Special Nachhaltigkeit 2022

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FRUITNET MEDIA INTERNATIONAL Erscheinungstermin: 21.10.2022 SPECIAL 42 I 2022 NACHHALTIGKEIT Eine Aufgabe von Generationen für Generationen Ernährung muss Teil der Lösung sein Der Natur abgeschaut: Nützlinge statt Chemie

06 NACHHALTIGKEIT

Nachhaltigkeit: Eine Aufgabe von Generationen für Generationen

Britta Klein, BZfE „Unsere Ernährung muss Teil der Lösung sein“

TÜV Süd: Komplexität contra Einheitlichkeit

„GLOBALG.A.P. ist ein One-Stop-Shop“

Nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser im QS-System

Ecocert: „Das Lieferkettengesetz ist ein längst überfälliges Signal“

Wo ist ‚das Regional‘?

Fyffes: „Unsere Zukunft ist nachhaltig“

Port International: Nachhaltiges Handeln ist der Antrieb der Zukunft

Chiquita: Überflüssiges vermeiden, wo immer möglich

KÖLLA-Gruppe: Integraler Bestandteil aller Business-Prozesse

NNZ: Mit stabilen Partnerschaften durch die Krise

CartonPack: Recycling ist die einzig plausible Antwort!

Polytrade: Eine Einordnung zur Umweltbelastung von deutschen O+G-Verpackungen

Frutania: Manche Stellschraube wurde noch nicht gedreht

Liquidseal: Harte Schale, nachhaltiges Coating

UPM Raflatac: Nachhaltigere Etiketten im Obst- und Gemüsehandel

Elbe-Label: Mit nachhaltiger Produktion der Energiekrise trotzen

KRONEN / SPRK.global: Kooperation für Ressourcen- & Klimaschutz

Strauss: Runderneuerte Spargelsortierer für mehr Nachhaltigkeit

ATB: Den Sonnenbrand vorausberechnen

Krings: „Die Regionalität ist maximal gefährdet“

Friweika eG: Stabil und innovativ

Nachhaltige Produktion und Produkte aus dem Hause BEHR

FreshField: Die Langzeitlagerung von O+G wird sehr teuer

Elbe-Obst: Best-Practice-Beispiele aus dem Alten Land

Der Natur abgeschaut: Nützlinge statt Chemie

VIP: „Nachhaltigkeit liegt in unserer Natur“

Südtiroler Apfelkonsortium: Die Apfelwirtschaft ist dialogbereit und lernfähig

Enza Zaden: Greencumbers, ideal für plastic-free

Fedemco: Je jünger der Baum, desto mehr Sauerstoff erzeugt er

Zerya: Integrales Programm der regenerativen Landwirtschaft

Kimitec: Künstliche Intelligenz im Dienst der Natürlichen Intelligenz

Grossmarkt Stuttgart: Handeln statt klagen

UBA: „Das Potenzial des LEH ist noch lange nicht ausgeschöpft“

Lidl: Eigeninitiative und Zusammenarbeit

Aldi Süd: Bereit, den Weg zu mehr Nachhaltigkeit im LEH zu gehen

Edeka: Ökologische Kriterien im Fokus

Globus: Nachhaltigkeit sollte Bestandteil des täglichen Tuns sein

Rewe Group: Jetzt nicht in den Krisenmodus verfallen

RUBRIKEN

Themenvorschau / Impressum

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Nachhaltigkeit müssen wir uns leisten (können)

Wenige Themen haben in den vergangenen Jahren solche Aufmerk samkeit in den Medien und im gesellschaftlichen Diskurs erregt wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Es ist eine nahezu unerschöpfli che Materie, sowohl von der inhaltlichen Komplexität her als auch von der Kontroversität und Emotionalität der Standpunkte aus betrachtet. Wer wollte sich einerseits etwas verschließen, von dem man im tiefsten Innern sehr gut weiß, dass es dem Erhalt einer lebenswerten Zukunft auch für die nachkommenden Generationen dient? Wer wollte andererseits seinen fachlichen Standpunkt über Bord werfen, nur weil sich bestimmte Meinungen in und gegenüber der Öffent lichkeit besser verkaufen lassen als fundierte Fakten? Im postfaktischen Zeitalter einer ‚schönen neuen Social-Media-Welt‘ stellen unwissenschaftliche Meinungen zunehmend ein Problem dar. Das haben wir auch schon auf anderen Bühnen ge sehen, aber es betrifft auch unsere Branche. Andererseits gibt es sie, die sauber recherchierten Beiträge von Qualitätsmedien, die den Finger in die Wunde der ‚Nachhaltigkeitsindustrie‘ legen, glaubhaft über das ‚Geschäft mit der Nachhaltig keit‘ schreiben, wenn sehr viel Geld für wenig Beratungsleistung fließt und dann so gut wie kein Geld mehr für die eigentlichen Umwelt- und Sozialprojekte bleibt. Das müssen Einzelfälle bleiben, denn solche Missstände sind nicht akzeptabel und der Sache alles andere als dienlich. Mit diesem Special haben wir nach bestem Wissen und Gewissen Beispiele aus den unterschiedlichsten Branchenbereichen versammelt, die aufzeigen sollen, dass es auch anders geht. Und die verdeutlichen, dass in der gesamten Wertschöpfungskette immer mehr Potenziale gehoben werden, die zu nachhaltigerem Wirtschaften beitragen. Die Betrachtung darf dabei nicht an der Supermarktkasse enden. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher sind in der Pflicht, denn sie entscheiden letztlich darüber, wie nachhaltig der Konsum ist. Es reicht nicht aus, nachhaltig erzeugte und gehandelte Produkte nur zu kaufen. Die bedarfsgerechte Planung des Einkaufs und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen hinterher spielen eine ebenso große Rolle. Aber kommt das nicht alles zur Unzeit? Wir erleben schließlich gerade explodieren de Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette, Konsumenten mit sinken der Kaufkraft und agrarpolitische Pläne der EU, deren ‚grüne‘ Ziele zusehends mit ‚roten‘ Zahlen kollidieren. Können wir uns Nachhaltigkeit da überhaupt noch leisten? Ja, wir müssen es sogar, wollen wir hinterher nicht mit noch höheren Kosten einer verfehlten Klima- und Sozialpolitik konfrontiert werden. Unsere Branche bietet einzigartige Produkte, die meist von Natur aus zu den nachhaltigsten im gesamten Lebensmittelbereich gehören. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung haben sie (noch) nicht den Stellenwert, den sie eigentlich verdienen. Es wäre schön, wenn sich daran rasch etwas ändern würde und noch schöner, wenn wir mit diesem Special einen kleinen Beitrag dazu leisten könnten.

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„Es reicht nicht aus, nachhaltig erzeugte und gehandelte Produkte nur zu kaufen. Die bedarfsgerechte Planung des Einkaufs und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen hinterher spielen eine ebenso große Rolle.“
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Eine Aufgabe von Generationen für Generationen

Hintergrund ► Dass sich das Klima im Laufe der Erdgeschichte immer wieder verändert hat und es auch früher, z.B. zum Ende der Kreidezeit, zu einer deutlichen Erderwärmung kam, ist eine gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis. Niemand kann das persönlich bezeugen, aber wir können es heute mit modernster Technik messen. Genauso können wir heute messen, welchen Einfluss der Mensch alleine im vergangenen Jahrhundert auf das Klima gehabt hat, wie seine Lebensweise und sein Konsumverhalten es verändert haben.

Den Klimawandel können wir erleben, wenn wir in Hitze sommern an vertrockneten Feldern oder halbleeren Stauseen vorbeifahren oder die Trümmer von Starkregenereignissen, Stürmen und Überschwemmungen wegräumen, die es früher in unseren Breitengra den, jedenfalls in dieser Häufigkeit und Intensität, nicht gab. Landwirte und Erzeuger erleben es, wenn sie in nicht gekanntem Maße mit Hitze und Dürre, dann wieder mit Kälte, extremen Niederschlägen und Ha gel konfrontiert sind. Dies immer häufiger zu Saisonzeitpunkten, die über die Arbeit eines ganzen Jah res entscheiden. Aber nicht nur das Klima in der Natur hat sich gewan delt, sondern auch das in der Gesell schaft. Eine Greta Thunberg hat mit ihrem ikonischen „How dare you?“ alle wachgerüttelt, die vielleicht noch schliefen. Mutig und frech, nachhaltig im Sinne kommender Generationen, wenngleich keines wegs unumstritten.

Dabei hätte man längst wach sein sollen – schon vor 50 Jahren hat der ‚Club of Rome‘ seine richtungswei sende Studie ‚The Limits to Growth

Um die Nahrungsmit telproduktion langfristig nachhaltiger zu gestalten, wird an der stärkeren Konzentration auf pflanzliche Produkte kein Weg vorbeifüh ren.

– Die Grenzen des Wachstums‘ ver öffentlicht. Was damals eher nach Science Fiction klang, wurde von der Zukunft längst eingeholt. Kürz lich hat der berühmte Thinktank den Bericht ‚Earth for all‘ nachgelegt. Er trägt den Untertitel „Ein Survival guide für unseren Planeten“. Das hört sich deutlich dramatischer an als damals, aber der Bericht macht Hoffnung. Uns kann die Kehrtwen de glücken, aber wir müssen han

deln. Schnell und konsequent. Eine der fünf zentralen Forderungen im ‚Club of Rome‘-Report lautet: Uns muss der Aufbau eines für Mensch und Umwelt „nachhaltigen und gesunden“ Nahrungsmittelsystems gelingen. Dies möchte auch die EU mit ihrem ‚Green Deal‘ erreichen, aber die Umsetzung dieses ‚grünen‘ Masterplans für die Landwirtschaft wird durch die globale Multikrise und die dadurch extrem gestiege

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Foto: Miha CreativeAdobeStock
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Foto: Pefkos_AdobeStock
FRUCHTHANDEL | 742 I 2022 LIDL Dienstleistung GmbH & Co. KG FRUITNET MEDIA INTERNATIONAL GMBH DÜSSELDORF SIEGER IN DER KATEGORIE LEH VOLLSORTIMENTERSIEGER IN DER KATEGORIE DISCOUNT Zum 6. Mal Deutschlands Nr. 1 für Obst und Gemüse in der Kategorie Discounta) Täglich frisch Super PreisLeistungsVerhältnis Rund 170 Obst- und Gemüseartikel Über 3.900 deutsche Erzeuger FRISCHESIEGER WIR SIND WIEDER a) Im Auftrag des FRUCHTHANDEL MAGAZIN hat die GfK Nürnberg im Frühsommer 2022 mehr als 6.400 Haushalte nach ihrer Meinung zum Obst- und Gemüseangebot der verschiedenen Handelsgruppen, einschließlich der Kategorie Discount, und in verschiedenen Kategorien befragt. Im Gegensatz zu vielen anderen Preisen wird hier nicht das einzelne Geschäft oder die einzelne Abteilung, sondern die Leistung der gesamten Handelsgruppe bewertet. Lidl hat den Retail Award 2022 in der Kategorie Discount erhalten. Mehr Informationen zum Retail Award 2022 und zu den Retail Awards 2016, 2017, 2019, 2020 und 2021 unter lidl.de/retail. Für Druckfehler keine Haftung. • Filial-Angebote: Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG, Bonfelder Str. 2, 74206 Bad Wimpfen • Namen und Anschrift der regional tätigen Unternehmen unter www.lidl.de/filialsuche oder 0800 4353361.

nen Kosten auf allen Stufen der Wertschöpfungskette gerade erheb lich erschwert. Dass wir ‚einen Weg nach Rom‘ finden müssen, steht außer Frage. Aber wie wir letzten Endes dorthin gelangen, ist keines wegs sicher.

Dass Lebensmittelverschwendung bekämpft werden muss, um den Nahrungsmittelsektor nachhaltiger zu machen, liegt auf der Hand. Je des weggeworfene Lebensmittel ist eines, dass zu viel produziert wurde und an anderer Stelle dringend be nötigt wird. Der Handel mit frischen Produkten, vor allem solchen mit Kühlbedarf, steht in Zeiten teurer und knapper Energie diesbezüglich vor besonders großen Herausforde rungen. Aber auch den Verbrauche rinnen und Verbrauchern muss klar sein, welche Folgen ihre Konsumge wohnheiten haben. Laut Daten des Intergovernmental Panel on Clima te Change (IPCC) sind im Rahmen einer ‚Farm-to-Fork‘-Betrachtung zwischen 21 % und 37 % der welt weiten Treibhausgasemissionen auf unsere Ernährung zurückzuführen. Verhaltensänderungen beim Einkauf und Konsum sind folglich ebenso vonnöten wie die Vermeidung von Verderb in der Supply Chain.

Weniger tierische, mehr pflanzliche Produkte?

Apropos Ernährung. Konsens unter Nahrungsmittelexperten ist, dass tie rische Lebensmittel im Durchschnitt deutlich klimaschädlicher sind als pflanzliche, etwa Obst und Gemüse oder Hülsenfrüchte. Ganz oben auf der Liste der klimaschädlichsten Le

Auf europäischer Ebene möchte der O+G-Dach verband Freshfel die Standards mehr verein heitlichen und praxisnäher gestalten.

bensmittel steht nicht von ungefähr regelmäßig Rindfleisch. So auch in der Studie ‚Ökologische Fußabdrü cke von Lebensmitteln und Gerich ten in Deutschland‘, die das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) im Jahr 2020 durchgeführt hat. Bei den CO2-Fuß abdrücken wurden alle Treibhausgasemissionen berücksichtigt, darunter neben Kohlenstoffdioxid (CO2) auch Methan (CH4) und Lachgas (N2O), und mittels Umrechnungsfaktoren auf CO2-Äquivalente pro Kilogramm in Deutschland gekaufter Lebens mittel bezogen. Ferner wurden die landwirtschaftliche Produktion inkl. aller vorgelagerten Prozesse wie z.B. Düngemittelproduktion, Lebens mittelverarbeitung, die Verpackung samt Entsorgung sowie die Distri bution berücksichtigt. Mit einem durchschnittlichen CO2-Äquivalent pro Kilogramm von 13,6 schnitt Rindfleisch im Ranking am schlech testen ab. Ähnlich schlechte Durch schnittswerte erzielten Wildfleisch (11,5), Butter (9,0) sowie Käse (5,7)

und Schweinefleisch (4,6). Die Bi lanz für frisches Obst und Gemüse fällt in den allermeisten Fällen we sentlich besser aus. So weisen Äp fel und Birnen durchschnittlich ein CO2-Äquivalent pro Kilogramm von 0,3 auf. Äpfel, die aus Neuseeland importiert werden, haben einen Wert von 0,8. Weitere Beispiele sind Ananas (per Schiff: 0,6), Bananen (0,6) und Avocados, die ebenfalls einen CO2-Fußabdruck von durch schnittlich 0,6 haben. Für peruani sche Avocados wurde ein Wert von 0,8 ermittelt.

‚Schwarze Schafe‘ gibt es auch bei Obst und Gemüse

Bei Gemüse und Salat ist es ähn lich: Hier haben Produkte wie Ka rotten (0,1), Brokkoli (0,3), Paprika (0,6), Grünkohl (0,3) oder Feldsa lat (0,3) im Vergleich zu tierischen Erzeugnissen erheblich geringere CO2-Fußabdrücke.

Allerdings gibt es auch bei Obst und Gemüse ‚schwarze Schafe‘. So

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weisen alle weiterverarbeiteten oder gefrorenen Erzeugnisse naturgemäß einen höheren CO2-Fußabdruck auf. Die klassische Flug-Ananas wird ih rem schlechten Ruf mit einem Wert von 15,1 vollauf gerecht. Aber auch ‚Wintererdbeeren‘ (3,4) und ‚Win tertomaten (2,9), beides Produk te, die ansonsten in ihrer Saison mit Werten von 0,3 und 0,8 nicht aus dem Rahmen fallen, schneiden nicht sonderlich gut ab. Lebenszyk lusanalysen (Life Cycle Assessment) sind noch aussagekräftiger da sie auch Faktoren wie Landnutzung und Wasserverbrauch miteinbe ziehen. Schaut man sich zusätzlich den Wasserverbrauch an, dann fällt auch hier der große Unterschied zu tierischen Produkten ins Auge. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft benötigt man näm lich für die Erzeugung eines Kilo gramms Kartoffeln im Durchschnitt rund 290 Liter Wasser. Für ein Kilo gramm Rindfleisch wird hingegen die 50-fache Menge benötigt, mehr als 15.400 Liter Wasser. Und für ein Kilogramm Schweinefleisch muss im Vergleich zu Tomaten die 30-fache Menge an Wasser aufgewendet werden.

Was die Konsumenten wollen

Selbst wenn die Klimabilanz bei ei nigen Obst- und Gemüseprodukten – je nach Transportart- und Distanz und je nach Verarbeitungsgrad und Lagerungsaufwand – höher aus fallen kann, so ist die Differenz zu tierischen Produkten evident. Die EAT-Lancet-Kommission für eine ‚Planetary Health Diet‘ kommt nicht von ungefähr zu dem Schluss, dass eine vorrangig auf Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft basierende Ernährung einer solchen mit einem hohen tierischen Anteil vorzuzie hen ist. Gemäß der Deutschen Ge sellschaft für Ernährung (DGE) gibt diese universelle Referenzkost ei nen Rahmen vor, „um die zukünf tige Weltbevölkerung von zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 innerhalb der ökologischen Belas tungsgrenzen der Erde mit einer ge sundheitsfördernden Ernährung zu versorgen.“

Auch im Verbraucherverhalten spie gelt sich der Trend zu pflanzlichen Produkten wider. Der Fleischkon sum ist in Deutschland laut BLE von 62,8 kg pro Kopf im Jahr 2011 um

Nachhaltigkeit pro Geschmack

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Das Mikroklima von Holz schützt Qualität und Geschmack
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12 % auf 55 kg pro Kopf im ver gangenen Jahr gesunken. Jedoch haben davon vor allem Fleischersatzprodukte profitieren können, obwohl die Klimabilanz auch hier praktisch durchweg schlechter aus fällt als bei Obst und Gemüse.

Dass unsere Branche hiervon nicht stärker profitieren kann, liegt neben den Verbraucherpräferenzen, die bekanntlich nur schwer zu ändern sind, eben auch an der Kraft der Industriemarken. Und wohl auch an den deutlich kleineren Marketing budgets, die unserer Branche zur Verfügung stehen.

Vereinheitlichung von Standards

Aus Sicht der nationalen und in ternationalen Obst- und Gemüse lieferanten, von denen viele durch die bereits genannte Multikrise vor immensen Herausforderungen ste

hen, sind vor allem die Fülle und Heterogenität an Standards und die damit verbundenen Kosten ein Grund zur Sorge. Eine Studie des Deutschen Fruchthandelsverbandes (DFHV) hatte bereits vor einigen

Jahren ergeben, dass Zusatzkosten z.B. für regionale Zertifikate oder Siegel, aber auch für viele andere Anforderungen, nicht durch höhere Verkaufspreise im Markt ausgegli chen werden.

Mehrwert – so das Fazit damals – ist keineswegs mehr wert. Daran dürf te sich in der aktuellen Situation ganz sicher wenig geändert haben.

Das Anforderungsprofil des Lebens mitteleinzelhandels ist bei Nachhal tigkeitsthemen ähnlich heterogen wie dies auch in anderen Bereichen der Fall ist. Das jedes Lebensmit teleinzelhandels-Unternehmen hier unterschiedliche Schwerpunkte setzt, ist nicht zuletzt einer fehlen den einheitlichen Regelung und Vorgehensweise geschuldet. Man muss abwarten, wie sich dies in Zukunft weiterentwickeln wird (lesen Sie dazu den nachstehenden Kasten). Letztlich wird dabei wieder einmal die Schnittstelle zwischen Lebensmitteleinzelhandel und End verbrauchern entscheidend sein. Fest steht aber schon jetzt: Nach haltigkeit, das ist eine Aufgabe von Generationen für Generationen.

FRESHFEL EUROPE

Standardisierung auf europäischer Ebene angestrebt

Um den steigenden Bedarf an einer standardisierten Methode für den ökologischen Fußabdruck in der Obst- und Gemüsebranche zu bedienen, hat der Europäische Dachverband Freshfel im Frühjahr die ‚Environmental Footprint Initiative‘ lanciert. Die Initiative hat zum Ziel, eine einheitliche Me thodik, eine gemeinsame Datenbank und ein digitales Tool für den Fußabdruck bei frischem Obst und Gemüse zu entwickeln, wovon der gesamte Sektor profitieren kann. „Da Freshfel Europe die gesamte Lieferkette vom Erzeuger bis zum Einzelhandel abdeckt, ist der Verband auch bestens geeignet, als Plattform für die Initiative zu dienen. Mehr als je zuvor werden sowohl die Methodik als auch das digitale Tool vom Frischobst- und Gemüsesektor dringend benötigt. Die Nachfrage von Gesetzgebern, B2B- und B2C-Unternehmen nach transparenten und hochpräzisen Daten zur Produktnachhaltigkeit steigt und der Sektor darf nicht ins Hintertreffen geraten, wenn er in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig bleiben will“, erklärte Nicola Pisano, Direktorin für Nachhaltigkeit und Gesundheit bei Freshfel Europe. An der Initiative beteiligt sind Ailimpo, ANPP, Apeel Sciences, Assomela, Bama Gruppen, Bayer AG, BVEO, COLEACP, Dole plc, Greenyard, Fresh Produce Centre, IG International, Interfel und VBT.

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 Foto: schankz_AdobeStock
Wird der Mehrwert auch durch höhere Verkaufspreise im Markt honoriert?

„Unsere Ernährung muss Teil der Lösung sein“

Bundeszentrum für Ernährung ► Damit die gesteckten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen tatsächlich erreicht werden können, ist nicht zuletzt der Konsum von Obst und Gemüse entscheidend. Regionale Produkte, möglichst Bio oder auch vegan, liegen eigentlich im Trend. Doch wie ist es um das Konsumverhalten – gerade auch in Zeiten steigender Energiekosten und hoher Inflation – tatsächlich bestellt? Darüber haben wir mit Britta Klein aus dem Referat „Ernährung und Klima“ vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) gesprochen.

Daniel Schmidt

Britta Klein sieht bei den Vermark tungsstrukturen für regionale Lebensmittel noch Luft nach oben.

auch als „Helden der Nachhal tigkeit“ bezeichnet, eine ent scheidende Rolle. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit eine pflanzenbasierte Ernährung deutschland- und weltweit dazu beitragen kann, die gesteckten Nachhaltigkeitsziele tatsächlich zu erreichen?

Das Interesse und die Nachfra ge bei nachhaltig erzeugten Lebensmitteln nehmen immer weiter zu. Aus Sicht des BZfE ist es vor allem wichtig, in der Ge sellschaft ein noch besseres Bewusstsein für eine nachhaltige Ernährung zu schaffen – worauf kommt es dabei besonders an? Britta Klein: Nachhaltiges Essen ist so wichtig wie nie zuvor. Immer mehr planetare Grenzen werden im mer stärker überschritten. Auch die globale Nahrungsmittelproduktion bedroht die Stabilität des Klimas, die Artenvielfalt, die Wasserhaus halte und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme insgesamt. Unsere Ernährung muss also Teil der Lösung sein, wenn wir den Wandel hin zu „mehr Pflanze und weniger Tier“ schaffen wollen. Und wir müssen das schaffen, möglichst schnell.

Beim Thema der nachhaltigen Ernährung spielen Obst und Gemüse, von der Wissenschaft

Ungewisse Zukunft – ob der Bio-Trend trotz steigender Ener giepreise weiter anhält?

Entscheidend dafür, dass die Trans formation globaler Ernährungssys teme gelingt, wird sein, auch lokal und regional sinnvolle Veränderun gen anzustoßen und Entwicklungs potenziale besser zu nutzen. Auch in Deutschland müssen wir langfris tig viel mehr nachhaltig und gerne auch biologisch erzeugtes Obst und Gemüse anbauen und konsumieren. Bisher ist der Selbstversorgungsgrad viel zu niedrig. Hinzu kommen auch aktuelle Krisen. Immer mehr Obst bauern geben auf, weil nach allge meinen Preissteigerungen vor allem am Essen gespart wird. Die Folge: Noch mehr billige Ware drängt auf

die Märkte. Wir brauchen aber die nachhaltige Produktion in Deutsch land, selbst wenn der importierte Apfel aus Neuseeland im Frühjahr eine bessere CO2-Bilanz aufweisen mag als der heimische. Hier ist der Blick fahrlässig rein auf Treibhaus gase verengt. Wir müssen Produkti on und Konsum zusammen denken und es den regionalen Landwirten ermöglichen, ihre nachhaltig produ zierte Ware ganzjährig zu vermark ten. Es bedarf eines konsistenten Politik-Stils in Agrar- und Ernäh rungsfragen, sonst werden wir uns nicht nachhaltig und resilient ernäh ren und auch die Klimaziele deutlich verfehlen. Zu einer grundlegenden Veränderung des Ernährungssys tems gehören Veränderungen auf den persönlichen Tellern. Tierische Produkte bereichern, außer natür lich bei Vegetariern und Veganern, in kleineren Mengen eine nachhal tige Ernährung. Nutztiere sollten aber möglichst keine Nahrungskon

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BZfE

kurrenten für den Menschen sein. Rinder, Schafe und Ziegen zum Bei spiel, wenn sie grünlandbasiert ge füttert werden. Die Botschaft muss lauten: mehr Gemüse, mehr Hülsen früchte und mehr Nüsse, aber weni ger und dafür nachhaltig produzier tes Fleisch; und zwar nicht nur auf unseren Tellern, sondern auch auf unseren Feldern. An beiden Hebeln müssen wir ansetzen. Denn was helfen wissenschaftlich korrekte Er nährungsempfehlungen, wenn uns das Lebensmittelangebot fehlt, um diese umzusetzen?

Auch der Deutsche Obst & Gemüse Kongress hat es deutlich gemacht – Verbrauche rinnen und Verbraucher inte ressieren sich einerseits mehr und mehr für Themen wie „Bio“ oder „Vegan“, wollen dafür aber nicht automatisch mehr Geld ausgeben. Mit welchen Entwick lungen rechnen Sie? Ja, die sogenannte „Attitude Beha viour Gap“, also das Bekenntnis zu gesellschaftlich erwünschtem Ver halten, das dann aber nicht unbe dingt umgesetzt wird, begegnet uns gerade auch im Hinblick auf unsere Ernährung ganz deutlich. Und im Moment triggert die mediale Bericht erstattung über teils massiv steigen de Energiepreise zusätzlich das Ge fühl, sparen zu müssen. Das kriegen große und kleine Lebensmittelpro duzenten im Moment drastisch zu spüren. Und doch ist es nur eine Mo mentaufnahme. Für eine realistische Beurteilung sollte man zumindest den Winter abwarten. Initiativen wie Marktschwärmer und Einkaufsge meinschaften werden oft von über

zeugten Mitgliedern getragen. Wie sie eine ernsthafte Krise überstehen werden, bleibt abzuwarten.

Wie groß ist Ihre Sorge, dass steigende Energiekosten und eine wohl weiter steigende Inflation den nachhaltigen Konsum von Lebensmitteln entscheidend beeinflussen bzw. bremsen könnten?

Unsere Sorge ist sehr groß. Die all gemeine Krisenstimmung, die den alten „Wo kann ich sparen?“-Reflex aktiviert und dann allzu schnell auf die Lebensmittel anstatt auf den nächsten Urlaub blicken lässt, der wird gerade wieder aktiviert. So etwas kann uns um Jahre zurück werfen: Bio-Gemüseerzeuger, die aufgeben, Bio-Läden, die schließen. Aber das Gleiche gilt auch für kon ventionelle Hofläden und Erzeuger im Allgemeinen. Es bleibt zu hoffen, dass der Anstieg der Energiepreise zumindest in dieser Dimension nicht von langer Dauer ist.

Regional einzukaufen – das ist aus Sicht des BZfE zwar richtig, aber für den Verbraucher nicht immer einfach. Warum? Welche Entwicklungen würden Sie sich zukünftig in diesem Bereich wünschen?

Ein Blick auf den Selbstversorgungs grad mit landwirtschaftlichen Pro dukten zeigt es: Regional einkaufen ist nur eingeschränkt möglich. Vor allem Obst und Gemüse, aber z.B. auch Honig, werden überwiegend aus dem Ausland importiert. Die Produktion in Deutschland ist nicht ausreichend. Und es mangelt auch nach wie vor an guten Vermark

tungsstrukturen für Lebensmittel aus der Region. Die Partnerschaften zwischen den regionalen Erzeugern und dem Handel sind nur zum Teil gut vorhanden, so dass Be schaffungs- und Absatzstrukturen erst noch stärker auf gebaut werden müssen. Und die Netzwerke, die da sind, stehen jetzt eigentlich schon unter massivem Druck. Ei ne große Herausforderung beim regionalen Einkauf ist außerdem, dass Bezeichnungen wie „aus der Region“ oder „von hier“ nicht geschützt sind. Die Anbieter kön nen selbst bestimmen, wie groß „ihre“ Region ist, und dürfen mit eigenen Marken oder Siegeln für ihre Pro dukte werben. Das ist für Konsumenten unübersichtlich und führt wohl eher zu Desorientierung und nicht zuletzt Frust. Wenn der Krisenmodus ausklingt, sind hoffentlich noch möglichst viele Erzeuger mit regionalen Produkten am Start, die dafür in den letzten Jahren ja hart gearbei tet haben.

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Komplexität contra Einheitlichkeit

TÜV SÜD ► So schwierig die Nachweisbarkeit rund um CO2-Footprint und Nachhaltigkeit auch ist, mit einer Zertifizierung für Unternehmensprozesse, für die Prüfung von Kennzahlen und für kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) können Unternehmen der Obst- und Gemüsebranche ihre Kompetenz auch bei diesem Thema gegenüber bestehenden und zukünftigen Kunden klarer belegen. Das Fruchthandel Magazin sprach darüber mit Dr. Andreas Daxenberger, Auditor und Geschäftsfeldentwicklung Food, TÜV SÜD Management Service GmbH.

Dr. Andreas Daxenberger

kann den Wunsch nach einem einzigen oder wenigen Labels für Nachhaltigkeit nachvollziehen. Dies scheitere jedoch an der Komplexität des Themas.

Mit dem TÜV assoziieren die meisten wohl eher die obligato rische Hauptuntersuchung ihrer Kraftfahrzeuge, DIN-Normen oder allenfalls Sicherheitschecks und technische Risikountersuchungen. Was hat der TÜV denn mit Nachhaltigkeit zu tun? Dr. Andreas Daxenberger: Un ternehmen tragen Verantwortung für eine nachhaltige Gestaltung von Wirtschaft, Umwelt und Ge sellschaft. Wir als TÜV SÜD erfül len seit über 150 Jahren unseren gesellschaftlichen Auftrag: Als unabhängiger Prüf- und Zertifi zierungsdienstleister schützen wir Menschen, Umwelt und Sachgüter vor technischen Risiken und sind damit Wegbereiter des technischen Fortschritts. An diesem Anspruch richten wir auch unser Dienstleis tungsportfolio aus. Ob es um Klima schutz und erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen, verlässliche Lie ferketten oder um die nachhaltige Entwicklung von Verkehr und Infra

struktur geht: Die Experten von TÜV SÜD tragen dazu bei, die Welt ein Stück zukunftsfähiger und nachhal tiger zu machen und unterstützen so unsere Kunden in allen Fragen der Nachhaltigkeit. Gleichzeitig ge hen wir als Unternehmen unseren eigenen Weg zu mehr Ressourcen schonung konsequent weiter. Etwa im Klimaschutz, wo wir das Ziel verfolgen, bis zum Jahr 2025 kli maneutral zu sein. Mehr dazu steht in unserem Nachhaltigkeitsbericht. Über den TÜV SÜD Supplier Code of Conduct beziehen wir auch unsere Geschäftspartner und Lieferanten in unser Engagement ein.

Nehmen wir an, ein Unterneh men aus der O+G-Branche, z.B. ein Handelsunternehmen mit eigener Lagerinfrastruktur und eigenem Fuhrpark, möchte nachhaltiger wirtschaften. Wie kann TÜV SÜD hier helfen? Durch unser breites Tätigkeits spektrum bei Prüf- und Zertifizie rungsleistungen verfügen wir bran chenübergreifend über Expertise in Themen der Nachhaltigkeit. Die Bandbreite reicht dabei von Erneu erbaren Energien, Neuer Mobilität, Grünen Gebäuden und Infrastruktur über nachhaltige Produkte bis hin zu Weiterbildung und Nachhaltig keit im Unternehmen. Für ein Han delsunternehmen in der Obst- und Gemüsebranche könnten das Zer tifizierungen und Audit-Services im Bereich Supply Chain Management, Lebensmittelsicherheit oder Um weltmanagement sein. Bei letztge nanntem z.B. mit einem nach DIN SPEC 91436 zertifizierten betriebli

chen Abfall- und Wertstoffmanage ment. Oder mit einem zertifizierten Umweltmanagementsystem nach ISO 14001, einer weltweit aner kannten Grundlage für Umweltma nagementsysteme, die alle Aspekte für eine stetige Verbesserung der Umweltleistung umfasst. Speziell ausgerichtet an die Unternehmens prozesse in ihrer Gesamtheit richtet sich der ZNU-Standard für Nachhal tige Unternehmensführung. Allein schon dadurch, dass Unternehmen solche Standards umsetzen und extern prüfen lassen, verbessert sich die Kompetenz des Unterneh mens dazu. Für Unternehmen, die wir nicht zertifizieren, können wir kundenindividuelle Audits zu Vali dierungen und Verifizierungen von Unternehmensprozessen mit Bezug zur Nachhaltigkeit durchführen.

Bieten Sie Zertifizierungen nach Standards an, die speziell auf die Anforderungen einer so komplexen Wertschöpfungs kette wie bei Obst und Gemüse zugeschnitten sind?

In der Produktion und dem Handel von frischem O+G hat sich welt weit der Standard „GLOBALG.A.P.“ (Global Good Agricultural Practice) etabliert. Dieser umfasst neben der Lebensmittelsicherheit und Rückver folgbarkeit auch Anforderungen an den Umweltschutz, die Arbeitssi cherheit und soziale Belange der Be schäftigten. Vorrangig beziehen sich die Kriterien auf die landwirtschaft liche Produktion. Für den Kunden am Ende der Kette, also für den Ein zelhändler und den Verbraucher, ist entscheidend, dass der Warenstrom

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innerhalb der Großhandels- und Bearbeitungstätigkeiten, z.B. dem Umpacken und Etikettieren, nicht verfälscht wird. Hierzu wurde der Standard „GLOBALG.A.P. Chain of Custody“ entwickelt. Dieser ent hält spezielle Anforderungen und Prüfverfahren an die Sicherstellung der Herkunftsintegrität in Handelund Bearbeitung. Besonderen Wert erhält die Zertifizierung der Groß handelsunternehmen dadurch, dass der Lebensmitteleinzelhandel damit seine Verantwortung im Sinne des Lieferkettensorgfaltspflichtengeset zes nachweisen kann.

Ist es in diesem Zusammenhang sinnvoll, dass globale Lieferket ten, wie es bei O+G oft der Fall ist, von einem einzelnen Stan dard abgedeckt werden? Weltweite Lieferketten gibt es in beinahe allen Wirtschaftszweigen.

ADVERTORIAL

IFS

Über alle Branchen und Standards hinweg haben sich bisher immer die weltweit anerkannten Systeme durchgesetzt, wie bei den Automo bilzulieferern und ihren Qualitäts

standards oder IT und ihren Sicher heitsstandards. Bei Nachhaltigkeit ist ein ähnlicher Trend zu erwarten, insbesondere auch in der Lebens mittelwirtschaft. So ist gewährleis

Der TÜV SÜD hat sich vorgenom men, bis 2025 klimaneutral zu sein.

ESG Check: Zeigen Sie Ihr Engagement

Extremwetter sorgen für Ernteeinbu ßen, steigende Temperaturen begüns tigen Schädlingsbefall und gleichzeitig verschwinden Anbauflächen. Auf der Ange botsseite hat der Klimawandel bereits direkte Folgen für den weltweiten Fruchtanbau und -handel. Gleichzeitig steigt die Erwartungshal tung der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie der Politik an die Ernährungswirtschaft sich insgesamt nachhaltiger aufzustellen –vom Feld über die Lieferkette bis hinein ins Regal.

Gerade für kleine und mittelständische Unter nehmen ist es oft schwer, die Frage zu beant worten, wie es um ihre Nachhaltigkeit bestellt ist. Als langjähriger Partner der Lebensmittel wirtschaft hat der IFS – International Featured Standards deshalb den ESG Check entwickelt. Das neue IFS Tool hilft Unternehmen dabei, systematisch zu erfassen, wo sie in Sachen Nachhaltigkeit stehen. Auf der Grundlage se hen sie, wo noch Handlungsbedarf besteht, um sich stärker nach den ESG-Prinzipien Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle

Unternehmensführung auszurichten. „Der IFS ESG Check schafft die Grundlage, auf der Un ternehmen ihr Nachhaltigkeitsmanagement ausrichten, Risiken identifizieren und ihr wei teres Engagement planen können“, sagt IFS Geschäftsführer Stephan Tromp. „Ihren Status Quo ermitteln Unternehmen mit einem Frage bogen, ein Auditor überprüft dann vor Ort die Antworten. Diese Art der Verifizierung ist ein zigartig. Geschäftspartner in der Zulieferkette können so darauf vertrauen, dass die Daten belastbar sind.“

Der modular aufgebaute IFS ESG Check fo kussiert sich in seiner Basis-Variante auf die Erfassung des Sustainability Management Systems. Es nimmt die Nachhaltigkeitspoli tik und -maßnahmen sowie das Management Commitment des Unternehmens in den Fo kus. Ein optionales Zusatzmodul ermöglicht Unternehmen ihr Carbon Footprint Manage ment Systems zu evaluieren und den eigenen CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Der IFS bietet dazu passende Trainings an und arbeitet an der Entwicklung weiterer Module.

IFS Management GmbH

Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin Mail: info@ifs-certification.com www.ifs-esgcheck.com

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Fotos: TÜV Süd
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tet, dass alle Unternehmen entlang der Produktkette, von der Abschöp fung der Ressourcen bis zum ferti gen Endprodukt, nach dem gleichen Standard zu wirtschaften haben.

Beim Thema Nachhaltigkeit ist stets auch der Vorwurf des Greenwashings nicht fern. Wie würden Sie Greenwashing definieren? Woran kann man Unternehmen erkennen, die es ernst mit dem Ziel der Klima neutralität meinen? Eigene Aussagen und tatsächliches Handeln sollten im Einklang stehen und transparent überprüfbar sein, damit sich Unternehmen nicht dem Vorwurf des Greenwashings ausset zen. Zertifizierungen durch unab hängige Dritte wie TÜV SÜD tragen dazu bei, diese Transparenz herzu stellen. Dem einzelnen Verbraucher und Konsumenten muss bewusst sein, dass das Thema Nachhaltigkeit in seinen Anforderungen um ein Vielfaches komplizierter und umfas sender ist als bisher bekannte Felder der Standardisierung und Zertifizie rung. Nehmen wir das Thema Le bensmittelsicherheit zum Vergleich. Dort gibt es eine weit gehende fachliche und gesetzliche Überein kunft zur Lebensmittelhygiene und zu speziellen Produktmerkmalen. Zu mikrobiologischen Kriterien, zulässi gen Rückstandshöchstmengen von Pflanzenschutzmitteln und Schad stoffen, prozessbegleitende Stoffe wie Acrylamid, unzulässige Stoffe in Verpackungen – nur um einzelne Beispiele zu nennen – findet sich in der EU ein klares gesetzliches Regel werk. Und die Zertifizierungsstan dards legen darüber hinaus noch weitere Kriterien fest, mit welchen Verfahren und Prozessen diese um gesetzt werden müssen. Und, wie dies dokumentiert und überprüft wird. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Rahmenbedingungen das Ergebnis einer allgemein anerkann ten Risikobewertung, wobei sich darin immer auch das Maß des tole rierbaren Risikos ausdrückt.

Und die gibt es aus Ihrer Sicht bei Nachhaltigkeit nicht?

Beim Thema Nachhaltigkeit haben wir keine derartig weit gehende gesellschaftliche Übereinkunft. Es gibt für Unternehmen in Teilberei chen bereits gesetzliche Grenzwerte zur Nachhaltigkeit (z.B. hinsichtlich Treibhausgasemissionen), jedoch noch kein derartig umfassendes Regelwerk für das tolerierbare oder gar akzeptierbare Maß für die Um welt und den Menschen belasten des Verhalten, ob es nun um den Ausstoß von Klimagasen, die Pro duktion von Abfall, den Verbrauch an Rohstoffen oder die Lebensbe dingungen von Arbeitskräften geht.

Aus Verbrauchersicht ist es an gesichts der Vielfalt an Nachhal tigkeitslabeln und Zertifikaten nicht immer einfach, klare Kauf entscheidungen für oder gegen ein Produkt zu treffen. Ist der „Zertifizierungsdschungel“ nicht völlig kontraproduktiv? Hat sich hier nicht eine „Label-Industrie“ entwickelt, die dem eigentlichen Ziel, mehr Transparenz zu schaf fen, entgegensteht?

Der Wunsch nach einem einzigen oder wenigen Labels für Nachhal tigkeit ist aus Verbrauchersicht ab solut nachvollziehbar. Allerdings ist dies aufgrund der inhaltlichen Kom plexität des Themas Nachhaltigkeit sowie der Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen kaum zu rea lisieren. Die bestehenden Standards beziehen sich auf klar definierte Einzelthemen (z.B. Herkunft von Rohstoffen wie Kakao oder Palmöl) oder Unternehmensprozesse als sol che (z.B. ZNU-Standard zu Nachhal tiger Unternehmensführung oder ISO-Standards zum Umwelt- oder Energiemanagement). Wenn eine Organisation selbst Bewertungen nach eigenen Standards durchführt, ist das noch kein Zertifizierungs standard. Da anerkannte, zertifizier bare Standards veröffentlicht sein müssen, können sich Verbraucher selbst in die Inhalte einlesen und eine Bewertung treffen. Gerade in der Lebensmittelbranche gibt es bereits Standards, die den Verbrau chern Orientierung in puncto Nach haltigkeit geben können. So gilt als

gesicherte Erkenntnis, dass Fleisch und tierische Erzeugnisse aus ex tensiver Biohaltung weit weniger klimaschädlich sind als konventio nelle Produkte aus Intensivhaltung. Für den Fischfang gibt es das Zerti fizierungssystem nach MSC (Marine Stewardship Council), bei dem klar festgelegt ist, wann und wo welche Arten von Fisch unter welchen Be dingungen gefangen werden kön nen, abhängig von der jeweils aktu ellen Bestandssituation. Langfristig bewährt hat sich z.B. auch das Zer tifizierungssystem nach FSC (Forest Stewardship Council), bei dem das verwendete Holz aus nachhaltiger und sozialverträglicher Forstwirt schaft stammt. Übrigens wurde der Begriff Nachhaltigkeit erstmals schon im Jahr 1713 für die Forst wirtschaft geprägt, im Zusammen hang mit der schon damals verbrei teten Übernutzung und Abholzung von Wäldern.

Würden Sie sagen, dass wir in Deutschland von den Zertifizie rungen her gut aufgestellt sind? Auch wenn solche Zertifizierungs systeme punktuell Lücken haben können: insgesamt funktionieren sie. Es käme auch niemand auf die Idee, im Straßenverkehr auf Ge schwindigkeitsbegrenzungen und auf deren Überwachung zu verzich ten, weil vorkommen kann, dass im Einzelfall Verkehrsschilder ungüns tig aufgestellt sind oder Autofahrer sich nicht daran halten. Privatwirt schaftliche Zertifizierungsstandards sind nach unserer Erfahrung in ihrer Wirkung oft nicht schlechter als ge setzliche Vorgaben. Wir stehen aber beim Thema Standards und Zertifi zierung der Nachhaltigkeit erst am Anfang einer Entwicklung, die be gleitet wird von gesellschaftlichem Diskurs und gesetzgeberischen Ini tiativen wie dem deutschen Liefer kettensorgfaltspflichtengesetz oder der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie. Ziel solcher Entwicklungen sind immer wenige, anerkannte und umfassen de Standards. Auf dem Weg dorthin können thematisch eingegrenzte, leicht nachvollziehbare Standards sehr nützlich sein.

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ADVERTORIAL Kiwa Gruppe

Die Kiwa Gruppe – Ihr Partner für biologische & nachhaltige Zertifi zierungen

In der TIC-Branche gehört die Kiwa Gruppe zu den 20 weltweit führenden Unternehmen. Mit unseren Zertifikaten schaffen wir gemeinsam Vertrauen für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie eine nachhaltige Zukunft in der Lebensmittelbranche.

Im oft verwirrenden Supermarkt-Dschungel räumt die Kiwa Gruppe –unter anderem mit der Kiwa BCS und der Kiwa GmbH - auf. Der Bio-Markt boomt und die Farbe Grün ersetzt schreiend bunte Verpackungen. Doch nur mit dem offiziellen Bio-Siegel der EU (idealerweise) ergänzt durch Siegel der Bio-Verbände, wissen Verbraucherinnen und Verbraucher sicher, wo die Qualität zu finden ist, die sie erwarten dürfen.

Bei Kiwa testen, inspizieren und zertifizieren (Eng: TIC = testing, inspecting, certifying) wir Betriebe nach den aktuell geltenden Standards. Die neue EU-Bio-Verordnung 2018/848 ist seit 1. Januar 2022 gültig. Sie verschärft die Vorgängerverordnung im europäischen Raum für alle in der Lieferkette beteiligten Unternehmen (angefangen von Erzeugern bis hin zu den Inverkehrbringern) und sorgt so für noch mehr Klarheit und Transparenz in der Lebensmittelbranche. Mindestens einmal im Jahr wird jeder bio-zertifizierte Betrieb auf Herz und Nieren geprüft, damit alle Auflagen erfüllt bleiben. Die richtige Vorbereitung seitens der Betriebe, ergänzt durch das Know-How der Kiwa BCS, führen Sie erfolgreich aus dem Zertifikations-Labyrinth.

Als erste staatlich akkreditierte Kontrollstelle mit der Kontrollstellennummer DE-ÖKO-001 setzt die Kiwa BCS seit drei Jahrzenten neben dem EU-Bio Standard auch Kontrollen im Auftrag großer Verbände wie Naturland, Demeter oder Bioland um. Sie tut dies für Tausende von Unternehmen in Europa und in Lateinamerika, China, der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika. Viele von ihnen sind nach dem BCS-Organic Production Standard für ökologische Produktion zertifiziert, der der EU-Öko-Verordnung entspricht und von der Europäischen Kommission als gleichwertig anerkannt sowie bestätigt wurde (derzeit auf der Grundlage der Verordnungen (EU) 834/2007 und 889/2008).

AT KIWA, WE CARE

für soziale, nachhaltige Gerechtigkeit im Lieferketten- und Unternehmensmanagement. Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) entwickelte Kiwa GmbH das We Care Siegel. Dies umfasst vier verschiedene Handlungsfelder eines Lebensmittelbetriebes:

1. Unternehmensführung

2. Lieferkettenmanagement

3. Mitarbeiterverantwortung &

4. Umweltmanagement

Mit dem We Care Siegel gibt es erstmals ein einheitliches Bewertungssystem mit ganzheitlichen Standards. Zudem wird bei dieser Zertifizierung das Managementsystem unter die Lupe genommen, vorhandene Umwelt- und Sozialstandards miteinander kombiniert oder ergänzt. Auch hier übernimmt die Kiwa GmbH als akkreditierte, unabhängige Kontrollstelle die Inspektion.

Dieses Zertifikat schafft, wie auch die Bio-Zertifikate, Vertrauen aber auch ein nie dagewesenes Maß an Transparenz gegenüber Geschäftspartnerinnen und -partnern und den Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Alles rund um das We Care Siegel erfahren Sie bei: Sustainability Team Kiwa GmbH E-Mail: DE.Nachhaltigkeit@kiwa.com

Tel: +49 (0)30 / 46 77 61 - 0

Für Bio-Zertifizierungen wenden Sie sich an: Kiwa BCS Öko-Garantie GmbH E-Mail: DE.Info.BCS@kiwa.com Tel: +49 (0) 911 424 39 - 0 www.kiwa.com/de

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„GLOBALG.A.P. ist ein One-Stop-Shop“

GLOBALG.A.P. ► Warum verhalten sich Unternehmen überhaupt nachhaltig? Welche Änderungen bringt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz mit sich? Und wie nachhaltig verhält sich Kristian Möller eigentlich privat? Im Gespräch mit dem Fruchthandel Magazin hat der Managing Director und Präsident von GGNA (GLOBALG.A.P. North America) dazu einige Details erläutert.

Inga Detleffsen

Nachhaltigkeit ist in der Branche aktuell das Schlagwort Nr. 1, scheint es. Zeigt sich das auch in Ihrem Arbeitsalltag, z.B. durch einen rasanten Anstieg der Nachfrage?

Kristian Möller: Absolut. Wir werden derzeit von allen unseren Mitgliedern und Stakeholdern an gesprochen, dass wir bitte eine Koordinationsrolle übernehmen mögen, ähnlich wie schon vor 25 Jahren beim Thema Lebensmittelsi cherheit. Die Branche möchte einen gemeinsamen Ansatz haben und sieht GLOBALG.A.P. als die bevor zugte Plattform dazu.

Wie würden Sie das Streben nach mehr Nachhaltigkeit und damit einhergehenden Zertifi zierungen einschätzen? Ist es eher intrinsisch motiviert, weil Firmen spüren, dass sich etwas ändern muss, oder geschieht es vor allem aufgrund gesetzlicher Vorgaben?

Ich denke, es ist ein Mix aus bei dem. Zum einen ruft natürlich das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) alle unsere Firmen auf den Plan: Sie benötigen Ansät ze zum effizienten Risikomanage ment ihrer Lieferketten. Wir sind mit unseren Lösungen, was die Standards betrifft, einschließlich des Chain-of-Custody-Standards, schon gut aufgestellt. Die Unternehmen, die eine konsequente Umsetzung in ihren Lieferketten vorantreiben, sind eindeutig im Vorteil. Dann noch be stehende eventuelle Lücken werden gerade in Abstimmung mit unseren Partnern und in den Gremien ange gangen. Auf der anderen Seite trei ben die Firmen zahlreiche CSR- und

ESG-motivierte Projekte voran – et wa Soziales, Umwelt, Klima oder Biodiversität –, die eine Reihe von Innovationen hervorbringen und da mit Maßstäbe für die Branche und einen zukünftigen Branchenstan dard setzen können. Jüngstes Bei spiel ist unser Biodiversity add-on, das wir, initiiert von Lidl, entwickelt haben und das im April 2022 einge führt wurde. Der Zusatz enthält eine Reihe von Regeln, Grundsätzen und Kriterien, die den Erzeugern helfen, ihre Praktiken zum Schutz der biolo gischen Vielfalt nachzuweisen.

Inwiefern geht das Lieferketten sorgfaltsgesetz Hand in Hand mit Ihrer Arbeit, wie z.B. dem CoC- oder dem GRASP-Standard, und wo gehen Sie getrennte Wege?

Das Lösungsportfolio von GLOBALG.A.P. unterstützt Unternehmen, die in landwirtschaftlichen Wert schöpfungsketten das deutsche Lie ferkettengesetz einhalten müssen.

Der Chain-of-Custody-Standard ergänzt die Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit, die bereits im IFA-Standard, dem Flaggschiff-Stan dard von GLOBALG.A.P., enthalten sind. Das GRASP-Add-on erweitert die Themen Soziales und Arbeit. Grundsätzlich sind wir zurückhal tend, was den Aufbau fester Lö sungen betrifft, solange wir noch keine genaueren Informationen haben, wie letztendlich die Ausfüh rungsbestimmungen der Behörden aussehen. Auch ist es derzeit noch nicht klar, was sich diesbezüglich auf europäischer Ebene tut. Derzeit pilotieren wir alternative Ansätze, die dann bei Bedarf dank unseres weltweiten Systems relativ schnell angepasst werden können. In die sem Zusammenhang rufen wir alle Marktbeteiligten und Lösungsanbie ter auf, sich mit uns in Verbindung zu setzen: Es geht hier um eine branchenweite offene Zusammen arbeit, um in dieser angespannten Marktlage so effizient wie möglich Lösungen mit hoher Akzeptanz zu entwickeln.

Nachhaltigkeit kann verschiede ne Ebenen haben – ökologische, ökonomische oder soziale. Wo setzt GLOBALG.A.P. inhaltliche Schwerpunkte?

Grundsätzlich zeichnen sich die GLOBALG.A.P.-Lösungen durch ei nen ganzheitlichen Ansatz aus. Un sere neue Version 6 des Integrierten Farm Assurance Standards (IFA) und Version 2 von GRASP markieren den Beginn einer neuen, smarten Ära.

Das bedeutet, dass wir den Situa tionen angepasst verschiedene Ge wichtungen geben können, je nach Herausforderung in einem Land oder

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„Wir sehen Nachhaltigkeit als Weg, nicht als Ziel“, betont Kristian Möller.
Foto: GlobalG.A.P.

in einem Produktionssektor. Auch beim Thema Nachhaltigkeit setzen wir bewusst auf eine ganzheitliche Herangehensweise und sehen uns als One-Stop-Shop mit Lösungen, die für die Branche relevant sind und gemeinsam entwickelt werden, die den Erzeugern einen maximalen Marktzugang bieten und flexibel und global in der Perspektive sind. Außerdem ist uns wichtig, dass sie ganzheitlich im Ansatz, praktisch und leicht umsetzbar, kosteneffizi ent und ohne Überschneidungen

sowie digitalisiert und datenge steuert sind. Natürlich spielen auch Vertrauenswürdigkeit und ein hohes Maß an Integrität und Transparenz eine Rolle. Wir sehen Nachhaltigkeit als Weg, nicht als Ziel, und bieten für diesen Weg die notwendige Na vigation, Maßnahmen, Messung der Fortschritte und natürlich die Gele genheit zur kontinuierlichen Verbes serung.

Abschließend eine persönliche Frage: Wo achten Sie inzwischen am ehesten auf nachhaltiges Verhalten? Bei Lebensmitteln, bei Konsumgütern, beim Reisen – oder haben Sie ein ganz eige nes Konzept? Persönlich habe ich mein Leben bereits weitestgehend umgestellt: Keine innerdeutschen Flüge mehr, bereits seit vier Jahren vollelektri sches Fahren und ein annähernd kompletter Verzicht auf Rind-, Schwein- und Geflügelfleisch.

IFA-STANDARD V6 FÜR OBST UND GEMÜSE

Der IFA-Standard ist ein globaler Standard für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Praxis, der sich bewährt hat und auf den weltweit mehr als 200.000 Produzenten aus 130 Ländern vertrauen

dardfürdie Zukunft

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WWW. GLOBALGAP .ORG
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Das Biodiversity Add-on hat GLOBALG.A.P. auf Initiative von Lidl entwickelt und im April 2022 einge führt, erläutert Kristian Möller. Foto: cherryyblossom

Das kostbare Nass – nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser im QS-System

QS Qualität und Sicherheit GmbH | Bonn ► Weniger Niederschläge, Bodenerosion, Absinken des Grundwasserspiegels: Der sorgsame Umgang mit der Ressource Wasser ist eine zentrale Herausforderung der Ernährungssicherung. Im Folgenden informiert die QS Qualität und Sicherheit GmbH u.a. über den Umgang mit der Ressource Wasser innerhalb des QS-Systems.

Hinsichtlich des Umgangs mit Wasser zum Waschen und Reinigen ergab eine aktuelle Auswertung zur Umsetzung der Anforderungen, dass nahezu alle Betriebe eine A-Bewertung er reichen konnten.

Eine Bauernregel lautet: „Ist der Mai recht heiß und tro cken, kriegt der Bauer kleine Brocken. Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass.“ Einen kühlen und nassen Mai allerdings erleben wir hierzulande nicht mehr so häufig. Betrachtet man den langfristigen Trend, so ist der Mai bereits seit den 1980er Jah ren eher zu warm und zu trocken. Und somit ein Problem für die Land

wirtschaft, die nach praktikablen Lösungen verlangt.

Verantwortungsvoll und ressourcenschonend

Der Klimawandel mit zunehmender Wasserknappheit und Folgen wie Bodenerosion, Dürre und schließlich auch sinkendem Grundwasserspie gel erfordert einen verantwortungs vollen und ressourcenschonenden Umgang mit Wasser. Im QS-System verlangt der Leitfaden „QS-GAP Erzeugung Obst, Gemüse, Kartof feln“ nachhaltige Bewässerungsme thoden, die für die jeweilige Kultur ökologisch und ökonomisch sinnvoll

Dazu gehören z.B. optimierte Be wässerungssysteme wie Tröpfchen bewässerung und der bedarfs gerechte Einsatz der Ressource Wasser, etwa indem die Boden feuchte gemessen und eine klima tische Wasserbilanz gezogen wird. In wasserarmen Regionen, bspw. in Südeuropa, müssen Betriebe einen Plan zur effizienten Wassernutzung vorlegen.

Wassermanagement im Audit

Dem Wassermanagement widmet der QS-GAP-Leitfaden Erzeugung Obst, Gemüse, Kartoffeln ein ei

Die Prüfungen vor Ort zeigen, dass die Betriebe die QS-Anforderungen zur nachhaltigen Wassernutzung praktisch umsetzen.“

sind. Zudem müssen Erzeuger nach den Prinzipien der guten fachlichen Praxis des integrierten Pflanzen schutzes arbeiten.

genes Kapitel (3.8 Wassermanage ment) und entsprechend ist es auch Gegenstand von Audits. Dabei geht es um die Dokumentation der ge

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nehmigten Wasserentnahme und Ableitung. Eine nicht genehmigte Wasserentnahme führt zum Verlust der QS-Lieferberechtigung. Darüber hinaus muss in einer Risikoanalyse bewertet werden, wie sich Bewässe rung und Düngung auf die Umwelt und die Umgebung eines Betriebs auswirken. Auch das Leitfadenkapitel zum Umweltmanagement gibt Empfehlungen zur nachhalti gen Wassernutzung.

Parameter werden vor Ort geprüft

„Eine Grundlage der nachhaltigen Wassernutzung ist die Ermittlung des Wasserbedarfs der jeweiligen Kultur, um den gezielten Einsatz von Wasser in Abhängigkeit von der Witterung zu steuern“, erläutert QS-Auditor Pablo Schucht Lessa. Um den Ressourcenverbrauch zu optimieren, wird auch das Sam

Um den Ressourcen verbrauch zu optimieren, wird auch das Sam meln von Wasser auf Dachflächen oder Glashäu sern empfohlen.

meln von Wasser an Dachflächen oder Glashäusern empfohlen. „Die Betriebe setzen die Anforderungen praktisch um“, berichtet Schucht Lessa. „Als Auditoren prüfen wir die Parameter vor Ort.“

Ein wichtiger Aspekt ist der Umgang mit Wasser zum Waschen und Rei nigen. Es muss so entsorgt werden, dass Gefährdungen der Gesundheit, Sicherheit und Umwelt minimiert sind. Eine aktuelle Auswertung zur Umsetzung der Anforderungen er gab, dass nahezu alle Betriebe eine A-Bewertung erhalten haben (s. Ab bildung).

Die Anforderungen zum effizienten Umgang mit der Ressource Wasser beinhaltet der Leitfaden „QS-GAP Erzeugung Obst, Gemüse, Kartof feln“. Dieser kann unter www.q-s. de/lf-qs-gap angesehen und herun tergeladen werden. 

Dr. Holger Scherhag (l.) vom Naturhof Scherhag in Dieblich an der Mosel mit Willem Jüngst, Projektmanager Public Relations, bei QS. Die Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln im Einklang mit der Natur ist das Ziel des QS-zertifizierten Naturhofs.

QS QUALITÄT UND SICHERHEIT GMBH

Nachhaltigkeit: Pretests für neue Arbeitshilfen

Im engen Austausch mit Experten aus Praxis und Wissenschaft erarbeitet QS aktuell produktions- und stufenspezifische Arbeitshilfen zu Nachhal tigkeitsmaßnahmen im Bereich Obst, Gemüse und Kartoffeln. Diese sollen Unternehmen bei der freiwilligen Umsetzung individueller Lösungen unterstützen. Die Praxistauglichkeit der Arbeitshilfen wird in Pretests auf den Prüfstand gestellt. Nach Auswertung der Pretests ist geplant, die neuen Arbeitshilfen im kommenden Jahr in einen Leitfaden „Freiwillige QS-Inspektion Nachhaltigkeit (FIN)“ einzubinden. Diesen Leitfaden können QS-Systempartner dann künftig freiwillig nutzen, um ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit gegenüber Kunden und Verbrauchern transparent zu dokumentieren.

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Fotos: QS

„Das Lieferkettengesetz ist ein längst überfälliges Signal“

Ecocert ► Am 1. Januar 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), verkürzt Lieferkettengesetz, in Kraft. Es verpflichtet deutsche Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden, sogenannte Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten zu beachten. 2024 sinkt die Grenze auf Unternehmen mit 1.000 Beschäftigte. Konkret geht es dabei bspw. um die Bekämpfung von Kinderarbeit und Sklaverei sowie um Arbeitsschutzfragen, aber auch um Umweltschutzthemen. Was Unternehmen jetzt wissen sollten und worauf auch die O+G-Branche besonders achten muss, darüber informierte Julia Schäfer, Fair For Life Research & Development Manager des Bio-Zertifizierers Ecocert.

Das neue Gesetz, so Julia Schäfer, läute einen längst überfälligen Paradigmenwechsel ein. Von freiwilliger Selbstverpflichtung hin zu verbind lichen Auflagen, die Unternehmen dazu verpflichten, ihre gesamten Lieferketten konsequent zu überprüfen und ggf. Maßnahmen zu ergreifen. Allerdings sei der ursprüngliche Gesetzentwurf an vielen Stellen erheblich abgeschwächt worden. So gelten die Sorgfaltspflichten nur für den eigenen Geschäftsbereich und unmittelbare Zulieferer. „Dabei ist bekannt, dass der Großteil an Men schenrechtsverletzungen und Umweltschäden gerade am Beginn der Lieferketten stattfinden, also im Bereich der mittelbaren Zulieferer. Hier müssen Unternehmen jedoch nur dann aktiv werden, sofern konkrete Kennt nis über Menschenrechtsverletzungen vorliegt. Umweltaspekte sind nur marginal berücksichtigt. Auch bei der Geschlechtergerechtigkeit und dem Schutz der indige nen Völker gibt es große Lücken. Es ist davon auszu gehen, dass die Regelungen weiter verschärft werden. Denn auch die EU-Kommission hat im Februar 2022 ein Lieferkettengesetz vorgelegt, welches deutlich strenge re Auflagen vorweist. Es fordert z.B. die Erfassung der gesamten Lieferkette und die Verpflichtung von Unter nehmen bereits ab 250 Mitarbeitenden und droht Be trieben bei Nichteinhaltung mit erheblichen zivilrecht lichen Konsequenzen“, unterstrich Schäfer. Um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen, müssten die Unter nehmen zu Beginn des Prozesses u.a. ein Risikomanage ment und ein Beschwerdeverfahren einrichten sowie eine Erklärung zur Menschenrechtsstrategie im Unter nehmen abgeben. Zu den prozessbezogenen Pflichten gehöre die Durchführung einer Risikoanalyse und darauf basierend die Festlegung von Präventionsmaßnahmen. Werden Rechtsverstöße festgestellt, bestehe die Pflicht, Abhilfemaßnahmen zu ergreifen. Denn die Unterneh men haben eine Dokumentations- und Berichtspflicht.

Zertifizierung ist wichtig, hat aber Grenzen

Im Gesetzestext selbst sind Audits und Zertifizierungen nicht erwähnt; weder ob sie als alleiniger Nachweis aus reichend sind, noch ob sie teilweise berücksichtigt wer

Optimistisch in die Zukunft – resiliente Lie ferketten sollen nicht zuletzt bei den Erzeugern für faire und lohnenswerte Arbeitsbedin gungen sorgen.

den können. Die Entscheidung hierzu obliegt dem Bun desamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das bisher noch kein offizielles Statement dazu heraus gegeben hat. Handreichungen sind für die kommenden Monate geplant. „Ecocert hat zusammen mit anderen standardsetzenden und zertifizierenden Organisatio nen in einem Statement bekundet, dass Zertifizierung zwar ein effektives Instrument zur Unterstützung bei der Überprüfung der Einhaltung der Sorgfaltspflichten dar stellt, aber alleinstehend nicht für einen grundlegenden Systemwandel genügt“, erklärte Schäfer.

Zertifizierung könne den Ist-Zustand in einem Unterneh men einschätzen und den Fortschritt hinsichtlich eines konkreten Standards bewerten. Entscheidend dabei sei jedoch die Qualität des zugrunde gelegten Standards hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien und einer unab hängigen und methodisch einwandfreien Auditierung. Es müsse deutlich werden, was der jeweilige Standard zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten konkret beitragen kann, welchen Teil der Wertschöpfungskette sie abde cken und in welchem Umfang ihr Beitrag zur Prüfung der Sorgfaltspflichten anerkannt wird. „Allerdings“, hebt Schäfer hervor, „können Zertifizierungen allein kein Unternehmen pauschal von ihrer Verantwortung zur Umsetzung vollumfänglicher Sorgfaltspflichten be freien. Das ist ein kontinuierlicher, mehrstufiger Prozess, bei dem Unternehmen die Risiken in ihrem eigenen Ge

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Fotos: Ecocert

sowie in ihren Lieferketten ständig kont rollieren und minimieren müssen.“

Fair For Life: Gute Partnerschaften und resiliente Lieferketten

Fair For Life decke als fairer Handelsstandard inhalt lich die im LkSG genannten Risiken zu Menschenrech ten und Umweltverantwortung nahezu vollständig ab. Eine Fair For Life-Zertifizierung könne Unternehmen bei allen Schritten im Prozess zur Erfüllung ihrer Sorgfalts pflichten ergänzend unterstützen. Der Umfang variiere je nachdem, ob sie nun selbst oder ihr direkter Lieferant oder der Ursprung zertifiziert sei. Die mit der Zertifizie rung gewonnenen Kenntnisse, Strukturen und Doku mente würden das Einrichten des strukturellen Rahmens etwa für das Risikomanagement, die Grundsatzerklä rung oder den Beschwerdemechanismus erleichtern. Zugleich könne Fair For Life bei der kontinuierlichen Umsetzung der Sorgfaltspflichten begleiten. Die Zerti fizierung ausgewählter Lieferketten sensibilisiere alle Beteiligten und fördere den Aufbau von Wissen und Fähigkeiten. Es werden Informationen zum Status Quo verfügbar gemacht. Das helfe die Risikoanalyse zu er stellen und erleichtere die Strukturierung und Kollabora tion von Maßnahmen. Der Auditprozess stärke Resilienz und Eigenverantwortung. Nicht zuletzt werden durch ei ne Zertifizierung Hilfsmittel zur Berichterstattung bereit gestellt. „Der Fair For Life Standard kann weit mehr“, so Schäfer. „Er ist für Unternehmen gedacht, die über das Mindestmaß hinausgehen wollen.“ Fair For Life beinhal te anspruchsvolle Sozial- und Umweltkriterien entlang der Lieferkette. Ziel sei die Partnerschaft auf Augenhö

he für resiliente Lieferketten. Das Programm fördere ein proaktives und auf Verbesserung ausgerichtetes Agie ren. Im Mittelpunkt stünden langfristige Garantien und die Zahlung fairer Preise, die Stärkung von Produzentenrechten sowie die Investition in die nachhaltige Verbes serung der Lebensbedingungen. Die Audits werden mit hoher Qualität und Unabhängigkeit von einer der füh renden internationalen Kontrollstellen durchgeführt. So ermöglicht das Fair For Life-Label eine ehrliche, trans parente und verbraucherfreundliche Kommunikation. Nachhaltigkeit gilt als der wichtigste Trend im Frischwa rengeschäft und eine Herausforderung einer Branche, die von Flexibilität und Geschwindigkeit bestimmt wird. O+G kommt oft aus dem Ausland. Natürliche Schwan kungen bei Erträgen und ein harter Wettbewerb er schweren langfristige Handelsbeziehungen beim Sour cing der Produkte und Rohstoffe. „Es wird erwartet, dass sich das neue Gesetz insbesondere auf den Groß- und Einzelhandel auswirken wird. Die großen Supermärkte könnten den Markt verändern, wenn sie Klauseln in Verträge einführen und zusätzliche Zertifizierungen oder Kontrollmaßnahmen verlangen. Befürchtet wird dabei, dass mögliche Kostenerhöhungen nicht gleichmäßig un ter allen Akteuren verteilt werden. Es wäre daher wich tig, Anreize zu schaffen, damit Unternehmen auf hohe Standards setzen, wie Fair Trade und Bio.“

Ecocert ist eine in Deutschland zugelassene Öko-Kontroll stelle und bietet den kompletten Service rund um die Zertifizierung von Bio-Landbau und Bio-Lebens mitteln – von der Erzeugung bis zu Import und Handel.

FH Zertifizierungsprogramm für Fairen Handel in verantwortungsvollen Lieferketten www.fairforlife.org | info@fairforlife.org | +49 (0)7531 813010 schäftsbereich
Julia Schäfer: „Unternehmen müssen die Risiken in ihrem eigenen Ge schäftsbereich sowie in ihren Lieferketten ständig kont rollieren und minimieren.“

Wo ist ‚das Regional‘?

Regionalität ► Der Begriff Regionalität kommt der Definition der Verbraucher von Nachhaltigkeit am nächsten. Davon ist Stephan Weist, Bereichsleiter Category Management bei der Rewe Group, überzeugt. Im Rahmen des Deutschen Obst & Gemüse Kongresses lieferte er u.a. dafür die Begründung: „Regionalität ist greifbar. Die Produkte kommen aus der Nähe und sind nicht weit transportiert worden. Die Mehrzahl der Verbraucher vertraut einem regionalen Erzeuger immer mehr als anderen Produzenten.“ Das Wachstum von regional erzeugten Produkten war auch deshalb in den vergangenen Jahren in Deutschland beispiellos.

Der Beginn dieses später so erfolgreichen Trends war allerdings recht holprig. Sowohl Stephan Weist als auch Peter Klingmann, Geschäftsführer der Regio nalfenster Service GmbH, erklärten, dass über die Jahre viel Schindluder mit dem Thema Regionalität und den Be grifflichkeiten getrieben wurde. Deshalb sei ein neutrales Siegel zur Überprüfung der Angaben nötig gewesen und der Verein Regionalfester gegründet worden.

Peter Klingmann machte deutlich, dass das Regional fenster keine Bedingungen vorgebe, sondern lediglich die Angaben des jeweiligen Lizenznehmers überprüfe.

„Der Hersteller kann die Regionsangabe frei wählen, sie muss jedoch für die Verbraucherinnen und Verbraucher eindeutig nachvollziehbar sein“, erklärte er.

Diese Transparenz war, so führte Stephan Weist aus, ein Grund dafür, warum sich Rewe dem Regionalfenster an geschlossen hat. Einfach sei der Weg aber nicht gewe sen, denn gerade zu Beginn habe es viel negative Presse gegeben, weil „das Regionalfenster zu viel erlaubt“ und es keine einheitliche Definition dahingehend gibt, wann ein Produkt regional ist und wann nicht. „Oft wurden von den Medien Extremfälle ausgeschlachtet und wir wurden gefragt, wo denn jetzt ‚das Regional‘ ist, wenn ein Produkt z.B. von Aschaffenburg nach Bad Füssing transportiert worden ist. Das hat natürlich bei Rewe zu Diskussionen geführt, aber wir sind dennoch dabeigeb lieben“, beschrieb Weist ein wesentliches Problem. Zu diesem Zeitpunkt habe er nicht erwartet, dass das frei willige Siegel einmal so positive Werte erreichen würde, wie es heute der Fall sei.

Peter Klingmann hatte hierzu Zahlen dabei und verwies auf den Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Demnach gaben 64 % der Befragten an, dass sie beim Einkauf immer oder meistens auf das Regionalfenster achten. Beim Biosiegel lag der Wert vergleichsweise bei 60 %. Auch die Entwicklungszahlen des vergangenen Jahres würden zeigen, dass sich das Regionalfenster als vertrauenswür dige und transparente Herkunftskennzeichnung etab liert habe. „Im Dezember 2021 waren insgesamt 5.450

Produkte von der Regionalfenster Service GmbH freige geben und durch eine akkreditierte Kontrollstelle zertifi ziert worden. Die wichtigsten Produktgruppen sind Obst und Gemüse.“ Von allen mit dem Regionalfenster aus

gezeichneten Produkten liege der Anteil an Bioprodukten bei 12 %.

Produkte im Preiseinstieg stärker nachgefragt

Dass regionale Produkte auch gleich zeitig biologisch erzeugt sein kön nen, war auch Thema von Stephan Weist. Bei beiden Produktgruppen gebe es große Überschneidungen. Ausgezeichnet würden diese Pro dukte bei Rewe aber mit der Bio eigenmarke. Das habe schlichtweg kaufmännische Gründe. Sowohl bei Bio als auch bei Regionalität gebe es auf Seiten der Konsumenten eine Bereitschaft, eine Prämie zu zahlen. Bei Bio liege diese aber etwas hö her. Dennoch sei die Eigenmarkte von Rewe für regionale Produkte in der Gunst der Rewe-Kundinnen und -Kunden kaum zu schlagen. „Die einzige Ausnahme bildet hier der Preiseinstieg“, so Weist und erklärte weiter, dass sich die wirtschaftliche Situation der Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar bemerkbar ma che. „Die Verbraucher kaufen spar samer ein, was sich u.a. auch auf die regionalen Produkte auswirkt. Momentan ist der Preiseinstieg sehr gefragt, aber das wird sich auch wieder ändern.“ Der Weg bleibe der richtige und der Absatz der regiona len Erzeugnisse werde wieder an Fahrt gewinnen. Diese Auffassung teilte auch Peter Klingmann: „Re gionalität hat etwas mit Kultur und Verwurzelung in einer Region zu tun.“ Das sei gerade in unsicheren Zeiten von großem Wert. Dies ma che den Erfolg von Regionalität aus, waren sich beide Experten einig.

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Stephan Weist, Bereichsleiter Category Management, Rewe Group Peter Klingmann, Geschäftsführer der Regionalfenster Service GmbH
FH NACHHALTIGKEIT Foto: Pefkos_AdobeStock

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„Unsere Zukunft ist nachhaltig“

Fyffes ► Das Unternehmen arbeitet mit Mitarbeitern, Farmern, Gemeinden, Kunden, Konsumenten und der Zivilgesellschaft zusammen, um frische, gesunde und nachhaltig angebaute Produkte zu liefern, gemeinsam Werte zu teilen und das Leben von Menschen auf der ganzen Welt zu bereichern. Die Basis des Handelns ist die Fyffes-Nachhaltigkeitsstrategie, die 13 ehrgeizige Ziele enthält und sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen („Sustainable Development Goals“, SDGs) ausrichtet.

1. Reduzierung der CO2-Emissionen, um das ScienceBased-Target im Einklang mit dem 1,5 ˚C-Szenario bis 2025 zu erreichen, was einer 25 %-igen Reduzierung der CO2-Äq./kg Obst für Scope 1 und 2 nach dem Greenhouse-Gas-Protocol-Standard (GHG) und einen Anteil an Scope 3 GHG-Emissionen* entspricht.

2. Alle Verpackungen werden bis 2025 kompostierbar, recycelbar oder wiederverwendbar sein.

3. 100 % der eigenen Betriebe verfügen über Wasser managementpläne bis 2025.

Gesunde Lebensmittel für ein gesundes Leben

4. Reduzierung der Lebensmittelverluste um 80 % in al len eigenen Betrieben bis 2030.

5. Entwicklung von neuen Verwendungen für jedes der Kernprodukte bis 2030.

Mit Kunden wer den gemeinsame Maßnahmen und Program me erarbeitet, wie z.B. die Einführung der ersten klimaneu tralen Fairtrade Bananen im Jahr 2019.

Zu diesen Zielen gehört die Absicht, sich innerhalb des tropischen Obst- und Gemüsesektors zu dif ferenzieren, indem bis 2025 das Science-BasedTarget des 1,5 ˚Celsius Szenarios mit einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 25 % in CO2-Äquiva lent pro kg Obst in Scope 1 und 2 nach dem Green house-Gas-Protocol-Standard (GHG) und einen Anteil an Scope 3 GHG-Emissionen erreicht wird.

Die Nachhaltigkeitsstrategie von Fyffes hat drei Fokus bereiche, deren Inhalte und Ziele sich an acht Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen orientieren: Kein Hunger (2), Hochwertige Bildung (4), Geschlechtergleichheit (5), Sauberes Wasser und Sa nitäreinrichtungen (6), Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (8), Industrie, Innovation und In frastruktur (9), Nachhaltiger Konsum und Produktion (12) und Maßnahmen zum Klimaschutz (13). Darüber hinaus plant Fyffes im Einklang mit dem UN-SDG 17 Partnerschaft zur Erreichung der Ziele, mit Partnerorga nisationen zusammenzuarbeiten, um seine Ziele umset zen zu können.

Verantwortung für den Planeten

Die Fokusbereiche sind: Verantwortung für den Plane ten, gesunde Lebensmittel für ein gesundes Leben und das Leben der Menschen bereichern. Die Fyffes-Ziele je Fokusbereich sind nachfolgend aufgelistet.

Verantwortung für den Planeten:

6. Bereitstellung von 5 Mio gesunden Mahlzeiten für Menschen in sozial schwachen Gruppen bis 2025 durch die Zusammenarbeit mit qualifizierten Partnern.

7. Aufklärung von 3 Mio Menschen über gesunde Ess gewohnheiten und die Minimierung von Lebensmittel abfälle bis 2025.

Das Leben der Menschen bereichern

8. Keine arbeitsbedingten Todesfälle und keine schwe ren arbeitsbedingten Verletzungen bis 2025.

9. 100 % der Fyffes Mitarbeiter und Mitarbeiter in der Lieferkette werden bis 2030 zu Menschenrechten ge schult; 100 % der Führungskräfte und Angestellten bis 2025.

10. 100 % der eigenen Standorte in Lateinamerika pro fitieren bis 2025 von Programmen der Geschlechter gleichstellung und 50 % der Lieferanten bis 2030.

11. Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefäl les in den eigenen Betrieben bis 2030.

12. 100 % von Fyffes „benachbarten“ Gemeinden sind an widerstandsfähigen sozioökonomischen Gemeinde projekten aus den vier Gemeindeinvestitionsbereichen beteiligt.

13. Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von 2.000 Kleinbauern gegenüber dem Klimawandel in den wich tigsten Produktionsländern in Lateinamerika mit spezifi schen Programmen zum Kapazitätsaufbau bis 2030.

Für den Bereich Verantwortung für den Planeten inte

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Fotos: Fyffes

griert Fyffes nachhaltige Praktiken in alle Bereiche seiner Geschäftstä tigkeit, um auf den Klimawandel zu reagieren und sicherzustellen, dass mit den natürlichen Ressourcen für zukünftige Generationen effizient umgegangen wird, sie erhalten und für künftige Generationen verbes sert werden:

• Steigerung der Effizienz bei der Nutzung von Inputs und Outputs, einschließlich der Implementie rung nachhaltiger Alternativen.

• Schutz, Wiederherstellung, Erhal tung oder Verbesserung der na türlichen Bodenfruchtbarkeit.

• Reduzierung des Wasserver brauchs, Vermeidung von Wasser verschwendung und Verbesserung der Abwasserqualität.

• Reduzierung des CO2-Fußabdrucks in der gesamten Lieferkette.

Mit Kunden werden gemeinsam Maßnahmen und Programme erar beitet, wie z.B. auf Produktebene

UNSERE ZUKUNFT IST NACHHALTIG

die Einführung der ersten klimaneu tralen Fairtrade-Bananen im Jahr 2019, gefolgt von der klimaneutra len Bio-Fairtrade-Banane sowie der klimaneutralen Fyffes Gold-Ananas im Jahr 2022 gemeinsam mit dem Retailpartner Plus (Niederlande). Hierbei wird mit der Climate Neut ral Group (CNG) zusammengearbei tet. Die klimaneutrale Fyffes GoldAnanas wird auf der Fyffes Farm Anexco in Costa Rica angebaut und ist nach dem (überarbeiteten) Climate Neutral Standard vs. 1.0. zertifiziert. Die CO2-Emissionen der Frucht werden von der Plantage bis zum Regal berechnet, Emissionen reduziert und diejenigen, die noch nicht reduziert werden können, werden kompensiert durch zerti fizierte Klimaprojekte. Auf diese Weise reduziert Fyffes mit seinen Partnern die Auswirkungen auf die Umwelt und agiert aktiv gemeinsam für eine nachhaltigere Zukunft. 

Seit über einem Jahrhundert bringen wir beste tropische Früchte von höchster Qualität auf den Markt

angetrieben von unserem Engagement für einen natürlichen Genuss und • einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und für soziale Verantwortung. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch Zusam menarbeit eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft für alle erreichen können.

Die Basis unseres Handelns ist unsere Nachhaltigkeitsstrategie mit 3 Fokusbereichen:

Wer beste Früchte will, muss eben das Beste für die Natur und den Menschen tun. Gemeinsam können wir eine bessere Welt gestalten. Begleiten Sie uns auf unserer Reise.

Shaping Wellbeing For The World www.fyffes.de

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GESUNDE LEBENSMITTEL FÜR EIN GESUNDES LEBEN
VERANTWORTUNG FÜR DEN PLANETEN
DAS LEBEN DER MENSCHEN BEREICHERN
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„Nachhaltiges Handeln stärkt Chancen und Perspektiven“, erklärte Karlsson Port.

Nachhaltiges Handeln ist der Antrieb der Zukunft

Port International ► Seit dem ersten Quartal 2022 ist Port International offizielles Mitglied der SIFAV (Sustainability Initiative Fruit and Vegetables). Die Nachhaltigkeitsinitiative will aktiv zu einer nachhaltigeren Lieferkette für frisches Obst und Gemüse in Bezug auf wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen beitragen. Was das im Einzelnen bedeutet und wie das Thema Nachhaltigkeit mit all seinen Facetten angegangen wird, erklärte Karlsson Port, Geschäftsführer Port International Bananas GmbH und Port International Organics GmbH, gegenbüber dem Fruchthandel Magazin.

Wie wichtig ist es für die Zu kunft, Teil von Nachhaltigkeitsinitiativen zu sein?

Karlsson Port: Nachhaltigkeit – so zial, wirtschaftlich und ökologisch – war und ist Teil unserer DNA und bleibt eine der obersten Prioritäten in unserem Unternehmen. Lebens mittel und Landwirtschaft spielen eine Schlüsselrolle bei vielen globa len Herausforderungen wie Armut, Unterernährung, Übergewicht und Fettleibigkeit, Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt.

Als Händler von landwirtschaftli chen Produkten und insbesondere von Obst und Gemüse aus Über see ist es für uns selbstverständlich, dass wir Verantwortung überneh men müssen und Nachhaltigkeitsinitiativen bei der Zielsetzung und Erarbeitung von konkreten Maß nahmen unterstützen. Lieferketten übergreifende Initiativen wie SIFAV bieten die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Einzelhandel sowie unse ren Produzenten und Logistikpart nern an Lösungen und Projekten zu arbeiten. Nachhaltigkeit ist der Antrieb der Zukunft, nachhaltiges Handeln stärkt Chancen und Pers pektiven.

Was muss sich bei dem The ma im eigenen Unternehmen, der Branche, der Gesellschaft verändern, damit es erfolgreich umgesetzt werden kann?

Insbesondere zum aktuellen Zeit punkt zählt für den Kunden ver

ständlicherweise immer noch der Preis eines Produkts, da ist die Umweltleistung dann zunächst se kundär. Die Preise steigen aktuell an allen Enden. Obst und Gemüse darf kein Luxusgut werden und soll te der gesamten Gesellschaft weiter zugänglich bleiben. Dennoch, wenn sich im großen Stil etwas ändern soll, muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Preisdum ping muss reduziert werden. Zudem sind wir bei Port International der Ansicht, dass die Bemühungen um nachhaltige Maßnahmen und Pro dukte steigen müssen. Dabei zählt jeder Beitrag. Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Investitio

nen sollten insbesondere die finan zielle Unterstützung bekommen, um zu wachsen und umsetzbar zu sein. Wir erwarten über kurz oder lang, dass auch der Gesetzgeber weitere Standards setzen wird, sei es bei Begriffen wie „klimaneutral“ oder „klimapositiv“ oder bei der Kennzeichnung von nachhaltigen Produkten, wie z.B. NutriScore. Der Anspruch von Port International ist es hier, Pionier zu sein.

Auf welche Aspekte legt Port International kurz- und langfris tig den Fokus?

Wir unterstützen und vermarkten seit über 20 Jahren Bio- und Fair

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Seit dem ersten Quartal 2022 ist Port International offizielles Mitglied der SIFAV (Sustainability Initiative Fruit and Vegetables). Fotos: Port International

trade-Erzeugnisse in ganz Europa. Sie stellen nach wie vor zwei es sentielle Säulen unseres Unterneh mens dar. Der Klimaschutz und die damit einhergehende Reduktion der CO2-Emissionen ist Teil unserer Vision und Mission für die Zukunft. Sowohl im Anbau, im Transport als auch auf der Kunden- bzw. Dienst leisterseite müssen nachhaltige Al ternativen geschaffen werden, um die Science Based Targets und das damit einhergehende 1,5 °C Ziel zu erreichen. Neben dem sehr rele vanten Thema Klima spielen für uns aber auch die Themen Living Wage, Verringerung von Lebensmittelver schwendung und Reduktion des Wasserverbrauchs eine zunehmend wichtigere Rolle. Auch hier arbeiten wir an einer soliden Datengrundla ge, von der sich dann Reduktions ziele ableiten lassen.

Welche Rolle spielen Aktionen wie Veganuary dabei?

Neben den Bemühungen, die Emis sionen unserer Produkte zu reduzie ren, ist Port International als Unter nehmen seit 2017 klimaneutral und hat sich verpflichtet, seine Emissi onen bis 2030 zu halbieren. Daher gibt es umfassende Informationen und Schulungen, um die Mitarbei ter für Nachhaltigkeitsthemen wie Klima, Ernährung und Mobilität zu sensibilisieren. Veganuary ist eine Möglichkeit, das Thema intern und extern präsent zu machen und über den positiven Einfluss einer pflanz lichen Ernährung aufzuklären. Obst und Gemüse stellen eine gute und wichtige Alternative für den hohen Fleischkonsum in unserer Gesell schaft dar und sollten noch gesell schaftsfähiger gemacht werden. Viele Menschen, insbesondere Kinder, nehmen zu wenig Vitami ne zu sich. Obst und Gemüse tun dem Menschen und dem Planeten gut. Der Veganuary ist nur eine von vielen Aktionen, die wir intern zur Sensibilisierung unserer Mitarbei

terinnen und Mitarbeiter initiieren. Weitere Beispiele sind unsere jähr lich stattfindende Fahrrad-Challen ge sowie Bienenpatenschaften und Baumpflanzaktionen.

Wie schreitet die CO 2-Reduktion voran?

Port International liefert erfreuli cherweise ein immer breiteres An gebot an klimaneutralem Obst und Gemüse. Wir setzen grundsätzlich auf langfristige Lieferantenbezie hungen und sind hier in der Lage, CO2-Reduktionspotenziale zu iden tifizieren und anzustoßen. Häufig sind dies jedoch Projekte, bei denen bis zur vollständigen Implementie rung einige Jahre vergehen, z.B. ei ne neue Energieversorgung, die auf erneuerbaren Energien basiert oder die Substitution von Düngern durch Kompostierung. Bisher haben unse re Partner und wir bereits mehr als 20 Reduktionsprojekte entlang der Lieferkette umgesetzt. Weitere be finden sich in der Umsetzung.

Bio, Fairtrade und Klimaneutralität spielen da ebenso rein wie Regionalität. Was passiert in diesen Bereichen bei Port International?

Regionalität ist nur im Fall der Sai sonalität ein Vorteil gegenüber nicht-regionalen Produkten. Ein Beispiel: Erdbeeren, die im Winter im beheizten Glashaus wachsen, haben einen höheren Fußabdruck als Erdbeeren, die von Spanien nach Deutschland transportiert werden. Unsere individuellen, auf Daten unserer Lieferanten beruhenden, CO2-Fußabdrücke ermöglichen es uns, das Produkt mit dem gerings ten CO2-Fußabdruck zu wählen.

Dies kann, wie gesagt, regional sein, muss es aber nicht.

Braucht es neue bzw. ergänzen de Zertifikate?

Meiner Meinung nach mangelt es nicht an Zertifikaten. Wichtig ist,

wie seriös und ehrlich Zertifikate sind und wie sie dem Kunden leicht verständlich nahegebracht werden können. Es gibt über alle Lebens mittelbereiche hinweg Zertifikate für Fisch, Fleisch bis hin zu Obst und Gemüse. Zertifikate verleihen nach haltigen oder innovativen Initiativen einen Wiedererkennungswert (siehe Fairtrade). Zu viele Zertifikate kön nen den Kunden allerdings auch abschrecken bzw. verwirren. Daher sollte mit Bedacht und der nötigen Sorgfalt bzw. Transparenz gearbei tet werden, um allen Kunden von jung bis alt unmissverständlich und ehrlich den Mehrwert des zertifizier ten Produkts beizubringen. Mehrere Zertifikate sind meistens auch mit höheren Kosten für die Produzen ten verbunden, was den Preisdruck verstärkt. Trotzdem sind neue oder ergänzende Zertifikate sicherlich sinnvoll, denn ökologische Themen, wie CO2-Ausstoß, Ressourcenma nagement und Foodwaste, werden immer wichtiger.

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Der Klimawandel hat dazu geführt, dass erstmals Bananenfarmen in Costa Rica und Panama bewäs sert werden mussten.

Überflüssiges vermeiden, wo immer möglich

Chiquita ► Kaum eine Frucht taucht im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit so häufig auf wie die Banane, kaum eine Lieferkette ist Gegenstand so vieler kritischer Fragen. Kein Wunder – Bananen sind kein regionales Produkt, sondern gelangen über weite Transportwege in unsere Supermärkte und werden im Rahmen einer intensiven Landbewirtschaftung angebaut. Die gelbe Frucht ist darüber hinaus nicht nur für die Konsumenten in den reichen Industrieländern ein unverzichtbares Produkt. Bananen sind in den meisten Ursprungsländern ein wichtiger Beschäftigungsfaktor und spielen eine wesentliche Rolle bei der Ernährung der einheimischen Bevölkerung. Wir sprachen darüber mit Peter Stedman, Sustainability Director bei Chiquita.

Im Jahr 2015 haben die Staats- und Regierungschefs der Welt im Rahmen der Vollversammlung der Verein ten Nationen die ‚Agenda 2030 für nachhaltige Ent wicklung‘ und die 17 Nachhaltigkeitsziele verabschie det. Ein wichtiges Ziel dabei ist der Klimaschutz und die Verringerung der globalen CO2-Emissionen. Auch für den weltweit agierenden Fruchtkonzern Chiquita ist die 30 gewissermaßen eine magische Zahl. Im Frühjahr 2021 präsentierte das Unternehmen seine Nachhaltig keitsstrategie ‚30 BY 30‘. Erklärtes Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen im Unternehmen um 30 % gesenkt werden. Für Peter Stedman, der früher auch führende Positionen im britischen Lebensmittelein zelhandel bekleidete, ist nachhaltiges Wirtschaften al ternativlos: „Der von Menschen gemachte Klimawandel hat auch bedeutsame Auswirkungen auf unsere An bauregionen und auf die Gemeinden, in denen unsere Farmen angesiedelt sind. Wir sind jetzt im dritten Jahr von La Niña und schon im Jahr 2020 hat es in Honduras starke Auswirkungen durch die beiden Hurikane Eta und Ioate gegeben, die auf unseren Plantagen nur mit größ tem Aufwand wieder zu beheben waren“, sagt Peter Stedman, der fest davon überzeugt ist, dass das The ma Nachhaltigkeit nicht einfach wieder von der Agen da verschwinden wird. „Wir werden uns dauerhaft mit solchen Herausforderungen beschäftigen müssen“, so Stedman. Chiquita fängt ja auch keineswegs bei null an, denn seit 1990 wird systematisch daran gearbeitet, einen nachhaltigen Wandel in den Anbauregionen zu schaffen und die lokalen Gemeinden wirtschaftlich und sozial zu unterstützen. Und das hat bereits Früchte ge

tragen: Seit dem Jahr 2012 hat Chiquita seine Gesamtemissionen von der Farm bis zum Einzelhandel bereits um rund 29 % senken können, indem die Lieferkette so effizient wie möglich gestaltet wurde, die besten landwirtschaftlichen Praktiken angewendet hat und in umweltfreundlichere Technologien investierte. Auch beim Wasserfußabdruck hat das Unternehmen seine Bilanz deutlich verbessern können. Peter Stedman will dies aber nicht als vereinzeltes Signal verstanden wissen. „Unser Engagement soll auch als Beispiel dienen, dass sich durchaus nachhaltiger wirtschaften lässt und man gleichzeitig von Effizienzsteigerungen profitieren kann.“

‚30BY30‘

Bei der Messung des Projektfortschritts arbeitet Chiquita mit der unabhängigen Science Based Target Initiative (SBTi) zusammen, die alle Ergebnisse und Projektfort schritte minutiös dokumentiert und evaluiert. Laut Peter Stedman hatte Chiquita Anfang 2020 auf der Grund lage einer umfangreichen Datenbasis im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse für alle Unternehmensbereiche eine Studie zum CO2-Fußabdruck in Auftrag gegeben. Es sollten alle Bereiche ermittelt werden, in denen ge mäß dem Klimaübereinkommen von Paris der CO2-Aus stoß weiter reduziert werden kann. „Dazu musste eine enorme Menge an Primärdaten aus unserer Produktion und Transportlogistik gesammelt und ausgewertet wer den, was rund ein Jahr lang gedauert hat“, so Peter Stedman. „2021 waren wir das erste globale Fruchtun ternehmen, dessen Ziele zur Reduzierung von der Science

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Based Target Initiative anerkannt wurden.“ Wesentliche Punkte des Programms sind z.B. die stärkere Nutzung von Solaranlagen und Biokraftstoffen, aber auch die Re duzierung von Stickstoffemissionen durch Düngemittel sowie der stärkere Einsatz von Elektrofahrzeugen oder das Ausrangieren alter Frachtcontainer.

Der Klimawandel ist eine Tatsache

Weniger Wasser, höhere Temperaturen und mehr Wir belstürme, das ist laut Peter Stedman die Realität, mit der nicht nur Chiquita zunehmend konfrontiert ist. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass erstmals Bananen farmen in Costa Rica und Panama bewässert werden mussten, wobei Chiquita zu Mini- und Mikrobewässe rungssystemen übergegangen ist, die den Wasserver brauch um bis zu 80 % senken können. Aus Sicht von Peter Stedman ist es wichtig zu erwähnen, dass sich die Perspektive bei der Betrachtung des Phänomens Klima wandel im Laufe der Zeit von Grund auf verändert hat. „Was früher noch vorrangig aus einem CSR-Blickwinkel gesehen wurde, ist heute zwangsläufig zu einem Teil des Risikomanagements geworden und damit auch ins Zentrum der Unternehmenspolitik gerückt“, erläutert Stedman. Er habe feststellen können, dass das Bewusst sein für Nachhaltigkeitsthemen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette in den letzten Jahren deutlich grö ßer geworden ist. Dazu gehöre auch, dass inzwischen ein konstruktiver Dialog mit Nichtregierungsorganisati onen geführt werde. „Das hat auch damit zu tun, dass wir alle immer mehr erkennen, dass wir eine gemeinsa me Verantwortung haben.“ Dass Aktivisten wie Greta Thunberg häufig den medialen Klimadiskurs dominie ren, irritiert Peter Stedman dabei nicht, im Gegenteil: „Wir sollten alle sehr genau hinhören, wenn jemand mit solcher Klarheit und Leidenschaft über dieses wichtige

Für Peter Stedman ist klar: Bei der modernen nachhaltigen Landwirt schaft geht es darum, weniger Mittel oder Materialien zu verwenden.

Thema spricht“, betont Stedman. Dies treffe umso mehr zu, als man bei Chiquita im Herzen eine Gemeinschaft von Farmern sei, die schon von Natur aus besonders eng mit den Elementen und Produkten der Natur verbunden ist, im Gegensatz zu Unternehmen, die ausschließlich am anderen Ende der Supply Chain angesiedelt sind. Peter Stedman weist darauf hin, dass bei der Landnut zung der Gebrauch von Chemikalien und Düngemitteln auf den Farmen auf ein absolutes Minimum reduziert worden sei. In diesem Zusammenhang hat sich Chiquita schon vor Jahren eine Verjüngungskur verordnet, wo nach 95 % der Farmen für eine nachhaltige Landwirt schaft modernisiert und gleichzeitig noch produktiver gemacht werden. Das Prinzip ‚viel hilft viel‘ treffe längst nicht mehr zu. „Bei der modernen nachhaltigen Land wirtschaft geht es eigentlich immer um Reduzierung, darum, weniger Mittel oder Materialien zu verwenden“, führt Peter Stedman aus. Das hat sich offenbar ausge zahlt, inzwischen konnten die Pflanzenmaterialabfälle gemäß dem Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens im Vergleich zu den alten Farmen um über zwei Drittel reduziert werden. Und durch den Einsatz von „Grün düngung“, die vor Bodenerosion schützt, gelang es, den Einsatz von Herbiziden um mehr als ein Drittel zu reduzieren. „Letztlich geht es bei allen Prozessen in der Produktions- und Lieferkette immer vorrangig da rum, Überflüssiges zu vermeiden und den Einsatz von Betriebsmitteln im Sinne von Menschen und Umwelt so weit zu reduzieren, wie es nur möglich ist“, fasst der Nachhaltigkeitsexperte zusammen.

Für die Men schen in den Ursprungslän dern ist der Bananenanbau ein wichtiger Beschäftigungs faktor.

FH
Fotos: Chiquita

Integraler Bestandteil aller Business-Prozesse

KÖLLA-Gruppe ► Für die KÖLLA-Gruppe würden Themen wie Nachhaltigkeit, ethische Werte und verantwortungsvolle Verpflichtungen nichts Neues darstellen. Diese Topics seien seit mehr als 100 Jahren Teil des Leistungsversprechens und der Rolle von KÖLLA in der Lebensmittelbranche, sagt der Verantwortliche für Nachhaltigkeit im Unternehmen, Roberto Ballester.

Es stimme jedoch, dass diese Aspekte in den letzten zehn Jahren an Bedeutung gewon nen haben. „Wir bewerten das sehr positiv, zudem sie voll und ganz mit unserer Strategie und unseren Zu kunftsaussichten übereinstimmen“, so Roberto Ballester. Diesem Ansatz folgend, hat die KÖLLA-Gruppe be reits im Jahr 2020 ihren ersten Nach haltigkeitsbericht, in dem sie die Fortschritte und wichtigsten Aus wirkungen dargelegt hat, veröffent licht. Mit dem Ziel, das Engagement für die Nachhaltigkeit weiter zu stär ken, wurde im Jahr 2022 alles, was bisher in diesem Bereich unternom men wurde, eingehend überprüft. Ballester dazu: „Wir haben verstärkt daran gearbeitet, Nachhaltigkeit in unser Kerngeschäft zu integrieren und zu formalisieren. Die logische Konsequenz, um anschließend un sere Nachhaltigkeitsstrategie für die Jahre 2022-2025 zu entwickeln und eine Definition des Unternehmens zwecks der KÖLLA-Gruppe festzu legen.“

Die KÖLLA-Gruppe will, neben den wirtschaftlichen Ergebnissen, auch einen positiven Einfluss auf die

Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums reiste das Unter nehmen nach Amsterdam und nahm an dem Umwelt schutzprogramm ,Plastic Whale’ teil.

Aus Sicht von Roberto Ballester befindet sich KÖLLA in Sachen Nachhaltigkeit auf einem guten Weg.

Supply Chain ausüben und ihre Vi sion “We care with Passion for Na ture and People” in den Mittelpunkt stellen. Um dieses Ziel im Unter nehmen zu verankern, wurden die Unternehmenswerte überarbeitet. „In der KÖLLA-Gruppe haben wir uns einem Managementmodell ver schrieben, das die Entwicklung von Maßnahmen und Entscheidungen ermöglicht, die eine umfassende und nachhaltige Vision aus wirt schaftlicher, sozialer und ökologi scher Sicht beinhalten“, so Roberto Ballester. „Darüber hinaus haben wir einen Verhaltenskodex definiert, der unsere Werte im Unterneh mensalltag konkretisiert sowie ver schiedene Instrumente, wie einen Ethikausschuss und einen Ethikkanal, eingerichtet. Auf diese Weise kann uns jeder Stakeholder Situ ationen mitteilen, in denen unser Verhaltenskodex oder unsere Werte gefährdet sind.“

Strategischer Nachhaltigkeitsplan

Im letzten Schritt dieses Arbeits prozesses wurde ein globaler und strategischer Nachhaltigkeitsplan

entwickelt. Hierzu wurden fünf stra tegische Linien definiert, auf die die Bemühungen in den nächsten Jah ren weiter konzentriert werden.

1. Achtung der Menschenrechte entlang der Wertschöpfungskette

Ähnlich wie bei den Umweltaspek ten soll auch bei der Integration sozialer Kriterien bei den KÖLLALieferanten eine gründliche Über wachung durchgeführt werden.

2. Verbesserung der Nachhaltigkeit in unserer Wertschöpfungskette

Entwicklung eines transparenten und nachvollziehbaren Prozesses zur Ermittlung der Umweltauswirkun gen der KÖLLA-Wertschöpfungskette. „Diese strategische Linie bein haltet ein tiefgründiges Monitoring zur Umsetzung der Umweltkriterien bei unseren Lieferanten“, heißt es. So sollen vorrangig Lieferanten mit Sozial- und Umweltzertifizierungen berücksichtigt und der Handel mit Bio- und Fairtrade-zertifizierten Pro dukten vorangetrieben werden.

3. Verringerung der Umweltauswir

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Fotos: KÖLLA

kungen von KÖLLA und seiner Wertschöpfungskette

„Um in diesem Bereich zu arbeiten, messen wir den Carbon Footprint der KÖLLA Gruppe (Scope 1 und Scope 2) und unserer Wertschöp fungskette (Scope 3)“, teilt KÖLLA mit.

4. Entwicklung einer der Nachhal tigkeit verpflichteten Unterneh menskultur

Schaffung von Allianzen mit rele vanten gesellschaftlichen Akteuren. Man wisse bei KÖLLA, dass das Un ternehmen mit seinem Engagement für die Nachhaltigkeit nicht allein dastehe und gehe daher Allianzen mit führenden nationalen und inter nationalen Organisationen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit ein. So unterstützt die KÖLLA-Gruppe die

Organisation Clean Hub und deren Bestreben, die Ozeane sauberer zu machen.

5.Die Einführung von ComplianceSystemen

Im Zusammenhang mit der letzten strategischen Linie hat KÖLLA einen internen Kommunikationsplan ins Leben gerufen, damit jeder in der Gruppe das Engagement für Nach haltigkeit in seine tägliche Arbeit integrieren kann. „Wir sind auf ei nem guten Weg, auf dem aber noch viele Hürden genommen werden müssen. Dieser Weg ist langfristig, aber nachhaltig angelegt“, erklärte Roberto Ballester abschließend.

HOCHSCHULE OSNABRÜCK Forschung zum Wassermanagement

Die Hochschule Osnabrück ist an einem Forschungspro jekt zur Anpassung des Wassermanagements an den Klimawandel in Grünlandregionen beteiligt. Wie die Hochschule mitteilte, liege das Ziel darin, die wirtschaft lichen und ökologischen Auswirkungen der Stärkung der Ökosystemdienstleistungen in den Grünlandregionen des nordwestdeutschen Küstenraums durch eine Anpassung des Wassermanagements an den Klimawandel zu unter suchen. Innerhalb des Forschungsvorhabens arbeiteten verschiedene Partner an unterschiedlichen Schwerpunk ten. Dabei sollen alle Akteure aus der Region mit einbe zogen werden. So soll u.a. untersucht werden, welche wirtschaftlichen Auswirkungen durch eine Veränderung im Wassermanagement bei landwirtschaftlichen Betrie ben in den zwei Untersuchungsgebieten zu erwarten sind. Ferner wollen sie analysieren, welche Ausgleichsbeträge für mögliche Beeinträchtigungen in der landwirtschaftli chen Nutzung zu zahlen sind. AgE

MARKENPROFIL

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s t i n f resh wird der Ausgabe Nr. 49* des Fruchthandel Magazins beigelegt. b es t n fresh erscheint am 09.12.2022 | Anzeigenschluss ist am 23.11.2022

* Änderungen vorbehalten. Aktuelle Planung unter www.fruchthandel.de/magazin/themenplan

haben Fragen? Tel. 49(0)211-99104-40 | Rückantwort per Mail an anzeigen@fruchthandel.de oder per Post an Fruitnet Media International | Postfach 10 55 51 | 40046 Düsseldorf

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Mit stabilen Partnerschaften durch die Krise

NNZ ► Die Anforderungen an Verpackungen sind vielseitig. Neben dem Produktschutz müssen auch logistische und marketingtechnische Aspekte erfüllt werden. Entscheidend ist und bleibt – gerade in Zeiten der viel diskutierten und beschriebenen Nachhaltigkeit – eine möglichst hohe Recyclingfähigkeit. Im Interview erklärt Andrea Rudolph, Key Account Manager bei NNZ Deutschland, worauf es dabei besonders ankommt und warum der Verpackungsspezialist mit Hauptsitz in Lüneburg die stetige Optimierung des Recyclings ganz bewusst nicht im Alleingang unternimmt.

Frau Rudolph, welche Bedeu tung hat das Thema Recycling für NNZ?

Andrea Rudolph: Wir haben uns der Aufgabe verschrieben, unse ren Beitrag für recyclingfähigere Verpackungen zu leisten. Wir hal ten die Umgestaltung zu nachhal tigeren Verpackungslösungen für unbedingt notwendig und absolut sinnvoll. Und trotz der geänderten Marktgegebenheiten durch Coro na und den Ukraine-Krieg, können wir immer noch regional einkaufen und haben stabile Partnerschaften zu unseren Lieferanten aufgebaut. Das gewährleistet eine Liefersicher heit für unser Produktportfolio. Und sollte es einmal eng werden, haben wir einen Plan B.

Welche Rolle spielt das Thema Recycling für Ihre Kunden?

Recyclingthemen sind ein zentraler Bestandteil wirtschaftlichen Han delns und im Moment auch maß geblich vom LEH getrieben. Derzeit befinden sich viele unserer Kunden eher in einer Situation des Krisen managements. Liefersicherheit und Kostenmanagement stehen im Vor dergrund, verständlicherweise, geht es doch teils um existenzielle Nöte.

Was bedeutet für Sie recycling fähig?

Wir orientieren uns sehr eng an der Definition des Mindest-Standards. Bei der Ermittlung des für ein Recy cling verfügbaren Wertstoffgehaltes sind mindestens die drei folgenden Kriterien zu erfüllen: Es muss eine Sortier- und Verwertungsinfrastruk tur für ein hochwertiges werkstoff liches Recycling vorhanden sein. Die Verpackung muss bezüglich des

Andrea Rudolph vor dem NNZ-Hauptsitz in Lüneburg. Die Firmengeschich te begann vor 100 Jahren.

hochwertig zu verwendenden An teils sortierbar sein. Es dürfen keine Stoffe enthalten sein, die recyclingunverträglich sind. Mit der grund sätzlichen Recyclingfähigkeit unter bestehender Infrastruktur ist die Geschichte aber noch nicht erzählt. Immer wichtiger wird daneben die Auswertung der Verpackung im Hinblick auf Menge und Qualität des zu generierenden Rezyklates, insbesondere bei Papier sowie Pa pierverbunden. Dieses ist nun auch in der überarbeiteten Version des Mindest-Standard VerpG vom 1. September ergänzt worden.

Welches Ziel verfolgt NNZ bei dem Thema Recycling?

NNZ hat die Zielsetzung, jede Verpa ckung im Hinblick auf Recycling und Rezyklat-Anteil zu prüfen und zu optimieren. Das machen wir nicht einfach durch interne Prüfmetho

dik, sondern mit Hilfe verschiedener Partner aus der Recycling-Industrie, Prüf-Instituten und natürlich unse rer Lieferanten. Dadurch erhalten wir faktenbasierte und zertifizierte Aussagen, die wir guten Gewissens weitergeben können.

Wie läuft ein Zertifizierungs prozess ab? Welche Kernpunkte muss man beachten? Je nach Verpackung ist der Prozess sehr unterschiedlich. Blicken wir auf die Sortierbarkeit von Verpackun gen, arbeiten wir mit Echt-Tests bei den Recyclingunternehmen, um zu prüfen, wie sich die Verpackung bei der Sortierung verhält. Dieses haben wir z.B. für die bekannte Carry-Fresh-Verpackung für Kartof feln und Zwiebeln umgesetzt, die im Sortierkreislauf erkannt und in die PE-Fraktion aussortiert werden.

Auch für PET-Shaker können wir

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Fotos: NNZ

nachweisen, dass diese tatsäch lich zu 70 % in den Flaschenkreis lauf sortiert werden können. Für PET-Schalen laufen Projekte. Dabei geht es darum, diese so zu kodieren, dass sie ebenfalls in den PET-Kreis lauf sortiert werden können. Wenn wir uns die Recyclingfähigkeit von Verpackungen anschauen, arbeiten wir im Bereich der Kunststoffe jetzt schon fast ausschließlich mit Mono materialien. Unseren Carry-FreshBeutel haben wir entsprechend um gestaltet. Für jeden neuen Artikel lassen wir uns die Recyclingfähigkeit vom Lieferanten bestätigen. Verpa ckungen aus der Fraktion Papier und Papierverbunde werden von uns bei renommierten Instituten wie Cyclos oder Aticelca überprüft. Hier fragen wir auch die Menge und Gü te des gewonnenen Rezyklates ab. Das gibt insbesondere bei Papierver bunden interessante Erkenntnisse. Wir konnten z.B. nachweisen, dass aus einem PE-beschichtetem Papier

70 % Rezyklat gewonnen werden kann, während das Pendant aus unbeschichtetem Papier nur gerade 20 % generiert. Und zwar aufgrund

und chemisches Recycling zu mehr Wiederverwendung führt, über verbesserte Materialien, die mehr Rezyklat generieren bis hin zu Op timierung des CO2-Fußabdruckes, der die Rahmenbedingungen wie Transport und Ressourcenschonung mit einbezieht. Dass Verpackungen immer noch helfen, die Lebensmit telverschwendung einzudämmen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt.

der zugefügten Additive, die die Trennung der Papierfasern verhin dert. Weiterhin ist die NNZ GmbH Deutschland seit mittlerweile drei Jahren selbst FSC-zertifiziert und lässt sich jährlich auditieren.

Wie nachhaltig können

O+G-Verpackungen werden?

Es gibt hier noch viel Potenzial. Angefangen bei einer weiterent wickelten Recycling-Infrastruktur, die über verbesserte Sortierung

Wo wird NNZ bei diesem Thema im Jahr 2030 stehen?

Wir wollen gemeinsam mit unseren Produzenten, Kunden und dem Le bensmitteleinzelhandel daran arbei ten, Verpackungen umweltgerech ter zu gestalten. Natürlich haben wir das ideologische Ziel einer ech ten Kreislaufwirtschaft im Blick und wollen bestenfalls klimaneutral sein. Dabei ist unser Bestreben allerdings abhängig von der zukünftigen Ge staltung durch Märkte, Politik und Recyclingwirtschaft.

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Nachhaltigkeit ist nicht immer die teurere Variante, betont Floriana Vitale.

CartonPack: Recycling ist die einzig plausible Antwort!

Packaging ► Vom ersten Kaffee bis zum letzten Zähneputzen: Nachhaltigkeit ist in aller Munde – und sorgt dabei immer wieder für Verwirrung. Mit Floriana Vitale, Corporate Communication Manager bei CartonPack, haben wir über die Nutzung des Begriffs, aber auch die Nutzung von Materialien im Verpackungs-Business und die damit einhergehenden (und oft übersehenen) Neben- und Auswirkungen gesprochen.

Inga Detleffsen

Frau Vitale, Nachhaltigkeit ist als Begriff beinahe überstrapa ziert. Was genau bedeutet es für Sie?

Floriana Vitale: Ich stimme Ihnen zu, das Wort Nachhaltigkeit wird heutzutage völlig überstrapaziert, aber das ist das Ergebnis einer starken Nachfrage der Verbrau cher nach nachhaltigen Produkten. Umweltverschmutzung, Klimawan del, Preissteigerungen bringen uns in eine beängstigende Lage. Dies spiegelt sich im Verhalten der Ver braucher wider, die versuchen, den Schaden zu begrenzen und anfan gen, bewusst einzukaufen, indem sie nach Produkten mit geringer Umweltbelastung sowie mit wieder verwertbaren und recycelten Verpa ckungen suchen.

Für uns, die Verpackungsindustrie, bedeutet es, dass wir uns ernsthaft dafür einsetzen, so viele Alternati ven wie möglich für unsere Kunden zu erarbeiten. Unsere Forschungsund Entwicklungsabteilung enga giert sich zunehmend für die Suche nach Öko-Design-Ideen, wie z.B. Lö sungen aus Papier und Karton, aber auch alle Verpackungen aus r-Pet oder Social Plastic®

Können wir uns denn angesichts der extremen Kostensteigerun gen ein nachhaltiges Verhalten überhaupt noch leisten?

Absolut, ja – wir müssen es sogar, denn nachhaltig ist nicht immer gleichbedeutend mit einem höheren Preis. Im Gegenteil: In einer Situati

on wie der jetzigen, wo die Beschaf fung von Rohstoffen beschwerlich ist, ist Recycling die einzig plausib le Antwort, die zudem auch wirt schaftlich nachhaltig ist.

Die Verbraucher sind verwirrt, denn es scheint, als ob jedes Un -

gänzlich nachhaltigen Lösungen führt. Es gibt Materialien, die zwar einfach zu kompostieren sind oder biologisch abgebaut werden kön nen, aber aus ökologischer Sicht nicht nachhaltig produziert werden, da z.B. viel Wasser dafür eingesetzt werden muss oder pflanzliche Roh

ternehmen, jede Zeitschrift eine andere Vorstellung von „nach haltiger Verpackung” hätte. Gibt es sie denn, DIE nachhaltigste Lösung?

Es gibt Aspekte, die, wenn sie mit einander verbunden sind, ein wirk lich nachhaltiges Produkt schaffen, aber das findet so nicht immer statt. In der Tat gibt es viel Verwirrung darüber, was zum Griff nach nicht

stoffe eingesetzt werden, die zur Abholzung von Wäldern beitragen könnten. Oder es gibt schlimms tenfalls nicht einmal eine geeignete Kompostieranlage und so können die Materialien nicht entsprechend recycelt werden. Bei CartonPack haben wir auf ebendieser Grundla ge beschlossen, das Projekt Social Plastic® zu unterstützen, da es alle Aspekte mit einbezieht: ökologi

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Social Plastic® bezieht alle drei Säulen der Nachhaltigkeit mit ein, so Vitale. Fotos: CartonPack

sche, gesellschaftliche und wirt schaftliche Nachhaltigkeit.

Was können wir uns darunter vorstellen?

Es geht nicht einfach nur um das Recyceln von Plastik, sondern um das Aufsammeln von Kunststoffen in der Umwelt, was auch die Ver schmutzung der Ozeane reduziert und somit ökologisch nachhaltig ist. Dazu gehört ein Recycling-Kreis lauf, der die Menschen vor Ort, in Entwicklungsländern, einbezieht. Diese können dank der Arbeit Schulbesuche für ihre Kinder, eine Krankenversicherung und Arztbe suche bezahlen und der Kriminalität entkommen – hier zeigt sich die ge sellschaftliche Nachhaltigkeit. Und schließlich die wirtschaftliche Nach haltigkeit, denn so werden weniger Rohstoffe benötigt, sondern bereits vorhandene Materialien genutzt.

Könnte man sagen, dass Nachhaltigkeit auch für jeden Beteiligten entlang der Lieferkette, von der Produktion bis zum Verbraucher, etwas anderes bedeutet?

Sicherlich – jeder Akteur hat einen eigenen Standpunkt zu einem be stimmten Thema. Aus diesem Grund

ist es auch alles andere als einfach, Lösungen zu entwickeln, die alle Be teiligten entlang der Lieferkette zu friedenstellen.

Unternehmen Sie auch etwas, um die Verbraucher über Nach haltigkeit aufzuklären, oder sehen Sie die Verantwortung an anderer Stelle?

Wir tragen unseren Teil dazu bei –auch dadurch, dass wir uns bemü hen, Synergien mit unseren Kunden und dem Handel zu schaffen, um den Endkunden bestmöglich über nachhaltige Entscheidungen zu in formieren. Zum Beispiel haben wir mit Aldi Italien im vergangenen Jahr eine große Kampagne über Social Plastic® gestartet, bei der die Verbraucherinnen und Verbrau cher auch direkt am PoS und in den Handzetteln angesprochen wurden.

Ab dem 1. Januar 2023 wird in Deutschland das Lieferketten sorgfaltspflichtengesetz in Kraft treten. Hat dies auch für CartonPack Folgen?

Da wir bereits in Deutschland aktiv sind und einen Sitz in Deutschland haben: definitiv! Aber wir sind bereits seit Jahren zertifiziert und haben alle nötigen Bescheinigungen vorliegen.

Neben Ihren Produkten: Wo versucht CartonPack als Unternehmen, möglichst nachhaltig zu han deln?

Abgesehen davon, dass wir immer mehr nachhaltige Produkte anbieten möchten, versuchen wir auch intern entsprechend zu handeln. Wir wollen zum Beispiel die Anzahl unserer Photovoltaik-Anlagen bis 2023 verdop peln, was uns auch dabei hilft, unsere CO2-Emissionen zu reduzieren. Außerdem haben wir eine Regenwas ser-Aufbereitungsanlage, mit der wir Wasser für die Pro duktion und die Büros gewinnen können. Nicht zuletzt werden unsere Produktionsabfälle aufbereitet und wie der in den Produktionskreislauf eingebunden.

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Nachhaltig bessere Verpackungen. Seit 1922.

An den Seiten ist die Verpackung verklebt. Diese lässt sich auch als Werbefläche nutzen.

Recycelbare Papiertragetasche ‚easiBag‘

SCHRÖDER DESIGNVERPACKUNG Mit der ‚easiBag‘ gibt es von Schröder Designverpackung GmbH eine Lösung für den Einzelhandel, die sich auch für den Transport von Obst und Gemüse eignet. Optisch, so teilte Maximilian Schröder, Business Development beim Unternehmen, im Rahmen der Fach pack mit, hebe sich ‚easiBag‘ optisch von klassischen Papiertragetaschen ab. „Unsere Verpackung ist an den Seiten verklebt und hat demnach kei ne Seiten- sondern nur eine Bodenfalte. Dadurch hat die Tasche ein ge schwungenes Design und wirkt optisch deutlich moderner und etwas edler als standardmäßige Tragetaschen aus Papier“, erklärte Schröder. Zudem sei der obere Rand nach innen gefaltet. Die Gefahr, sich daran zu schneiden, sei damit nicht mehr gegeben. Schröder: „Die innere Kante lässt sich be drucken und somit als Werbefläche nutzen. Dieses Produkt ist mindestens genauso nachhaltig wie jede andere Papiertragetasche, die zu 100 % aus Papier besteht. Bei uns wird standardmäßig weißes und braunes Kraftpapier mit einem hohen Recyclinganteil verwendet. Wir benutzen keine weiteren Zusatzstoffe außer Leim, der biologisch abbaubar ist.“ dsch

Neues Werk in Indien eröffnet

KAMAKSHI SÜDPACK Am 14. Oktober 2022 wurde nach anderthalb Jahren Bauzeit ein hochmodernes Pro duktionswerk von Kamakshi Südpack in der Nähe von Ahmedabad eröffnet. Der neue Standort ist ein wich tiger Baustein der Internationalisierungsstrategie – und zugleich ein strategischer Knotenpunkt, um den stark wachsenden Markt auf dem indischen Subkontinent intensiver bearbeiten und den Bedarf an hochwertigen flexiblen Folien in den unterschiedlichsten Branchen mit einem umfassenden Produkt- und Leistungsportfolio er füllen zu können, so Südpack. Das neue Werk von Kamakshi Südpack ist mit hoch modernen Extrusions-, Druck-, Beschichtungs- und Ka schieranlagen für die Herstellung und die Veredelung von Hochleistungsfolien ausgestattet. Es entspricht den IGBC Standards für umweltfreundliches Bauen. Ebenso werde der Standort in Zukunft geltende internationale Vorschriften und Normen der Lebensmittelindustrie wie GMP (Good Manufacturing Practice), BRC, FSMS ISO 22001, QMS ISO 9001 und SMS-ISO 45001 erfüllen, so die Mitteilung des Unternehmens.

Der neue Komplex umfasst eine Gesamtfläche von rund 47.000 m².

BOREALIS/VIBAC

Nachhaltige Folie für Lebensmittelanwendungen

Borealis, nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Anbieter fortschrittlicher und nachhaltiger Polyolefinlösungen und europäischer Vorreiter beim Recycling von Polyolefinen, und die Vibac-Gruppe, eines der führenden Unternehmen für spezialisierte biaxial orientierte Polypropylen (BOPP)-Anwendungen, haben die Entwicklung neuer und nachhaltigerer BOPP-basierter Folien für Lebensmittelanwendungen bekanntgegeben. Demnach werde die BOPP-Folie „V-Fresh“ von Vibac mit einer Sorte aus dem Borne wables-Portfolio von zirkulären Polyolefinen™ hergestellt, die vollständig aus Abfall- und Reststoffströ men gewonnen werden. Da die Verpackung für das Recycling konzipiert sei, so die Mitteilung, könnten sie einfach in Polypropylen (PP)-Abfallströme für das mechanische Recycling sortiert werden, wodurch die Recyclingquoten flexibler Verpackungsformate erhöht werden. „Gemeinsam mit Vibac konnten wir eine weitere Verpackungslösung entwickeln, die beispielhaft für unsere EverMinds-Ambition steht, die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen durch Innovation und Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette voranzutreiben“, so Peter Voortmans, Borealis Global Commercial Director Consumer Products.

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Verpackungsfolie „V-Fresh“ Foto: Nordwind
Foto: Südpack

Eine Einordnung zur Umweltbelastung von deutschen O+G-Verpackungen

POLYTRADE Den öffentlichen Druck nach Nachhaltigkeit beantwor ten Verpackungshersteller mit Substitution, Stärkenreduktion, Einsatz von Recyclingmaterial und mit der Verwendung von Monomaterialien. Immer noch, so teilt Polytrade mit, treffe die Kunststoffverpackung im Obst- und Gemüsebereich auf harte Kritik, denn der Anteil an Makroplastik im Meer nehme nach wie vor zu. Welchen Anteil allerdings die deutsche Obst- und Gemüsebranche daran wirklich hat, erläutert der Verpackungspezialist im Folgenden.

Laut Schätzungen stammen 86 % des Plastiks in den Weltmeeren aus Asien. Die Anteile des europäischen Plastiks liegen gerade mal bei 0,28 %. Mit weniger als 2 % Anteil an diesen Kunststoffabfällen liegt Deutschland im Mittelfeld Europas. Laut einer Auswertung der Plastikmüllarten in Binnenge wässern landen 12 % der Lebensmittelverpackungen in europäischen Flüs sen oder Seen. Bei hoch angenommenen 200.000 t Kunststoffabfällen von Obst- und Gemüseverpackungen, und das wäre immerhin fast die Hälfte der 450.000 t in Deutschland in die Umwelt gelangten Kunststoffabfälle, wären gerade mal 3,2 % der insgesamt 6,3 Mio t Kunststoffabfälle in Deutschland Verpackungen von Obst und Gemüse. Rechnerisch ergibt sich daraus, dass rund 0,00002 % Anteil der Kunststoffe, die weltweit in die Weltmeere ein getragen werden, aus Kunststoffverpackungen für Obst und Gemüse aus Deutschland stammen.

Der amerikanische Autor Paul Hawken listet in seinem Buch „Drawdown –Der Plan“ achtzig Lösungen auf, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Auf Platz drei mit einer Gesamtreduktion von 70,53 Gigatonnen steht die Vermeidung von Lebensmittelverderb. „Die Lebensmittel, die wir verschwenden, tragen 4,4 Gigatonnen zum jährlichen weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß bei – was etwa 8 % der menschengemachten Treibhausgasemissionen ausmacht. Auch für die Umwelt hat die Lebensmittelverschwendung katastrophale Fol gen. Es braucht ein Umdenken auf vielen Ebenen, um einen Ausweg zu finden.“

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RECYCELBARE MONOMATERIAL LÖSUNGEN CircularEconomy #NOTDESIGNED FORLITTERING www.polytra.de Folien-Schalen-Maschinen

Manche Stellschraube wurde noch nicht gedreht

Frutania ► Das Unternehmen mit Sitz in Grafschaft-Ringen hat in den vergangenen Jahren seine Betriebsprozesse unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten intensiv durchleuchtet und bei den Teilthemen Recycling, geschlossene Kreisläufe und Verpackungsoptimierung weitere Optimierungspotenziale entdeckt. Was dies genau beinhaltet, darüber sprach ich mit Benno Friebe, der bei Frutania für den Bereich Verpackung verantwortlich ist und die Prozesse unter die Lupe genommen hat.

Das Beispiel zeigt, dass man auch an vermeintlich kleine ren und weniger offensicht lichen Stellschrauben drehen muss, um im Großen noch mehr bewirken zu können. Benno Friebe ist immer auf der Suche nach nachhaltigeren Lösungen, besucht für Frutania vie le Konferenzen und Kongresse zu diesem Thema, diskutiert mit Fach kollegen und Experten und über setzt theoretische Möglichkeiten wann immer möglich in praktischen Nutzwert. Auch intern stellt Friebe die Prozesse in puncto Nachhaltig keit auf den Prüfstand. Und man ches, was erst einmal nicht so ins Auge springt, bietet nach seiner Erfahrung durchaus noch Verbes serungspotenzial. Zum Beispiel die Etikettenträgerpapiere, auf denen die Etiketten angeliefert und beim Etikettierprozess abgelöst werden. Diese Trägerpapiere müssen im Restmüll entsorgt werden. „Die sen Papierrollen wird eigentlich nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt, was aber ein Fehler ist, insbesondere aus ökologischem Blickwinkel. Denn bei näherem Hin sehen stellt sich heraus, dass das Papier silikonbeschichtet ist und herkömmliche Papierfabriken nicht die Technik besitzen, aus solchem nassfesten Papier wieder neues Pa pier herstellen zu können. Es ist zu dem sehr reißfest, um die Stillstände von Maschinen zu minimieren und besteht aus einem besonders hoch wertigen Papier. Aufgerollt ist es sehr komprimiert und schwer“, sagt Benno Friebe. Er habe lange suchen müssen, um

ein Unternehmen zu finden, das auf das Recyceln solcher Papiere spe zialisiert ist. „Schließlich sind wir mit dem finnischen Unternehmen Cycle4green, das u.a. auch ein Werk in Österreich besitzt, doch noch fündig geworden. In den vergan genen Jahren haben wir rund 25 t solcher Trägerpapiere gesammelt und über Cycle4green in den Kreis lauf zurückführen können, statt das Material einfach zu verbrennen. Auf diese Weise konnten ca. 50 t CO2-Emissionen eingespart wer den.“ Dies ist in dreifacher Hinsicht ein Win-Win-Geschäft: für Frutania entstehen praktisch keine Kosten, weil Cycle4green die Sammelbehäl ter zur Verfügung stellt und die Lo gistik übernimmt. Für Cycle4green bleibt eine hochwertige Papierfaser, die wieder in den Markt verkauft

werden kann und für die Umwelt wurde auch etwas Gutes bewirkt.

Recycling von Schalen und Siegelfolien

Im Rahmen eines groß angelegten Feldversuchs hatte der italienische Anbieter INFIA in Zusammenarbeit mit Frutania und dem deutschen Verpackungsspezialisten Lorentzen & Sievers vor einigen Jahren erfolg reich nachweisen können, dass aus klassischen (r-)PET-Obstschalen wie der Obstschalen hergestellt werden können. Seitdem funktioniert dieser Kreislauf laut Benno Friebe auch bei Frutania sehr gut. „Alle im Unter nehmen gesammelten (r-)PET-Obst schalen werden heute in einem geschlossenen Kreislauf wiederver wertet. Sie stellen keinen minder

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Gesiegelte Schalen mit Heidelbeeren
Fotos: Frutania

wertigen Abfall dar, der verbrannt werden müsste, sondern sind ganz im Gegenteil ein hochwertiger Werkstoff, der mit der heutigen Technik problemlos recycelt und wiederverwertet werden kann“, so Benno Friebe. Frutania hatte damals im Rahmen des Feldversuchs (r-) PET-Schalen, die bei Packprozessen am Standort in Ringen angefallen sind, gesammelt. Diese hatten einen Verschmutzungsgrad, wie er aus der haushaltsnahen Sammlung (Gelbe Tonne) zu erwarten ist – mit Aus nahme der Kreuzkontamination an derer Verpackungen. Sie waren mit Früchten gefüllt, hatten teilweise Vliese oder Luftpolster-Einlagen und anhaftende Etiketten. Ein PET-Fla schen-Recycler hat dieses Material zu Flakes verarbeitet und INFIA zur Verfügung gestellt. INFIA hat das Material in die Produktion einflie ßen lassen und daraus neue A-B-A Schalen produziert (für die Material A aus Flaschen, B aus Schalen recy celt wird), die eine einwandfreie Produktqualität aufwiesen und allen Anforderungen an Verpackungen für den Lebensmitteldirektkontakt erfüllten.

Wie in Deutschland über Kunststoff

diskutiert und berichtet wird, findet Benno Friebe ohnehin etwas proble matisch. „Die Kunststoffdiskussion wird in Deutschland schief geführt, das ist wirklich ein großes Problem, vor allem, weil dadurch dem Konsu menten ein ‚Schwarz-Weiß-Denken‘ Papier = gut, Kunststoff = schlecht vermittelt wird. Hintergründe, insbe sondere die Rezyklierbarkeit von PET, tauchen in der öffentlichen Diskus sion kaum oder gar nicht auf. Aber auch seitens der dualen Systeme, der Recycler und der Politik muss ein Bewusstseinswandel stattfinden“, ist

Benno Friebe stellt die betrieblichen Prozesse in puncto Nachhal tigkeit auf den Prüfstand.

der Verpackungsexperte überzeugt.

Allein schon beim Transport der Kunststoffschalen kämen Vorteile zum Tragen, die im gesellschaftli chen Diskurs keine Beachtung fän den. „Gehen wir einmal von den Standardschalen für 500 g Erdbee ren aus, dann passen auf einen Lkw ca. 240.000 Holzschliffschalen bzw. rd. 320.000 Wellpappschalen. Mit demselben Fahrzeug können aber bis zu 650.000 (r-)PET-Schalen transportiert werden“, so Friebe. Fortschritte habe Frutania auch beim Recyceln von PET-Siegelfolien gemacht. „Es hat auch hier sehr lan ge gedauert, bis ich einen Anbieter gefunden habe und ich kann kaum zählen, wie viele Muster ich an un terschiedliche Recycler verschickt habe. Immer mit der Rückmeldung, dass diese Folien zu dünn und nicht recycelfähig sind. Ich habe nicht auf gegeben und das Material trotzdem gesammelt.“ Nun arbeitet Frutania mit dem Recyclingunternehmen KomRec-ReCond in Bayern zusam men, dessen Technologie es ermög licht, auch hauchdünne Folien zu recyceln und Pellets herzustellen, die dann wiederum in die deutsche Faserindustrie vermarket werden. „Acht Tonnen Siegelfolien hat das Unternehmen gerade abgeholt und in den Kreislauf zurückgeführt. Das ist nicht nur aus ökologischer Sicht ein tolles Ergebnis, es zahlt sich auch in barer Münze aus, denn die Entsorgungskosten von ca. 200 Eu ro pro Tonne Restmüll sparen wir auf jeden Fall“, so Benno Friebe. 

Siegelfolienres ten wird häufig zu wenig Beach tung geschenkt.

Frutania hat acht Tonnen davon gesammelt und gerade wieder in den Kreislauf zurückgeführt.

FH FRUCHTHANDEL | 4142 I 2022

Harte Schale, nachhaltiges Coating

Liquidseal ► Verlängerte Haltbarkeit, gleichbleibende Produktqualität, Verringerung der Produktverluste während des Prozesses der Nachernte, des Transports, der Lagerung und des Verkaufs: Das verspricht der essbare Lebensmittelüberzug auf Pflanzenbasis von Liquidseal. Managing Director Victor Monster erklärte dem Fruchthandel Magazin, welche Vorteile diese neue „Verpackung“, die vollständig biokompostierbar und biologisch abbaubar ist, mit sich bringt, und wie die zukünftigen Pläne aussehen.

Angefangen hat alles im Jahr 2005 – mit Blumen. Zunächst wurde die Rezeptur an Lilien getestet, danach folgten schon bald Rosen, Nelken und Gerbera. Zehn Jahre später konnte das Angebot dann auf Obst ausgeweitet werden. „Es gibt aber in der EU strenge Vorgaben, unter denen das Coating eingesetzt werden darf. Aktuell gibt es die Erlaubnis nur für Früch te, die eine harte Schale haben, die der Verbraucher nicht verzehrt – also Avocado, Citrusfrüchte, Melone

Der LEH hat zwar hohe Forderungen an die Erzeuger, aber zahlen möchte er für Innovationen nicht.“

und Kunststoffen kann verringert werden. Vor allem für Produkte, die lange Wege zurücklegen, kann dies eine deutliche Wertsteigerung sein“, weiß Monster.

Die Frage ist immer: Wer zahlt?

Mit dem nachhaltigen und umweltfreundlichen Coa ting kann das Unternehmen zwei Trends umsetzen: die Verringerung von Plastik und Food Waste. Bis zum Jahr 2030 will Liquidseal in beiden Bereichen 50 % weniger einsetzen bzw. verursachen. Dafür muss nicht nur beim Lebensmitteleinzelhandel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Auch den Konsumenten gilt es zu überzeugen. Dafür hat das Unternehmen ein Panel durchgeführt, in dem die neue Form der Verpackung genau und trans parent vorgestellt wurde. Nach anfänglicher Skepsis, so der Managing Director, wären die Verbraucher aber überzeugt gewesen.

Sobald sich die Anwendungsvorschriften in der EU be züglich des Coatings ändern, will das Unternehmen es auch bei weichschaligem Obst einsetzen. Die Rezeptur liege bereits vor, sodass es nicht vier bis fünf Jahre brau che, bis das Produkt marktfähig sei. Davon unabhängig werde die Liquidseal-Rezeptur in der unternehmensei genen Forschungs- und Entwicklungsabteilung kontinu ierlich weiterentwickelt und verbessert. „Die Frage ist natürlich immer, wer dafür zahlt. Der Lebensmittelein zelhandel hat zwar hohe Forderungen an die Erzeuger, aber zahlen möchte er für Innovationen nicht. Und auch bei der Politik ist es schwierig, sie von den Vorteilen zu überzeugen. Das liegt daran, dass die Supply Chain un ter Umständen sehr lang ist. Da fällt es häufig schwer, vom Bürostuhl in Brüssel zu verstehen, was auf dem Feld getan werden muss“, erklärt der Managing Director.

und Papaya“, so Monster. Da jede Frucht über einen eigenen Stoffwechsel verfüge und enthaltenes Wasser unterschiedlich schnell und stark verdunste, müsse für jedes Produkt eine eigene Rezeptur erstellt werden, die auf den gleichen Inhaltsstoffen basiere. Stimme das Ver hältnis, können Verdunstung und damit Wasserverlust verringert und das Shelf life verlängert werden. „Der Produktverlust kann um bis zu 30 % bis 40 % reduziert werden und auch der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln

Die größten Probleme bei Mangos und Avocados

Um die Erzeuger in Südamerika von den Vorteilen des nachhaltigen Coatings zu überzeugen, arbeitet Liquid seal u.a. mit Lia Bijnsdorp von United Producers of Me xico zusammen. „Gemeinsam mit einem Forschungsin stitut haben wir bei Avocados und Mangos eine Studie durchgeführt, weil hier die größten Probleme bestehen. Die Qualitätsprobleme konnten um bis zu 80 % redu

FH NACHHALTIGKEIT 42 | FRUCHTHANDEL 42 I 2022
(v.l.) Lia Bijnsdorp, Victor Monster, Francisco Murguía und Jerry van Galen
Victor Monster

Aktuell darf das Coating nur bei Avocados, Citrusfrüchten, Melonen und Papaya angewendet werden.

ziert werden“, so Managing Direc tor Bijnsdorp.

Um das Coating nutzen zu können, müssen die Erzeuger vorausschau end und innovativ denken und planen sowie in eine neue Verpa ckungsstation investieren. Ohne fi nanzielle Unterstützung – z.B. durch

die Regierung – sei das gar nicht so einfach, erzählt Francisco Murguía, CEO bei Frutos Guadalajara. Im kommenden Jahr wird ein neues Packhaus in Betrieb genommen. „Wir kommen nur mit Teamwork voran. Oft steht aber die Frage im Raum, warum etwas geändert wer den soll, wenn es doch funktioniert. Wir sehen aber verstärkt, dass der Markt nach neuen Lösungen ver langt. Und dann muss das Angebot den Kunden auch tatsächlich einen Mehrwert oder grundsätzlichen Vorteil ermöglichen. Denn da wir mit unserem eigenen Kapital haf ten, ist die Angst vor dem Scheitern groß“, betont Murguía.

UMWELTBUNDESAMT

Verpackungsverbrauch 2020 leicht gesunken

Die Coronapandemie führte 2020 zu einem leichten Rückgang des Verbrauchs an Verpackungen in Deutschland. Dies ist der erste Rückgang seit 2009, be richtet jetzt das Umweltbundesamt (UBA). Wie es heißt, fielen im Jahr 2020 insgesamt 18,8 Mio t Verpackungsabfall an. Das sind 0,7 % weniger als noch im entsprechenden Vorjahr. Pro Kopf entspreche dies einem Rückgang um 1,7 kg auf durchschnittlich 225,8 kg Verpackungsabfall. Private Endverbraucher verursachten von der Gesamtmenge 46 %, also über 8,7 Mio t oder 104,9 kg pro Kopf. Hier gab es auch einen Anstieg um 1,6 % im Vergleich zum Vor jahr. Dirk Messner, Präsident des UBA, erklärte: „Corona hatte auf unserem Verpackungsverbrauch einen insgesamt senkenden Effekt. Es steht jedoch zu befürchten, dass dieser nicht von langer Dauer ist, ähnlich wie bei den Treib hausgasemissionen. Deswegen gilt weiter das klare Ziel, den Verpackungs verbrauch in Deutschland absolut zu reduzieren. Das gelingt mit Mehrweg in weiteren Bereichen und mit weniger und leichteren Verpackungen. Wenn Verpackungen nicht vermieden werden können, sollten sie leicht zu recyceln sein.“ Die Recyclingquoten konnten für alle Materialien gesteigert werden. Die Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes führen zu Verbesserungen in Sor tierung und Recycling. Vom gesamten Verpackungsabfallaufkommen wurden 68,2 % dem letzten Recyclingprozess zugeführt.

FH FRUCHTHANDEL | 4342 I 2022
CONTROL LIQUIDSEAL
Foto:
Liquidseal
Die Qualitätsprobleme konnten um bis zu 80 % reduziert werden.“
Lia Bijnsdorp

Nachhaltigere Etiketten im Obst- und Gemüsehandel

UPM Raflatac ► Die Nachhaltigkeit von Verpackungen spielt für Verbraucher eine immer wichtigere Rolle. Ziel ist, mit so wenig Verpackung wie möglich auszukommen und die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Andererseits legen die Kunden Wert darauf, dass das von ihnen gekaufte Obst und Gemüse bis zur Verarbeitung oder zum Verzehr hygienisch gelagert wird und frisch bleibt, keine Druckstellen bekommt und gut zu transportieren ist.

Diese oft widersprüchlichen Wünsche unter einen Hut zu bringen, ist sowohl für Le bensmittelhersteller als auch für Ein zelhändler eine Herausforderung. Hier muss durch neue Lösungen ein Kompromiss gefunden werden. Ein Ansatz besteht darin, die gesamte Verpackung mitsamt den Etiketten aus nachhaltigen Materialien herzu stellen. Der Etikettenhersteller UPM Raflatac hat verschiedene Lösungen entwickelt, welche die Nachhaltig keit von Etiketten und Verpackung als Ganzes verbessern. Eine dieser

Der Etiketten hersteller UPM Raflatac hat verschiedene Lösungen ent wickelt, die die Nachhaltigkeit von Etiketten und Verpackung als Ganzes ver bessern.Foto: UPM

nachhaltigen Lösungen ist das RAFNXT+-Sortiment, das als weltweit erstes Etikettenmaterial von Climate Impact Partners als CarbonNeutral®-Produkt zertifiziert wurde. Das Etikettenmaterial stammt aus FSCTM-zertifizierten (FSC-C012530) Wäldern und die Berechnungsmethode zur Quantifizierung der Klimaauswirkungen wurde von Carbon Trust verifiziert. Durch die intelligente Auswahl und den Einsatz nachwachsender Rohstoffe sowie die Nutzung von Recyclingmaterial weisen RAFNXT+-Pro dukte eine geringere CO2-Bilanz auf als herkömmliche Etikettenmaterialien. Damit sind sie eine kohlenstoffar me Alternative.

Nachhaltige Full-Wrap-Etiketten im Obst- und Gemüsehandel

Das RAFNXT+-Sortiment umfasst auch Full-WrapEtiketten, die sehr beliebt sind, wenn es darum geht, Verpackungsmaterial bei Obst- und Gemüse-Bundware einzusparen. So können schwere Verpackungskartons durch leichtere Materialien ersetzt werden und es er öffnen sich neue Möglichkeiten, die Verpackung für Werbezwecke zu nutzen oder mit Informationen über Herkunft, Nährwerte oder Verpackungsdatum zu ver sehen. Zum Beispiel kann die Rückseite beliebig be druckt werden. Die Form ist dabei frei wählbar und die Stanzung kann an das Etikett angepasst werden. Die Etiketten können mit vielen verschiedenen Verpa ckungsarten kombiniert werden, wie beispielsweise mit Vakuum-Skinverpackungen, Schutzatmosphäre-Ver packungen (MAP), Tray-Verpackungen und Blister Ver packungen. Außerdem können Sie als eigenständige Lösung für loses Gemüse wie Selleriestangen oder Rha barber verwendet werden.

Trägerlose Lösungen

Neben dem RAFNXT+-Portfolio gibt es jetzt weitere einschlägige klima neutrale Lösungen für den O+G-Han del. Mit den trägerlosen Thermo direktetiketten von UPM Raflatac, die jetzt auch CarbonNeutral® zertifiziert sind, können Kunden ihren „Verpackungs-Fußabdruck“ drastisch reduzieren. Trägerlose Etiketten ermöglichen gegenüber herkömmlichen Etiketten eine Redu zierung des Materialverbrauchs um 40 %. Dies schont die Umwelt und bietet erhebliche Nachhaltigkeitsund Effizienzvorteile. Darüber hinaus hat UPM Raflatac ein zuverlässiges und nachhaltiges Etikettenmateri al für trägerlose Waagenetiketten entwickelt. UPM Raflatac OptiCut™ verbindet gute Haftung mit minima ler Klebstoffansammlung, wodurch Papierstaus vermieden werden und die Druckqualität verbessert wird. Mit OptiCut Linerless können Dru cker über eine Million Etiketten oh ne Wartungsunterbrechungen oder Scanfehler drucken. Hohe Wachs tumsraten zeigen, dass solche Lö sungen gefragt sind. In den ver gangenen Jahren ist der Markt für trägerlose Produkte um rund 15 % gewachsen – Tendenz steigend.

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Raflatac

Erntefrisches Beerenobst effizient und nachhaltig verpackt

Immer mehr Konsumenten bevorzugen beim Lebensmitteleinkauf eine umweltfreundliche Verpackung – vor allem für Produkte aus dem Obst- und Gemüseregal. Der Wellpappe-Spezialist Rondo bietet eine Verpackungslösung für Beerenobst, die von Produzenten ideal in den Abpack-Prozess integriert werden kann und den Einsatz von Plastik deutlich reduziert. Bisher wurden Beeren oft in einer reinen Kunststoffverpackung angeboten, nun wird die Tasse aus nachhaltiger, sofort verfügbarer Wellpappe ( 1mm dick ) hergestellt.

Unser Familienbetrieb ist seit rund 50 Jahren besonders für die köstli chen Erdbeersorten bekannt. Diese waren hauptsächlich in Spar-Supermärkten in der Steiermark erhältlich. Durch die neue Verpackung wird die Haltbarkeit der Früchte verbessert, und wir können auch Märkte außer halb der Region beliefern“, freut sich Sebastian Gutmann, Juniorchef des Traditionsbetriebes Gutis.

Manfred Faist, Experte für Obst- und Gemüse verpackungen bei Rondo St. Ruprecht, ergänzt: „Das Besondere an diesem Verpackungskon zept ist, dass wir den Rand für die Anbringung der Siegelfolie direkt in unsere umweltfreund liche Wellpappe-Schale integrieren konnten. Dadurch ist die Versiegelung der Folie auf der Tasse einfach umsetzbar, entweder teilautomatisiert wie bei der Firma Gutis, oder vollautomatisiert wie bei der VON HERZEN Biobauern GmbH“. Die Wellpappe-Tassen sind in verschiedenen Dimensionen erhältlich, von 125 bis 1.000 Gramm Inhalt. Größe und Formate der Tassen sind so gewählt, dass

Hannes Schaffler (Von Herzen Bio Bauern), Man fred Faist (Rondo) und Sebastian Gutmann (Gutis) präsentieren die Top-Siegel-Verpackung für Bee renobst (v.l.n.r.).

sie ideal in die Standardgebinde von 40x30 bzw. 40x60 cm passen. Für Hannes Schaffler, Geschäftsfüh rer der VON HERZEN Biobauern, ist neben der effizienten Versiegelung, dem verbesserten Schutz der Produk te und der verbraucherfreundlichen Präsentation auch die Nachhaltigkeit der Verpackung wichtig: „Wir wol len die erntefrischen Bio-Produkte unserer Mitgliederbetriebe in einem Verpackungsmaterial weitergeben, welches dieselben ökologischen Ansprüche erfüllt wie ihre landwirt schaftlichen Erzeugnisse. Mit der Top-Siegel-Verpackung haben wir zusammen mit dem Team von Rondo die optimale Lösung gefunden.“ Die Verpackung kann je nach Beerenart an deren Anforderungen angepasst werden. So wurden bereits Zwetschgen, Heidel beeren, Kirschen und Ribisel der Biobauern in unterschiedlich großen Verpa ckungseinheiten vermarktet.

Weitere Informationen: Rondo Ganahl AG Manfred Faist +43 664 8486 906 www.rondo-ganahl.com

NACHHALTIGE TOP-SIEGELVERPACKUNGSLÖSUNG VON RONDO.

NACHHALTIGE TOP-SIEGELVERPACKUNGSLÖSUNG VON RONDO.

• Obstschale aus 100% Wellpappe mit integriertem Rand zur Versiegelung mit einer Folie

• Obstschale aus 100% Wellpappe mit integriertem Rand zur Versiegelung mit einer Folie

• Ausführung je nach Beere mit individuell angepasster Qualität (unbeschichtet, lackiert, etc.)

• Ausführung je nach Beere mit individuell angepasster Qualität (unbeschichtet, lackiert, etc.)

• Voll- oder teilautomatisiert verschließbar

• Voll- oder teilautomatisiert verschließbar

• Optimale Präsentation von Werbebotschaften durch beste Bedruckbarkeit

• Optimale Präsentation von Werbebotschaften durch beste Bedruckbarkeit

• Umfassende Entwicklungs- und Umsetzungskompetenz für maßgeschneiderte Obst- und Gemüseverpackungen an beiden Rondo-Standorten in Österreich

• Umfassende Entwicklungs- und Umsetzungskompetenz für maßgeschneiderte Obst- und Gemüseverpackungen an beiden Rondo-Standorten in Österreich

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RONDO Rondo Ganahl Aktiengesellschaft I Papiere - Wellpappe - Verpackungen I www.rondo-ganahl.com Rondo Ganahl Aktiengesellschaft I Papiere - Wellpappe - Verpackungen I www.rondo-ganahl.com

Mit nachhaltiger Produktion der Energiekrise trotzen

ELBE-LABEL ► Die Energiekrise stellt die Papier- und Druckbranche vor große Herausforderungen. Energieintensive Prozesse verlangen bei gleichzeitig stark steigenden Kosten den Unternehmen alles ab. Worauf es gerade jetzt ankommt, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein und welche Entwicklungen die Branche beschäftigen, darüber haben wir mit den beiden Geschäftsführern des familiengeführten mittelständischen Unternehmens, Dr. Christian Diederichsen und Maik Schlien, gesprochen.

Das Geschäfts führer-Duo von ELBE-LABEL: Dr. Christian Diederichsen (l.) und Maik Schlien

Ihre Produktpalette umfasst bspw. Banderolen oder auch Haftetiketten. Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, sind umweltfreundliche Lösungen gefragt. Wie sind Sie in diesem Bereich aufgestellt? Welche Rol le spielt FSC-zertifiziertes Papier bei Ihnen?

Dr. Christian Diederichsen: Bei uns kommen diverse umweltfreund liche Materialien zum Einsatz wie z.B. Etiketten aus Graspapier. Diese sind industriell kompostierbar und schonen die Umwelt. Ebenfalls im Sortiment sind Etiketten aus bereits recycelten Kunststoffen, das spart

CO2. Diese Materialien sind aber im mer noch Nischenprodukte, weil die Preise wenig attraktiv sind. Banderolen erfreuen sich zuneh mender Beliebtheit und sind per se schon umweltfreundlich, denn es wird auf eine Gesamtverpackung verzichtet. Unsere Banderolen ha ben einen 95 %igen Anteil an Pa pier und benötigen für die Reißfes tigkeit 5 % Kunststoff. Mit diesem Mischungsverhältnis aus Papier und Kunststoff können sie problemlos dem Altpapier zugefügt werden. Die Nutzung von FSC-zertifiziertem Papier ist für uns selbstverständlich und wird schon seit Jahren einge setzt.

Das Firmengebäude von EL BE-LABEL wurde Anfang dieses Jahres mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. In wel chem Umfang haben Sie diese Maßnahme durchgeführt bzw. inwieweit profitieren Sie nun davon?

Maik Schlien: Im Vorwege haben wir die baurechtlichen Rahmenbe dingungen gecheckt und uns die Fläche berechnen lassen, die für eine Photovoltaikanlage infrage kommt. Anfang des Jahres gab es dann den Startschuss für den ers ten Bauabschnitt. Wir haben uns für eine Photovoltaikanlage ohne Batteriespeicher entschieden. Un ser Zweit-Schicht-Betrieb kann von morgens früh bis abends spät die Sonnenstunden nutzen, ein loh nendes Investment bei viel Sonnen schein wie in diesem Jahr. Über schüsse an ungenutzter Energie wie

u.a. am Wochenende werden ins öffentliche Netz gespeichert.

Sind weitere „NachhaltigkeitsBaumaßnahmen“ in Planung, von denen Sie berichten kön nen?

Maik Schlien: Ja. Die Photovoltaik anlage wird in den kommenden Jah ren, je nach Investitionsmöglichkeit, weiter ausgebaut.

Welche Produktionsabläufe können Sie zukünftig noch nachhal tiger gestalten?

Dr. Christian Diederichsen: Obers te Priorität hat bei uns die Optimie rung der Produktionsabläufe hin zu einer immer nachhaltiger wer denden Produktion, die gleichzei tig immer energieeffizienter wird.

Der Wechselrichter zeigt an, wieviel Strom aktuell produziert wird.

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So haben wir im vergangenen Jahr unsere Produktionshallen erweitert und Platz für eine neue Druckma schine geschaffen, bei der die Ab wärme zur Heizung unserer Innen räume genutzt wird. Wir achten weiterhin auf einen schonenden Umgang mit unseren Ressourcen wie z.B. die Investition in die LEDDrucktechnik, die sehr energiespa rend ist. Aber es zählen auch kleine Dinge. In unserer Produktionshalle gibt es nur noch Beleuchtung mit LED.

Die Energiekrise trifft so gut wie jede Branche. Inwiefern sind Sie davon bzw. auch von steigen den Papierpreisen betroffen? Worauf kommt es aus Ihrer Sicht aktuell und auch zukünftig besonders an?

Maik Schlien: Der finnische Papier streik zu Beginn des Jahres 2022 und die durch den Ukrainekonflikt hervorgerufene Energiekrise, sind Entwicklungen, die uns sehr zu schaffen machen. Die Knappheit von Papier und die damit einher gehenden steigenden Preise sind ein enormer Kostenbeschleuniger. Dazu kommt ein immer noch ener

neue Photovoltaik-Anlage speichert den Überschuss an ungenutzter Energie ins öffentliche Netz.

gieintensiver Produktionsprozess. Explodierende Kosten, die an den Kunden nicht einfach durchgereicht werden können.

Dr. Christian Diederichsen: Wir können nur langfristig am Markt agieren, wenn wir wettbewerbsfä hig bleiben. Daher sind wir bestrebt, unsere Prozesse und Abläufe in der Druckerei immer wieder zu hin terfragen und im Hinblick auf den Energieeinsatz zu optimieren. Eine kontinuierliche Aufgabe, für die wir einen neuen Mitarbeiter eingestellt haben. Das zeigt, wie wichtig uns dieses Anliegen ist. Eine Stabilisie rung der wirtschaftlichen Situation ist für uns kleine und mittelständi sche Unternehmen von existenziel ler Bedeutung. Das gleiche gilt für unsere Kunden und Lieferanten.

Welche Trends und Entwicklun gen stellen Sie in Ihrer Branche grundsätzlich fest?

Maik Schlien: Es besteht generell der Trend zu weniger Verpackungs

materialien bis hin zum Unverpack ten. Banderolen sind z.B. bei mi nimalem Verpackungseinsatz sehr gefragt und auch in der Produktion fällt so gut wie kein zusätzlicher Müll an. Ein weiteres Thema ist die Direktetikettierung auf der Frucht, auf eine Umverpackung aus Kunst stoff wird gerne verzichtet wie z.B. bei Gurken.

Verpackungsmaterialen aus Mo nomaterialien liegen ebenfalls im Trend, denn sie können viel einfa cher recycelt werden. Dazu zählen Banderolen, Papieretiketten, Stegetiketten und Kartons mit wenig Fremdanteil wie z.B. Farben und Kleber. Braucht das Produkt trotz dem eine Rundumverpackung, so sind bedruckte Folienverpackun gen ein Thema. Müssen Produkte darüber hinaus produktspezifisch gekennzeichnet werden, kommen Folienetiketten aus dem gleichen Material zum Einsatz. Zusammen fassend ist der Trend zu wenig Ver packungsmaterialien wie zu Mono materialien erkennbar.

FH FRUCHTHANDEL | 4742 I 2022 Auf Etiketten im Flexodruck verfahren hat sich das norddeutsche Unternehmen spezialisiert. Fotos: ELBE-LABEL www.elbe-label.deWir drucken Etiketten qualitätsbewusst, serviceorientiert, zuverlässig und schnell Telefon: 04142 /81 11 20 0 E-Mail: kontakt@elbe-label.de Die

Kooperation für den Ressourcen- und Klimaschutz

KRONEN | SPRK.global ► Der weltweit agierende Maschinenlieferant KRONEN, dessen Partnerbetriebe und das Foodtech-Unternehmen SPRK.global setzen sich mit ihrer seit Februar 2022 bestehenden Kooperation für den Ressourcen- und Klimaschutz ein. Überschüssige frische und hochwertige Ware wird lebensmittelverarbeitenden Unternehmen zur Verfügung gestellt.

So reduzieren die Akteure der Lieferkette gemein sam die Lebensmittelverschwendung. Die verar beitenden Betriebe profitieren von vergünstigten Einkaufspreisen für einwandfreies O+G und gestalten ihr Unternehmen und ihre Produkte nachhaltiger. Der weltweit agierende Maschinenlieferant KRONEN, dessen Partnerbetriebe und das Foodtech-Unternehmen SPRK. global setzen sich mit ihrer seit Februar 2022 bestehen den Kooperation für den Ressourcen- und Klimaschutz ein. Überschüssige frische und hochwertige Ware wird lebensmittelverarbeitenden Unternehmen zur Verfü gung gestellt. So reduzieren die Akteure der Lieferkette gemeinsam die Lebensmittelverschwendung. Die verar beitenden Betriebe profitieren von vergünstigten Ein kaufspreisen für einwandfreies O+G und gestalten ihr Unternehmen und ihre Produkte nachhaltiger. Das Foodtech-Unternehmen SPRK.global und der welt weit führende Maschinenlieferant für die Lebensmitte lindustrie KRONEN GmbH ziehen nach einem halben Jahr eine positive Zwischenbilanz zu ihrer Partnerschaft. Das SPRK.global identifiziert Lebensmittelüberschüs se, die entlang der Lieferkette anfallen und fängt die se ab. Ziel der Zusammenarbeit ist es, das umfassende Netzwerk von KRONEN in der Lebensmittelindustrie zu nutzen, um die frische, qualitativ hochwertige Ware zur Weiterverarbeitung umzuverteilen. Alle beteiligten Un ternehmen schützen damit Ressourcen und Klima und sorgen für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft für Le bensmittel.

Die Herausforderung ist groß: Ein Drittel der weltweit verfügbaren Lebensmittel wird jährlich verschwendet, so das Fazit des Berichts „Closing the Food Waste Gap” der Boston Consulting Group. Ein Großteil der Lebens mittelverschwendung, rund 60 %, fällt laut dem WWF bereits am Anfang und in der Mitte der Lieferkette an. Ein Grund dafür sind laut SPRK die Intransparenzen in der Lieferkette. Mithilfe der KI-gesteuerten, digitalen Handels- und Distributionsplattform werden Angebot und Nachfrage von Lebensmitteln zusammengeführt und die Ware anschließend auf Basis der Informationen an Partnerunternehmen schnell und bedarfsgerecht um verteilt bzw. weiterverarbeitet.

Hochwertige Ware zu vergünstigtem Preis

Als Maschinenlieferant für die Lebensmittelindustrie ist KRONEN weltweit erfolgreich tätig und vernetzt. Kun den von KRONEN, wie z.B. Freshcut-Betriebe und Con

Überschüssige Lebensmittel der Lieferkette werden über die von SPRK.global entwickelte Plattform um verteilt.

venience-Hersteller, die sich an der Zusammenarbeit beteiligen, erhalten die überschüssige frische, qualitativ hochwertige Ware aus dem SPRK-Netzwerk, mitunter zu einem vergünstigten Preis von z.B. 10 % oder 20 % un ter dem Marktpreis, und verarbeiten diese zu Freshcutoder Convenience-Produkten für den LEH oder Hotelund Gastronomiebetriebe. Ein Fokus liegt dabei auf der Obst-, Gemüse- und Salatverarbeitung. Die lebensmittel verarbeitenden Betriebe profitieren von der guten Ver fügbarkeit und fairen, oft vergünstigten Einkaufskosten für einwandfreies O+G, das ebenso hochwertig ist wie handelsübliche Ware. Aktuell zählt SPRK 80 Partner auf Lieferanten- und Abnehmer-Seite. Seit der Gründung im März 2020 hat das Unternehmen bereits über 1 Mio kg überschüssiger Lebensmittel der Lieferkette erfolgreich umverteilt. Alexander Piutti, Gründer und CEO von SPRK kommentiert: „Die Lebensmittelüberschüsse entlang der Lieferkette langfristig zu eliminieren, ist ein ambitionier tes Ziel, welches sich jedoch im Schulterschluss mit allen Akteuren der Lieferkette tatsächlich realisieren lässt.“

Stephan Zillgith, geschäftsführender Gesellschafter der KRONEN GmbH, ergänzt: „Lösungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung sind ein wichtiges The ma bei unseren Kunden, sowohl im Hinblick auf Res sourcenschonung, als auch in Bezug auf die Kosten.“ 

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Foto: SPRK.global

Neues Leben eingehaucht: runderneuerte Spargelsortierer für mehr Nachhaltigkeit

Strauss Verpackungsmaschinen ► Nachhaltig bedeutet auch langlebig. Das in Buxtehude ansässige Unternehmen für Sortier-, Verwiege- und Verpackungsmaschinen Strauss schenkt Anlagen deshalb immer wieder ein zweites Leben, indem es sie aufarbeitet und wiederverkauft.

Es war einmal eine Spargel-Sor tieranlage, die erfüllte 17 Jahre lang zuverlässig ihre Aufgabe. Bis deren Besitzer eine modernere, weiterentwickelte ins Auge fasste. Daher wandte sich der Spargelerzeu ger an den Hersteller der tatkräftigen Maschine, um sein Vorhaben in die Realität umzusetzen. „Der Kunde bekam eine hochmoderne Maschine und gab seine bisherige in dem Zuge in Zahlung“, so Matthias Kinzel, Ver triebsleiter der Strauss Verpackungs maschinen GmbH. „Die Nachfrage nach gebrauchten Maschinen macht zwar nur einen geringen Anteil un seres jährlichen Umsatzes aus. Aber gerade kleinere Betriebe rüsten ihre Produktion gerne durch gebrauch te Maschinen auf, um die Qualität und den Durchsatz zu steigern. Die Maschinen werden in unserem Werk auf Herz und Nieren geprüft und auf Wunsch den Kundenanforde rungen angepasst. So wurde nach umfangreichem Service im Juli eine Maschine Anfang Oktober an einen chilenischen Produzenten geliefert, der das Ziel hatte, seine Sortierka pazitäten schnell und preisgünstig zu steigern.“ Preisgünstig heißt in diesem Fall, dass die Maschinen je

nach Alter und Zustand eine kleinere Investitionssumme gegenüber einer gleichwertigen Anlage erfordern. „Solch eine Runderneuerung in der Werkstatt ist dem zeitlichen Um fang nach einer neuen Maschine gleichzusetzen, da sie demontiert, gereinigt, geprüft und wieder mon tiert wird und auch den Austausch ganzer Bauelemente umfasst“, so Kinzel. Natürlich gibt es für den neuen Nutzer auch eine Garantie zeit, die ist allerdings von den sonst üblichen zwei Saisons auf eine Sai son reduziert.

Ältere Technik nicht zwingend vom Markt nehmen

„Die Maschinen sind von unseren Fachleuten geprüft und getestet, als wären es neue“, betont der Ver triebsleiter. „Durch die modulare Bauweise unserer Maschinen sind bei Verschleiß oder Beschädigung sowohl unkomplizierte Reparaturen als teilweise auch Upgrades mög lich. Somit wird sichergestellt, dass ältere Technik nicht zwangswei se vom Markt genommen werden muss, wie es bei anderen Herstel lern gehandhabt wird.“

Nicht ohne Stolz berichtet Kinzel von Maschinen aus Strauss-Pro duktion, z.B. Apfelverwiege- und Verpackungsmaschinen, die schon über drei Jahrzehnte ihren Dienst tun. Die werden bestenfalls dann in Rente geschickt, wenn neue Technik mit noch exakteren Verpackungsge wichten in den Fokus rückt. „Ziel für uns ist es, einen Großteil der Mate rialien bzw. Elemente gebrauchter Maschinen – die einwandfrei funk tionieren – nach intensiver Prüfung an den Anlagen zu belassen und weiterhin einzusetzen, um somit Ressourcen zu schonen.“

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Diese Spar gel-Sortier anlage wurde runderneuert und befindet sich wieder im Einsatz.

Den Sonnenbrand vorausberechnen

ATB | Potsdam ► Der Klimawandel bringt nicht nur die erschreckenden Katastrophen, sondern auch die leise Dramatik. Zum Beispiel wenn die Sonne erbarmungslos auf heranreifende Früchte brennt und sie damit unverkaufbar macht. Am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam läuft bis zum Jahr 2023 die Studie Sheet, die Sonnenbrand- und Hitzevorhersagen zur Entwicklung einer Warn-TechLösung treffen will.

Sheet ist eine von mehreren Studien, die auf dem Fieldlab for Digital Ag riculture im Potsdamer Ortsteil Mar quardt laufen. Die Anlage ermöglicht Wissenschaftlern des ATB, auf über 20 ha mit verschiedenen Kulturen digitale Anwendungen im Pflanzen bau zu erproben und zu demons trieren. Alle Versuchsflächen sind hochauflösend kartiert. Für spezielle Versuche ist die Station mit Sensorik ausgestattet, die die Entwicklung von Modellen, Technologien und Anbausystemen ermöglicht.

Ein bisschen erinnert die Konstruktion an eine Gon delbahn: die 90 Meter Schiene als langgestrecktes Oval, daran hängend drehen verschiedene Mess geräte ihre etwa zwanzigminütigen Runden. Im Zent rum dieses Ovals, das offiziell Kreisförderanlage heißt, wächst eine der Baumreihen einer weitaus größeren Ap felanlage. Von diesen beständig umrundeten Pflanzen werden über Wochen Daten aufgenommen, welche die per Wetterstation gemessene Sonneneinstrahlung mit dem Zustand der Bäume und der an ihnen heranwach senden Früchte in Beziehung setzt.

Gemeinschaftsprojekt für viele Kulturen

Sheet ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt: Ko ordiniert wird es durch Dr. Manuela Zude-Sasse, Leiterin der Arbeitsgruppe Präzisionsgartenbau am ATB. Weitere Partner sind die Universita‘ degli Studi di Bologna, die Hungarian University of Agriculture and Life Sciences, die Softwarefirma macio GmbH in Kiel sowie die Obst baugruppe HK Horticultural Knowledge srl. Projektträ ger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernäh rung.

„Der Anstieg der globalen Strahlung und der Temperatu ren im Zuge des Klimawandels ist längst belegt“, so Dr. Manuela Zude-Sasse. „Auch die daraus resultierenden

Mithilfe der Kreisförderanla ge ist Tempera turverteilung auf segmentierten Äpfeln, die Fruit surface tem perature (FST), darstellbar.

Auswirkungen auf die Qualität und Lagerfähigkeit der Früchte – bis hin zum Totalausfall – sind nicht mehr zu negieren. Die Früchte wiederum, hier rede ich nicht nur von Äpfeln, sondern auch von Citrusfrüchten, Tomaten, Trauben und vielem mehr, vermögen sich diesen extre men Bedingungen nicht anzupassen.“ Während sie am Anfang der Reifezeit die stärkere Sonneneinstrahlung aufgrund der Transpiration oft noch verkraften, wird es zu deren Ende hin problematisch. In der Folge kommt es

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Christian Regen, Versuchsingenieur der ATB-Anlagen in Mar quardt, ist damit beschäftigt, die Abläufe in den Bäumen in Echtzeit auf die Bildschirme der Wissenschaftler zu übertragen.

zunehmend zu Qualitätsminderungen entlang der Wert schöpfungskette und zu Lebensmittelverlusten.

Warn-App zur Gegenwehr

„Unser Ziel ist es nun, den Prototyp einer Warn-App zur Verfügung zu stellen, die es den Erzeugern ermöglicht, die – zugegebenermaßen noch begrenzten – Möglich keiten der Temperaturreduzierung in ihren Anlagen zu aktivieren. Ich denke da beispielsweise an das Versprü hen von Kaolin, also weißer Tonerde, zur intensiveren Reflektion der Sonnenstrahlung, abschirmende Netze oder die Temperatursenkung durch Verdunstungskühle per Sprinkleranlage. Diese physikalischen Schutzmaß nahmen, die größtenteils auf Abschirmeffekten beru hen, haben Einfluss auf die Wärmeverteilung in den Baumkronen und die Reaktion der Pflanzen unter ver schiedenen Klimabedingungen. Auch die unterschiedli chen Erziehungssysteme der Gehölze tragen deutlich zu Temperaturunterschieden in der Krone bei.“ Da die Schäden in den Anlagen zumeist nicht an jedem einzelnen Baum gleichermaßen auftreten, wollen die Wissenschaftler auch die Daten hinter der Warn-App möglichst präzise und differenziert erarbeiten. „Hierzu benötigen wir den Kreisförderer, der automatisiert und räumlich aufgelöst während der Hitzewellen Daten er hebt. Es geht nicht darum, die Anlagen nach dem Gieß kannen-Prinzip zu schützen, sondern jene Segmente, die besonders gefährdet sind.“

Selbst die frühe Berechnung zu erwartender Schäden könne, beispielsweise durch die rechtzeitige Umlen kung von Tafel- zu Industrieobst, Lebensmittelverluste reduzieren. Veränderte, dem aktuellen Zustand des Ern teguts entsprechende Technologien wie beispielsweise Ernteroboter, wirken sich zudem auf die Höhe der Lohn kosten aus und können diese Umlenkung wirtschaftlich möglich machen.

Dr. Manuela Zude-Sasse, Leiterin der Arbeitsgruppe Präzisionsgartenbau am ATB, koordiniert das internationale Gemeinschaftsprojekt „Sheet“. Projektträ ger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Fernerkundung und Labortests

Immer häufiger passiert es, dass Äpfel und andere Früchte die extreme Sonneneinstrah lung nicht ver kraften und es zu erheblichen Ausfällen beim vermarktbaren Obst kommt.

Die derzeit laufende Studie basiert auf Abbildungen der Temperaturverteilung auf Äpfeln der ATB-Anlage, sowie an anderen Standorten auch Süßkirschen und Trauben. Dazu werden mittels Lichtdetektion und Entfernungs messung (LiDAR) in die Tiefe der Obstbäume bis zur einzelnen Frucht reichende 3-D-Abbildungen erstellt. Weitere Messmethoden umfassen Photogrammetrie einschließlich Tiefeninformation (RGB-D), Wärmebilder sowie Wetterstations- und Mikroklimasensoren. Im La bor werden die so ermittelten Daten mit dem Zustand der Früchte verbunden. Ein Apfel mit – möglicherweise noch nicht sichtbaren – Verbrennungen darf also seine Zeit am Baum „beklagen“. Ergänzt wird das alles um Fakten zum Baumkronenaufbau und zu physikalischen Schutzmaßnahmen.

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„Die Regionalität ist maximal gefährdet“

Krings ► Die Energiekrise, verbunden mit massiv ansteigenden Produktionskosten, stellt auch einen der größten Vermarkter für Bio und konventionelles Obst in Nordrhein-Westfalen (NRW) vor große Herausforderungen. Innovationen sind mehr denn je gefragt. Wir haben mit Geschäftsführer Alexander Krings über wichtige Entwicklungen und notwendige Schritte gesprochen. Den Ernst der Lage haben aus seiner Sicht noch nicht alle verstanden.

Preissteigerun gen entlang der gesamten Lieferkette sind ein großes Pro blem. „Erzeuger werden massive Existenzproble me bekommen“, befürchtet Alexander Krings.

Bonn haben wir schon viele Maß nahmen umsetzen können. Nach einer Bestandsaufnahme der Pro bleme in unserer Region vor mehr als zehn Jahren, haben wir z.B. die Population der fast ausgestorbenen Greifvögel in unserer Region wieder hergestellt. Somit hat sich auch das Mäuseproblem aus der damaligen Zeit auf natürliche Weise größten teils lösen lassen. Des Weiteren ha ben wir fast zerstörte Maare wieder renaturiert und die Artenvielfalt an Nützlingen massiv steigern können – sowohl mit unseren Bio- als auch mit konventionellen Betrieben.

Verbraucherinnen und Verbrau cher fragen zunehmend danach, wo und wie deren Lieblingsap fel angebaut wird und hoffen auf möglichst nachhaltige und umweltschonende Methoden. Wie nachhaltig sind Sie tatsäch lich unterwegs?

Alexander Krings: Wir beschäfti gen uns seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit. Nicht zuletzt durch die enge Zu sammenarbeit mit dem NABU in

Nachhaltiger Transport – die Reduzierung von Geschwindigkeit spielt dabei eine besondere Rolle.

Aus Ihrer Sicht haben beide An baumethoden ihre Daseinsbereichtigung und schließen sich nicht gegenseitig aus. Warum? Genau, das Gegenteil ist der Fall. Wir konnten viele wertvolle Aspekte vom Bioanbau in unsere anderen Betriebe übertragen, wie bspw. die manuelle Bearbeitung der Zeilen an den Gehöl zen, statt hier auf Unkrautspritzung zu gehen. Diese Bodenbearbeitung haben wir auf alles übertragen. Ma ger, unser Partnererzeuger und Mit

begründer der RheinBioFrucht, hat in den vergangenen Jahren extrem viel umgesetzt. So hat er mit einem spe ziellen NRW-Programm große Was serbecken erstellt, die mit Hilfe von großen Pumpen dem Frostschutz, der Bewässerung und dem gesamten Wassermanagement des Betriebes dienen. Das versickerte Wasser wir durch die Hanglage teilweise wieder in das Becken aufgenommen. Durch die richtige Sortenauswahl bei Neu pflanzungen werden auch massive Verbesserungen erwirkt. Ein Beispiel ist unsere neue Sorte Swing, die wir gemeinsam mit der Mylord‘-Gruppe erzeugen. Resistente Sorten brau chen weniger Pflanzenschutz, da sie, wie die Bezeichnung schon sagt, gegen unterschiedliche Schädlinge resistent sind. Dadurch wird man in Zukunft ein anderes Pflanzenschutz management haben. Zudem ist dies eine der ersten Biosorten, die sich ohne Smart Fresh bis zu einem Jahr lagern lässt und somit den Import von Bio-Überseeäpfel überflüssig machen können. Auch mit der ei genen Clubsorte Morgana haben wir uns der nachhaltigen Vorteile

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Daniel Schmidt Fotos: Krings

bedient, wie etwa der extrem lan gen Haltbarkeit, um somit auch hier einen regionalen und geschmacklich mit am besten bewerteten Apfel für das ganze Jahr zu haben. Grundsätz lich sind ein Jahr lang regionale und europäische Bioäpfel schon ein gro ßer Erfolg in der CO2 -Bilanz.

Sie haben einen Fuhrpark mit rund 40 Lkw bzw. Kühlsattelzü gen und setzen dabei auf neue und moderne Techniken. Was sind die Besonderheiten?

Leider sind wir noch nicht soweit wie im Pkw-Bereich, um auf alter native Antriebe setzen zu können.

Die Entscheidung einiger Spediteu re, auf LPG umzustellen, hat sich durch die derzeitige Situation leider als falsch erwiesen. Wir setzen auf nachhaltige Maßnahmen und Schu lungen. Unsere Flotte ist komplett km/h-technisch gedrosselt. Die Re duzierung weniger Geschwindigkeit

hat einen enormen Effekt auf den Verbrauch. Zudem setzen wir auf eine digitale Auftragsabwicklung.

Dies bedeutet, dass jeder Fahrer die Aufträge digital auf sein Tablett erhält und dann die automatische Routenführung startet. Diese ist bei uns darauf ausgelegt, sparsamer zu

Durch den Einsatz neuer Techniken in der Produkti on wurde der Stomverbrauch gesenkt.

fahren, Steigungen und große Um wege zu meiden. Ansonsten spielt natürlich auch die Auslastung eine große Rolle. Somit sind wir zum Spe diteur geworden, der seine Erzeug nisse möglichst nachhaltig transpor tiert. Und das mit der Vorgabe, eine Auslastung für den Gesamttrans port zu generieren. Derzeit fahren auf deutschen Autobahnen noch zu viele Transporter mit einer nicht aus reichenden Auslastung. Das ist nicht nachhaltig.

Sie verfügen über eine eige ne Sortier- und Lagertechnik – bspw. ist der 1.800 m 2 große Neubau mit moderner CA-Tech nik ausgestattet, das Kühlhaus mit 18 CA-Zellen. Wie nachhaltig laufen die Prozesse tatsächlich ab?

Wir haben vor zwei Jahren eine gro ße und bedeutende Investition ge tätigt und die gesamte Kühltechnik

FH
LOGISTIK deutschlandweit an den LEH mit 24/7 Erreichbarkeit LAGERUNG I n separaten CA-Zellen für bis zu 130 Überseecontainer oder 3.000 Paletten QUALITÄTSKONTROLLE per FruitCheck-App mit elektronischem Prüfbericht in fast allen Sprachen VERPACKEN von Kern -und Steinobst in allen handelsüblichen Formaten EIGENER OBSTANBAU von über 170 ha in Bio- und konventioneller Qualität Ihr Handelspartner für Obst & Gemüse Regional - National - International Unternehmensgruppe KRINGS Siemensstr. 1 | 53359 Rheinbach Tel.: +49 2226 9265-0 info@w-krings.de www.w-krings.de

auf Sole und Ammoniak umgestellt, also auf natürliche Gase. Allein die neue Technik hat schon eine Reduk tion beim Strom von ca. 30 % er wirkt. Betrachtet man die derzeitige Situation auf dem Energiemarkt, ist das leider noch nicht genug.

Trotz moderner Technik ist und bleibt Ihre Produktion mit u.a. 50 Kühlräumen sowie einer Pack-und Lagerstation sicherlich energieintensiv – inwiefern sind Sie von der derzeitigen Energie krise betroffen?

Genauso wie viele andere Betrie be sind auch wir massiv davon be troffen. Wir konnten zwar noch rechtzeitig einen neuen Vertrag abschließen, trotzdem rechnen wir mit einer Verdopplung der Kosten. Da der Abverkauf derzeit nicht so hoch ist wie gewünscht bzw. das Angebot es hergeben würde, rech nen wir mit einer deutlich längeren Lagerung von Kernobst und somit höheren Kosten. Das Problem für alle Vermarkter ist, dass die ge samte Lieferkette die Preise erhöht. Wir erhalten allerdings nicht mehr für unsere Produkte. Im Gegenteil, teilweise liegen wir preislich unter dem Vorjahresniveau. Wir haben Mehrkosten von bis zu 0,15 Cent pro kg, aber liegen derzeit bei ca. 2 % unter Vorjahresniveau. Diese Rechnung geht nicht auf und letzt lich zu Lasten der Erzeuger, die dann

Regionaler An bau in einem ge sunden Umfeld – in Zusammen arbeit mit dem NABU hat Krings schon mehrere Renaturierungsmaßnahmen verwirklicht.

massive Existenzprobleme haben werden. Dadurch ist die Regionali tät maximal gefährdet. Das ist dem Verbraucher, so mein Eindruck, noch nicht bewusst. Wir können mit un seren Kosten nicht mit den Preisen anderer Länder wie bspw. Italien konkurrieren.

Beim Thema Verpackung setzen

Sie auf mehrere und individuelle Lösungen, um Kundenwünsche optimal erfüllen zu können. Worauf kommt es Ihnen in diesem Bereich besonders an?

Mit einem anderen deutschen Ker nobstvermarkter waren wir die Ersten, die die plastikfreie Schale auf den Markt gebracht haben. Mitt lerweile sind die Flügelschalen ein fester Bestandteil unseres Sortimen tes, bspw. aber auch Baumwollnet ze oder Papiereinlagen. Jedoch muss

man an der Stelle auch mit einem gesunden Maß an Objektivität in die Bewertung gehen. Plastik ist nicht per se schlecht. Vor allem, wenn es um Haltbarkeit und Storelife geht, können Dehnfolie oder andere Ver packungslösungen helfen, dass sich Obst länger hält und der Verderb deutlich reduziert wird. Ein zu hoher Ausfall und somit die Vernichtung von O+G kann nicht die richtige Antwort sein. Jeder Kunde hat mitt lerweile eine zu stark zugeschnit tene Auslobung und Anforderung – gerade auch im Hinblick auf Re gionalität und Logos. Es ist unmög lich, Verpackungen gemeinsam und somit günstiger zu beschaffen oder bei Überhängen zu tauschen. Somit entsteht ein höherer Entsorgungs anteil bei der Implementierung neu er Layouts. Das Verbesserungspo tenzial in diesem Bereich ist groß.

DEUTSCHLAND

Pilotversion der „NatApp“ geht in den Praxistest

Nach einjähriger Entwicklungszeit und in enger Zusammenarbeit mit Landwirten in Bayern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen ist jetzt die Pilotversion der „NatApp“ in den erweiterten Praxistest gegangen. Mit dieser Anwendung können Landwirte Naturschutzmaßnahmen auf ihrem Smartphone einfach und praktikabel umsetzen. Dies umfasst die Information, Planung, Anlage und rechtssichere Dokumentation von Naturschutzmaßnahmen auf den Betriebsflächen. Entwickelt wurde die NatApp vom Deutschen Bauernverband (DBV) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), dem Thünen-Institut und der Hochschule Harz. Laut DBV bietet die „Infothek“ in Form eines Webportals Orientierung über die Naturschutzmaßnahmen der einzelnen Bundesländer. Landwirte könnten gezielt Maßnahmen auswählen und den Feldstücken des Betriebes zuordnen. Eine App für Smartphones unter Google Android und Apple iOS unterstütze dabei, die Dokumentation rechtssicher zu erstellen. Hilfreich bei den Aufgaben auf dem Feld und im Büro seien die Speicherung von Fotos vor und nach der Bewirtschaftung, die Aufzeichnung von Fahrwegen via GPS sowie weitere Erfassungen. AgE

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Neben markt gerechten Produkten und nachhaltigen Verpackungen steht bei der Friweika eG derzeit die ef fektive Nutzung von Energie im Fokus.

Stabil und innovativ

Friweika eG | Weidensdorf ► Die 1970 gegründete Friweika eG steht für Frische Weidensdorfer Kartoffelprodukte. Gestartet als reiner Lagerbetrieb und Vermarkter von Kartoffeln betreibt die in Weidensdorf (bei Glauchau in Sachsen) ansässige Genossenschaft seit 30 Jahren auch die Herstellung und Vermarktung von Kartoffelerzeugnissen. Das Fruchthandel Magazin fragte nach Neuigkeiten im Jahr 2022.

Dirk Hänisch, Accountmanager bei Friweika, er klärte: „Das Jahr gestaltet sich auch für uns anspruchsvoll. Aktuell stehen wir – wie unsere etwa 30 Erzeugerbetriebe – vor großen unternehme rischen Herausforderungen: anhaltende Dürre auf den Feldern, Kostensteigerungen auf allen Ebenen und Per sonalmangel in allen Bereichen. Doch die abgelaufene Speisekartoffelsaison war unterm Strich dennoch zufrie denstellend, und wir konnten bis zum Schluss mit sehr guten, heimischen Qualitäten überzeugen. So wird es weiter Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse in guter und bezahlbarer Qualität geben.“ 2022 bringt die Friweika eG nach bisherigen Schätzungen 65.000 t abgepackter Kartoffeln und Zwiebeln sowie 30.000 t veredelte Kar toffelprodukte auf den Markt.

Neue Produkte und umweltfreundliche Verpackung

Wie jedes Jahr kommen auch 2022 neue FriweikaProdukte in die Regale. „Als Neuerung stellen wir unter anderem Snackkartoffeln sowie verschiedene Kloßpro dukte vor,“ so Hänisch. „Einfach und schnell zubereitet bringen die Produkte abwechslungsreiche Beilagen auf den Tisch. Auch im Bereich Speisekartoffeln tut sich et was. So sind wir gerade dabei unsere ‚Erdäpfel – Qualität aus Sachen‘ einem Verpackungs-Relaunch zu unterzie hen. Doch in Sachen Verpackung wird bei Friweika nicht nur über die Optik nachgedacht. „Schwerpunkt ist bei uns derzeit, die Verbundmaterialein zu reduzieren und durch komplett recycelbare Monomaterialen zu erset

zen“, erläutert Marko Wunderlich, stellvertretender Vor standsvorsitzender der eingetragenen Genossenschaft sowie Vertriebsmananger. „Ein zweiter Weg ist die Re duzierung der Folienstärke bei gleichbleibender Stabilität der Verpackung. Diese Suche nach neuen Verpackungs möglichkeiten betrifft sowohl die Convenience-Erzeug nisse als auch die abgepackte Ware.“

Photovoltaik-Anlage deutlich erweitert

Neben marktgerechten Produkten und nachhaltigen Verpackungen steht bei der Friweika eG die effektive Nutzung von Energie im Fokus. „Sowohl die Lagerung der Rohware bei konstant 4 °C als auch die Verarbei tung der Kartoffeln zu Convenience-Produkten sind sehr energieintensiv“, so Wunderlich. „Deshalb erweitern wir in diesem Jahr unsere Photovoltaikanlage deutlich.“

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Fotos:
Friweika
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Nachhaltige Produktion und Produkte aus dem Hause BEHR

BEHR AG ► Nachhaltig bedeutet langfristig. Es taugt nichts zur emotionalen Aufwallung, zum effektheischenden Jahrmarktsgeschrei. Leider zielt die Diskussion häufig genau auf diese Punkte. Nachhaltigkeit ist eine Investition in die Zukunft, weil sie Zukunft ermöglicht und gestaltet.

Rudolf Behr, BEHR AG

Wir unterscheiden dabei mehrere Punkte in unseren Betrieben:

1. Geringer Ressourcenverbrauch für den Anbau und die Ernte von Nahrungsmitteln in kg/ Stück.

2. Förderung der besseren Versor gung mit Humus in den Böden und damit der Biodiversität im Boden. Lockere, luftige Boden strukturen durch Vermeidung von Verdichtungen.

mit nachhaltige Produkte eine breite Käuferschicht finden und damit attraktiv für den Konsu menten sind.

Zu Punkt 1: Geringer Ressourcen verbrauch

Menschenarten davor durch Selek tion auf diese Ernährung festgelegt. Wir müssen durch unsere Art des Ackerbaus diese Ressourcen lang fristig sichern und ausbauen. Unsere 12 m-Maschinentechnik hilft dabei.

Ein großzügiges Angebot an unberührter Natur rund die Felder der BEHR AG fördert den Artenschutz.

3. Förderung der Biodiversität ober halb der Bodenfläche durch Aus säen und Anpflanzen von feh lenden Pflanzenarten, um den Insekten und dem Käfer Lebens raum zu geben.

4. Vermeidung von unnötiger Ver packung, aber auch von Verderb durch Weglassen von notwendi ger Schutzverpackung.

5. Kostengünstige Produktion, da

Durch unsere 12 m-Anbautechnik bekommen wir durch die fehlenden Fahrspuren mehr Pflanzen pro ha auf das Feld. Durch diese Maßnah men werden 25 % der Pflanzen schutzmenge, der Düngemenge, des Wassers und des Bodenver brauchs pro verzehrbare Masse Ge müse in kg minimiert. Die Feldernte und Verpackung auf dem Feld lässt die nicht verzehrbaren Pflanzenteile auf dem Feld und damit organische Masse dort, wo sie aufgewachsen ist. Zersetzung der Reststoffe durch Bakterien bringen Nährstoffe zurück an den Ort, wo sie durch die Pflanze entnommen wurden.

Zu Punkt 2: Humusaufbau und Bo denleben, Vermeidung von Verdich tungen Das Bodenleben kann in der ge wünschten Art und Menge nur dann aufgebaut werden, wenn aus reichend organische Masse vorhan den ist und der Boden nur geringe Verdichtungen aufweist. 1 Gramm Boden kann bis zu 1 Milliarde Bak terien in 4.000 verschiedenen Arten beherbergen. Was die im Gemü seprodukt bewirken, wissen wir in der Forschung noch nicht. Sie sind in jedem Fall überlebensnotwendig für den Menschen. Deshalb ist die Bodenkultur die natürliche Grund lage der menschlichen Ernährung mit Pflanzen. Die Evolution hat uns als Homo Sapiens und wohl schon

Zu Punkt 3: Biodiversität oberhalb des Bodens Wir müssen das an Pflanzen erset zen, was wir durch die Notwendig keit einer hohen Nahrungsmittel produktion pro landwirtschaftliche Fläche in der Kultur nicht dulden können. Das sind einjährige Pflanzen (Unkraut oder Beikraut genannt), die den Insekten und Käfern durch unser Wirken fehlen. Wir brauchen die intensive Kulturführung, um 7,7 Milliarden Menschen heute und zehn Milliarden Menschen morgen durch die begrenzten Ackerflächen zu ernähren. Wir brauchen aber auch den intensiven Anbau von fehlenden Pflanzenarten und deren Vernetzung in der Fläche und mit der Agrarlandschaft, um Käfer und Insekten in ihrem Lebensraum und Wandermöglichkeiten optimal zu vernetzen. Das erfordert Erforschen und Erkennen von notwendigen Strukturen. Unsere Nachhaltigkeits managerin Alexandra Schulz wid met sich unter anderem diesem The ma. Dabei ist jetzt schon klar, dass die fehlenden Arten geflügelter und pflanzenbestäubender Arten bis zu sechs Mal mehr im Blühstreifen ge fördert werden im Gegensatz zum Gras am Feldrand. Die von der EU geforderte langfristige Flächenstill legung endet nach wenigen Jahren in einer Graslandschaft. Damit wird der Weltbevölkerung Fläche zur Er nährung gesperrt und gleichzeitig

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Fotos: Alexandra Schulz/ Behr AG

der Aufbau von Biodiversität verhin dert. Unsere Technik erlaubt heute einen kostengünstigen Aufbau bio diversitätsfördernder Feldstruktu ren bei gleichzeitig hoher Effizienz sowohl im Bioanbau als auch in der konventionellen Bewirtschaftung.

Zu Punkt 4: Vermeidung von Verpa ckung und Lebensmittelverderb Häufig wird unnötig Verpackung verbraucht. Seltsamerweise wird das im Frischebereich bei Obst und Gemüse besonders hervorgehoben. Dabei sind unnötige Verpackungen in allen anderen Bereichen an der Tagesordnung und man kann auch mit viel Wohlwollen nicht erkennen, warum zum Beispiel eine Blechtube Zahnpasta noch einen Umkarton braucht. Bei Obst und Gemüse kann sicherlich auch Einiges unverpackt sein. Man stößt aber sehr schnell an seine Grenzen, da die Haltbarkeit und Frische der Produkte leiden und es zur Nahrungsmittelvernichtung führt. Deshalb ist Verpackungsver meidung immer ein Ziel, wenn es nicht zu Produktverlusten führt. Die

In einer eigens für den Tierschutz errich teten Holzwerkstatt werden Vogelhäuser, Insektenhotels, Fledermaus- und Falken kästen sowie Bienenbehausungen gebaut.

Balance ist auch eine Aufgabe, Nachhaltigkeit zu leben.

Zu Punkt 5: Nachhaltigkeit kostengünstig Wer Nachhaltigkeit fördern will, muss auch dafür Sorge tragen, dass diese Produkte in Mengen gekauft werden und nicht so nachhaltige Produkte gemieden werden. Das erfordert neben dem Appell an die Einsicht und Mo ral des Konsumenten auch sein Budget im Auge zu be halten. Nachhaltigkeit muss auch für breite Konsumen tenschichten finanziell attraktiv bleiben, sonst ist es eine lobenswerte Übung, ohne Effekte.

Es braucht auch eine gewisse Leidenschaft

Zu allen Aktivitäten braucht man Führung und Mitar beiter im Betrieb, die Spaß an dem Thema haben und es leidenschaftlich ausüben. Das machen wir in unseren Betrieben und auch in Spanien, wo es besondere Effekte hat, da im spanischen Anbau das Thema Biodiversität nicht so verankert ist. Es lohnt sich für Interessierte, dies in unseren Betrieben anzusehen oder aber in den Me dien zu verfolgen. Dazu gehört eine Holzverarbeitung, die Insektenhotels, Bienenbehausungen, Vogelhäuser jeglicher Art, Steinhaufen, Totholzanlagen, Fledermaus kästen und vieles Mehr anlegen und bauen. Es braucht auch eine gewisse Leidenschaft. Das ist zum Glück bei unseren Mitarbeitern vorhanden. Wir unterscheiden da bei nicht, ob die Maßnahmen im Bioanbau oder kon

ventionellen Anbau durchgeführt werden. In beiden Anbauformen sind Nachhaltigkeitsmaßnahmen erforderlich und zeigen gute Ergeb nisse. Wir berichten gerne über die Details der Arbeit. Das Denken eines Bauern ist von Natur aus nachhaltig, weil er in Generationen denkt.

Die Pflanze Phacelia gehört zu den sogenannten „Bienenfreunden“.

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Nachhaltigkeit –in Generationen denken. Wir leben es! Sehen Sie selbst – Film ab. BEHR AG | Ohlendorfer Str. 83 | 21220 Seevetal Tel.: 04185-79 33 20 | Fax: 04185-79 33 29 | www.behr-ag.com

Die Langzeitlagerung von Obst und Gemüse und deren Aufbereitung wird sehr teuer

FreshField ► Insgesamt 90 % ihres sehr hohen Energiebedarfs deckt die FreshField Gemüsehandel GmbH & Co. KG aus den regenerativen Energiequellen Wind und Sonne. Zudem wurden Lkw und Schlepper mit Gas-Antrieb angeschafft, um den CO2-Ausstoß noch weiter zu verringern. „Die Energiekrise stellt alle Marktteilnehmer vor ganz neue Herausforderungen und stimmt nachdenklich“, so Vertriebschef Matthias Bartels.

Die komplette Lieferkette, von der Produktion bis zum Le bensmitteleinzelhandel, ver suche seit Jahren alle Hebel in Be wegung zu setzen, um Klima und Umwelt zu schonen. Auch Kleinsterfolge würden medienwirksam aufbereitet, mit dem marketingstrategischen Ziel, dass der Endver braucher seinen gewinnbringenden Konsum mit aktivem Umweltschutz verbindet. CO2-Footprint, Regiona lität, Plastikverzicht, grüner Strom, ökologischer Anbau, emissionsre duzierte Antriebstechnik seien nur einige der Anstrengungen, die sich unter der Überschrift Nachhaltigkeit versammelt haben.

Bemühungen könnten an Tempo verlieren

Wahrscheinlich werden, so der Ver triebschef, die Bemühungen nach haltig zu wirtschaften, in näherer

Zukunft an Tempo verlieren, weil es Existenzängsten weicht. Seit der Energiekrise scheine vieles an Be deutung zu verlieren, was Nachhal tigkeit ausgemacht habe. „Wie auch, wenn grüne Minister sich um fossile Brennstoffe bemü hen müssen und mehr CO2 durch die Ostsee blubbert, als Deutsch land die nächsten Jahrzehnte hätte einsparen können“, so Bartels. „Die Menschen haben aktuell andere Sorgen, als besonders nachhaltig zu agieren. Es war schon immer

ein Unterschied zwischen dem, was gewünscht, und dem, was gekauft wurde. Aktuell geht es jedenfalls weniger um Klimaziele, sondern um knallhartes sparen in den privaten Haushalten! Wir von FreshField sind überzeugt, den richtigen Weg in Be zug auf Nachhaltigkeit eingeschla gen zu haben, verstehen aber sehr gut, dass das aktuell kein großer Verkaufsjoker ist!“

Langzeitlagerung spielt entscheidende Rolle

In der Vollkostenkalkulation für Kohl und Möhren aus dem Kühlhaus ist der Energieaufwand der ausschlaggebende Kostenanteil.

In Dithmarschen, wo FreshField ansässig ist, spielt die Langzeitla gerung eine entscheidende Rolle. Kohl, Möhren und Kartoffeln aus dieser Region werden für viele Kun den erst ab Februar interessant, wenn die letzten Feldbestände in den restlichen deutschen Anbauge

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Weißkohlernte in Dithmarschen Fotos: FreshField

Die FreshField Gemüsehandel GmbH & Co. KG deckt 90 % ihres sehr hohen Ener giebedarfs aus den regenerativen Energiequel len Wind und Sonne.

bieten geräumt sind. Auch der Ex port findet zumeist erst ab März sei nen größten Absatz und zieht sich oft bis Juli hin. Dann dem Kühlhaus wohl gemerkt.

Viele Erzeuger zahlen ab dem 1. Ja nuar 2023 das Vielfache für ihren Strom, den sie für den Betrieb dieser Kühlhäuser brauchen.

In der Vollkostenkalkulation für Kohl und Möhren aus dem Kühlhaus ist der Energieaufwand der ausschlag gebende Kostenanteil. „Nicht die Ware selbst ist entscheidend für die Kosten, sondern wann liefern wir und wohin fährt die Ware“, hält Bartels fest. Ähnlich, wie bei knap per Ware, werde der freie Markt den Preis finden, nur dass diesmal die Produzenten ernsthaft überlegen, so viel Ware wie möglich schon vom Feld zu verkaufen.

Es sei davon auszugehen, dass nicht alle Gemüseläger voll werden. Nicht nur, weil die anhaltende Trockenheit für geringere Erträge gesorgt habe,

sondern weil viele den berühmten Spatz in der Hand bevorzugen wür den.

Existenzgefährdende Verluste

Besonders dramatisch beurteilt Bartels die Situation im Industrie geschäft. „Wir haben im Februar Vertragskunden verloren, nur weil wir die Diesel- und Düngemittel kosten einpreisen wollten. Zu dem Zeitpunkt war ein vielfach höherer Strompreis noch gar nicht abzuse hen. Heute sind wir froh darüber, dass einige Kunden abgesprungen sind. Es wird diesen Winter an ver schiedenen Stellen der Lieferkette knallen. Erzeuger, die zu Konditio nen des Vorjahres Ware abgeschlos sen haben, und keine alternativen Einnahmequellen aufweisen kön nen, werden mit existenzgefährden den Verlusten umgehen müssen“, glaubt Bartels.

Den Kopf nicht in den Kleiboden stecken

Auch Wasch- und Aufbereitungsbe triebe stünden vor der Frage, ob sie das Geld vom Lebensmitteleinzel handel wieder bekommen werden, welches ihnen der Stromversorger abverlangen wird. Selbst wenn der Lebensmitteleinzelhandel, der eben falls die eigenen hohen Energiekos ten kalkulieren müsse, Verständnis für die Produzenten aufbringen würde, entscheide am Ende noch der Endverbraucher. „Es gibt für alle Lebensmittel einen Schwellenpreis, bis wann er letzt endlich noch dreht“, unterstreicht Bartels. „Der steht allerdings auch in Relation mit allen anderen Kosten, die ein Konsument stemmen muss. Wir werden den Kopf nicht in den Kleiboden stecken, aber lustig wird es diesen Winter nicht werden!“

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 FreshField Handelsgesellschaft mbH & Co KG. / 25709 Helse - Dithmarschen / www.freshfield.sh

Best-Practice-Beispiele aus dem Alten Land

Elbe-Obst ► Rund 300 Obstbauer sind Mitglied bei Elbe-Obst im Alten Land. Der nährstoffreiche Boden, auf dem die Plantagen stehen, hat sich durch Sedimentablagerung bei Ebbe und Flut gebildet und wurde vor Jahrhunderten urbar gemacht. Diese in Deutschland einzigartigen Standortbedingungen sichern seit Generationen nachhaltig die Einkommen und die Investitionskraft der Familienbetriebe.

Elbe-Obst beschreibt im Fol genden aus der Vielzahl von Themen, die bei einer nach haltigen Wirtschaftsweise im Al ten Land eine Rolle spielen, vier Best-Practice-Beispiele aus dem Be reich Biodiversität und Artenschutz.

• Schonende Gewässerunterhaltung

Das Entwässerungssystem, ohne dass das Alte Land kaum bewohn bar wäre, wird auch während der Frostschutzberegnung genutzt. Da mit die Gewässer nicht verlanden, wird geräumt und die Böschung ge mäht. Dabei wird heute schonend vorgegangen. Es wird häufig wech selseitig im mehrjährigen Rhythmus nur eine Uferseite geräumt, damit die Pflanzen- und Tierwelt auf den angrenzenden Flächen geschont wird und das Wiederbesiedlungspo tenzial erhalten bleibt.

• Libellen in den Obstplantagen

Seit einigen Jahren läuft im Alten Land eine Bestandsaufnahme für Artenvielfalt. Bisher wurden 33 Li bellenarten gezählt, darunter auch viele Rote Liste-Arten. Libellen ste hen unter Naturschutz. Sie helfen, den Zustand von Gewässern und Feuchtgebieten zu beurteilen. Da Libellen im Alten Land so stark ver breitet sind, sagt das bereits viel über das Obstanbaugebiet „Altes Land“ und die Gewässerqualität aus. Libellen leben und ernähren sich zunächst wenige Monate bis zu drei Jahren als Larve in den angren zenden Wassergräben und Teichen rund um die Obstplantagen. Nach dem Schlüpfen patrouillieren sie entlang der Obstbaumreihen und nutzen die Bäume als Ansitzwarte.

• Beregnungsteiche als wertvoller Gewässerlebensraum

Als Stauraum für das Wasser wur den in den vergangenen Jahrzehn ten Beregnungsteiche angelegt, die das gesamte Jahr gefüllt sind. Die Beregnungsteiche haben sich zu wertvollen Gewässerlebensräumen entwickelt. Während der Frost schutzberegnung, wenn aus den Teichen erhebliche Wassermengen herausgepumpt werden, verbleibt ein Mindestwasserstand. Somit ist der Lebensraum für die im Teich wasser vorkommenden Tiere und Pflanzen gewährleistet. Einige Tei che sind auch mit Uferbermen ver sehen. Dabei handelt es sich um eine Flachwasserzone, welche auf grund ihrer muldenförmigen Gestalt auch bei sinkendem Wasserspiegel im Teich stets mit Wasser benetzt bleibt. Viele Beregnungsteiche die nen auch als Refugialgewässer, d.h. als Lebensräume, in denen sich Tierund Pflanzenarten zurückziehen können.

• Fledermäuse auf den Hofstellen Rund 20 Fledermausarten sind im norddeutschen Raum heimisch, neun davon wurden bereits in den Obstplantagen im Alten Land nach gewiesen. Sie sind streng geschützt, denn sie gehören zu den besonders gefährdeten Tieren. Vor allem die älteren Gebäude mit Rissen in den Wänden oder undichten Dächern bieten ihnen den notwendigen Platz und Schutz vor ihren Feinden. Hier kommt die familiäre Struktur des Anbaugebietes mit den vielen ak tiven und ehemaligen Hofstellen und Scheunen zum Tragen, die für Fledermäuse wie auch für andere Flugtiere zahlreich vorhandenen Un terschlupf bieten. Viele Obstbauern stellen zusätzlich Fledermauskästen oder Fledermauswochenstuben auf. Fledermäuse finden im Obstanbau gebiet zahlreiche Insekten zum Er beuten.

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Beregnungsteich mit Bewuchs entlang des Ufers während der Frostschutz beregnung
Foto: Elbe-Obst

Agri-Photovoltaik – bessere Chancen für kleinere Anlagen

ERNEUERBARE ENERGIEN Der Deutsche Bauernverband (DBV), das Fraun hofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und die Hochschule für öffent liche Verwaltung Kehl begrüßen vor dem Hintergrund der 2023 in Kraft tretenden EEG-Novelle in einem gemeinsamen Positionspapier die stärkere Förderung der Agri-Photovoltaik – kurz Agri-PV – im Erneuerbare-Energi en-Gesetz (EEG). Durch die Gesetzesnovelle ist es zukünftig möglich, im Rahmen der Regelausschreibungen des EEG eine Einspeisevergütung für Strom aus PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erhalten. Um der noch jungen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen, sei weiterhin eine zielgerichtetere Förderung hoch aufgeständerter Agri-PV und Vereinfa chungen der Genehmigungsverfahren für den Bau von Agri-PV-Anlagen nö tig. Würden die in Deutschland bis 2030 geplanten Freiflächenanlagen von 80.000 ha zur Hälfte als hoch aufgeständerte Agri-PV errichtet, könnten da mit im Durchschnitt ca. 30.000 Terawattstunden Strom jährlich erzeugt wer den. „Agri-PV kann zukünftig sicherlich ein wichtiger Baustein für die Ener giewende werden. Viele Landwirtinnen und Landwirte sehen in Agri-PV eine gute Möglichkeit, erneuerbare Energien mit Landwirtschaft zu vereinen“, sagt Udo Hemmerling, stellv. Generalsekretär des DBV. „Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die auch kleinere Agri-PV-Anlagen wirt schaftlich attraktiv machen und den Landwirtschaftsbetrieben ermöglichen, sie selbst zu betreiben.“ Der DBV, das Fraunhofer ISE und die Hochschule Kehl empfehlen daher, dass auch hoch aufgeständerte Agri-PV-Anlagen, die nach dem EEG nicht ausschreibungspflichtig sind, eine Technologieprämie erhalten können. Vor der Ausschreibungspflicht befreit sind grundsätzlich Anlagen mit weniger als ein Megawatt Nennleistung, im Falle von Bürgerenergiegesellschaften liegt die Grenze sogar bei 6 Megawatt Nennleistung. Insbesondere kleine Anlagen ermöglichen, dass Landwirtschaftsbetriebe selbst Eigentümer und Betreiber der Anlagen sein können. Die notwendigen Investitionen können von ihnen leichter gestemmt werden.

Biodiversität

Unsere Obstbauern leben und arbeiten im Rhythmus der Natur. Die Biodiversität zu erhalten und weiter zu fördern, ist Alltag in ihrem Leben. Dafür arbeiten sie hart und viel in den Obstplantagen.

Libellen leben in den angrenzenden Wassergräben und Beregnungsteichen rund um die Plantagen im Alten Land. Die hier typischen linearen Strukturen wurden für die Be- und Entwässerung vor vielen Jahrhunderten angelegt.

Libellen gelten als besondere Bioindikatore n. Denn sie reagieren besonders sensibel auf Umweltveränderungen und auch auf klimatische Bedingungen.

Das macht sie besonders für unser Obstbaugebiet Altes Land.

„Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die auch kleinere Agri-PV-Anla gen wirtschaftlich attraktiv machen und den Landwirtschaftsbetrieben ermögli chen, sie selbst zu betreiben“, erklärte Udo Hemmerling, stellv. Generalsekretär des DBV.

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www.elbe-obst.de/biodiversitaet
Fotos: jeson/AdobeStock

Dr. Peter Katz ist Inhaber und Geschäftsführer der Firma Katz Biotech AG.

Der Natur abgeschaut: Nützlinge statt Chemie

Biologischer Pflanzenschutz ► Schädlingsbekämpfung heißt längst nicht mehr, dass sofort zu Insektiziden gegriffen wird. Es geht oft auch auf natürlichem Wege: Heerscharen von Insekten und Milben – allesamt Nützlinge – werden ausgesandt, um Blattläuse, Spinnmilben etc. auszurotten oder wenigstens in Schach zu halten. Unternehmen wie die Katz Biotech AG in Baruth, die vor Kurzem ihr 30-jähriges Bestehen feierte, stellen diese Kämpfer für den biologischen Pflanzenschutz bereit.

Die großen hellgrünen Blätter der Tabakpflanzen hängen schlaff herab. Zur Freude der Mitarbeiter. Heißt das doch, dass die Schädlinge in gehöriger Anzahl am Werk sind und die demnächst ein treffenden Nützlinge – bevor es ans große Vermehren geht – einen reich gedeckten Tisch vorfinden.

Nachhaltigkeit am Anfang der Wertschöpfungskette

Darüber, wie der Mensch im Lau fe der Jahrtausende Schädlinge mit Nützlingen bekämpfte, kann Dr. Peter Katz, Inhaber und Geschäfts führer der Firma Katz Biotech AG, viel erzählen. Heutzutage ist es fast überall, aber vor allem in Gewächs häusern üblich, biologische Wege zu gehen und Schädlinge ihrem ärgsten Feind auszusetzen. Als die entscheidenden Vorteile, die übri gens nicht nur im Bioanbau genutzt werden, nennt Katz die Vermeidung von Rückständen, von Anwenderge fährdung, von Resistenzen und von Grundwasserverunreinigung; nur äu ßerst selten treten Pflanzenschäden auf und die Ausbringung ist in der Regel einfach. „Dabei verwundert mich“, so Katz, „dass die Erzeuger und der Handel den bereits oft statt findenden Einsatz von Nützlingen – und damit die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln – kaum kom munizieren. Der ist ja schließlich ein Beleg für nachhaltiges Handeln am Anfang der Wertschöpfungskette.“

Gleichzeitig verschweigt der Exper te nicht, dass die Methode auch Probleme birgt und damit Gren zen hat: „Insgesamt ist dieser Weg schwieriger, denn die Erfassung ei nes Schädlingsbefalls kann nur früh erfolgen. Der Schädling muss, damit der Gärtner den passenden Nützling findet, präzise bestimmt werden, und es muss die ausreichende Men ge an Nützlingen bereitstehen.“ Schon vor 30 Jahren begann ein kleines Team um den Agrarwissen schaftler Peter Katz, der zu Insekten promoviert hatte, in einem Keller in Baden-Württemberg diese zu züch ten. 2003 fielen seine Bestrebungen in Baruth auf fruchtbaren Boden,

denn die großen gartenbaulichen Genossenschaften Brandenburgs waren diesbezüglich schon in den 1980ern unterwegs, aber durch die Wirren der 1990er ausgebremst worden. Katz‘ Firma betreibt zu gleich in Berlin ein Forschungslabor, „in dem es u.a. um Ersatznahrung geht, die den heranwachsenden Nützlingen zwar schmeckt, sie aber nicht zu ‚Weicheiern‘ werden lässt, die sich später für die echten Schäd linge nicht mehr interessieren.“ Was also passiert in den gläsernen Gewächshäusern am Rande des Ge werbegebietes von Baruth? Zuerst einmal säen die Nützlingsproduzen ten Tabakpflanzen aus. Die dürfen

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Bohnenpflanzen werden herangezogen und mit Läusen infiziert. Fertig ist die Zuchtbox für Marienkäfer. Fotos: Heinz

Zur biologischen Bekämpfung werden auch sogenannte Räuber eingesetzt. Der Marienkäfer gehört dazu.

nicht mit Pflanzenschutzmitteln be handelt sein und schon gar nicht –wie normalerweise angestrebt – re sistent gegen Schaderreger.

Zuerst einmal: Schädlinge züchten

Wenn die herangewachsen sind, werden rund zwei Dutzend mit ei nem Netz umhüllt und per Fön mit Schädlingen infiziert, bspw. mit Weißen Fliegen. Für die Pflanze be ginnt damit ihr „Leidensweg“. Die winzigen Fliegen jedoch glauben sich im Paradies und legen an die Unterseite der Blätter zahllose Eier, aus denen die Larven schlüpfen. Bis ihre Gegenspieler, die Schlupfwespen, ins Spiel kommen. Auch die sind nur einen halben Millimeter groß, beginnen aber Larven und Ei er der Weißen Fliege zu parasitieren.

Diese Schlupfwespen legen ihre Eier in die Fliegenlarven, die dadurch ab sterben, sich schwarz färben – aber eine künftige Wespe in sich bergen. Nun gilt es, behutsam diese von der toten Fliegenlarve umhüllten Eier des Nützlings-Wespe vom Blatt zu entfernen und sozusagen zu ernten.

Zur biologischen Bekämpfung wer den auch sogenannte Räuber einge setzt, der Marienkäfer gehört dazu.

Auch hier muss zunächst Futter, in diesem Fall Blattläuse, bereitgestellt werden. Dazu werden Bohnenpflan zen herangezogen und mit Läusen infiziert. Erst wenn sie sich dort in großen Massen vermehrt haben, ist das Stadium erreicht, an dem Ma rienkäfer zugegeben werden, um später deren Eier ernten zu können.

Im Lagerraum von Katz Biotech stehen dann, in Regalen und Kühl schränken, in Dosen und Schachteln

So sehen die Puppen der Schwebefliege aus.

die meist noch im Ei schlafenden Nützlinge, rund 17 Arten Insekten und Milben.

Nützlinge als Eier am Start

Wie ein mit Mohnkörnern gefüllter Joghurtbecher sehen zum Beispiel die 600.000 Eier der Schlupfwespe aus. Um die für den gartenbauli chen Betrieb handhabbar zu ma chen, werden sie in einem speziell konstruierten Verpackungsroboter zu jeweils 60 Stück auf einen Leim punkt geklebt. Andere kommen in Tütchen oder Dosen. Dann heißt es, auf Kalender und Thermometer zu schauen, denn ehe die Winzlin ge nach ein paar Tagen schlüpfen können, müssen sie in ihrem neuen Zuhause angekommen sein, wo der Tisch schon mit Schädlingen ge deckt ist.

Es herrschen paradiesische Zustände für die Weißen Fliegen, bis ihre Gegenspieler, die Schlupfwespen, ins Spiel kommen.

Wie ein mit Mohnkörnern gefüllter Joghurtbecher sehen 600.000 Eier der Schlupfwespe aus.

FH FRUCHTHANDEL | 6342 I 2022

Umdenken beim Anbauen: rückstandsfrei & made in Italy

Produktion ► Immer mehr italienische Unternehmen stellen auf eine rückstandsfreie Erzeugung ihres O+GSortiments um. So auch die aus der Emilia-Romagna stammende Firma Flli Romagnoli, die rückstandsfreie Kartoffeln und Zwiebeln produziert, sowie die zur Orsero-Gruppe gehörende Fruttital aus dem ligurischen Albenga, die O+G importieren und vertreiben.

Emanuela Stifano, Ncx Drahorad

Für Roberto Chiesa, dem kauf männischen Leiter von F.lli Ro magnoli, könnten rückstands freie Produkte ein „interessanter kommerzieller Hebel” in einer für die Lieferkette schwierigen Zeit sein. „Die Landwirtschaftsbetriebe sind zwar widerstandsfähig, stehen aber vor einigen Herausforderungen aufgrund steigender Produktions kosten und der Lieferkette, die den Wert der Produktion nicht immer anerkennt“, erklärt er. Positiven Einfluss auf die Wettbewerbsfähig keit der Branche könnten Elemente wie Innovation, Mehrwert oder hö here Bezahlung haben, und auch Rückstandsfreiheit der Erzeugnisse ist für Chiesa in dieser Liste einzu ordnen. „Wir haben an rückstands freie Produkte geglaubt und in vestiert“, berichtet Paolo Piccinni, Filial-Verkaufsleiter bei Fruttital in Orsero. „Dabei haben wir mit An anas begonnen, dann das Tomatenund Gurkensortiment entwickelt. Aufgrund der positiven Resonanz der Verbraucher bieten wir in die sem Jahr auch Radicchio, Zuckerhut, Spargel und Kaktusfeigen an, wäh rend Trauben und Aprikosen in der Prüfung sind. Unser Ziel ist es, dem Verbraucher ein immer breiteres Sortiment anbieten zu können”, so Piccinni. In einem Punkt sind sich die beiden Manager einig: Um sich dem Thema „Rückstandsfreiheit” anzu nähern, muss man bei den Sorten ansetzen und solche auswählen, die widerstandsfähig gegenüber Pflan zenkrankheiten sind. Nur auf diese Weise könnten die Behandlungen drastisch reduziert werden. „Für die Aufnahme von rückstandsfreien

Nickel- und rückstandsfrei – aber trotz dem nicht Bio. Verstärkte Kundenkommu nikation kann Missverständnis sen vorbeugen, ist Carmelo Sigliuzzo über zeugt.

Produkten in der Abteilung spre chen einige Aspekte: die Erzeugnis se haben einen Neuheits- und ho hen Unterscheidungswert und eine gute Gewinnspanne”, fügt Chiesa hinzu. „Wir arbeiten seit Jahren an dieser Norm und können heute sa gen, dass wir bereits eine ‚Version 2.0’ erreicht haben – das bedeutet, dass wir chemische Produkte verbo ten haben.”

Einheitliche Standards und Zertifizierungen

Was dem Konzept des rückstands freien Anbaus fehlt, ist ein gemein samer Standard – und eine Zertifi zierung, welche die Einhaltung des Standards bestätigt. „In Italien und in Europa gibt es keinen expliziten Standard, und daher hat jede Zerti fizierungsstelle ihre eigenen Richt linien aufgestellt. Da man sich aber der Notwendigkeit gemeinsamer Standards bewusst ist, wird gemein sam ein Dokument erstellt”, erklärt Carmelo Sigliuzzo. Er ist Leiter des Produktzertifizierungsprogramms bei Check Fruit, einem Unterneh

men aus Bologna, das sich mit Zer tifizierungen und Weiterbildungen beschäftigt. „Deshalb ist es wichtig, dass rückstandsfreie Produkte von einer dritten Partei zertifiziert wer den”, fügt Sigliuzzo hinzu. Und er läutert, dass ein Unternehmen, das die Rückstandsfrei-Zertifizierung er halten möchte, nicht nur durch Ana lysen nachweisen muss, dass es die vorgegebenen Parameter (0,01 mg/ kg) einhält, sondern auch, dass es die Produktionsmethode der integrierten Landwirtschaft anwendet und über ein internes Kontrollsystem verfügt. Es sei zudem nötig, Missverständnis sen auf Verbraucherseite vorzubeu gen. Dieser könnte glauben, dass es sich um Produkte handelt, bei deren Erzeugung keine Chemikalien ver wendet wurden. Sigliuzzo empfiehlt unter anderem, hier durch verstärkte Kommunikation am PoS entgegenzu wirken, z.B. durch besondere Regale oder Verkaufsinseln. Auch solle der Unterschied zu Bio-Produkten klar betont werden: „Das sind zwei völlig verschiedene Dinge, die nicht einfach zusammengefasst werden können“, so Sigliuzzo abschließend.

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Foto: Orsero

„Nachhaltigkeit liegt in unserer Natur“

VIP ► Landwirtschaft gelingt nur im Einklang mit der Natur und den Menschen. Das wissen die Vinschger Bauern und VIP, der Verband der Vinschger Produzenten für Obst und Gemüse, bereits seit Generationen. Ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit stehen bei allen Maßnahmen an erster Stelle.

Nachhaltig denken und handeln, für VIP prägt dieser Grundsatz die tägliche Arbeit. Nicht, weil Klimaschutz, schonender Ressourcenverbrauch oder Biodiversität aktuell vermehrt eingefordert werden. Sondern weil nur der nachhaltige Obstanbau für die Vinschger Obstbauern und VIP zukunftsfähig sind, und das nicht erst seit gestern. Seine Leitprinzipien hat der Verband der Vinschger Produzenten für Obst und Ge müse klar formuliert: Angestrebt werden wirtschaftliche Nachhaltigkeit für die Landwirte, ökologische Nachhal tigkeit für das Anbaugebiet und soziale Nachhaltigkeit für die Bevölkerung. Diese Ziele hat VIP bei seinen stra tegischen Entscheidungen und konkreten Maßnahmen immer im Blick.

Als Vorreiter setzt VIP innovative Akzente

Das Streben nach Nachhaltigkeit ist ein kontinuierlicher Prozess, der immer wieder neue Anforderungen an die Obstbranche stellt. Ob Bienenschutz, Förderung der Biodiversität, herbizidfreier Anbau oder schonender Um gang mit Energie und Wasser: In mehreren Leuchtturm projekten setzte VIP gemeinsam mit den Produzenten bereits innovative Meilensteine. Gemeinsam will man Entwicklungen vorantreiben und Vorbild für einen nach haltigen Obstanbau sein. Nicht nur auf dem Papier, son dern ganz konkret mit der Umsetzung von zahlreichen größeren und kleineren Initiativen.

Projekte zum Schutz der Bienen

Besonderes Augenmerk legt VIP seit Jahren auf den Bie nenschutz. In enger Zusammenarbeit mit den Bauern und Imkern des Tales wurden mehrere Aktionen initi iert, im Bereich Bienenwanderung bis hin zur Bienen

Foto: VIP

In enger Zu sammenarbeit mit Bauern und Imkern wurden mehrere Akti onen initiiert – von Bienen wanderung über Bienenkö niginnen-Zucht bis hin zu einer Bienenweide.

königinnen-Zucht und Errichtung einer Bienenweide am Latscher Sonnenberg. Der ehrliche Austausch zwischen Landwirtschaft und Imkerei stellt dabei eine Notwendig keit dar. VIP gründete daher eine eigene Arbeitsgruppe bestehend aus Imkern, Obstbauern und Vertretern von VIP mit dem Ziel, ein bestmögliches Miteinander von Imkern und Obstbauern zu gewährleisten. Es werden konkret landwirtschaftliche Praktiken besprochen, die potenzielle Reibungspunkte zwischen dem Obstanbau und der Imkerei darstellen sowie praktische Lösungen ausgearbeitet. So wurde z.B. ein Video erstellt, das die Apfelproduzenten gezielt darüber informiert, wie sie die Bienen in den Obstanlagen schützen können.

sustainapple, die Nachhaltigkeitsstrategie der Südtiroler Apfelwirtschaft

Die Förderung der Biodiversität gehört für VIP zum nachhalti gen Anbau dazu.

Die Balance von Innovation und Tradition, Ökologie und Ökonomie, sozialer Ausgewogenheit und wirtschaft lichem Erfolg strebt die gesamte Südtiroler Apfelwirt schaft an. VIP beteiligte sich daran, die gemeinsame Nachhaltigkeitsstrategie der Südtiroler Apfelbranche zu erarbeiten. sustainapple nennt sich der strukturierte Wegweiser, in dem die Ziele und Maßnahmenpakete zur Förderung der Nachhaltigkeit im Südtiroler Obstanbau definiert wurden. Die Umsetzung folgt einem präzisen Zeitplan und wird kontinuierlich kontrolliert. Denn eines ist VIP klar: Das Apfelparadies von morgen muss heute gestaltet werden.

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Foto: VIP

Die Apfelwirtschaft ist dialogbereit und lernfähig

Südtiroler Apfelkonsortium ► Um ein Gleichgewicht zwischen Ökologie und Ökonomie, Innovation und Tradition, wirtschaftlicher und sozialer Tragfähigkeit zu erreichen, wurde vor zwei Jahren das Strategiekonzept „sustainapple“ entwickelt. Wie sich das Projekt entwickelt hat und welche Vorteile sich daraus ergeben haben, besprach Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums, mit dem Fruchthandel Magazin.

„Wir dürfen nicht aufhören, konsequent wei ter zu arbeiten“, betonte Georg Kössler.

Wer oder was hat das ganze Projekt ins Rollen gebracht?

Georg Kössler: Bereits 2017 haben sich einige Orga nisationen der Südtiroler Apfelwirtschaft unter Leitung des Südtiroler Apfelkonsortiums getroffen, um über eine Strategie zur nachhaltigen Entwicklung der Apfel wirtschaft in Südtirol zu sprechen. Über mehrere Jahre wurde eine fundierte Strategie erarbeitet, die auch von der gesamten Obstwirtschaft getragen wird. Unter Be gleitung des Nachhaltigkeits-Experten Prof. Alfred Strigl wurde die Strategie „sustainapple“ erarbeitet und wird seit 2020 konsequent umgesetzt.

Welche Schulnote würden Sie dem Projekt über die vergangenen zwei Jahre geben?

Meinen Sie deutsche Schulnoten von eins bis fünf? Ich würde die Note zwei, also gut geben. Viele Projekte wurden von den mitarbeitenden Organisationen gestar tet; auch die Strategie selbst wird weiterentwickelt und neue, innovative Entwicklungen eingebaut. Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun. Wir dürfen nicht aufhören, kon sequent weiter zu arbeiten.

Wo gab es Lerneffekte, wo muss noch nachgebes sert werden?

Die Apfelwirtschaft hat sich geöffnet – wir sind dialog bereit und lernfähig. Unser einzigartiges Netzwerksys tem erlaubt den Erhalt von tausenden kleinbäuerlichen Familienbetrieben. In der ökologischen, aber auch in der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit hat sich

vieles getan. Neue Herausforderungen wie die Explosion der Produktions- und Energiekosten stellen uns gleich zeitig vor neuen Herausforderungen.

Was hat Sie in den vergangenen zwei Jahren posi tiv überrascht?

Die Begeisterung unserer Bauernfamilien. Der Zusam menhalt in der Apfelwirtschaft ist gewachsen und man ist kompromissbereit und auch bereit, die Ärmel hoch zukrempeln und anzupacken.

Wer steht im Fokus des Projekts? Ist es der Erzeu ger, die Region oder der Verbraucher? Wen soll es erreichen - und wer soll davon in erster Linie profitieren?

Das Projekt ist das Netzwerksystem des Südtiroler Ap fels, das schon 2014 von der FAO ausgezeichnet worden ist. Profitieren müssen wir alle davon – Produzenten, Nachbarn und Konsumenten.

Wie viel Prozent der Südtiroler Apfelbauern sind aktuell an „sustainapple“ beteiligt? Sind 100 % das Ziel oder ist das unrealistisch?

Über die verschiedenen Verbände und Organisationen sind nahezu 100 % der Südtiroler Apfelbauern an „sus tainapple“ beteiligt. Wir müssen nach innen kommuni zieren und auch unsere Bauern über Projekte und Fort schritte informieren. Bei 7.000 Familien ist auch das eine Herausforderung.

Generell hören die Verbraucher gerade von allen Seiten das Schlagwort „Nachhaltigkeit“. Wie soll sich „sustainapple“ da besonders bemerkbar ma chen? Gibt es besondere Aktionen, auch länder übergreifend?

Mit „sustainapple“ denken wir ganzheitlich. Gleichzei tig wird zurzeit schon an einer „sustainapple“-Zertifizie rung gearbeitet, die die Fortschritte auch für den Ver braucher noch deutlich sichtbarer macht.

In diesem Jahr hat es auf Ihrer Webseite noch keine Berichte zu umgesetzten Maßnahmen der Initiative gegeben. Wie ist der Stand?

Im November 2022 wird „2 Jahre sustainapple“ gefeiert – wir werden Fortschritte und laufende Projekte präsen tieren.

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Foto: Südtiroler Apfelkonsortium (SAK)

Südtiroler Apfelkonsortium

Hand in Hand mit der Natur: Nachhaltigkeitsprojekt geht in die Umsetzung

Die Nachhaltigkeitsstrategie sustainapple der Südtiroler Obstwirtschaft fördert mit zahlreichen konkreten Maßnahmen Biodiversität, Pflanzengesundheit sowie Wasser- und Klimaschutz.

Das Obstanbaugebiet Südtirol im Norden Italiens versorgt seit vielen Jahrzehnten Europa und die ganze Welt mit Äpfeln – die Frucht fin det hier ideale Bedingungen vor. Die Südtiroler Obstwirtschaft hat im Jahr 2020 mit sustainapple ihr Vorzeigemodell für strukturelle Nachhaltigkeit weiterentwickelt. Dieses „Drei-Mal-Drei der Nachhaltigkeit“ fördert konkret und auf drei Schwerpunktgebieten die Nachhaltigkeit. Die Initiative orientiert sich an den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen – von der Bekämpfung der weltweiten Armut und des Hungers, über Gesundheit und sauberes Wasser bis hin zu Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Nach haltigkeit. So will die Südtiroler Obstwirtschaft bis 2030 über alle Produkti onsschritte hinweg klimaneutral werden. Zusätzlich setzt sie auf technische Innovationen, erneuerbare Energien, nachwachsende Ressourcen sowie auf die Entwicklung eines überregionalen Kreislaufwirtschaftskonzepts. In Verbin dung mit dem Naturschutz hat auch die Pflanzengesundheit hohe Priorität. So spielt der sachgerechte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eine große Rolle, wofür neue Techniken gefördert werden. Zusätzlich helfen Heckenprogramme, Nistkästen, der Einsatz von Nützlingen und der Ausbau des Bienenschutzes, die Artenvielfalt zu erhalten und zu steigern. Ein weiterer zentraler Bestandteil des Nachhaltigkeitsprogramms ist der Erhalt der Kleinstruktur der Südtiroler Obstwirtschaft und die Unterstützung der bäuerlichen Betriebe.

Verschiedene Organisationen, Unternehmen und Stakeholder haben gemein sam Ziele und Maßnahmen für sustainapple definiert. Erst aus dieser Zusam menarbeit zwischen Menschen, die in verschiedenen Branchen tätig sind, kann sich eine zukunftsorientierte und nachhaltige Obstwirtschaft entwickeln. Nun geht eine Pioniergruppe in verschiedenen Workshops ausgewählte Themen an und arbeitet konkrete Projekte heraus. Das Team besteht aus über zwanzig freiwilligen Bauern aus allen Obstbaugebieten Südtirols – etwa ein Drittel von ihnen arbeitet biologisch, der Rest integriert. Es fanden bereits mehrere Tref fen der Gruppe rund um Nachhaltigkeitsberater Alfred Strigl statt. Während andere Projekte in die Arbeitsweise übergeordneter Organisationen einfließen, arbeitet die Pioniergruppe viele konkrete Ideen zu Themen wie Bodenleben, Biodiversität und technische Erneuerungen heraus. Ein Konzept zum Was

sersparen fand großes Interesse: Mithilfe von Tensiometern wird die Boden feuchte in den Obstwiesen gemessen, wodurch bedarfsgerechtes Bewässern möglich wird. Auch der Zusammenhang von Tierschutz und Obstanbau wird hervorgehoben. So wurden speziell angefertigte Nistkästen an die Mitglieder der Gruppe verteilt, um Meisen und Stelzen Schutz und Unterkunft auf den Obstwiesen zu bieten. Des Weiteren werden CO2- und Digitalisierungsprojekte besprochen.

Die Nachhaltigkeitsstrategie sustainapple steht für einen achtsamen und res sourcenschonenden Umgang mit der Natur, in Verbindung mit sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit für die vielen Bauernfamilien. Nachhaltiger Obstanbau und die Umsetzung von Umweltstrategien, in jedem Wirtschafts zweig, sind essenziell für die Zukunft und nachfolgende Generationen.

www.sustainapple.it www.suedtirolerapfel.com

42 I 2022 FRUCHTHANDEL | 67 FH FRUCHTHANDEL | 1942 I 2022 ADVERTORIAL

Greencumbers, ideal für plastic-free

Enza Zaden ► Nachhaltigkeit ist zweifellos bereits eine Realität. Es ist eine der Anforderungen, die sowohl von den Verbrauchern als auch von der gesamten Handelskette am meisten verlangt wird. Bei Enza Zaden ist Nachhaltigkeit auf allen Ebenen Teil ihrer Strategie. Ein Beispiel ist Greencumbers, ein Wertekonzept, das sich zu einer plastikfreien Alternative für Gurken profiliert.

Daphne Schmidt

Giuseppina Inturrisi, Mar ketingspezialistin bei Enza Zaden Spanien, erklärte: „Greencumbers Gurken zeichnen sich im Vergleich zum Marktstan dard durch eine längere Haltbarkeit aus, auch ohne Einschweißfolie. Es sind LET-Gurken, holländische Schlangengurken. Das Konzept umfasst eine Sorten-Auswahl. Für die Produktion in Spanien besteht das Portfolio aus sechs Sorten, die an den Anbauzyklus angepasst sind und unterschiedliche Resistenzen aufweisen. Außerdem nehmen die Züchter jedes Jahr neue Sorten in dieses Portfolio auf. Ein weiterer Vorteil von Gurken Greencumbers ist, dass sie zur Ab fallreduzierung beitragen. Die Tat sache, dass sie länger haltbar sind als andere Gurken auf dem Markt und qualitativ hochwertig, bedeu tet, dass sie länger in den Rega len der Supermärkte und/oder im Kühlschrank zu Hause aufbewahrt werden können und somit länger in gutem Zustand bleiben, was die Wahrscheinlichkeit verringert, dass sie im Mülleimer landen. Gleichzei tig helfen sie dabei zu sparen, da keine Kosten für Folie oder Konfek tion anfallen.”

Produktion

Greencumbers werden derzeit im gesamten Campo von Almeria sowie an der Küste von Granada angebaut. „Die meisten Unternehmen des Sek tors vermarkten diese Sorten. Sowohl in den Gebieten Levante und Poniente in Almeria als auch an der Küste von Motril/Granada verzeichnen sie eine spektakuläre Entwicklung. Sie wer

Gurken Greencumber werden in Spanien derzeit im gesamten Campo von Almeria sowie an der Küste von Granada angebaut.

den hauptsächlich in europäische Länder wie Deutschland und die Nie derlande exportiert. Die Resonanz des LEH ist sehr gut. Auch hier kennt man die Vorteile der Greencumbers und sie sind die ersten, die sich für Maß nahmen gegen Lebensmittelabfall und für Nachhaltigkeit interessieren, weshalb dieses Wertekonzept von ihnen sehr geschätzt wird”, führte Inturrisi weiter aus.

Kommunikation auf allen Ebenen

Enza Zaden engagiert sich nach ei genen Angaben für eine personali sierte Kommunikation auf allen Ebe nen und übermittelt dieses Konzept und seine Vorteile auf jedes ein zelne Glied der Kette. Giuseppina Inturrisi: „Dafür nutzen wir unsere Promotion- und Campotage sowie die Kommunikation in den Medi en oder wichtige Veranstaltungen wie unsere House-Fair Spain, die im kommenden November stattfinden wird, wo man mehr Informationen, Details und Neuigkeiten über dieses Konzept erhalten kann.“

Kommende Jahre

Dieses Wertekonzept hat ein gro ßes Potenzial, weil es mit der Rea lität und den Anforderungen des heutigen Marktes verbunden ist. „Nachhaltigkeit und insbesondere die Bewegung plastic free, die u.a. unseren Sektor betrifft, sind Realitä ten, die bleiben werden. Der Sektor wird sich in diesem Aspekten nicht zurückentwickeln. Wenn wir zu dieser Übereinstimmung mit dem Markt noch ein breites, qualitativ hochwertiges und agronomisch gut an die Bedürfnisse der Ketten angepasstes Sortenprogramm hin zufügen, stellen wir fest, dass das Szenario für die kommenden Jahre für Greencumbers sehr günstig ist“, sagte Giuseppina Inturrisi abschlie ßend.

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Foto: D. Schmidt
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Je jünger der Baum, desto mehr Sauerstoff erzeugt er

Fedemco ► Im vergangenen Juli wurde Enrique Soler Segrelles zum Präsidenten von Fedemco (Spanischer Verband der Holzverpackungen und ihrer Komponeten) ernannt. Als Experte, der seit mehr als zwei Jahrzehnten durch ein Familienunternehmen eng mit der Organisation verbunden ist, verfügt er über umfassende Erfahrung in diesem Sektor. Eines seiner Ziele ist, Holzverpackungen wieder auf ihre zustehende Positionierung zu bringen, bspw. bei Nachhaltigkeit. Mit dem neuen Präsidenten und zusammen mit einer neuen Mitglieder-Gruppe beginnt der Verband eine neue Phase mit der Vision, der Holzverpackung neue Impulse zu geben.

Enrique Soler Segrelles, Präsident von Fedemco Fedemco nahm wieder an der Fruit Attraction in Madrid teil.

Warum sollte man sich Ihrer Meinung nach für eine Holzver packung entscheiden?

Herr Soler, was können Sie uns zu Fedemco und den dahinterstehenden Zielen sagen?

Enrique Soler: Wir sind der spa nische Verband für Holzverpackun gen und deren Komponenten, die autorisierte Stimme der Branche auf institutioneller Ebene. Zu uns gehören mehr als hundert Unter nehmer und wir sind in sektoralen Verbänden wie Ecoembes, Unema dera usw. vertreten. Auf internati onaler Ebene sind wir Mitglied von Grow International in Ländern wie Frankreich, Deutschland und Italien. Wir verfügen auch über eine Lob by in Brüssel in Bezug auf die neue Gesetzgebung, damit Holz den ihm zustehenden Platz einnimmt. Außerdem wollen wir Fakten, die für eine Holzverpackung sprechen, besser kommunizieren. Fedemco möchte diese Informationen aktu alisieren und sie sowohl an unsere Kunden als auch die Gesellschaft im allgemeinen weitergeben.

Ein Ziel ist, die Nachhaltigkeit und hervorra genden Eigenschaften von Holz weiter be kanntzumachen.

Aufgrund seiner Eigenschaften. Die Früchte sind besser geschützt und gekühlt. Außerdem besitzt es anti bakterielle Eigenschaften, die dem Holz eigen sind. Die Pinie an sich ist antibakteriell. Außerdem hat Holz auch hygroskopische Eigenschaf ten, d.h. es hat die Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung zu regulieren. Ist viel Feuchtigkeit vorhanden, nimmt es sie auf, wenn nicht, gibt es sie ab, sodass die Früchte in der Kiste den optimalen Feuchtigkeitsgrad beibehalten. In Kühlkammern wird es viel schneller heruntergekühlt und hält länger als

andere Materialien. Holz für lange Strecken in Containern ist konkur renzlos. Gleichzeitig ist es eine sta bile Verpackung. Daneben verfügen wir über Qualitätssiegel wie Grow Quality, die beweisen, dass es sich um Verpackungen mit Garantien handelt.

Welche Holzart kommt bei Ihnen zum Einsatz?

Pinie, Pappel-Sperrholz und techni sche MDF-Platten aus frischem Holz, alles receycelbar und aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Pappel kommt aus Holzkulturen hauptsächlich aus Aragón, Castilla-León und teilweise aus Granada/Andalusien und die Pinie aus zertifizierten Wäldern in Teruel

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Fotos: D. Schmidt

(Aragón), Galicia oder dem Basken land. Alles aus nationaler Herkunft.

Wie ist die aktuelle Situation von Holzverpackungen auf den Märkten?

Die Nachfrage ist groß. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wird Holz in vielen Bereichen eingesetzt. Dar über hinaus sind durch die CoronaPandemie und der Quarantäne viele weitere Faktoren zusammengekom men. So haben bspw. die vielen in den asiatischen Häfen festsitzenden Paletten zu einer Verknappung ge führt. Auch sind als Konsequenz des Krieges in der Ukraine und Russland deren Wälder gesperrt. Wir befin den uns in einer Situation der hohen Nachfrage, aber auch der Spekula tion, denn es wurden in Erwartung dessen, was passieren könnte, gro ße Bestände angelegt. Jetzt hat sich die Lage stabilisiert. Es fehlt nicht an Holz, mehr noch, es muss zu unse rem Besten und des Planeten weiter produziert werden.

Derzeit stehen Verpackungen stark im Mittelpunkt.

Ja, das betrifft uns auch, obwohl wir nie wirklich im Mittelpunkt standen, weil unsere Verpackungen aus bio logisch abbaubaren, umweltfreund lichen Materialien hergestellt wer den. Eines unserer Ziele ist jetzt, die Nachhaltigkeit von Holz weiter be kannt zu machen und dies anhand von Dokumentationen und Studien,

SPANIEN

Neben den tra ditionellen Holz verpackungen bietet der Sektor auch innovative Designs.

die dies belegen, und das mit Blick auf Europa, unserem Hauptmarkt.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Fedemco?

Nachhaltigkeit ist unser Ziel, und sollte es für alle Organisationen sein, für alle, die heute Produkte auf den Markt bringen. Für uns be deutet Nachhaltigkeit, eine Pappel zu pflanzen, sie nach acht Jahren zu fällen und eine neue zu setzen. Junge Pappelkulturen dekarbonisie ren den Planeten, denn je jünger der Baum ist, desto mehr CO2 braucht er zum Wachsen und desto mehr Sauerstoff erzeugt er. Die Tatsache, dass man alles verwenden kann. Die Pappelrinde bspw. wird in densel ben Fabriken aufgewertet und zum

Trocknen des Holzes eingesetzt. Nachhaltig ist natürlich auch die Verpackung. Es stimmt, dass sie in Bezug auf den Kontakt mit Lebens mitteln nur einmal eingesetzt wer den kann, aber nach der Verwen dung kann sie als Rohstoff in einem anderen Sektor verwendet werden, z.B. zur Herstellung von Spanplat ten oder Pellets. Es ist ein zirkuläres Material, mit einem zweiten, dritten Leben... In Wirklichkeit hat Holz, bis es zu Staub wird, immer eine neue Verwendungsmöglichkeit und bin det weiterhin das CO2, mit dem es gewachsen ist. Wenn das Ziel die Kreislaufwirtschaft ist, eignet sich Holz perfekt dazu. Aber wir müssen mehr darüber informieren, wie es recycelt wird. d.s.

FuturFuji, der neue Apfel für warme Klimazonen

FruitFutur A.I.E. hat kürzlich FuturFuji/HOT84A1 vorgestellt, eine neue Apfelsorte mit ausgezeichnetem Verhalten in warmen Klimazonen und vollständig angepasst an die Anbaubedingungen in Spanien. Seine organoleptische Qualität ist nach Angaben des Unternehmens hervorragend. FuturFuji tritt schnell in Produktion und verfügt über eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit. Die ersten Hektar wurden im Jahr 2019 angepflanzt. Das Ziel besteht darin, innerhalb von fünf Jahren mehr als 250 ha zu erreichen. FruitFutur A.I.E. ist ein Zusammenschluss der wichtigsten Obstprodu zenten Kataloniens (Nufri, Actel, Fruits de Ponent und IGP Poma de Girona) mit dem Institut de Recerca i Tecnologia Agroalimentàries (IRTA) als Technologiepartner. FuturFuji ist die erste registrierte Sorte, die aus dem Hot Climate Programme (HCP) hervorgegangen ist, einem Programm, das seit 2002 von IRTA, Plant and Food Research of New Zealand und FruitFutur entwickelt wird. FruitFutur ist der exklusive Lizenznehmer für die Produktion von FuturFuji auf der Iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal). FruitFutur/d.s.

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Integrales Programm der regenerativen Landwirtschaft

Zerya | Valencia ► Regenerative Landwirtschaft zielt darauf ab, den Boden zu sanieren und ihn so lange wie möglich produktiv zu halten. Zerya (Valencia), ein auf Null-Rückstände spezialisiertes Unternehmen, geht einen neuen Weg und hat eine Reihe von Praktiken entwickelt, um die für den Anbau notwendige Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und gleichzeitig die Umwelt zu schonen.

Das Unternehmen arbeitete bereits auf dieser Linie, fasst aber jetzt alles in einem um fassenden Programm zusammen. Interessant ist, dass es sowohl bei bestehenden als auch bei bereits de gradierten Kulturen eingesetzt wer den kann. Diese Praktiken stehen im Einklang mit der neuen europä ischen Politik und tragen den neuen Herausforderungen der Nachhaltig keit Rechnung. Zerya stellte dieses Programm auf einer Konferenz im Rahmen der Fruit Attraction in Mad rid vor.

Böden dürfen nicht ermüden

María Sepúlveda Andrés, Ag rarkoordinatorin von Zerya und Ex pertin auf diesem Gebiet, erklärte gegenüber dem Fruchthandel Ma gazin: „Unser Ziel ist, auf den jetzt

bestehenden Flächen noch lange zu produzieren. Aber dafür müssen wir daran arbeiten, dass sie nicht er müden, die Böden sowie auch die einheimischen Pflanzenarten rege nerieren und die Umwelt pflegen, in der wir anbauen. Zerya arbeitet bereits seit mehreren Jahren auf dieser Linie in verschiedenen Be reichen: Kohlenstoff-Fußabdruck, Agrarökologie, Wasser-Fußabdruck oder Bodengesundheit auf mikro biologischer Ebene. Die Herausfor derung besteht jetzt darin, ein in tegrales umfassendes Programm für die regenerative Landwirtschaft zu entwickeln und das Ganze mit den von uns für die Erzeuger entwickel ten Software-Anwendungen zu ver knüpfen. So können die Landwirte Daten sammeln und wir können für sie ein individuelles Programm, ein eigenes Produktionsmodell entwi ckeln, denn die regenerative Land wirtschaft ist nicht für alle gleich.”

Pilotprojekte in Spanien und Portugal

Zu den laufenden Projekten erklärte María Sepúlveda Andrés, dass Zerya in Spanien mit Pilotprojekten mit Salat- und Brokkoliproduzenten be gann und auch in Portugal mit einer kleinen Produktauswahl, darunter Äpfel und Kiwis. „Daran arbeiten wir seit zwei Jahren und analysieren u.a. was schon gemacht worden ist, denn es handelt sich um Erzeuger, die in Punkto Nachhaltigkeit bereits vorher stark engagiert waren und demnach schon über Erfahrungen verfügten. Ein weiteres laufendes

Projekt haben wir in Andalusien für Oliven und La Rioja für Weintrau ben.“

Ein kontinuierlicher Prozess

Auf unsere Frage, wie der Prozess aussieht, wenn ein Unternehmen das System der regenerativen Land wirtschaft einführen will, antwor tete die Agrarkoordinatorin: „Als erstes prüfen wir gemeinsam mit seinen Technikern die Situation, analysieren den Anwendungsver lauf der Pflanzenschutzmittel, den Standort der Produktion, ob es sich um ein Risikogebiet handelt wenn bspw. ein Naturpark in der Nähe ist. Boden- und Wasseranalysen sind unerlässlich, da es Probleme mit der Interaktion zwischen Wasser und Boden geben kann, z.B. können Düngemittel blockiert sein und vom Baum nicht aufgenommen werden. Als erstes schauen wir uns diese Da ten an. Dann beginnen wir mit dem Jahr Null.” Dann würden die fol genden Jahre mit dem „Jahr Null” verglichen. Regenerative Landwirt schaft sei ein kontinuierlicher Pro zess der Nachhaltigkeit. Jedes Jahr müsse etwas getan werden. Hinzu zufügen, dass es in der Landwirt schaft bestimmte Werte gebe, die nicht kontrolliert werden könnten, wie das Klima und wodurch die Anforderungen und Resultate von Jahr zu Jahr variierten. „Ziel ist aber, im Laufe der Zeit stabil zu bleiben und sich zu verbessern”, so die Ag rarkoordinatorin gegenüber dem Fruchthandel Magazin. d.s.

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María Sepúlveda Andrés ist Agrarkoordina torin von Zerya. Foto: Foto neu d.s.

Künstliche Intelligenz im Dienst der Natürlichen Intelligenz

Kimitec | Almería ► Bei Kimitec (Almería/Spanien) handelt es sich um ein Biotechnologieunternehmen für die Landwirtschaft. Seine Vision ist, die Welt durch die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert werden, zu verändern. Wie? Indem chemische Produkte durch natürliche ersetzt werden. Und dies bei gleichzeitiger Erhaltung von Rentabilität und Produktivität.

Es handelt sich um ein relativ junges Unternehmen, das im Jahr 2007 gegründet wurde, jedoch mit einem erstaunlichem Werdegang und Resultaten. In nur 15 Jahren hat es ein schwindeler regendes Wachstum erlebt. Beweis dafür ist, dass es das einzige Unter nehmen ist, das sich der Landwirt schaft in fünf EU-Horizon-Projekten widmet.

Hervorzuheben sind auch die zahl reichen Vereinbarungen mit führen den Unternehmen des Obst- und Gemüsesektors wie Bollo, Peregrin, GS España oder Cooperativa La Palma. Kimitec ist derzeit in über 90 Ländern der Welt vertreten und arbeitet an mehr als 48 un abhängigen Forschungsprojekten, die alle auf die Entwicklung na türlicher, wirksamer, produktiver und rückstandsfreier Lösungen ausgerichtet sind. Das MAAViInnovationszentrum in Almeria ist zweifellos das Kernzentrum des Unternehmens, aber LINNA, seine Plattform für künstliche Intelligenz, ist das bahnbrechende Element, das sehr wahrscheinlich ein Vorher und Nachher in der weltweiten Land wirtschaft markieren wird.

Eine Lösung muss her

LINNA wurde kürzlich auf der Fruit Attraction in Madrid vorgestellt. Ginés Navarro, Chief Product Of ficer von Kimitec, erklärte die da hinterstehende Bedeutung: „Der Green Deal der EU setzt ein Ver fallsdatum für die Verwendung von

synthetischen Chemikalien in Le bensmitteln. Derzeit gibt es jedoch keine natürlichen und wirksamen Lösungen zur Bekämpfung aller Schädlinge und Krankheiten, die die Kulturpflanzen befallen. Wenn wir bis 2030 Null-Rückstände erreichen wollen, brauchen wir Lösungen. Wir alle wollen gesunde Lebensmittel, aber die Landwirte müssen auch in der Lage sein, weiterhin zu produ zieren.“

Um das zu erreichen, ist LINNA eine große Hilfe. Ginés Navarro: „Künst liche Intelligenz ist die massive Sammlung von Daten, ihre Interpre tation und Anwendung, die es uns ermöglicht, Lösungen natürlichen Ursprungs zu erreichen, die eben so effektiv sind wie die chemischen und im Einklang mit den Menschen und der Umwelt stehen.”

Datenerfassung ist wichtig, aber

auch die Geschwindigkeit. „Wir brauchen bahnbrechende Techno logien, die die Prozesse beschleuni gen, einen Katalysator für natürliche Intelligenz, und LINNA beschleunigt sie exponentiell. LINNA wird es uns ermöglichen, die 1 % der Kompo nenten der Natur, die wir bereits kennen, besser zu verstehen und uns in die Lage versetzen, den Rest, die 99 %, die verborgen sind, zu erforschen. Mit LINNA können wir neue Stoffe, neue Anwendungen und neue Strukturen entdecken, um die Landwirtschaft zu revoluti onieren. Künstliche Intelligenz im Dienst der natürlichen Intelligenz“, betonte der Chief Product Officer von Kimitec.

Ehrgeizige Ziele wurden gesetzt

LINNA befindet sich derzeit auf Entdeckungsfahrt nach neuen na türlichen Stoffen. Ziel für 2030 ist, drei bis fünf Mio natürlicher Stoffe zu analysieren mit einer Vorhersage genauigkeit von mehr als 95 %. Kimitec hat ein ehrgeiziges Projekt vor sich: in zehn Jahren die natür liche Antwort auf 70 Jahre chemi scher Synthese zu sein. Aber es ist solide. Beweis dafür ist die Erwei terungsphase von MAAVi IC in Al meria von 10.000 m2 auf 50.000 m2 sowie die Übernahme von 5 % des Unternehmens durch die Banco Santander, was zweifellos ein star ker Impuls ist, um den Übergang von chemisch auf natürlich zu ver wirklichen. d.s.

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Handeln statt klagen

Grossmarkt Stuttgart ► Thomas Lehmann ist Geschäftsführer beim Grossmarkt Stuttgart, dessen Zukunft er trotz Energiekrise, drohender Rezession und drastischen Konjunktureinbrüchen weiterhin positiv sieht. Damit das wichtige Frischezentrum im Südwesten der Republik für die kommenden Jahre gut aufgestellt ist, dreht sich dort nicht zuletzt auch das Rad der Nachhaltigkeit konsequent weiter.

Eine Photovoltaikanlage gibt es beim Grossmarkt Stuttgart schon seit mehreren Jahren. Diese liefert rund 1000 kWp. „Der Strom wird eingespeist, fließt aber auch teils in die Eigennutzung mit ein“, erklärte Lehmann. Schon bald werden weitere Photovoltaikanla gen folgen und daraufhin ungefähr 85 % der Dachflächen belegt sein. Damit gehört die Photovoltaikanla ge zu einer der größten im ganzen Stadtgebiet. Sämtliche Lichtanlagen wurden durch LED-Beleuchtung ersetzt – auch mit einer Förde rung des Bundesministeriums für Umweltschutz. „Damit sparen wir jährlich knapp 1.000 t CO2 ein“, be tonte Lehmann. Bei der Heizungs anlage kommt größtenteils Fern wärme zum Tragen, der Fuhrpark wird zunehmend auf Fahrzeuge mit Elektro- oder auch Hybridantrieb umgestellt. „Unsere Betriebe rüsten ebenfalls um. Es gibt einige Firmen, die Elektrofahrzeuge im Pkw-Be reich oder auch bei den Ausliefe rungsfahrzeugen einsetzen.“ Im Betrieb des Grossmarktes gibt es be

Von Stillstand keine Spur –Geschäftsführer Thomas Lehmann und sein Team treiben die Entwicklungen beim Grossmarkt Stuttgart konti nuierlich voran.

Fotos: Grossmarkt

Einblick in die Erzeugerhalle –der Bioanteil im Bereich Obst und Gemüse steigt weiter an.

reits vier Ladestellen für Elektrofahr zeuge, auf einem nahegelegenen Gelände ist eine Wasserstofftank stelle mit verschiedenen Konsortien in Planung. Die Elektroversorgung dafür ist bereits vorhanden. „Es ist noch nicht ganz klar, wo der Was serstoff dafür herkommen wird. In Stuttgart gibt es diesbezüglich ein Projekt, das 2024/25 umgesetzt werden soll“, so Lehmann. Schon jetzt arbeitet der Grossmarkt mit einem Lkw-Hersteller zusammen, dessen Fahrzeuge mit Wasserstoff betrieben werden und eine Reich weite bis zu 1.000 km haben. „Für uns würde das gut passen. Der Wir kungskreis des Grossmarktes liegt bei rund 300 km. Fahrzeuge könn ten bei uns mit Wasserstoff betankt werden und wären am nächsten Tag wieder einsatzbereit.“ Geplant sind zudem Schnellladeeinheiten, mit denen auch kleinere Elektrofahrzeu ge zügig aufgeladen werden kön nen – ein spezielles Tankstellenkon zept, das Fahrzeuge mit 100 kW bis

150 kW innerhalb von zehn bis 15 Minuten nahezu wieder vollständig aufladen kann.

Schwerpunkte:

Bio und Regionalität

Die jährliche Wareneinbringung am Grossmarkt Stuttgart beträgt 450.000 t. Nur ein geringer Anteil davon, rund 5 t, ist nicht wieder verwertbarer Restmüll. Auf dem firmeneigenen Recyclinghof werden bspw. Holz, Plastik oder auch Me tall getrennt und verwertet. Auch der biologische Wertstoff wird dort weiter verwertet und einer Kompos tieranlage zugeführt. Den Weg der Nachhaltigkeit geht der Grossmarkt nicht ausschließlich im Alleingang, sondern setzt auf die Zusammenar beit mit Firmen wie bspw. dem Ge müsering Stuttgart, der bereits seit 2017 aufgrund seiner nachhaltigen Produktion nach ZNU-Standard zer tifiziert ist. Der Grossmarkt mit einer Fläche von 200.000 m2 versorgt im

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Stuttgart

nahen und größeren Umkreis von bis zu 300 km – auch bis Österreich und Frankreich – rund 12 Mio Men schen. Die Vorort-Lieferung beim Grossmarkt beträgt 70 %, 30 % entfallen auf den Vorort-Einkauf. Knapp 200 Händler und Anbieter sowie ca. 4.000 Kunden gibt es hier. Angeliefert werden lokale Pro dukte, vor allem Obst und Gemüse von mehr als 185 Erzeugern aus der Region. Der Bioanteil, so berichtete Lehmann, sei in den vergangenen zwei, drei Jahren deutlich gestie gen. „Wir haben am Grossmarkt ei ne Erzeugerhalle, die ausschließlich die Bereiche Bio und Regionalität abbildet. Wir möchten regionalen Erzeugern eine passende Plattform

bieten. Das liegt uns am Herzen.“ Da vor allem auch Bio im O+G-Be reich ein Wachstum verzeichne, sei eine Halle, ausschließlich auf Bio produkte ausgerichtet, angedacht.

Besonderer Stellenwert

Eine Preissteigerung von 5 % bis 10 % sei beim Grossmarkt mittler weile festzustellen. „Ich gehe davon aus, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist“, befürchtet Lehmann. Für ihn dennoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Unsere Zukunft sehe ich positiv, weil man hier bei uns die Vielfalt bekommt, die wir in unserer Stadt und Region benötigen. Hier

Über den Dächern Stutt garts: die Photovoltaikanlagen des Grossmark tes, die 1.000 kWp liefern.

sind die Wege kurz, Händler können sich untereinander austauschen und gegenseitig unterstützen, wenn es z.B. um Themen wie Transportkapa zität oder auch Zulieferungen geht. Die derzeitige Krise sorgt für einen Dämpfer und Händler müssen sich auf schwierigere Zeiten einstellen. Dennoch wird die regionale Ver sorgung mit regionalen Erzeugern zukünftig noch mehr in den Mittel punkt rücken.“ Seine Empfehlung für die Zukunft. „Wir müssen uns wieder mehr auf uns selbst konzen trieren. Gerade auch, wenn es um die Versorgung mit saisonalen Pro dukten geht. Denn da sind wir beim Grossmarkt genau an der richtigen Stelle.“

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„Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“

Studie | Lebensmitteleinzelhandel ► Zwar engagiert sich der deutsche LEH mit verschiedenen Aktivitäten für den Umwelt- und Klimaschutz, doch insgesamt könnten die untersuchten Unternehmen ihren Einfluss und Handlungsspielraum deutlich stärker nutzen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Umweltbundesamts (UBA). Die größten Stellschrauben liegen demnach in den Bereichen Sortimentsgestaltung, Reduktion von Lebensmittelverschwendung und Sensibilisierung der Konsumenten.

UBA-Präsident

Dirk Messner sagte: „Die Unternehmen im LEH haben sehr viel Einfluss –sowohl auf die Produktionsbe dingungen als auch auf das Konsumver halten. Daraus erwachsen Handlungschan cen und auch Verantwortung.“

Im Rahmen der Studie wurde das Umweltengagement der acht umsatzstärksten LEH-Unterneh men Deutschlands (Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto Markendiscount, Penny und Rewe) systematisch in den Bereichen Lieferketten (Einkauf und Zusam menarbeit mit Lieferanten), eigene Standorte sowie Konsum (Inter aktion mit Verbraucherinnen und Verbrauchern) bewertet. Bewertet wurden 22 Handlungsfelder, 43 In dikatoren und 112 Subindikatoren jeweils auf einer Skala von 1 (no practice) bis 5 (best practice). Im Mittel schneiden die Unternehmen zwischen 1,6 und 3 ab, heißt es.

Gute Kampagnen zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung

Vor allem bei der Berichterstattung zu Umweltzielen sowie bei Energie effizienzsteigerungen in den Filialen und Produktionsstätten schneiden die Unternehmen der Studie zufol ge eher gut ab. Auch in Bezug auf

Umweltkampagnen und Sensibili sierungsmaßnahmen erzielen die acht Supermärkte gute Ergebnisse. „So nutzen die Unternehmen z.B. Branchenstandards und Zertifizie rungen für bestimmte Rohstoffe wie Kakao, Kaffee oder Palmöl und arbeiten daran, sich wissenschafts basierte Klimaziele oder Ziele für entwaldungsfreie Lieferketten zu setzen. Weitere positive Beispiele sind Aktionen und Kampagnen zur Reduktion von Lebensmittelver schwendung, vor allem im Bereich Obst und Gemüse; das große Ange bot an Biolebensmitteln (62 % des Umsatzes mit Biolebensmitteln wer den im konventionellen LEH erzielt); zahlreiche Pilotprojekte zum Klimaund Umweltschutz, z.B. zur Darstel lung der Umweltkosten in den Ver kaufspreisen sowie das steigende Angebot an pflanzlichen Alternati vprodukten“, teilt das UBA mit.

Ein stärkerer Fokus auf Umweltschutz

Insbesondere in den Bereichen Sor timentsgestaltung und Sensibilisie rung von Konsumenten nutzen die Unternehmen der Studie zufolge ih ren Handlungsspielraum aber über haupt nicht oder nur unzureichend. „Mit Sortimentsgestaltung ist der (nachhaltige) Einkauf der Produkte und Rohwaren gemeint; Sensibilisie rung der Konsumentinnen und Kon sumenten umfasst Maßnahmen im Bereich der Ladengestaltung, Pro duktplatzierung und Werbung, um die Menschen zu umweltfreundli cheren Kaufentscheidungen zu mo tivieren“, so das Amt. Hier könnte dem UBA zufolge u.a. beim Sorti ment ein stärkerer Fokus auf Um weltschutz gelegt werden, indem

besonders umweltschädliche Pro dukte – wie Ware, die per Flugzeug geliefert wird – nicht angeboten werden. Auch im Bereich Werbung wird nach Angaben der Untersu chung noch nicht genug getan. Die Studie empfiehlt den Unterneh men, ihr Nachhaltigkeitsmanage ment insgesamt systematischer zu gestalten: Dazu sollten durchweg überprüfbare Ziele zur ökologischen Nachhaltigkeit gesetzt werden, in bessere Daten investiert sowie das Nachhaltigkeitsmanagement stärker mit Geschäftsführung, Einkauf und Warengruppenmanagement ver knüpft werden.

Auch die Politik ist laut UBA ge fragt: Es empfiehlt einen Politik-Mix aus finanziellen Anreizen – wie die Neuausrichtung der Mehrwertsteu er für Lebensmittel nach ökologi schen Kriterien – und regulatori schen Maßnahmen. Dazu zähle u.a. die Internalisierung externer Kosten – Umweltkosten der Produktion, wie Luftverschmutzung oder Klima schäden, die bislang von der Gesell schaft getragen werden, würden dabei eingepreist. Außerdem sollten Mindeststandards im Rohwarenein

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Foto: UBA Foto: Alekss_AdobeStock

kauf, etwa für Palmöl oder Soja, eingeführt oder bestimmte, beson ders schädliche Fangarten im Fisch fang ausnahmslos verboten werden. Zudem sollte die Politik Rahmenbe dingungen für eine transparente und besser vergleichbare Nachhal tigkeitsberichterstattung der Unter nehmen setzen.

UBA-Präsident Dirk Messner erklär te: „Die Unternehmen im LEH ha ben sehr viel Einfluss – sowohl auf die Produktionsbedingungen als auch auf das Konsumverhalten. Da raus erwachsen Handlungschancen und auch Verantwortung. Einige Unternehmen gehen hier schon vor an und haben sich z.B. ambitionier te Ziele für Klima- und Waldschutz gesetzt. Das Potenzial ist aber noch lange nicht ausgeschöpft: Die Nach haltigkeitsstrategien der Konzer ne sind bis jetzt nur unzureichend verankert. So wird zwar viel von Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesprochen, aber im Einkauf der Produkte, bei Preisgestaltung oder Werbung z.B. sehen wir oft das Ge genteil. “

Details zur Studie

Die Studie wurde vom Schweizer Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) mit Unterstützung von Systain Consulting durchge führt. Zur Erfassung und Bewertung der Umweltleistungen der LEHUnternehmen wurde ein wissen schaftlich basiertes Bewertungsins trument aus 22 Handlungsfeldern, 43 Indikatoren und 112 Subindi katoren entwickelt. Die zur Bewer tung verwendeten Daten stammen zum Teil aus öffentlich verfügbaren Quellen, ergänzend wurden zusätz lich unternehmensinterne Infor mationen durch einen Fragebogen eingeholt. Die aktuelle Studie mar kiert den Ausgangspunkt des LEHMonitorings, das in den nächsten Jahren fortgeführt werden soll. Es soll Trends und Entwicklungen zei gen und darstellen, in wie weit sich die Transformation des Ernährungs systems im Bereich LEH erfassen lässt, um ggf. neue politische Impul se setzen zu können.

Anmerkungen: Mittelwerte für

gewichtet.

einzelnen

gegenüber der Vorjahreswoche.

Quelle: Verbraucherpreisspiegel der

auf Basis des GfK-Haushaltspanels.

vorbehalten. Abdruck, Auswertung

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Wenn es nach dem UBA geht, sollten die LEH-Unternehmen beim Sortiment einen stärkeren Fokus auf Umweltschutz legen. Foto: benjaminnolteAdobeStock
 Artikel Ø Einheit Ø Wo Ø Vwo Ø VjWo Ø Wo vs. VjWo OBST Äpfel 1 kg 1,89 1,85 2,11 -10,4 Tafelbirnen 1 kg 2,09 1,89 2,35 -11,2 Tafeltrauben, helle Sorten 1 kg 2,95 2,42 2,54 15,9 Heidelbeeren 1 kg 8,38 8,12 9,83 -14,8 Mandarinen u.ä. 1 kg 2,25 2,71 2,12 6,2 Bananen 1 kg 1,21 1,29 1,18 2,1 Zitronen 500 g 1,34 1,36 1,25 7,0 Kiwi Stück 0,56 0,59 0,51 8,7 GEMÜSE Eissalat Stück 1,12 1,04 0,74 51,8 Mischsalate 1 kg 7,20 7,07 6,88 4,5 Salatgurken Stück 0,95 0,99 0,76 25,6 Mini-Strauchtomaten 1 kg 6,31 5,26 5,74 10,0 Mini-Tomaten, ohne Grün 1 kg 4,24 4,08 3,86 9,9 Paprika 1 kg 3,47 3,35 2,32 49,6 Möhren, ohne Laub 1 kg 1,16 1,22 0,90 29,1 Zwiebeln 1 kg 1,35 1,45 1,13 20,0
die
Geschäftstypen und für Deutschland insgesamt: mit Umsatzanteilen
Wo vs. VjWo in %: Prozentuale Veränderung des vorläufigen Wochenmit telwertes
AMI
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und Weitergabe nur mit schriftlicher Genehmigung.
Durchschnittliche Verbraucherpreise in Deutschland (in Euro) in der 41. KW

Eigeninitiative und Zusammenarbeit

Lidl | Schwarz Gruppe ► „Auf dem Weg nach morgen“ – Verantwortung übernehmen. Dies ist der erklärte Leitgedanke des Discounters Lidl, der Nachhaltigkeit als Teil seiner DNA ansieht. Christoph Graf, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl in Deutschland, hat sich Zeit für das Fruchthandel Magazin genommen und Fragen zu den Anforderungen der Obst- und Gemüseerzeuger, der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie sowie den Plänen für die Zukunft beantwortet.

Nadine Schotten

Bitte verraten Sie uns, welche Anforderungen Lidl hinsichtlich der Nachhaltigkeit an die Pro duktion stellt. Christoph Graf: Lidl nimmt seine unternehmerische Sorgfaltspflicht als einer der führenden Lebens mitteleinzelhändler in Deutschland sehr ernst und handelt bewusst für Mensch und Umwelt. Basie rend auf internationalen Normen haben wir bereits seit Jahren unse re Anforderungen an soziale und ökologische Standards in unserem „Code of Conduct“ für unsere Ver tragspartner schriftlich fixiert sowie in unserem Positionspapier „Un ternehmerische Sorgfaltspflicht für Menschenrechte und Umweltschutz beim Einkauf von Handelsware“ konkretisiert. Im Rahmen der Wei terentwicklung unserer menschen rechtlichen Sorgfaltspflicht führen wir auch regelmäßig sogenannte Human Rights Impact Assessments (HRIAs) nach international aner kannter Methodik durch und stehen darüber indirekt mit Erzeugern in Kontakt. So haben wir z.B. in der Lieferkette für spanische Beeren und kolumbianische Bananen ein HRIA durchgeführt, um die Auswir kungen unserer Geschäftsaktivitä ten zu analysieren und identifizierte Risiken zu adressieren. Weitere Infos dazu sind unter Human Rights Im pact Assessment – Lidl Deutschland zu finden.

Welche Standards und Zertifizie rungen sind konkret bei der Er

zeugung von Obst und Gemüse erforderlich?

All unsere Obst- und Gemüseer zeuger sind GLOBALG.A.P.-zertifi ziert und erfüllen das Zusatzmodul GRASP (Risk Assessment on Social Practice) oder einen vergleichbaren international anerkannten Stan dard, der unter anderem die Arbeits sicherheit, den Gesundheitsschutz und soziale Belange von Arbeitern umfasst sowie für einen verantwor tungsvollen Umgang mit natürli chen Ressourcen wie etwa Wasser steht. Lidl hat darüber hinaus mit dem Zertifizierer GLOBALG.A.P. und weiteren Partnern den ersten branchenweiten Standard für den Schutz der Biodiversität im konven tionellen Obst- und Gemüseanbau in Europa entwickelt. Zu den Part

nern gehören die FiBL Ausgründung Sustainable Food Systems GmbH (SFS) in der Rolle der Projektleitung sowie der Global Nature Fund, Bio land, die Bodensee-Stiftung und die Hochschule Nürtingen-Geislingen als Wissenschaftspartner. Bei der Ausarbeitung und Pilotierung in Deutschland, Italien, Polen und Spa nien waren Agenturen und Vertreter von landwirtschaftlichen Erzeugern beteiligt, um praktische Anforde rungen zu berücksichtigen. Seit April 2022 steht das GLOBALG.A.P. Add-on BioDiversity al len Marktteilnehmern vom Er zeuger bis zum Inverkehrbringer als Zusatzmodul zum etablierten GLOBALG.A.P.-Standard für gute landwirtschaftliche Praktiken zur Verfügung. Als erster europäischer

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Innenansicht der „Metropolfiliale“ in Frankfurt Fotos: Lidl Fotos: Lidl

Lebensmittelhändler arbeitet Lidl mit dem Standard und wendet die sen im ersten Schritt bei über 250 Erzeugern aus verschiedenen euro päischen Ländern an. Im nächsten Schritt prüfen wir, in welchen Län dern und Lieferketten das Add-on verpflichtend eingeführt werden kann.

Die Einführung des ersten Biodiversi tätsstandards im konventionellen eu ropäischen Obst- und Gemüseanbau zeigt, wie wichtig Eigeninitiative und Zusammenarbeit sind. Der Standard ermöglicht nun, Mindestanforde rungen für die Biodiversität in der Breite zu etablieren. Er steht damit sinnbildlich für unseren Anspruch, branchenweite Veränderungen vor anzutreiben, um den Erhalt der Bio diversität voranzubringen.

Kann Lidl – trotz der aktuell vielfältigen Herausforderungen – an den gesteckten Nachhaltigkeitszielen festhalten?

Nachhaltigkeit ist ein Teil der LidlDNA. Wir richten unsere gesamte Wertschöpfungskette an unserer CSR-Vision aus, nachhaltigster Fri sche-Discounter in Deutschland zu werden. Es ist unser Anspruch, un seren Kunden beste Qualität zum günstigen Lidl-Preis anzubieten. Da für stehen wir im engen Austausch mit unseren Lieferanten und arbei ten gemeinsam daran, unser Sorti ment noch nachhaltiger zu gestal ten. Dabei geht es uns auch um die planetaren Grenzen, innerhalb derer wir ökologisch und sozial nachhaltig wirtschaften müssen.

Das Umweltbundesamt kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass sich der Lebens mitteleinzelhandel zwar mit verschiedenen Aktivitäten für den Umwelt- und Klimaschutz engagiert, doch die Unterneh men ihren Einfluss und Hand lungsspielraum deutlich stärker nutzen könnten. Wie gehen Sie mit diesen Erkenntnissen um?

Wir wollen entlang unserer gesam ten Wertschöpfungskette einen Bei trag zum besseren Leben von Men schen und der Umwelt heute und

morgen leisten. In den vergangenen drei Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, unsere Auswirkungen transparent zu machen und lassen uns daran messen. In der Lidl-Nach haltigkeitsstrategie 2030 sind un sere strategischen Ziele verankert, die sich von einer Emissionsreduzie rung, höheren Tierwohlstandards, mehr Biodiversität über weniger Plastik und weniger Lebensmittel verschwendung bis hin zu einer nachhaltigen Beschaffung von kriti schen Rohstoffen erstrecken. Unse re Strategie entwickeln wir kontinu ierlich weiter und hinterlegen diese mit konkreten Maßnahmen und Zielen. Wir sind uns unserer Verant wortung bewusst, hinterfragen uns selbst und optimieren fortlaufend unsere Abläufe und Prozesse. Die Herausforderungen sind dabei im mens, aber wir arbeiten daran, Ver änderungsprozesse für die gesamte Branche sowie auch für das soziale Umfeld in Gang zu setzen und un sere Marktbegleiter zum Mitmachen zu motivieren. Dass wir hierbei auf einem guten Weg sind, bestätig ten uns auch externe Organisatio nen: Lidl belegt jeweils den ersten Platz im Oxfam Supermarkt-Check 2022 sowie in der WWF-Entwal dungs-Scorecard. Dort konnten wir mit unserer Selbstverpflichtung zu entwaldungsfreien Lieferketten bis 2025 und Menschenrechten sowie zur Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflicht überzeugen.

Welche Bedeutung hat die sozi ale Komponente innerhalb Ihres Nachhaltigkeits-Managements?

Die soziale Komponente ist ein we sentlicher Bestandteil unseres Nach haltigkeitsmanagements und spie gelt sich unter anderem in unserer Einkaufspolitik für Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit so wie beispielsweise auch in den Obst und Gemüselieferketten durch die verbindliche GLOBALG.A.P. GRASP Auditierung unserer Erzeuger wi der. Zudem engagieren wir uns zur Sicherstellung existenzsichern der Löhne für Arbeiter in Produk tionsländern der Textilindustrie in verschiedenen Initiativen wie etwa der Initiative Action Collaboration Transformation (ACT) und mit inter nationalen Partnern wie etwa der Business Social Compliance Initiati ve (BSCI).

Bedarf es eines einheitlichen Qualitätsstandards für nachhal tige Lieferketten, der sowohl national als auch international gültig ist? Wir begrüßen etwaige Bemühungen seitens der Politik, verbindliche und einheitliche Regelungen zu schaf fen, um einerseits die Achtung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt sicherzustellen und an dererseits für die Unternehmen in den Wertschöpfungsketten Rechts sicherheit und faire Wettbewerbs bedingungen zu gewährleisten. Als nachhaltiger Frische-Discounter nimmt Lidl seine unternehmerische Sorgfaltspflicht sehr ernst und setzt sich kontinuierlich für die Einhal tung und Umsetzung entsprechen der Vorgaben bei Produzenten und in den Lieferketten ein.

Lidl belegt jeweils den ersten Platz im Oxfam Super markt-Check 2022 sowie in der WWFEntwaldungsScorecard.

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Bereit, den Weg zu mehr Nachhaltigkeit im LEH zu gehen

Aldi Süd verzeichnet eine gestiegene Nachfrage nach Bioprodukten.

Aldi Süd ► Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Aldi Süd kein neues. Schon lange ergreift der Discounter vielfältige Maßnahmen, um einen nachhaltigen Konsum zu fördern und baut sein Sortiment an nachhaltigeren Produkten stetig weiter aus. „Wir sehen uns in der Pflicht, Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt zu übernehmen. Deshalb betrachten wir Nachhaltigkeit schon seit vielen Jahren als Teil unseres Geschäftsmodells und vor allem als Investition in die Zukunft. An unseren Nachhaltigkeitsinitiativen halten wir fest und bauen diese sogar weiter aus”, erklärt Aldi Süd gegenüber dem Fruchthandel Magazin.

Auf die Frage, wie sich vor dem Hintergrund der aktu ellen wirtschaftlichen Situa tion der Konsum von nachhaltigen Produkten entwickelt, erklärt der Discounter: „Gerade in der aktuel len Zeit spüren wir, dass der Einkauf bei Aldi Süd für viele Kundinnen und Kunden relevanter wird denn je. Aldi Süd ist Biohändler Nr. 1 im eigenen Verkaufsgebiet. Wir ver zeichnen eine gestiegene Nachfra ge unserer Kundinnen und Kunden nach Bioprodukten und das, obwohl diese Nachfrage im Lebensmittelein zelhandel in unserem Verkaufsge biet verglichen zum Vorjahr zurück geht.”

Den Ergebnissen der aktuellen Stu die des Umweltbundesamtes, wo nach der deutsche LEH sein Poten zial bei Umwelt- und Klimaschutz nicht voll ausschöpft (siehe auch Seite 76), hat das Unternehmen

mit Interesse aufgenommen. „Die Ergebnisse des Forschungsberichts, an dem Aldi Süd konstruktiv mit gewirkt hat, zeigen, dass der Weg zu mehr Nachhaltigkeit im LEH nur gemeinsam geht und dass es hier auf das Zusammenspiel aller Akteu re ankommt. Aldi hat nicht zuletzt mit seinem Haltungswechsel bewie sen, Vorreiter der Branche zu sein. Wir sind bereit, den Weg zu mehr Nachhaltigkeit im LEH zu gehen und haben uns ambitionierte Ziele ge setzt, an denen wir kontinuierlich arbeiten.“ So konnte Aldi Süd nach eigenen Angaben im Vergleich zum Studienberichtsjahr 2020 bereits zahlreiche weitere Maßnahmen umsetzen, die einen wesentlichen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leis ten. Drei konkrete Beispiele dafür seien der Haltungswechsel, der An schluss an die Science Based Targets Initiative und der stetige Ausbau

des Bio-Sortiments. „Der nationale CR-Fortschrittsbericht und der inter nationale Corporate Responsibility Report von Aldi Süd geben Auskunft darüber, welche Erfolge wir bereits erreicht haben und welche Ziele wir uns noch gesetzt haben.“

Doch welche Richtlinien müssen Lieferanten und Erzeuger zwingend einhalten, um den Discounter belie fern zu dürfen? Hier verweist das Unternehmen auf seinen internatio nalen CR- (Corporate Responsibility) und QW- (Qualitätswesen) Anforde rungskatalog indem detailliert alle Richtlinien definiert sind.

Zertifizierung nach dem Standard GLOBALG.A.P

Grundsätzlich seien alle Erzeuger von Obst und Gemüse nach dem Standard GLOBALG.A.P. zertifiziert. Zusätzlich fordere Aldi Süd das Zu

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Nadine Schotten

satzmodul GRASP oder einen alter nativ akzeptierten Sozialstandard für alle Obst- und Gemüseartikel. „GRASP bedeutet ,GLOBALG.A.P. Risk Assessment on Social Practice` und ist ein freiwilliges Modul, um die Sozialpraktiken in landwirt schaftlichen Betrieben zu bewerten, z.B. Arbeitssicherheit, Gesundheits schutz und die sozialen Belange von Arbeitern. Das GLOBALG.A.P.-Zerti fizierungssystem basiert auf der Zu sammenarbeit mit unabhängigen, akkreditierten Zertifizierungsstel len“, informiert das Unternehmen. Außerdem verlange der Discounter zum Schutz der Ressource Was ser von seinen Produzenten der 15 meistverkauften Obst- und Gemü sesorten aus wasserkritischen Regi onen seit dem 1. Juli auch die Zer tifizierung nach dem GLOBALG.A.P Add-on SPRING („Sustainable Pro gram for Irrigation and Groundwa ter Use“).

„Da eines unserer strategischen Ziele die Integration von Nachhal tigkeit in unsere Einkaufspraktiken ist, haben wir zusätzlich eine ei gene, jährliche CR-Lieferantenbe wertung entwickelt. Diese bewer tet unsere Geschäftspartnerinnen und -partner u.a. in Bezug auf ihr CR-Management und ihre Compli ance-Prozesse, ihre Unterstützung und Beziehung zu Erzeugern sowie ihre Sorgfaltspflicht in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt“, so

FH
„Wir sehen uns in der Pflicht, Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt zu überneh men. Deshalb betrachten wir Nachhaltigkeit schon seit vielen
Fotos: Unternehmensgruppe Aldi Süd
All in ONE fruitlogistica.com Berlin 8|9|10 Feb 2023

Ökologische Kriterien im Fokus

Edeka ► Die Nachfrage nach Produkten aus nachhaltigerer Erzeugung entwickelt sich nach wie vor positiv. Dies erklärte die Edeka Zentrale Stiftung & Co. KG auf Anfrage des Fruchthandel Magazins und betonte, dass sich das Unternehmen gemeinsam mit Partnern bereits seit vielen Jahren für die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden einsetze. Der Fokus liege dabei auf ökologischen Kriterien, aber auch soziale Aspekte würden berücksichtigt.

Dies veranschaulichte Edeka anhand von einigen Beispie len, wie dem Ausbau des Biosortiments. „Der Edeka-Verbund fühlt sich den Bio-Bäuerinnen und -Bauern genauso verpflichtet wie seinen Kundinnen und Kunden. Mit der Biomarke Naturkind bietet Edeka nun neue Möglichkeiten des Vertriebs- und Kooperationsaus baus, um gemeinsam eine wachs tumsreiche Zukunft zu gestalten. Alle Artikel der Fachhandelsmarke Naturkind, die als Bio-Mehrwert marke konzipiert ist, stammen zu 100 % aus ökologischer Landwirt schaft”, teilt der Konzern mit. Viele von ihnen würden nach den Richt linien der Anbauverbände Bioland e.V., Naturland e.V. und Biopark e.V. erzeugt und gingen damit deut lich über den EU-Bio-Standard hin aus. Einige Artikel trügen weitere Nachhaltigkeitssiegel wie Fairtrade. „Hinzu kommt der WWF-Panda, das Logo des Edeka-Partners für Nach haltigkeit, das den Verbraucherin nen und Verbrauchern zusätzliche Orientierung beim Einkauf gibt”, heißt es.

Wegweisende Projekte im Bereich Obst und Gemüse

Im Rahmen der Partnerschaft von Edeka und WWF würden wegwei sende Projekte im Bereich Obst und Gemüse umgesetzt. Hier werden ein Bananenprojekt in Ecuador und Kolumbien sowie ein Citrusprojekt in Spanien genannt. „Mit der Ede ka-Banane aus dem Bananenprojekt in Ecuador und Kolumbien haben Edeka und der WWF 2014 den Stan dard für nachhaltig und fair pro duzierte, konventionelle Bananen gesetzt: Der ganzheitliche Ansatz

Im Rahmen des Citrusprojekts mit dem WWF liegt ein Ziel in der Förderung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme.

berücksichtigt ökologische Kriterien, aber auch soziale Standards beim Anbau. Das Projekt wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgeweitet und umfasst 19 Far men auf über 3.900 ha in Ecuador und Kolumbien. Alle Farmen muss ten bereits zum Start Rainforest Al liance-zertifiziert sein und weitere Auflagen erfüllen“, erklärte Edeka. Im Rahmen des Projektes würden Umwelt und Sozialverträglichkeit in rund 80 Kriterien kontinuierlich ver bessert. Dazu zählten Maßnahmen in den Bereichen Ökosysteme und Artenvielfalt, Wassermanagement, integrierter Pflanzenschutz und Bodenmanagement, Klimaschutz, Abfallmanagement und Soziales. Zusätzlich biete Edeka in großem Umfang auch Bananen aus ökolo gischem Anbau an. Die Biobananen werden nach Angaben von Edeka zu über 90 % nach den Demeter-Kri terien angebaut und stammen aus der Dominikanischen Republik und Peru. Hier seien die Plantagen teil weise auch Fairtrade-zertifiziert.

Auch auf das mit dem WWF ge meinsame Citrusprojekt ging der Konzern ein. Hier liege das Ziel da rin, den konventionellen Anbau von Citrusfrüchten in Spanien schrittwei se nachhaltiger zu gestalten. Dabei stünden vier Themenfelder im Fo kus: nachhaltigere Wassernutzung auf den Farmen und im Flussgebiet, Erhalt und Förderung der biologi schen Vielfalt und der Ökosysteme sowie reduzierter Einsatz von Pflan zenschutzmitteln und verantwor tungsvollere Düngung. „Gestartet wurde das Projekt 2015 auf der Finca Iberesparragal in Andalusien. Denn die Region ist nicht nur ein Zentrum des Citrusfrüchteanbaus, sondern besitzt artenreiche Ökosys teme, ist wichtiges Durchzugsgebiet für Zugvögel und eines der letzten Rückzugsgebiete von bedrohten eu ropäischen Tierarten. Mittlerweile nehmen 28 andalusische Fincas mit einer Anbaufläche für Orangen und Mandarinen von insgesamt über 1.100 ha an dem Projekt teil”, so Edeka abschließend. nsc

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Foto: Edeka Verbund

Nachhaltigkeit sollte Bestandteil des täglichen Tuns sein

Globus Markthallen ► Nachhaltig denken und handeln ist ein zentraler Bestandteil der Globus-Philosophie. Wir hatten die Gelegenheit, hierzu mit Prof. Dr. Horst Lang, Leitung Qualitätssicherung Globus Markthallen und Isabella Kettner, Referentin Nachhaltigkeit Globus Markthallen, zu sprechen.

Nadine Schotten

Welche Nachhaltigkeitsanforde rungen stellen Sie insbesondere an die Produktion von O+G?

Prof. Dr. Horst Lang: Für die Zusammenarbeit mit unseren O+G-Lieferanten haben wir bereits vor vielen Jahren Agrar-Richtlinien formuliert, die mehrere Schwer punkte beinhalten. Der primäre Punkt ist eine eindeutige Rückver folgung der Produkte bis aufs Feld, der daran anschließende Schwer punkt liegt in der Sicherheit für den Verbraucher und der Biodiversität auf den Feldern. Um diese Anfor derungen nachhaltig umsetzen zu können, fordert Globus seit über 20 Jahren die Zertifizierung nach GLOBALG.A.P. Standard von allen Lieferanten ein. Diese Anforderung betrachtet auch Themen des Ar beitsschutzes, der korrekten Entloh nung wie auch der sozialen Absi cherung der Beschäftigten nach den Regeln der jeweiligen Länder.

Können sich vor dem Hinter grund der über alle Bereiche steigenden Kosten, Initiativen im Bereich der Nachhaltigkeit so entwickeln wie geplant? Aus unserer Sicht stellt die aktuelle Situation kein Hindernis bezüglich sinnvoller Anforderungen zur Nach haltigkeit dar. Unsere Unterneh mens-Leitlinien stehen für die Ver antwortung für Mensch, Natur und Unternehmen, die sich in einer lan gen partnerschaftlichen Zusammen arbeit widerspiegeln. Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Obst und Gemüse sollte nicht als Wachstums segment gesehen werden, sondern Bestandteil des täglichen Tuns sein.

Dies trifft sowohl auf unsere Pro dukte aus konventioneller als auch aus ökologischer Landwirtschaft zu.

Das Umweltbundesamt kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass sich der LEH zwar mit verschiedenen Akti vitäten für den Umwelt- und Klimaschutz engagiert, doch die Unternehmen ihren Einfluss deutlich stärker nutzen könn ten. Wie gehen Sie mit diesen Erkenntnissen um?

Die Verantwortung jeder Stufe in der Wertschöpfungskette darf nicht negiert werden. Natürlich sollte der Lebensmitteleinzelhandel Anreize schaffen, verantwortungsvoll O+G zu produzieren. Eine stufenüber greifende Aktivität für Umwelt- und Klimaschutz kann nur gemeinsam von allen Akteuren der Versorgungs kette erreicht werden – vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork-Strategie). Hierfür bietet GLOBALG.A.P. eine hervorragende Plattform, auf der

alle Beteiligten für dieses gemeinsa me Ziel arbeiten können – und dies weltweit. Globus hat sich über viele Jahre in diesen Gremien stark enga giert.

Welche Bedeutung hat die sozi ale Komponente innerhalb Ihres Nachhaltigkeits-Managements?

Isabella Kettner: Die gelebte Ver antwortung für Mensch, Natur und Unternehmen ist fest in unserem Leitbild verankert. Ob im Umgang mit unseren Kunden und Partnern oder in unserem täglichen Miteinan der. Wir orientieren uns bei unserem Handeln an den drei Säulen Sozia les, Ökologie und Ökonomie. Neben unserem Engagement für nachhalti ge Partnerschaften, Produkte und Lieferketten setzen wir ebenfalls auf regionale Unterstützung von Vereinen, Schulen und sozialen Ein richtungen. Die Aktivitäten unserer Markthallen werden ergänzt durch die Projekte der gemeinnützigen Globus-Stiftung.

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Prof. Dr. Horst Lang, Leitung Qualitätssiche rung Globus Markthallen Globus fordert seit über 20 Jahren die Zer tifizierung nach GLOBALG.A.P. Standard von allen Lieferanten ein. Fotos: Globus Markthallen

Jetzt nicht in den Krisenmodus verfallen

Rewe Group ► Steigende Kosten und Preiserhöhungen treffen aktuell jeden. Die Rewe Group sieht dies als eine gemeinsame große Herausforderung für alle – von der Landwirtschaft über die Produktion bis hin zum Handel. „Dennoch ist uns wichtig: Wir halten unverändert an unserer Sortimentsstrategie fest und bleiben für unsere Lieferanten ein verlässlicher Partner. Es ist für uns von zentraler Bedeutung, nicht in den Krisenmodus zu verfallen und unsere bestehenden, sehr guten Strukturen vital zu halten“, teile uns die Rewe Group für diese Ausgabe mit.

Hierzu stehe die Rewe Group mit seinen Partnern grund sätzlich in engem Austausch und suche stets nach partner schaftlichen Lösungen. Mögliche Abstriche aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage lässt das Un ternehmen nicht gelten. „Wir hal ten unverändert an unserer Nach haltigkeitsstrategie fest. Es wäre fatal und kurzsichtig, eine globale Existenzfrage wie den Klimawan del aus den Augen zu verlieren. In der Krise ist es wichtig, nicht in Pa nik zu verfallen. Wir sehen sowohl bei Rewe als auch bei Penny die nachhaltigeren Sortimente als un verzichtbaren Bestandteil unseres Angebots und strategisch wichtige Fokussortimente, die wir kontinu ierlich weiter ausbauen“, erklärt die Rewe Group gegenüber dem Fruchthandel Magazin. Auf unsere Frage, welche Bedeutung die sozi ale Komponente innerhalb Nach haltigkeits-Managements der Rewe Group habe, erklärte der Konzern, dass die fairere Gestaltung von Lie ferketten ein besonderer Schwer punkt des Unternehmens sei „Wir beschäftigen uns seit Jahren inten siv mit der Einhaltung von Men schenrechten in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten. Schon seit Jahren hat die Rewe Group einen umfassenden Ansatz zur unterneh merischen Sorgfaltspflicht.“

Menschenrechte dürfen nicht verhandelbar sein

Doch benötigt es einen einheitli chen Qualitätsstandard für nach haltige Lieferketten, der sowohl national als auch international gültig ist? Hierauf antwortet der

„Bei Rewe und Penny werden die nachhaltige ren Sortimente als unverzichtba ren Bestandteil unseres Ange bots und strate gisch wichtige Fokussortimente angesehen“, teilt die Rewe Group mit.

Konzern, dass die Rewe Group überzeugt davon sei, dass es ver bindliche Rahmenbedingungen auf internationaler Ebene brauche, um entlang globaler Lieferketten faire Voraussetzungen zu schaffen. „Für uns ist klar: Menschenrechte dür fen nicht verhandelbar sein. Derzeit prüfen wir die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz im Detail und gleichen diese mit un seren bestehenden Prozessen und Maßnahmen ab.“

UBA-Studie ist eine Bestätigung

Die aktuelle Studie des Umweltbun desamt (siehe Seite 76) sieht das LEH-Unternehmen grundsätzlich als Bestätigung, dass seine Nach haltigkeitsstrategie richtig und ziel führend sei. „Hier werden wir nicht nachlassen, uns weiter ambitionier te Ziele setzen und diese transparent

und messbar verfolgen. Zentral für uns ist, dass der Bericht belegt, dass wir als einzelnes Unternehmen und auch als LEH-Branche auf politische Flankierung angewiesen sind.“ So wohl die Entwicklung von Kriterien für einen ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln als auch die ak tuell in Brüssel laufende Schaffung eines Rahmens für eine EU-Nach haltigkeitskennzeichnung müssten politisch aktiv begleitet werden. Nur dann könne es gelingen, ein Kenn zeichnungssystem zu entwickeln, das es künftig ermögliche, Umwelt wirkungen von Lebensmitteln für Verbraucherinnen und Verbraucher sichtbar zu machen. nsc

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Foto: Rewe Group

INHALT

PREISE I MENGENSTAFFEL

CHICORÉE

DieKulturjahrausderRübederSprossgetriebenwird. Chicorée-Pflanzenbraucheneingemäßigtes,feuchtesKlimaund jenachSorteeineVegetationsperiodevon120bis170Tagen.Der Bodenmusstiefgründig,leichtsandig,gutstrukturiertundgutmit

aufweisen,schließlichsollengroße,glatteundunverzweigteRüben erzeugtwerden.DieAussaatmitvorgekeimtem,pilliertemSaatgut umerfolgtinWesteuropavonAprilbisJuni;ambestennachdem1.Mai, verhindern,einmöglichstgleichmäßigesAuflaufenzuermöglichenundzu dassdurchKälteperiodeneinvorzeitigesSchießenindu-

arbeitet,sodasseinVereinzelnderaufgelaufenenSämlingenicht

PflTreibereizuerzeugen.AngestrebtwirdeinBestandvon250.000 anzen/ha.Gesätwirdauf achemBodenoderaufHochbeeten ein-inReihen(30cmbis40cmAbstand),beischwerenBödenauch rungoderdoppelreihigaufDämmen.EineregelmäßigeBewässelockereistnotwendig.ImerstenKulturjahrbildetdiePflanzeeine Rosetteausbiszu30cmlangen,länglichenBlätternundeinekräftige,bis25cmlangeRübemitbraunerRindeaus. Chicorée-SprossewerdennichtnachSortengehandelt,dieeinzelnenAnbausortenunterscheidensichaberu.a.hinsichtlichdes vorgesehenenTreibtermins(früh:SeptemberbisOktober;mittel-

WARENKUNDE FRUITNET MEDIA INTERNATIONAL I DÜSSELDORF FRUCHTHANDEL
• ÄPFEL • APFEL-CLUBSORTEN • ANANAS • AVOCADOS • BANANEN • BIRNEN • CHICORÉE • CITRUS (GRAPEFRUIT UND PAMPELMUSEN, MANDARINEN, ORANGEN) • ERDBEEREN • KIWIS • KOHL (BLUMENKOHL UND BROKKOLI) • MELONEN • NÜSSE (WALNUSS, HASELNUSS UND MANDEL) • PAPRIKA • PFIRSICHE UND NEKTARINEN • PFLAUMEN • PILZE • SALATE • SPARGEL • TAFELTRAUBEN • TOMATEN Die Produkte werden hinsichtlich folgender Eigenschaften beschrieben: Herkunft, Sorten, Qualitätsmerkmale, Lieferländer, Ernte, Lagerung, Inhaltsstoffe, Verpackungen, Vermarktungsnormen.
Wir bestellen Exemplare 1 Exemplar 19,80 €, ab 5 Exemplaren pro Stück 16,80 €, ab 10 Exemplaren 13,80 €, ab 50 Exemplaren 9,80 € (Preise zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkosten). Fruitnet Media International GmbH | Postfach 10 55 51 | 40046 Düsseldorf |Germany Ansprechpartnerin: Ingrid Bergmeister I E-Mail ib@fruchthandel.de Tel. +49-(0)211-99104-12 | Fax 49-(0)211-66 31 62 Firma Ansprechpartner Straße PLZ/Ort Land Telefon Email USt.-ID-Nr. (nur EU) 1BAND BIRNEN Beschreibung Die Birne ist die Sammelbalgfrucht eines bis 20 m hoch werdenden sommergrünen Baumes, der im Erwerbsanbau vorwiegend als schlanke Spindel in Einzelreihe mit Baumhöhen von 2 bis 2,5 m gezogen wird und Dichtpflanzungen mit 2.500 bis 3.000 Bäumen pro Hektar ermöglicht. Bei der noch enger gepflanzten Superspinohne Gerüstäste besteht der Baum nur noch aus Stamm und Fruchtholz (Fruchtwand), womit Pflanzdichten von 7.700 Bäumen pro Hektar mit maximalem Ertrag, allerdings geringerem Fruchtgewicht erreicht werden. In den letzten Jahren haben verschiedene neue Pflanzsysteme wie das Drapeau-System (Schrägpflanzung in der Reihe, ergibt eine Hecke) oder das V-System Einzug in die Praxis gehalten. Ziel ist immer eine optimale Belichtung bei maximaler Platzausnutzung.Birnensindselbstunfruchtbar,benötigenalsoeine geeigneteBestäubersorte,umdenErtragzusichern. InderBlütezeitderBirnenselektionim18.und19.Jahrhundertstand dieFruchtqualitätfürdenjeweiligenVerwendungszweckimVordergrund: Frischverzehr, Kochbirne, Lagerbirne, Eignung als Dörrobst. Heutige Zuchtziele sind neben einer guten Fruchtqualität ein früh einsetzender hoher Ertrag, schwacher bis mittlerer Baumwuchs, verbesserte Unterlagen, eine geringe Anfälligkeit für Krankheiten (Feuerbrand,Bakterienbrand,Schorf,Birnengitterrost,Birnenverfall, Virosen) und Schädlinge (Birnenblattsauger) und eine ausreichende Frostverträglichkeit.AußerdemsollendieSorteninFarbeund Form attraktiv sein und Winterbirnen eine gute Lagerfähigkeit mit anschließend langem „shelflife“aufweisen. Sortenvielfalt bei Birnen beträchtlich und hat ihren Ursprung in denmittelalterlichenKlostergärten.Etwa 260 Birnensorten waren bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Europa bekannt. Ab Mitte des Herkunft Die Birne (Pyrus communis) zählt zum Kernobst und gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Gattung Pyrus hat ihren Ursprung im Kaukasus und in Zentralasien. An der Entstehung unserer Kulturbirne waren mehrere Wildarten, vor allem die Holzbirne (P. pyraster) und die Schneebirne (P. nivalis) beteiligt. In Asien, vor allem in China, wurden andere PyrusArtenschonvorca.3.000Jahrenkultiviert.ErsteErwähnungen 18. Jahrhunderts fanden systematische Selektionsarbeiten in FrankreichundBelgienstatt.IndieserZeitwurdenzahlreicheZufallssämlinge mit schmelzendem Fruchtfleisch („Butterbirnen“) ausgelesen, aufdieeinGroßteilunsererheutigenSortenzurückgeht.DieSortenzüchtung mit gezielten Kreuzungen bestimmter Elternsorten setzte erst nach 1900 ein. Heute sollen über 3.000 Birnensorten beschrieben sein. Birnensorten werden grob nach ihrer Verwendung in Mostbirnen (Mostgewinnung, Brennen), Wirtschaftsbirnen (Konserven, Kompott,Trockenbirnen)undTafelbirnen(Frischverzehr)eingeteilt. Im Vergleich zum Apfel sind Birnen vielgestaltiger geformt: kreiselförmig, kugelig, faßförmig, kegelförmig, birnenförmig, glockenförmigoderflaschenförmigmitkürzereroderlängererAchse.DieSchale ist glatt oder rau, ihre Grundfarbe hellgrün, gelbgrün, hellgelb, gelb oder leuchtend gelb, die Deckfarbe bräunlich-rot bis rot, von teilweiseüberhauchtbis ächigoderganzfehlend.Typischfüreinige Sorten ist eine netzartige bis flächige Berostung. Das Fruchtfleisch ist saftig bis sehr saftig, knackig-fest, halbschmelzend oder schmelzend,süßundmehroderwenigeraromatisch. NachihrerReifezeitwerdenBirneninSommer-,Herbst-undWintersorteneingeteilt.NachstehendeinigeSortenbeispiele,dieausdeutschem Anbau oder europäischen Importen am Markt anzutreffen sind.HinterSortenmitBerostungstehtein(R).
FRUCHTHANDEL
Williams derBirnenkulturgibtesbeidenGriechenum1.000v.Chr.,die Römer verbreiteten erste Birnensorten über ganz Europa. Der Anbau von Birnen erfolgt heute weltweit in den gemäßigten Breiten, wobei hochwertige Tafelbirnen einen Standort mit Weinbauklimabenötigen. Sommersorten: ‚Akca’, ‚Bella di Giugno’, ‚Blanquilla’, ‚Carmen’, ‚Castell’, ‚Ercolini’ (‚Coscia’), ‚Etrusca’, ‚Morettini’, ‚Dr. Jules Guyot’ (‚Limonera’),‚Delfrap’-DelbardPremière Herbstsorten: ‚Celina’-QTee ja’, ,Gellerts Butterbirne’ (‚Beurré Hardy’) (R), ‚Gute Luise’, ‚SantaMaria’,‚Verdi’-SweetBlush Chretien’,‚Bartlett’). Wintersorten (lagerfähig): ‚Abate Fetel’ (R), ‚Alexander Lucas’,‚Angelys’,‚BoscsFlaschenbirne’(‚KaiserAlexander’)2018 44 2018 tenKulturjahrimFreilanddieWurzel(Rübe)erzeugtundimzweiten
organischer Masse versorgt sein. Er darf keinesfalls Verdichtungen
Herkunft Der Chicorée (Cichorium intybus L. Foliosum-Gruppe) stammt tetvonderinEuropa,NordafrikaundvomOrientbisSibirienverbreiwildwachsenden „Wegwarte“ (C. intybus var. intybus) ab.VondernahverwandtenWurzel-Zichorie(C.intybusL.Sativum-
demGruppe)istdieVerarbeitungderWurzelzuZichorienkaffeeseit
17.Jahrhundertbekannt.Mittedes19.Jahrhundertswurde teninBelgienentdeckt,dassdieüberWinterinMieteneingelagerSprosseZichorienwurzelnaustriebenundweiße,wohlschmeckende bildeten.SchwerpunktdesChicorée-Anbausistbisheu-teEuropa. imWeißerChicorée Packstück ziertwird.HeutewirdmitEinzelkornablageoderSaatbändernge-
mehr erforderlich ist. Es wird eine Saatdichte von 300.000 bis360.000Korn/haempfohlen,umoptimaleWurzelgrößenfürdie
aufRoterChicorée Foodtainer

Wenn es um den Schutz der Böden geht, werden integrierte Ansätze benötigt, die das lokale Potenzial hervorheben.

Böden weltweit kaum geschützt

STUDIE Böden sind die Heimat von Milliarden Fadenwürmern, Insekten, Pil zen, Bakterien und vielen anderen Lebewesen. Ein Großteil aller Lebensmittel hängt direkt oder indirekt von der Bodenfruchtbarkeit ab. Böden sind anfäl lig für Änderungen des Klimas oder der Landnutzung. Um bodenökologische Werte zu erhalten, braucht es gesicherte Erkenntnisse dazu, wo ihr Schutz am nötigsten ist. Ein internationales Team unter der Leitung des Deutschen Zent rums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig, der MLU sowie des Instituto de Recursos Naturales y Agrobiología de Sevilla (IRNAS) hat nun die erste globale Schätzung von Hotspots bodenökologischer Werte veröffentlicht. Es untersuchte in Böden weltweit die biologische Vielfalt sowie Indikatoren für Ökosystemdienstleistungen. Mit diesen Beobachtungen erfass ten sie drei bodenökologische Dimensionen: lokaler Artenreichtum, Einzigartig keit der Artengemeinschaft und sogenannte Ökosystemleistungen, z.B. Koh lenstoffspeicherung oder Wasserregulierung. Jede der drei bodenökologischen Dimensionen erreicht ihre höchsten Werte in verschiedenen Erdteilen. So wie sen Böden in gemäßigten Ökosystemen den höchsten lokalen Artenreichtum auf, während in ariden Ökosystemen und in den Tropen die Einzigartigkeit der Artengemeinschaft besonders hoch war. Die unterschiedliche räumliche Ver teilung der drei bodenökologischen Dimensionen mache es schwer, alle drei gleichzeitig zu schützen. „Wenn es um den Schutz der Böden geht, können wir nicht lokal alle bodenökologischen Dimensionen gleichzeitig maximieren. Stattdessen brauchen wir integrierte Ansätze, die das lokale Potenzial hervor heben“, so Guerra. Trotzdem konnten Hotspots identifiziert werden, die für den Bodennaturschutz höchste Priorität haben sollten: hauptsächlich in den Tropen, in Nordamerika, Nordeuropa und Asien. Die Forschenden verglichen die ermittelten bodenökologischen Hotspots mit vorhandenen Schutzgebieten. Sie stellten fest, dass die Hälfte der Hotspots derzeit nicht unter Naturschutz steht. „Wir müssen die Böden, ihre biologische Vielfalt und ihre Leistungen in unsere Betrachtung einbeziehen. Deshalb müssen Regierungen und Entscheidungsträ ger den Schutz der Böden im Rahmen der internationalen Verhandlungen über die Biodiversitätsziele für 2030 als Priorität festlegen.“

107. Jahrgang (gegründet 1916)

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