Furios 27 - Körper

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FURIOS 27

»Mit den Klamotten streifst du all den Stress ab« FKK klingt für viele nach alten Männern in der Sauna oder am Badestrand. Nicht jedoch für drei Mitglieder eines Berliner Nacktsportvereins. Sie erzählen, warum FKK für sie Freiheit bedeutet und weshalb Nacktheit nicht mit Sexualisierung gleichzusetzen ist.

denkt man, dass man den perfekten Körper haben muss, damit man ihn zeigen kann, ohne sich dafür zu schämen.«

Plötzlich nackt in der Öffentlichkeit sein – für viele ein Albtraum. Denn in unserer Gesellschaft wird Nacktheit als etwas Privates und Intimes angesehen. Für die 33-jährige Hanna ist der vermeintliche Albtraum jedoch eine angenehme Vorstellung. Sie fühlt sich in Klamotten unwohl und verbringt so viel Zeit wie möglich nackt. Damit gehört sie in Deutschland zur Ausnahme. In einer Umfrage von YouGov und Statista aus dem Jahr 2021 gaben über 60 Prozent der befragten Deutschen an, dass sie sich an Orten, an denen man nackt ist, unwohl fühlen oder diese Orte ganz meiden.

Das Verhältnis von Nacktheit und Sexualität wirft in unserer Gesellschaft ein Spannungsfeld auf: Nacktheit wird oftmals mit der Sexualisierung von Körpern gleichgesetzt. Während beispielsweise auf Instagram weibliche Brustwarzen zensiert werden, wird in Pornos extra nah herangezoomt. Pornos zeichnen zudem ein unrealistisches Bild vom menschlichen Körper, mit dem auch Jeff aufgewachsen ist. Erste Erfahrungen mit FKK öffneten ihm die Augen: »Es war interessant, Menschen in allen Größen und Für Menschen, die das anders sehen, bietet ©Illustration: Cathrin Weil Formen im wirklichen Leben zu sehen. Das hat mir der Berliner Nacktsportverein FSV Adolf Koch Ort geholfen, mich in meinem Körper im Vergleich zu anderen und Rahmen, um Nacktheit in Gesellschaft auszuleben. nicht mangelhaft zu fühlen.« So auch für Hanna, Paulo und Jeff, drei junge Mitglieder. Adolf Koch war Anfang des 20. Jahrhunderts Vorreiter der FreikörperkulAn den Treffen des FSV Adolf Koch schätzt Hanna besonders, dass tur (FKK) und Begründer des Vereins, der heute circa 120 Mitgliedort keinerlei sexuelle Spannung vorhanden sei. »Mir ist es wichtig, der zählt. Das Angebot an naturistischen Aktivitäten ist groß: es dass ich insbesondere als Frau selbst entscheiden kann, wann mein reicht von Yoga über Volleyball bis hin zu Body-Awareness-Kursen. Körper sexuell betrachtet wird.« Die FKK-Szene sei äußerst männerdoIm Sommer finden zudem Camps, Yoga-Retreats und Nacktwandeminiert, findet sie. Dies könne auf Frauen einschüchternd wirken. Darungen statt. her hat der Verein eine FLINTA*-Gruppe gegründet, in der sich Hanna Es gibt gute Gründe, die Hüllen fallen zu lassen. Nacktsein könne zusammen mit anderen engagiert: »Es geht mir darum, einen sicheren sich positiv auf die Gesundheit auswirken, so eine Studie der BARRaum zu schaffen, in den FLINTA* kommen können, ohne das Gefühl MER Krankenkasse. Darin heißt es: »Wer sich öfter selbst mal ganz zu haben, eine Minderheit zu sein oder schief angeschaut zu werden.« auszieht, der bekommt dadurch ein besseres Körperbild und auch Nacktheit könne auch »ein großer Gleichmacher« sein, meint Hanna, ein höheres Selbstwertgefühl.« da man eine nackte Person nicht danach beurteilen könne, was sie trägt. »Wenn alle nackt sind, muss man die Person wirklich so kenDiese Aussage deckt sich mit den Erfahrungen von Paulo, der ernenlernen, wie sie ist.« zählt, seine Körperwahrnehmung habe sich durch die Teilnahme am Nacktsport massiv verändert. Der 26-Jährige stellt fest: »Früher war Die erste Teilnahme am Nacktsport sei wie ein Sprung ins kalte Wasich sehr unsicher in Bezug auf meinen Körper. Das Nacktsein hat ser, findet Paulo, doch die Nervosität verfliege schon nach wenigen mir geholfen, meinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist.« Trotzdem Minuten. »Mit den Klamotten streifst du auch all die Probleme und sind nackte Körper weiterhin mit Scham besetzt. Dafür gibt es verden Stress ab; du lebst einfach im Moment. Du fühlst dich frei.« schiedene Gründe. Während Hanna in einer Familie aufgewachsen ist, in der »Kleidung optional war«, wurde Jeff eine schamhafte Einstellung zum nackten Körper vorgelebt. »Mir wurde beigebracht, mich für meinen Körper zu schämen«, erzählt er. Gerade deshalb bedeutet FKK für ihn heute Clara Baldus hat sich vorgenommen, in Zukunft ein Freiheitsgefühl. Neben der Erziehung haben auch soziale Medien öfter nackt ins kalte Wasser zu springen. einen großen Anteil daran, dass Menschen sich nicht trauen, nackt zu sein, meint Paulo: »Wegen dieser neuen ›Instagram-Generation‹,

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