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VN Vorarlberger Nachrichten Schwarzach, am 10.07.2020, 312x/Jahr, Seite: 40 Druckauflage: 52 433, Größe: 57,34%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13000546, SB: Ischgl
Das war die Matura 2020 Einblick in die Aufgaben der diesjährigen Zentralmatura und wie der „Coronajahrgang“ im Netz reagierte. Geschaft! Bis zu 40.000 Schüler an AHS und berufsbildenden Schulen haben die Zentralmatura unter den speziellen Bedingungen der Coronapandemie dieses Jahr absolviert. In Vorarlberg waren es heuer rund 1550 Schülerinnen und Schüler, die die Matura erfolgreich abgelegt haben – 650 in einer allgemeinbildenden höheren Schule (AHS), 900 in einer berufsbildenden höheren Schule (BHS). Etwa 70 Schülerinnen und Schüler haben die Prüfungen im Haupttermin leider nicht geschaft und können beim Nebentermin im Herbst die Reifeprüfung doch noch erfolgreich abschließen. Die vom Bildungsministerium unter www.matura.gv.at/downloads veröfentlichten Matura-Aufgaben wurden aber bereits vor der Coronakrise ausgewählt. Davon zeugte unter anderem auch das Deckblatt der Deutschmatura-Angabe, das als Datum noch den ursprünglichen Maturatermin 6. Mai ausweist.
kamen noch vier umfangreichere Typ-2-Aufgaben, mit denen die Anwendung und Vernetzung von Grundkompetenzen in bestimmten Kontexten überprüft wird – also „(weit) über das Wesentliche hinausgehende Bereiche“. Vorarlberg hatte sowohl an AHS als auch an BHS im Bundesländervergleich die meisten Fünfer in Mathe (nach Kompensationsprüfung). Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike von der Schülerunion, heuer selbst Maturakandidatin, hat wissen lassen, dass die Beispiele laut Rückmeldungen von AHS- und BHS-Schülervertretern „schabar, aber deinitiv schwieriger als im letzten Jahr“ gewesen seien. Vor allem in den Gymnasien sei Teil zwei von vielen als besonders schwierig empfunden worden. Ähnlich sieht es Thomas Rothmund, Direktor am BORG Götzis: „Mathematik ist vom Ergebnis her wieder schlechter geworden. Das hat aber auch mit den gestellten Aufgaben von Teil zwei zu tun. Die waren wirklich schwer, und wer in Teil eins nicht schon die notwendigen Punkte erreichte, konnte das mit Aufgabenlösungen von Teil zwei nicht kompensieren.“ Für Aufsehen sorgten einige Schülerinnen und Schüler des „Coronajahrgangs“, die die Aufgabenstellung unverrichteter Dinge gleich nach Beginn wieder abgegeben haben. Aufgrund der heurigen Veränderungen bei der Zentralmatura waren viele Maturanten in den Klausurfächern ohnedies positiv, da die Jahresnote und die Maturanote aufgrund der Coronakrise zusammengerechnet wurden.
SCHWARZACH
Ischgl in Deutsch Tatsächlich ging die Deutsch-Matura, die außer an der HTL für alle Schüler verplichtend ist, am 26. Mai über die Bühne und bildete den Auftakt für die diesjährige schriftliche Reifeprüfung. Bei der DeutschKlausur stehen immer drei Themenpakete mit je zwei Aufgaben zur Auswahl, von denen eines ausgesucht werden muss. Das letzte davon umfasste heuer das Thema Tourismus, wo unter anderem der ehemalige Covid-Hotspot Ischgl behandelt wurde - allerdings nicht unmittelbar aufgrund seiner Rolle bei der Ausbreitung des Coronavirus, sondern indirekt als Beispiel für die Inszenierung des Alpenraums für Touristen. Es musste eine Erörterung über die „Moderne Baupest auf den Bergen“, einem Artikel der „Salzburger Nachrichten“ von 2018, verfasst werden. Einer der Protagonisten ist Günther Aloys: „Der Hotelier und umstrittene touristische Reformator hat seinen Heimatort Ischgl in einen Markennamen, eine Art Ibiza der Alpen verwandelt“, heißt es darin. Ein weiteres Themenpaket beinhaltete eine Textinterpretation des Prosatexts „Basta“ des Schweizer Schriftstellers Robert Walser sowie einen Leserbrief zum Kom-
mentar „Lesen, nur lesen!“ von Manuel J. Hartung. Zur Auswahl stand außerdem eine Textanalyse zur Kolumne „Dieser Text ist Zeitverschwendung“ von Ronja von Rönne sowie das Schreiben eines Leserbriefs zum Interview „Wozu brauchen wir noch Geduld?“ von Gerhard Benetka.
Schwierige Listening in Englisch Nach Deutsch folgte die schriftliche Zentralmatura in Englisch, zu der österreichweit rund 27.000 Maturanten angetreten sind. Diese setzt sich aus folgenden Teilbereichen zusammen: Listening/Reading
(Lese- und Hörverständnis), English in Use (Sprachverwendung im Kontext) und Writing (Schreiben eines Textes). Die Schülerunion hatte zu der Englisch-Matura durchwachsene Rückmeldungen von Prülingen erhalten: Die befragten Maturanten, die im Unterricht zuvor Beispiele der Matura der letzten Jahre geübt haben, hätten sie im Vergleich „um einiges schwieriger“ empfunden, sagte der Auer Daniel Bayer, Sprecher der Bundesschülervertretung. Insbesondere die Listening (Hörverständnisübung) habe bei vielen für viele Probleme gesorgt, weil die
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Sprecher „zum einen sehr schnell gesprochen haben“ und zudem „laute Musik im Hintergrund“ zu hören war. Die Readings (Leseverständnis) „waren okay“, erklärte Bayer.
Schlusslicht in Mathematik Das Klausurheft der MathematikMatura, für das es 270 Minuten an reiner Arbeitszeit gab, bestand aus 24 Typ-1-Aufgaben, die die Grundkompetenzen testen und den „wesentlichen Bereich“ der Leistungsbeurteilung darstellen. Dieser Teil ist auch ausschlaggebend, um positiv abzuschneiden. Dazu
Reaktionen im Netz Wie bereits in den vergangenen Jahren ließen unmittelbar nach den abgelegten schriftlichen Prüfungen die Reaktionen der Schüler im Netz nicht lange auf sich warten. Die Aufgaben werden auf den sozialen Plattformen „nachbesprochen“ und in sogenannten Memes auf humorvolle Art aufgearbeitet. Die lustigen Bilder haben unter Österreichs Schülern mittlerweile Kultstatus erreicht und lassen auch Nicht-Maturanten schmunzeln. Alle Aufgabenbeispiele der heurigen Zentralmatura auf www.matura.gv.at/downloads zum Download.
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