihm das Werkzeug von Hand geschreinert. Hat die Krempe die richtige Breite, näht er in die Innenseite Nachbarkeller. Wegen Corona hatte Unmüßig plötzlich mehr Zeit als ein Lederschweißband an und das Futter hinein. Zu guter sonst. Und während andere Netflix abonnierten, nutzte er Letzt brennt er sein Logo ein: „Dieses Detail darf nicht fehdie Zeit, kaufte sich Bücher über Hüte, recherchierte im len.“ Im allerletzten Schritt macht er eine Flasche Alkohol Netz über Hüte, suchte auf Ebay nach Handwerkszeug und auf, aber nicht, um mit sich selbst anzustoßen, sondern um Filz, um selber Hüte herzustellen. Fündig wurde er, das In- dem Hut nach der rund achtstündigen Bearbeitungszeit den letzten Schliff zu geben. Der Hut bekommt einen hochproternet bietet schließlich für jedes Hobby alles. Im Frühjahr 2020 also liegt die erste Capeline auf seinem zentigen Shot über die Birne gekippt, der für kurze Zeit entEsstisch, die Rohform eines Hutes, die er über einen Händ- flammt wird. Das entfernt die überschüssigen Haare nach ler in Großbritannien bezog. Er schneidet und erhitzt, formt, dem vorherigen Schleifen. lässt abkühlen, ruiniert das Familien-Bügeleisen, weil han- Seine Beharrlichkeit hat sich ausgezeichnet, Freunde und delsübliche Bügeleisen nicht zum Hutmachen gemacht sind. Familie feiern seine Hüte. Ein Kumpel sei durch ihn erst zum Hutträger geworden. Auch Kunden hat er schon gewinnen Sein erster Hut: für die Tonne. Er nimmt sich die nächste Capeline, überlegt kurz, was er können. Werbung dazu macht er vor allem auf Instagram, in zuvor falsch gemacht hat, macht es besser. Ein Kellerabteil im der Freiburger Kneipe Quartier stellt er seine Hüte aus. Und Nachbarhaus wird zum Segen. Darin ist Platz für die alte sonst: Mund-zu-Mund-Propaganda. Zufriedene Kunden sind Werkbank vom Opa. Ein paar Lampen an die Decke, noch die beste Werbung – und wenn sie die Produkte erhobenen ein Arbeitstisch hinein, das Industriebügeleisen eingesteckt – Hauptes durch die Straßen tragen, noch besser. schon kann’s von Neuem losgehen. Christian Engel
Foto: © Christian Engel
it 16 Jahren fing Sebastian Unmüßig an, sich Hüte auf den Kopf zu setzen. Er liebte die Extra vaganz, fand es gar nicht so schlecht, ein biss chen aufzufallen, etwas anders zu sein als der Rest. Wer trägt mit 16 schon Hut? Mit 29 setzte er sich das, was er sich stets auf den Kopf setzt, in den Kopf. Also: Ob er Hüte nicht auch selber herstellen kann. Hutdesigner, dachte er sich, ließ den Gedanken ein wenig un ter seinem Hut schwirren – und fand die Idee hervorragend.
chilli | business im Breisgau | 03.2022 | 27