Frankreich Magazin 2022-3

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NR. 3 - 2022

EXTRA DICKE AUSGABE

Côte d’Azur

Geheime Badestellen

Wie gemalt

Radeln in van Goghs Provence

Appetit auf Sommer

Auvergne

Grüne Oase der Ruhe

Grand Hôtel Bain

4 197956 706905

Religiöser Kitsch und weltlicher Komfort

03

Labsal & Luxus in Lourdes

D: € 6,90 CH: CHF 12,50 A: € 7,70 FR: € 8,70 LUX: € 8,20

Neun Generationen Gastlichkeit



Vorwort Der Charme der Nostalgie

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer mit vielen französischen Erlebnissen,

Cathelijne van Vliet, Chefredakteurin redaktion@frankreichmagazin.org

FAMILIENHOTEL IM VAR SEITE 14

Diese Ausgabe hat einige nostalgische Züge. In der Serie Belle Histoire etwa erzählen wir von der Liebe zwischen Serge Gainsbourg und Jane Birkin. Erst hatten wir gezögert, denn über diese Ikonen im Bohème-Dschungel des Paris der 1960er Jahre ist schon so viel geschrieben worden. Aber da die alten französischen Chansons immer noch sehr beliebt sind, haben wir dennoch beschlossen, die Geschichte zu publizieren. Ich glaube, wir lieben diese alten französischen Lebenslieder so sehr, weil sie das romantische Bild des alten Frankreichs symbolisieren. Als die französischen Sommer noch endlos und unbeschwert schienen, die Straßen noch staubiger als heute waren, das Licht weicher schien und ein beschwipster Walzer auf einem Dorffest die einzige Unterhaltung war. Auch lassen die Lieder uns spüren, wie es im wilden, schönen Paris war, wo Freigeist und Emotionen herrschten. Noch mehr Nostalgie steckt in der Geschichte eines Familienhotels im Var, das bereits 1737 ein Gasthaus war, in dem sich die Pferde und Kutscher der Postkutschen ausruhen konnten. Doch zum Glück ist der Blick zurück hier nicht alles: Die zehnte Generation steht bereits in den Startlöchern um die Küche zu übernehmen, und die orange-gelben Teppiche auf den Tischen wurden kürzlich durch blankes Weiß ersetzt. Außerdem gibt es einen Reisereportage aus Lourdes. Der Schriftsteller Huib Afman besuchte die mythische Stadt im vergangenen Sommer, als der übliche Touristenstrom durch Covid noch nicht eingesetzt hatte. Es war eine einmalige Gelegenheit, ohne die Tausenden von Pilgern in einer „fast apokalyptischen Stille“ herumzulaufen. Er beschreibt auch eines der Luxushotels, in dem sich das weltliche Wasser des Spas als sehr heilsam erwies. Die englische Fotografin Rebecca Marshall schließlich lebt seit 15 Jahren in einem Dorf an der Côte d'Azur. Über Freunde aus der Region erfuhr sie von vergessenen Pfaden, die zu ruhigen Badeplätzen führen, die sie uns in dieser Ausgabe vorstellt.

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Inhalt

Frankreich Magazin - 2022 - 12 Jahrgang - Nummer 3

8 Bienvenue

Neue Tipps und Adressen für Ihre Frankreich-Reise Besondere Unterkünfte, spannende Ausflüge & tolle Ideen

Reise

14 Grand Hôtel Bain

Gastlichkeit seit neun Generationen

38

26 Côte d’Azur

Geheime Badestellen

44 Auvergnes grüne Vulkanlandschaft Zerklüftete Berge, historische Helden und „würdevolle“ Kühe: Eine Reise durch das Departement Cantal

70 Wie gemalt

Radeln in van Goghs Provence ist ein fröhliches Wiedersehen mit den Motiven der Gemälde

86 Labsal & Luxus in Lourdes

Von religiösem Kitsch und weltlichem Komfort

Kultur & Design 38 Une belle histoire

Liebe im avantgardistischen Bohème-Dschungel von Paris: Serge Gainsbourg und Jane Birkin

55 Boutique

Schicke Kleidung und Accessoires für den Sommer

14 44 55 FRANKREICH MAGAZIN 5



Inhalt

Frankreich Magazin - 2022 - 12 Jahrgang - Nummer 3

44 86 94 Kultur

Spannende Ausstellungen in Frankreich und ein französischer Kinostart in Deutschland

98 Traumhaus in Tarn-et-Garonne

Le Piquet war ein baufälliges Bauernhaus und ist heute der Familientreffpunkt mit tout comfort.

109 Maison

Frische Einrichtungsideen

94 Auslese

Mit Büchern auf dem Sofa nach Frankreich reisen und einen Film gewinnen

Essen & Trinken

98

56 Rezepte

Ginette Mathiots Kochbuchklassiker neu aufgelegt

83 Bon appétit

Küchenfreuden auf Französisch

Und außerdem...

56

25 Bon Anniversaire

Für Kolumnistin Christine Cazon ist der Weg das Ziel - aber dann auf Französisch

114 Impressum FRANKREICH MAGAZIN 7


Auf dem Wasser

Mehr als ein Drittel der französischen Ardennen besteht aus Wäldern. Dank der vielen Täler und Flüsse ist diese Region gut mit dem Kanu oder Kajak zu erkunden. Ideal für Anfänger (auch Kinder) ist das Angebot zum Kanufahren und Campen im Aisne-Tal: Nach der Sporteinlage auf der Aisne picknicken Sie auf einer Lichtung am Fluss. Der Grill steht dann schon bereit. Am nächsten Tag setzen Sie Ihre Reise bis zum Nachmittag fort. (35 € p. P., inkl. Kanus und Reiseplan gb.ardennes. com). Lieber einen Tagesausflug? Begleiten Sie dann Jérôme und seinen Hund, die Sie zwischen Attigny, Givry und Ambly Fleury überall abholen. (Facebook: Sur Ardennen Kanu ). Oder fühlen Sie sich beim Paddeln auf dem Lac des Vieilles Forges wie im Norden Kanadas. cap-ardennes-events.fr

Bienvenue Tipps für Unterkünfte, die Reise und Ausflüge VON AMÉLIE DUFOUR UND EUGENIE GOLDSCHMEDING, MARTINE JONGBLOED, ANNEKE WARDENBACH & ANJA WINTER

Kleine Weltentdecker

„Urlaub mit (kleinen) Kindern ist anders und irgendwie auch kompliziert - aber es gefällt uns!“ Mütter testen Ferienunterkünfte und versprechen Geheimtipps. Damit füllen sie diese fröhliche Website mit Ideen, die hip und nachhaltig, vor allem aber kinderfreundlich sind. Frankreich hat natürlich eine eigene Kategorie! (AWA) littletravelsociety.de

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Schafe & Dackel Provence

Dieses B&B ist ein rundum renovierter ehemaliger Schafstall. Jérôme und Dana und ihre Dackel heißen Sie herzlich willkommen. Der Morgen beginnt mit einem köstlichen Frühstück, entweder drinnen oder draußen auf der Terrasse. Vom Infinity-Pool in einem der Bungalows aus blicken Sie auf das Tal. Drei Kilometer entfernt liegt das Dorf Cruis mit einer mittelalterlichen Kirche. In der Nähe liegen die reizvollen Orte Forcalquier und Banon mit ihren provenzalischen Wochenmärkten. Le Jas du Bœuf, ab €85/Nacht. lejasduboeuf.fr

Für Jung (und Alt) Dordogne

Dieses Feriendorf zählt acht Häuser und fünf Ateliers. Über kleine Wege erreichen Sie das Schwimmbad. Kinder können Kaninchen, Ziegen und Schafe streicheln und auf dem Rücken von Ponys reiten. Außerdem können Sie Tennis, Fußball und Tischtennis spielen und sich auf dem Bouleplatz vergnügen. Das Dorf liegt vier Kilometer vom mittelalterlichen Sarlat-la-Canéda entfernt und in einer Stunde erreichen Sie Brivela-Gaillarde, das für die Grotten von Saint-Antoine berühmt ist. In der Nähe gibt es auch einen Kletterpark und einen kleinen Zoo, zudem kann man auf der Dordogne Kanu fahren. Le Hameau du Sentier des Sources, ab €125 pro Nacht. gites-du-perigord.com

Baumhaus Pays de la Loire

Möchten Sie etwas anderes als ein Hotel oder ein Ferienhaus? Versuchen Sie es mit einem dieser Baumhäuser oder einer Lodge unter den Bäumen, die alle über eine eigene Terrasse verfügen. Lassen Sie sich von Vogelgezwitscher wecken und frühstücken Sie in der Lounge, wo abends die Weinbar auf Sie wartet. Zudem können Sie in den Wäldern von Les Epesses wandern. Und nur 15 Autominuten entfernt liegt der berühmte historische Vergnügungspark Puy du Fou. Terragora Lodges, v.a. €110 pro Nacht. terragora-lodges.com

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Freie Fahrt

Schlangestehen an der Mautstelle ade: Mit einer Mautbox kann man einfach (langsam) durchfahren und kontaktlos bezahlen, bei den meisten Mautstellen sogar ohne zu stoppen. Die Mautbox von Bip&Go sammelt die Mauten mehrerer Länder über

einen Anbieter und rechnet dann monatlich beim Kunden ab. Praktisch an dem Abo: Man kann mit dieser Box das Fahrzeug wechseln und den passenden Tarif einstellen. (AWA) bipandgo.com

Bienvenue

Treppe als Kunstwerk

Natürlich in Saint-Tropez! Wo sonst sollte die nun vermutlich teuerste Wendeltreppe der Welt stehen? Leider in einer Privatvilla. 2,5 Mio. € kostete diese Vision des Designers Peter Mikic, realisiert von der Spezialfirma EeStairs. Stufen aus Marmor und Geländer aus lasergeschnittenem italienischen Marmor verbinden in der Urlaubsvilla eines anonymen britischen Unternehmers zwei Etagen. Die polierte Oberfläche für den glatten Handlauf wurde mit einer Technik aus dem alten Rom geschaffen. (AWA)

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Den Süden in der Tasche Okzitanien

50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade verspricht dieser neue handliche Führer aus dem Hause 360° Medien. Es sind jeweils kleine und schön bebilderte Geschichten, die gut in den Gesamtzusammenhang eingeordnet und mit praktischen Tipps zu Anreise, Essen oder Übernachtungen versehen sind. Das schlichte klare Layout erspart dem Leser die Lupe und läßt trotz des dezenten Formates die Fotos zu ihrem Recht kommen. (AWA) Okzitanien - Frankreichs Süden Verlag 360°Medien, € 14,95



Ausgesprochen schöne normannische Villa zu vermieten. Im Herzen von Villerville. 180-Grad-Meeresblick zwischen Trouville und Honfleur. Einsamer Strand in 100 m Entfernung. 6 Schlafzimmer. 2 Badezimmer. Ideal für 8–10 Personen. Neue Betten, voll eingerichtete Küche, inklusive Bettzeug und Reinigung. Warmwasser auf allen Etagen. Voller Komfort. Kinder und Haustiere willkommen. Großer Garten mit vielen Blumen, Grill vorhanden. Ladestationen verfügbar. Restaurants, Kunsthandwerker und Höfe mit Verkauf in der Nähe. Strandwande-

rungen, Reiten, Tennis, Golf… Herrlicher Aufenthalt und frische Meeresluft garantiert. Im Geiste der schicken Bohème. Das Mobiliar wurde renoviert, recycled oder wiederbelebt. Nun erzählen die vergessenen Objekte ihre Geschichten bei einem Lunch mit Meeresblick oder beim Aperitif unter Bäumen. So jedenfalls stellen wir uns die Momente vor, die Sie als glückliche Mieter dieses Hauses erleben. BOUTIQUE

Reservierung unter +33 (0)6 07 62 85 79 villabellevuevillerville@gmail.com

Das Hotel***-Restaurant Le Bellevue liegt in Villerville, Normandie, zwischen Honfleur und Trouville-Deauville. Das reizende Hotel hat 22 Zimmer und vier Suites mit Meerblick. Genießen Sie im Restaurant die traditionelle, hochklassige Küche mit Fisch, Meeresfrüchten und Hummer.

Rue du Général Leclerc 12, Tel.: + 33 (0)2 31 87 20 22

14113 Villerville, Frankreich biendormir@bellevue-hotel.fr

www.bellevue-hotel.fr


Frankreich so nah Champagne-Ardenne

© Natuurhuisje.nl

In Bossus-lès-Rumigny in der Region Champagne-Ardenne steht dieses romantische Mühlenhaus aus dem Jahr 1600. Mit drei Schlafzimmern, einem Kamin auf der Terrasse und einem schönen Garten mit einem Swimmingpool im Sommer. Für jede Buchung spendet die Organisation einen Euro an lokale Naturprojekte. Naturhaus in Bossus-lès-Rumigny, ab €245 pro Nacht. naturhaeuschen.de

Bienvenue Paris erleben

2019 erschien die erste Staffel der Stadtabenteuer, eine neue Art von Reiseführern, die Orte durch Erlebnisse erkunden. Besucher sollen die Orte „mit nach Hause nehmen“, indem sie diese tiefer begriffen und erfahren haben, als das über die reine Besichtigung von Sehenswürdigkeiten möglich ist. Das Konzept kam gut an, nun ist nach der Corona-Zwangspause der Band über Paris frisch von der Druckpresse gekommen. Darin enthalten sind viele kostenlose oder preisgünstige (max. 12 €) Erlebnisse, Tipps für Familien und natürlich gehören die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auch dazu. Birgit Holzer, Stadtabenteuer Paris, Michael Müller Verlag € 17,90

Lächeln in Marseille Normalerweise verbringt sie ihre Tage in Paris und wird von vielen bewundert, aber dieses Jahr ist sie auch in Marseille zu sehen - und zwar aus der Nähe. In Zusammenarbeit mit dem Louvre wird La Joconde (wie sie auf Französisch genannt wird) in den Palais de la Bourse verlegt. Das Publikum geht durch sechs thematische Räume und erfährt alles über die Geheimnisse und die Geschichte

dieses mythischen Gemäldes von Leonardo da Vinci. Vielleicht werden Sie endlich verstehen, warum sie immer so rätselhaft lächelt? La Joconde, exposition immersive Bis zum 12. August im Palais de la Bourse, 9 la Canebière, Marseille. Geöffnet von 10 bis 20 Uhr, freitags bis 22 Uhr, dienstags geschlossen. grandpalais-immersif.fr

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Grand Hôtel Bain

COMPSSURARTUBY

Gastlichkeit seit neun Generationen Vor Jahrhunderten tauschten die Postkutschen zwischen den Alpen und dem Mittelmeer hier ihre Pferde aus; heute halten Reisende auf dem Weg zu den Gorges du Verdon für einen Kaffee oder ein Mittagessen in Comps-sur-Artuby. Das Grand Hôtel Bain aus dem Jahr 1737 aber blieb unverändert. Auch ist es seit neun Generationen im Besitz derselben Familie. TEXT & FOTOS HANS AVONTUUR

N

on, désolé. Der Eigentümer Arnaud Bain weiß auch nicht genau, wann und warum. Früher wurde dem Namen Hôtel Bain das Wort „Grand“ vorangestellt. Doch anstelle von Marmorbädern, goldenen Wasserhähnen und Designermöbeln finden Gäste im Grand Hôtel Bain etwas, das immer seltener und wertvoller wird: authentische Gastfreundschaft. Arnaud hält diese warme Atmosphäre für selbstverständlich. Logisch, denn das war im Bain schon immer so, seit 1737, seit neun Generationen. Und mit seinem Sohn Clément steht der Zehnte bereit, um die Geschichte fortzusetzen. „Unsere Stammgäste, Passanten, Lastwagenfahrer und Reisende, kommen nicht wegen des Luxus“, sagt Arnaud. „Sie wollen ein schönes Zimmer und ein gutes, bezahlbares Essen.“ Damit stellt Arnaud sein Licht tief unter den Scheffel. Das Essen im Bain ist in der Tat nicht hip. Aber es ist im seiner Einfachheit hervorragend. Die meisten Gerichte beruhen auf den Rezepten der Großmutter, die dem kleinen Arnaud das Kochen beigebracht hat, aber mit geschickten ›

Le Grand Hôtel Bain, um 1900.

Das Hotel um 1960.

Anno 1990. FRANKREICH MAGAZIN 15


„Ich wurde nie nach meinen Träumen oder Plänen gefragt. Das Hotel ging vom Vater zum Sohn“ Anpassungen, die die authentischen Gerichte geschmacklich verfeinern. „Ich bin in der Küche aufgewachsen“, sagt Arnaud. „Ich wurde nie nach meinen Träumen oder Zukunftsplänen gefragt. Das Hotel wurde vom Vater auf den Sohn übertragen. Es war einfach so. Das Dorf hat sich kaum verändert, und die Menschen auch nicht. Ich bin glücklich an diesem Ort und in der Umgebung. Mit dem Rad starte ich direkt vor der Tür die schönsten Runden.“

Kosten Sie!

Bildschöne Reklame für die Tankstelle, Panoramablick auf Comps-sur-Artuby.

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Das Grand Hôtel Bain wurde zur Zeit von König Ludwig XV. erbaut und war eine wichtige Station auf der Handelsroute zwischen Castellane und Draguignan, zwischen den Alpen und dem Mittelmeer. Hier frischten die Kutscher ihre Pferde auf. Wo früher die Tiere standen, parken heute Fahrräder und Motorräder. Das Hotel liegt immer noch direkt an der Straße. Von der Eingangstür aus können Sie entweder in Richtung Meer oder in Richtung Hinterland gehen, mit den Gorges du Verdon als Krönung. Ich folge der Straße ins Landesinnere zu dem kleinen Dorf Trigance, das wie eine Festung auf einem Hügel liegt, mit auf dem Gipfel einem Schloss, heute ein Hotel-Restaurant. Ich läute bei Imker Michel Bernard in dem

Betrieb, den sein Vater nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hatte. „Wir haben von Anfang an mit Le Grand Hôtel Bain zusammengearbeitet“, sagt Michel und führt mich in die Werkstatt, die sich hinter einer der geschlossenen Türen des Dorfes verbirgt. Die Honigwaben sind bereit zur Verarbeitung. Mit einem Messer schabt Michel die Deckel der Waben ab und gibt ihn in eine Art Zentrifuge, die den Honig vom Wachs trennt. „Die Arbeit mit Bienen verlangt Fingerspitzengefühl“, erklärt Michel. „Wir kümmern uns gut um sie, aber trotz aller Erfahrung stoßen wir immer wieder auf Rätsel. Manchmal blüht der Lavendel wie verrückt und wir ernten kaum Honig, dann wieder blühen die Kastanien karge und die Waben sind voll. Das


Comps-sur-Artuby

Im Uhrzeigersinn: Imker Michel; Terrasse am Schloss Bargème; Kircheninterieur in Comps-sur-Artuby.

macht es schön und anspruchsvoll.“ Michel ist stolz auf seine Bienen und seinen Honig: „Es ist ein ehrliches, traditionelles Produkt, das ganz anders schmeckt als der chinesische Fabrikhonig aus dem Supermarkt. Kosten Sie!“ Im Hotel verwendet Arnaud Bain den Honig unter anderem für sein Gebäck und seinen berühmten Souris d'agneau au miel et romarin. Mit dem Gericht hat er es sogar bis ins nationale Fernsehen geschafft.

Robuster Charakter Es ist eine schöne Fahrt durch das Hinterland von Comps. Wälder, karge Felder, Panoramen, hohe kahle Berggipfel, eine jahrhundertealte Brücke und ein Weiler mit dem schönsten Namen Südfrankreichs: Soleils (Sonnen). Dass sich ein Emir aus

Katar in dieser reinen Umgebung ein riesiges Gelände gekauft hat, um einmal im Jahr jagen zu können, wird in den Dorfkneipen mit Abscheu diskutiert. Ich fahre über eine kurvenreiche Straße in das höher gelegene Bargème. Vor nicht allzu langer Zeit bestand das Dorf aus einer Handvoll Häuser, mindestens ebenso vielen Ruinen und den Überresten einer Burg. Investoren haben den Ort entdeckt, die Renovierungsarbeiten sind bereits im Gange. Es bleibt zu hoffen, dass das Dorf seinen ursprünglichen Charakter bewahrt. Künstlerin Elsa Leroy hat ihr Atelier am Rande des alten Stadtkerns. Sie ist gerade dabei, eine neue Ausstellung mit ihren eigenen Werken und denen befreundeter Kollegen aufzubauen. Elsa fertigt hauptsächlich Skulpturen aus Schiefer, sie kratzt fantastische Bilder und Figuren ›

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Comps-sur-Artuby

hinein. „Ich liebe Schiefer“, sagt Elsa. „Vielerorts wurde es als Dachmaterial verwendet, aber die meisten Minen wurden geschlossen. Jetzt ist es eine Herausforderung, schöne Stücke zu finden.“ Viele ihrer Entwürfe erinnern an Fossilien. Nach der Besichtigung schlendere ich durch die Gassen und esse im Les Jardins de Bargème zu Mittag, von wo aus man das ganze Tal überblicken kann. Ich genieße einen Ziegenkäsesalat mit einem Glas Wein aus der Region. Viel besser kann man nicht sitzen.

Zehn Generationen Zurück in Comps-sur-Artuby steht Arnaud in der Küche und bereitet das Abendessen vor. Einige Dorfbewohner und zwei Radfahrer haben sich auf der Terrasse niedergelassen. Brigitte, Arnauds Freundin, führt mich durch das Hotel. Vorbei an der Waschküche, in der die Handtücher sauber und frisch duften, geht es direkt in den Keller, der mehrere Etagen für die Lagerung von Weinen und ein Mini-Büro hat. „Hier macht Arnaud jede Woche die Buchhaltung von Hand“, sagt Brigitte. „So wie es seit Generationen der Fall ist. Er findet, der Computer sei etwas für seinen Nachfolger.“ Als Neuling in der Familie hat Brigitte inzwischen ein paar kleine Erfolge erzielt: „Die orangefarbenen und gelben Tischdecken verschwanden und im Restaurant hängen die historischen Bilder endlich auf der richtigen Höhe. Daran hatten sie selbst nie gedacht.

„Hier macht Arnaud jede Woche die Buchhaltung von Hand“ Für De Bains ist es nichts Besonderes, dass sich das Hotel seit neun und bald zehn Generationen im Besitz der gleichen Familie befindet. Aber für die meisten Besucher ist es das sehr wohl.“ Im Hotel ist es lebendig. Arnaud und Sohn Clément sind in der Küche, Vater Jean-Marie lässt sich ab und zu blicken, der Handwerker eilt mit Werkzeug am Gürtel vorbei, die junge Kellnerin übt das Entkorken einer Weinflasche, und immer wieder tauchen Stammgäste auf, wie der Musiker, der nur Champagner trinkt und ein Auge auf Arnauds Schwester geworfen hat. An diesem Abend ist das Restaurant gut besucht. Eine Wildschweinpastete kommt auf den Tisch, gefolgt von einem Omelett mit Trüffel und einer Crème brûlée. Alles hausgemacht und zum Sterben gut. Auch ohne Gault-Millau-Mützen oder Michelin-Sterne. Genau so, wie es die Familie Bain seit neun Generationen tut. Zwischenzeitlich hat Clément auch in exklusiven Küchen gearbeitet, so dass die Geschichte von Bain in der zehnten Generation eine überraschende Wendung nehmen könnte. Clément lacht, als ich ihn darauf anspreche. Er möchte in den kulinarischen Bereich gehen. Arnaud gefällt der Ehrgeiz, aber er fragt sich, ob er zu Bain und Comps passen wird.

Besondere Begegnungen Am folgenden Morgen weckt mich die Rathausuhr, sie schlägt kurz und schrill. Dann folgt die Kirchen› glocke, voll und harmonisch. Ich steige zu den

Linke Seite: Lederwaren in Comps. Diese Seite oben: Schloss Bargème; links: die 9. und die 10. Generation bei der Arbeit.

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Seit 1737 mit der Zeit gehen und an dem festhalten, was sich bewährt beiden Kapellen hinauf, die Tempelritter um 1100 oberhalb des Dorfes errichteten. Beide sind schlicht, aber voller Symbolik. Die Kapelle von Johannes dem Täufer hat zum Beispiel ein Fenster nach Osten. Am 24. Juni, dem Namenstag des Schutzpatrons, scheint bei Sonnenaufgang das Licht so hindurch, dass es ein Kreuz an die Decke projiziert. Vor der Türe blicke ich auf eine Welt aus Felsen, Büschen und Steineichen. Das Wasser des Jabron hat ein tiefes Tal in die Berge gegraben und am Horizont schweben die Geier über den VerdonSchluchten. Zurück im Dorf, komme ich am Atelier vorbei von Jean-Paul Coddretto, einem Lederer. Er wuchs in Algerien auf, sein Vater war in der Fremdenlegion Ziegenzüchter Cyril Gelman.

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und er selbst wurde Soldat auf dem Armeestützpunkt Canjuers. Der Laden ist ein Basar: Taschen, Schuhe, Leder, Jacken, noch mehr Leder. Alles stapelt sich in einem Durcheinander. Gerade als ich mich frage, wie jemand davon leben kann, wird eine Bestellung für handgefertigte Schuhe aufgegeben. Mit genagelten Sohlen, wie es sich gehört. „Und wir beziehen zum Beispiel auch die Ledersitze von Oldtimern“, sagt er und verschränkt zufrieden die Arme vor der Brust. Die Begegnungen mit besonderen Menschen sind eines der schönsten Dinge an Comps und seiner Umgebung. Elsa, die Künstlerin, Michel, der Imker, Jean-Paul, der Lederer, und Cyril Gelman, der nach zwölf Jahren als Zimmermann beschloss, Ziegenzüchter zu werden, um mehr im Einklang mit der Natur zu leben: „Ziegen kann man nicht zwingen. Man muss eine Bindung zu ihnen aufbauen und nach Gefühl arbeiten.“ Auch die Familie Bain tut die Dinge auf ihre eigene Art: nicht auf der Welle der Mode reiten, sondern mit der Zeit gehen und an dem festhalten, was sich seit 1737 bewährt hat. Ich fühle mich wie zuhause. Morgen will ich zur eine halbe Stunde entfernten Gorges du Verdon-Schlucht. Auf dem Weg zum Restaurant komme ich an der Küche vorbei und grüße Arnaud: „Bonsoir chef, qu’est-ce qu’on mange ce soir?“ Was gibt es wohl heute Abend zu essen?


Comps-sur-Artuby

Tipps & Adressen Comps-sur-Artuby stammt aus der Zeit um 1100 und liegt auf 900 m Höhe. Die Templer errichteten hier eine Festung, weil es an der einst wichtigen Handelsroute zwischen den Alpen und dem Mittelmeer lag. Heute leben hier etwa 300 Menschen. comps-sur-artuby.fr

ÜBERNACHTEN

Grand Hôtel Bain Das Hotel eröffnete 1737 und war zu Zeiten von König Ludwig XV. ein Relais der Postkutsche. Es wuchs zusehends und ging mit der Zeit mit. Besonders das Auto brachte große Veränderungen, vor der Tür entstand eine Tanksäule und die ersten Touristen kamen. Das Zweisternehotel hat 17 einfache, aber bequeme Zimmer mit eigenem Bad. DZ ab €70. grand-hotel-bain.fr

ESSEN & TRINKEN

Les Jardins de Bargème (Bargème) Die Terrasse mit Traumaussicht ist der Hauptgrund, hierher zu kommen: Im Schatten der Bäume (oder in der Sonne) blickt der Besucher über das Tal auf die Berge. Es werden vorwiegend regionale Produkte frisch zubereitet. +33 (0)6 98360566

Le Piccolo (Trigance) Die Bar liegt an einem kleinen Platz im alten Kern von Trigance. Es ist die perfekte Adresse für einen Kaffee mit Croissant vom Bäcker, das gesamte Dorfleben zieht dann an einem vorbei. +33 (0)9 88022277 Le Mur d’Abeilles (Rougon) Wer Gorges du Verdon besucht, sollte auch ins Dorf Rougon hinauffahren. Am Ortsrand liegt dieses kleine Restaurant, das für seine Crêpes und die atemberaubende Aussicht auf die Schlucht und die Berge berühmt ist. +33 (0)4 92837633

REGIONALE PRODUKTE

Ferme de la Colle (Trigance) Die Familie von Cyril produziert den besten Ziegenkäse in der Umgebung. Die Ziegen haben reichlich Auslauf und geben Milch für verschiedene Sorten Käse. Also: verkosten und zuschlagen. 2280, route de la Cornuelle Miel des Gorges du Verdon (Trigance) Claude und Michel Bernard führen heute den Betrieb, den ihr Vater nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hatte. Die Bienenstöcke folgen der Blüte vom Lavendel zu Kastanien, Bergblumen, Bohnenkraut und Heide. 29, rue du Portail Boulangerie Bio Auf halbem Weg zwischen dem Weiler Soleils und den Gorges du Verdon liegt Le Moulin de Soleils, eine beliebte Mittagsadresse für Tagesausflügler. Es gibt hausgemachtes Bio-Brot und Gebäck. +33 (0)4 94769262

KUNST STÖBERN

Elsa (Bargème) Am Ortsrand hat Elsa ihr Atelier mit vor allem Kunst aus Schiefer. Sie liebt dieses Material, weil es zugleich rau und fragil ist. Die Formen und Gebilde erinnern meist an Pflanzenfossilien. elsa-sculpteur.com Christel Schlierkamp (Trigance) Die Deutsche Christel hat ihr Atelier am Fuße von Trigance. Ihr Garten bietet Blick auf das Dorf. Sie arbeitet viel mit Beton, Ton und Holz. christel-schlierkamp.com

WEITERE INFORMATIONEN • tourisme-dracenie.com • visitvar.fr

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IM ELSASS VON NORD NACH SÜD

SO VIEL ZU ENTDECKEN MIT DEM RAD M

ehr als 2500 Kilometer fahrradfreundliche Wege laden zum Wandern und Genießen ein. Durchgehende Radrouten, lokale Radwege und grüne Pfade bieten die perfekten ruhigen und sicheren Bedingungen für einen Ausflug fernab von Lärm und Hektik. Radwege und Rundwege verbinden kulturelle, historische und gastrono-

© Xavier Cadeau/Weelz.fr - ADT

Im Elsass lässt man sich gerne Zeit. Also: Lassen Sie das Feld davonziehen und schalten Sie in den kleinsten Gang. Durch Weinberge und typische Dörfer, entlang des Rheins und zahlreicher Kanäle, auf alten Eisenbahnstrecken ... überall werden Sie den Charme des Elsass erleben.


Handwerkskunst Glashütten, Dekorationsateliers, Uhrmacher... hinter all ihren Kreationen stehen elsässische Handwerker mit Geschichten, Fachwissen und Traditionen, die ihnen lieb und teuer sind. Pedalritter auf Goethes Spuren im nördlichen Elsass. Schauen Sie sich im Töpferdorf Soufflenheim um, wo die Türen der zahlreichen Werkstätten das ganze Jahr über für Besucher geöffnet sind. Die Versuchung ist groß als Souvenir eine Gugelhupf-Kuchenform mit dem IGPIA-Siegel (indication géographique de produits industriels et artisanaux, geschützte geografische Angabe für industrielle und handwerkliche Erzeugnisse) mitzunehmen. Es garantiert ein lokal produziertes, handgefertigtes Produkt. Köstliche elsässische Spezialitäten Ein Paradies für Feinschmecker: Essen im Elsass ist ein wahrer Genuss. Vom Feld bis auf den Teller: Frische, saisonale Produkte sind das A und O! Wenn es Zeit für eine Pause ist, gibt es viele gute Adressen, um typische Köstlichkeiten zu probieren. Denn nichts ist nach einer Anstrengung wohltuender als eine reichhaltige, liebevoll zubereitete Mahlzeit. Unmittelbar vor den Toren Straßburgs beeindrucken die unerwarteten Landschaften des Kochersbergs. Wiege des Flammkuchens und berühmt für seine Braukultur: Hier sind Sie von Hopfenfeldern umgeben und erfahren Sie, wie Bier

hergestellt wird und können es verkosten. Wenn Sie gemächlich in die Pedale treten, finden Sie in der grünen Hügellandschaft viele Gelegenheiten, Produkte vom Lande zu erstehen. Kultur und Kulturerbe Das Elsass hat eine reiche und außergewöhnliche Geschichte mit Unesco-Höhepunkten! Ein idealer Ausgangspunkt ist Straßburg mit seiner Altstadt im Fluss, der Grand-Île, und mit der grandiosen Kathedrale, 21 Brücken und Stegen und charakteristischen Gassen. Nicht zu verpassen ist das Quartier Impérial oder die Neustadt, die seit 2017 Weltkulturerbe ist, mit allerlei architektonischen Stilen: Jugendstil, Art Déco, Rokoko, Neugotik, Neorenaissance und Hausmann... Lauschen Sie den Geschichten der Bewohner oder den informativen Führungen und Sie werden den historischen Reichtum

Max Coquard - Best Jobers - ADT

spüren. Sie werden in die lokale Kultur eintauchen. Die Weinstraße im Elsass Die Hände am Lenker, die Haare im Wind, die Landschaften ziehen vor unseren staunenden Augen vorbei. Eine solche Reise weckt ein tiefes Gefühl der Freiheit. Entlang des Radwegs der elsässischen Weinstrasse begleiten Grand-CruWeingüter den Reisenden. Blütenreiche Weinstädte und Weinkeller reihen sich aneinander. Die Winzer öffnen ihre Türen und Herzen für die Neugierigen, die ihre faszinierenden Geschichten hören wollen. Hier können Sie die Weine verkosten, die dieser mythischen, 170 Kilometer langen Strecke ihren Ruhm verliehen haben.

www.visit.alsace www.radfahrenimelsass.de

© D. Lett - ADT

mische Entdeckungen miteinander. Man braucht kein Sportheld zu sein, um das Elsass mit dem Rad zu erkunden: Die Steigungen sind gering und leicht zu bewältigen.

© INFRA - ADT

© F. Morin, L'instant T - ADT

© Potiers d'Alsace - F. Schmitter - ADT

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Christine Cazon

Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.

Der Weg ist das Ziel Quietsch, Monsieur tritt auf die Bremse, das Auto bleibt abrupt stehen. Seitdem überall Kameras darüber wachen, dass man kein Verkehrsdelikt begeht, wagt er es nicht mehr, bei Dunkel-Orange über die Kreuzung zu brettern. Die Ladung hinter uns verrutscht genauso abrupt, mir stößt ein Tischbein in den Nacken, gleichzeitig stürzt die noch lauwarme Lauchtarte ab und bleibt verkantet hängen. NEIN! Wir sind auf dem Weg in ein langes Wochenende im Haus in den Bergen, aber ich habe schon jetzt die Faxen dicke. Vielleicht erinnern Sie sich an diesen schönen Pagnol-Film: Der Vater des Erzählers mietete für seine Familie ein Häuschen für die Ferien im Hinterland von Marseille, irgendwo zwischen Aix-enProvence und Aubagne. Mit Sack und Pack reisen sie an und am Ende laufen alle zu Fuß den staubigen, steilen Weg zum Haus hinauf, während der brave Maulesel, die mit Möbeln und Kisten und Körben beladene Kutsche zieht. Die Mutter ist ein Inbegriff der Sanftheit und sie macht sich im Haus sofort daran, alles ein- und herzurichten und bereitet für ihre Lieben ein üppiges Mittagsmahl. Stundenlang sitzen alle vergnügt am Tisch und schwelgen in den Genüssen. Hach! Ich bin bedauerlicherweise nicht ganz so sanft, ich schimpfe unterwegs ordentlich über die nonchalante Art, wie Monsieur die Serpentinen nimmt und fluche über die Hitze und die defekte Klimaanlage im Auto. Immerhin muss ich das letzte Stück bergauf nicht laufen. Und ich habe bereits ein Dessert und eine Lauchtarte im Gepäck, damit ist doch ein Teil des Mittagsmahls schon fertig. Vorausgesetzt, ich muss sie nicht mit einem Löffelchen aus dem Auto kratzen. Denn im Augenblick hängt die Tarte in einem Winkel von 90° hinter meinem Sitz. „HALT AN!“, schreie ich. Monsieur gehorcht augenblicklich und ich befreie vorsichtig die Tarte, die ich für den Rest der Fahrt behutsam auf meinen Knien balanciere. Bei jeder Bodenwelle, in der die mittlerweile fragile Lauchtarte aus ihrer Form hüpft, sehe ich Monsieur streng an. Kurz verlangsamt er, aber dann gibt er wieder Gas. Denn, nein, der Weg ist heute nicht das Ziel. Das Ziel ist, den Weg so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Das ist höchst ungewöhnlich. Meistens kommt man mit Monsieur und mit Franzosen nicht sehr weit, weil man, kaum ist man losgefahren, darüber diskutiert, wann und wo man essen wird. Kommt man aufgrund logistischer Widrigkeiten erst gegen 9 Uhr los, hält man trotzdem drei Stunden später schon

wieder an: Um 12 Uhr mittags wird gegessen, da gibt es nichts! Schön ist, wenn sich dafür ein Restaurant finden lässt. Beliebt ist auch das Picknick am Wegesrand; Sie haben sicherlich schon Menschen mit ausgebreiteter Tischdecke am Campingtisch, manchmal sogar auf einem Stück Wiese am Boden sitzend, gemütlich essen sehen. Seien Sie gewiss, es sind Franzosen. Sie sind in Urlaub, es ist Mittagszeit und der Weg ist das Ziel. Nicht so heute, wir haben einen Nachbarn im entfernten Sommerhaus zum Essen eingeladen, seine Frau ist krank, er ist allein, und wir haben es eilig, dorthin zu kommen, um alles vorzubereiten. Kaum angekommen, sause ich in die Küche. Monsieur baut im Gärtchen den mitgebrachten Tisch und die Stühle auf, alles steht etwas wackelig, aber immerhin. Ich hingegen versuche vergeblich den Gasherd anzuwerfen. „Chéri“, rufe ich, „kannst du mal nach dem Gas schauen?“ Monsieur verschwindet im Keller und hantiert an der Flasche. „Geht es?“ ruft er. „Nein!“ Rufe ich zurück. „Bist du sicher, dass noch Gas in der Flasche ist?“ Misstrauisch gehe ich nun selbst schauen. Die Flasche ist schwer, das Zeichen, dass sie voll ist. Ich drehe das Ventil zu und wieder auf, aber das Gas strömt weiterhin nicht aus den Brennern am Herd. Wir drücken abwechselnd alle Knöpfe. Nichts tut sich. „WIE soll ich kochen?“ zetere ich. „Gleich kommt der Nachbar! Es ist so peinlich!“ Ich bin außer mir. Monsieur verlässt seufzend die Küche. Ich starre noch eine Weile wütend auf den kalten Herd, dann beschließe ich, wenigstens den Tisch zu decken. Draußen trinkt Monsieur mit dem Nachbarn bereits plaudernd ein Bier vor dem Grill, den er alternativ angeworfen hat. „Plan B“, zwinkert er mir zu. „Wir haben kein Gas“, erkläre ich. „Jo“, nickt der Nachbar ungerührt und prostet mir zu. Ich atme aus und entspanne mich endlich. Sicher, die frischen Nudeln werden dieses Mal nicht gegessen, dafür essen wir mehr von der Tarte. Das improvisierte Fleisch vom Grill ist köstlich, das Brot frisch, der Schafskäse aromatisch und die Crème Caramel schmeckt auch im durchgerüttelten Zustand am wackelnden Tisch. Nichts ist perfekt, aber alles ist gut. Wir essen ausgiebig, ich krame alte Hüte hervor, die uns gegen die Sonne schützen, wir erzählen und lachen, es wird Rotwein nachgeschenkt. Ich schicke der kranken Nachbarin ein Foto. „Ich wünschte ich wäre da“, schreibt sie zurück. „Es sieht aus wie in einem Film von Pagnol.“

CRÈME CARAMEL SCHMECKT AUCH DURCHGERÜTTELT AM WACKELNDEN TISCH. NICHTS IST PERFEKT, ABER ALLES IST GUT.

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Wildbaden in der südfranzösischen Natur

Stille Wasser Die britische Fotografin Rebecca Marshall wohnt seit 15 Jahren im Hinterland der Côte d’Azur. Dem Frankreich Magazin verrät sie ihre geheimen Lieblingsstellen zum Baden. TEXT & FOTOS REBECCA MARSHALL

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LE LAC DES ADUS

1,5 Std. fahren ab Nizza + 1,5 Std. laufen Oft muss man sich ganz schön ins Zeug legen, um einen Ort zum Wildbaden zu finden. Das gilt auch für den Lac des Adus, einen Alpensee im schönen Nationalpark Mercantour. Ich war an einem der wärmsten Tage des Jahres dort und nachdem ich in größtmöglicher Nähe geparkt hatte, schien der steile Weg hinauf durch den Wald endlos. Doch nach anderthalb Stunden, als ich aus dem Wald herauskam, stand ich am Gipfel. Auf dieser Höhe (2300 Meter) war die Hitze an der französischen Riviera nur noch eine vage Erinnerung. Ich habe frische Bergluft in die Lungen gesogen, während ich das blaue Juwel vor mir betrachtete. Um mich herum sprossen in rebellischer Farbenfreude

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allerlei Blumen, während wilde Johannisbeeren am Seeufer eine süße Erfrischung boten. Als ich mich auszog, um ins kühle Wasser zu gleiten, waren ein paar Gemse die einzigen Zuschauer. Manchmal lohnt sich die Anstrengung. Wie kommen Sie hin? Fahren Sie Richtung Saint-Martin-Vésubie. Folgen Sie der D89 nach Le Boréon und nehmen Sie die erste links zum See. Fünf Minuten hinter der gîte d’étape halten Sie auf dem Parkplatz an der linken Seite. Die rot-weißen Streifen gehören zum Wanderweg GR52, folgen Sie dem Weg mit den gelben Streifen zum „Lac des Adus“.


Geheime Badestellen

RAVIN DE REDEBRAUS

30 Min. fahren ab Nizza + 15 Min. laufen Der Mann hat sich Zeit genommen. Während er auf dem Felsvorsprung stand, starrte er in den tiefen See zu seinen Füßen. Dann ist er gesprungen, um mit einem Platsch die hellgrüne Wasseroberfläche zu durchbrechen. Gut, dass er vorsichtig war, denn sein Körper berührte in der Sitzposition den Boden. Trotzdem ist wieder nach oben geklettert, um noch mal zu springen. „Ich komme hierher, wenn ich frei habe“, hat er mir erzählt. „Ich wohne in Nizza, aber da ist es immer voll. Dies ist eine andere Welt.“ Die kühlen, schattigen „Schwimmbecken“ am Ravin de Redebraus sind jedoch nicht nur für Furchtlose. Auch Familien aus der Umgebung kommen an warmen Sommertagen zum Picknicken und Baden. Dabei liegt diese kleine Perle gut genug versteckt, um nie überfüllt zu sein. Meine Freunde und ich sind ein Stück den Fluss entlanggelaufen, um Badestellen zu inspizieren, ehe wir unsere Handtücher auf schattigen, mit Moos bewachsenen Steinen ausgebreitet haben. Mit einer Flasche Rosé, frischem Baguette, Käse und einer Wassermelone. Wie kommen Sie hin? Fahren Sie nach Touët-de-l'Escarène, 35 Minuten nördlich von Nizza, parken Sie an der Straße hinter dem Ortsausgang. Ein unmarkierter Feldweg bringt sie in 5 Minuten nach rechts zum Fluss. Wenn Sie dem Weg 10 Minuten stromaufwärts folgen, sehe › Sie die Becken vor sich.

CÔTE D’AZUR


LES GORGES DU LOUP & LA CASCADE DE COURMES 45 Min. fahren ab Nizza

Im steil abfallenden Tal der Gorges du Loup befinden sich zahllose kleine Wasserfälle und Flussbassins. Den größten Schatz aber finden Sie nicht unten am Fluss, sondern auf halbem Weg in der Felswand darüber: die magische Cascade de Courmes. Als ich den Wasserfall zum ersten Mal gesehen habe, fand ich ihn atemberaubend. Nach einer kurzen Kletterpartie bis auf halbe Höhe stand ich am Rande eines lebendigen grünen Bassins unter einem spektakulären Wasserfall, der aus 20 Metern in die Tiefe stürzt. Ich habe gehört, dass die negativen Sauerstoffionen einen positiven Effekt auf die Gesundheit und den Energiehaushalt haben. Verzaubert von einem Regenbogen, der das Wasser durchkreuzte, und einen Schwarm Schmetterlinge, der vor den moosbedeckten Felsen tanzte, bekam ich den Eindruck, dass dies stimmen könnte. Nach einem Wandertag in den Bergen habe ich diese erquickende Dusche genossen. Wie kommen Sie hin? Von La Colle-sur-Loup über die D6 Richting Gréolières. Eine Bergstraße zum Dorf Pont du Loup kommt nach 3 km durch einen Tunnel. Der Wasserfall liegt direkt dahinter und ist von der Straße aus nicht sichtbar. Rechts gehen Sie nach oben. Kein Parkplatz, doch ein paar Parkbuchten liegen ein Stückchen weiter.

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Geheime Badestellen

LES GORGES DE CHÂTEAUDOUBLE

35 Min. fahren ab Fréjus + 15 Min. laufen

Die Gorges du Verdon sind so populär wie spektakulär, Sie werden also nicht die einzigen Besucher sein. Doch die nahen Gorges de Châteaudouble sind eine andere Geschichte. Der Hauptweg ist vor ein paar Jahren in die Schlucht gestürzt und nie wiederhergestellt worden, wodurch die ohnehin unzugängliche Badestelle noch abgelegener wurde. Um stromabwärts ins verschlafene Dorf Rebouillon zu gelangen, musste ich einen Umweg über die andere Seite in Kauf nehmen. Von dramatischen Felsen überragt, presst sich das klare, kühle Wasser des Flusses Nartuby durch eine Reihe von Becken. Wie gemacht für einen faulen Tag zwischen den Libellen und den Korkeichen am Ufer. Das mittelalterliche Dorf Châteaudouble, das auf den Felsen thront, eignet sich am Ende des

Tages zum Essen und Trinken. Das Cercle St. Martin (1839 eröffnet) serviert während des atemberaubenden Sonnenuntergangs Craft Beer auf seiner Terrasse. Wie kommen Sie hin? Folgen Sie der D995 von Draguignan nach Norden bis Rebouillon. Halten Sie links an, wenn Sie ins Dorf kommen, Sie sehen den Parkplatz an der linken Seite. Gehen Sie zu Fuß weiter ins Dorf. Ein schmaler Weg an der linken Seite biegt kurz vor der Kapelle steil nach oben ab. Der unmarkierte Wanderweg führt zu einer Kreuzung an einem Holzkreuz. Biegen Sie links ab und gehen Sie 15 Minuten oberhalb des Flusses an einem Bach › entlang, bis Sie zu den Becken gelangen.

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LA PLAGE DE LA BASTIDE BLANCHE

15 Min. fahren ab Saint-Tropez + 40 Min. laufen Die Strände Südfrankreichs können im Sommer schnell ein Flickenteppich aus Handtüchern und Sonnenschirmen werden, sodass es fast unmöglich wird, das Mittelmeer abseits der Massen zu genießen. Wenn Sie jedoch von den bekannten Wegen abweichen, gibt es sie noch, die wilden, ruhigen Strände. La Plage de la Bastide Blanche (auch als „Plage de la Briande“ bekannt) ist eine solche Rarität. Schon der liebliche Wanderweg der Sie an der Küste entlang dorthin bringt, ist ein Genuss. Nicht nur Menschen kommen hierher, um die Ruhe zu genießen. So können Sie am nahen Cap Taillat seltene Vogelarten wie Flamingos beobachten. Weinberge fallen zur Küste hinab, das

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einzig Anzeichen der Zivilisation ist das weiße Haus, nach dem der Strand benannt ist. Als ich an einem frühen Junimorgen an den lang gezogenen Bogen kam, war ich ganz allein. Später kamen noch ein paar Leute, doch wir hatten eine große Fläche pudrigen, weißen Sandes für uns. Wie kommen Sie hin? Parken Sie 5 Kilometer südöstlich von Ramatuelle in L’Escalet (der Parkplatz am Ende des Boulevard de la Praya ist der nächstgelegene) und nehmen Sie den Küstenwanderweg nach Westen. Wandern Sie 40 Minuten, bis Sie das Cap Taillat erreichen. Der › Plage de la Bastide Blanche liegt direkt dahinter.


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Côte d’Azur Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie. Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz finden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.

Sehenswürdigkeiten Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausflüge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.

Auf dem Campingplatz Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie finden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.

CAMP DU DOMAINE 2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 9 April bis zum 31 Oktober 2022 geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.

Camp du Domaine versichert seinen Gästen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern.

www.campdudomaine.com



Geheime Badestellen

LE PONT DE LA CERISÉ

70 Min. fahren ab Nizza + 25 Min. laufen Der Pont de la Cerisé hat einen legendären Ruf. Seit ich vor 15 Jahren nach Südfrankreich umgezogen bin, haben Leute diesen Namen geflüstert. Doch die Einheimischen möchten die Ruhe an diesem unbekannten Ort um jeden Preis schützen. Als ich endlich in den Genuss des Anblicks dieser mittelalterlichen Brücke gekommen bin, habe ich sofort verstanden, warum: Das Wasser, das durch eine Kalksteinschlucht in die Tiefe drängt, besitzt eine atemberaubende türkise Farbe. Ein Traum etwa zum Canyoning. Nachdem ich von den Stromschnellen aus flussabwärts gegangen bin (die nur den besten Schwimmern empfohlen sind), legte ich mein Handtuch auf die sonnenüberfluteten Felsen bei den untiefen Bassins. Nun habe ich getan, was Freund mir empfohlen haben: eine

natürliche Hautbehandlung. Ich habe Schlick aus dem Fluss genommen und Gesicht und Arme damit bedeckt. Anschließend habe ich mich in die Sonne gelegt, bis der Schlamm getrocknet war und zu reißen begann. Dabei kam ich mir ein bisschen komisch vor, doch nach dem Abspülen hat sich meine Haut ungewöhnlich weich angefühlt! Wie kommen Sie hin? Nehmen Sie ab Gilette die D17 nach Roquesteron. Nach 4 Kilometern führt ein Wanderweg durch den Wald nach unten - mit Holzschranke, die Autos stoppt (gut aufpassen, schwierig zu finden). Ein Schild weist den Weg nach Pont de la Cerisé. Parken Sie an der Straße und wandern Sie 25 Minuten über › den Weg, um zur Brücke zu gelangen.

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LE LAC DE SAINT-CASSIEN

40 Min. fahren ab Cannes + 30 Min. laufen Wenn Sie Süßwasser, Ruhe und Platz zum Schwimmen mögen, ist der Lac de Saint-Cassien Ihr Ort. Man kommt einfach von der Schnellstraße hin und am Ostufer gibt es Bars und kleine Strände. Doch der See ist sieben Kilometer lang und wenn Sie die Hauptwege verlassen, finden Sie an den waldreichen Ufern reichlich Gelegenheit zum Wildbaden. Man kann den See auch auf dem Wasser erkunden, denn einer der besten Rudervereine Frankreichs trainiert hier. Doch ich bin gelaufen. Ich bin im Naturreservat Chemin de Fondurane gestartet, wo wilde Schildkröten und 175 Sorten Vögel zu finden sind, und habe den Weg am Südufer fortgesetzt, bis mich ein kleiner Pfad zum Wasser geführt hat. Es gab keinen Strand, aber eine offene Stelle im Schatten der Bäume schien mir ideal, um mein Badetuch auszubreiten. Das Wasser war überraschend warm und als ich Schwimmen ging, war das gelegentliche plätschern eines auftauchenden Fisches das einzige Geräusch. Wie kommen Sie hin? Nehmen Sie die Ausfahrt 39 von der A8 auf die D37 nach Montauroux. Die Straße führt in einer Kurve um den See. Fahren Sie hinter Brücke die zweite links (Chemin du Gabinet) und kurz darauf links in den Chemin de Fondurane, der zum Naturreservat führt. Parken Sie dort um zu Fuß bis zu den rot-weißen Streifen des GR49 weiterzugehen, der sich links hält und dem Waldweg zum Südufer des Sees folgt. Nach 30 bis 40 Minuten führen Weg zum Wasser herunter. ■

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Une belle histoire

Was wäre Frankreich ohne die Liebe? Das Frankreich Magazin porträtiert die berühmtesten Liebespaare der Geschichte. In dieser Ausgabe: LiedermacherSchauspieler Serge Gainsbourg und Sängerin-Schauspielerin Jane Birkin.

Me Serge, you Jane

Wie sich die Liebe zwischen dem avantgardistischen Tarzan und seiner schönen Jane im Bohème-Dschungel von Paris als unendlich erwies. TEXT CHANTAL VAN WEES FOTOS SHUTTERSTOCK, IMAGESELECT

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I

hre Beziehung dauerte nur zehn Jahre, denn er verließ das Leben 1991. Doch die Liebe ist noch nicht vorbei. Bis heute wacht Jane über sein Vermächtnis und bringt sein Werk auf der ganzen Welt auf die Bühne, damit ihr Serge, der geniale Liedermacher, nicht in Vergessenheit gerät. Es ist die Geschichte von der Schönen und dem Biest. Hier die französischen Avantgarde - schroff, widersprüchlich und charmant zugleich - dort die englische Rose - rein in ihrer Schönheit und sexy auf eine fast kindlich unschuldige Art. Sie waren zweifelsohne das kreativste und schillerndste Paar, das zwischen 1968 und 1980 ganz Europa in Aufruhr versetzte. Das Paar verkörperte den Bohème-Lebensstil der Swinging Sixties: lebendig, sorglos und voller unerforschter Möglichkeiten. „Er war ein großer Mann. Ich war einfach nur schön anzusehen“, sagte Jane Birkin später.

Upper class und Hinterhof Jane wuchs in England in einer Familie der Oberschicht auf. Auf den Ländereien ihrer Jugend träumt sie davon, eine berühmte Schauspielerin zu werden. Serge hat einen eher belasteten Hintergrund: Seine russisch-jüdische Einwandererfamilie

„Er war ein großer Mann. Ich war einfach nur schön anzusehen“ hat den Krieg in Frankreich nur knapp überlebt. Er wuchs in den Pariser Problembezirke auf, arbeitete sich vom Pianisten zum Liedermacher, Textdichter und Komponisten musikalisch brillanter Lieder hoch, immer mit einem Hauch von Zynismus in seinen Texten. Die beiden treffen sich 1968 am Set des französischen Films Slogan unter der Regie von Pierre Grimblat. Jane hat sich gerade von ihrem ersten Mann, dem Komponisten John Barry, geschieden, mit dem sie eine kleine Tochter, Kate, hat. Als Jane Serge trifft, hat sie ihren Liebeskummer noch nicht überwunden. Obwohl sie kein einziges Wort Französisch kann, spricht sie für eine Rolle in dem Film vor. Wahrscheinlich will sie einfach nur weit weg von England sein, wo ihr das Herz gebrochen wurde und alles sie daran erinnert. Mit einem blutenden Herzen und einem Baby auf dem Arm weiß Jane Serge nicht auf Anhieb zu schätzen. Sie findet ihn grob. Ihr Bruder Andrew erinnert sich, dass sie über ihn sagte: „Er ist schrecklich! Dieser fiese Kerl Serge Bourgignon. Er sollte meinen Liebhaber spielen, aber er ist so arrogant und versnobt und er widert mich an.“

Ordentlich beschwipst Um das Eis zwischen ihnen zu brechen - sie sollen ein Liebespaar spielen - zerrt sie ihn auf einer Party für die Schauspieler und das Filmteam auf die › Tanzfläche. Zunächst weigert er sich, denn der

Linken Seite: auf dem Markt in Berwick in Londen; Graffiti von Fans an Gainsbourgs Haus.

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Der Papst war der beste PR-Mann für Serge Gainsbourg brillante Musiker ist ein schrecklicher Tänzer und das weiß er auch. Serge tritt ihr versehentlich auf den Fuß, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch: Der Funke springt über, sie haben Spaß und tanzen den ganzen Abend miteinander. Danach gehen sie gemeinsam in ein paar weitere Nachtclubs. Als sie beide stark beschwipst in seinem Hotelzimmer landen, schläft Serge sofort ein. Jane verbringt den Rest der Nacht damit, ihn beim Schlafen zu beobachten und wird es später als „einen der romantischsten Abende überhaupt“ bezeichnen.

Je t’aime... moi non plus

Diese Seite: links: Jane und Serge mit Kate, der Tochter aus Janes früherer Beziehung mit John Barry, und der gemeinsamen Tochter Charlotte; rechts: zu Gast in einer deutschen Musiksendung. Rechte Seite: oben: Enthüllung einer Tafel zu Ehren von Serge in der Rue Chaptal in Paris; unten: Serge in erkennbarer Pose.

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Von dieser Nacht an sind sie ein Paar. Eine Beziehung zwischen Dichter und Muse, die durch eine tiefe Freundschaft verbunden ist. 1969 arbeitete das Liebesduo gemeinsam an einem Lied, das Serge Gainsbourg zuvor für Brigitte Bardot, eine andere epische Schönheit, mit der er eine Liebesbeziehung hatte, geschrieben und aufgenommen hatte. Bardot hat inzwischen einen neuen Ehemann und befürchtet, dass sie angesichts der erotischen Tendenz des Liedes ihre Ehe aufs Spiel setzt. „Als Serge mich das erste Mal bat, eine neue Version von Je t'aime.... moi non plus einzuspielen, ich wollte nicht“, sagt Jane später. „Ich hatte die Version mit Bardot gehört, und die war einfach zu

beeindruckend. Und ich war eifersüchtig bei der Vorstellung an ihn, eingepfercht in einer Kabine mit diesem außergewöhnlich schönen Mädchen.“ Das Lied Je t'aime... ist von eindeutig erotischen Anspielungen durchdrungen. Wenn man dann noch Jane Birkins seufzenden, stöhnenden und äußerst suggestiven Backgroundgesang hinzufügt, hat man das Rezept für unmittelbare Kontroversen und ewigen Ruhm.

Verbotenes Lied Der Vatikan verbietet das Lied, und in mehreren Ländern, darunter England, darf es nicht im Radio gespielt werden. In Frankreich ist man da etwas nachsichtiger: Das Lied wird nach elf Uhr abends in den Restaurants gespielt, in denen das Paar gerne isst, und die Single wird verkauft, allerdings in demselben Tarnpapier, in dem auch Pornohefte und -filme verkauft werden. Und zwar nur für Personen ab 21 Jahren. Der Staub, den Je t'aime... aufwirbelt, macht das Lied nur noch populärer und führt die Charts in fast ganz Europa an. Jane erinnert sich, dass Serge ihr sagte, der Papst sei sein bester PR-Mann: „Er liebte es“, sagt sie über seine Lust am


Une belle histoire

Unfug. Als Gerüchte kursieren, der Song sei mit Mikrofonen unter dem Bett aufgenommen worden, bemerkt Serge spöttisch: „Zum Glück nicht, sonst hätte ich eine Langspielplatte daraus gemacht.“ Er freut sich über den kommerziellen Erfolg, aber insgeheim ist das Lied für ihn das ultimative Liebeslied. Nach diesem Erfolg fahren sie nach Venedig. „Da habe ich mich unsterblich in ihn verliebt“, sagt Jane in einem Interview, „er hat mir den ganzen Schmerz genommen, dass es zwischen mir und John Barry nicht geklappt hatte, und ich glaube, ich habe ihm geholfen, über Brigitte Bardot hinwegzukommen, die ihn verlassen hatte.“

Vater und Mutter Aus der Verliebtheit wird eine ernsthafte Beziehung. Kurze Zeit später bekommen sie ihre erste gemeinsame Tochter: Charlotte, 1971. Gainsbourg wird von väterlichen Gefühlen überwältigt. „Er war ein wundervoller Vater, und er war furchtbar emotional, als Charlotte geboren wurde“, erzählte sie später. „Sie wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt, und ich durfte nicht zu ihr gehen, weil ich krank geworden war. Laut weinend fuhr Serge in einem Taxi davon, die kleine Charlotte in einer Wiege bei sich.“ Wie jedes andere Paar auch, streiten sie sich oft. Womöglich sind ihre Streitigkeiten ein wenig theatralischer und dramatischer als die des Durchschnittspaares. An einem bestimmten alkoholgetränkten Samstagabend im Pariser Hotspot Chez Castel tanzen sie. Ohne ersichtlichen Grund wirft Serge Janes berühmten

Womöglich sind ihre Streits ein wenig theatralischer und dramatischer als sonst Weidenkorb, der ihr nie von der Seite weicht, auf den Kopf und der gesamte Inhalt fliegt über die Tanzfläche. Sie ist so wütend, dass sie sich ein Stück Kuchen schnappt und es nach Serge wirft. Erschrocken über ihre eigene Reaktion, flieht sie aus dem Club, rennt die Rue des Saints-Pères hinunter und springt in die Seine. „Ich dachte, ich hätte etwas so Schändliches getan, dass ich etwas ganz Besonderes tun musste, um es wiedergutzumachen“, erzählte sie später. Schließlich wird sie von Feuerwehrleuten aus dem Wasser gefischt und die beiden versöhnen sich schnell wieder. Arm in Arm gehen sie nach all der Aufregung wieder nach Hause. Sie bedauert nur, dass sie ihre Yves Saint Laurent-Bluse trägt, die nicht wasserdicht ist.

Kuschelaffe Munkie Serge beginnt immer mehr zu trinken und sein Rausch wird rauer. Janes dramatische Art und ihre Sensibilität, die sie öfters in Tränen ausbrechen und schreien lässt, machen die Beziehung sehr intensiv. Sie lieben sich, aber das gemeinsame Leben wird zu einer Hölle aus Schuldzuweisungen und Streitereien. Und sie haben auch zwei Kinder, für die gesorgt sein will. 1980 hat Jane die Nase voll und zieht die Reißleine. Sie nimmt ihre Töchter mit und zieht mit dem Filmregisseur Jacques Doillon zusammen, der in sie verliebt ist. Sie hofft auf ein ruhigeres Leben ›

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„Unsere Freundschaft hielt bis an den Tag, an dem er starb“

Oben: Jane und Serge 1974; unten: das Grab von Serge Gainsbourg auf dem Friedhof Montparnasse.

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ohne Serge. Aber sie verlassen einander nie wirklich. Als Jane ihre dritte Tochter zur Welt bringt, schickt Serge ihr eine Schachtel mit Babykleidung und eine Karte mit der Aufschrift „Papa Deux“ (Papa Zwei). Er wird auch der Patenonkel der kleinen Lou. Bis zu seinem Tod schreibt er weiterhin Lieder für Jane. Nicht nur Jane, sondern auch ihr Bruder Andrew und ihre drei Töchter lieben und schätzen Serge. Andrew, der Single ist, fährt oft mit ihnen in den Urlaub und macht wunderschöne Fotos von dem Duo. „Ich habe mich in Serge verliebt, Andrew hat sich in Serge verliebt, Serge hat sich in Andrew verliebt. Wir waren ein Trio“, sagt Jane über ihre

Beziehung zu ihrem Bruder und ihrem Liebhaber. Als Serge 1991 an einem Herzinfarkt stirbt, ist die gesamte Familie Birkin verzweifelt. Sie verbringen untröstlich drei Tage beim Leichnam. Sie können nicht von ihm loslassen. Aber das müssen sie. Bevor sie ihn zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof von Montparnasse begleitet, legt Jane ihm ihr Kuscheläffchen Munkie in die Arme, das sie ihr ganzes Leben lang hatte und dem sie als Kind alle ihre Geheimnisse anvertraut hatte, mit in den Sarg.

Zwei alte Damen Ihre Liebe zu Serge kostet sie ihre Beziehung zu Doillon, denn selbst nach seinem Tod kann sie Serge nicht loslassen. Jahre später sagt sie auf die Frage nach ihrer berühmten Liebesbeziehung zu Serge: „Unsere Freundschaft hielt bis an den Tag, an dem er starb. An jenem Tag rief er mich in London an, um mir mitzuteilen, dass er mir einen großen Diamanten gekauft hatte, weil ich jenen, den er mir zuvor geschenkt hatte, verloren hatte. ‚Oh, hör auf zu trinken, Serge‘, antwortete ich.“ Obwohl sein Verhalten aufgrund seines starken Alkoholkonsums für sie unerträglich geworden war, bleibt sie ihm in ihrem Herzen treu. Ihre Bindung ändert sich im Laufe ihres Lebens, aber die Liebe bleibt. Sie erklärt es nach seinem Tod wie folgt: „Serge hatte ein Lied für mich geschrieben, mit dem Text: ‚Eines der Dinge, die du nicht weißt, ist, dass du das Beste von mir hattest‘. Ich erinnere mich, dass ich dachte: Das ist wahr. Wir waren wie zwei alte Damen auf einer Bank, die sich darüber unterhielten, wer wen im Stich gelassen hatte und wer der anderen was angetan hatte, und meine alte Dame war nicht mehr da. Vorbei.“



CANTAL

Frankreichs grüne Vulkanlandschaft Das in der Auvergne gelegene Departement Cantal besitzt keine große Stadt. Dafür aber eine zerklüftete Vulkanlandschaft, einen historischen Helden, der es bis zum Papst brachte, und würdevolle Kühe, die - zumeist ausgesprochen höflich behandelt werden. TEXT & FOTOS PAUL SMIT UND MICK PALARCZYK

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C

laire schaut sich um und nickt ihren Freundinnen aufmunternd zu. Seit sie und ihr Damenclub in Allanche kurzerhand auf die Straße gesetzt wurden, sind sie alle sehr nervös. Aus gutem Grund, denn sämtliche Knechte des Dorfes sind gekommen, um sie zu sehen. Claire beäugt die roten Halstücher und albernen Hüte der Burschen. Sie wollen offensichtlich Eindruck schinden, und das verheißt nichts Gutes. Daphne zieht mit ihrem lächerlichen rot-weiß-blauen Band zwischen den Pobacken hoffnungslos die Aufmerksamkeit auf sich. Emilie knabbert aufgeregt an einem Ginsterstrauch. Die Jungs können ihre Hände nicht mehr bei sich behalten und fangen an zu schubsen und zu ziehen. Es läuft darauf hinaus, dass die Damen in vollem Tempo die Hauptstraße des Dorfes hinunterrennen. Überall ertönt fröhliche Musik und die Leute auf dem Bürgersteig klatschen anfeuernd Beifall. Die Transhumanz, der Almauftrieb der Kühe in die Berge der Allanche, hat begonnen.

Würdevolle Damen In eine ockergelbe Staubwolke gehüllt, flüchtet Claires kleine Kuhherde aus dem Dorf, auf dem Weg in die wohlverdiente Ruhe der Planèzes, den höher gelegenen Weiden des Cantal. Dort werden sie bis Oktober in der

zwischen Mensch und Tier. Und das ist für mich wichtiger als alles Geld der Welt.“ Im Winter, wenn die Kühe unten im Tal im Stall stehen und die Schneestürme um sein Haus toben, beschäftigt sich Bernard mit der Erdgeschichte seiner Heimat. Gemeinsam gehen wir ein Stück durch das im Wind tanzende Gras der Planèze. „Wenn ich im Sommer alleine herumlaufe, versuche ich mir oft vorzustellen, wie es hier vor acht Millionen Jahren aussah.“ Bernard lässt seinen scharfen Blick über die grüne Hochebene schweifen. „Stellen Sie sich das mal vor: Kein wogendes Gras, keine Butterblumen oder summenden Bienen, keine Lerchen. Diese ganze sanft abfallende Ebene ist ein riesiger rot glühender Lavastrom. Dort am Horizont, im Zentrum des Cantal, schleudert eine donnernde Explosion eine Aschewolke in die Luft. Ein grotesker schwarzer Rauchpilz taucht auf. Der Wasserdampf in der Atmosphäre bindet sich an die Rußpartikel und es beginnt zu regnen. Aber sobald die Wassertröpfchen auf die glühende Lava am Boden treffen, zerplatzen sie in Dampfwolken.“ Fasziniert lasse ich mich von der anschaulichen Beschreibung des Hirten mitreißen. Für Minuten sind das grüne Gras und der blaue Himmel verschwunden und wir sind umgeben von zischenden Dämpfen, schwappenden Lavamassen und dem Gestank von brennendem Schwefel. Bernards vulkanische Geschichten haben mich

Fasziniert lasse ich mich von der anschaulichen Beschreibung des Hirten mitreißen. Für Minuten sind das grüne Gras und der blaue Himmel verschwunden Nähe einer der vielen Burons (Hirtenhütten) der Region bleiben. Vor nicht allzu langer Zeit wurden all diese Hütten im Sommer auch von Hirten bewohnt, die dort Käse herstellten. Heute ist dies nur noch an einigen wenigen Orten der Fall. Schäfer Bernard, einer der letzten traditionellen Käsehersteller, nennt seine Salers-Kühe liebevoll Mesdames. „Mit ihren majestätisch geschwungenen Hörnern und ihrer würdevollen Erscheinung fängt man automatisch an, sie als Individuen zu sehen.“ Bernard ist also nicht ganz einverstanden mit der ruppigen Behandlung der Damen in Allanche. „Vor allem wenn es darum geht, ihre Schleifen zu binden, werden sie bisweilen widerspenstig. Das sind eben Charaktere, die sich nicht herumschubsen lassen. Sie lassen sich auch nicht einfach so melken.“ Der Hirte muss das Kalb zuerst zur Mutterkuh lassen. Nach einem Begrüßungsritual, bei dem die Schnauzen gerieben werden, löscht das Kalb seinen Durst, und erst dann darf der Hirte seinen Anteil bekommen. Bernard wühlt liebevoll mit seiner Hand in Claires dickem, rotbraunen Fell. „Das ist natürlich eine zeitaufwendige und mühsame Art der Milcherzeugung. Aber es herrscht großer Respekt

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während meines gesamten Aufenthalts im Cantal begleitet. Der Cantal ist eigentlich ein einziger großer Vulkan, der größte in Europa. Die Eruptionen hörten vor vier Millionen Jahren auf. Im Zentrum des Cantal-Vulkans befindet sich die pyramidenförmige Lavakapsel von Puy Mary. Von dort aus breiteten sich die riesigen Lavaströme, die heute erstarrt die Hochweiden bilden, radial aus. Sie liegen wie Speichen eines Rades rund um den höchsten Gipfel. Dazwischen liegen die isolierten Täler, wegen denen die Verbindung schon immer sehr schwierig war. Dadurch hat jedes Tal seinen ganz eigenen Charakter; manche sind zerklüftet und erinnern an Schottland, andere beherbergen charmante Dörfer, in wieder anderen hört man das Rauschen dichter, hoher Buchenwälder. Jahrhundertelang war das graue Vulkangestein das wichtigste Baumaterial in der Region. Der grüne, moosbewachsene und gelblich-weiße Kalkstein verleiht Scheunen, Bauernhöfen, Kirchen und ganzen Städten den Anschein, als seien sie ohne menschliches Zutun aus der Landschaft herausgewachsen. Dieses organische Aussehen wird durch die Bedachung mit › Lauzen verstärkt: grobe, schuppige Platten, als hätten


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Aufschlagseiten: frei lebende Pferde am Étang de Lascourt bei Le Claux, mit dem Puy Mary im Hintergrund. Diese Seite im Uhrzeigersinn: Kühe auf der Weide; für den Almauftrieb werden die Kühe mit Ginsterblüten verziert. Ein Knecht im Festaufzug.


Manche Täler sind zerklüftet und erinnern an Schottland, andere beherbergen charmante Dörfer oder alte, dichte Buchenwälder

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Cantal

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Vorherige Seiten: das Château de la Laubie aus dem 18. Jahrhundert nahe dem Dorf Belliac im Vallée de Mandailles. Diese Seite im Uhrzeigersinn: Detail der steinernen Statue von der Grablegung Christi von 1495 in der St. Matthieu-Kirche von Salers; ein römischer Soldat in mittelalterlichem Aufzug; Rosensträucher am Schuppen im Weiler La Rouquette; die rostbraunen, kräftigen Salers-Rinder sind allgegenwärtig.

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Cantal

Der grüne, moosbewachsene Kalkstein verleiht Scheunen, Bauernhöfen, Kirchen und ganzen Orten den Anschein, als seien sie ohne menschliches Zutun aus der Landschaft herausgewachsen. die Gebäude eine dicke, graue Reptilienhaut. Auch die Basaltsteinkirche von Saint-Jean-de-Dône sieht aus, als sei sie direkt aus der vulkanischen Erde emporgewachsen. Sie liegt, umgeben von hohen Bäumen und einem Friedhof, an einem Anger auf dem Schafe weiden. Die schwere Kirchentür steht einladend offen, ein hölzernes Klapptörchen hält die Schafe fern. Im Inneren erstreckt sich ein himmelblaues Gewölbe mit Hunderten von Sternen über die gesamte Länge des Kirchenraums. Während ich so dastehe und staune, spricht mich ein Besucher an. „Ich glaube, die Cantalesen haben eine Vorliebe für Sterne. Das muss an der klaren Bergluft liegen. Nachts kann man zwischen den Kühen und den Schafen endlos in andere Welten starren.“

Genie des Cantal Der Fremde mit den schelmischen Augen und dem flachsfarbenen Bart stellt sich als Lucien vor, Amateurhistoriker aus dem benachbarten Aurillac. Er entpuppt sich als jene Art von begeistertem Geschichtenerzähler, die ich gerne als Geschichtslehrer gehabt hätte. Ob ich den großen Helden der Region kenne, fragt er: „Gerbert von Aurillac. Vor tausend Jahren hütete er hier im Tal als kleiner Junge Schafe.“ Lucien nimmt mich aus der Kirche mit zu einem kurzen Spaziergang. Bald blicken wir auf eines der schönsten Täler des Cantal. Ein Mosaik aus grünen Wiesen und Hecken, reichlich gesprenkelt mit dem Gelb der blühenden Ginstersträucher. Über uns erhebt sich die schwarze Silhouette des Vulkankegels. Lucien erzählt mir, dass dieses Tal im 10. Jahrhundert unter der Obhut der Mönche von Aurillac stand. Bei einem Abendspaziergang begegneten sie dem kleinen Hirten Gerbert und stellten fest, dass er sich mehr für die Sterne als für seine Schafe interessierte. Sie luden ihn in die Studierzimmer der Abtei ein, die er in den folgenden Jahren nicht mehr verlassen sollte. Gerberts Wissensdurst erwies sich als unstillbar, und schließlich beschloss der Abt von Aurillac, ihn ins maurische Spanien reisen zu lassen. Dort eröffneten arabische Astronomen und Mathematiker dem Hirtenjungen ein Weltbild, von dem die christlichen Wissenschaftler der damaligen Zeit nicht einmal zu träumen wagten. Als Gerbert schließlich in das rückständige christliche Europa zurückkehrte, fand er eine Gesellschaft vor, die von Angst beherrscht wurde. Der Grund: Das Jahr 1000 rückte näher und die Menschen glaubten, das Ende der Zeiten sei nahe. Bewaffnet mit seinen

Arabischkenntnissen bekämpft Gerbert die Angst mit Vernunft. Er beginnt, an Schulen und Universitäten zu unterrichten. Mit Globen und anderen selbstgebauten Geräten zeigte er seinen staunenden Schülern, wie vorhersehbar sich die Sterne und Planeten bewegten. Er konstruierte Rechengeräte und ersetzte die unbeholfenen römischen Ziffern durch die arabischen, die wir heute noch verwenden. Sein Ruhm wuchs. Könige und Kaiser suchten Rat bei ihm. Im Jahr 991 wurde der einfache Junge vom Lande sogar Erzbischof von Reims. Von Luciens Faszination für Heimatgeschichte angesteckt, beschließe ich, mit ihm nach Aurillac zu fahren, um die ehemalige Abteikirche zu besichtigen. Zwei Straßen weiter, am Ufer der Jordanne, steht eine imposante Statue aus dem 19. Jahrhundert, die das Genie von Cantal darstellt. Lucien zeigt auf ein Relief auf dem Sockel. Es zeigt Gerbert als Hirtenjungen inmitten seiner Herde, der mit einem Fernrohr den Himmel absucht. „Ein Instrument, das erst sechshundert Jahre später erfunden wurde“, lacht Lucien, „aber diese kleine Geschichtsfälschung muss man den Machern nachsehen. Gerbert wurde im Jahr 999 zum Bischof von Rom gewählt. Der Papst des Jahres 1000 war ein französischer Schafhirte! Und › darauf sind wir Cantalesen natürlich sehr stolz.“

Der Kern des Schlösschens von Vixouze, nahe Polminhac, stammt aus dem 13. Jh., der Bau wurde zwischen dem 15. und 18. Jh. umgebaut und erweitert.


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Tipps & Adressen ANREISE Zug: Frankfurt - Paris - Brive la Gaillarde (ca. 10h Fahrzeit) - dort ein Auto mieten für die letzten Kilometer nach Aurillac. Auto: Von Frankfurt nach Aurillac sind es 980 km oder knapp 10 Stunden Fahrt ohne Pausen. Flugzeug: Es gibt täglich zwei Flüge nach Aurillac (9:05 Uhr und 20:05 Uhr), ab Paris Orly. Da jedoch die meisten deutschen Flughäfen Paris Charles de Gaulle anfliegen, ist ein Umsteigen innerhalb von Paris erforderlich.

ÜBERNACHTEN

☛ B&B Enclos du Puy Mary (Mandailles-Saint-Julien) Jeden Tag ein anderes VierGänge-Menü mit regionalen Zutaten. Sehr zentral in den Monts du Cantal im wohl schönsten Tal gelegen. enclos-puymary.fr

☛ Hôtel Auberge des Montagnes (Pailherois) Dieses charmante Hotel mit Spa und Pool ist eine Mischung aus schick und rustikal. Teil von Logis de France, kurz: köstliche französische Küche garantiert. Die selbe Familie betreibt auch das Lofthotel Chez Marie an einem See in der Nähe. Und ganz besonders: drei einsame ehemalige Käserhütten Les Burons de Bâne auf 1400 m Höhe. auberge-des-montagnes.com

☛ B&B Château de Sédaiges (Marmanhac) Ein kleines Schloss in einem wunderschönen Park (mit Schwimmbad), in der Nähe von Aurillac und Salers, der schönsten Stadt des Cantal. Das Innere der Zimmer atmet die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts, zum Teil wegen der Tapeten und der

historischen Möbel. Seit der Renaissance wird das Schloss von derselben Familie verwaltet. Erwarten Sie kein StandardLuxushotel, sondern echte Geschichte. chateausedaiges.com

ESSEN & TRINKEN

☛ Auberge de la Tour

Sie soviel essen, wie Sie möchten, draußen unter Sonnenschirmen mit einer fantastischen Aussicht. Nur mittags, von Mai bis September. Reservierung erforderlich. Sie sind hier unter Franzosen. buronsdesalers.fr

UNTERNEHMEN

(Marcolès)

☛ Die schönsten Dörfer

Etwas außerhalb des Kerns der Monts de Cantal, aber in der Nähe von Aurillac. Das Dorf Marcolès ist sowieso einen Besuch wert. Auch wenn Sie nur zum Abendessen gehen, lohnt sich der Umweg und der Michelin-Stern ist verdient. Man kann hier auch übernachten aubergedela-tour.com

Große Städte sucht man im Cantal vergeblich. Aurillac, die Hauptstadt, hat nur 26.000 Einwohner. Salers im Westen ist eine wunderschön erhaltene mittelalterliche Stadt, die fast vollständig aus Vulkangestein erbaut wurde. Auch das nahe gelegene Tournemire mit seiner Altstadt und dem Schloss Anjony verdient das Prädikat „Plus Beaux Villages de France“. Weiter westlich liegt Laroquebrou an der Cère, über dem sich die Burg erhebt. Marcolès überrascht mit seinen wunderschön restaurierten Straßen und Fassaden. Im Süden hat Raulhac einen rauen Bergcharakter, aufgrund seines grauen Steins, umgeben von sechs Burgen. Murat im Osten fühlt sich wie Salers eher wie eine Stadt als wie ein Dorf an.

☛ L'Arsène sur Cour (Aurillac) Modernes, urbanes Ambiente zwischen Natursteinmauern, mit Terrasse. Das Restaurant ist bekannt für seine Fondues und die fairen Preise. aurillac-restaurant.com

☛ Crêperie Le Drac (Salers) Salers ist ein Muss, ein Dorf mit der Atmosphäre einer mittelalterlichen Stadt. Deshalb ist es im Sommer ziemlich voll und verlangen einige Restaurants einen Bonus. Trotzdem sollte man hier zu Mittag essen. Zum Beispiel bei Le Drac, mit normannischen Crêpes draußen auf dem gemütlichen Platz oder drinnen unter den Gewölben. ledrac.e-monsite.com

☛ Terrasse Les Burons de Salers (Salers) Die regionale Käsespezialität La Truffade ist ein Gericht aus frischem, lokalem Käse und Kartoffeln, das in einer großen Pfanne bereitet wird. Hier können

☛ Museen • Maison du Buronnier (Laveissière): alles über die Käseherstellung. hautesterrestourisme.fr/fr/ maison-du-buronnier • Maison de la Gentiane (Riomès-Montagnes): viel Informationen über Wild- und Heilpflanzen. auvergne-centrefrance.com/ geotouring/maisons/gentiane •Musée des Volcans (Aurillac): alles über die vulkanische Geschichte des Cantal. musees.aurillac.fr

☛ Almauftrieb von Allanche Der Beginn der Transhumanz wird am 28. Mai 2022 mit der Fête de l'Estive in Allanche gefeiert. Es ist möglich, die Kühe bei einem Spaziergang zu ihren Sommerweiden zu begleiten hautesterrestourisme.fr/fr/fetede-lestive

☛ Wandern Mit seinen vielen sehr verschiedenen Tälern ist das Cantal ein ausgezeichnetes Wandergebiet. auvergne-destination-volcans. com/bouger/itinerancesrandonnee/a-pied/petiterandonnee-en-auvergne

☛ Käse Das Cantal hat das saftigste Gras Frankreichs. Neben dem nach der Region benannten Cantal, dessen gereifte Version (französisch: sec) sehr schmackhaft ist, gibt es auch den verwandten Salers, der strengeren Anforderungen unterliegt. Der Höhepunkt der französischen Käsekunst ist Saint Nectaire, der im Norden hergestellt wird. Und zwar nicht der aus der Fabrik (mit orangefarbener Rinde), sondern der des Bauern (graue Rinde). Der Geschmack ist einfach göttlich, aber der Geruch ist nicht ohne...

☛ Enzianwurzellikör Das regionale Getränk des Cantal ist Gentiane de Salers, ein gelber Likör, gewonnen aus den Wurzeln des Enzians. Ihm werden viele medizinische Eigenschaften nachgesagt. Bekannte Marken sind Suze, Avèze, Bellet und Bonnal.

WEITERE INFOS auvergne-destinationvolcans.com




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Rezepte

Tradition culinaire

Vor 90 Jahren erschien „Frankreich - Das Kochbuch" zum ersten Mal. Da darf ruhig von Tradition gesprochen werden! Mit mehr als 1400 Rezepten führt Ginette Mathiot durch die klassischen Gerichte und Techniken der französischen Küche. Die Pariser Bloggerin von „Chocolate & Zuccini“ hat die umfangreiche Sammlung für diese liebevoll illustrierte Ausgabe aktualisiert. Bon appétit!

Käsesoufflé Soufflé au fromage Zubereitungszeit: 25 Minuten Garzeit: 45 Minuten Personen: 6 ZUTATEN • 100 g Butter zzgl. • etwas zum Einfetten • 100 g Mehl • 500 ml Milch • 125 g Gruyère, frisch gerieben • 5 Eier, getrennt • Salz und frisch gemahlener Pfeffer

Den Backofen auf 180°C vorheizen und eine Auflaufform oder sechs einzelne RamequinFörmchen bis zum Rand einfetten. Aus Butter, Mehl und Milch eine sehr dicke Béchamelsauce (S.50 im Kochbuch) zubereiten. Den Käse zugeben. Abkühlen lassen, dann die Eigelbe hinzufügen. Die Eiweiße steif schlagen und unter die Käsemasse heben. Alles salzen und pfeffern und in die vorbereiteten Form(en) füllen. Bei Verwendung einer Auflaufform das Soufflé erst 30 Minuten im Backofen backen, dann die Hitze auf 220°C erhöhen und weitere 15 Minuten backen. Bei Verwendung einzelner Ramequin-Förmchen zunächst 10 Minuten backen, dann die Hitze erhöhen und in 5–10 Minuten goldbraun überbacken, bis das Soufflé gerade fest ist.

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Pistou-Suppe Souppe au Pistou Rezept Seite 62

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Kaisergranatsalat Salade de langoustines Rezept Seite 62

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Hummerbisque Potage à la bisque de Homard Zubereitungszeit: 11⁄2 Stunden Garzeit: 55 Minuten Personen: 6

ZUTATEN • Schwanz- und Scherenfleisch von 1 frisch gekochtem Hummer, Kopf und Schalen aufbewahren • 100 g Crème fraîche • 90 g Butter • 50 g Reismehl oder • 1 EL Speisestärke • 1 1⁄2 l beliebige Brühe • 2 Eigelb

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Eine Hälfte des Hummerfleischs würfeln und beiseitestellen, die andere Hälfte fein hacken. Kopf und Schalen in ein Spitzsieb oder ein anderes feinmaschiges Sieb geben und mit einem Stößel in eine Schüssel streichen. Die entstandene Paste mit dem fein gehackten Hummerfleisch vermengen. Die Crème fraîche in einem kleinen Topf sanft erhitzen, aber nicht kochen lassen. Inzwischen 60 g Butter in einem großen Topf zerlassen. Reismehl oder Speisestärke einrühren und einige Minuten unter ständigem Rühren kochen lassen, dann nach und nach die Brühe einrühren. Alles unter ständigem Rühren kochen, bis die Bisque eindickt. Warme Crème fraîche und Hummerpaste einrühren. Eigelbe und restliche Butter in einer Schüssel verschlagen und in die Suppe einrühren. Kurz vor dem Servieren das gewürfelte Hummerfleisch zugeben.


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Pistou-Suppe Soupe au Pitou

Zubereitungszeit: 25 Minuten Garzeit: 40 Minuten Personen: 6 ZUTATEN • 50 ml Olivenöl • 150 g Karotten, gewürfelt • 150 g Navetten (Mairüben), gewürfelt • 60 g Zwiebeln, gewürfelt • Salz und frisch gemahlener Pfeffer • 100 g sehr reife Tomaten, in Spalten • 1 Knoblauchzehe, zerdrückt • 1 großer frischer Stängel Basilikum, fein gehackt • frisch geriebener Gruyère zum Servieren (nach Belieben)

Kaisergranatsalat

Die Hälfte des Öls in einem großen Topf erhitzen und Karotten, Navetten und Zwiebeln zugeben. 10 Minuten bei schwacher Hitze dünsten, danach 1 3⁄4 Liter Wasser zugießen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, zum Kochen bringen und 10 Minuten sanft köcheln lassen. Inzwischen das restliche Öl in eine Pfanne geben, Tomaten und Knoblauch einige Minuten sanft darin andünsten, dann in die Gemüsebrühe geben und alles weitere 20 Minuten erhitzen. Einige Minuten vor dem Servieren das Basilikum zugeben. Die Suppe sehr heiß servieren, wer mag, mit Gruyère.

Frankreich - Das Kochbuch, Ginette Mathiot Fotos © Andy Sewell Verlag Phaidon € 45

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Salade de Langoustines Zubereitungszeit: 30-40 Minuten Garzeit: 10 Minuten Personen: 6

ZUTATEN • 300 g Endivienoder Friséesalat • 300 g Feldsalat • 100 g Portulak • 60 g grüne Bohnen, geputzt • 200 g Spargel, geschält • 50 kleine Kaisergranate (Norwegische Hummer) • 25 g Champignons • 1 Rezept Vinaigrette (S. 66 im Kochbuch) • 50 ml Bratöl • Salz und frisch gemahlener Pfeffer • 50 g Schnittlauch, gehackt Den Salat zerteilen, waschen, abtropfen und trocken tupfen. Gesalzenes Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen und das Gemüse in 5–8 Minuten vorgaren. Die Kaisergranatschwänze auslösen und die Scheren entsorgen. Nach Belieben ein paar Kaisergranate ganz belassen, um den Salat zu garnieren. Die Champignonstiele ausdrehen. Die Hüte mit einem feuchten Tuch abreiben und in Streifen schneiden. Die Salatblätter mit etwas Vinaigrette beträufeln, gut mischen und auf einem Teller auslegen. Den Spargel in Scheiben und die Bohnen in feine Streifen schneiden. Das Öl in einer Pfanne erhitzen. Erst die Kaisergranate darin anbraten, dann Spargel, Bohnen und Pilze hinzufügen. Ein wenig Vinaigrette darüber träufeln. Alles mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit dem Schnittlauch bestreuen. Auf dem Salatbett anrichten und sofort servieren.


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Vins de Provence Geniessen in der Heimat des Rosé Wer an die Provence denkt, sieht Lavendel und Platanen, Olivenbäume und Pinien, das azurblaue Meer, Fischgerichte - und natürlich Wein. Nicht nur die Menschen lieben die Provence, sondern auch die Weinreben. Die Route der Vins de Provence führt zu den schönsten Weingütern, wo neben der Verkostung von - oft biologischen - Weinen noch viel mehr zu erleben ist.

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ie südfranzösische Region ist nicht zufällig die älteste Weinregion des Landes. Die seefahrenden Griechen pflanzten etwa sechs Jahrhunderte vor Christus Reben in den Boden. Die weinliebenden Römer setzten später den Weinanbau mit großem Eifer fort. Für Weintrauben sind die Bedingungen in der Provence perfekt. Mit langen, heißen Sommern und wenig Regen reifen die Trauben ohne große

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Probleme. Ein kräftiger, trockener Wind, der Mistral, begrenzt die Gefahr von Pilzkrankheiten in den Weinbergen. Das Schöne daran: Es macht ökologisches Arbeiten sehr gut möglich. Die bergige Region zwischen Nizza, den Alpen und dem Mittelmeer hat fast überall karge, für den Weinbau günstige Böden. Bei so vielen sonnigen, warmen Tagen gedeihen hier vor allem schwarze Trauben gut. Grenache, Cinsault, Syrah, Carignan und Mourvèdre sind die geschätzten Rebsorten

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Roerei met asperge Gerechtje voor 2 personen Bereiding: 15 minuten

INGREDIËNTEN • 4 eieren • 1 sjalotje • 1 bosje groene asperges • 1 el fijngehakte peterselie • Eventueel: gerookte zalm of gedroogde ham

Ceviche van zalm met kokosmelk Voorgerecht voor 4 personen Bereiding: 10 minuten

INGREDIËNTEN • 600 g zalm • 15 cl kokosmelk • 2 limoenen • 3 cm verse gember • 1 rode ui • 1 tomaat • enkele takjes koriander • zout en peper • piment d’Espelette (rode peper)

BEREIDING Was de asperges, snijd het harde uiteinde weg en schil het onderste deel. Stoom ze gedurende 10 minuten, of bak ze in een koekenpan in een beetje verhitte olijfolie. Laat de topjes intact, snijd het overige deel in stukjes Bak het fijngesneden sjalotje mooi bruin in een koekenpan met een klontje boter. Houd dit apart. Verhit de koekenpan met een klontje boter en giet er de eieren (niet geklutst) in. Roer ze, op zacht vuur, steeds om totdat het mengsel wat dikker wordt (dit duurt ongeveer 5 minuten). Haal de pan van het vuur en voeg het gebakken sjalotje, de asperge­ stukjes, de peterselie en zout en peper toe. Roer door elkaar. Schep het roerei op de borden en maak het gerechtje af met de aspergetopjes. Voeg eventueel ham of zalm toe.

BEREIDING Snijd de zalm in kleine blokjes. Schil en rasp de gember. Rasp de schil van de limoen, pers het sap uit. Doe de stukjes vis in een schaal, strooi er de limoenrasp en het sap over. Meng er de gember en kokosmelk, zout en peper door. Laat het geheel op een koele plek 20 minuten marineren. Was ondertussen de tomaat en snijd die in kleine stukjes. Snijd de ui fijn. Was en droog de koriander en hak die fijn. Voeg na 20 minuten marineren de ui en tomaat toe aan de vis. Meng goed. Strooi de koriander en rode peper erover. Meteen opdienen en genieten! TIP! Deze ceviche kun je ook maken met een ander soort vis, zoals zeebaars of verse tonijn. Voeg een vleugje exotisme toe met het vruchtvlees van een passievrucht.

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Die Weine der Provence auf Ihrem Tisch Hier können Sie die Weine der Provence ganz entspannt geniessen:

Fischcurry grüner Spargel Hauptgericht für 4 Personen Zubereitung: 60 Minuten ZUTATEN FÜR DIE CURRYPASTE • 4 Knoblauchzehen • 1 El Kurkuma • 1 El Currypulver • 1 El Ingwerpulver • 1 Tl Koriandersaat • 2 Prisen Salz • 1 rote Pfefferschote • 2 El Olivenöl • 1 Zwiebel • 250 ml Kokoscrème • 500 ml Kokosmilch EINLAGEN: • 800 g Kabeljaufilet • 200 g grüner Spargel • 200 g Möhren • 4 el schwarzer Sesam • frischer Koriander WEINTIPP! Zu diesem Curry passt ein kräftiger AOP Côtes de Provence rosé, mit Noten von Zitrus und exotischen Früchten, rund, mit spritzigen Abgang.

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ZUBEREITUNG CURRYPASTE VORBEREITEN Die Knoblauchzehen und die rote entkernte Chilischote fein hacken. Zusammen mit dem Olivenöl, Kurkuma, Curry, Ingwer und Korianderpulver in eine Schüssel geben. Alles zu einer glatten Paste verrühren und beiseite stellen. Die Zwiebel schälen, halbieren und in sehr feine Scheiben schneiden. GEMÜSE VORBEREITEN Die Möhren putzen und erst der Länge nach durch­ schneiden und dann in etwa 3 Zentimeter große Stücke. Das harte Ende des Spargels entfernen. Den violetten Teil des Spargels schälen. Das Gemüse 10 Minuten lang dämpfen, bis es gar ist. Zur Seite stellen. CURRY ZUBEREITEN Die Currypaste in einem Topf mit dickem Boden bei mittlerer Hitze erwärmen, die Zwiebel hinzufügen. 5 Minuten rösten, dabei umrühren, dann die Kokosmilch hinzufügen. Beides unter vorsichtigem Rühren bei mittlerer Hitze vermischen. In der Zwischenzeit den Fisch trocken tupfen und alle Haut­ und Schuppenreste entfernen und den Kabeljau in ca. 3 cm große Würfel schneide. Zur Seite stellen. Kokosnusscreme zur Milch­ mischung in den Topf geben und gut erhitzen. Dann die Fischstücke, den Spargel und die Karotten hinzufügen. Die Mischung gut umrühren und etwa 4 Minuten kochen lassen. Kabeljau und Gemüse auf den Tellern anrichten und das Curry darüber löffeln. Mit frischem, gehacktem Koriander und Sesamsamen garnieren.

COTEAUX D’AIX-EN-PROVENCE • Das Château Bonisson verfügt über Weinberge, die bereits im Jahr 1791 angelegt wurden. Heute befindet sich das Weingut im Besitz einer Familie, die die Weinberge biologisch bewirtschaftet und den biodynamischen Mondkalender berücksich­ tigt. Probieren Sie die Weine und werfen Sie einen Blick in den Ausstellungsraum mit wechselnden Sammlungen moderner Kunst. bonisson.com • Château La Coste hat natürlich Wein zu bieten, aber es gibt noch mehr. Die Weindomäne verfügt über eine bedeutende Kunstsammlung: hauptsächlich Skulpturen, die Sie zu Fuß besichtigen können. Verbringen Sie ruhig ein paar Tage dort, denn Sie können auch auf hohem Niveau essen, in modernem Luxus schlafen und im Spa entspannen. chateau-la-coste.com CÕTES DE PROVENCE • Die Domaine Figuière stellt etwa 15 verschiedene Bioweine her. Wenn Sie also probieren möchten, sind Sie hier genau richtig. Die Familie organisiert auch Wanderungen mit Picknick durch die Weinberge, vorbei an den neu gepflanzten Eichen und dem Insektenhotel. Sie können auch zum Abendessen im Restaurant L'Assiette bleiben. figuiere-provence.com • Zwischen Platanen und alten Eichen liegt das historische Château Mentone, ein schöner Ort für romantische Nächte in klassisch eingerichteten Zimmern. Weinverkostung ist möglich. Auf dem Weingut werden auch Rot­ und Weißweine hergestellt. chateaumentone.com COTEAUX VAROIS EN PROVENCE • Bastide de Blacailloux ist seit 1917 ein Weingut. Sie können deren Weine in drei Farben aus biologisch angebauten Trauben im modernen Keller verkosten. Der Anfang oder das Ende eines Tages auf dem Lande liegt im Parc Naturel Régional de la Sainte Baume. bastide-de-blacailloux.com • Das Weingut Château l'Escarelle produziert biologische Weine und Olivenöl. Es besteht aus Naturschutzgebieten mit großer Blumenpracht, wo 96 Schmetterlingsarten zuhause sind. escarelle.fr


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der Region, aus denen würzige Rotweine hergestellt werden. Und ja, auch die weißen Rebsorten wie Rolle, Clairette, Marsanne und Ugni blanc lieben das mediterrane Klima.

FLAGGSCHIFF ROSÉ Die erwähnten schwarzen Trauben, die oft zusammen in die Flasche kommen, werden jedoch hauptsächlich für Rosé verwendet. Fast neunzig Prozent der in der Provence erzeugten Weine sind rosé. Etwa vierzig Prozent der französischen Roséproduktion stammen aus diesem Teil des Landes. Für das Aushängeschild der Provence wurde 1999 sogar das Centre du Rosé gegründet, ein Forschungszentrum, das technische und wissenschaftliche Informationen über die Herstellung von Rosé sammelt und weitergibt. Vor allem die Appellationen Côtes de Provence, Coteaux d'Aix-en-Provence und Coteaux Varois en Provence sind berühmt für ihren Roséwein. Nennen Sie ihn hellrosa: Der provenzalische Rosé ist für seine spritzige, leuchtende Farbe bekannt. Das liegt am Verfahren: Nach der Lese werden die Trauben in der Regel so schnell gepresst, dass nur wenig Farbe aus den Schalen in den Saft übergeht. Dennoch haben die trockenen Roséweine oft einen herrlich subtilen Duft nach roten Sommerfrüchten wie Himbeeren und andere Beeren. Und, noch wichtiger, etwas Würziges: Thymian, Rosmarin, man kann es einfach riechen und schmecken. Dieses

Der Rosé der Provence ist bekannt für seine spritzige, leuchtende Farbe. Das liegt am Verfahren charakteristisches Detail des provenzalischen Rosé kommt von der für die Region charakteristischen Garrigue, jene niedrigen Wildkräuterbüsche, die stets nahe vom Weinberg wachsen. Es ist diese frische Note, die Roséweine, gut gekühlt, zu einem idealen Begleiter für herzhafte Gerichte macht. Der Rosé kann sich neben Pfeffer, Knoblauch und Fett behaupten. Wer in die Provence kommt, freut sich auf gutes Essen und Trinken. Verkosten. Den Duft der Landschaft schnuppern. Für Weinliebhaber gibt es kaum etwas Schöneres, als mit eigenen Augen die Landschaften zu sehen, in denen sich die Weinstöcke in Reih und Glied über die Hügel winden, > FRANKREICH MAGAZIN 67


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Die beste Art, die Weine der Provence zu entdecken? Schön langsam: zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder den Blick auf das Meer zu richten und Winzer zu besuchen, die ihre Weinkeller zeigen, erzählen und ausschenken.

ZWISCHEN DEN TRAUBEN Wenn Sie in den Weinbau und die gastronomische, kulturelle und historische Weinkultur der Provence eintauchen möchten, besuchen Sie die Website routedesvinsdeprovence.com, die zahlreiche Routen durch wunderschöne Weinlandschaften bietet. Sie können die Weingüter entlang der Route besuchen, von denen viele biologisch oder als nachhaltig zertifiziert sind. Ebenfalls nützlich: die kostenlose App Destinations Vins de Provence, die Ihnen alles über die provenzalische Weinwelt

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verrät. Winzer, die Sie gerne mal probieren lassen, schöne Plätze zum Übernachten inmitten der Trauben, Weinfeste und festliche Verkostungen: All dies finden Sie in der übersichtlichen App, die Sie im Android und im Apple Store herunterladen können. Und was ist die beste Art, die Weine der Provence zu entdecken? Entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad, auf jeden Fall aber langsam. So unterstützen Sie die provenzalischen Winzer dabei, in Zukunft noch nachhaltiger zu arbeiten. Außerdem können Sie den Duft der Garrigue auf diese Weise viel intensiver wahrnehmen.

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Tour de Vincent

Mit dem Rad durch van Goghs Provence Vincent van Gogh verbrachte zwei Jahre in Arles und Umgebung. Hier schuf er, berührt von den Farben und dem Licht, einige seiner berühmtesten Werke. Mit dem Fahrrad geht es direkt durch seine Landschaften mit Sonnenblumen, Zypressen und Olivenbäumen. TEXT & FOTOS JESSICA DE KORTE


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in junges Mädchen mit Jeans und Pferdeschwanz fegt die Terrasse des Café La Nuit in Arles. In den Vasen leuchten Sonnenblumen. Die Wand ist in demselben Gelbton gehalten, den Vincent van Gogh für sein weltberühmtes Gemälde Caféterrasse bei Nacht verwendete. Er malte es hier, auf der Place du Forum. Für die Sterne verwendete er Gelb und Orange, wie die Flammen einer Kerze. „Es ist schön, dieses Café kurz zu sehen, aber das Essen lohnt sich nicht“, raunt Nina Seffusati, eine Vincent van Gogh-Expertin, die die Stellen der Stadt zeigt, an denen der weltberühmte Künstler gemalt hat. Van Gogh lebte über ein Jahr lang in Arles, von Februar 1888 bis Mai 1889. Hier entwickelt er seinen eigenen Malstil mit kräftigen Farben und Pinselstrichen, erleidet aber auch einen psychischen Zusammenbruch. Wir gehen durch die engen Gassen mit ihren glatten Fassaden und

Fensterläden in Pastelltönen. Französisches Stimmengemurmel erklingt über den Terrassen, wo Markisen und Sonnenschirme Schutz vor der Sonne bieten. Es war dieses klare Licht, das die Stadt für van Gogh so attraktiv machte. Nach zwei Jahren in Paris hatte er genug von der Hektik und sehnte sich nach den leuchtenden Farben des Südens.

Zypressen als Obelisken Eingekeilt zwischen Häusern, Boutiquen und Restaurants liegt das römische Amphitheater. Van Gogh sah dort mehrerer Stierkämpfe und malte die Menschenmenge. Das „gelbe Haus“, in das er Künstler einladen wollte, wurde leider im Zweiten Weltkrieg bombardiert. Auch die Kulisse der Sternennacht über der Rhone hat sich verändert: Jetzt liegen hier Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Der grüne Innenhof des Krankenhauses, in dem der Künstler landete, nachdem er sich während einer Psychose das Ohr abschnitt, sieht dem auf den Gemälden und Zeichnungen sehr ähnlich. „Das ist


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ungefähr die Stelle, an der seine Staffelei stand“, zeigt Seffusati und betrachtet die Blumen vom Balkon aus. „Obwohl es nicht ganz richtig ist. Der Blickpunkt ist etwas weiter oben. Aber er hat sich gewisse Freiheiten genommen.“ Van Gogh liebte es, mit Staffelei und Pinsel unter dem Arm spazieren zu gehen, auf der Suche nach provenzalischen Motiven. Ich hingegen streife auf dem Fahrrad umher. Es ist schneller, aber langsam genug, um die Details wahrzunehmen. Von Arles aus fahre ich in Richtung Tarascon auf der Petite Route d'Arles, einer alten Landstraße durch Sonnenblumenfelder und Acker, auf denen sich Zypressen wie dunkelgrüne Säulen in den Himmel recken. Ende Juni 1889 schrieb van Gogh seinem Bruder Theo über die schönen Linien und Proportionen der Zypressen, die er mit ägyptischen Obelisken verglich. „Das Grün ist so außergewöhnlich. Sie ist der dunkle Fleck in einer sonnigen Landschaft.“ Die Gegend ist wunderschön. Van Gogh liebte ihre Einfachheit. Die ruhige Straße

Wie in den Gemälden: Grüntöne, das helle Blau des Himmels, das Gelb der Kornfelder und Sonnenblumen. schlängelt sich an Bauernhöfen mit roten Dachziegeln und hellblauen Fensterläden vorbei, hier und da ein Weinberg oder ein Reisfeld. Ich erkenne die Farbfelder aus den Gemälden wieder: Grüntöne, das helle Blau des Himmels, das Gelb der Kornfelder und der Sonnenblumen. Über einem Radweg auf einer alten Bahnstrecke erreiche ich Saint-Rémyde-Provence, eine charmante Stadt mit Kalksteinfassaden. Einige Kilometer weiter südlich, in einem alten Kloster, liegt die psychiatrische Klinik Saint-Paul-de-Mausole, in die sich van Gogh freiwillig einweisen ließ. Im Garten des Krankenhauses von Arles stand ich › noch zwischen Gruppen von Touristen, die sich

Aufschlagseiten: Statue von Van Gogh bei Saint-Paul-de-Mausole, der psychiatrischen Einrichtung in einem ehemaligen Kloster, wo der Maler war. Links: in der Nähe von SaintRémy-de-Provence. Oben: Van Goghs Zimmer in der Klinik Saint-Paul-deMausole.

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Im Uhrzeigersinn: archäologische Fundstätte Galnum; die Autorin an einem Olivenhain bei Saint-Paul-de-Mausole; Fenster in Arles.

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Arles und Umgebung

Die brütende Hitze Südfrankreichs ist in van Goghs Werken zu spüren. ungeduldig um ihren Führer scharten. Aber in Saint-Paul-de-Mausole ist es auffallend ruhig. Kurz vor dem Eingang fallen die Olivenhaine ins Auge, dahinter die Alpilles, eine Gebirgskette aus Kalksteinhügeln. Die Natur rund um diesen Zufluchtsort spendete van Gogh Trost. An Tagen, an denen er sich nicht gut genug fühlte für einen Spaziergang, saß er im Garten. Er starrte auf die bizarren Formen der Olivenbäume mit ihrem knorrigen Wuchs. Jedes Blatt hat ein anderes Grün.

Van Goghs Zimmer Im Klostergebäude herrscht eine beruhigende Atmosphäre. Das sanfte Licht dringt vom Hofgarten in die Gewölbe des Korridors und zeichnet Schatten auf den Boden. Im Garten hinterm Haus gedeiht Lavendel. Zwei Besucher spazieren andächtig umher, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Plötzlich ertönt ein gellender Schrei. „Auf der anderen Seite des Geländes leben bis heute Psychiatriepatienten“, sagt Katharina de la Comble, eine Kunstliebhaberin, die seit fast 20 Jahren in Saint-Rémy-de-Provence wohnt und ebenso lange van Goghs Geschichte studiert. Sie führt mich durch das Gebäude. Gemeinsam gehen wir zu dem Zimmer, das so eingerichtet ist, wie es van Gogh 1889 hatte. Die Wände sind armeegrün, neben dem Metallbett steht natürlich eine Staffelei. Als ich ans Fenster trete, um die Aussicht zu betrachten, die sicher auf einem Gemälde zu sehen sein wird, unterbricht De la Comble meine Gedanken: „Van Gogh hatte in Wirklichkeit ein Zimmer auf der anderen Seite des Gebäudes. Aber der Teil wird von der psychiatrischen Klinik genutzt.“ Malen ist nun ein fester Bestandteil der Therapien. Van Gogh schuf in dem Kloster eines seiner berühmtesten Werke: Die Sternennacht. Eine Nachtszene mit gelben Sternen über einer kleinen Stadt mit Hügeln. De la Comble: „Saint-Rémy-de-Provence war wahrscheinlich seine Inspirationsquelle, aber es könnte auch eine Kirche aus seiner niederländischen Heimat sein. Van Gogh verband häufig verschiedene Motive miteinander.“ Am folgenden Tag fahre ich zur Abtei Montmajour. Eine schmale asphaltierte Straße ohne Verkehr zwängt sich zwischen Pinien und Büschen hin-

durch, dahinter verstecken sich Olivenbäume. Später öffnet sich die Vegetation und ich erspähe weiße Häuser, die an van Goghs Werke erinnern. Zikaden lärmen. Kurz nach dem Dorf SaintÉtienne-du-Grès biegt die Route in einen unbefestigten Weg ein, der durch eine karge Landschaft führt. Das Gras ist gelb. Ohne jeglichen Schatten greife ich immer öfter zu meiner Wasserflasche. So muss es ausgesehen haben, als van Gogh hier malte. In seinen Werken ist die brütende Hitze Südfrankreichs zu spüren. Er saß tagelang in der brennenden Sonne. Leider muss ich für das letzte Stück bis zur Abtei eine verkehrsreichere Straße benutzen. Der Verkehr rauscht vorbei. Plötzlich sehe ich über den Bäumen die Silhouette des Klosters, das 948 von Benediktinermönchen gegründet wurde. Auf meinem Handy betrachte ich das Gemälde Sonnenuntergang am Montmajour, von dem die Forschung erst vor ein paar Jahren erwiesen hat, dass es ein echter van Gogh ist. „Gestern, bei Sonnenuntergang, war ich auf einer steinigen Heide mit kleinen Eichen“, schrieb der Künstler an seinen Bruder Theo. „Im Hintergrund eine Ruine auf dem Hügel und Weizenfelder im Tal. Es war romantisch, à la Monticelli. Die gelben Strahlen der Sonne leuchten über die Büsche und den Boden, wie ein Goldregen“. Ich versuche, die ›

Das ehemals „gelbe“ Café La Nuit in Arles (heute Café van Gogh), das van Gogh häufig malte.

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Im orange leuchtenden Licht der sinkenden Sonne traben weiße Wildpferde vorbei

Stelle zu finden, an der er mit seiner Staffelei saß. Die Umgebung ist, wie auf dem Gemälde, wild. Aber jedes Mal, wenn ich eine Seitenstraße nehmen will, steht dort ein Tor oder ein Schild mit der Aufschrift Entrée interdite (Zutritt verboten). Seltsam, in Saint-Rémy-de-Provence habe ich viele Hinweisschilder mit den Bildern gesehen, die van Gogh genau an den Stellen gemalt hat. Aber alles Weitere muss ich selbst herausfinden. Auf der Suche nach Orientierungspunkten beginne ich, die Kompositionen in den Gemälden genauer zu betrachten.

Die Farbe von Makrelen Die Abtei Montmajour thront auf einem Felsen. Ich stelle mein Fahrrad auf der gegenüberliegenden Terrasse ab und beginne zu klettern. Meine Fahrradbeine haben es nicht besonders eilig, aber das riesige Bauwerk ist zu beeindruckend, um es ›

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sich entgehen zu lassen. Eine Stunde lang schlendere ich durch ein Labyrinth von Gängen, Kapellen und Türmen. Am folgenden Tag fahre ich von Arles aus nach Süden in Richtung Saintes-Maries-de-la-Mer. Einst machte van Gogh einen Ausflug in den Badeort. Er verließ Arles frühmorgens und fuhr in einer Postkutsche 50 Kilometer durch die Sümpfe der Camargue. Bald sind die Straßen leer. Der Himmel ist blau, ohne einen einzigen Wolkenstreifen. Über dem Wasser hängen kleine rosa Punkte. Flamingos. Reiher ruhen sich auf dem Rücken eines Bullen aus, zwei Biber huschen weg; im orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne traben weiße Wildpferde vorbei. Saintes-Maries-de-la-Mer hat sich stark verändert, seit van Gogh hier gemalt hat. Es ist kein kleines Fischerdorf mehr, sondern ein lebendiger Badeort. Als ich mich auf die Suche nach der heutigen Version der Aussicht von Saintes-Mariesde-la-Mer mache, stoße ich immerzu auf Wohngebäude. Aber immerhin entdecke ich ein weißes Haus mit einem Strohdach, das ich von einem Gemälde her kenne. Was sich nie ändern wird, ist das Mittelmeer. Der Künstler beschrieb dessen Farbe „wie die einer Makrele“. Immer im Wandel. Mal grün, dann blau, violett, oder mit einem rosa Farbton. Nach dieser besonderen Radtour werde ich mich wohl intensiver mit Farben beschäftigen, als bisher.

Oben: Der Hofgarten der psychiatrischen Einrichtung Saint-Paul-de Mausole, rechts: Alyscamps in Arles, wo Vincent van Gogh häufig malte.

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BOUTIQUE


Arles und Umgebung

Terrasse mit kühlem Sprühnebel in Arles; Gericht im Bistro Chapeau de Paille in Saint-Rémy-de-Provence.

Tipps & Adressen ANREISE Arles ist 975 Kilometer von Frankfurt a.M. entfernt. Der TGV nach Arles fährt in Paris vom Bahnhof Gare de Lyon. Leider darf das Fahrrad nur zerlegt in einer Hülle transportiert werden. Andere Möglichkeiten: Lassen Sie das Fahrrad separat transportieren (Camino Fietstransport), nehmen Sie einen Fahrradbus (Cycletours) oder mieten Sie ein Fahrrad in Arles.

RADROUTEN Unsere Autorin Jessica hat mehrere Routen zusammengestellt (siehe komoot.nl/ tour/696070309). Zwischen Arles und Tarascon verlaufen die Straßen Petite Route de Tarascon und Petit Chemin d'Arles. Zwischen Tarascon und Saint-Rémy-de-Provence verkehrt der EuroVelo 8 (Mittelmeer, francevelotorisme.com). Les Boucles du 13 Alpilles (departement13.fr) verbindet SaintRémy-de-Provence und Fontvieille. D'Arles à l'étang du

Vaccarès ist eine wunderschöne Route durch die Camargue, über die Sie entlang des Salzwassersees Saintes-Maries-dela-Mer erreichen.

AKTIVITÄTEN

Fondation van Gogh Da es in Arles keine Werke von Vincent van Gogh gibt, hat sich die Kuratorin Yolande Clergue eine kreative Lösung einfallen lassen. In Wechselausstellungen werden mehrere Leihgaben (u. a. aus dem van Gogh Museum in Amsterdam) zusammen mit Werken zeitgenössischer Künstler gezeigt, die sich von van Gogh inspirieren ließen. Das Ergebnis ist ein schönes Zusammenspiel. fondation-vincentvangogh-arles.org

ESSEN & DRINKEN

Le Plaza-La Paillotte Gleich um die Ecke der VanGogh-Stiftung in Arles befindet sich das Le Plaza-La Paillotte, ein freundliches Restaurant mit

einem guten Koch. Nicht umsonst steht es hoch im Kurs, deshalb ist eine Reservierung unbedingt erforderlich. le-plaza-la-paillotte.business.site L’Oriel Küchenchef Quentin und seine Frau Océane Lepilliet haben vergangenes Jahr in Arles das Restaurant L'Oriel eröffnet: Es wird frisch und saisonal gekocht. restaurantoriel.com Chapeau de Paille Am Rande des Stadtzentrums von Saint-Rémy-de-Provence liegt dieses Bistro mit lokalen Gerichten. Tolle Atmosphäre! bistrot-chapeaudepaille.com

SCHLAFEN

Hôtel La Muette Charmantes Hotel im Zentrum von Arles wo man sich um alles bis ins kleinste Detail kümmert. Das Frühstück kommt aus der Region. Fahrräder können in der Garage um die Ecke parken. hotel-muette.com

Camping La Brise de Camargue Nur wenige Meter vom Strand in Saintes-Maries-de-la-Mer entfernt liegt ein großer Campingplatz mit Schwimmbad. Von der Rückseite kann man zum Meer laufen. Es gibt moderne Bungalows, einfach aber praktisch eingerichtet. camping-labrise.fr Casa Marina Der direkt an der Küste gelegene Badeort SaintesMaries-de-la-Mer bietet ein intimes Hotel mit frischem Dekor und vielen natürlichen Elementen wie Treibholz und Schilf. Fast alle Zimmer haben einen Balkon oder eine Terrasse mit herrlichem Blick aufs Meer. casa-marina.fr

WEITERE INFO

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Köstliches Vergnügen Lyon erleben und sich dabei von verschiedenen Reisezielen in der ganzen Welt kulinarisch, musikalisch und künstlerisch inspirieren lassen: In der alten Fagor-Brandt-Fabrik in Lyon bietet sich im Juni eine einzigartige Gelegenheit, von Spitzenköchen zubereitete Gerichte zu testen, von ihnen zu lernen und die Größen der französischen Küche zu treffen. Sterneköche, Streetfood-Künstler, Meilleurs Ouvriers de France, aufstrebende Köche, talentierte Bistronomen oder große Namen der Gastronomie werden von der Straßenküche herausgefordert und teilen ihr Können mit den Festivalbesuchern. 2021 verbuchte das Festival trotz Coronabeschränkungen mit 35.000 Besuchern einen Rekord. Street Food Festival Lyon 23. bis 26. Juni lyonstreetfoodfestival.com

Bon appétit Oh, là là Gaumenfreuden! Tipps, Neuigkeiten und Wissenswertes aus der französischen Küchenwelt VON RALF JOHNEN & ANNEKE WARDENBACH

Passt immer, schmeckt immer Quiches und Tartes sind wahre Alleskönner. Ob warm oder kalt, zuhause oder zum Picknick, vorbereitet oder direkt aus dem Ofen: Sie schmecken immer. Dabei sind sie auch noch vielseitig, von herzhaft bis süß. Cathérine Kluger, die Pariser Bäckerin von der Fabrique de Tartes im angesagten Osten der Stadt, liefert mit diesem neuen Buch reichlich Inspirationen für das so überaus praktische französische Gericht. Cathérine Kluger, Quiches & Tartes Thorbecke Verlag € 25

Masterclass Macarons Das gigantische Kaufhaus Galeries Lafayettes im Herzen des Opernviertels von Paris ist eine Sehenswürdigkeit an sich. Jetzt können Besucher dort auch noch lernen, einen Klassiker der französischen Patisserie selbst zuzubereiten: Macarons. Der eineinhalbstündige Kurs besteht aus zwei Etappen: Zunächst legen die Teilnehmer die Schürze an, um die einzelnen Schritte der Herstellung zu durchlaufen. So lernen sie, wie die Schalen und die Füllung (Ganache) zusammengesetzt werden. Anschließend folgt der gesellige Moment der Verkostung, die in einer Gruppe von 4 bis 14 Personen stattfindet. haussmann.galerieslafayette.com

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Seit 12 Jahren Genuss pur

Le Bouquet de Séguret Le Bouquet de Séguret ist preisgekrönt. Mit fast 550 Fünf-Sterne-Bewertungen auf Tripadvisor haben sie neun Jahre in Folge den renommierten „Travellers' Choice Award“ gewonnen. Das macht sie zu einem der absoluten Spitzenreiter! Was in diesen Bewertungen außerdem auffällt, ist die hohe Zahl der Gäste, die zum 7., 8. oder 9. Mal wiederkommen. Das Frankreich Magazin im Gespräch mit den Inhabern Jos und Ingrid Leijen: Wie machen Sie das nur?

ir sagen immer, dass die Gäste wegen der Aussicht herkommen und wegen der Atmosphäre wiederkommen. Gerade waren wir bei einer Lavendeldestillerie, wo wir für unsere Gäste Gesichtsbehandlungen und Massagen mit Lavendelöl arrangiert haben. Und eine Tour auf einem E-Roller durch die vielen Lavendelfelder in der Umgebung. Wir organisieren gerne Aktivitäten, damit unsere Gäste die ganze

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Schönheit dieser Region genießen. Das ist nicht schwer, denn hier ist so viel zu tun“, lacht Ingrid. „Aber wir sind wir keine Eventagentur. Für unsere Gäste sind Privatsphäre und Ruhe sehr wichtig“, betont Jos. „Genießen Sie den Pool, die LoungeSofas und die (privaten) Terrassen. Die meisten Aktivitäten sind daher auch gut zu zweit zu unternehmen. Suchen Sie sich aus, was Sie wollen, in aller Freiheit.“ Ingrid legt los: „Mit Nachbarn wie Vacqueyras, Gigondas und Beaumes-de-Venise


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liegen die Aktivitäten rund um den Wein auf der Hand. Wir organisieren private Weinproben, mit einem gemütlichen Mittagessen in den Weinbergen. Wir feiern gerne bis in den späten Nachmittag hinein. Oder genießen Sie hausgemachte Gerichte mit passenden Weinen aus der Region bei unserem High Wine. Oder ganz standesgemäß chic: Dann mischen unsere Gäste ihren eigenen Wein unter Anleitung eines Önologen aus Châteauneuf-duPape“. „Wir haben mehrere Fahrradrouten ausgearbeitet, die an den vielen mittelalterlichen Dörfern und ihren gemütlichen Terrassen vorbeiführen“, fährt Jos fort. „Der Mont Ventoux ist nur 16 km entfernt. Wir organisieren gerne E-Bikes oder sogar Quads, um durch die Weinberge zu fahren und die schöne Aussicht zu genießen. Auch Wanderer kommen auf ihre Kosten: Wir blicken auf die Dentelles de Montmirail, ein wirklich schönes Wandergebiet. Wir haben mehrere Wanderrouten erstellt, die von Le Bouquet de Séguret ausgehen. Unsere Touren in einer Ente

- mit dem Picknickkorb auf dem Rücksitz - garantieren viel Spaß“. Mehrmals pro Woche servieren wir unseren Table d'hôtes, BBQ oder Grand Apéro. Wir haben auch vier Restaurants in Fußnähe. Das Gastgeberpaar wie aus einem Munde: „Seit 13 Jahren genießen wir unser Leben hier in der Provence in vollen Zügen, und es ist etwas ganz Besonderes, es mit unseren Gästen teilen zu können. Es ist schön, Menschen zu verwöhnen, dieses kleine Extra zu geben, den Gästen das Gefühl zu verleihen, willkommen zu sein, und ihnen einen wunderbaren, wohlverdienten Urlaub zu bieten. Vielleicht sogar als Zweitwohnsitz.“ Das wäre ein Traum. Dann sind die guten Bewertungen und die wiederkehrenden Gäste das Sahnehäubchen auf der ohnehin schon köstliche Torte.

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Labsal & Luxus in Lourdes Von religiösem Kitsch und weltlichem Komfort Wundern kann sich der Besucher in Lourdes immer. Doch auch für den rational veranlagten Geist ist der Wallfahrtsort durchaus magisch. Erst recht zu der Zeit, als der Ort „dank“ Corona ganz still und beschaulich auf den quirligen Pilgerstrom wartete. Eine einmalige Erfahrung. TEXT HUIB AFMAN FOTOGRAFIE PAUL SMIT

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“M LOURDES

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eine Großmutter ging immer nach Lourdes. Ich habe sogar noch so eine Flasche Wasser von ihr. L'eau de Lourdes, das ist doch von gestern!“ Einem Freund von mir kamen uralte Erinnerungen hoch als der Name „Lourdes“ fiel – er wunderte sich, was ich dort wollte. Seine Worte geistern mir durch den Sinn, als ich nach einer neunstündigen Fahrt am Bahnhof von Lourdes aus dem Zug steige. Es ist Mitte Juni und die Stadt ist menschenleer. Mir bietet sich kein unaufhörlicher Strom von Pilgern, Rollstuhlfahrern und Touristen, sondern ein trostloser Anblick. Das „von gestern“ ist plötzlich überall sichtbar. Man sieht es an den Neonschildern von Hotels mit Namen wie Hôtel Solitude und Hôtel du Vatican. Die Geschäfte in der Rue de La Grotte scheinen seit Jahrzehnten die selben Markisen zu haben. Der Text auf einer Plakatwand erinnert schnöde an den Tourismus der 1980er Jahre. Wo bin ich gelandet? Erst auf der Pont-Vieux komme ich wirklich an. Das Wasser des Gave de Pau plätschert leise im Hintergrund. Am Ufer entdecke ich ein riesiges Wandgemälde von dem Musical Bernadette de Lourdes. Ich bemerke kaum, dass sich jemand

nähert und neben mir stehen bleibt. „Willkommen“, sagt eine Stimme. Als ich mich überrascht umschaue, erkenne ich meinen Fotografen Paul Smit. Eine Mundmaske verdeckt seinen Gesichtsausdruck. Ach ja, Covid. Darum schlummert der Ort so ruhig. Es liegt nicht an der Vergangenheit, sondern an der Gegenwart.

Mariaerscheinung Am nächsten Morgen wähne ich mich an einem Filmset. Auf der berühmten Esplanade der Wallfahrtskirche Notre-Dame de Lourdes ist dieser einzigartige Eindruck der Zeit wunderschön. Fast apokalyptische Stille, wo normalerweise Menschenmassen rumoren. Vor dem Informationszentrum haben wir uns mit Marie verabredet, die uns über das 52 Hektar große Gelände führen wird. „Am ersten Juli geht es wieder los“, sagt sie. „Das Musical, die Lichterprozession und die Basilika stehen dann wieder im Scheinwerferlicht“.


Lourdes

Das klingt nach Vorfreude oder zum Weglaufen. Der Trubel wird gewöhnungsbedürftig sein, stimmt sie wenig später zu. „Dank Covid haben wir jetzt täglich um 17 Uhr einen TV-Livestream mit Millionen Zuschauern. Bald werden all diese Menschen wieder herkommen.“ Wir passieren eine Reihe Automaten, an denen man Münzen mit Abbildungen der Lourdes-Grotte, von Papst Franziskus und natürlich von Sainte-Bernadette prägen lassen kann. Ohne ihre Geschichte hätte das Heiligtum keine Existenzberechtigung. Die Kurzfassung: 1858 sammelt die vierzehnjährige Bernadette Soubirous am Fluss Gave Holz, als sie in einer nahegelegenen Höhle eine weiß gekleidete Frauengestalt sieht, die einen Rosenkranz hält: die Jungfrau Maria. Die Gestalt Bernadette erscheint 18 Mal und weist auf eine Wasserquelle. Der Bischof von Tarbes leitet eine Untersuchung ein. Vier Jahre später sieht er es als erwiesen an, dass die Erscheinungen übernatürlicher Natur sind. Lourdes wird zu einem Wallfahrtsort, an dem im Laufe der Zeit eine Krypta und drei imposante Basiliken entstehen. Reiseführerin Marie nickt bedeutungsvoll zu den Türmen der MariäEmpfängnis-Basilika, einem schönen Beispiel neugotischer Architektur. Warum muss ich plötzlich an das Märchenschloss in Disneyland Paris denken? Die Rosenkranz-Basilika, ganz in der Nähe, hat dank ihrer römisch-byzantinischen Signatur eine

Die spärlichen Besucher, die sich hier ihrem Glauben widmen, haben etwas Besinnliches, fast Rührendes an sich ganz andere Ausstrahlung. Den Eingang markiert eine hohe Votivtafel und in der Apsis und im Querschiff der Basilika befinden sich fünfzehn beeindruckende Kapellen mit Darstellungen aus den Mysterien des Rosenkranzes. Die letzte Erweiterung des Heiligtums stammt aus dem Jahr 1958. Als wir wieder draußen sind, zeigt Marie auf den Boden. Die Basilika St. Pius X. erstreckt sich unter der imposanten Esplanade und bietet Platz für nicht weniger als 25 000 Menschen. Interessantes Detail: Das Centre des Nouvelles Industries et Technologies (CNIT) im Pariser Stadtteil La Défense ist genau so konstruiert, nämlich wie ein umgedrehtes Schiff.

De l’eau placebo Und dann die Höhle mit dieser Quelle, um die es ja letztendlich geht. Marie führt uns entlang einer Route von Pilgerritualen. Die spärlichen Besucher, die sich hier ihrem Glauben widmen, haben etwas › Besinnlichers, fast Rührendes an sich.

Aufschlagseite links: St..Bernadette in ihrer Kapelle neben der Basilika; rechts: Blick auf das Heiligtum. Links: ein Wallfahrer, der von den Cevennen nach Lourdes gelaufen ist; Marienbild in der Höhle der Marienerscheinung Bernadettes. Unten: die Fassade der neobyzantinischen Basilika.

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SHOPPEN, ESSEN UND MUSEUM In der Rue du Baron Duprat 10, einer Seitenstraße der Rue du Bourg, finden Sie Antiquités Brocante Lourdes mit einer geschmackvollen Auswahl an nostalgischen Gegenständen - und nicht nur Marienstatuen. Einen göttlichen Gaumenschmaus bietet die Chocolaterie Pailhasson an der Ecke des Place Peyramale. Dies ist das älteste Schokoladenhaus Frankreichs, gegründet 1729 von einer Apothekerund Schokoladenmacherfamilie. Die kulinarischen Überraschungen des Departements Hautes-Pyrénées, zu dem Lourdes gehört, sind nirgendwo besser zu finden als in der Markthalle am Place du Champ Commun (am Ende der Rue du Bourg). All die französischen Käsesorten von denen wir nie genug bekommen können, werden dort mit ihren ebenso großartigen Namen prächtig präsentiert: Couronne d'Henry IV, Bleu de chèvre, Tomme de brebis, Lou Braizou und Ossau-Iraty. Auf dem gleichen Platz, in der Nummer 20, befindet sich die Tapas-Bar Les 100 Culottes, ein Muss für alle, die sich gerne unter die Einheimischen mischen. Auf der Speisekarte stehen Truite des Pyrénées (Pyrenäen-Forelle), Tartare de bœuf (Rindertartar) und Poulpe à la Galicienne (Oktopus)- mit spanischem Einschlag. Eine gute Adresse nach einem Nachmittagsspaziergang durch das Stadtzentrum und dem Besuch des Musée Pyrénéen im Schloss. Es zeigt viele Trachten aus Bigorre, Béarn und Couserans, sowie eine umfangreiche Sammlung von Kunsthandwerk und ausgestopften Tieren. Vom blühenden Schlossgarten aus hat man einen herrlichen Blick auf das Stadtzentrum. Noch weiter und eindrucksvoller wird das Panorama, wenn Sie mit der Seilbahn auf den Pic du Jer am Stadtrand fahren.

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Lourdes

Sie berühren den Felsen, füllen ihre Flaschen mit Quellwasser, warten darauf, in eines der Becken mit Weihwasser getaucht zu werden, zünden eine Kerze an. Dans l’esprit de Bernadette. (Im Geiste von Bernadette). Schließlich sieht man hier, was man glaubt, und deshalb soll die Erfahrung so umfassend wie möglich sein. Marie fasst es mit einer auffallenden Aussage zusammen. „Das Wasser ist de l'eau placebo. Es ist nicht von sich aus heilig, aber wenn man daran glaubt, kann es etwas bewirken“. Das ist das perfekte Stichwort, um das Heiligtum hinter sich zu lassen und den Ort zu erkunden.

Religionskitsch und Rosenkränze Das Zentrum von Lourdes liegt bei der Oberburg und hat zwei Hauptstraßen: die touristischere Rue de la Grotte und die gemütlichere Rue du Bourg. Um mit der ersten Straße zu beginnen: Hier ist nicht alles Religionskitsch. Das Monastère des Clarisses beherbergt fünfzehn engagierte Nonnen. Seit 35 Jahren verkauft Schwester Marie aus Fatima, Portugal, im Klosterladen handgefertigte Rosenkränze. Für 35 Euro können Sie einen einzigartigen Rosenkranz erwerben, der in fünf Stunden Arbeit von Frauen geknüpft und gefädelt wurde. Und wenn

Schaut man sie freundlich an, gewährt Schwester Marie gerne einen Blick in die Kapelle nebenan man sie freundlich anschaut, gewährt Schwester Marie fast automatisch einen Blick in die angrenzende Kapelle. Und sie singt. In der Rue du Bourg 79 befindet sich die Librairie Catholique Internationale Christ Source de Vie, ein Muss für jeden Liebhaber religiöser Belletristik und Kuriositäten. Die Regale sind bis unter die Decke mit Büchern, DVDs, Ikonen, Klosterfiguren und Weihnachtskrippen gefüllt. Der Eigentümer David navigiert geschickt mit seiner kleinen Leiter zwischen den Regalen und zieht ein Buch heraus. Er bläst den Staub vom Umschlage und geht damit zum Tresen zurück. „Celui-ci?“ (Dieses hier?) Die Dame, die auf ihn wartet, nickt erfreut. Dies ist einer dieser kleinen Läden, die es immer geben wird

Eklektischer Luxus Unser Streifzug durch das Stadtzentrum bringt noch etwas anderes zutage. Zunächst springt die imposante Belle-Époque-Fassade des Grand Hôtel Moderne (Avenue Bernadette Soubirous 21) ins Auge. Neugierig geworden, gehen wir hinein und kommen mit dem energischen italienischen Besitzer Joseph ins Gespräch. Das Hotel des Architekten Jean-Marie Lacrampe aus dem späten 19. Jh. entpuppt sich als erstes Luxushotel von Lourdes. Und Luxus in der Belle Époque bedeutete Warmwasser, Telefon und Aufzug. Es ist regelrecht ein Museum. In den hohen Räumen dominiert ein › eklektischer Stil aus klassischem Barock und

Links: Schwester Marie im Laden des Clarissen­ klosters. Diese Seite: eine Pause vom Flanieren gegenüber der Mariä­Empfängnis Basilika; das Quellwasser, das Maria Bernadette zeigte, labt bis heute die Pilger.

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Wer denkt bei Lourdes schon sofort an Golfspielen und anderen Luxus?

Das Luxus Spa von Hotel Belfry; eine der prächtigen Fassaden im Herzen von Lourdes.

Mit Dank an: Atout France. Destination Occitanie: tourisme-occitanie.com. Hautes-Pyrénées Tourisme Environnement: tourismehautes-pyrenees.com. Fremdenverkehrsbüro Lourdes: lourdesinfotourisme.com

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Rokoko. Auch im Speisesaal mit den feinen Tischtüchern und den originalen Thonet-Stühlen (alle sechs Monate werden die empfindlichen Bezüge ausgetauscht) ist die Handschrift des Jugendstilkünstlers Louis Majorelle deutlich zu erkennen. Die Zeit steht hier still. Alle Silberwaren sind signiert, das Sèvres-Porzellan atmet die Atmosphäre einer anderen Welt. Der grüne Marmor des Kamins stammt aus dem Bergdorf Sarrancolin. Es ist derselbe exklusive Marmor, der auch das Schloss von Versailles ziert. Der erste Besitzer des Hotels, Jean Soubirous, war der Cousin von Bernadette.

Lourdes-de-luxe Ist dies vielleicht das andere Lourdes, das wir noch nicht kennen? „Lourdes hat tatsächlich eine überraschend andere Seite“, bestätigt Hotelbesitzer Joseph. Und dass es tatsächlich mehr gibt als eine Flasche Eau de Lourdes, wird klar, als wir das andere Luxushotel besuchen. Der Belfried (Rue de

la Grotte 66) ist rundum modern. Die geräumigen Suiten bieten einen Blick auf das Heiligtum und die umliegenden Hügel. Und im schicken Badezimmer mit freistehender Badewanne und Doppeldusche wartet eine wunderbare Auswahl an Pflegeprodukten von Acqua di Parma auf den Gast. Das Restaurant arbeitet mit einem Michelin-Sternekoch aus Paris zusammen, also sind die Gerichte exquisit. Wer einfach nur entspannen oder neue Energie tanken möchte, kann das Spa mit Hallenbad, Whirlpool, Hamam, Sauna und Fitnessraum nutzen. Das Hotel ist ein idealer Ausgangspunkt, um die Umgebung zu erkunden: die Pyrenäen, den Pic du Midi, Cauterets. An der Rezeption wird man Ihnen gerne die Möglichkeiten darlegen. Wer denkt schon bei Lourdes sofort an Golf? Nur drei Kilometer vom Zentrum entfernt, liegt in Richtung Pau der Lac du Lourdes. In dem Naturschutzgebiet am See können Sie herrlich Golf spielen - im Sommer umgeben von einer Explosion blühender Hortensien und im Winter in einem Meer von Mimosen. Die einzigen anderen Geräusche kommen von den Schlägen, den Vögeln und den Kuhglocken der schottischen Hochlandrinder. Wenn Sie genau hinschauen, können Sie von Loch Nummer 4 aus die Spitzen des Heiligtums sehen. Ein entferntes Kleinod, dem man in Lourdes nicht die alleinige Aufmerksamkeit schenken sollte. Denn Lourdes ist viel mehr als sein Ruf. Zumindest, wenn man daran glaubt. ■



Zurück zu den Wurzeln In Aix-en-Provence steht in den kommenden Monaten das Werk des Malers Raoul Dufy (1877 – 1953) im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit im Hotel de Caumont. Damit kommen seine Werke, die überwiegend im Museum für Moderne Kunst in Paris hängen, zurück an einen der Orte, die Dufys inspiriert haben. Denn der Künstler ließ sich von der Normandie, Paris und der Provence zu seinen Arbeiten anregen. Sein Stil liegt zwischen dem Impressionismus, dem Kubismus und dem Fauvismus. In der Ausstellung beleuchten Aquarelle, Gemälde, Zeichnungen und Keramikobjekte das Schaffen des Franzosen, ein besonderes Augenmerk gilt dem Einfluss von Cézanne auf Dufys Werk. „Raoul Dufy L‘ivresse de la couleur” Aix-en-Provence, bis 18. September caumont-centredart.com

Kulturtipps VON RALF JOHNEN UND ANNEKE WARDENBACH

Grande Fête Française Tanz, Chansons und Delikatessen - drei Tage lang regiert französisches Lebensgefühl in Düsseldorf. Den Termin sollten sich Frankreichfreunde unbedingt in den Kalender schreiben, denn unter dem Motto „Vive la France“ gibt es rund um den Burgplatz, im Rathaus und an der Rheinpromenade einen großen französischen Markt für landestypische Produkte wie Weine und Nahrungsmittel, Highlights wie eine Nachbildung des Eiffelturms und eine große Vielfalt französischer Gerichte. Auch dazu gehören ein buntes Kulturprogramm mit Konzerten und Gewinnspielen sowie die bekannte Oldtimerrallye Tour de Düsseldorf. Es ist das größte Fest seiner Art und erstreckt sich über einen Kilometer am Rheinufer. Erwartet werden 100.000 Besucher. Frankreichfest Düsseldorf, 1.–3. Juli 2022 Mehr Infos unter: destination-duesseldorf.de/ veranstaltungen/ frankreichfest

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Stilechte Lausbuben Der kleine Nick, der Held des französischen Kultcomics von Texter Goscinny und Zeichner Sempé, ist mit seinem neuen Abenteuer wieder zurück auf der großen Leinwand – und zwar unverkennbar im Stil der Originalcomics. Drehbuchautor und Regisseur Julien Rappeneau („Im Namen meiner Tochter“) schuf ein neues Abenteuer für Nick und seine Freunde. Eine ganze Riege bekannter französischer Stars und Charakterdarsteller wie Jean-Paul Rouve („Das Leben ist ein Fest“) und Audrey Lamy („Der Glanz der Unsichtbaren“) als Mama und Papa oder in Nebenrollen Grégory Gaudebois („Á la Carte!“) und Pierre Arditi („Die schönste Zeit unseres Lebens“) sowie die neu gecasteten Kinderdarsteller machen aus dieser gelungenen Neuverfilmung ein fröhliches Kinoerlebnis für die ganze Familie. Kinostart 2. Juni 2022: Der Kleine Nick auf Schatzsuche


© ADAGP Paris

Hypnothisches Spiel der Farben Nahe Paris treffen zwei große Künstler des 20. Jahrhunderts aufeinander. Die Ausstellung Monet/Rothko im Musée des Impressionnismes in Giverny bietet die Erfahrung eines außergewöhnlichen Dialogs zwischen den Werken von Claude Monet und Mark Rothko. Zu sehen sind die späten Gemälde des Meisters des Impressionismus und die rätselhaften Farben des amerikanischen Künstlers. Zwischen dem Meister des Impressionismus und dem Meister der Farbfeldmalerei lassen sich zahlreiche Verbindungen feststellen. „Monet/Rothko”, Le musée des impressionnismes Giverny, bis 3. Juli, mdig.fr

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Chansons Leidenschaft, Melancholie und Lebensfreude aus Frankreich

Kulturtipps

Oben: Georges Brassens, The Supermat, Jane Birkin und Serge Gainsbourg, Benjamin Biolay, Edith Piaff mit Begleitung.

GEWINN

AKTION

„Das Chanson ist wohl eine der französischsten Kulturdisziplinen überhaupt“, sagt der Autor und Publizist Olaf Salié. Er ist ein Frankreichfreund und Kenner der französischen Kultur. Insgesamt hat der heutige Berliner zwei Jahre in Frankreich gelebt, die meiste Zeit davon in Paris. Seine besondere Leidenschaft gilt dem französischen Chanson. Nun nimmt er als eine Art Reiseleiter den Leser mit ins Land des Chansons, das so groß ist, wie dieser Prachtvolle Bildband selbst. Auf 240 Seiten und anhand von fast 200 Fotos erzählt er, was das französischen Chanson so anders macht als das Werk der Liedermacher wie Bierman, Baez oder Mey. Er berichtet verträumt von den Café-Concerts und tischt Anekdoten auf. Schön ist, dass das Buch nicht „nur“ die altbekannten Bühnengrößen einordnet, sondern auch einen Blick auf die Gegenwart wirft. Größen wie ZAZ oder Benjamin Biolay halten das Erbe von Piaf, Aznavour und Brel lebendig und tragen es in die Zukunft. Der französische Staat hält mit einer offiziellen Quote schützend die Hand darüber: 40% der im Radio gespielten Lieder müssen französischer Herkunft sein. Damit ist dieses Buch ein wunderschönes Porträt Frankreichs, gesehen durch die Brille der Liedermacher, Sänger, Dichter und Musikproduzenten. Denn wie die Mode und der Wein gehört das Chanson zu den nationalen „Heiligtümern“ Frankreichs. Liebe und Revolution, Nostalgie und Heimat, der Spott für die Bourgeoisie und natürlich immer wieder Paris – so in etwa lassen sich die Leitmotive des französischen Chansons zusammenfassen. Liegt der Bildband erst einmal auf dem Wohnzimmertisch, ist es schwierig, nicht ab und zu darin zu schmökern und immer mal wieder eines der erwähnten Lieder zu hören. Wer aktuell informiert bleiben möchte über französischsprachige Musik, dem sei die Website „What the France“ (whatthefrance.org) empfohlen. Olaf Salié Chanson Prestel Verlag € 50

Gewinnspiel: Wir verlosen unter unseren Lesern einige Exemplare dieses wunderbaren Buches. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, kann sich unter nachfolgendem Link frankreichmagazin.org/gewinnspiel nach den Konditionen erkundigen.

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CHARLES LACOSTE, D’OMBRE, 1896, HUI PARIS, MUSÉE D’OR © RMN-GRAND PALA D’ORSAY) - HERVÉ L

Le Havre

Le Havre: een havenstad, jong, modern, gewaagd en open-minded, om te ontdekken en herontdekken.

Zo laat de tentoonstelling ‘Nuits électriques’ in het MuMa (Musée d’Art Moderne André Malraux) zien hoe

PLAGE LE HAVRE UP#3 LANG ET BAUMANNBARBARASTEPHAN

Salon ©Hilke Maunder - OTAH

Of kom genieten van de frisse buitenlucht op de rotsen van Etretat, probeer watersporten als paddle, kayak en catamaran of proef het goede van de boerderij: kaas, room, cider, calvados. Ontdek de land-art in de tuinen van Etretat, voordat je een bezoek brengt aan het huis van gentleman-inbreker Arsène Lupin. © Balkenhol15-3 Monsieur Goéland

Die thema’s zijn: van de ‘roman policier’ tot dans en van de operettes van Offenbach tot Dixieland-jazz, van wereldmuziek tot klassiek en van het circus tot natuur en tuinen. Ze vinden allemaal plaats tegen een indrukwekkend decor: rotsen, een oude vesting, een kasteelpark of een abdij. Kortom, genoeg te beleven in onze regio.

impressionisten als Monet, Pissarro, Bonnard, Toulouse-Lautrec, Steinlen, Vallotton en Vuillard kunstlicht vertaalden naar hun schilderijen. Vanaf juni Entdecken Sie die Hafenstadt kun je ‘Un été au Havre’ beleven, een Le Havre: jung, erg originele manier ommodern, de stad met mutig und aufgeschlossen. zijn verbazingwekkende en unieke architectuur (Werelderfgoed van de UNESCO) te ontdekken aan de hand van hedendaagse installaties in het hart van de stad. Las een tussenstop in om het appartement van stadsarchitect Auguste Perret te zien, met het design van de jaren vijftig van de vorige eeuw. En drink iets bij café-restaurants als Le Grand Quai of Au Bout du Monde, magische hotspots met zicht op zee. Eglise Saint-Joseph ©Ludovic Maisant

Een grote variatie aan landschappen, een rijke geschiedenis, een bijzonder erfgoed en meer dan vijftien festivals met allerlei thema’s.

Catène ©Philippe Bréard

Jardins Suspendus ©Patrick Boulen

LES JARDINS D‘ÉTRETAT © VINCENT RUSTUEL

Das Manhattan an der normannischen Küste ist ein legendärer Ort

www.lehavretourisme.com/nl

Le Havre ist eine lebendige Stadt, in der Sie Werken von Auguste Perret, Oscar Niemeyer, Jean Nouvel und von Claude Monet oder Eugène Boudin begegnen. Entdecken Sie die Hängenden Gärten sowie einen japanischen Garten! Oder verlieren Sie sich mitten in LF2020_2_LeHavre.indd 1 der Stadt auf einer Treppenstraße, wo Sie per Seilbahn oder auf dem Fahrrad auf Kunstwerke stoßen.

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e Havre gilt als Wiege des Impressionismus: Die Stadt vereint das Blau des Meeres und das Grün der Gärten mit dem Altrosa und Goldbraun der Gebäude aus der Zeit des Wiederaufbaus, die zum Weltkulturerbe gehören. Le Havre aber ist auch eine Stadt der Architekten in idealer Lage am Meer. Auguste Perret hat ihr mit Beton, dem Baumaterial des 20. Jh., seinen Stempel aufgedrückt. Besuchen Sie seine Museumswohnung, um den Stil der 1950er Jahre zu verstehen, und nehmen

Sie sich Zeit für die monumentale Kirche Saint-Joseph. Auf keinen Fall aber dürfen Sie sich die Bibliothek von Oscar Niemeyer und die Silhouette von Le Volcan entgehen lassen. Und dann wäre da noch der Schwimmbadkomplex von Jean Nouvel, in dessen Bäder Sie eintauchen können. Le Havre aber hat auch Natur zu bieten. Der auf einer Anhöhe gelegene Wald etwa bildet die grüne Lunge der Stadt, hinzu kommen ein Park am Stadtrand, die Hängenden Gärten und ein exotischer japanischer Garten. Dabei ist die Hafen-

stadt ein Schmelztiegel der Geschmäcker. Das zeigt sich in den Brasserien mit Meeresfrüchten in den Auslagen oder in Sterne-Restaurants. Obwohl Le Havre betont modern ist, hat es auch historische Schätze zu bieten: Die Kathedrale und die ehemalige Residenz Maison d'un Armateur bilden gemeinsam mit den Herrenhäusern am Meer einen schönen Kontrast zu den modernen Gebäuden. Le Havre aber ist auch eine Stadt des Lichts und der Farben: Das am Hafen gelegene Museum Muma beherbergt die zweitgrößte Impressionistensammlung Frankreichs mit Werken von Monet und Boudin. Und dann wäre da noch der über zwei Kilometer lange Strand, wo Sie den Tag in einem Lokal ausklingen können lassen. All dies sind gute Gründe, um nach Le Havre zu fahren. Doch aufgepasst: Wer für einen oder zwei Tage kommt, wird länger bleiben wollen.

www.lehavre-etretat-tourisme.com/de/

11-02-2020 14:11:4


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Le Pique�

Familienvilla in der Toskana Frankreichs Ein baufälliges Bauernhaus im Departement Tarn-et-Garonne verwandelten Moniek und Bram Drexhage in eine stilvolle Ferienvilla. Tout comfort, mit viel Charme und urigen Fundstücken aus Antikläden und Flohmärkten. Jeden Sommer finden hier die „Piquepianischen Spiele“ statt. TEXT MIRJAM ENZERINK UND FABIAN TAKX PRODUKTION COCO FEATURES FOTOS GEA LAAR STYLING WIENEKE JANSSEN

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M

oniek (60) und Bram (66) Drexhage verbringen jedes Jahr einige Monate in Südfrankreich. Im Sommer 2001 stießen sie bei einem Spaziergang zufällig auf Le Piquet, ein baufälliges Bruchsteinhaus von 1799. „Es war kaum mehr als vier Wände und ein undichtes Dach“, erinnert sich Moniek. „Ein einziges großes Durcheinander“, so beschreibt es Bram. „Das Haus stand noch und die Wände waren gerade, aber das Dach war halb eingestürzt und der Boden des Dachbodens völlig verrottet. Es gab keine Toilette, aber draußen war ein Wasserhahn mit fließendem Wasser. Ich glaube nicht, dass viele Leute das Potential gesehen hätten.“ „Aber die Lage war wunderschön“, erinnert sich Moniek, „in den Hügeln bei Roquecor im Departement Tarn-et-Garonne. „Die Toskana Frankreichs, sagen wir manchmal. Zu unserer Überraschung stand das Haus für nicht allzu viel Geld zum Verkauf. Wir haben dann mehr oder weniger spontan beschlossen, es zu kaufen.“ Bram erzählt, wie sie über einen örtlichen Werkstattbesitzer den Eigentümer fanden, der seit etwa sechs Jahren nicht mehr dort wohnte. Sie beauftragten einen örtlichen Architekten und ein französisches Bauteam und verwandelten Le Piquet Schritt für Schritt in ein helles und luftiges Ferienhaus. Sie

konnten im Sommer 2003 einziehen, denn es dauerte ein Jahr, um die Genehmigungen zu erhalten, und es musste erst viel entkernt und geräumt werden. Sie fanden mindestens tausend alte Flaschen, die von den Vorbesitzern stammten, die hier und da Trauben anbauten und daraus Wein kelterten. Sie fanden sogar 50 Jahre alte Gläser mit Confit de Canard (eingekochte Ente). „Wir haben uns wie echte Schatzsucher gefühlt“, sagt Moniek.

Alte Seele Sie bauten das Haus umfassend um, erhielten aber dessen „alte Seele“. Moniek: „Es war uns wichtig, die Atmosphäre des Hauses zu bewahren. Wir ließen bewusst die ursprüngliche Einteilung unverändert. ›

TARN-ETGARONNE

Unten: authentische Fliesen in der Form von Bienenwaben auf dem Küchenfußboden. Links: die Veranda mit Hängesesseln mit Schaffellen ist ein Lieblingsplatz.

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Sie fanden sogar 50 Jahre alte Gläser mit Confit de Canard „Wir haben uns echt wie Schatzsucher gefühlt“

Oben: Moniek hatte eine eigene Cateringfirma und verwöhnt ihre Gäste jetzt mit den schönsten Gerichten. Links: Originaler Kaminsims aus Sandstein mit den Hörnern eines Kudu und anderen Flohmarktfunden.

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Das Haus hatte zum Beispiel einen langen Korridor in der Mitte, den ich liebe. Aber wir brauchten auch einen Platz für eine Toilette, die war noch nicht angelegt. Den Flur dafür aufzubrechen war uns zu schade. Gemeinsam mit dem Architekten haben wir dann einen Plan für das Bad im Anbau neben der Küche erstellt. Das hat wirklich gut funktioniert.“ Die große Küche im Haupthaus ist ein echter Treffpunkt. Im Winter versammelt sich die Familie um das Feuer unter dem hohen Sandsteinkamin mit Wein und guten Geschichten. Im Sommer spielt sich das Leben hauptsächlich draußen ab. Natürlich sind die Kinder inzwischen erwachsen, aber sie besuchen uns noch immer jeden Sommer treu, ebenso wie viele Bekannte und Freunde. Zu dieser Zeit finden laut Bram die „Piquepian Games“ statt, mit Aktivitäten wie Tauziehen, Sackhüpfen und „Schubkarrenschieben mit Wasser und Bällen darin“. „Wir haben acht Hektar Land. In den Niederlanden leben wir im Vergleich auf einer Briefmarke von 350 m2“, fügt Bram hinzu. „Deshalb spielen wir auch oft

im Wald Verstecken, vor allem mit den Kindern. Von den acht Hektar sind zwei als nutzbare Flächen eingestuft. Der Rest ist Friche, so nennt man Wald und bewaldete Ufer. Da gibt es Rehe und Wildschweine.“ Augenzwinkernd: „Für Fleischfresser ist es ein sehr gutes Gebiet.“

Loungen im Winter Die alte überdachte Terrasse war vollgestellt mit Baumaterialien. Sie wurde zu einer großen Veranda. Hier kann man sich im Schatten auf den Bänken und in den Hängesesseln entspannen. Sogar im Winter. „Das ist wirklich unser zweites Wohnzimmer. Letztes Weihnachten haben wir hier sogar zu Abend gegessen. Draußen war es mild und mit dem Kamin ist es schnell behaglich.“ Rund um das Haus hat das Paar üppige Blumenbeete angelegt. Vor allem die Rosen gedeihen auf dem schweren Lehmboden. Mehrere Sorten klettern bis auf das Dach, auch am ehemaligen Taubenschlag. Der alte Taubenturm mit Fachwerkmauern ›

Unten: die alte Terrasse wurde eine große Veranda mit Kamin. Folgende Seiten: Moniek und Bram kreierten erhöhte Beete mit Rosen, Kräutern und blühenden Stauden.

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dient heute als romantisches Schlafquartier. In der angrenzenden ehemaligen Scheune gibt es ein schönes helles Wohnzimmer mit Küche und ein zweites Schlafzimmer. Moniek: „Dieses Gebäude hatte keine Türen, als wir es gekauft haben. Das Licht fiel so schön herein; ich wollte diese Atmosphäre beibehalten. Mit Falttüren kann die Front nun vollständig geöffnet werden und gibt einen schönen Blick auf die Rosen im Garten frei.

Französische Fundstücke Das gemütliche Wohnzimmer im Haupthaus ist ein echtes Winterzimmer. Unter dem originalen Kaminsims lodert dann das Feuer. Die Möbel im Wohnzimmer begleiten Moniek schon ihr ganzes Leben lang. Wie die große Holztheke, die einst den Laden ihrer Eltern schmückte. Hier dient sie als Dressoir für schöne französische Fundstücke wie alte Weingärungsflaschen und Krüge. Auch in den anderen Räumen des Hauses tragen Glücksfunde vom Flohmarkt zur rauen, ländlichen Atmosphäre bei. „Im Sommer gehe ich jeden Sonntag auf die Flohmärkte. Die Suche nach schönen alten Dingen ist mein Hobby. Vor allem, weil sie in diesem Haus so gut zur Geltung kommen.“ Moniek sucht ihre Möbel und Accessoires nach Gefühl aus. Sie haben fast immer weiche Naturtöne, gelegentlich sind sie Flaschengrün. „Ich liebe diese Nicht-Farben, sie passen einfach zu mir. Und das alles lässt sich sehr gut kombinieren.“ Ein paar Monate im Jahr genießt die Familie die französische Lebensfreude in Le Piquet. „Freunde, die hier wohnen, öffnen die Fensterläden für uns, wenn wir auf dem Weg hierher sind. Als Erstes gehen wir dann durch den Garten um zu sehen, ob die Seerosen schon offen sind und welche Zwiebeln blühen. Der Frühling ist

Der Frühling ist hier besonders schön, denn dann blühen die Obstbäume hier besonders schön, denn dann blühen die Obstbäume.“

Ländliche Gegend Favorit sind die langen Sommer. Vor allem, wenn die Kinder zu Besuch kommen und Freunde mitbringen. „Das Schöne an diesem Haus ist, dass es etwas abgelegen ist. Hier sind wir wirklich beisammen. Wir frühstücken gemeinsam, machen lange Spaziergänge, spielen Spiele und kochen. Darüber hinaus gibt es hier so viele schöne Erinnerungen. Sie machen diesen Ort zu einem sehr lieben und warmen Familienhaus. Obwohl Moniek und Bram jetzt die Zeit dafür hätten, wollen sie nicht dauerhaft in Frankreich leben. „Wir mögen beides: die Hektik in den Niederlanden - mit unseren Kindern - und die Ruhe und das Leben im Freien hier in Frankreich. Das Beste aus beiden Welten.“ ›

Die malvenfarbenen Fensterläden hat sich Moniek bei einem Haus in der Nachbarschaft abgeguckt, ursprünglich waren sie dunkelrot.

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„Das Schöne ist, dass dieses Haus etwas abgelegen ist“ Bram genießt besonders die Natur und die Ruhe in Frankreich. Allerdings gibt es viele neue Hauskäufer aus den französischen Städten, die durch die Pandemie la campagne entdeckt haben, und zunehmend auch Nordeuropäer. Aber es ist immer noch eine schöne ländliche Gegend mit Sonnenblumenfeldern, Äckern und einer hügeligen grünen Landschaft. In Cahors gibt es einen kräftigen Landwein mit vielen Tanninen, der lokale Pflaumenlikör heißt Pruneaux d'Agen, und sonntags findet immer ein Bauernmarkt statt. Städte wie Toulouse und Bordeaux sind 100 bzw. 150 Kilometer, die Dordogne 80 Kilometer entfernt. Das nächstgelegene Dorf, Roquecor, dagegen nur etwa 800 Meter. Dort gehen sie gerne im Café du Centre essen. Etwas weiter entfernt liegen Dörfer wie Moissac oder Lauzerte, wo es ebenfalls ein gutes Restaurant gibt, L'Étincelle. Für Radfahrer ist es ein ideales Gebiet, und für Abenteurer hat Bram „ein paar Crossmotorräder und zwei Méhari's“, offene Freizeitautos auf Basis des 2CV.

Wohnen in einer alten Wassermühle Häufig haben Bram und Moniek Le Piquet vermietet, aber seit ein paar Jahren halten sie es lieber für sich und ihre Freunde frei. Gäste kommen jetzt in einer umgebauten Wassermühle unter - mit großem Schwimmbad, bei Beauville im Departement Lot-et-Garonne. moulincalbel.com

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Ohnmacht und Macht Laura, bildschön und Anfang 20, ist in die Bretagne zurückgekehrt, wo sie Job und Wohnung sucht. Als der Bürgermeister persönlich bei seinem alten Freund im Casino ein gutes Wort für sie einlegt, bleibt dies nicht ohne Folgen, denn es sind noch einige alte Rechnungen offen in der kleinen Stadt am Meer. So nimmt diese Tragödie um Sex, Macht, Schicksal und Gerechtigkeit ihren Lauf. Tanguy Viel (Bretagne 1973) macht das Me-too-Thema konkret, indem er es in die Provinz verschiebt. Der Roman war für den Prix Goncourt nominiert und wurde nun ebenso wie seine vorherigen Bücher von Hinrich Schmidt-Henkel ins Deutsche übertragen. Das Mädchen, das man ruft Tanguy Viel Verlag Wagenbach € 20

Auslese

Auf dem Sofa nach Frankreich reisen VON ANNEKE WARDENBACH

Fabelhaftes Kino in Paris

Paris und das Kino! Keine Stadt Europas hat mehr Lichtspielhäuser, kaum ein Land verehrt die »siebte Kunst« so leidenschaftlich. Wandeln Sie mit diesem inspirierenden Kulturführer auf 21 Spaziergängen über die breiten Avenues und nächtlichen Boulevards der Filmstadt, lesen Sie von berühmten Schauspielerinnen und Regisseuren, von Dreharbeiten an der Seine und verträumten Kinos. Mit übersichtlichem Stadtplan, vielen Filmtipps, Geschichten und Anregungen zur Entdeckung.

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Christine Siebert PARIS UND DAS KINO

Die Seele der Stadt in cineastischen Spaziergängen. Mit diesem Konzept lädt die Autorin dazu ein, Paris neu zu entdecken und sich dem Mythos der Filmstadt zu nähern. Unterhaltsam und PARIS Christine Siebert informativ macht ihr Kulturreiseführer UND DAS KINO ein Jahrhundert Kino- und Die Seele einer Stadt in cineastischen Stadtgeschichte lebendig. Beginnend Spaziergängen bei der Erfindung des Kinos durch die Brüder Lumière 1895 bis zur heutigen Zeit. Leser entdecken Originaldrehorte, begegnen den „Liebenden von Pont Neuf“ und können sich in das rote Plüsch der Kinosessel flüchten. Mit Stadtplan, Register und Übersicht über Spaziergänge, Filme und Kinos. Christine Siebert, Paris und das Kino HENSCHEL Henschel Verlag €22

Stieftochter Napoleons Es ist ein bewegter Lebenslauf mitten in der Geschichte Frankreichs: Hortense lebt als Kind im revolutionären Paris, ihr Vater stirbt auf dem Schafott, ihre Mutter heiratet dann den exzentrischen Napoleon Bonaparte. Sie selbst muss Napoleons jüngeren Bruder Louis ehelichen und wird so Königin der Niederlande und Mutter des späteren Napoleon III. Sie verschafft sich Raum zum Atmen, indem sie Klavier und Harfe spielt, singt und zeichnet. Später wird sie begeisterte Bergsteigerin in den Pyrenäen. Auf Grundlage der Memoiren Hortenses sowie vieler Zeitzeugen zeichnet die Autorin in diesem Roman das Leben von Napoleons Stieftochter nach. Chris Inken Soppa, Hortense de Beauharnais. Ein Leben im Schatten Napoleons. Südverlag € 24


Französische Kolonialzeit David Diop (Paris 1966) wurde mit seinem Roman „Nachts ist unser Blut schwarz“ als literarische Sensation gefeiert. Er erhielt den Prix Goncourt und den International Booker Prize 2021. In diesem neuen Roman erzählt er die Lebensgeschichte des Botanikers Michel Adanson (1727– 1806), der als erster weißer Naturforscher den Senegal bereist. Im Mittelpunkt steht die Liebe von Adanson zur Heilerin Maram, zugleich erzählt er subtil die Geschichte der Sklaverei. Damit wirft er auch ein neues Licht auf die Aufklärung und ihre gefühllose Rationalität: „Klassifizieren, ordnen und einteilen ist nicht dasselbe wie Kennen“, so der Autor im Interview. Reise ohne Wiederkehr oder Die geheimen Hefte des Michel Adanson David Diop Aufbau Verlag, € 22

Lebenshungrig Eine bewegende Familiensaga über die Geburt des Feminismus und drei lebenshungrige Schwestern – das klingt nach schwerer Kost, ist es aber nicht. Denn dieser Roman stammt aus der für ihre Leichtigkeit bekannten Feder der Pariser Autorin Véronique Olmi (*1962). Darin erleben drei aus der Provence stammende junge Frauen Paris in der stürmischen Zeit des Protestes, der freien Liebe und des aktiven Feminismus. Sie durchleben die Höhen und Tiefen des gesellschaftlichen Umbruchs der 1970er Jahre, der uns bis heute prägt. Die Ungeduldigen Véronique Olmi Aufbau Verlag € 24

Erinnerungen an Karl Lagerfeld

Französisch ist Musik! Künstlerporträts und Chansons mit Übungen zum Erlernen der französischen Sprache. Damit ist das Themenheft der Sprachzeitung für Frankreichfreunde sicherlich interessant, denn es stellt zwölf Sängerinnen und Sänger von Edith Piaf bis Pomme vor. In den anschließenden Übungseinheiten wird jeweils ein Stück der Künstler näher beleuchtet. Die Bandbreite der Lieder reicht von Liebe über Heimatverbundenheit bis hin zu gesellschaftlichem und politischem De Piaf à Pomme Engagement sowie der deutschfranzösischen Freundschaft. Chanson, rap & Co De Piaf à Pomme Die Sprachzeitung Die Sprachzeitung t h e m e n h e Verlag Schünemann € 24,90 • Niveau B2 – C2 /gymnasiale Oberstufe, Abiturvorbereitung

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Als Fahrer, Leibwächter, Assistent, Vertrauter und enger Freund hat Sébastien Jondeau 20 Jahre an der Seite des Modeschöpfers Karl Lagerfeld verbracht. 1999 lernen sich das Arbeiterkind aus der Pariser Banlieue und der weltberühmte Modemacher kennen. Fortan fliegt der junge Mann mit ihm in Privatjets zu den wichtigen Modeschauen in New York oder Mailand, er begleitet ihn in seine Luxusvillen und lernt die internationale Prominenz kennen. 2005 schließlich wird Jondeau zum Gesicht der Herrenkollektion Lagerfelds, in dessen Firma er bis heute aktiv ist. In diesem Buch erinnert sich Jondeau an den schillernde Modezar, der für ihn auch eine Vaterfigur war, und erzählt von den gemeinsamen Jahren. Ça va, cher Karl? Sébastien Jondeau Insel Verlag € 18

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URLAUBSLEKTÜRE Sommerzeit ist Krimizeit!

Drei neue Bücher voller Spannung und Spürnasen mit französischem Flair.

1 Düstere Provence Eigentlich wollte Capitaine Malbec das Wochenende am Mittelmeer verbringen, doch ein Leichenfund in einem abgeschiedenen provenzalischen Bergdorf macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Tote – ein kunstliebender Deutscher, der das Dorf vor Jahrzehnten als Ruine erworben und mühsam wieder aufgebaut hatte – war allseits beliebt. Oder doch nicht? Nacheinander geraten Lebenskünstler, Schatzsucher und Immobilienmakler unter Verdacht, ehe der Fall eine überraschende Wendung nimmt. Späte Rache im Luberon Ralf Nestmeyer Verlag € 12

Auslese 2 Mörderische Bretagne Zwei Tote werden an die bretonische Küste geschwemmt. Es sind Flüchtlinge aus dem berüchtigten Lager in Calais. Was für die Küstenwache zunächst Routine scheint, wird zu einem politischen Fall, als ein verschollenes Segelschiff auf dem Meeresboden geortet wird. Dabei stößt der Ermittler auch noch auf Teile seiner eigenen Geschichte, die er gerne vergessen hätte. Autor Christian Buder (*1968) lebt in der Bretagne. Der Dachs Christian Buder Verlag Aufbau € 18

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3 Kopfzerbrechen im Périgord „Drei Schädel zogen ihn in ihren Bann“. So beginnt der 14. Fall dieser legendären Krimireihe aus dem Périgord. Der britische Autor Martin Walker lebt dort und weiß wie kein anderer den Charme der Region zu beschreiben, während seine Hauptfigur Verbrechen aufklärt. Dieses Mal handelt es sich um einen alten Mordfall, bei dem die Leiche nie identifiziert werden konnte, bis das Prähistorische Museum in Les Eyzies seine Hilfe anbietet. Auch als Hörbuch erhältlich. Martin Walker Tête-à-Tête Verlag Diogenes € 25


Himmelsstürmer Was war eigentlich das Schwierigste am Bau des Eiffelturms? Wieso war er nur ein Provisorium und wieso steht der zierliche Koloss bis heute trotz des schlammigen Bodens aufrecht am Ufer der Seine? Diese Fragen beantwortet dieser romantische Kinofilm, der nun fürs Heimkino erscheint. Er nimmt die Zuschauer mit in das Frankreich kurz vor der Weltausstellung 1889 und erzählt - verflochten mit einer Geschichte über verbotene Gefühle und unerfüllte Sehnsucht - vom spektakulären Bau des Eiffelturms. Mit Romain Duris („Der Schaum der Tage“) und Emma Mackey („Sex Education“). Eiffel in Love – DVD/Blue-ray

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LLE 2022 PRÉSIDENTIE je t’aime, • Belgique-France, moi non plus

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Succès et polémiques au guide Michelin, bible de la gastronomie

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Aktuell in Revue de la Presse :

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DAS NÄCHSTE HEFT erscheint am 19. September. Freuen Sie sich auf u.a.:

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FOTO UMSCHLAG villefranche-sur-Mer, Cote d'Azur © MATO - Jennifer Cauli CHEFREDAKTION Cathelijne van Vliet REDAKTION Anneke Wardenbach, Ralf Johnen ARTDIRECTION Sefanja Nods LAYOUT Suzy Benjamin, Sander Buningh MITARBEIT Huib Afman, Hans Avontuur, Serena Caruso, Christine Cazon, Amélie Dufour, Mirjam Enzerink, Eugenie Goldschmeding, Jessica De Korte, Malou Lammertse, Mick Palarczyk, Paul Smit, Fabian Takx, Chantal van Wees, Anja Winter.

Prächtiges Mittelmeer Unterwegs an der Küste Südfrankreichs: Die schönsten Strände und die besten Insider-Tipps.

HERAUSGEBER Daniëlle Wiersema VERLEGER Eugen van de Pas REDAKTION Tel. +31 20 5302570, redaktion@frankreichmagazin.org MARKETING Tel. +31 20 5302571, marketing@frankreichmagazin.org

Grüne Pyrenäen

Im spektakulärsten Teil der Berge, südlich von Pau, lockt das liebliche Aspe-Tal.

Feudales Burgund

Alle Schlösser sind gleich? Nein! Wie unser Besuch in der Weinregion zeigt, ist nichts weniger wahr und das beginnt schon bei den Bewohnern. 114 FRANKREICH MAGAZIN

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