Wieviel Zeit hat das Polarmeer, Frau Arndt?
Dr. Stefanie Arndt ist Meereisphysikerin am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Auf ihren 14 Expeditionen in die Polarregionen kann sie seit nunmehr 12 Jahren beobachten, wie sich diese verändern. Ihr Forschungsobjekt, der Schnee auf dem Meereis, gibt der gebürtigen Berlinerin dabei Aufschluss über den voranschreitenden Klimawandel.
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Ich sitze auf einer Eisscholle im gefrorenen arktischen Ozean. Soweit mein Auge reicht, nichts als weiß. Wenn ich mir gedanklich vorstelle, wo ich auf dem Globus sitze, wird schnell klar: ganz schön weit weg vom Rest der Welt. Nächster bekannter Punkt in 100 Meilen Entfernung gen Norden: der Nordpol. Während ich hier sitze, trennen mich nur knapp 1,5 Meter Meereis vom über 4000 Meter tiefen Ozean darunter. Und genau hier liegt eines der großen Probleme. Noch vor 10 Jahren waren das 2 Meter, vor 20 Jahren sogar 2,5 Meter. Der Grund dafür, dass ich dem Eis fast beim Schmelzen zuschauen kann? Der Klimawandel. Denn dieser ist an keinem Ort der Erde so deutlich zu spüren wie hier in den hohen nördlichen Breiten. Seit Jahrzehnten beobachten wir hier nicht nur ein stetiges Dünnerwerden des arktischen Meereises, sondern auch die Fläche, die hier am Ende des Sommers noch gefroren ist, wird immer kleiner. In den vergangenen 40