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Bezirksblätter Landeck Die Lokalausgabe der Bezirksblätter Tirol Innsbruck, am 29.12.2020, Nr: 53, 52x/Jahr, Seite: 14 Druckauflage: 16 735, Größe: 87,69%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13312585, SB: Ischgl
14 JAHRESRÜCKBLICK MÄRZ 2020 CHRONOLOGISCH Kontrollen am Reschenpass NAUDERS. Ab dem 10. März wurden Gesundheitskontrollen auf dem Reschenpass durchgeführt.
BEZIRKSBLÄTTER TIROL/LANDECK • 29./30. DEZEMBER 2020
Coronavirus: Erster Fall im Bezirk Nach dem ersten positiven Fall überschlugen sich förmlich die Ereignisse
Tiroler Nummer Eins ISCHGL. Die „Paznauner Stube Trofana Royal“ von Martin Sieberer holte im Falstaff Restaurantguide 2020 Platz Eins in Tirol.
PETNEU, ISCHGL (otko). Am 5. März wurde im Bezirk Landeck der erste Coronavirus-Fall bekannt. „Ein 22-jähriger norwegischer Student hatte über Fieber und Halsschmerzen geklagt und wurde aufgrund der Tatsache, dass er sich die Tage zuvor in einem norditalienischen Risikogebiet aufgehalten hat, von einem mobilen Screening-Team auf eine Coronavirus-Erkrankung getestet. Das Ergebnis ist positiv“, informierte Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Da sich der Norweger in einer Ferienwohnung in Pettneu am Arlberg aufgehalten hatte, wurden von den Gesundheits- und Sicherheitsbehörden alle weiteren Maßnahmen getroffen, damit sich das Virus nicht weiterverbreiten kann.
Neuer Leiter präsentiert LANDECK. Michael Knabl folgt Peter Hauser als neuer Leiter der Bezirksforstinspektion.
Zweiter Fall in Ischgler Bar Am 7. März wurde dann ein zweiter Fall gemeldet. Dabei handelte es sich laut dem Land Tirol um einen
„Ein Tsunami für den Arbeitsmarkt“
Kritik am Krisenmanagement
LANDECK (otko). Auch beim AMS Landeck war durch die CoronaKrise im März ein Ansturm zu verzeichnen. „Wir werden am Telefon und im Internet regelrecht überlaufen. Die Aufrufe werden befolgt und es gab nur wenige direkte persönliche Kundenkontakte. Neben Anmeldungen für das Arbeitslosengeld kommen Anfragen zum Frühwarnsystem und Kurzarbeit“, schildert AMS-Leiter Günther Stürz. Schon am 13. März sei es los gegangen und seit 16. März sei nichts mehr so, wie es war. Zu den zahlreichen Freisetzungen im Tourismus durch das frühere Ende der Wintersaison kommen mittlerweile alle Branchen hinzu. „Wir haben Anmeldungen von Leuten, die schon jahrelang nicht mehr bei uns waren. Wir sind ja mit der Saisonsarbeit viel gewohnt, aber so etwas hat es noch nie gegeben. Es ist noch viel schlimmer als in der Krise 2008/09 und es schaut auch in den nächsten Monaten nicht gut aus“, so Stürz. Ende März waren 4.773 Arbeitslose gemeldet.
„Zu spät reagiert“: LH Platter und LR Tilg weisen Vorwürfe zurück
Arlberg-Orte unter Quarantäne ST. CHRISTOPH. Am 17. März wurde auch St. Christoph a.A. unter Quarantäne gestellt. Im St. Antoner Ortsteil hatte ein Sportärztekongress stattgefunden. Dort hatten sich mehrere Ärzte angesteckt. Corona-Krisenmanagement ISCHGL. Gemeinde, TVB PaznaunIschgl und Silvrettaseilbahn AG wiesen nach massiver Kritik die Vorwürfe in einer gemeinsamen Stellungnahme zurück.
ISCHGL, ST. ANTON (otko). Nachdem im „Kitzloch“ in Ischgl am 7. März bei einem Barkeeper der erste Coronavirus-Fall festgestellt wurde, überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Ischgl wurde in den internationalen Medien zum „Corona-Hotspot“ tituliert. Mehrere hundert Corona-Infektionen konnten bis nach Ischgl zurückverfolgt werden. Neben der besagten Bar wurden dann seitens der Behörde alle Après-Ski-Lokale am 10. März geschlossen und am 12. März schließlich das Aus für die Wintersaison im ganzen Tal verkündet. Allen voran wurde Kritik geübt, dass zwischen dem Auftreten des ersten Falls bei dem „KitzlochBarkeeper“ und der Schließung des Lokals zu viel Zeit vergangen sei. Vorwürfe, man habe zu spät gehandelt, weist der Ischgler Bgm. Werner Kurz aber zurück: „Wir haben alle Verordnungen seitens der Behörde sofort umgesetzt.
36-jährigen „Barkeeper“ aus dem „Kitzloch“. Das Ischgler Après Ski Lokal geriet dadurch wochenlang in den medialen Fokus und in die Negativschlagzeilen. „Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich“, betonte damals Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion in einer Presseaussendung des Landes Tirol. Diese Aussage hatte sich im Nachhinein als eine grobe Fehleinschätzung erwiesen. Stattdessen kam es zu einem massiven Ausbruch des Coronavirus.
Als „Corona-Hotspot“ tituliert: Foto: Kolp Das „Kitzloch“ in Ischgl.
Isländische Reisewarnung Die isländischen Behörden rieten bereits ab 5. März von „unnötigen Reisen“ nach Ischgl ab. Die Maßnahme hing mit einer 14-köpfigen Gruppe zusammen, die Anfang März einen Skiurlaub in Ischgl verbracht hat. Nach ihrer Rückkehr nach Island wurden mehrere Personen positiv auf das Coronavirus
getestet. Laut der Aussendung des Landes Tirol sei es aber unwahrscheinlich, dass die Ansteckung im Urlaubsort passiert sei. Die Infektion hätten sie sich vermutlich am Rückflug von München nach Reykjavik zugezogen. Auch diese Presseaussendung erwies sich im Nachhinein als eine krasse Fehleinschätzung.
Hotels im restlichen Bundesland übernachteten, weil sie erst am nächsten Tag ihren Rückflug hatten. Auch wurden Meldungen bekannt, dass ausgereiste Touristen noch in anderen Orten im Bezirk schifahren gingen, anstatt umgehend nach Hause zu fahren. Quarantäne: Ischgl war am 14. Foto: Siegele März wie ausgestorben.
Wir waren die ersten, die den Skibetrieb eingestellt haben. Den Virus wird jemand zu uns gebracht haben.“ Nach Verhängung der Quarantäne am 13. März über das Paznaun sowie St. Anton am Arlberg kam es zu teils chaotischen Szenen. Viele Urlauber und auch brachen Tourismus-Personal Augenzeugenberichten nach Hals über Kopf auf. Ausländische Gäste wurden aufgefordert, unverzüglich in ihre Heimat zurückzukehren. Offenbar hielten sich aber nicht alle daran, da Gäste aus diesen Orten in Innsbruck bzw. in
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„Alles richtig gemacht!“ Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg wies im ZIB2-Interview alle Vorwürfe, man habe die Skisaison zu spät beendet bzw. Touristen unkontrolliert ausreisen lassen, zurück: „Die Behörden haben alles richtig gemacht.“ LH Platter: „Ich kann Ihnen versichern, dass wir in der jeweiligen Situation das menschenmögliche getan haben, um die Gesundheit der TirolerInnen und auch unserer Gäste zu schützen. Es ist auch keine Schande zu sagen, dass man mit den Erkenntnissen von heute durchaus noch früher Entscheidungen getroffen hätte.“
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