Das Heft – Ausgabe Nr. 6 (2021) – Schule 2030 – Bildung erneuern

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AUS DER PH

«BioSounds – Musik aus unserer Umwelt» In seiner Masterarbeit verbindet Samuel Marti Musik und Naturwissenschaften. In einer Projektwoche an der Schule Würenlingen sind Klangcollagen entstanden, in denen Phänomene aus der Natur hörbar wurden. Das Projekt wurde beim Wettbewerb «Funkenflug» ausgezeichnet. Aufgezeichnet von Marc Fischer

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Fächerverbindend zu denken und Potenziale auszuloten, sind für mich zwei grosse Anliegen. So ist die Idee entstanden, als Masterarbeit ein Projekt zu realisieren, das Musik und Naturwissenschaften verbindet: ‘BioSounds – Musik aus unserer Umwelt’. Das Ziel der Masterarbeit war die Konzeption, Erprobung und Evaluation einer Lernumgebung. Ich verfolgte dabei gleich mehrere Aspekte. Einerseits ging es darum Umweltprozesse und Umweltphänomene zu vertonen. Wo diese nicht hörbar gemacht werden können, wollte ich mit dem Projekt einen ästhetischen Prozess bei den Schüler*innen in Gang setzen. Sie sollten sich überlegen, wie man die unhörbaren Dinge in der Klangcollage vertonen könnte. Weiter ging es darum, die musikalischen, naturwissenschaftlichen und technischen Kompetenzen der Schüler*innen zu fördern und sie für Umweltphänomene zu sensibilisieren und zu begeistern. Umsetzen konnte ich das Projekt im Rahmen einer Projektwoche mit einer 6. Klasse der Primarschule Würenlingen. Da das Projekt zu Coronazeiten entstand und lange unsicher war, ob es wirklich in Präsenz durchgeführt werden kann, habe ich eine digitale Version der Projektwoche mit Themen und Anleitungen auf der frei zugänglichen Aufgabensammlungsplattform www. lernumgebungen.ch der Professur Musikpädagogik im Jugendalter des Instituts Sekundarstufe I und II der PH FHNW erstellt. Dort gibt es mittlerweile auch Einblick in die Resultate.

und Geräte, die elektrische Impulse in Klangdaten (MIDI) verwandeln, die dann von einem Synthesizer abgespielt werden können. Die Schüler*innen haben die Geräusche dann selbstständig arrangiert, geschnitten und zu einer Klangcollage zusammengeführt. Diese haben sie den Mitschüler*innen präsentiert. So entstand jeweils ein Dialog darüber was man gehört hat und was die Absichten dahinter waren. Grosses Potenzial Aufgefallen ist mir, wie motiviert die Klasse während der Projektwoche war und welch grosses Potenzial das ästhetische Lernen hat. Den meisten Schüler*innen ist es gelungen, Abstraktionsschritte vom eigentlichen Geräusch hin zu einer musikalischen Klangcollage zu machen. Mir persönlich hat es gezeigt, dass es sich lohnt, auch grosse, umfassende Projekte anzugehen. Die Musik kann ein Bindeglied zwischen Fächern oder Lebensbereichen sein. Aktuell gebe ich Stellvertretungen an Schulen und Workshops und versuche BioSounds noch weiterzuentwickeln. Eine zusätzliche Motivation dafür ist die Anerkennung, die das Projekt durch die Auszeichnung beim «Funkenflug»-Wettbewerb erhielt. Jährlich vergibt «Kultur macht Schule» die Auszeichnung «Funkenflug» an Aargauer Schulen. Der Wettbewerb würdigt beispielhafte Kulturprojekte, die Schüler*innen mit Lehrpersonen, Kulturschaffenden oder in Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen entwickeln.

Auf Geräuschejagd in der Natur Zu Beginn der Projektwoche haben die Schüler*innen ein Naturphänomen ausgewählt – etwa wie Pilze mit Baumwurzeln ein Netzwerk im Waldboden bilden, über das Bäume einander Nähstoffe und Informationen übermitteln. Oder welche Hinweise Bodenlebewesen und ihre Aktivitäten auf die Bodenqualität geben. Die Lernenden haben sich inhaltlich damit auseinandergesetzt und einen möglichen klanglichen Ablauf entworfen. Dann gingen sie auf Geräuschejagd für die Klangcollage. Dafür verwendeten sie Steckmikrophone, Bodenabhörgeräte Samuel Marti. zVg.

50 DAS HEFT  PH-Magazin Nr. 6 2021


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