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Suchen und Þnden, RŠuber und Ri$er

Gro§vŠter haben gro§e HŠnde und VŠter besitzen hinten keine Augen

KinderbŸcher: Verstecken, Schatzsuchen, RŠuber und Ri"er: Diese Themen sind in Kinderherzen unverwŸstlich. Aber auch die Beziehung zu Gro§eltern stellt einen Eckpfeiler in einem Kinderleben dar Ð sowie die Frage: Wer gehšrt dazu und wie lšst man Konßikte?

REZENSIONEN: KIRSTIN BREITENFELLNER

Gro§vŠter sind Vorbilder. Und Kinder lieben ihre Gro§vŠter. Deswegen ver mag es kaum zu verwundern, dass die klei ne Kati sich vornimmt, selbst ein Gro§ vater zu werden.

Das geht vorbei, denken die Erwachse nen. Aber Kati lŠsst sich davon nicht be eindrucken. ãWenn ich Gro§vater werde, kšnnen Gro§vater und ich beste Freunde sein und Gro§vaterdinge machenÒ, meint sie. Zum Beispiel Akkordeon spielen, Zit ronenbonbons verteilen und es nie eilig ha ben. Gro§vŠter haben gro§e HŠnde, Kati sucht sich FŠustlinge. Das mit den wei§en Haaren erweist sich allerdings schon als komplizierter.

Das junge Duo, das diese erfrischende Geschichte in die Welt gesetzt hat, stammt aus Lettland. Signe Viska mag Wortspiele und hat laut Verlagshomepage selbst immer ein paar Zitronenbonbons in der Tasche.

Elina Braslinas wilde Buntsti!striche illustrieren die unbŠndige, anarchische Fan tasie der kleinen Kati. KinderwŸnsche ge hšren ernst genommen und nicht verlacht, lautet die dahinterstehende pŠdagogische Botscha!. Denn PŠdagogik bedeutet auch, sich nicht andauernd unnštig einzumischen.

Signe Viska, Elina Braslina (Illustrationen): Kati will Gro§vater werden. atlantis, 32 S., ! 19,Ð (ab 4)

Vor RŠubern fŸrchtet sich jeder. Sie kommen in der Nacht und klauen al les, was nicht niet- und nagelfest ist. In dieser nachtblau illustrierten Geschichte braucht es dazu nur ein Wort: Pssst! Den Rest erzŠhlen die Bilder. Wie der RŠuber sich anschleicht, die Vase in seinen Sack steckt, die Treppen hinaufschleicht und selbst vor dem TeddybŠren keinen Halt macht. Aber halt! Da ist jemand aufge wacht. Gegen RŠuber helfen Hunde. Sie lassen sich nicht mit WŸrsten bestechen, sondern jagen die RŠuber davon, um sich dann selbst eine Wurst zu gšnnen. Pssst!

Die Bedeutung von Wšrtern, lernt man dabei, hŠngt auch davon ab, warum und wie man sie benutzt. Tini Malitius sei durch einen Zufall zum Illustrieren gekommen, liest man ganz vorne in diesem DebŸt. Was fŸr ein GlŸck!

Tini Malitius: Pssst. Eine RŠubergeschichte. Beltz & Gelberg, 48 S., ! 15,Ð (ab 3) R omana Romanyschyn und Andrij Les siw studierten an der Akademie der KŸnste in Lwiw und konzipierten unter ihrem Label Agra"a preisgekršnte Kin der- und ErwachsenenbŸcher. Auf Deutsch erschienen die KindersachbŸcher ãHšrenÒ und ãSehenÒ (2021, Gerstenberg). Das uk rainische VolksmŠrchen, das sie nun vor stellen, handelt von einem RŸbchen, das so gro§ wird, dass der Gro§vater es nicht al leine ernten kann. Nicht nur die Gro§mut ter, sondern alle menschlichen und tieri schen Hausbewohner mŸssen bei der Ernte helfen. 45 Millionen Menschen, lernt man aus dem Nachwort der †bersetzerin Kati Brunner, sprechen Ukrainisch. Mit diesem mit liebevollen Collagen ausgestatteten MŠrchen gelingt eine erste AnnŠherung an Sprache und Kultur des kriegsgebeutelten Landes.

Romana Romanyschyn, Andrij Lessiw (Illustrationen): Das RŸbchen. Ein MŠrchen aus der Ukraine. Ukrainisch/Deutsch. Baobab, 32 S., ! 21,50 (ab 4)

Gro§vŠter haben gro§e HŠnde und VŠter besitzen hinten keine Augen

Anne Hunter: Wo steckt mein kleiner Fuchs. Aladin, 40 S., ! 16,Ð (ab 2) Tom Gauld: Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin. Moritz, 40 S., ! 19,Ð (ab 4) Katerina Gorelik: Mister Maulwurf sucht einen Schatz. Thienemann, 40 S., ! 16,Ð (ab 4) Dieter WiesmŸller: Wenn Ri" er trŠumen. atlantis, 32 S., ! 19,Ð (ab 4)

Zu den Themen, die Kindern nie langweilig werden, gehšrt das

Von der New York Times ausgezeichnete BŸcher haben es hierVerstecken. Das geht schon in dem Alter los, wo Kinder nicht begreifen, dass sie gesehen werden, obwohl sie nichts sehen. Ob die in zarten Federstrichen auserzŠhlte Geschichte, deren Farbigkeit sich auf Hellblau und Fuchsrot beschrŠnkt, tatsŠchlich schon fŸr ZweijŠhrige verstŠndlich ist, sei dahingestellt. Versuchen kann man es auf jeden Fall. Die Geschichte ist simpel: Vater Fuchs sucht das FŸchslein Ÿberall: im Bau, auf dem Baum, im hohlen Baumstamm, hinter dem HŸgel, im Wasser, hinter den BŠumen Ð aber er kann es nicht Þ nden. Wie auch, wenn es sich immer hinter ihm au! Šlt. Auch Erwachsene vermšgen nicht immer zwischen dem, was sie sehen, und dem, was sie wissen, zu unterscheiden! zulande nicht schwer, Aufmerksamkeit zu erregen. In diesem Fall sind es vor allem die Illustrationen, die au" allen. Seine Protagonisten sind ein kleiner Holzroboter und eine Baumstumpfprinzessin, die von einer ErÞ nderin und einer Hexe ins Leben gerufenen Adoptivkinder des Kšnigspaars, die sŸ§, aber nicht perfekt sind. Im Bauch des Holzroboters wohnt eine KŠferfamilie. Und die Baumstumpfprinzessin ist nur tagsŸber ein MŠdchen. Nachts verwandelt sie sich in ihren Ursprung zurŸck. Hier nimmt die ebenso gewitzte wie unterhaltsame Geschichte einer Patchwork-Geschwisterliebe ihren Ausgang und hŠlt dabei allerlei Abenteuer parat. V on der russischen BilderbuchkŸnstlerin Katerina Gorelik erscheinen diesen Herbst gleich zwei BilderbŸcher auf Deutsch. ãSchau durchs FensterÒ im Insel Verlag befriedigt die Neugier darauf, was andere tun. Man wei§ nur, was man sieht! Mit ãMister MaulwurfÒ begeben wir uns auf eine Schatzsuche. Obwohl der keine Ahnung hat, wie so ein Schatz aussieht, beschlie§t er, einen zu suchen. Krone, Zepter und Siegelring, die ihm das Schlossgespenst zeigt, kann er nicht als solchen erkennen, auch nicht die Dukaten, die eine Piratenbande in einer Grotte versteckt hat. Nach einer langen Suche glaubt er, ihn gefunden zu haben: in einer Vorratskammer voller Essen. Seine Freunde wissen: Der Schatz, das ist der Maulwurf selbst! Fazit: Man sieht nur, was man wei§! D er Illustrator Dieter WiesmŸller hat zahlreiche Titelbilder fŸr die Magazine Spiegel und Stern gemacht, aber er schreibt auch: fŸr Kinder. Sein fŸn# es Kinderbuch packt das Thema Konß ikte mit so magisch-schšnen wie ironisch angehauchten Bildern in eine traumhafte Geschichte, bei der man Ð wie es bei Kindern ja o# vorkommt Ð nicht immer zwischen RealitŠt und Fantasie unterscheiden kann. Die Buben der Nachbarscha# verschanzen sich in ihrer Burg. Die ãanderenÒ dŸrfen nicht mitspielen. Sie versuchen alle Tricks, verwandeln sich mittels eines Zaubertranks in Prinzessinnen und in Drachen. Eine Chance bekommen die ãanderenÒ erst, als den Buben in ihrer Burg langweilig wird. Am Ende steht die Versšhnung. Zusammen macht es mehr Spa§!

†ber Konß ikte und wie man sie lšst

Eduard Altarriba erklŠrt den Krieg mit Worten und Bildern

ErklŠrungsbedarf in Sachen mangelnden Friedens gibt es derzeit genug. Eduard Altarriba stellt die Themen, um kriegerische Auseinandersetzungen besser begreifen zu lernen, anschaulich dar: mit einfachen und ansprechenden in den Farben Rot, Grau und Schwarz gehaltenen Illustrationen und dazu passenden kurzen Texten. Sie bieten ein RŸstzeug, um Ÿber die Entstehung sowie die Lšsung von Konß ikten nachzudenken.

Wer ist in einen Krieg involviert? Welche Akteure gibt es in der Weltpolitik? Welche Rolle spielen Wa" en und Geld dabei? Was unterscheidet Kriege von Revolutionen oder Terror? Und welche Folgen haben Kriege fŸr die Zivilbevšlkerung? Am Schluss erlŠutert Altarriba die Kriege in Syrien und der Ukraine. Ein Buch der Stunde aus traurigem Anlass.

Eduard Altarriba: Was ist Krieg? Beltz & Gelberg, 48 S., ! 16,Ð (ab 8)

Mauern stehen auch in Menschenkšpfen

BerŸhmte Mauern und wie man sie Ÿberwinden kann

Mauern habe auch gute Eigenschaften: Sie kšnnen jemanden beschŸtzen. Meistens werden sie aber gebaut, um jemanden auszusperren. Bogus Janiszewski hat bereits KindersachbŸcher Ÿber das Klima oder Viren vorgelegt. Sein ß apsiger Stil macht auch dieses schwere Thema gut konsumierbar.

Auf je einer Doppelseite wird eine berŸhmte Mauer abgehandelt Ð von der biblischen Mauer von Jericho Ÿber die chinesische und die Berliner Mauer bis zu Donald Trumps Grenzwall zu Mexiko. Wie kann man Mauern Ÿberwinden? Auch das wird hier auf je einer Doppelseite besprochen. Etwa durch Belagerung, ErÞ ndungen, List, Verrat oder Verhandlungen. Von Max Skorwider fetzig bebildert, bietet der Band Sto" fŸr Diskussionen Ÿber Grenzen, Konß ikte und deren †berwindung.

Bogus Janiszewski, Max Skorwider (Illustrationen): Mauern. Beltz & Gelberg, 62 S., ! 17,Ð (ab 10)

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