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Elbe-Obst: Best-Practice-Beispiele aus dem Alten Land

Best-Practice-Beispiele aus dem Alten Land

Elbe-Obst ► Rund 300 Obstbauer sind Mitglied bei Elbe-Obst im Alten Land. Der nährstoffreiche Boden, auf dem die Plantagen stehen, hat sich durch Sedimentablagerung bei Ebbe und Flut gebildet und wurde vor Jahrhunderten urbar gemacht. Diese in Deutschland einzigartigen Standortbedingungen sichern seit Generationen nachhaltig die Einkommen und die Investitionskraft der Familienbetriebe.

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Elbe-Obst beschreibt im Folgenden aus der Vielzahl von Themen, die bei einer nachhaltigen Wirtschaftsweise im Alten Land eine Rolle spielen, vier Best-Practice-Beispiele aus dem Bereich Biodiversität und Artenschutz.

• Schonende Gewässerunterhaltung Das Entwässerungssystem, ohne dass das Alte Land kaum bewohnbar wäre, wird auch während der Frostschutzberegnung genutzt. Damit die Gewässer nicht verlanden, wird geräumt und die Böschung gemäht. Dabei wird heute schonend vorgegangen. Es wird häufig wechselseitig im mehrjährigen Rhythmus nur eine Uferseite geräumt, damit die Pflanzen- und Tierwelt auf den angrenzenden Flächen geschont wird und das Wiederbesiedlungspotenzial erhalten bleibt.

• Libellen in den Obstplantagen Seit einigen Jahren läuft im Alten Land eine Bestandsaufnahme für Artenvielfalt. Bisher wurden 33 Libellenarten gezählt, darunter auch viele Rote Liste-Arten. Libellen stehen unter Naturschutz. Sie helfen, den Zustand von Gewässern und Feuchtgebieten zu beurteilen. Da Libellen im Alten Land so stark verbreitet sind, sagt das bereits viel über das Obstanbaugebiet „Altes Land“ und die Gewässerqualität aus. Libellen leben und ernähren sich zunächst wenige Monate bis zu drei Jahren als Larve in den angrenzenden Wassergräben und Teichen rund um die Obstplantagen. Nach dem Schlüpfen patrouillieren sie entlang der Obstbaumreihen und nutzen die Bäume als Ansitzwarte.

• Beregnungsteiche als wertvoller

Gewässerlebensraum

Beregnungsteich mit Bewuchs entlang des Ufers während der Frostschutzberegnung

Als Stauraum für das Wasser wurden in den vergangenen Jahrzehnten Beregnungsteiche angelegt, die das gesamte Jahr gefüllt sind. Die Beregnungsteiche haben sich zu wertvollen Gewässerlebensräumen entwickelt. Während der Frostschutzberegnung, wenn aus den Teichen erhebliche Wassermengen herausgepumpt werden, verbleibt ein Mindestwasserstand. Somit ist der Lebensraum für die im Teichwasser vorkommenden Tiere und Pflanzen gewährleistet. Einige Teiche sind auch mit Uferbermen versehen. Dabei handelt es sich um eine Flachwasserzone, welche aufgrund ihrer muldenförmigen Gestalt auch bei sinkendem Wasserspiegel im Teich stets mit Wasser benetzt bleibt. Viele Beregnungsteiche dienen auch als Refugialgewässer, d.h. als Lebensräume, in denen sich Tier- und Pflanzenarten zurückziehen können.

Foto: Elbe-Obst

• Fledermäuse auf den Hofstellen Rund 20 Fledermausarten sind im norddeutschen Raum heimisch, neun davon wurden bereits in den Obstplantagen im Alten Land nachgewiesen. Sie sind streng geschützt, denn sie gehören zu den besonders gefährdeten Tieren. Vor allem die älteren Gebäude mit Rissen in den Wänden oder undichten Dächern bieten ihnen den notwendigen Platz und Schutz vor ihren Feinden. Hier kommt die familiäre Struktur des Anbaugebietes mit den vielen aktiven und ehemaligen Hofstellen und Scheunen zum Tragen, die für Fledermäuse wie auch für andere Flugtiere zahlreich vorhandenen Unterschlupf bieten. Viele Obstbauern stellen zusätzlich Fledermauskästen oder Fledermauswochenstuben auf. Fledermäuse finden im Obstanbaugebiet zahlreiche Insekten zum Erbeuten. 

Agri-Photovoltaik – bessere Chancen für kleinere Anlagen

ERNEUERBARE ENERGIEN Der Deutsche Bauernverband (DBV), das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und die Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl begrüßen vor dem Hintergrund der 2023 in Kraft tretenden EEG-Novelle in einem gemeinsamen Positionspapier die stärkere Förderung der Agri-Photovoltaik – kurz Agri-PV – im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Durch die Gesetzesnovelle ist es zukünftig möglich, im Rahmen der Regelausschreibungen des EEG eine Einspeisevergütung für Strom aus PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erhalten. Um der noch jungen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen, sei weiterhin eine zielgerichtetere Förderung hoch aufgeständerter Agri-PV und Vereinfachungen der Genehmigungsverfahren für den Bau von Agri-PV-Anlagen nötig. Würden die in Deutschland bis 2030 geplanten Freiflächenanlagen von 80.000 ha zur Hälfte als hoch aufgeständerte Agri-PV errichtet, könnten damit im Durchschnitt ca. 30.000 Terawattstunden Strom jährlich erzeugt werden. „Agri-PV kann zukünftig sicherlich ein wichtiger Baustein für die Energiewende werden. Viele Landwirtinnen und Landwirte sehen in Agri-PV eine gute Möglichkeit, erneuerbare Energien mit Landwirtschaft zu vereinen“, sagt Udo Hemmerling, stellv. Generalsekretär des DBV. „Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die auch kleinere Agri-PV-Anlagen wirtschaftlich attraktiv machen und den Landwirtschaftsbetrieben ermöglichen, sie selbst zu betreiben.“ Der DBV, das Fraunhofer ISE und die Hochschule Kehl empfehlen daher, dass auch hoch aufgeständerte Agri-PV-Anlagen, die nach dem EEG nicht ausschreibungspflichtig sind, eine Technologieprämie erhalten können. Vor der Ausschreibungspflicht befreit sind grundsätzlich Anlagen mit weniger als ein Megawatt Nennleistung, im Falle von Bürgerenergiegesellschaften liegt die Grenze sogar bei 6 Megawatt Nennleistung. Insbesondere kleine Anlagen ermöglichen, dass Landwirtschaftsbetriebe selbst Eigentümer und Betreiber der Anlagen sein können. Die notwendigen Investitionen können von ihnen leichter gestemmt werden.

Fotos: jeson/AdobeStock

Biodiversität

Unsere Obstbauern leben und arbeiten im Rhythmus der Natur. Die Biodiversität zu erhalten und weiter zu fördern, ist Alltag in ihrem Leben. Dafür arbeiten sie hart und viel in den Obstplantagen. Libellen leben in den angrenzenden Wassergräben und Beregnungsteichen rund um die Plantagen im Alten Land. Die hier typischen linearen Strukturen wurden für die Be- und Entwässerung vor vielen Jahrhunderten angelegt. Libellen gelten als besondere Bioindikatoren. Denn sie reagieren besonders sensibel auf Umweltveränderungen und auch auf klimatische Bedingungen.

Das macht sie besonders für unser Obstbaugebiet Altes Land.

„Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die auch kleinere Agri-PV-Anlagen wirtschaftlich attraktiv machen und den Landwirtschaftsbetrieben ermöglichen, sie selbst zu betreiben“, erklärte Udo Hemmerling, stellv. Generalsekretär des DBV.

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