substanz FHS St.Gallen - Nr.1/2019

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Erkenntnis – New Work

«Digital Human Work» – eine Utopie?

Alexandra Cloots/Sebastian Wörwag

D

ie Digitalisierung verän­ dert unsere Arbeitswelt in grundlegender Weise. Für die einen ist sie ein Segen, für die anderen stellt sich die sorgen­ volle Frage, ob künstliche Intelli­ genz bald einmal die menschliche Intel­ligenz überflügeln wird. Ein Diskurs über Ziele und Wirkun­ gen der Digitalen Transformation ist notwendig. Nichts wird die Arbeit in Zukunft stärker beeinflussen als die Digitalisierung. Das war die zentrale Erkenntnis unserer Studie aus dem Jahr 2017. Die digitale Transformation geht einher mit einer Erwartung höherer (­digitaler) Automatisierung der Arbeitsinhalte. Trotz aller Technikeuphorie in der privaten Nutzung digitaler Medien wurde deutlich, dass es auch Sorgen rund um die zunehmende Digitalisierung der Arbeit gibt. In einer bei rund 1500 Beschäftigten durchgeführten Studie im Herbst 2018 wurde nämlich klar, dass 27% einen Ersatz menschlicher

Intelligenz durch Rechenleistung befürchten, mehr als jeder Dritte eine Abnahme von Menschlichkeit bei der Arbeit erwartet und mehr als jeder Zweite sich auf mehr Leistungsdruck aufgrund der Digitalisierung einstellt.

Bewusst humane Position Vor diesem Hintergrund stellt sich deshalb die Frage, wann die Digitale Transformation im Sinne der Gesellschaft und der Menschen «gelungen» sein wird. Nach unserer Meinung, muss der Faktor Mensch wichtigstes Element der Digitalisierung bleiben. Zum Beispiel sollte im Verhältnis zwischen Mensch und Maschine eine bewusst humane Position angestrebt werden, bei welcher die Technik dem Menschen als Hilfsmittel und Instrument zur Verfügung steht und nicht umgekehrt. Zudem soll die Digitalisierung einen Beitrag leisten, dass Menschen in ihrer Arbeit weiterhin oder vermehrt noch Sinnvolles vollbringen, moralisch verantwortungsvoll und selbstwirksam handeln, anerkennungsreiche soziale Beziehungen pflegen und ihre Teilhabe an wirtschaftlichen,

­ ulturellen oder sozialen Prozessen k steigern können. Doch wo stehen wir heute? Sind wir – die Betriebe und ihre Mitarbeitenden – tatsächlich gut auf die Digitale Transformation vorbereitet? Rund zwei Drittel der Teilnehmenden unserer Studie 2018 bestätigen dies, wobei es klar die Jüngeren sind, die sich hier im Vorteil wähnen. Auch zwischen den Branchen und Arbeits­feldern bestehen starke Unterschiede. Interessant ist, dass der Vorbereitungsstand der Arbeitskollegen grossmehrheitlich schlechter eingestuft wird, was auf ein gewisses Mass an Selbstüberschätzung schliessen lässt. Es braucht also noch Qualifikation bei den sogenannt digitalen Kompetenzen. Diese sind nach Meinung der Studienteilnehmenden a) Flexibilität in der Reaktion auf Veränderungen, b) elektronische Kenntnisse, c) Kompetenzen der Informationsbeschaffung und d) Problemlösungsfähigkeiten. ­Weitere Faktoren, welche die Befähigung zur Digitalen Transformation begünstigen, sind die Zugehörigkeit zu einer jüngeren Generation, Neugierde sowie Experimentierfreudigkeit mit technologischen Entwicklungen und eine

>> Prof. Dr. Sebastian Wörwag ist Rektor der FHS St.Gallen. In seiner Forschungsarbeit beschäftigt er sich mit Veränderun­ gen der Arbeitswelt. Prof. Dr. Alexandra Cloots ist Co-Leiterin des HR-Panels New Work an der FHS St.Gallen.

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