Wirtschaft in Ostwürttemberg - April 2020

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Renditen der Bildung BERUFLICHE AUS- UND FORTBILDUNG BIETET BIS 60 HÖHERES EINKOMMEN ALS DAS STUDIUM

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IHK-STUDIE

Eine neue Studie der Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammern (BWIHK) zur Bildungsrendite belegt nun, dass Personen mit einer Berufsausbildung bis zu ihrem 37. Lebensjahr in der Regel mehr verdienen, als Absolventen mit einem Studium. Personen mit einer Fortbildung, also mit einem Meister-, Techniker- oder Fachwirtabschluss, verdienen im Durchschnitt bis zu ihrem 60. Lebensjahr gar genauso viel wie Arbeitnehmer mit einem direkten Hochschulabschluss im Anschluss zur Schulbildung. Personen, die erst eine Ausbildung und dann ein Studium absolvieren, verdienen etwa gleich viel wie die, die direkt nach dem Schulabschluss ein Studium absolvieren. Lediglich die Menschen und Arbeitnehmer, die ohne jegliche Berufsausbildung im Arbeitsleben stehen, verdienen weniger beziehungsweise am wenigsten. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie, die das Institut für angewandte Wissenschaft (IAW) in Tübingen über die Bildungsprofile von mehr als 12.000 Personen untersucht hat.

Die von den Baden-Württembergischen Industrie und Handelskammern in Auftrag gegebene Studie vergleicht die Verdienstmöglichkeiten einer Berufsausbildung, beruflicher Fortbildung, Hochschulbildung und Personen ohne Berufsabschluss. Der kumulierte Verdienst einer Person mit Ausbildung und anschließender Weiterbildung steht demnach am Ende des Erwerbslebens fast gleichauf mit dem von Personen mit Hochschulabschluss: nämlich bei etwa 1,4 Mio. Euro. Vorteil für die beruflich Aus- und Fortgebildeten: sie haben bis zum 60. Lebensjahr und somit während des größtenteils ihres Berufslebens, finanziell gegenüber den Akademikern die Nase vorn. Personen, mit Berufsausbildung ohne Fortbildung verdienen zwar rund 0,4 Mio. Euro

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Wirtschaft in Ostwürttemberg · 04 / 2020

weniger über das Erwerbsleben hinweg gesehen als Personen mit Hochschulabschluss, verfügen aber dafür bis zu einem Alter von 36 Jahren über mehr Geld. Die Studie zeigt über neue Untersuchungsansätze erstmals, in welcher Altersphase welche Personengruppen wie viel verdienen und betrachtet dabei, anders als bisherige Untersuchungen zu diesem Thema, nicht nur den höchsten Bildungsabschluss einer Person, sondern die gesamte Bildungsbiografie und die Entwicklung des individuellen Lebenseinkommens. Dabei wurde ersichtlich, dass Personen mit Meister, Techniker oder Fachwirtabschluss über ihr Erwerbsleben hinweg fast gleich viel und lange

Zeit zunächst mehr verdienen als Personen mit abgeschlossenem Hochschulstudium; und sie verdienen eben auch immer mehr als Personen ohne Fortbildungsabschluss, die eine Berufsausbildung absolviert haben. Ein interessanter Punkt ist auch, dass Personen die zunächst eine Berufsausbildung absolvieren und daran dann ein Studium anschließen, ebenso in den ersten Jahren mehr und im gesamten Erwerbsleben nicht weniger verdienen als die, die direkt ein Hochschulstudium nach dem Schulabschluss anstreben. Neben der beruflichen Fortbildung ist also auch das Studium bewusst erst nach der Ausbildung aufzunehmen, eine attraktive Möglichkeit, seine Berufung und Bildung zu vertiefen.


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