substanz FHS St.Gallen - Nr.1/2019

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Erkenntnis – Sprachassistenten

« Hilfe, Alexa,

ich bin in Not  » Matthias Baldauf

B

eratungsgespräche sind ein zentrales Element in sozialen Berufen. Welche Rolle hier­ bei zukünftig digitale sprachbasier­ te Assistenten spielen könnten und welche Potenziale sowie Risiken bestehen, diskutierte ein interdis­ ziplinäres Team der FHS St. Gal­ len mit rund 40 Fachexperten und Fachexpertinnen der Sozia­ len ­Arbeit.

Sprachbasierte Assistenten wie Siri von Apple oder Alexa von Amazon haben in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. Sie sind heute aufgrund ihrer Verfügbarkeit auf Smartphones und « smarten » Lautsprechern allgegenwärtig. ­Neben alltäglichen Fragen nach Wetter und Kalendereinträgen unterstützen Sprachassistenten zunehmend auch im Auto oder im Wohnzimmer. Im Rahmen der Bodenseetagung 2018, die unter dem Motto « Soziale Arbeit 4.0 » stand und am 28. November 2018 an der FHS St.Gallen stattfand, ging ein interdisziplinäres Team der FHS St.Gallen der Frage nach, welche Rolle S ­ prachassistenten zukünftig

im beruflichen Alltag von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern spielen werden. Matthias ­Baldauf, Dozent für Wirtschaftsinformatik am Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS, Karin Morgenthaler, Sozialarbeiterin in der Institution Betula in Romanshorn, und Stefan Ribler, Dozent für Soziale Arbeit an der FHS St.Gallen und Leiter des Betula, diskutierten dabei in Fokusgruppen mit Expert­innen und Experten der Sozialarbeit über Anforderungen, Potenziale und Risiken von Sprachassistenten im professionellen Einsatz.

Anforderungen aus der Praxis Eine der am häufigsten genannten Anforderungen an einen sinnvollen sprachbasierten Dienst ist Fachwissen. Im Gegensatz zu den heute verfügbaren Systemen sollte dieser entsprechendes Hintergrundwissen für den professionellen Einsatz bieten. Ein Beispiel ist eine Anwendung, die bei Mobbing unter Kindern und Teenagern mit Ratschlägen unter­stützen und beispielsweise auch ortsabhängig Informationen zu Beratungsstellen liefern kann. Eine weitere Anforderung ist die ­Fähigkeit des Sprachassistenten, die

emotionale Verfassung eines Sprechers zu erkennen. Die Teilnehmenden wiesen dabei auf das in sozialen Berufen benötigte «Feingefühl» hin, das im Umgang mit Menschen in Notsituationen erforderlich ist. Entsprechend sollte auch ein Sprachassistent, der in der Sozialarbeit eingesetzt wird, auf Emotionen seines Gesprächspartners eingehen und situationsabhängig reagieren können.

Barrieren und Risiken Diverse Fachexperten betonten den Umgang mit privaten und sensi­blen Daten der Kundinnen und Kunden. Die Übertragung derer Aussagen an externe Rechenzentren zur Analyse bei Amazon, Google und Co lehnten sie klar ab. Die Teilnehmenden kritisierten «den Verlust über die sen­siblen Informationen» und befürchteten «eine umfassende Datensammlung der Big Player». Während der Gruppendiskussionen wurde der Bedarf an alternativen Sprachassistenten, welche die Privatsphäre ihrer Nutzenden bewahren, offensichtlich – gleichzeitig bezweifelten mehrere Teilnehmende, dass ihre Institu­tionen die Ressourcen haben, verfügbare ­«sichere» Sprachplattformen selbst zu betreiben.

>> Matthias Baldauf ist Dozent für Wirtschaftsinformatik am Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS.

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