finanzwelt Ausgabe 01/2021

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EDITORIAL

Liebe Freunde der finanzwelt, Hand auf Herz: lassen Sie sich gegen Corona impfen? Nun, wenn Sie mich fragen: Schon allein die Tatsache, dass weder ich noch mein Hausarzt sich den Hersteller und somit auch den Wirkstoff selber aussuchen können, erschwert es mir, diese Frage eindeutig mit einem Ja zu beantworten. Normalerweise impft mich nämlich mein Hausarzt. Als Kind die üblichen Verdächtigen: Sprich Prophylaxen wie Kinderlähmung, Masern usw. ... Später wurden es dann Tetanus (der böse Hund, den ich trotz eindringlicher Warnung des Besitzers doch nicht hätte streicheln sollen) oder die Vorsorgeimpfungen für Reisen in die Tropen. Mein Hausarzt kennt mich und ich vertraue seiner Expertise. Sollte ich relevante Unverträglichkeiten oder Allergien haben, dann kennt er sie sicher besser als ich. Wenn ich in ein Impfzentrum mit einem Fremden spreche, meinen Impfpass (verdammt, wo ist der eigentlich?) vorzeige und die Kurzanamnese hinter mich bringe, könnte ich doch eigentlich gleich in einer Apotheke mir das Zeug holen und auf der nächsten Bahnhofstoilette wie ein Junkie mir die Nadel in den Oberarm rammen... Ach ne, ist ja sogar i. m. (intramuskulär), also nicht i. v.! Sprich ich muss mir noch nicht mal wie ein Heroinsüchtiger meine Arterie abbinden. Also, wo ist das Problem? Nun, ich bin kein Mediziner und sicher gibt es 1.000 gute Gründe (um eine bekannte deutsche Rockband zu zitieren), sich nicht selbst zu verarzten. Sicher könnten theoretisch erfahrene Patienten, wie Diabetiker oder auch Profi-Radsportler die Impfdosis sich in geübter Routine selbst verabreichen. Aber besser ist doch, hier dem Fachmann oder der Fachfrau zu vertrauen. Und genau so ist es in auch unserer Branche. Klar kann ich meine Kfz-Versicherung selber im Internet abschließen. Wenn ich dann einen Schaden habe... es ist ja nur ein Auto. Aber meine BU? Jetzt mag der geneigte Leser entgegnen: Auch eine schlechte BU ist besser als gar keine. Ja, meistens. Aber ich kenne den Fall, wo es nicht stimmt und beinahe schief gegangen wäre. Und Sie sicher auch. Und hier reden wir von einem Schaden, der je nach Verdienst in die Millionen-

höhe gehen kann. Kurz, wir reden von der Existenz. Oder die Altersvorsorge. Wieviel kann man verkehrt machen, bei der Produktwahl. Oder falls man selbst shiftet. Oder bei der Auszahlung bezüglich Steuer. Sie wissen das natürlich. Aber weiß es der Kunde? In meinem Bekanntenkreis investieren viele extrem... Wie sage ich es denn höflich? Hmm, geht nicht. Sie investieren einfach dumm. Weil Fonds kosten ja Geld. Garantien kosten ja Geld. Beratung kostet ja Geld. Der DAX ist ja gerade im Höhenflug, und jetzt noch schnell diese Kryptowährung da, die ist praktisch über Nacht wieder um 100 % gestiegen. Da braucht man doch keinen Berater. Alles keine Raketenwissenschaft. Was Hänschen nicht lernt... nun ja, Sie kennen den Spruch. Und da Hänschen in der Schule das nicht lernt und Hänschen auch nicht Herrn Tenhagen alles glauben sollte, da kommen jetzt leider Sie ins Spiel. Klären Sie Ihre Kunden auf. Sie müssen ihn nicht zum Börsenprofi oder Day-Trader ausbilden. Aber ein wenig Finanz-, Versicherungs- und Immobilienwissen tut echt gut. Und es macht ja auch Spaß. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie mal den neusten Beitrag von Stephan Peters bezüglich Riestern auf der Fonds-Finanz Seite an. Bestes Entertainment und danach weiß auch der Dümmste, was er beim Riestern falsch machen kann und dass es sich (allen Unkenrufen selbsternannter Anlegerschützer zum Trotz) doch rechnet. Also, vorausgesetzt, man kann rechnen. Und dass Sie rechnen können, das weiß ich. Also greifen Sie zum Hörer oder zur Webcam und zeigen Sie Ihren Kunden, was er Tolles mit seiner Soli-Ersparnis machen kann. Rechnen Sie es ihm vor und nutzen Sie den Lockdown. Ihr Kunde wird es Ihnen danken. Vielleicht nicht heute. Aber in ein paar Jahren bestimmt. In diesem Sinne Ihr Lenard von Stockhausen

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INHALT

14 Nachhaltigkeitsberatung – Ein Trendverstärker

30 PKV oder GKV – Nur die Qualität zählt

26 IT-Sicherheit – Profi-Schutz bei CyberAngriffen gesucht!

44 Betriebsschließungsversicherung – Heißes Eisen

BERATER

VERSICHERUNGEN

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Unternehmensportrait – Verschwende niemals eine gute Krise 10 Weiter auf Wachstum gestimmt – Interview mit Andreas Pohl, Vorstandsvorsitzender der DVAG 12 DIN 77230 – Objektivität als Basis 14 Nachhaltigkeitsberatung – Ein Trendverstärker 16 Ohne Pflegepersonal keine altersgerechten Wohnkonzepte – Interview mit Irina Oljaca, Geschäftsführerin der Dr. Liesenfeld Consulting GmbH und Thorsten Kiefer, Geschäftsführer bei der DeFa 18 Bitcoins – Der Hype geht weiter – Bedenken bleiben 20 Die finanzwelt-Software-Transparenz-Offensive – Software-Einführung goes Gamification

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Bewährter Schutz auf Leitungsebene – Interview mit Martin Schiel, Chef-Underwriter bei der R+V Allgemeine Versicherung AG IT-Sicherheit – Profi-Schutz bei Cyber-Angriffen gesucht! PKV oder GKV – Nur die Qualität zählt Versicherungen on Demand – Smarte Variante Mutiges Handeln erwünscht – Interview mit Jörg Arnold, CEO der Swiss Life Deutschland Assistance-Leistungen – Mehr Engagement gefragt Rechtsschutzversicherung – Wird schon Betriebsschließungsversicherung – Heißes Eisen Zahn-Zusatzversicherung – Erfolgswelle Zukunft der Alterssicherung – Viele Baustellen Staatlich geförderte Altersvorsorge – Der Ruf nach Freiheit

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64 Grüne Immobilien – Nichts ist unmöglich

60 Wohnimmobilien – Out of Metropolis

62 Immobilien und Klimawandel – Anpassung ist nötig

68 China – Der große Kampfgeist

SACHWERTE & IMMOBILIEN

BRANCHENNEWS

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Gewerbeimmobilien – Eine Zäsur Wohnimmobilien – Out of Metropolis Immobilien und Klimawandel – Anpassung ist nötig Grüne Immobilien – Nichts ist unmöglich

News & Sales-Tipps

ADVERTORIALS 42 R+V Versicherung – D&O-Versicherung immer wichtiger

INVESTMENTFONDS

RUBRIKEN

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03 Editorial 22 Kolumne 78 Vorschau / Impressum

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Portfolioallokation – Zeitenwende? China – Der große Kampfgeist Substanzwerte – Wieder auferstanden? Etappen auf dem Weg zum Gipfel – Interview mit Paul Buchwitz, Fondsmanager des DWS SDG Global Equities Mischfonds – Richtig allokiert? Zeichen stehen auf Wachstum – Interview mit Sascha Specketer, Head of DACH & CEE Distribution bei Invesco Ltd.

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BERATER | UNTERNEHMENSPORTRAIT

„Verschwende niemals eine gute Krise“ - Winston Churchill Im Leben noch einmal in eine (ganz) neue Richtung gehen, obwohl man mitten im Arbeitsleben steht? Den Wunsch hegen viele, trauen sich aber die wenigsten. Ein beruflicher Neuanfang, speziell der Schritt in die Selbstständigkeit, hängt von vielen Entscheidungsgrößen ab. Wie viel bedeutet mir die persönliche Freiheit? Kann ich mich gut selbst organisieren? Berate ich gerne umfassend? Auch in einem krisenbehafteten Umfeld ist es für einen Neubeginn nie zu spät.

Kein Stillstand in einer Zeit des permanenten Wandels Manchen wir uns nichts vor. Jeder Einzelne sollte sich immer wieder neu erfinden, um der Zeit und ihren Herausforderungen Stand zu halten und Einfluss auf die Umgebung 06

auszuüben. Denn was heute noch als gut und richtig gilt, kann schon morgen mehr oder weniger auf das Abstellgleis führen. Ein Zitat in diesem Kontext lautet: „Mut ist wie Veränderung, nur früher!“ Ja, tatsächlich erkennt der langfristig Erfolgreiche die Zeichen der Zeit rechtzeitig und bleibt agil. Diejenigen Unternehmen, denen die Adaption an die neuen Gegebenheiten (Stichwort: Digitalisierung) am besten gelingt, zählen mitunter zu den Gewinnern. Eines der Unternehmen, denen das im Krisenjahr sehr gut gelungen ist, ist die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG). Robert Peil, Mitglied des Vorstands und verantwortlich für den Vertrieb, erläutert: „Unsere Vermögensberater haben großartig reagiert und vom Krisen- in den Kreativmodus geschaltet. Hinzu kommt, dass die DVAG bereits vor der Krise umfassend in Digitalisierung und moderne Ausbildung investiert hat.“ Vom Krisen- in den Kreativmodus: finanzwelt 01 | 2021


das gilt auch für jeden Einzelnen. Bin ich bereit, mich den Gegebenheiten zu stellen und Neues zu wagen, bleibe ich stark und offensiv.

„Der Wechsel vom Generali-Vertrieb zur DVAG war die richtige Entscheidung. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich dann schnell, ob man richtig steht. Bei der Deutschen Vermögensberatung war das eine unfassbar positive Erfahrung: Unterstützung, Anerkennung und Zusammenhalt über alle Hierarchiestufen hinweg. Dieses Gefühl von ‚Wir schaffen das gemeinsam‘ hab ich so noch nirgends erlebt.“

Zweifellos fordert auch die digitale Revolution „Opfer“. Das ist allen gravierenden Veränderungen gemein. Der Aderlass bei den Finanzinstituten geht in die nächste Runde. „Experten kehren Banken den Rücken“, titelte beispielsweise das Handelsblatt bereits im Frühjahr 2004. Kein Einzelfall. Der Stellenabbau bei Banken weltweit nähere sich 70.000 an, kommentierte Bloomberg 2020 das Geschehen und verwies dabei auf die Maßnahmen der vergangenen Jahre hin. Zwar ist der deutsche Bankensektor nach wie vor relativ groß und heterogen. Doch der generelle Anpassungsdruck im Finanzbusiness dürfte weiter steigen. Die Werthaltigkeit der Institute ist eben nicht in Stein gemeißelt und mitunter auf sinkende Erträge zurückzuführen. „Banken und Sparkassen zahlen einen hohen Preis für die Minizinsen“, lautete eine Headline des Handelsblatts im Spätherbst 2019. Auf der Gegenseite warten Startups mit einer hohen Innovationsstärke und Agilität auf. Dabei ist die fortschreitende Digitalisierung nur ein Puzzleteil, das ins große Bild der Veränderungen im Finanzbereich passt. Die Branche als Ganzes hat an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen. So leidet die deut-

angestrebten Ziel, manche verfehlten es. Und häufig bewegt sich die Regulierung auf einem dünnen Eis zwischen gelungener Umsetzung und kostentreibender Bürokratie ohne nennenswerten Mehrwert. Die Adressaten der Information drohen in Passivität zu versinken und gar keine In-

sche Kreditwirtschaft auch unter einer omnipräsenten Regulierungsmaschinerie und nicht zuletzt der anhaltenden Niedrigzinspolitik. Dabei greift ein Rad in das andere. So wurden in den zurückliegenden Jahren viele Regulierungsinitiativen angeschoben, angepasst und schlussendlich national umgesetzt. Manche Vorhaben führ(t)en zum

formation mehr zur Kenntnis zu nehmen bzw. nehmen zu wollen. Und auch viele Berater, speziell sogenannte Einzelkämpfer, werden durch die Vorgaben stark eingeengt. Insofern ist es gut zu wissen, dass es Vermittler/Berater gibt, die die Richtlinien in Gänze erfüllen, darüber hinaus auch noch erklärend mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Quelle: In Anlehnung an Statista 2021 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6786/umfrage/anzahl-der-beschaeftigten-im-bankgewerbe/

Foto: © fizkes - stock.adobe.com

Finanzindustrie im Spannungsfeld zwischen Regulierung, Kostensenkung und Effizienz

Helmut Pledl, ehem. Generali-Vertrieb, Direktionsleiter 2020

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BERATER | UNTERNEHMENSPORTRAIT

Robert Peil, Mitglied des Vorstands Deutsche Vermögensberatung

die gut betreut werden, empfehlen ihren Vermögensberater weiter. Seit 45 Jahren arbeiten unsere selbstständigen Partner mit diesem Ziel überaus erfolgreich – auch in Pandemie-Zeiten“, so Peil. Das Rückgrat einer erfolgreichen Beratertätigkeit sind Ausbildung, Know-how und zusätzliche Fähigkeiten. Tritt an seine Seite noch eine schlagkräftige Organisation, die exzellenten Support zur Verfügung stellt, ist mehr als ein guter Anfang gemacht. Eine neue Zeitrechnung kann beginnen. Was auffällt: Ein Vermögensberater ist in erster Linie nur dem Kunden verpflichtet. Somit hat er Vorteile gegenüber klassischen Bankberatern, die Umsatzziele erfüllen müssen. Letztere haben zwar oftmals eine höhere Karrierestufe im Institut erreicht, sind aber vielleicht eher unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber und versprechen sich nunmehr mehr persönliche, aber auch anlagetechnische Freiheiten. Einer Studie der AVANTGARDE Experts aus 2019 zufolge haben 45 % der Deutschen das Gefühl, ihr Potenzial in ihrer aktuellen Aufgabe nicht vollständig ausschöpfen zu können. Weitere wesentliche Erkenntnisse: Neue Herausforderungen wirken sich im Allgemeinen eher positiv auf die Arbeitszufriedenheit aus. Mehr als die Hälfte der ArbeitnehmerInnen hält berufliche Weiterbildung für sinnvoll, insbesondere auch Angebote zur Digitalisierung. Wohl denen, die sich in der glücklichen Lage befinden, ihr Potenzial ausschöpfen zu können und letztlich mit sich und der eigenen Leistung zufriedener zu sein. „Wenn sich die Grundsätze guter Arbeit – Exzellenz und Ethik – harmonisch zueinander verhalten, führen wir ein persönlich erfüllendes und sozial bereicherndes Leben“, fasst hierzu der Glücksund Kreativitätsforscher Mihály Csíkszentmihályi zusammen. Zugegeben, jeder Einzelne kann auch auf der Karriereleiter aufsteigen, ohne im Job wirklich glücklich zu sein. Aber auf Dauer können Sie nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn Ihr Beruf im wahrsten Sinne des Wortes eine Berufung ist.

Lösungsweg Selbstständigkeit? Sollte der geregelte 9 to 5-Job nicht mehr zusagen, ist mitunter der Gang in die Selbstständigkeit eine Option. Mit Blick auf die Gesamtsituation der Vermittler in der Branche ist Robert Peil überzeugt: „Gerade jetzt bietet der Vermögensberaterberuf für viele eine echte Perspektive. Sie haben dann nicht nur eine starke Servicegesellschaft im Rücken, die im Hintergrund für sie arbeitet, sondern auch ein großartiges Team an der Seite.“ Bei näherer Betrachtung lassen sich für den Beruf des Vermögensberaters verschiedene Gründe anführen. Vermögensberater beraten branchenübergreifend, sie sind nicht an Umsatzvorgaben gebunden, die Betreuung ist intensiver und auch der Gestaltungsfreiraum im Zweifelsfall größer. Nun liegt es in der Natur der Dinge, dass ein Wechsel wohl überlegt sein sollte. Hinzu kommt, dass man sich vom Wettbewerb positiv abheben muss, damit der Endkunde zwischen Schein und Sein zu unterscheiden vermag. „Nur zufriedene Kunden, 08

Jochen Oberkirch, nach acht Jahren bei einer Bank 2008 Wechsel zur DVAG, Direktionsleiter 2020 „Früher hat die Bank alles vorgegeben. Bei der DVAG kann ich die Situation mit dem Kunden gemeinsam analysieren, anstatt ihm schnell das zu verkaufen, was mein Vorgesetzter möchte. Ich unterstütze ihn in allen Angelegenheiten und bin endlich ein echter Finanz-Coach.“

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» Wenn Menschen unternehmerische Freiheit und gleichzeitig eine Zukunftsperspektive für ihre persönliche Karriere haben, dann ist das die Basis für ihren Erfolg. Die DVAG ist seit 45 Jahren das beste Beispiel dafür.« – Robert Peil, Mitglied des Vorstands Vertrieb Sie müssen eine Leidenschaft für das, was Sie tagtäglich tun, haben. „Deutschland ist Frustweltmeister“, lautete eine Überschrift vor noch nicht allzu langer Zeit. Nirgendwo gingen demnach die Menschen so lustlos zur Arbeit wie in Deutschland, so eine Erhebung der Peakon GmbH. Die Finanzbranche rangiert dabei im Mittelfeld mit Luft nach oben. Doch es gibt hervorstechende Ausnahmen von der Regel.

Verknüpfung von Tradition und Moderne Das Jahr 1975 hinterließ auf dem politischen Parkett einige Spuren. Der Vietnamkrieg ging zu Ende. Die USA, Kanada und fast alle europäischen Staaten verpflichteten sich mit dem KSZE-Abkommen zu Frieden, Gewaltlosigkeit und freiem Meinungsaustausch. 1975 war aber auch das Jahr, in dem unternehmerisch eine Erfolgsgeschichte in der Finanzbranche begann. Die Gründung der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) durch Prof. Reinfried Pohl. Vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert. Doch einige Prinzipien überdauern jeden Zeitgeist und sind Anker in schwerem Fahrwasser. So hat sich die DVAG schon von Beginn an auf die Fahnen geschrieben, Maßstäbe in Ausbildung, Weiterbildung und Beratungsqualität genauso wie Innovationskraft zu setzen und dabei den zentralen Baustein, das Individuum des einzelnen Vermögensberaters, nicht aus dem Blick zu verlieren. Die harten Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. Seit Jahren geht es, trotz vielfältiger Herausforderungen, stets aufwärts. So waren die Erlöse des Marktführers schon 2019 höher als die der nächsten fünf Wettbewerber zusammen. Acht Millionen Menschen, jeder zehnte Deutsche, vertrauen sich der DVAG an. Die passende Maxime des Vorstandschefs Andreas Pohl: „Nur wer sich große Ziele setzt, kann auch Großes erreichen.“ Die größte eigenständige Finanzberatung Deutschlands ist geradezu ein idealer Sparringspartner für diejenigen, die ihrem Leben und Wirken mehr Schubkraft verleihen möchten. Viele schrecken vor dem Schritt in die Selbstständigkeit, auch aus der Sorge vor der umfassenden Regulierung, dem nicht enden wollenden Papierkram und Bürokratie. Mit der Deutschen Vermögensberatung im Rücken braucht ihnen hier nicht angst und bange zu werden. Als Servicegesellschaft unterstützt die DVAG bei der Dokumentation und bietet mit ihrem etablierten Aus- und Weiterbildungssystem ein gutes Umfeld für die fachliche wie persönliche Ausbildung. Es spricht für sich, dass das Unternehmen mehr als 80 Millionen Euro jährlich in Aus- und Weiterbildung investiert. Gut ausgebildete, wissbegierige Mitarbeiter sind die DNA jedes erfolgreichen Unternehmens. Das lässt sich auch ablesen, wie die DVAG

mit dem Megatrend der Digitalisierung umgeht. Gerade in der Krise hat das Familienunternehmen hier vorgelegt: Die Vermögensberater der Deutschen Vermögensberatung verfügen über die marktweit besten digitalen Beratungstools und eine erstklassige technologische Ausstattung. Somit ist gewährleistet, dass die unabdingbare menschliche Expertise mit dem fortschreitenden digitalen Wandel Hand in Hand geht. Und nicht zuletzt prägt das Gedankengut eines Familienunternehmens die Mitarbeiter in entscheidendem Maße. Es sind gerade die Familienunternehmen, die die stabile Stütze der Volkswirtschaft ausmachen und die in Zeiten einer sich rasant wandelnden globalen Wirtschaft Halt geben und den sozialen Anstrich bewahren. Zudem ist ihnen in der Regel die langfristige Sicherung der Existenz wichtiger

Stephanie Sandner, seit mehr als 15 Jahren in der Versicherungsbranche tätig, ehem. Generali-Vertrieb „Mich faszinieren vor allem die hohe Wertschätzung im Unternehmen und das Miteinander, die Gemeinschaft. Leistung wird honoriert. Man hat immer die volle Transparenz. Beim Einkommen und der Karriere!

als kurzfristiger Erfolg. Es überrascht nicht, dass die DVAGVermögensberater die Karrieremöglichkeiten, die sich ihnen bieten, als hervorragend einstufen. Der Finanzvertrieb ist seit mehr als einem Jahrzehnt in der Spitzengruppe der besten Unternehmen Deutschlands und wurde kürzlich zum elften Mal in Folge zum Top Employer 2021 ausgezeichnet. Der britische Premierminister Winston Churchill sagte einmal „Never waste a good crisis“, auf Deutsch „Verschwende niemals eine gute Krise“. Krisen, ob beruflich oder privat, wirken auch als Katalysator und können bewirken, dass sich Veränderungen durchsetzen, die sonst länger gebraucht hätten. Krise als Chance für den Neustart, den Durchbruch zu verstehen, ist ein zentrales Leitmotiv im neuen Jahr. 09


BERATER | UNTERNEHMENSPORTRAIT

Weiter auf Wachstum gestimmt

Andreas Pohl, Vorsitzender des Vorstands Deutsche Vermögensberatung

Es ist nicht die Regel, dass Unternehmen sehr erfolgreich über mehrere Dekaden geführt werden. Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) sticht immer wieder mit exzellenten Zahlen hervor und gibt den Wettbewerbern das Nachsehen. Das hat Gründe. finanzwelt hatte die Möglichkeit zu einem exklusiven Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Pohl. finanzwelt: Der seit Jahren anhaltende Personalabbau in der deutschen Finanzbranche setzt sich unvermindert fort. Erkennen Sie ein Ende dieser Entwicklung? Andreas Pohl» Ich gehe davon aus, dass sich der Beschäftigungsabbau weiter fortsetzen wird. Die Rahmenbedingungen sprechen eindeutig dafür. Gründe sind nicht nur die zunehmenden, komplexen Regulierungsmaßnahmen, auch die Trends zur Konsolidierung und zur Digitalisierung tragen stark dazu bei. Schauen Sie sich allein die Zahl der Bankfilialen an: Sie geht seit Jahren zurück, und der Rückgang wurde durch die Krise noch einmal beschleunigt. 10

finanzwelt: Über 17.000 Vermögensberaterinnen und Vermögensberater sind für Ihr Unternehmen tätig. Wird es hier ebenfalls Auswirkungen geben? Pohl» Ganz im Gegenteil! Wir haben im vergangenen Jahr bewiesen, dass wir bestens gewappnet sind – trotz aller Herausforderungen sind wir im Jahr der Pandemie sogar gewachsen. Unser mehrfach ausgezeichnetes Konzept der Allfinanzberatung hat sich damit einmal mehr bestätigt. Denn gerade in Krisenzeiten suchen Menschen eine individuelle und bedarfsgerechte Beratung. Unsere Vermögensberater stehen Kunden als Coach zur Seite – jederzeit und auf allen Wegen, digital, per Telefon oder natürlich persönlich. Dafür haben wir schon frühzeitig die Weichen gestellt und bereits vor der Krise investiert: Weiterentwicklung der digitalen Beratung, Investitionen in innovative Beratungsprozesse und das frühzeitige Aufgreifen von Trends gehört zur DNA der DVAG. Genauso wie unser Aus- und Weiterbildungskonzept – auch hier haben wir, wie immer, stark investiert und neue digitale Formate entwickelt. Formate, die Weiterbildung individuell finanzwelt 01 | 2021


angepasst möglich machen und so unseren Vermögensberatern mehr Zeit für die Beratung schaffen. finanzwelt: Warum ist dann die Deutsche Vermögensberatung gerade für Finanzprofis und Bankmitarbeiter/Innen eine echte Alternative? Pohl» Viele, die zu uns kommen, berichten über einen zunehmenden, eher einseitigen Vertriebsdruck. Mit unserem Geschäftsmodell der Allfinanzberatung arbeitet man nicht mit Zielvorgaben. Wir lassen unsere Vermögensberater Unternehmer und Gestalter sein. Sie können selbstbestimmt das große Ganze für ihre Kunden im Blick behalten und ganzheitlich betreuen. Dabei ist die Maxime eindeutig: Leistung soll sich lohnen und jeder die Anerkennung für seinen Einsatz, sein Engagement erhalten. So bieten wir als Familienunternehmen einzigartige Karriereperspektiven an. finanzwelt: Welches Angebot halten Sie als DVAG mit einer Historie von mehr als 45 Jahren für potenzielle Berufsinteressenten bereit? Pohl» Kontinuierliches Wachstum, sehr gute Zukunftsperspektiven und umfassende Investitionen in die persönliche Weiterentwicklung sind das, was den Beruf des Vermögensberaters für Menschen mit Finanzexpertise und einem fachlichen Berufshintergrund in unserem Unternehmen so attraktiv machen – eine einmalige Unterstützung über alle Bereiche hinweg.

Dass das gefragt ist, sehen wir auch daran, dass immer mehr ehemalige Banker zu uns wechseln. Einer der größten Vorteile bei uns – und das ist mir persönlich besonders wichtig – ist das Miteinander im Team, in der Gemeinschaft. Gemeinsam mit den Vermögensberatern haben wir beispielsweise die Tools für die digitale Beratung entwickelt, mit denen wir in der jetzigen Zeit einen Schritt voraus sind. Wir hören sehr genau darauf, was der Vertrieb braucht, was in der Praxis wichtig ist. Das sind neben der Wertschätzung für die individuelle Leistung der Vermögensberater eine exzellente Servicegesellschaft, gute Produkte und insgesamt Teil eines starken Teams zu sein. Das macht uns aus, dafür setze ich mich ein. finanzwelt: Trotzt Ihr Unternehmen dem allgemeinen Trend und bestätigt auch im schwierigen Corona-Umfeld den Wachstumspfad? Pohl» Soviel kann ich vor der Veröffentlichung unserer Geschäftszahlen Ende März bereits jetzt verraten: 2020 war ein herausforderndes, aber zugleich wachstumsstarkes Jahr für die Deutsche Vermögensberatung. Daran wollen wir 2021 anknüpfen: Wir werden auch weiterhin sehr nah an unseren Kunden sein, um ihnen auch in diesen Zeiten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Daher bleiben wir auf Kurs und verfolgen weiter unsere Ziele. Und die sind auf Langfristigkeit ausgelegt, auf nachhaltiges und kontinuierliches Wachstum! Wir denken nicht in Quartalsberichten, sondern in Generationen. (ah)

Über die Deutsche Vermögensberatung Allfinanzberatung nach den individuellen Zielen der Kunden Starke und verlässliche Partner aus den Bereichen Versicherung, Bank, Investment und Bausparen. Unternehmerische Freiheit Die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen aufzubauen und eigene Mitarbeiter auszubilden. Aus- und Weiterbildung Ausgezeichnete Ausbildungsprogramme, zahlreiche Förderleistungen und ein weitreichendes Weiterbildungsangebot. Berufliche Perspektiven Ein transparentes Karriere- und Aufstiegssystem, Einsatz und Leistung zählen. Eine starke Berufsgemeinschaft Anerkennung und Wertschätzung. Ein starkes Team und eine große Servicegesellschaft an der Seite. Zukunftssicherheit Krisensicheres Geschäftsmodell und vorausschauende Investitionen in modernste IT-Unterstützung und innovative Beratungsprozesse. www.gerade-jetzt.com

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BERATER | DIN 77230

Objektivität als Basis Mit der DIN 77230 können Vermittler ihren Kunden die Produktempfehlungen deutlich transparenter machen – und gewinnen zudem an Rechtssicherheit. Die Norm könnte zudem Vorbildcharakter haben. Nach 55 Sitzungstagen in vier Jahren, auf denen 203 Beschlüsse gefasst wurden, stimmten Ende November 2018 alle 28 stimmberechtigten Mitglieder im zuständigen DIN-Arbeitsausschuss einstimmig für die Verabschiedung der der DIN 77230 – und damit für ein Mittel, das Vertrauen des Kunden in seinen Berater zu stärken. „Eine Finanzanalyse nach DIN 77230 ist frei von jedem Zweifel, andere als die Interessen der Kunden zu bedienen“, erläutert Dr. Klaus Möller, Vorstand des DEFINO Instituts für Finanznorm. Durch die Anwendung der Norm schafft der Vermittler nicht nur mehr Vertrauen beim Kunden, sondern erleichtert sich auch selbst die Arbeit. „Über eine zertifizierte Finanzanalyse-Software stellt der Vermittler sicher, dass er keine wichtigen Punkte in der Analyse auslässt“, so Frank Mäkelburg. Laut dem Leiter Vertriebs-

Dr. Klaus Möller Vorstand DEFINO Institut für Finanznorm AG

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training bei der VPV bietet die Norm aber nicht nur dem Berater Vorteile: „Der Kunde erhält eine transparente Übersicht über seine Finanzsituation.“ Hierbei hilft besonders die Standardisierung, die mit der Norm einhergeht. „Sie stellt die für jeden Kunden individuell als relevant identifizierten Finanzthemen in eine feste, nicht manipulierbare Rangfolge und ordnet ihnen plausibel ermittelte Sollwerte zu. Sie legt Lücken objektiv und neutral offen“, so Dr. Klaus Möller über einen der wesentlichen Vorteile der Norm. Bei der Anwendung der DIN 77230 muss aber bedacht werden, dass sich diese nicht auf die Beratung selbst, sondern nur auf die Analyse der finanziellen Situation des Kunden bezieht.

Viele Vorteile Laut Frank Mäkelburg sollten Vermittler direkt nach der Erstellung der Finanzanalyse ein Beratungsgespräch mit ihrem Kunden führen und diese auf die vorhandenen Lücken und der Absicherung und Vorsorge eingehen und Produktempfehlungen ausspre-

Frank Mäkelburg Leiter Vertriebstraining VPV Lebensversicherungs-AG

chen, die zum Kundenbedarf passen. „Somit bietet die Norm sowohl für den Kunden als auch den Vermittler Vorteile im Beratungsalltag“, so Frank Mäkelburg. Dr. Klaus Möller sieht als

85,3 von 100 möglichen Punkten

erreichten Vermittler beim Zufriedenheitsindex des Assekurata Unternehmensratings – Rekord!

weiteren Vorteil bei der Anwendung der DIN 77230, dass Vermittler damit auch rechtlich auf der sicheren Seite sind: „Sie ermöglicht es damit den Vertrieben und Beratern, die Forderung des § 48a VAG nach ‚Vermeidung von Interessenkonflikten‘ zu erfüllen und ‚stets ehrlich, redlich und professionell‘ im ‚bestmöglichem Interesse‘ der Verbraucher (§ 1a VVG) zu handeln. Der Verweis auf die Norm erleichtert schließlich die Glaubhaftmachung der Redlichkeit.“ Die DIN 77230 könnte sogar der Anfang für eine weitere Normung der Branche sein: So befindet sich mit der DIN 77235 eine Norm für die Risikoanalyse für Gewerbekunden auf der Zielgeraden und der Anfang des Jahres gegründete „Arbeitskreis Finanzvermittlung und Nachhaltigkeitsfaktoren“ hat zum Ziel, eine DINNorm für das Thema Nachhaltigkeit zu entwickeln. (ahu) finanzwelt 01 | 2021


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BERATER | NACHHALTIGKEITSBERATUNG

Ein Trendverstärker Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor der Kapitalanlage nicht halt – und wird im nächsten Jahr durch eine gesetzliche Regelung sogar noch weiter gestärkt. Auch für Berater dürfte damit eine Änderung einhergehen.

vestments befragen und entsprechende Produkte vorschlagen müssen. Zudem sind Berater dazu verpflichtet zu begründen und protokollieren, warum sie keine Kapitalanlagen anbieten, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Diese Offenlegungsverordnung könnte

als Katalysator für einen schon länger bestehenden Trend wirken: „Schon heute ist das Thema in der Beratung wichtig“, so Dr. Helge Lach, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Vermögensberatung AG, der auf eine Studie des Deutschen Instituts für Ver-

Der 10. März 2021 soll die Finanzdienstleistungsbranche (im wahrsten Sinne des Wortes) nachhaltig verändern: An diesem Tag tritt mit der „Offenlegungsverordnung“ eine EURichtlinie in Kraft, nach der Berater und Anbieter von Kapitalanlagen im Beratungsgespräch den Kunden nach dessen Interesse zu nachhaltigen In-

Dr. Helge Lach Mitglied des Vorstandes Deutsche Vermögensberatung AG

Angela McClellan Geschäftsführerin FNG Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V.

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mögensbildung und Alterssicherung (DIVA) verweist, in der jeder fünfte Befragte angab, dass ihm bei der Geldanlage das Thema Nachhaltigkeit wichtig sei. „Dies zeigt: Wer heute zu Finanzanlagen berät, muss sich mit dem Thema nachhaltige Anlage auskennen und vor allem auch passende Produkte im Angebot haben“, so der DVAG-Vorstand weiter. Wie groß bereits heute das Interesse der Anleger an nachhaltigen Produkten ist, macht auch Angela McClellan deutlich. „Unser Marktbericht 2020 – Deutschland, Österreich und die Schweiz zeigt: Das Volumen an nachhaltigen Fonds und Mandaten, welches den Privatinvestoren zugerechnet wird, hat sich im letz-

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH

ten Jahr verdoppelt.“ Die Geschäftsführerin des FNG Forum Nachhaltige Geldanalagen geht davon aus, dass die Offenlegungsverordnung diese Zahlen weiter erhöhen wird. „Durch die kommende gesetzliche Pflicht zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen des Kunden in der Anlageberatung wird die Nachfrage nach nachhaltigen Anlageprodukten voraussichtlich weiter steigen.“ Ein wesentlicher Grund für die mit der Offenlegungsverordnung steigende Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen könnte sein, dass die Kunden mehr über das Wesen dieser Produkte erfahren. „Die neue Verordnung der EU-Kommission wird hinsichtlich der ESG-Nachhaltigkeitskriterien für deutlich mehr Transparenz sorgen“, so Norbert Porazik. Nach Meinung des geschäftsführenden Gesellschafters der Fonds Finanz Maklerservice GmbH dürften die Folgen für das Beratungsgespräch sehr individuell sein. „Ob sich die Pflicht auf die Beratung auswirken wird, hängt insbesondere vom Informationsbedürfnis und der persönlichen Einstellung der Kunden ab.

Je nachdem wie bedeutend ihnen die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung sind, müssen die Vermittler entsprechend darauf reagieren. Nur so kann eine Vereinbarkeit des optimalen Produkts mit den Wertvorstellungen der Kunden gewährleistet

Nicht einmal

25%

der Privatanleger fühlen sich „gut“ oder „sehr gut“ über nachhaltige Geldanlagen informiert. Quelle: Bankenseminar der Universität zu Köln

werden“, so Norbert Porazik, der besonders bei einer bestimmten Kundengruppe großes Absatzpotenzial für nachhaltige Geldanlagen sieht. „Vor allem die jüngere Generation möchte künftig bei der Produktauswahl einen nachhaltigen Fußabdruck hinterlassen und wird viel Wert auf die ESG-Kriterien legen.“ Bei dieser Zielgruppe wird der 10. März also keine große Veränderung bedeuten. (ahu) 15


BERATER | INTERVIEW

Ohne Pflegepersonal keine altersgerechten Wohnkonzepte An zukunftsorientierten Pflegekonzepten mangelt es nicht. Nach „pflegemarkt.com“ entstehen in Deutschland aktuell ca. 15.700 moderne Neubauprojekte im Bereich Pflegeeinrichtungen und Betreutes Wohnen sowie Tagespflege, meist in Kombination mit einem medizinischen Versorgungszentrum. Über 18.000 Projekte befinden sich in Planung. Gleichzeitig fehlen nach Schätzungen der Bundesregierung zurzeit ca. 35.000 Pflegekräfte. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Die Versorgungslücke im Pflegebereich insgesamt könnte sich dann auf insgesamt 500.000 Fachkräfte vergrößern, wenn dieser wichtige Beruf nicht attraktiver gestaltet wird. Diesem Mangel stehen bis 2030 ca. 3,5 Millionen Pflegebedürftige gegenüber, so die Schätzung der Bundesregierung. Mit anderen Worten: Die modernsten Seniorenkonzepte nutzen nichts, wenn dafür kein Pflegepersonal zur Verfügung steht. Der Mangel an Pflegepersonal hat sich durch die Corona-Krise noch gefährlich verstärkt. In einem Marburger Altenheim sind nach einem Corona-Ausbruch sämtliche Pflegekräfte in Quarantäne. Hier muss jetzt sogar die Bundeswehr die Betreuung der Senioren übernehmen.

punkt neben der Anwerbung auf der intensiven Betreuung und Integration der Ärzte und Pflegefachkräfte, wenn diese in Deutschland ihre Tätigkeit begonnen haben. Das ist gleichzeitig auch das, was unsere Auftraggeber, große Pflegeeinrichtungen und Kliniken, von uns wünschen: eine geringe Fluktuation und zufriedene Mitarbeiter. Wir betreuen aktuell über 15 Pflegeeinrichtungen und Kliniken. finanzwelt: Und wie gewinnen Sie neue Pflegekräfte im Ausland? Oljaca» Der Flaschenhals bei der Gewinnung von medizinischem Personal aus dem Ausland liegt in der Sprache. Ohne ein gewisses Sprachlevel, das vom Goetheinstitut mit B1 oder B2-Fachsprache bezeichnet wird, können wir eine Pflegefachkraft nicht nach Deutschland vermitteln. Wir haben uns daher auf den Philippinen und Albanien an Sprachschulen beteiligt, die von den potenziellen Pflegekräften und Ärzten besucht werden, um die deutsche Sprache zu erlernen. Nach Ab-

Irina Oljaca

Investoren, Projektierer und Betreiber von Pflegeeinrichtungen sollten daher Sorge tragen, dass neben der Fertigstellung der Projekte auch das notwendige Pflegepersonal zur Verfügung steht. Das ist aber einfacher gesagt als getan, weil aktuell keine Pflegekräfte verfügbar sind. Ein Lösungsansatz ist die Gewinnung von qualifiziertem Personal aus dem Ausland. finanzwelt hat dazu die Geschäftsführerin Irina Oljaca der internationalen Personalagentur Dr. Liesenfeld Consulting GmbH in Köln befragt, die ein vielversprechendes und zukunftsorientiertes Konzept zur Personalgewinnung von medizinischem Personal im Ausland entwickelt hat. Dabei arbeitet das Unternehmen eng mit der „Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe“ (DeFa) und ihrem Geschäftsführer Thorsten Kiefer zusammen; die DeFa wurde im Oktober 2019 als Ergebnis der Beratungen im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) der Bundesregierung gegründet. finanzwelt: Können Sie kurz Ihr Geschäftsmodell erklären? Irina Oljaca» Wir sind eine internationale Personalberatung und haben uns auf die Gewinnung von medizinischen Berufen auf der ganzen Welt spezialisiert. Dabei liegt unser Schwer16

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schluss der Sprachprüfung können wir dann den Vermittlungsprozess einleiten. Darüber hinaus haben wir über die Jahre ein erfreuliches Empfehlungsnetz aufgebaut. Dadurch werden wir fast täglich von Interessenten aus dem Ausland kontaktiert. Darauf sind wir stolz! finanzwelt: Warum arbeiten Sie mit der DeFa zusammen? Oljaca» Die Zusammenarbeit mit der DeFa bietet für uns viele Vorteile: Aufgrund des Kooperationsvertrages bekennen wir uns zu den verantwortungsvollen, ethischen Rahmenbedingungen der Anwerbung im Ausland. Die DeFa prüft für uns alle Möglichkeiten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Durch die Unterstützung und Beschleunigung der notwendigen Antragsverfahren entlastet uns die DeFa und wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren: die Anwerbung und Integration der Fachkräfte in Deutschland. finanzwelt: Herr Kiefer, Sie sind Geschäftsführer der DeFa, die im Oktober 2019 von der Bundesregierung gegründet wurde und vom Gesundheitsministerium gefördert wird. Welche Aufgaben hat denn die DeFa und welche Ziele verfolgen Sie? Thorsten Kiefer» Die Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) ist eine Antwort der Bundesregierung und des Saarlandes als Gesellschafter auf die Herausforderung des Pflegenotstandes in Deutschland. Die DeFa ist für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Personalserviceagenturen der Lotse durch die Antragsverfahren. Ziel ist es, anwerbende Einrichtungen und Agenturen bei der

Thorsten Kiefer

Bewältigung der administrativen Voraussetzungen und dem notwendigen Dokumentenmanagement möglichst weitgehend zu entlasten. Das ist Kern unserer Arbeit. Dies verbinden wir mit Aktivitäten zur Sicherung von Qualitätsstandards, insbesondere zu verantwortungsvollen, ethischen Bedingungen im Rahmen der Anwerbung. finanzwelt: In welchen Bereichen arbeiten Sie mit Personalagenturen wie Liesenfeld Consulting zusammen? Kiefer» Wir unterstützen einerseits anwerbende Einrichtungen und Agenturen wie Dr. Liesenfeld Consulting durch die Unterlagenvorbereitung und Einreichung der notwendigen Anträge für Berufsanerkennung, Arbeitsmarktzulassung und Einreise der Fachkräfte. Dabei haben wir großes Interesse daran, dass unsere Kooperationspartner seriös und nach unseren sozialen und ethischen Grundsätzen im Ausland anwerben. Dies prüfen wir innerhalb der Bearbeitung auch stichprobenartig nach. Wir freuen uns, dass sich unsere Kooperationspartner vertraglich auf unserem ethischen Kodex verpflichten. Dr. Liesenfeld Consulting bringt sich darüber hinaus aktiv in die Weiterentwicklung unserer Qualitätssicherungssysteme mit ein. finanzwelt: Frau Oljaca, wo sehen Sie die Schnittstelle zwischen Initiatoren und Investoren von Pflegeprojekten und Ihrem Geschäftsmodell? Oljaca» Vordergründig sind hier keine Schnittstellen erkennbar. Doch bei näherer Analyse ist eine entscheidende Schnittstelle vorhanden: Ohne Pflegepersonal stehen die schönsten Seniorenanlagen leer, weil sie nicht betrieben werden können. Viele Initiatoren und Investoren setzen sich daher schon während der Entwicklung mit uns in Verbindung, um den Personalbedarf frühzeitig zu planen. Wir hoffen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und auch wir dann besser unsere Planungen vornehmen können. finanzwelt: Der Pflegemarkt steht vor großen Herausforderungen. Wie sehen Sie die Zukunft und welche Optimierungsansätze gibt es? Kiefer» Wir müssen die Verwaltungsverfahren, die im Rahmen der Anwerbung von ausländischen Pflegekräften entstehen und die Anerkennungsmodalitäten verschlanken und für die Anwerbenden übersichtlicher und einfacher gestalten. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das 2020 in Kraft getreten ist, stellt bereits einen wichtigen Beitrag dazu dar. Darüber hinaus müssen wir auch Einrichtungen, die bisher noch keine Auslandsanwerbung betrieben haben, Mut machen und sie dazu ertüchtigen, eigene Anwerbeprojekte zu starten. Oljaca» Die demografische Entwicklung führt dazu, dass in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen sind. Wie ich bereits sagte: Wir müssen die Pflege aufwerten und nachhaltig sichern. Dazu ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen notwendig, die aktuell von der Politik und der Branche diskutiert werden. Ich freue mich, dass wir im Bereich der Gewinnung von Pflegefachkräften aus dem Ausland einen Beitrag dazu leisten können. (fw) 17


BERATER | BITCOINS

Der Hype geht weiter – Bedenken bleiben


Kryptowährungen wie Bitcoins sind schon seit mehreren Jahren in aller Munde. Lange wagten sich jedoch hauptsächlich Technikaffine und Spekulanten an diese Währungsform heran. In der Zwischenzeit sind Bitcoins und Co. auch in der Allgemeinheit angekommen. Zuletzt hatte sich unter anderem die Ankündigung des Bezahldienstes PayPal, Zahlungen mit Kryptowährungen zu ermöglichen, positiv auf den Kurs von Bitcoins ausgewirkt. Viele Anleger stehen Kryptowährungen weiterhin kritisch gegenüber. Diese Bedenken haben dabei oft mehrere Facetten. Teilweise besteht die Angst vor einer Blase. Die Möglichkeit eines hohen Wertverlustes, auch binnen kürzester Zeit, ist nicht von der Hand zu weisen. Teilweise fehlt einigen Menschen auch das technische Verständnis, um durch das Dickicht an Fachbegriffen wie Blockchain, Mining usw. durchzublicken. Auch Berichte über Hackerangriffe und gestohlene oder verlegte Passwörter erzeugen zusätzlich Verunsicherungen. Dieser Beitrag setzt sich in der gebotenen Kürze mit der Frage auseinander, ob das deutsche Recht eine Möglichkeit bietet, um mit „Diebstahl“ von Kryptowährungen umzugehen. Hierbei konzentriert sich dieser Artikel hauptsächlich auf Bitcoins und soll dabei einen groben Überblick über die Aufbewahrungs- und Diebstahlmöglichkeiten sowie mögliche zivilrechtliche Herausgabeansprüche verschaffen.

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Was sind Bitcoins? Bitcoin ist eine virtuelle Währung, die aus verschlüsselten Datenpaketen besteht. Durch die Aufbringung von hohen Rechenleistungen können Bitcoins theoretisch von Jedermann selbst erzeugt werden (sog. Mining). Dazu sind jedoch immense Rechenkapazitäten nötig, die den Stromverbrauch in die Höhe schießen lassen. Das Mining wird daher vorwiegend von Unternehmen betrieben. Wer durch die Bereitstellung von Rechenkapazität und Stromleistung neue Bitcoins schürft (Miner), erhält dafür Bitcoins. Die Transaktion von Bitcoins geschieht mit Hilfe eines Peer-to-Peer Netzwerks. Damit ist ein Rechennetz gemeint, in finanzwelt 01 | 2021

Praxistipp Sollten Sie über Bitcoins verfügen, ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Verwenden Sie Antivirenprogramme und überprüfen Sie Ihre Nachrichten genau. Klicken Sie keinesfalls unbedacht auf darin enthaltene Links. Denn obwohl das deutsche Recht Ihnen Schutz bietet, ist die Durchsetzbarkeit schwierig, in den meisten Fällen sogar unmöglich.

dem mehrere Rechner miteinander verbunden sind. Das Besondere ist, dass jeder Rechner gleichstufig ist und zur gleichen Zeit die gleichen Informationen besitzt. Dieses Netzwerk basiert auf der sog. Blockchain. Es handelt sich dabei um eine dezentrale Datenbank, deren Datensätze miteinander verkettet und stets erweiterbar sind. Im Gegensatz zu unserem herkömmlichen Bankensystem wird also keine zentrale Abwicklungsstelle benötigt, was die Transaktionsgeschwindigkeit enorm erhöht.

Aufbewahrung und Diebstahlschutz Um Transaktionen durchzuführen, benötigt jeder Nutzer zunächst eine digitale Geldbörse (sog. Wallet). In der digitalen Geldbörse befindet sich ein kryptografisches Schlüsselpaar bestehend aus einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel übt die Funktion einer Kontonummer aus. Der private Schlüssel stellt den eigenen Zugangscode dar und kann als Verfügungsberechtigung verstanden werden. Ein Bitcoin kann sodann mittels Bitcoin Blockchain auf andere öffentliche Schlüssel übertragen werden. Vorteilhaft dabei ist, dass Transaktionen über Bitcoin Blockchains aufgezeichnet werden und öffentlich einsehbar sind. Damit kann der Weg der Währungseinheiten nachvollzogen werden. Es stellen sich allerdings zwei Folgeprobleme. Zum einen lässt sich nur schwer identifizieren, wer überhaupt Inhaber des Zielwallets ist. Zum anderen sind im Rahmen dieser Transaktionen einzelne Bitcoins nicht identifizierbar, da sie nicht mit Seriennummer o. ä. ausgestattet sind. Die Bandbreite an Möglichkeiten für Diebstahl von Bitcoins ist umfangreich. Eines der Hauptangriffsziele sind die so genannte EOS DApps. Hierbei handelt es sich um Ap-

plikationen, welche die Abwicklung von Transaktionen über die EOS beschleunigen sollen. Am profitabelsten erweisen sich jedoch Angriffe auf Blockchain-Wallets. Die einfachste Methode stellt für die Hacker immer noch die altbewährte Phishing-Mail dar. Diese können Ihnen in vielen verschiedenen Formen begegnen. Teilweise werden Sie in Mails aufgefordert, Ihre Sicherheitseinstellungen zu überprüfen. Aber auch der Aufruf eines möglichen Gewinns kann für Sie verhängnisvoll werden. Hält der Dieb dann die gestohlenen Bitcoins mit eigens erwirtschafteten Bitcoins in seinem Wallet, sind sie mangels Seriennummer nicht mehr identifizierbar, gestohlene Bitcoins sind von sauberen also nicht mehr zu trennen. Im Rahmen etwaig bestehender Herausgabeansprüche kommt als pragmatischer Lösungsansatz das First in-first out-Prinzip in Betracht. Nach dem FIFOPrinzip wird das zuerst erhaltene Kryptogeld auch zuerst weitergegeben. Es ist damit eine Identifizierung in folgenden zwei Fällen möglich. Zum einen, wenn sich die Bitcoins noch im Wallet des Diebes befinden, zum anderen auch dann, wenn der Dieb gestohlene Bitcoins an Dritte transferiert.

Info Welche zivilrechtlichen Ansprüche sich gegen den Dieb ergeben, lesen Sie online unter: www.finanzwelt.de

Axel Wegner Rechtsanwalt TILP Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

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BERATER | DIE FINANZWELT-SOFTWARE-TRANSPANRENZ-OFFENSIVE

Software-Einführung goes Gamification Wir alle nutzen Software. Software, die wir als solche gar nicht mehr wahrnehmen beispielswiese beim Benutzen unserer Autos, Tablets, Handys oder des Kühlschranks. Software, die wir freiwillig gerne nutzen wie Spiele oder die schnelle Recherche im Internet nach einer aktuellen Fragestellung. Dann gibt es die Software, die wir in unserem Berufsalltag nutzen dürfen oder nutzen müssen.

Software-Einführung

Gamification Spiele sind ein fester Bestanteil unseres Lebens. Denken Sie daran, wie es als Kind so war. Kinder probieren und testen alles aus. Dann scheitern sie, fallen hin und stehen wieder auf. So lernen sie und werden immer besser. Seit geraumer Zeit gilt der Begriff Gamification, der seinen Ursprung in der Motivationsforschung hat, als ein Lösungsansatz, Menschen zu motivieren, eine Software anzuwenden. Gamification versucht, mit spieltypischen Elementen und psychologischen Anreizen einen Menschen zu etwas zu bewegen, wozu er keine Lust hat. Das Ziel ist also, Steigerung der Motivation und Verhaltensänderung herbeizuführen. Nach der Veröffentlichung von Pokémon Go versteht jeder, wie ein Stück Software das Verhalten sehr vieler Menschen ändern kann. Der Hype hat inzwischen zwar nachgelassen, doch die Anzahl der Spieler liegt immer noch im höheren achtstelligen Bereich. Zu den spielerischen Elementen gehören Anerkennung bzw. sofortige Rückmeldungen, Ränge, Preise, das Suchen und Finden, Ranglisten, transparente Informationen, klare Regeln und Ziele, aber auch die Freiheit zu entscheiden, wie wir das Ziel erreichen. Wenn

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Wir alle haben wahrscheinlich mehrfach Softwareeinführungen erlebt. Es gibt ein neues CRM, MVP, Bestandssystem oder eine neue Beratungssoftware. Wie war das bei Ihnen? Klassisch wird eine Software begleitet von Schulungen, Webinaren und weiteren Maßnahmen eingeführt. Dann aber kommt der Augenblick, an dem man allein an seinem Arbeitsplatz anfängt mit der Software zu arbeiten. In den Schulungen war noch alles einfach und klar. Doch es dauert nicht lange und man fragt sich, wo denn die eine oder andere Funktion war oder an welcher Stelle man welche Option einstellen muss, damit später auch das richtige Ergebnis rauskommt. Das ist ein kritischer und nicht vermeidbarer Moment in der Softwareeinführung. Nur bei den wenigsten überwiegt in diesem Moment das Gefühl der Spannung und Vorfreude und mündet in grenzenloser Motivation. Vielfach ist es so, dass man sich in dem Moment ärgert und sehr

schnell auch die neue Software anprangert. Softwareeinführung bedeutet immer Verhaltens-Veränderung. Entscheidend ist, mit welcher Motivation sich der Anwender der Aufgabe stellt.

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finanzwelt 01 | 2021


Menschen Reputation erringen, eine Gemeinschaft finden, Spannungsbögen erleben, erreichte Ziele als Eigenleistung wahrnehmen und Geschichten erleben, dann funktionieren Gamification-Konzepte. Sind wir nicht alle auf der Jagd nach einem „besseren Ich“? Die Komposition dieser Methoden und Elemente unter Berücksichtigung motivationspsychologischer Grundregeln sind für den Erfolg entscheidend.

Schritte zur erfolgreichen Umsetzung 1. Gaming-Design Für das grundsätzliche Gaming-Design gibt es viele Ansätze und Ausprägungen. Eine gängige und schnell umsetzbare ist, dass ein Punkte-Konto geführt wird. Jede entscheidende Aktion des Anwenders wird mit einem „Guthaben“ belohnt. Diese Punkte können dazu herangetragen werden, das nächste Level zu erreichen oder eine „Neben-Belohnung“ zu erlangen. a. Auswahl der Gaming-Elemente I. Beispiel: Competition (Wettbewerb) Sehr gut anwendbar durch das Sammeln von Punkten mithilfe der Entwicklung von Kennzahlen. Kennzahlen-Beispiele: - Neukunden - Durchgeführte Online-Beratungen - Angewandte digitale Unterschriften - Ein bestimmter Umfang von Kundendaten im System - Abschlüsse (Konzept- oder Produktverkauf) - Online-Abschlüsse - Bestandsübertragungen - u. s. w. II. Beispiel: Completion (Fertigstellung, Vervollständigung) Dies ist ein starkes Instrument. Das Erreichen von bestimmter Schwellenwerte einzelner Kennzahlen wird erst dann gewertet, wenn alle Einzelkennzahlen-Schwellen erreicht sind. Damit wird eine starke Motivation ausgelöst, die „Sammlung“ zu vervollständigen. b. Auswahl der Kennzahlen und Bedingungen Mit der Auswahl der Kennzahlen lassen sich sehr schön strategische Ziele unterstützen. Beispiel: Neukundengewinnung, höhere Vertragsdichte, mehr Beratungsgespräche, Bestandsaktivierung… c. Technische Prüfung der Umsetzbarkeit Grundsätzlich kann die IT alles ermöglichen. Hier muss das Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten abgewogen werden. Das Tracking der Kennzahlen ist aber eine Bedingung. d. Level-Konzeption Die Level-Konzeption ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Der zeitliche Rahmen spielt eine zentrale Rolle. Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Aktion, desto weniger Level mit einer flacheren Steigung.

Beispiel eines Kurz-Läufers

Mit einem neuen Level muss es Belohnungen geben. Dies könnten z. B. die Freischaltung von weiteren Modulen, Funktionalitäten oder die Berechtigung an der Teilnahme an bestimmten Workshops oder Events sein. Auch banal scheinende Dinge wie ein neuer „Titel“ in dieser Umgebung gehören dazu.

2. Umsetzung Testläufe sind unabdingbar und Voraussetzung für das ganz wichtige Fein-Tuning. Passen die Schwellenwerte der Level mit dem geplanten Zeitraum überein? Bleibt die Spannung beim Anwender erhalten?

3. Startphase Dazu bietet sich eine Kick-off-Veranstaltung an. Dort werden alle Regeln und Rahmenbedingungen offengelegt. Transparenz und Freiwilligkeit sind Grundbedingungen für ein erfolgreiches Gaming-Konzept. Die Kommunikation mit dem Anwender kann unabhängig von der eingesetzten Software z. B. über ein Widget oder eine App erfolgen. Dieser Ansatz ist nicht nur bei einer Neueinführung möglich. Er funktioniert auch, bei Software, die beim Anwender schon lange im Einsatz ist, aber einfach nicht oft oder in der gewünschten Intensität genutzt wird. Beispiele hierfür sind CRM-, Analyse- oder Beratungssoftwaresysteme. (cje)

Info Wir freuen uns auf Ihr Feedback. Auch bei diesem Thema würden wir Ihnen gerne einen Workshop anbieten. Zur Teilnahme schreiben Sie einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Gamification“ an die ITRedaktion der finanzwelt: software@finanzwelt.de. Sobald uns 20 Interessenten vorliegen, werden wir für Sie einen Workshop mit kompetenten Referenten anbieten.

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KOLUMNE

Verkaufen ist die großartigste Sache der Welt Warum Verkaufen eine Kunst ist und jeder ein Verkäufer ist – immer und überall

Viele denken bei Verkaufen an Geschäft, an den Beruf – aber das ist nur ein ganz kleiner Teil, denn Verkaufen ist alles! Sehr viele unserer täglichen Handlungen können tatsächlich als „Verkaufen“ bezeichnet werden. So können Lehrer autoritär Lehren oder aber den Schülern das Thema schmackhaft machen und erklären, warum es gut ist, etwas zu lernen. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Lehrer sein Thema in der zweiten Variante besser verkauft. Verkaufen bedeutet, dem anderen einen Nutzen aufzeigen. Nur wenn der andere diesen Nutzen erkennt, wird er kaufen. Das reicht bis in die Beziehungsebene. Auch eine Beziehung ist ein „Geschäft“ – und zwar ein emotionales. Wie bei jedem Geschäft müsse auch dabei der Nutzen mindestens so hoch sein, wie der Preis. Dabei muss der Preis nicht immer Geld sein, wie das Thema Beziehungen zeigt: Da muss ich als Preis für das Zusammenleben mit meinem Traumpartner/in doch zum Beispiel seine/ihre Macken ertragen. Wenn jemand nicht mehr bereit ist, den Preis zu zahlen, dann geht eine Beziehung auseinander.

Jeder Mensch ist somit ein Verkäufer. Und was macht einen guten Verkäufer aus? Sympathie, Vertrauen, Kompetenz, Gelassenheit und Begeisterung. Diese Punkte habe ich bereits in meiner letzten Kolumne erwähnt und jetzt gilt es näher darauf einzugehen.

Sympathie Punkt eins, die Sympathie, ist außerordentlich wichtig: Ein Verkäufer muss Sympathie wecken, denn die Menschen kaufen in der Regel nur von dem, der ihnen sympathisch ist. Der wichtigste Grundsatz dafür ist das Lächeln bzw. ein freundlicher Gesichtsausdruck. Weiter steht eine wertschätzende Kommunikation im Mittelpunkt. Ein wichtiger 22

Punkt ist Zuhören, denn jeder möchte wichtig sein und dass mir mein Gegenüber wichtig ist, demonstriere ich am besten, wenn ich ihm genau und aufmerksam zuhöre. Dies lässt sich durch aktives Zuhören noch verstärken. Ein Beispiel liefert eine Aussage wie „das ist aber interessant“ und dazu zu nicken. Ein weiterer Verstärker ist das Aufgreifen von Aussagen des Gegenübers. Redet mein Kunde zum Beispiel über die Wichtigkeit von Renditen, dann kann der Verkäufer sagen: „Jawohl, da haben Sie Recht, Rendite ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine attraktive Geldanlage.“ Außerdem ist für die Sympathie entscheidend: Keine ICHBotschaften verwenden. Stellen Sie immer Ihren Kunden in den Mittelpunkt, denn er ist wichtig und nicht Sie!“

Vertrauen Mit der Sympathie kommt das Vertrauen. Und auch hier kann der Verkäufer durch sein Verhalten positiven Einfluss nehmen. Dabei ist die erste vertrauensbildende Maßnahme die Pünktlichkeit. Wenn ich zum verabredeten Zeitpunkt da bin, ist das die einfachste Art, Vertrauen zu schaffen. In der gleichen Liga spielt der Grundsatz, Zusagen immer zu 100 % einzuhalten. Denn dies symbolisiert Zuverlässigkeit, die ebenfalls im Kontext des Vertrauens wichtig ist. Verwenden Sie niemals negative Aussagen und schon gar nicht über Andere, die nicht dabei sind. Wer mit einem Menschen schlecht über andere redet, der redet morgen mit anderen schlecht über den Kunden – dieses Gefühl entsteht bei Ihrem Gegenüber automatisch. Das Gebot gilt auch für Aussagen über die Konkurrenz.

Kompetenz Für den Aufbau der Kompetenz stellt der erfahrene Vertriebler das Fachwissen bzw. das Interesse daran in den Fokus: Fachwissen kann nur entstehen, wenn Ihr Interesse finanzwelt 01 | 2021


dafür vorhanden ist. Die Quellen, dieses Fachwissen zu erwerben, sind heute in schier unbegrenzten Varianten vorhanden. Neben Sachbüchern und dem Internet, mit Google oder YouTube, ist das Lernen von Lehrern oder neudeutsch Coaches als die hohe Schule einzuschätzen. Um die PS in Form des Fachwissens dann auch auf die Straße zu bringen, ist das Verkaufsgespräch das wichtigste Instrument, wie in der letzten Kolumne ausführlich dargestellt. Hinzu kommt eine gute Vorbereitung, die nicht nur im Beruf wichtig ist: Wenn ich mit meiner Frau ins Kino gehe und sie den einen Film sehen möchte und ich den anderen, dann muss ich ihr meinen Film verkaufen und dieses kleine Spiel gewinne ich, wenn ich besser vorbereitet bin.

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Die letzten beiden Punkte sind Gelassenheit und Begeisterung. Es bringt nichts, sich über irgendetwas aufzuregen. „Wenn ich mich aufrege oder ärgere, hat das nur eine Auswirkung, und zwar, dass ich selbst nicht mehr klar denken kann.“ Das heißt, wir bleiben in jeder Situation maximal ruhig. Begeisterung ist die bestbezahlteste Eigenschaft der Welt. Begeisterung ist die beste Form der Überzeugung, denn sie steckt an. Es sprüht einfach aus mir heraus und das Gegenüber kann sich dieser Begeisterung kaum entziehen. Mit dieser Gelassenheit und Begeisterung habe ich die beste Chance, mein Gegenüber zu überzeugen und das ist das Ziel eines jeden Verkaufs.

Verkaufen ist die großartigste Sache der Welt!

Zur Person Wolfgang Thust, Jahrgang 1946, ist Vertriebs- und Rhetoriktrainer, Keynote-Speaker, Buchautor sowie Gründer der Stiftung Helping Hand – wir helfen Kindern in Not. Nach seiner Karriere als Architekt in Frankfurt beginnt er 1975 seine Laufbahn in der HMI, dem Strukturvertrieb der Hamburg-Mannheimer. Innerhalb von nur fünf Jahren wird er HMI-Generalrepräsentant und erhält damit die allerhöchste Auszeichnung der Organisation. 2012, nach über 36 Jahren, verlässt er das Unternehmen, das inzwischen ERGO Pro heißt. Heute teilt er sein Wissen in eigens entwickelten Schulungen und Seminaren.

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VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

Bewährter Schutz auf Leitungsebene Haftung ist für jede Organisation und Unternehmenslenker ein wichtiges Thema. Denjenigen, die auf der sicheren Seite stehen und nicht mit ihrem privaten Vermögen haften möchten, empfiehlt sich eine D&O-Versicherung. Zu den Charakteristika und den aktuellen Herausforderungen sprach finanzwelt mit Martin Schiel, Chef-Underwriter bei der R+V Allgemeine Versicherung AG. finanzwelt: Herr Schiel, jedem Unternehmen steht eine verantwortungsvolle Person vor. Mitunter haben Manager nicht den besten Ruf; manches Fehlverhalten wird heftig kritisiert. Liegt diesbezüglich einiges im Argen? Martin Schiel» Sicherlich treffen wir in der Wirtschaft auch auf Fehlverhalten, das entsprechend geahndet werden muss. Jedoch sollten wir auch in diesem Zusammenhang differenzieren und uns nicht zu einem vorschnellen, falschen Urteil über ‚die Manager‘ verleiten lassen. Wie auch in anderen Lebensbereichen, lassen einige wenige schwarze Schafe die weitaus überwältigende Mehrheit ehrbar arbeitender Kollegen in einem schlechten Licht erscheinen. finanzwelt: Einverstanden. Die Managerhaftpflichtversicherung, auch D&O genannt (Directors and Officers Liability Insurance) ist in den vergangenen Monaten wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Zunächst die Frage, wie groß ist der Markt für D&O-Versicherungen in Deutschland? Schiel» Das Beitragsvolumen hierzulande dürfte, laut GDVStatistik, bei rund 500 bis 550 Mio. Euro liegen. Kerngedanke ist, dass die D&O-Versicherung, die es seit Mitte der 80er Jahre in Deutschland gibt, Unternehmenslenker gegen Haftungsansprüche absichern soll. Das bedeutet, kommt es zu einer Pflichtverletzung seitens des Managers und wird dieser folgerichtig für den entstandenen Schaden haftbar gemacht, greift der D&O-Versicherungsschutz: Begründete Ansprüche werden ausgeglichen, unberechtigte abgewehrt. Richtungsweisend war in diesem Kontext sicherlich auch das ARAG-Garmenbeck Urteil des BGH in den 90er 24

Jahren zum Organhaftungsrecht. In dessen Folge wurden sich Manager im Laufe der Jahre zunehmend der haftungsrechtlichen Tragweite ihres Verhaltens bewusst. Heutzutage verfügen beispielsweise alle im DAX-30 gelisteten Unternehmen über eine entsprechende D&O-Versicherung. Bei den KMU ist das Bewusstsein über die Wichtigkeit einer Managerhaftpflichtversicherung mittlerweile auch in der Breite vorhanden. finanzwelt: Dennoch scheuen sich einige kleinere Unternehmen, eine D&O-Versicherung abzuschließen. Schiel» Richtig. Es geistern leider immer noch Irrtümer umher, die dazu beitragen, die Sinnhaftigkeit und den zählbaren Mehrwert in Frage zu stellen. Jedenfalls hat man das Thema nicht in dem Maße auf dem Radar, wie es nötig wäre. Je kleiner das Unternehmen, desto häufiger ist das anzutreffen. finanzwelt: Die wirtschaftlichen Zeiten sind härter geworden, Stichwort Corona und ein möglicher drastischer Anstieg der Insolvenzen. Wie wirken sich diese Umstände auf die D&O-Versicherungen aus? Schiel» Grundsätzlich gilt: Je schwieriger das gesamtwirtschaftliche Umfeld mit all seinen Herausforderungen, desto anspruchsvoller wird das Wirken der Geschäftsführer/Manager. Natürlich trifft die Corona-Krise einige Wirtschaftszweige bis ins Mark und die Angst vor einer größeren Insolvenzwelle treibt die D&O-Versicherer um. Noch sind die Zahlen vergleichsweise niedrig, aber eine Trendumkehr hat eingesetzt. Hier gilt es, genau hinzuschauen und auch als Versicherer nicht in Panik zu verfallen – sei es mit massiven Deckungseinschränkungen oder Prämienerhöhungen. Die allgemeine Gemengelage ist indes schwierig. Womöglich muss mit einer ‚Prozesswelle‘ gegen Manager gerechnet werden, wenn die coronabedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, die bereits zweimal verlängert wurde, endet. Einige Geschäftsführer wiegen sich da womöglich in trügerischer Sicherheit (Stichwort: Fehlerhafte Auslegung finanzwelt 01 | 2021


der gesetzlichen Vorgaben) und haben dann, wenn kein entsprechender Versicherungsschutz besteht, gegebenenfalls ein böses Erwachen. Insolvenzen waren schon immer ein erheblicher Schadentreiber. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch etwas Grundsätzliches zur D&O-Versicherung sagen: In den vergangenen Jahren sind die Prämien stetig gesunken, der Deckungsumfang jedoch ständig erweitert worden. Der Wettbewerb war vielfach schlicht ruinös. Mit dem Ergebnis, dass dieses Geschäftsfeld, insgesamt betrachtet, defizitär verläuft. In der jüngeren Vergangenheit wurden, nicht nur bei Industrieunternehmen, die Prämien teilweise stark angepasst und die Versicherungsbedingungen teils drastisch eingeschränkt. Viele Anbieter haben ihre Zeichnungspolitik eingeschränkt oder sich sogar ganz aus dem Segment verabschiedet. Wir als R+V sehen dieser Entwicklung vergleichsweise gelassen entgegen. Unsere Philosophie laut seit jeher: Nachhaltig wachsen. finanzwelt: Sie sprechen es an – wie ist die R+V bei D&OVersicherungen aufgestellt? Schiel» Grundsolide und stabil. Im Vergleich zu vielen Wettbewerbern, ist uns die nachhaltige, positive Geschäftsentwicklung sehr wichtig. Wir haben nicht jede Prämienrallye mitgemacht, konzentrierten uns aufs Wesentliche, den essenziellen Versicherungsschutz statt irgendwelcher Gim-

micks, und erwarten somit auch nicht, künftig den Versicherungsschutz einschränken zu müssen. Wir wollen unsere Kunden auch morgen noch partnerschaftlich begleiten. Dabei verstehen wir uns als idealer Sparringspartner, auch für die Makler. finanzwelt: Inwiefern ist die R+V hierbei für die Makler eine sehr gute Adresse? Schiel» Dazu muss man wissen, dass sich in der D&O-Versicherung kein einheitliches Bedingungswerk am deutschen Markt herauskristallisiert hat. Jeder Versicherer gestaltet den von ihm angebotenen Versicherungsschutz höchst individuell; der D&O-Markt ist sehr heterogen. Deshalb ist gerade in diesem Segment die Beratung durch versierte Versicherungsmakler für den Mandaten unverzichtbar und stellt gleichzeitig entsprechend hohe Anforderungen an das Know-how der Makler. Inhouse verfügen wir über eine Vielzahl an ausgewiesenen Experten, die dem Makler speziell in Fragen der Verminderung des Haftungsrisikos mit all ihrem Wissen zur Seite stehen. Ferner haben wir eine eigene Schadensabteilung, kooperieren mit den führenden Kanzleien in diesem Themenfeld. In allem fühlen wir uns dem Grundsatz der bestmöglichen Transparenz verpflichtet. Und wir nehmen den Makler an die Hand und bereiten alles Wissenswerte einfach und leicht verständlich auf. (ah) 25


VERSICHERUNGEN | IT-SICHERHEIT

Profi-Schutz bei Cyber-Angriffen gesucht!

Hacking, Ransomware und Spyware heißen die neuen Cybercrime-Brecheisen, um bei Privathaushalten und 26

Unternehmen virtuell einzudringen. Mit erfolgreich platzierten E-Mails, die am Anfang vieler IT-Angriffe stehen, erzielen Kriminelle in kurzer Zeit um vielfach höhere Erlöse als mit klassischen Beutezügen durch Büroräume. Ortsungebunden, zeitunabhängig und entsprechend flexibel kundschaften kriminelle Organisationen oder Einzeltäter die lukrativen Objekte samt IT-Schwachstellen im World-WideWeb aus. Unterstützung bietet das Darknet. Das dunkle Netz versorgt Kriminelle spielend leicht, oft mittels Bezahlung über nicht regulierte Kryptowährungen, mit wichtigen Zugangsdaten, Kreditkartennummern, E-Mail-Adressen, Schadsoftware und

alternativen Zahlungswegen für den Web-Beutezug. Schneller und anonymer geht’s nicht!

Gefahr für Geld und Sicherheit Nach Ansicht des Internet-of-CrimesBuchautors und IT-Security-Experten Gerald Reischl wird Cyberkriminalität ab 2021 weltweit jährlich rund 5,5 Bio. Euro Schäden verursachen, was etwa dem 2,5-fachen Bruttoinlandsprodukt Deutschlands entspricht. Rund ein Viertel davon betrifft den Cyber-Diebstahl geistigen Eigentums. Doch auch Erpressungen sind auf dem Vormarsch – es beginnt mit kleinen Ransomwarefinanzwelt 01 | 2021

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Ob im Job oder privat: Ohne PC, Smartphone oder Tablet geht heutzutage nichts mehr. Es wird online gekauft, gearbeitet, informiert, kontrolliert etc. Zudem verlagert Corona viele Lebensräume stärker in die virtuelle Welt und das Tagesgeschäft in das Homeoffice. Ausgefeilte, digitale Angriffe erfordern wirkungsvolle Sicherheitssysteme, damit wertvolle Firmeninformation aus Einsen und Nullen auch in der Arbeitnehmerwohnung und nicht nur im betrieblichen Serverraum geschützt bleiben.


Der menschliche Faktor Am Anfang und Ende des Cyber-Angriffs steht der Mensch als zentrale Schwachstelle, der Verbrechern nachlässig die virtuellen Türen öffnet. Lückenhafte Maßnahmen zur IT-Sicherheit oder anderes Fehlverhalten, wie z. B. das Öffnen von Betrugs-E-Mails, sorgen erst für den unbefugten Datenzugriff. Ein zögerliches Verhalten nach erfolgreicher Tat vergrößert die Folgen. ITSicherheitsvorkehrungen bleiben des-

halb zentraler Bestandteil im Risikomanagement der Unternehmen, damit Cyber-Angriffe nicht die Existenz zerstören. Neben Angriffen von außen stehen ebenso Angriffe und Versäumnisse von innen auf den Listen der Manager.

51,0

Prozent

Attacken auf Privatnutzer und endet in globalen Cyber-Angriffen auf Firmen. Digitale Einbrecher versenden weltweit zigtausende E-Mails über Botnetze in minimaler Zeit, damit unvorsichtige Anwender diese öffnen. Hinter den betrieblichen und privaten Firewalls angekommen, erkundet Spyware die Möglichkeiten für Bankkontozugriffe oder andere Datendiebstähle. Dringt eine Ransomware in die IT-Systeme ein, wird der Hard- und Softwarezugriff nur gegen hohe Geldbeträge wieder freigegeben. Schlimmstenfalls werden trotz erpresster Zahlungen weitere Daten gestohlen oder vernichtet, um Täterspuren zu verwischen. Doch es gibt auch andere Wege, digital geklaute Daten für kriminelle Machenschaften zu nutzen. Als sogenannte Fake-Presidents verschaffen sich Kriminelle mittels digitaler Vehikel wie Firmen-MailVorlagen, neu zusammengesetzter Sprachaufzeichnungen oder angezeigter Chef-Rufnummer als vermeintlich Vorgesetzter Zugang bei gutgläubigen Mitarbeitern und fordern diese zu Zahlungsanweisungen auf. Andere Ansätze verfolgen Hacker, die Schwachstellen in der Hardware- und Software-Architektur nutzen. Sie gelangen über ungeschützte Router, veraltete Software, ungenügenden Systemschutz oder Zugriffe auf ungesicherte Websites in die IT-Systemlandschaften von Behörden, Kliniken und Unternehmen. Neben bösartigen E-Mails-Links dienen Geräte im Internet-der-Dinge als Einfallstour, wenn Gerätehersteller ungenügende Software-Updates anbieten oder die Updates auf ungesichertem Weg durchführen.

der IT-Dienstleister wissen nicht, ob ihr Versicherungsschutz alle Schäden abdeckt, für die sie haftbar gemacht werden können. Quelle: Hiscox IT-Versicherungsindex

Besonders KMU gelten als zunehmend attraktive Angriffsziele. Im Gegensatz zu Großunternehmen mit hauseigenen Betrugs- und IT-Sicherheitsabteilungen kalkulieren viele Kleinunternehmer und Mittelständler mit relativ geringen Sicherheits-Budgets, um im Kunden- und Preiswettbewerb mitzuhalten. Gefahr droht ebenso von innen, wenn unzufriedene Mitarbeiter oder Berater zu leicht die internen Sicherheitssysteme umgehen können. Corona sorgt mit dem Homeoffice-Trend zudem für neue Möglichkeiten des kriminellen Zugriffs. Die eigenen vier Wände geraten somit ins Visier der IT-Kriminellen, um neu entstandene Sicherheitslücken für lukrative Zugriffe auf den Arbeitgeber zu nutzen. Vermittlern eröffnete Corona ein weites Beratungsfeld, das sowohl Kooperationen mit internen und externen IT- und Risikomanagern als auch Schutzanpassungen beispielsweise in den Cyber-Haftpflicht-, Inhalts-, Manager-, Unterbrechungs- und Vertrauensschadensversicherungen erfordert.

Technischer Abwehrfortschritt Aktuell gehaltene Internet- und Virenschutzprogramme, sichere Passwörter, VPN-Tunnel und regelmäßige Datensicherungen mit Aufbewahrung an einem anderen Ort gehören zum kleinen IT-Einmaleins für Privatpersonen und

Unternehmer. Betriebe mit attraktiven Angriffszielen setzen seit jeher auf ein Risikomanagement mit Datenschutz, IT-Sicherheit und Plänen für den Notfall bzw. IT-Ausfall. Ein häufiger Anlass für eine neue IT-Risikosicht sind Schutzgesetze wie etwa für Datenschutz oder gegen Geldwäsche sowie neu aufgelegte branchenspezifische Verordnungen. Regelmäßige Information zur IT-Sicherheit und Auffrischungen in Teamgesprächen gelten als erster Schritt in die gezielte Eigenvorsorge. Verstärkten Zuspruch finden IT-Sicherheitsanbieter bei Firmenkunden, die neben einer Softwarelösung zur Angreifer- und Virenabwehr ein erreichbares Expertenteam vorhalten, das individuelle Angriffe abwehrt, nach einem erfolgreichen Angriff weitere Schäden unterbindet, befallene Systeme identifiziert und Schadsoftware systemweit vernichtet. Das wachsende Zusammenspiel von Digitalisierung und Cyber-Crime sensibilisiert immer mehr Firmen- und Privatkunden für IT-Sicherheitskonzepte mit Vorsorgelösungen. Versicherungen sind ein fester Bestandteil davon. Neben Produktinnovationen bieten Versicherer deswegen interessierten Kunden und Vermittlern weitergehende Information rund um Datenschutz und IT-Sicherheit an. (gg/mo)

Fazit Jeder Kunde bietet potenzielle Angriffsziele. Zudem steigen die Cyber-Schadenkosten stetig an, wie Studien wie der Hiscox Cyber Readiness Report bestätigen. Wie die meisten Sicherheitslücken entstehen IT-Sicherheitsrisiken aus dem Zusammenspiel von technischen Möglichkeiten, menschlichem und technischem Versagen sowie krimineller Energie. Versicherungen schützen bestenfalls vor den finanziellen Cyber-Folgen. Die individuelle Wirkung auf betroffene Personen und Unternehmen ist jedoch unabsehbar. Im Bestands- und Neukundengeschäft gilt IT-Sicherheit auch deshalb für Vermittler als wichtiger Beratungseinstieg.

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VERSICHERUNGEN | IT-SICHERHEIT

Kurzinterviews

finanzwelt: Wie schützt sich die Fonds Finanz vor etwaigen Cyber-Angriffen?

Und bieten Sie Ihren Vermittlern ggf. IT-Sicherheitsvorkehrungen an? Norbert Porazik» Die Fonds Finanz setzt als führender Maklerpool Deutschlands auch bei der eigenen IT-Sicherheit seit ihrer Gründung auf höchste Standards. Redundante Hochsicherheits-Rechenzentren, hochmoderne Verschlüsselungstechnologien und immer aktuelle Hard- und Software sorgen dafür, dass die Daten unserer Vermittler, der Endkunden und

der Mitarbeiter bei der Fonds Finanz auf höchstem Niveau gesichert sind. Unsere Vertriebspartner profitieren von dieser Sicherheit bei der Nutzung der Fonds Finanz Tools. Bei den Produkten rückt die Cyberversicherung verstärkt in den Fokus. Unseren Vermittlern bieten wir dazu kostenfreie Produktschulungen an. Zudem können unsere Vermittler sich selbst vergünstigt im Rahmen einer Cyberversicherung absichern.

Daniel Blazquez Head of Technology Lines Markel Insurance SE

Oliver Schulze LL.M. Leiter Produktmanagement Cyber Gothaer Allgemeine Versicherung AG

Tobias Tessartz Technical Underwriter Cyber Hiscox Deutschland

finanzwelt: Welche Unterstützung bieten Sie Vermittlern für das Firmenkundengespräch in Bezug auf das Thema Cyber-Crime und notwendige IT-Sicherheitsvorkehrungen? Daniel Blazquez» Wir sind uns durchaus bewusst, dass das Thema Cyber komplex ist und daher sowohl individueller Beratung als auch präventiver Aufklärung beim Endkunden bedarf. Deshalb unterstützen wir unsere Partner bei der Cyberberatung mit der eigens für dieses Produkt kreierten ‚Digitale Informationsmappe‘ von Markel. Diese können Vermittler in jeden Verkaufs- und Beratungsgespräch beim Kunden verwenden. Diese Mappe beinhaltet unter anderem einen praktischen Beratungsleitfaden und eine Cyber-Infobroschüre. Zudem werden in einer beigefügten Synopse Cyber-Produkte von insgesamt sechs Versicherern hinsichtlich unterschiedlichster Aspekte durchleuchtet und das Ergebnis übersichtlich und tabellarisch aufbereitet. Ebenfalls in der Mappe enthalten: Tipps zur Ermittlung der richtigen Cyber-Versicherungssumme für den Maklerkunden.

finanzwelt: Inwieweit sorgt das Thema Homeoffice für neue Beratungsansätze beim Vermittler? Was sollten Arbeitgeber beim Thema beachten? Oliver Schulze» COVID-19 hat die Arbeitswelt nahezu komplett auf den Kopf gestellt. In kürzester Zeit ist das Arbeiten von zu Hause aus mittels Remote-Verbindung zur Normalität geworden. Die neue Realität bringt allerdings Gefahrenquellen mit sich, denn die Nutzung privater Infrastrukturen durch Mitarbeiter für betriebliche Belange lädt Kriminelle zu Angriffen auf die Unternehmen an genau dieser Schnittstelle ein. Durch diese Situation bietet sich für Vermittler allerdings die Chance, das Thema Cyberversicherung mit neuem Ansatz beim Kunden zu adressieren. Zum einen müssen die Unternehmensrisiken durch das Arbeiten im Homeoffice bewertet und vorhandene Standards beim Schutz der Infrastruktur dynamisch der neuen Situation angepasst werden. Zum anderen sind die Arbeitgeber gut beraten, die Mitarbeiter hinsichtlich der Gefahren im Homeoffice zu sensibilisieren und klare Leitlinien für das Arbeiten vorzugeben.

finanzwelt: Die IT-Angriffe auf Firmen nehmen zu: Welche Fakten und Argumente können Vermittler im Kundengespräch vorbringen? Tobias Tessartz» Egal welcher Wirtschaftszweig und welche Unternehmensgröße: Wenn das IT-System durch Hacker lahmgelegt ist, ist häufig kein Zugriff auf Projektdaten und keine Kommunikation mit dem Kunden und damit kein Arbeiten mehr möglich. Kein Unternehmen ist zu klein für eine Attacke – insbesondere KMUs mit typischerweise schwächeren Sicherheitsvorkehrungen sind leichte und daher beliebte Opfer für Hacker. Das kann existenzbedrohende Folgen haben – zumal die Kosten durch Cyber-Angriffe im Vergleich zum Vorjahr um das 6-fache gestiegen sind, wie wir im aktuellen Cyber Readiness Report festgestellt haben. Die ausgedehnte Nutzung vom Homeoffice hat die Angriffsfläche und damit die Gefahr noch vergrößert. Das macht eine gute Cyber-Versicherung für Unternehmen zur Pflicht, in der im Ernstfall auch Experten-Soforthilfe in den Bereichen IT-Forensik, Krisen-PR oder Datenschutzrecht inkludiert ist.

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH

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finanzwelt 01 | 2021


Top Tarife für Gründer, Angestellte & Beamte

Folke Tedsen HanseMerkur Leiter Leistungs- und Gesundheitsmanagement

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VERSICHERUNGEN | PKV ODER GKV

Nur die Qualität zählt

Mehrere PKV-Unternehmen haben ihre Versicherten bereits über erforderliche Beitragsanpassungen ab Januar 2021 informiert, die zum Teil starke Erhöhungen mit sich bringen. Sie beruhen auf einem deutlichen Anstieg der medizinischen Leistungsausgaben sowie stetig sinkenden Kapitalerträgen infolge der

europäischen Niedrigzinspolitik. Gleichwohl sind die Beiträge in der gesamten PKV nach Angaben des PKV-Verbandes mittelfristig nicht stärker gestiegen als in der GKV – inklusive der jetzigen Erhöhung für 2021. Tatsache ist: Die Beiträge in der PKV sind in den letzten zehn Jahren im Schnitt um 3,0 % pro Jahr gestiegen – und damit weniger stark als in der GKV mit 3,3 %. Ein großer Teil der höheren Beiträge fließt übrigens in das PKV-typische Vorsorgekapital für die medizinische Versorgung im Alter. Denn die gesunkenen Zinserträge müssen durch entsprechend höhere Eigenbeiträge ausgeglichen werden, so ist es gesetzlich vorgeschrieben. Damit wird die lebenslange Garantie der PKV für ihren großen und unkürzbaren medizinischen

Leistungsumfang finanziell abgesichert. Diese Werte bleiben den Versicherten also erhalten und kommen ihnen im Alter wieder zugute. Denn dank dieser Kapitalvorsorge entwickeln sich die Beiträge ab dem 60. Lebensjahr deutlich moderater.

Geld ist nicht alles Dieser Vergleich führt ohne Umweg zur Frage, ob der Preis am Ende wichtiger für eine Entscheidung zwischen GKV und PKV ist. Michael Albrecht, Hauptabteilungsleiter Makler- und Kooperationsvertrieb Barmenia Versicherungen, stellt hier lieber auf den Einzelfall ab: „Das ist individuell sehr unterschiedlich. Letztlich bestimmt die private Ausgangssituation

Foto: © TeamDaf - stock.adobe.com

Die fetzige Schlagzeile war wichtiger als der objektive Blick auf die Realität. Jahrelang haben sich willfährige Medien die Vorwürfe mancher PKV-Kritiker zu eigen gemacht und von exorbitanten Beitragssteigerungen berichtet. Dabei sind die Preiserhöhungen der privaten niedriger als diejenigen der gesetzlichen Kassen. Und bei der Leistung ist die PKV sowieso unschlagbar.


des Versicherten die Entscheidung, in welchem System er sich am besten aufgehoben fühlt.“ Für einen Verbleib in der GKV könne sprechen, dass Familienangehörige in der Regel beitragsfrei mitversichert seien. Zum anderen spiele der Leistungskatalog eine bedeutende Rolle. Und dieser ist – im Gegensatz zur GKV, in der es durchaus zu Einschränkungen kommen kann – in der PKV privat vereinbart und sicher. Albrecht: „Liegt das Augenmerk eines Versicherten auf dem Leistungsumfang, so ist die Privatversicherung ganz sicher erste Wahl.“ Für Stephanie Griese, Bereichsleiterin Produktmanagement Krankenversicherung SIGNAL IDUNA Krankenversicherung, ist gerade Letzteres ganz entscheidend: „Generell haben Kunden, die in die PKV wechseln, den Wunsch nach bester medizinischer Versorgung, freier Arzt- und Krankenhauswahl und möchten am medizinischen Fortschritt teilnehmen.“ Und tastsächlich hatten im vergangenen Jahr in einer Befragung des PKV-Verbandes 93 % der Befragten dies als den vorrangigen Grund genannt – nur für 55 % war eine langfristige Beitragsstabilität das Hauptmotiv. Entsprechend ist laut Griese bei ihrem Unternehmen die Beratung gelagert: „Selbstverständlich gibt es auch Kunden, die auf den Preis einen stärkeren Fokus haben. Hier bieten wir Einsteigertarife mit flexiblen Optionsrechten auf eine spätere Erhöhung des Versicherungsschutzes an.“ Damit berücksichtige man den Kundenwunsch, ohne dabei den wichtigen Aspekt von hochwertigen Krankenversicherungsleistungen zu vernachlässigen. Nun sind Leistungen aber stets in Bewegung – bei der GKV und auch bei der PKV. Oder? Albrecht sagt dazu: „Rückblickend kann ich sagen, dass wir bereits früh begonnen haben, Versicherungsschutz kundenorientiert zu gestalten. Diese Kundenorientierung ist in den letzten Jahren noch stärker in den Fokus gerückt.“ So seien vielfältige Serviceangebote für Versicherte möglich geworden. Er weise in diesem Zusammenhang auf das Angebot der Telemedizin hin, bei dem sich Kunden jederzeit per finanzwelt 01 | 2021

Michael Albrecht Leiter Kooperations- und Maklervertrieb Barmenia Versicherungen

Stephanie Griese Bereichsleiterin SIGNAL IDUNA Krankenversicherung a. G.

Smartphone von Ärzten online zu ihren medizinischen Anliegen beraten lassen könnten, und das schnell, sicher, einfach und flexibel. Daneben hätten sich auch die digitalen Angebote im Bereich des Gesundheitsmanagements kontinuierlich weiterentwickelt. Klar ist aber auch: Nach wie vor leistet die PKV im Bereich der Arzneimittelversorgung weiter einen wichtigen Beitrag. So untermauert eine aktuelle Studie des Verbandes die wichtige Funktion der PKV bei der Versorgung mit innovativen Medikamenten. Diese Vorreiterrolle in der Erstattung trägt zum Beispiel dazu bei, dass innovative Krebsmedikamente in Deutschland sehr viel schneller verfügbar sind als im EU-Durchschnitt, was im Übrigen allen Kunden zugutekommt. Griese nennt ihrerseits eine deutliche Spannweite in anderen Bereichen: „Schaut man sich die großen Leistungsbereiche an, gibt es in der PKV keine gravierenden Leistungsinnovationen in den letzten Jahren. Nach wie vor gibt es erheblich mehr Produktmodifikationen als Produktinnovationen.“

damit zu einer in dieser Größenordnung nie dagewesenen Erfolgsstory mit 16,4 Millionen Zahnzusatz-Versicherten deutschlandweit. Giese ergänzt: „Zu den Produktmodifikationen in unseren Tarifen zählen unter anderem die stärkere Honorierung gesundheitsbewussten Verhaltens – durch beispielsweise entsprechende Erstattungsanreize. Neben den Produktmodifikationen bei den eigentlichen Primärleistungen gewinnen darüber hinausgehendende Leistungen und Services aus Kundensicht immer mehr an Bedeutung.“ Die Erweiterung von Beratungsleistungen werde bei ihrem Unternehmen hierzu fortlaufend geprüft und am Kundenbedarf ausgerichtet. Unsere vollversicherten Kunden können diese Beratungsleistungen, unter anderem bei medizinischen Fragen, für Infos zu Behandlungsmethoden oder die Organisation individuell abgestimmter Hilfsmittel, in Anspruch nehmen“. Die Digitalisierung hat zudem seit einigen Jahren einen großen Einfluss auf die PKV-Branche. In Bezug auf die vorgenannten Beratungsleistungen stelle die SIGNAL IDUNA Gesundheitswelt den Vollversicherten verschiedene digitale Leistungsangebote zur Verfügung. Diese unterstützten die Kunden dabei, ihre Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Griese: „Beispiele sind die Rückenschule Kaia, der Zweitmeinungsservice BetterDoc oder Selfapy als Soforthilfe bei psychischen Belastungen. Auch kann der telemedizinische Service von unserem Kooperationspartner Kry für eine digitale Arztsprechstunde in Anspruch genommen werden.“ Die Angebote würden laufend erweitert und ausgebaut. SIGNAL IDUNA möchte mehr als nur ein reiner Kostenerstatter sein – sondern vielmehr ein Lösungsanbieter für ihre individuelle Lebenssituation. (hdm)

Zeit der Einsteigertarife ist wohl zu Ende Erkennbar sei aber auch, dass Einsteigertarife ihre große Bedeutung verloren hätten. Hier gebe es einen Markttrend hin zu hochwertigeren Produkten. Zu beachten sei auch, dass in der Krankenversicherung ein Teil der Produktneuerungen durch politisch-rechtliche Anstöße verursacht werde. Dafür gibt es in der Tat genügend Beispiele. Etwa das Thema Mindestleistungen in der PKV, das 2012 mit Einführung der Unisextarife auf den Weg gebracht wurde. Oder zum anderen die Einführung von befundbezogenen Festzuschüssen in der GKV, die letztlich zu eigenständigen Zahnzusatzversicherungen geführt haben und

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VERSICHERUNGEN | VERSICHERUNGEN ON DEMAND

Smarte Variante Ob es sich beispielsweise um eine Handy- oder eine Fahrradversicherung handelt, ob eine Reise ansteht oder die Kurzzeitmiete eines Autos – die digitale junge Generation setzt zunehmend auf zeitlich begrenzten oder fokussierten Versicherungsschutz, der schnell und unkompliziert im Netz abgeschlossen werden kann. Das ist eigentlich das originäre Betätigungsfeld von InsurTechs. Doch Makler bleiben dabei nicht außen vor. Ganz im Gegenteil: Sie profitieren davon. Versicherungen on demand spiegeln die Bedürfnisse der Versicherungskunden von heute wider. Hierzu zählt nicht nur die Versicherung an sich – mit flexiblen und situativen Laufzeiten oder der freien, bedarfsgerechten Tarifwahl – sondern auch die komplette Vertragsverwaltung. Versicherungskunden erwarten heutzutage auch in diesem Bereich eine einfache, digitale und automatisierte Lösung. Zwar steigen immer mehr Versicherer auf digitale Prozesse um, aber gerade InsurTechs wie hepster oder ONE sind Vorreiter auf diesem Gebiet. Sie ermöglichen es den Kunden und Partnern beispielsweise, ihre Verträge im eigenen Kundenbereich oder über das Partnerportal

Oliver Lang CEO ONE Versicherung AG

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selbstständig zu verwalten, Schäden zu melden und mit dem Unternehmen direkt Kontakt aufzunehmen. Geht dieses Geschäft damit aber nicht weitgehend an den Maklern vorbei? Für Oliver Lang, CEO des Konkurrenten ONE Insurance, keine Frage: „Im Wesentlichen ja, denn für Versicherungen on demand benötigt man eine technische Infrastruktur, die kaum ein Makler hat. So kann es beispielsweise erforderlich sein, GPS-Daten von Kunden auszulesen und richtig zu interpretieren.“ Sofern sich nicht Softwareanbieter dazu durchringen würden, diese Infrastruktur Maklern zur Verfügung zu stellen, werde es für die Makler schwer, sich ihren Teil vom Kuchen zu sichern. Und er sagt sogar: „Mit der ONE sind wir einer der wenigen – oder gar der einzige – Anbieter, der ernsthaft versucht, Makler an Versicherungen on demand zu beteiligen.“ Wenn ein Makler der ONE einen Kunden zuführe und der Kunde später eine on demand-Versicherung abschließe, erhalte der Makler eine vorher in der Courtagevereinbarung festgehaltene Vergütung. Alexander Hornung, General Manager und Co-Founder von hepster, sieht das natürlich völlig anders: „Nein, ganz im

Alexander Hornung General Manager und Co-Founder hepster, MOINsure GmbH

Gegenteil. Immer mehr Makler entdecken das Potenzial von Versicherungen on demand für sich, sowohl für ihre Privat- als auch für ihre Geschäftskunden. Wir von hepster arbeiten gezielt mit immer mehr Maklern und Maklerpools zusammen, die dieses Potenzial erkennen und für sich und ihre Kunden nutzen wollen.“ So ermögliche man es Maklern auch, ihren Geschäftskunden digitale Versicherungen unkompliziert zugänglich zu machen. Die Angebote von hepster seien so konzipiert und technologisch entwickelt, dass sie wegen der digitalen Infrastruktur seines Unternehmens gleichermaßen Vorteile für stationäre Händler, Online-Shops, Hersteller, aber auch Einzel- und Großhändler bieten würden – unabhängig davon, ob es sich nun um eine Handyversicherung, Fahrradversicherung oder ein anderes Produkt aus deren Portfolio handele. Der Vorteil solcher digitalen Versicherungen on demand liege dabei für Makler nicht nur in den weitreichenden, zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten, sondern auch in der geringen Betreuungsintensität. So könnten sich Versicherungsmakler weiterhin auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und müssten nicht mehr lange Anträge ausfüllen, kopieren, scannen oder versenden. Hornung: „Hier entsteht zwischen Anbietern wie hepster, Versicherungsmaklern und deren Kunden eine fließende Customer Journey, die auf eine langfristige Kundenzufriedenheit und -bindung zu jeder Zeit sowie automatisierte Self-Services ausgerichtet ist und somit für alle Beteiligten optimale Vorteile bietet.“ (hdm) finanzwelt 01 | 2021



VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

Mutiges Handeln

erwünscht Hat die gesetzliche Rentenversicherung ausgedient, und warum gelingt der Politik nicht der ganz große Wurf? Was wird aus der Riester-Rente und der bAV? Und sind langfristig bei der privaten Altersvorsorge auch wieder andere Garantien als derzeit denkbar? finanzwelt unterhielt sich zu vielen Fragen der künftigen Altersabsicherung mit Jörg Arnold, dem CEO der Swiss Life Deutschland. finanzwelt: Über viele Jahrzehnte hinweg gab es hinsichtlich der finanziellen Sicherheit im Alter feste Parameter: die gesetzliche Rente, die private Vorsorge mit klassischen Garantien und – mehr oder weniger – die bAV-Gehaltsumwandlung. Demografische Ursachen, niedrige Zinsen am Kapitalmarkt bei gleichzeitiger bAV-Unterversorgung haben jedoch zu einem grundlegenden Wandel geführt. Sind die Zeiten im Bereich der Alterssicherung generell unsicherer geworden? Jörg Arnold» Die Rahmenbedingungen für die eigene Altersvorsorge haben sich in zweierlei Hinsicht deutlich verändert: Das Umlagesystem als Fundament der gesetzlichen Rentenversicherung kann nicht mehr das leisten, was es in den Gründerjahren der Bundesrepublik zu leisten vermoch-

Arnold» Eine Legislaturperiode dauert bekanntlich nur vier Jahre an. Eine Reform des Vorsorgesystems hat allerdings Auswirkungen auf mehrere Generationen. Solche Entscheidungen müssen sorgfältig abgewogen werden. Dennoch ist jetzt die Zeit überfällig für entschlossenes und mutiges Handeln. Die gesetzliche Rente wird so im Jahr 2030 nicht mehr funktionsfähig sein, das ist längst bekannt. Und dennoch diskutieren wir über starre, unflexible und kontraproduktive Reformvorschläge und eine Art Voll-Kasko-Lösung. Die Zeit ist reif, den Menschen Zugang zu einer zukunftsfähigen und renditestarken Altersvorsorge zu ermöglichen, und reif für eine längst überfällige Belebung unserer Aktienkultur. finanzwelt: Sollten sich die Bürger endgültig von der Erwartung verabschieden, dass die gesetzliche Rentenversicherung ihre finanzielle Lage im Alter stabilisieren wird? Arnold» Die demografische Entwicklung und das anhaltende Niedrigzinsumfeld erfordern eigenverantwortliches Sparverhalten, zu dem wir die Menschen befähigen müssen. Auch müssen alle drei Säulen besser zusammenspielen. Derzeit mangelt es insbesondere an einer ausgewogenen

» Die gesetzliche Rente wird so im Jahr 2030 nicht mehr funktionsfähig sein, das ist längst bekannt. « te, und durch die gewollte, politische Ausschaltung des sicheren Zins an den Kapitalmärkten fallen schwankungsarme Festzinsanlagen als Möglichkeit des Vermögensaufbau aus. Dennoch bietet ein Wandel wie dieser immer wieder auch neue Chancen. Das jetzige Niedrigzinsumfeld hat die Menschen bereits heute zu einem Umdenken gezwungen und vielen die Augen dafür geöffnet, ihre Altersvorsorge selbstbestimmt zu gestalten. Statt Sparbuch sind immer mehr Menschen offen für investmentbasierte Geldanlagen. Gerade junge Menschen entscheiden sich mehr und mehr für chancenorientiertes Sparen. finanzwelt: Der Staat werkelt an der gesetzlichen Rente ja spätestens seit Norbert Blüms Zeiten ohne Unterlass herum. Warum fällt der Politik ein wirklich großer Wurf so schwer? 34

Abstimmung der drei Schichten aufeinander. Besonders die private Vorsorge in der sogenannten dritten Schicht ist entscheidend, da hier mit etwas mehr Risikobereitschaft auch höhere Renditechancen möglich sind, um im Alter finanziell selbstbestimmt leben zu können. finanzwelt: Ist es überhaupt vorstellbar, dass es in ferner Zukunft wieder klassische Modelle „alter Bauart“ geben könnte? Arnold» Ich rechne derzeit nicht damit. Eine langfristige Erholung des Zinsniveaus zeichnet sich nicht zuletzt aufgrund der enormen Kosten zur Bewältigung der Corona-Pandemie und der expansiven Geldpolitik der Notenbanken nicht ab. Zum anderen findet derzeit auch ein Umdenken bei den Sparern statt: Gerade junge Menschen setzen mehr auf investmentbasiertes Sparen. Diese Entwicklung ist begrüßenswert. finanzwelt 01 | 2021


» Das jetzige Niedrigzinsumfeld hat die Menschen bereits heute zu einem Umdenken gezwungen und vielen die Augen dafür geöffnet, ihre Altersvorsorge selbstbestimmt zu gestalten. «

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VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

finanzwelt: Anfang des Jahrtausends wurde das RiesterModell eingeführt, um mit der gleichzeitig umgesetzten Rentenreform entstehende Lücken auszugleichen. Ist dieses Modell in seiner jetzigen Form noch zeitgemäß? Arnold» Die Riester-Rente leidet seit ihrer Einführung an diversen Geburtsfehlern, die so nicht sein müssten: Dazu zählt die komplizierte Definition des Kreises der Zulagenberechtigten, die sehr komplexe und störanfällige Zulagenabwicklung, der Zwang zur Garantie und die fehlende Dynamisierung des Förderbetrags. Mit einer Behebung dieser Probleme wäre allen Beteiligten eher geholfen als mit fruchtlosen Grund-

finanzwelt: Eigentlich ist es ja so, dass gerade die unteren Einkommensschichten, die auf zusätzliche Vorsorge dringend angewiesen wären, sich diese gar nicht leisten können. Wie lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen? Arnold» Der Zusammenhang zwischen verfügbaren Einkommen und möglichen Sparraten ist offensichtlich. Als Gesellschaft sollten wir ein Interesse daran haben, allen Menschen eine auskömmliche Rente zu ermöglichen. Zusätzliche Förderungen für Geringverdiener und die Umverteilungsinstrumente der Sozialpolitik können immer nur noch den Charakter einer Schadensbegrenzung haben. Auch hier ist

» Als Gesellschaft sollten wir ein Interesse daran haben, allen Menschen eine auskömmliche Rente zu ermöglichen. « satzdiskussionen über einen staatlichen Vorsorgefonds. Die Grundidee von Riester, Eigeninitiative und Sparfleiß mit Steuervorteilen und Prämien zu belohnen, hat darum auch heute nicht an Relevanz verloren. finanzwelt: Sollte der Staat eingreifen, um die häufig sehr hohen Kosten von Riester-Verträgen deutlich zu begrenzen? Arnold» Ein wie auch immer gearteter Kostendeckel ist letztlich eine willkürliche Festlegung, die im unglücklichsten Fall dazu führen kann, dass keiner mehr dieses Geschäft machen möchte. Bereits jetzt ist zu beobachten, dass immer mehr Anbieter das Riester-Geschäft aufgeben und somit der Wettbewerb in diesem Segment abnimmt. Allen Beteiligten wäre weitaus mehr damit gedient, wenn die bereits angesprochene komplexe und kostentreibende Zulagenabwicklung vereinfacht und der Zwang zur Garantie abgeschafft wird: Die Verwaltung der Riester-Rente ließe sich dann günstiger darstellen und chancenreichere Anlagestrategien wären ebenfalls möglich. Noch eine Bemerkung zu den Kosten: Die im Zuge des PIA-PIBs eingeführte Effektivkostenquote sorgt bereits für ausreichend Transparenz und übt auch erheblichen Druck auf die Anbieter aus, ihre Kosten in den Griff zu bekommen. finanzwelt: Warum wird noch immer keine aus Arbeitgeberbeiträgen verpflichtende bAV eingeführt? Bei den Lohnnebenkosten könnte sich das doch Deutschland spielend leisten. Arnold» Sie sollten diesen Vorschlag dem Eigentümer eines Unternehmens aus den Branchen machen, die von der vollen Wucht der Corona-Zwangsmaßnahmen getroffen wurden. Dort ist man sicherlich nicht begeistert über einen rein arbeitgeberfinanzierten bAV-Zwangsbeitrag. Außerdem ist es eine Milchmädchenrechnung zu glauben, dass man die Kosten einer verpflichtenden bAV mit einem Federstrich auf die Arbeitgeber abwälzen könnte. Jeder erwirtschaftete Euro kann nur einmal verteilt werden. Im Zweifel würde dies dazu führen, dass zukünftige Lohnerhöhungen zur Gegenfinanzierung einer arbeitgeberfinanzierten Zwangs-bAV knapper ausfallen. 36

beispielsweise die Riester-Rente besser als ihr Ruf. Eine junge Kundin mit einem beispielhaften Bruttoeinkommen von 30.000 Euro im Jahr und einem Kind könnte bei einer Einzahlung in Höhe von 725 Euro in die Riester-Rente 475 Euro Zulagen vom Staat erhalten und sich damit eine Förderquote von über 65 % im Jahr sichern. Zum anderen brauchen wir eine qualifizierte und gut ausgebildete persönliche Beratung, die ganzheitlich auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingeht und passende Vorsorge-Lösungen identifiziert. Die Menschen müssen befähigt werden, sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern. Diese wichtige Aufgabe übernehmen in Deutschland leider nur noch weniger als 200.000 Beraterinnen und Berater. Wir sind also angehalten, das Berufsbild wieder attraktiv zu machen. Daran arbeiten wir bei Swiss Life mit großem Erfolg. finanzwelt: Muss das gesamte Konstrukt Alterssicherung vor allem angesichts der demografischen Entwicklung vielleicht völlig neu durchdacht werden – etwa über ein kapitalstockorientiertes, aber staatlich beaufsichtigtes Rentenkonto? Arnold» Der Aufbau eines staatlich beaufsichtigten Rentenkontos wirft vielfältige, ordnungspolitische Fragen auf: Ein staatlicher Kapitalstock, wenn er denn über Zwangsbeiträge bedient wird, würde über kurz oder lang veritable Vermögensmassen anhäufen. Deren Veranlagung wiederum würde zahlreiche Interessenskonflikte aufwerfen: Darf ein solches Vehikel derzeit negativ verzinste Bundesanleihen kaufen – was für Vater Staat eine günstige Refinanzierungsquelle, für den einzelnen Versorgungsempfänger aber möglicherweise ein schlechtes Geschäft wäre? Meines Erachtens nach ein klarer Interessenskonflikt. Der Staat ist nicht der bessere Kapitalverwalter. Zudem braucht eine kapitalstockbasierte Anlage, insbesondere wenn sie einen hohen Aktienanteil hat, eine extrem ruhige Hand. Ich habe große Sorge, dass in Zeiten stark fallender Börsen der politische Druck groß wird, aus den Aktien heraus zu gehen und Verluste zu begrenzen. Gerade das hat sich aber oft als völlig falsche Strategie herausgestellt. (hdm) finanzwelt 01 | 2021


Deutscher bAV-Preis 2021 Informationen unter deutscher-bav-preis.de


VERSICHERUNGEN | ASSISTANCE-LEISTUNGEN

Mehr Engagement gefragt Assistance wurde früher vornehmlich im Kfz-Versicherungsbereich nachgefragt. Mittlerweile hat das Thema jedoch nahezu alle Arten von Versicherungsschutz beeinflusst. Ein großes Zukunftsthema werden die Tätigkeiten im Internet sein. Aber auch das tatsächliche Engagement der Versicherungsbranche – im Sinne der Vermittler.

via Assistance hochrelevante Hilfe anzubieten und so wirklich zum Problemlöser zu werden. Da die Deutschen mit dem bestehenden Angebot allerdings eher unzufrieden seien, verlange es von den Anbietern die Bereitschaft, sich stetig zu verbessern. Erneut sind nur 5 % der Haushalte mit dem bestehenden Serviceangebot rundum zufrieden und vermissen keinerlei Unterstützung. Bedenkt man, dass in den Jahren 2011/2012 diese Zufriedenheitsquote noch bei über 35 % lag, lässt sich eine deutliche Zunahme der Serviceunzu-

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Assistance hat laut aktuellem »Assistance Barometer« der Generali-Tochter Europ Assistance im digitalen Umfeld

eine neue Dynamik gewonnen. Der Problemlöser-Ansatz einer individualisierten, auf den Versicherungsnehmer zugeschnittenen Serviceleistung entspricht der Erwartungshaltung einer digitalisierten Gesellschaft, womit Assistance und Service in den kommenden Jahren vermehrt zu »game changern« werden. Die Erwartungshaltung der Kunden an die Versicherungsbranche hat sich massiv verändert: Heute müssen die individuellen Servicebedürfnisse der Kunden befriedigt werden. Versicherungen haben die große Chance,

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finanzwelt 01 | 2021


Foto: © PRIVAT

friedenheit in den vergangenen Jahren konstatieren. Der Wunsch nach einer Rundum-Betreuung wächst dabei konstant. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Serviceerwartungswert bei Versicherungen von elf Prozentpunkten auf nun 68 Prozentpunkte erhöht. Der Bereich der Reise-Assistance hat in den letzten Jahren an Bedeutung und Zustimmung gewonnen und weist im aktuellen Assistance-Barometer erneut höchste Nachfragewerte auf. In Bestätigung der Vorjahreswerte werden die „Organisation medizinischer Betreuung vor Ort“, die „Durchführung eines Krankenrücktransportes“ sowie die „Suche und Bergung nach einem Unfall auf Reisen“ erneut mit knapp 90 % Zustimmungswerten von einer großen Mehrheit der deutschen Haushalte erwartet. Auch die Zufriedenheit mit den Leistungen ist überdurchschnittlich hoch. Von den 12 % der Befragten, die bis dato eine Reise-Assistance in Anspruch nehmen mussten, waren 96 % damit zufrieden oder sehr zufrieden.

Unterstützung fürs Internet DAS Highlight Im Gesundheitsbereich betreffen Service- und Assistance-Angebote persönliche Problemfelder und erfordern eine hohe Vertrauensbasis. In den vergangenen zwölf Jahren zeigte sich eine deutliche Wahrnehmung der Versicherungswirtschaft als vertrauenswürdiger Problemlöser im Gesundheitsbereich, indem Gesundheits-Assistance eine hohe Nachfrage erfährt. Hohen Wert legen weiterhin 93 % der deutschen Versicherungsnehmer auf die konkrete und sofortige Notfallhilfe bei Krankheit oder Unfall als Zusatzleistung zur reinen Schadendeckung (im Durchschnitt der Vorjahre lag dieser Zustimmungswert bei 92 %). Von hoher Bedeutung erweist sich das Angebot einer fachlichen Begleitung und Beratung chronisch kranker Patienten. Mit einer erneuten Zustimmung von 80 % wird der Durchschnittswert der Vorjahre leicht übertroffen. Eine persönliche Beratung und Unterstützung bei Pflegefällen wird von 78 % der Haushalte als wichtig oder sehr wichtig bewertet, zwei

Prozentpunkte unter dem Vorjahr. Im nunmehr fünften Jahr fokussierte das Assistance-Barometer die AssistanceLeistung einer Unterstützung bei Persönlichkeitsverletzungen im Internet. Mit 63 % Zustimmung wurde aktuell der Höchstwert erreicht, der Durchschnittswert um zwölf Prozentpunkte übertroffen – offensichtlich DAS Zukunftspotenzial einer Internet-Gesellschaft. Erneut haben aber nur 7 % der Haushalte bereits Erfahrungen mit den Leistungen der Wohn- und Haus-Assistance gemacht – von diesen zeigten sich 92 % mit den Assistance-Leistungen sehr zufrieden oder zufrieden.

Immer höherer Stellenwert für Vermittler Die Versicherungsbranche selbst sieht in der personalisierten Assistance-Leistung ein hohes Zukunftspotenzial. Angesichts dieser guten Markteinschätzung überrascht jedoch die Aktivität: Während in früheren Erhebungsjahren (durchgängig bis zum Jahre 2015) des Assistance-Barometers de facto alle Versicherungsunternehmen Assistance-Leistungen angeboten haben, gaben in den letzten vier Jahren durchschnittlich 24 % der befragten Unternehmen an, keine AssistanceProdukte zu offerieren (im Jahre 2019 waren dies sogar 28 %). Vermittler messen der Assistance einen immer höheren Stellenwert zu. Aus ihrer Sicht dient Assistance vor allem dazu, das Image eines Versicherungsunternehmens aufzubessern sowie die Kundenbindung und -zufriedenheit zu steigern.

Das i-Tüpfelchen für die Qualität Deshalb die direkte Frage an Tim Schmidt, CCO der Europ Assistance Deutschland, welchen Stellenwert Assistance-Leistungen für die Qualität eines Versicherungsschutzes haben. Schmidt: „Assistance-Leistungen nehmen eine steigende Bedeutung auf einem ohnehin schon hohen Niveau für die Qualität des Versicherungsschutzes ein. Assistance-Leis-

Tim Schmidt Chief Customer Officer Europ Assistance Services GmbH

tungen sind bildlich gesprochen ‚die helfende Hand‘ des Versicherers zum Endkunden, die den Versicherten in entscheidenden Momenten der Customer Journey Hilfestellungen und Stressreduzierungen in kritischen Alltagssituationen stiften, um auch die dahinter liegenden Kernversicherungsleistungen für den Nutzer rund um die Uhr und überall positiv erlebbar zu machen.“ Dabei zeichne sich als Markttrend verstärkt ab, dass Assistance nicht mehr nur im Rahmen von Notfallsituationen angeboten, sondern inzwischen auch im Kontext von Prävention und After Care-Leistungen nach dem klassischen Versicherungsfall eingesetzt werde und ihre Daseinsberechtigung gefunden habe, um in erhöhter Anzahl positive Berührungspunkte zwischen Versicherer und versicherten Personenkreisen zu generieren. Auf diesem Weg dienten Assistance und die damit einhergehende Servicequalität vermehrt zur Wettbewerbsdifferenzierung, nachhaltigen Kundenbindung und Erhöhung der Kundenzufriedenheit als bedeutendes Aushängeschild von Versicherern. Natürlich kostet das die Versicherer und letztlich auch deren Kunden Geld. Schmidt: „Im Wesentlichen ergibt sich die Preisfindung von Assistance-Produkten in Summe aus der Betrachtung der prognostizierten Anzahl und Höhe in der Inanspruchnahme der angebotenen Dienstleistungen und Versicherungskomponenten, Art der Integration von Assistance-Produkten in bestehende Verkaufsprozesse (Stand-Alone Verkauf, optional ergänzender oder integrierter Produktvertrieb in Kombination mit bestehenden Trägerprodukten), prognostizierten Verkaufsvolumina sowie der marketingseitigen Kommunikation der Assistance-Produkte.“ (hdm) 39


VERSICHERUNGEN | RECHTSSCHUTZVERSICHERUNG

Eingangshalle Landgericht Berlin

Die Rechtsschutzversicherung gehört zu den lukrativen Sparten der Versicherungswirtschaft. Und bei den Verbrauchern steigt die Nachfrage – nicht nur bedingt durch die CoronaRegeln. Vielmehr erstrecken sich die Deckungszusagen der Anbieter auf immer mehr Lebensbereiche. Auch für Makler ist das eine feine Sache. COVID-19 hat das Bedürfnis nach Absicherung und Schutz erheblich verstärkt. Das geht aus einer Studie des Rheingold Instituts hervor, die im vergangenen Herbst im Auftrag der ARAG durchgeführt wurde. Gesundheit, rechtliche und berufliche Probleme, etwa Kündigungen oder Kurzarbeit sowie stornierte Reisen, sind krisenbedingt in den Fokus gerückt. 40

Vor allem Rechtsschutz und Krankenversicherungszusatzprodukte genießen ein besonderes Verbraucherinteresse. 20 % der Befragten gaben an, über den Abschluss einer Versicherung nachzudenken. Bei den Jüngeren (18 bis 34 Jahre) ist es sogar jeder Vierte. Am interessantesten für die abschlussbereiten Befragten ist die Rechtsschutzversicherung: Sie verzeichnete in der Studie 32 % Interesse. Bei den 35- bis 49-Jährigen erreichte der Wert sogar 40 %. Gut für den freien Vertrieb: Von allen Befragten wünschen sich 23 % einen persönlichen Ansprechpartner. Trotz einer Affinität zur digitalen Welt ist dieser Wunsch gerade bei den 18- bis 34-Jährigen mit 27 % bemerkenswert stärker ausgeprägt als in den anderen Altersgrup-

pen. Eine qualitativ gute Rechtsschutzversicherung muss heutzutage auf jeden Fall auch viel Inhalt bieten. Dr. Anne Thomas, Hauptabteilungsleiterin Produktmanagement & Data Analytics bei der ARAG, sagt: „Die ARAG bietet eine modulare Produktstruktur an. Grundbaustein der Absicherung ist der Rechtsschutz im privaten Bereich, der sich bedarfsgerecht um die Bereiche Beruf, Immobilien und Verkehr erweitern lässt. Besonders häufig seien Streitigkeiten im Bereich des Vertrags- und Sachenrechts (etwa Streitigkeiten mit dem Mobilfunkanbieter, beim Küchenkauf, mangelhafte Lieferung bestellter Ware, Probleme mit dem Reiseanbieter), im Arbeitsrecht (etwa Kündigung, Urlaubsanspruch wird nicht gewährt, Kurzarbeit wird angeordnet) und im finanzwelt 01 | 2021

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Wird schon


Ordnungswidrigkeitenrecht im Verkehrsbereich (etwa Bußgeldbescheid wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, rote Ampel überfahren, Handy am Steuer). ARAG bietet ihren Kunden zusätzlich noch hilfreiche und einzigartige innovative Leistungen, wie zum Beispiel einen Erb-Rechtsschutz, einen Unterhalts-Rechtsschutz, einen EheRechtsschutz und einen BauherrenRechtsschutz. Alice Woithe, Leiterin Geschäftsfeld Deutschland bei ROLAND Rechtsschutz, stellt auch auf die unterschiedlichen Lebensbereiche und -situationen ab, sagt aber auch: „Die passende Lösung kann zum Beispiel eine telefonische Rechtsberatung oder geprüfte Vertragsvorlage sein, eine Mediation oder die vollständige Übernahme der Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten.“ Gerade jetzt in Krisenzeiten sei das Konfliktpotenzial besonders hoch, denke man beispielsweise an verschärfte Regeln im Lockdown oder rechtliche Fragen rund um die Kurzarbeit.

Vieles geht ohne Selbstbeteiligung Mit einer Selbstbeteiligung im Schadenfall lässt sich natürlich die Versicherungsprämie drücken. Assessor jur. Kerstin Maerckel aus dem Produktmanagement der DEURAG Deutsche Rechtsschutz-Versicherung AG, sieht dies als unbedingten Vorteil: „Wir bieten unsere Produkte mit unterschiedlichen Selbstbeteiligungen an, der Kunde kann dann individuell entscheiden, welche Variante für ihn passend erscheint.“ Woithe macht dabei auf einen besonderen Aspekt aufmerksam: „Eine Selbstbeteiligung senkt den Preis der Versicherung und ist im Rechtsschutz aktueller Standard. Das beste PreisLeistungs-Verhältnis für den Kunden bietet eine variable Selbstbeteiligung wie unsere ‚Bonus-SB‘.“ Hier reduziere sich der Selbstbehalt stufenweise, könne aber nach einem Schadenfall auch ansteigen. Dr. Thomas verweist auf zusätzliche Möglichkeiten bei der ARAG: „Die Unterstützung durch eine Rechtschutzversicherung ist ein wichtiger Halt für Kunden, denn ein Rechtsstreit kann beträchtliche Kosten verursachen.

Dr. Anne Thomas Hauptabteilungsleiterin ARAG Holding SE

Alice Woithe Leiterin Geschäftsfeld Deutschland ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs AG

Wir tragen die Kosten für Prozess, Anwalt, Entschädigung der Zeugen und vom Gericht bestellte Gutachter. Unser Ziel ist es aber auch, jedem Kunden einen dem jeweiligen Risiko angepassten Beitrag anzubieten.“ Durch eine Selbstbeteiligung reduziere sich die Prämie und biete sich daher insbesondere für preissensitive Kunden an. Die ARAG ermögliche verschiedene Selbstbeteiligungsstufen. Die Kunden könnten zwischen 150 Euro, 250 Euro, 500 Euro oder 1.000 Euro den Selbstbehalt auswählen. Speziell für preisaffine Kunden gebe es aber noch zwei zusätzliche Selbstbeteiligungsvarianten: Wähle der Kunde im Rechtsschutzfall einen von der ARAG vermittelten Rechtsanwalt, verringere sich die Selbstbeteiligung auf die niedrigere Stufe – von 300 Euro auf 150 Euro beziehungsweise von 150 Euro auf 0 Euro. Die telefonische Anwaltsberatung „ARAG JuraTel“, eine Mediation sowie der Online Rechts-Service mit über 1.000 rechtlich geprüften Musterschreiben und Dokumenten seien dabei immer ohne Selbstbeteiligung zugänglich. Auch bei vielen weiteren Leistungen verzichte man auf eine Selbstbeteiligung, wie zum Beispiel im Beratungs-Rechtsschutz im Familien-, Lebenspartnerschafts- und Erbrecht sowie zur Erstellung einer Patientenverfügung oder auch dann, wenn der Rechtsschutzfall mit einer anwaltlichen Erstberatung erledigt sei.

transparent, ob und wann der Rechtsschutz gilt. Bei dem verstoßabhängigen Rechtsschutzfall geht es um die Definition und den Zeitpunkt des Versicherungsfalles.“ Melde ein Kunde einen Schaden (Aktivprozess), so gelte diese Meldung als Eintrittsdatum – auch, wenn das Ereignis für den Anlass zum Rechtsstreit in der Vergangenheit liege. Nach aktueller Rechtsprechung gelte dies nun auch in Fällen, in denen der Kunde einen Verstoß abwehre (Passivprozess). Hierbei spiele es keine Rolle, welcher Verstoß dem Kunden angelastet werde.

Rechtsprechung des BGH gilt Alles heile Welt also? Mitnichten, immer wieder wird von Verbraucherschützern der in manchen Versicherungsbedingungen enthaltene „verstoßabhängige Rechtsschutzfall“ kritisiert, der von Leistungen ausgeschlossen ist. Woithe sagt hierzu: „Für den Kunden ist häufig nicht

Dr. Thomas erklärt die Gepflogenheiten in ihrem Haus: „Für die Inanspruchnahme der Rechtsschutzversicherung muss grundsätzlich ein Versicherungsfall, also ein Verstoß gegen Rechtspflichten, eingetreten sein. Dies ist allgemein gesprochen der Zeitpunkt, zu dem der Kunde oder ein anderer, zum Beispiel der Gegner oder ein Dritter, gegen Rechtspflichten oder Rechtsvorschriften verstoßen hat oder verstoßen haben soll.“ Hierbei berücksichtige man alle Tatsachen, also konkrete Sachverhalte im Gegensatz zu Werturteilen, die durch den Kunden und den Gegner vorgetragen würden, um die jeweilige Interessenverfolgung zu stützen. Zudem müsse der Versicherungsfall nach Beginn des Versicherungsschutzes und vor dessen Ende eingetreten sein. Bei der DEURAG stellt sich das Problem gar nicht, wie Maerckel sagt: „Diese kritische Frage spielt für uns keine Rolle, unsere Bedingungen folgen der Rechtsprechung des BGH, wonach der Tatsachenvortrag des Versicherungsnehmers einer Rechtsschutzversicherung, mit welchem dieser den Verstoß des Anspruchsgegners begründet, bei der Bestimmung des Rechtsschutzfalls als maßgebend anzusehen ist.“ (hdm) 41


ADVERTORIAL

R+V Versicherung

D&O-Versicherung immer wichtiger

Die Welt wird immer komplexer – das gilt auch im Geschäftsleben. Globalisierung, ständig neue Rechtsvorschriften und Gesetzes und jetzt auch noch die CoronaPandemie – wer in der Verantwortung steht, sei es als Geschäftsführer, Vorstand oder Leitender Angestellter, muss seine Entscheidungen auch nachträglich rechtfertigen können. Gelingt ihm das nicht, haftet er auch gegenüber der eigenen Firma notfalls sogar mit seinem eigenen Vermögen. Es ist deshalb eigentlich unerlässlich, für diesen Personenkreis eine spezielle Haftpflichtversicherung abzuschließen. Die D&O der R+V bietet umfassenden Schutz auch in Situationen, an die man eigentlich gar nicht denkt. Denn es mangelt nicht an Irrtümern: 1. Irrtum: „Über meine Betriebshaftpflichtversicherung bin ich doch umfassend abgesichert.“ Tatsache aber ist: Nicht bei Schäden in der Unternehmensleitung und nicht bei vorsätzlichen Pflichtverletzungen wie zum Beispiel gegen unternehmensinternes Satzungsrecht. Vorteil R+V: Wir glauben, dass unsere Kunden nicht bewusst Schäden verursachen. Bis zum Beweis des Gegenteils gewährt die R+V deshalb in allen Instanzen Versicherungsschutz – auch bei Vorsatzvorwurf oder Verstößen gegen interne Richtlinien. 42

2. Irrtum: „Durch die Rechtsform der GmbH ist meine Haftung auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt.“ Tatsache aber ist: Trotz der beschränkten Haftung der GmbH bleibt er in seiner Funktion als Geschäftsführer vollkommen „ungeschützt“. Denn die sogenannte „Organhaftung“ richtet sich gerade nicht gegen die Gesellschaft, sondern ausschließlich gegen ihn selbst. Auch eine Haftungsfreistellung im Anstellungsvertrag als Geschäftsführer wirkt sich nicht unmittelbar gegenüber einem geschädigten Dritten aus. Vorteil R+V: Ist nicht sicher, wer von beiden Ziel von Ansprüchen ist, besteht Abwehrschutz auch schon vor tatsächlicher Inanspruchnahme. Wir unterstützen Sie und Ihren Kunden mit unseren Experten schon vor dem Eintritt eines Schadenfalls mit kompetenter Hilfe. 3. Irrtum: „Als Geschäftsführer einer Ein-Mann-GmbH hafte ich nicht persönlich. Es gibt außer mir ja keine Gesellschafter.“ Tatsache aber ist: Bei Ansprüchen Dritter, zum Beispiel eines Insolvenzverwalters, von Banken, Lieferanten oder Abnehmern, haftet auch der Geschäftsführer dieser GmbH in unbegrenzter Höhe. Vorteil R+V: Ihr Kunde bestimmt, wer ihn vertritt. Auf Wunsch ist die R+V bei der Auswahl eines Anwalts behilflich. finanzwelt 01 | 2021


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4. Irrtum: „Mein Geschäftsführer-Kollege hat einen klar abgegrenzten Aufgabenbereich. Seine Fehler gehen mich nichts an.“ Tatsache aber ist: Es gilt der Grundsatz der „Gesamtverantwortung“ – alle sitzen in einem Boot. Die Aufgabenverteilung auf Ressortverantwortliche schützt deshalb grundsätzlich nicht – so die ständige Rechtsprechung deutscher Gerichte. Der Geschädigte entscheidet, welche Organpersonen er für den Schaden in voller Höhe haftbar macht. Das kann teuer werden, auch wegen mehrfacher Anwaltskosten. Vorteil R+V: Die gewählte Versicherungssumme steht im Schadenfall sogar zweimal zur Verfügung, ohne Zusatzkosten. Zum einen für die oft sehr hohen Abwehr- und Verteidigungskosten durch die Beauftragung spezialisierter Anwälte. Zum anderen, falls der Anspruch tatsächlich berechtigt und Schadenersatz zu leisten ist. 5. Irrtum: „Wenn ich den D&O-Versicherer wechsele, habe ich trotzdem rückwirkend Versicherungsschutz.“ Tatsache aber ist: Für die D&O-Versicherung ist zwar das „Claims made“-Prinzip gerichtlich anerkannt: Versicherungsschutz besteht also für Ansprüche, die während der Versicherungsdauer des aktuellen Vertrages erhoben werden – sofern der Pflichtverstoß nicht schon bei Vertragsschluss bekannt war. Ob der frühere Versicherer noch leistet, obwohl kein aktueller Vertrag mehr besteht oder der neue Versicherer, ist von zahlreichen Unwägbarkeiten abhängig. Vorteil R+V: Es gilt eine zeitlich unbegrenzte, beitragsfreie Rückwärtsversicherung – selbstverständlich auch beim Wechsel des Versicherers.

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6. Irrtum: „Wenn ich aus der Firma ausscheide, bin ich sicher. Die D&O-Versicherung brauche ich nicht mehr.“ Tatsache aber ist: Natürlich bleiben etwaige Haftpflichtansprüche innerhalb der gesetzlichen Grenzen auch nach dem Ausscheiden bestehen. Vorteil R+V: Es besteht eine unbegrenzte und unverfallbare Nachmeldefrist. Ganz gleich, ob Ihr Kunde nach mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten mit einem Haftpflichtanspruch konfrontiert wird: Die D&O-Versicherung von R+V bietet seit Jahren zeitlich unbegrenzten Schutz für Ansprüche nach Vertragsende. Scheidet Ihr Kunde aus gesundheitlichen Gründen aus dem Unternehmen aus oder geht er in den Ruhestand und der D&O-Vertrag ist inzwischen gekündigt oder die Versicherungssumme womöglich bereits durch einen anderen Manager aufgebraucht, garantiert unser „Retirement Cover“, dass er nicht schutzlos ist und sich gegen unberechtigte Ansprüche zur Wehr setzen kann. 7. Irrtum: „Ich bin ehrenamtlicher Vorstand in meinem Verein. Von mir kann niemand Schadenersatz fordern.“

Tatsache aber ist: Vereinshaftpflichtversicherungen decken neben Personen- und Sachschäden nicht zwangsläufig auch echte Vermögensschäden der Vorstandsmitglieder ab. Aber selbst dann: Der Deckungsschutz ist allzu oft mit einer D&OVersicherung nicht vergleichbar. Weniger Ausschlüsse, meist höhere Versicherungssummen und eine automatische Mitversicherung öffentlich-rechtlicher Ansprüche sprechen für die D&O-Versicherung. Der wichtigste Aspekt ist aber, dass dem betroffenen Vereinsvorstand der Anspruch auf Versicherungsschutz selbst zusteht – und nicht dem Verein und all seinen Mitgliedern. Vorteil R+V: Einem Schadenfall folgen nicht selten weitere. Wo andere Versicherer aussteigen, bleibt R+V an der Seite des Kunden. Denn R+V verzichtet darauf, im Schadenfall zu kündigen.

Bärenstarkes Angebot R+V verfügt über langjährige Expertise als D&O- und Vermögensschadenhaftpflicht-Versicherer und hat die Entwicklung des Produktes in Deutschland maßgeblich mitgeprägt und Beratungen in diversen Gremien und mit Ministerien unmittelbar begleitet. Wir sind mit der Gestaltung internationaler Versicherungsprogramme absolut vertraut. Die Zugehörigkeit der R+V zu einem starken Finanzverbund trägt dazu bei, Schwankungen in den Schadenrückstellungen abzufedern. Die D&O der R+V bietet einen Top-Versicherungsschutz: • unbegrenzte Rückwärtsversicherung, unbegrenzte Nachmeldefrist • getrennte Versicherungssummen (für Abwehrkosten und Schadenersatz) • doppelte Versicherungssumme (anstatt 2-facher Maximierung oder „Wiederauffüllung“) Garantiezusage für ausgeschiedene versicherte Personen (Retirement Cover) • optional: eigene Versicherungssumme für das Aufsichtsgremium • optional: „Run-off“-Deckung für ausscheidende Tochterunternehmen

Mehr Informationen erhalten Sie in unserem Maklerportal: www.makler.ruv.de/firmenkunden

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VERSICHERUNGEN | BETRIEBSSCHLIESSUNGSVERSICHERUNG


Heißes Eisen Für viele Unternehmen stellten Betriebsschließungen nur ein sehr abstraktes Risiko dar – bis Corona alles veränderte. Auch die Versicherer wurden von der Entwicklung überrascht – und haben Konsequenzen gezogen. Aus Sicht der betroffenen Unternehmen bedeuten die mit dem jetzigen Lockdown wegen der Corona-Pandemie verbundenen Betriebsschließungen erneut Ärger mit ihren diesbezüglichen Versicherungspolicen. Viele Versicherer verweigern Leistungen, weil schon im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 Leistungen ausgezahlt wurden. Und in den vielfach vorhandenen, einschlägigen Klauseln steht klipp und klar „Beruhen die Anordnungen einer Betriebsschließung … auf den gleichen Umständen, so dürfen die Entschädigungsleistungen insgesamt die vereinbarte Höhe nicht übersteigen“. Nach Ansicht vieler Fachanwälte ist eine derartige Klausel jedoch nicht rechtens. Wie auch immer – zu den schon im vergangenen Jahr in Masse aufgetretenen Probleme mit einzelnen Versicherungsgesellschaften ist nun ein neues hinzugekommen. Landauf, landab wird man sich vor Gericht treffen. Kein Wunder, dass Versicherer in dieser Gemengelage Statements verweigern. finanzwelt ist jedoch fündig geworden und hat beim HDI in Thomas Lüer, Vorstand Makler- und Kooperationsvertrieb der HDI Vertriebs AG, einen kompetenten und vor allem gesprächsbereiten Versicherungsmanager gefunden.

Dafür war das Produkt nicht konzipiert

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Er weiß zum Beispiel, warum es in der Corona-Pandemie zu solchen Problemen mit den Policen kommen konnte: „Das Thema Epidemie oder Pandemie, insbesondere die Auswirkungen und Voraussetzungen für den Versicherungsschutz, wurde in den bis dahin verwendeten BSV-Bedingungen für solche Fälle nicht geregelt. In der Regel hatte man es in der Vergangenheit auch mit sehr übersichtlichen Zahlen von Schadenfällen etwa durch Legionellen oder Salmonellen zu tun und hat diese marktweit und ohne großes Auf-

Thomas Lüer Vorstand Makler- und Kooperationsvertrieb HDI Vertriebs AG

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heben reguliert.“ Niemand hätte ernsthaft damit gerechnet, dass eine Infektionslage wie durch das neuartige Corona-Virus entstehen und die flächendeckende Schließung ganzer Branchen per Allgemeinverfügung zur Folge haben könnte. Dafür sei das Produkt nicht konzipiert und schon gar nicht gerechnet geworden. Lüer: „Auch bei HDI waren wir davon überrascht und stellen fest, dass wir uns mit unserer alten BSV, was Betriebsschließungen per Allgemeinverfügung anging, in einer rechtlichen Grauzone befanden.“ Hier entschiede man aber zum Wohle der Kunden und stelle das neuartige Corona-Virus den in den HDI-Bedingungen für die gewerbliche Betriebsschließungsversicherung versicherten Krankheiten und Krankheitserregern des Infektionsschutzgesetzes gleich, auch wenn dieses dort nicht namentlich genannt wird. Behördlich angeordnete Betriebsschließungen aufgrund des neuartigen Corona-Virus seien somit mitversichert. Mit dieser konsequenten Entscheidung habe der HDI allerdings eine Sonderstellung am Markt eingenommen.

Eine sinnvolle Investition Jedoch habe man im Hinblick auf das neuartige Corona-Virus und andere künftige Pandemien Konsequenzen gezogen. Lüer: „In unserem neuen BSV-Baustein, der seit Mitte Juni erhältlich ist, haben wir eine Deckung für Betriebsschließungen durch Allgemeinverfügungen ausgeschlossen. Infektionen müssen jetzt in den Unternehmen selbst vorliegen und diese deswegen durch Einzelverordnungen oder Einzelverwaltungsakte der zuständigen Behörden geschlossen werden.“ Zusätzlich greife der Versicherungsschutz auch bei präventiven Schließungen einzelner Betriebe, zum Beispiel um das Überspringen eines Infektionsgeschehen von einem Betrieb auf einen anderen zu verhindern. Der HDI biete weiterhin in Zeiten von Pandemien oder Epidemien im genannten Rahmen Versicherungsschutz. Auch dies sei am Markt nicht selbstverständlich. Dass dieser neugestaltete Versicherungsschutz für Unternehmen eine sinnvolle Investition sei, zeigten die Schadenfälle, die aktuell die zweite Welle der Corona-Infektionen beträfen. Lüer: „Eine ganze Reihe von bei uns versicherten Unternehmen musste wegen Infektionen im Betrieb aufgrund von Einzelanordnungen der Behörden schließen. Diese Unternehmen können sich jetzt drauf verlassen, dass die HDI Versicherung die Schäden reguliert.“ In der zweiten Welle verzeichnete man Stand Mitte Dezember rund 130 versicherte Schadenfälle mit 700.000 Euro Schaden. Die neue BSV funktioniere somit wie vorgesehen. (hdm) 45


VERSICHERUNGEN | ZAHN-ZUSATZVERSICHERUNG

Erfolgswelle

Die Zahl der Zusatzversicherungen konnte im vergangenen Jahr ein deutliches Plus verzeichnen und lag bei 26,68 Millionen. PKV-Verbandsdirektor Dr. Florian Reuther ist mit der Entwicklung zufrieden: „Der Wunsch vieler Menschen, die eigene Gesundheit zusätzlich abzusichern, scheint ungebrochen hoch.“ Die Zahnzusatzversicherung liegt dabei mit weitem Abstand vor den anderen Angeboten. Für 2019 meldete der PKV-Verband in seinem zuletzt veröffentlichten detaillierten Zahlenbericht insgesamt knapp 599.000 Zusatzpolicen im Bestand – davon entfielen über 390.000 auf die Zähne. Und dass mit einer Steigerungsrate im Neugeschäft von 2,44 % (insgesamt 2,99 %). Dieser Trend dürfte auch 2020 angehalten haben. Klarer Fall – eine Keramikkrone kostet schnell 650 Euro, ein Implantat mehrere 1.000 Euro. Zahnersatz

ist teuer. Worauf aber kommt es bei einer guten Zahnzusatzversicherung an? Dr. Rainer Reitzler, CEO der Münchener Verein Versicherungsgruppe, verweist hier auf die eigenen Leistungen: „Es zählen drei Dinge: Top-Leistungen, Top-Preise und Top-Auszeichnungen. In allem hat unser »ZahnGesund« am Markt eingeschlagen. Für Wechsler verbessern wir die Leistungsstaffeln und rechnen die Vorversicherungszeit der Kunden bei unmittelbarem Übergang kostenfrei an.“ Somit profitierten Kunden von Beginn an von verbesserten Leistungsstaffeln und könnten schneller die Leistungen der »ZahnGesund«-Tarife in Anspruch nehmen. Und Marcel Röttgen, Vorstand der ERGO Krankenversicherung, sagt: „Eine gute Zahnzusatzversicherung zeichnet sich durch individuelle Absicherungsmöglichkeiten aus. Um den eigenen Absicherungsbedarf optimal decken zu können, sollten idealerweise verschiedene Tarifbausteine ausgewählt und miteinander kombiniert werden können.“ Zudem seien einfache und transparente Leistungsversprechen, beispielsweise keine Wartezeiten oder Leistungsbegrenzungen bei bestimmten Behandlungen, wichtig. Im Leistungsfall komme es auf eine schnelle und unbürokratische Abwicklung an, die dann durch digitale Self-

Dr. Rainer Reitzler CEO Münchener Verein Versicherungsgruppe

Marcel Röttgen Vorstand ERGO Krankenversicherung AG

Schöne Zähne wollen alle haben. Allerdings ist dies auch eine Geldfrage – und die gesetzlichen Kassen sind in dieser Hinsicht äußerst zugeknöpft. Davon profitieren die privaten Krankenversicherer mit ihren Zusatzpolicen. Leistungslimits gibt es hier kaum, und ein Unternehmen bietet Leistungen selbst dann, wenn es eigentlich zu spät ist.

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Service-Angebote erleichtert werde. Der Abschluss sollte unkompliziert und leicht über alle Vertriebskanäle, möglichst ohne Gesundheitsfragen, möglich sein. Monatliche Kündigungsmöglichkeiten würden zudem ein Maximum an Flexibilität bieten. All dies sei in den Angeboten seines Unternehmens enthalten.

Leistung auch ohne Karenzzeit Für Aufsehen gesorgt hat vor Jahren schon ein Angebot der ERGO, das auch noch im Leistungsfall abgeschlossen werden kann. Röttgen führt dazu aus: „Der Tarif »Zahnersatz-Sofort« der ERGO Krankenversicherung ist einzigartig am deutschen Versicherungsmarkt. Genau wie andere Zahnzusatzversicherungen wird auch dieser Tarif nach versicherungsmathematischen Grundsätzen kalkuliert.“ Seit der Einführung im Jahr 2011 sei der »Zahnersatz-Sofort« nicht durch Wettbewerber kopiert worden, wodurch sich ERGO einen langjährigen Erfahrungsvorsprung gesichert habe. Neben dem reinen Produktdesign spielten jedoch auch die unternehmerische Steuerung der Werbemaßnahmen sowie die Prozesse im Vertrieb, der Beratung und im Service eine wichtige Rolle. Im April 2020 habe man ein weiteres Produkt aus der Kategorie Sofortleistung auf den Markt gebracht. Der »Kieferorthopädie Sofortschutz« für Kinder der ERGO Krankenversicherung ist eine Zahnzusatzversicherung, die bei Kieferorthopädie auch dann leistet, wenn die Behandlung vor Vertragsschluss bereits angeraten ist oder begonnen hat. (hdm) finanzwelt 01 | 2021


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VERSICHERUNGEN | ZUKUNFT DER ALTERSSICHERUNG

Viele Baustellen

Mehr als die Hälfte der Bundesbürger im erwerbsfähigen Alter glaubt, im Rentenalter Abstriche an ihrem Lebensstandard machen zu müssen. Das ergab eine Umfrage des digitalen Versicherungsmanagers CLARK zusammen mit dem Befragungsinstitut YouGov im vergangenen Jahr. Besonders pessimistisch blicken Menschen zwischen 35 und 44 Jahren in die Zukunft: Jede/r zweite Befragte dieser Altersgruppe fürchtet, über den Renteneintritt hinaus arbeiten zu müssen. Besonders alarmierend: Über alle Altersgruppen hinweg hält es jede/r vierte Befragte für wahrscheinlich, dass das Rentensystem in Deutschland zusammenbricht. Vor allem die 35- bis 44-Jährigen sowie die 25- bis 34-Jährigen gehen von dieser Prognose aus: In diesen Altersgruppen glauben mehr als vier von zehn Befragten, dass der Staat ihnen später keine Rente mehr zahlen kann. Zum Vergleich: Menschen über 55 gehen mehrheitlich davon aus, eine Rente zu erhalten (56 %). Trotz dieser Ängste planen die Deutschen ihre Altersvorsorge nur zögerlich. Durchschnittlich jeder fünfte Befragte der CLARK-Studie gibt an, sich noch nicht um seine Altersvorsorge gekümmert zu haben. Immerhin: Ebenso viele Befragte verfügen über eine betriebliche Altersvorsorge. Rund ein Drittel der Befragten hat eine klassische, private Rentenversi48

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Spätestens als die Deutschen aufhörten, genügend Kinder in die Welt zu setzen, musste jedem Politiker klar sein, dass die umlagenfinanzierte gesetzliche Rentenversicherung auf einen Blackout zusteuern wird. Den Bürgern übrigens auch. Seitdem wird herumgedoktert, doch nicht einmal die Grundrente funktioniert einwandfrei. Und nun?


cherung abgeschlossen. Die RiesterRente dagegen ist bei den Deutschen nicht besonders beliebt: Nur 18 % der Befragten „riestern“ noch.

Immobilien sind eine gefährliche Altersvorsorge Kein Wunder, dass Fachleute hier dringenden Nachbesserungsbedarf sehen (Lesen Sie hierzu den Beitrag zur geförderten Altersvorsorge auf S. 50). Die gesetzliche Rente reicht jedenfalls für viele Menschen vorne und hinten nicht, um ihren gewohnten Lebensstandard zu halten. Der Immobilienboom der vergangenen Jahre hat allerdings offenbar dazu beigetragen, dass die Deutschen den Besitz einer Wohnung oder eines Hauses mit Blick auf das Alter als erstrebenswert erachten. Zwar nennen lediglich 16 % eine Immobilie zur Altersvorsorge ihr Eigen. Aber 27 % halten Immobilienbesitz für den besten Ansatz, um eine drohende Rentenlücke zu schließen. Besonders die Jüngeren neigen zu dieser Einstellung: Bei rund einem Drittel aller Befragten zwischen 18 und 44 stehen Immobilien besonders hoch im Kurs.

ßen lassen. Bei den Männern sind es 28 %. Ähnlich groß ist der Gender-Gap bei der Frage, ob nach Renteneintritt ein Job notwendig werden könnte: 39 % der Frauen und 29 % der Männer gehen davon aus. Außerdem scheuen Frauen eher als Männer vor Vorsorgestrategien zurück, die potenziell mit höheren Risiken einhergehen. Halb so viele Frauen wie Männer nutzen für die Altersvorsorge beispielsweise Aktien (13 %), fondsgebundene Rentenversicherungen (7 %) oder ETFs (6 %). Offensichtlich haben viele Berater ihren Job bislang nicht richtig gemacht.

Auf den ersten Blick erscheint das Eigenheim tatsächlich als ein guter Grundstein für die Absicherung im Alter. Aber aufgrund laufender Kosten, zum Beispiel für die Instandhaltung und der Abhängigkeit vom Immobilienmarkt, sollten sich Verbraucher im Alter nicht ausschließlich auf ihr Eigenheim verlassen. Es ist daher ratsam auf mehrere verschiedene Altersvorsorgeprodukte zu setzen. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage betrifft Unterschiede zwischen den Geschlechtern. 40 % der Frauen können oder wollen keine Aussage darüber machen, wie sich Rentenlücken am besten schlie-

Nun sind im Hinblick auf die gesetzliche Rente einige, teils einschneidende Änderungen in Gespräch. In der Lebensversicherung gelten völlig neue Garantie-Regeln. Welche Auswirkungen wird all dies auf das Gesamtpaket Altersvorsorge haben? Dr. Thomas Wiesemann, Vorstand Maklervertrieb der Allianz Lebensversicherung, verweist auf eigene Anstrengungen: „Die Menschen spüren, dass finanzielle Sicherheit einen sehr hohen Stellenwert hat. Gleichzeitig ist es wichtig, im Null- und Negativzinsumfeld die chancenorientierten Anlagen in der Altersvorsorge auszubauen. Wir statten deshalb unsere Altersvorsorgeprodukte ab 2021 mit zeitgemäßen Garantien aus.“ Damit erhöhe die Allianz die Freiheitsgrade in der Kapitalanlage. Im Ergebnis könnten so beide zentralen Themen, um die es den Menschen in der Altersvorsorge geht, Renditechancen und Sicherheit, ausgewogen kombiniert werden. Dr. Dr. Michael Fauser, Vorstand der ERGO Deutschland AG und Vorstandschef der ERGO Vorsorge Lebensversicherung, nimmt auch den Staat in die Pflicht: „Es wird auf die richtige Mischung ankommen. Die gesetzliche Rentenversicherung

Dr. Dr. Michael Fauser Vorstandsvorsitzender ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG

Dr. Thomas Wiesemann Vorstand Maklervertrieb Allianz Lebensversicherungs-AG

ist die größte Säule der Altersvorsorge und wird es auch bleiben. Darüber hinaus ist es aber sinnvoll und nicht zuletzt aus demografischen Gründen zwingend, auch die betriebliche und die private Säule zu stärken, denn das Absicherungsniveau allein aus der gesetzlichen Rentenversicherung ist zu niedrig.“ Gerade in der betrieblichen und in der privaten Säule sei Flexibilität sehr wichtig, weshalb ERGO ihre Produktlandschaft genau darauf ausgerichtet habe. Flexibilität sei hier jedoch nur möglich, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen sie erlaubten. Dr. Dr. Fauser: „Zum Beispiel ist dies bei der Riester-Rente aktuell nicht der Fall, weshalb hier eine Reform dringend notwendig ist.“

Garantieniveau ist nicht zu halten Kann Kapitaldeckung dabei wirklich das Allheilmittel sein? Dr. Wiesemann sieht sie eher als Ergänzung: „Wir stehen hinter dem Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge. Mit dem Umlageverfahren allein werden wir die Herausforderung der demografischen Verschiebungen nicht bewältigen.“ Das werde sehr deutlich, wenn man sich bewusst mache, dass die Babyboomer-Jahrgänge in den kommenden Jahren kohortenweise in Rente gehen würden. Zusätzliche, kapitalgedeckte Vorsorge, privat und betrieblich organisiert, sei deshalb essenziell für die nachhaltige Aufstellung des Altersvorsorgesystems in Deutschland. Dr. Dr. Fauser macht aber auch auf die Probleme aufmerksam: „Das gesetzliche Garantieniveau von 100 % der eingezahlten Beiträge und Zulagen ist in Anbetracht des heutigen Kapitalmarkts nicht mehr zeitgemäß, da wir uns in einer extremen Niedrigzinsphase bewegen und es ist weder kurz- noch mittelfristig davon auszugehen, dass sich dies wieder ändern wird.“ Das Garantieniveau müsse daher reduziert und flexibilisiert werden. Andernfalls würden die Möglichkeiten für langfristige Anlagen mit höheren Renditechancen für die Kunden stark beschränkt. (hdm) 49


VERSICHERUNGEN | STAATLICH GEFÖRDERTE ALTERSVORSORGE Der Staat fördert mit unterschiedlichen, steuerlichen Werkzeugen die zusätzliche Altersvorsorge seiner Bürger. Das ist mehr oder weniger erfolgreich; vor allem im Riester-Modell knirscht es bedenklich. An Ideen für neuen Schwung mangelt es nicht, doch sie müssten auch umgesetzt werden. Darauf warten die Bürger – und letztlich auch die Makler. Eine über das Renteneintrittsalter hinausreichende Erwerbszeit können sich 39 % der Deutschen vorstellen beziehungsweise haben schon länger gearbeitet als gesetzlich vorgesehen. Das hat die Befragung im Rahmen der 50plus-Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) mit dem Titel »Übergänge zum Altern« ergeben. Für 48 % dagegen kommt oder kam eine solche Verlängerung der beruflichen Karriere nicht in Frage. Unter den noch Berufstätigen ist die Bereitschaft zu einer verlängerten Erwerbsphase sogar leicht höher. Zugleich wollen oder können sich 15 % der Erwerbstätigen noch nicht festlegen, ob dies für sie einmal eine Option sein wird. Wenn es so weitergeht mit der finanziellen Altersabsicherung mittels gesetzlicher Rente, Riester & Co. wird sich das Verhältnis zugunsten der Willigen möglicherweise deutlich verschieben (müssen). Denn es liegt einiges im Argen, die Politik bleibt nach wie vor wirkliche Entscheidungen schuldig – und vor allem das Riester-Modell tritt mehr oder weniger auf der Stelle. Schon seit einigen Jahren sinkt die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge kontinuierlich. Sollte also der Staat mehr für die Abschlussfreudigkeit der Deutschen im Hinblick auf Riester und Rürup tun? Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment bei der Stuttgarter Lebensversicherung, sagt hierzu: „Laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sind derzeit drei Millionen Selbstständige in Deutschland für das Alter nicht abgesichert. Deshalb sollte der Staat neben der ‚Verjüngungskur‘ bei der Riester-Rente die angedachte Altersvorsorgepflicht für Selbständige zügig umsetzen.“ Alternativ zu einer Einzahlung in die gesetzliche Renten50

versicherung oder in ein Versorgungswerk sollten Selbstständige dann auch mit einer Rürup-Rente vorsorgen können. Was er unter Verjüngungskur versteht, erklärt Göhner so: „Das System, zum Beispiel rund um die Zulagenförderung, ist sehr komplex. Dadurch ist die Riester-Rente für Kunden teilweise

anderem liegen, denn der Staat tue bereits viel mehr: „Mit dem 2018 eingeführten Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) hat die Bundesregierung für eine ganze Reihe von Veränderungen in der Produktwelt der zweiten Schicht gesorgt: Förderung von Geringverdienern, Freibeträge bei der Grund-

Der Ruf nach Freiheit schwer verständlich.“ Dazu kämen die starren staatlichen Vorgaben wie der zwingende Beitragserhalt. Vor allem wegen der Niedrigzinsphase litten darunter die Renditechancen. Die Stuttgarter unterstütze deshalb das gesetzliche Vorhaben, die zwingende 100-ProzentGarantie abzuschaffen und geringere Garantien zuzulassen. Laut Dr. Jürgen Bierbaum, Vorstand ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung, sollte der Scherpunkt auf etwas ganz

sicherung, höherer Förderrahmen im § 3 Nr. 63 EStG, verpflichtende Arbeitgeberzuschüsse, reine Beitragszusagen und vieles mehr.“ Das habe seither zu einer stärkeren Verbreitung der bAV geführt. Für die Umsetzung der reinen Beitragszusage als Novum in der bAV hätten sich einige Konsortien gebildet, darunter die „Initiative Vorsorge“ mit der ALTE LEIPZIGER als Konsortialführer. Das Besondere an dieser Lösung: Sie lasse sich individuell an die Bedürfnisse der Sozialpartner anpassen und

Jens Hasselbächer Vorstand R+V Versicherung AG

Dr. Jürgen Bierbaum Vorstand ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung a. G.

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zeichne sich durch hohe Transparenz und geringe Kosten aus. Man warte allerdings noch auf den Durchbruch dieses Produkts am Markt. Wichtig wäre, dass alle Beteiligten auf die staatlichen Förderungen offensiver hinwiesen, damit möglichst viele Menschen die vorhandenen Möglichkeiten nutzten, um

ausreichend für ihr Alter vorzusorgen. Konzeptionellen Arbeitsbedarf sieht er jedoch beim Riester-Produkt: „Eine Reform der Riester-Rente steht seit einiger Zeit auf der politischen Agenda, hatte aber durch andere Themen (Corona) nicht mehr die erhoffte Dringlichkeit.“ Wegen der demografischen Entwicklung sei ein sinkendes Niveau der gesetzlichen Rente praktisch unausweichlich. Das müsse durch private Vorsorge ausgeglichen werden. So sei die RiesterRente bei ihrer Einführung begründet

Jens Göhner Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Stuttgarter Lebensversicherung a. G.

worden – und diese Logik gelte auch heute noch. Das bedeute jedoch nicht, dass keine Verbesserungen am Produkt möglich seien. Im Koalitions-Vertrag sei die Entwicklung eines einfachen, verständlichen und kostengünstigen Riester-Basisprodukt gefordert worden. Den größten Optimierungsbedarf gebe

es bei der Vereinfachung des Zulagenverfahrens. Außerdem sei eine Abkehr von der Beitragsgarantie von 100 % erforderlich, die im Umfeld niedriger oder negativer Zinsen nicht mehr darstellbar sei und die Ertragschancen der Kunden stark reduziere.

Weniger Bürokratie erforderlich Jens Hasselbächer, Leiter einer Landesarbeitsgruppe Vorsorge und Vorstand der R+V Versicherung AG, reibt sich an Grundsätzlichem in der aktuellen Diskussion: „Die Deutschland-Rente ist keine Alternative, wir brauchen stattdessen eine zukunftsfeste Reform der Riesterrente. „Nach wie vor ist die Riester-Idee ganz hervorragend. Sie muss aber angesichts des Null- und Minuszinsumfelds dringend weiterentwickelt und zukunfts-

fest gemacht werden. Und zwar jetzt.“ Die Kernpunkte dabei sind aus Sicht der Landesarbeitsgruppe: Mehr Flexibilität in der Kapitalanlage und bei den Garantien und dadurch bessere Renditechancen. Der gesamte Prozess solle bürokratieschlanker und weniger kompliziert bei den Zulagenverfahren gemacht werden. Der seit vielen Jahren starr gedeckelte Höchstbeitrag von 2.100 Euro müsse abgeschafft werden, um den steigenden Einkommen in Deutschland Rechnung zu tragen. Eine attraktive Förderung, etwa durch eine höhere Grundzulage, und schließlich eine Öffnung für alle Steuerpflichtigen, also etwa auch für Selbstständige, müsse geschaffen werden. „Kurz gesagt: Riester muss für alle einfacher und leistungsstärker werden“, so Hasselbächer. Wieso es für eine Reform der Riesterrente aktuell allerhöchste Zeit ist, erklärt er auch: „Jede weitere Verzögerung schafft Unsicherheit, und die ist bekanntlich der schlimmste Feind einer jeden planbaren Altersvorsorge. Besonders in Zeiten wie diesen brauchen wir mutige Weichenstellungen in Richtung einer weiteren Verlängerung der Lebensarbeitszeit, mehr Transparenz in der Alterssicherung und die Stärkung der eigenverantwortlichen, kapitalgedeckten Altersvorsorge.“ Nur so lasse sich das große Ziel erreichen, den Älteren einen auskömmlichen Lebensabend zu ermöglichen, ohne die junge, erwerbstätige Generation zu überlasten. Die Landesarbeitsgruppe spricht sich daher deutlich gegen einen Vorsorgefonds mit Staatssiegel aus. „Staatlich organisiertes Zwangssparen, wie es etwa beim Modell der Hessischen Landesregierung vorgesehen ist, kann keine Alternative sein“, so Hasselbächer. Wenn ein Altersvorsorgeprodukt mit staatlichem Siegel und mit massiven, unfairen Vorteilen auf den Markt komme, müsse am Ende der Steuerzahler bei einer negativen Entwicklung des Produktes zahlen. Marktwirtschaftliche Prinzipien würden ausgehebelt. „Eine reformierte und optimierte Riesterrente kann und wird hingegen neuen Schwung in die private Altersvorsorge bringen“, sagt Hasselbächer. (hdm) 51


BRANCHENNEWS

NEWS

Frank Harting ist neuer CCO bei Marsh

Lukas Herrmanns ist ebenfalls neuer CEO bei Marsh

Seit Anfang des Jahres ist Lukas Herrmanns neuer CEO bei Marsh Deutschland. Er übernimmt die Position zusätzlich zu seiner Position als CEO der Region Zentral- und Osteuropa. Hermanns ist seit mehr als 25 Jahren im Bereich der Risikoberatung und im industriellen Maklergeschäft tätig und kam 2008 als Länderchef für Österreich zu Marsh. Ebenfalls neu in der Geschäftsführung bei Marsh ist Frank Harting, der zum Jahresbeginn die neu geschaffene Position des Chief Client Officers übernahm. Zuvor war Harting 36 Jahre lang beim Gerling Konzern und nach dessen Übernahme im Jahr 2006 bei HDI tätig.

Fotos: © Marsh

Veränderungen bei Marsh

Benedikt Kalteier übernimmt im Generali-Konzern neue Funktion

Michael Stille ist in Ruhestand gegangen

Wechsel von InsurTech zu Maklerversicherer

Führungswechsel bei Amundi

Seit Anfang des Jahres ist Timo Hertweck Vertriebsvorstand bei Janitos und leitet gemeinsam mit Markus Lichtinghagen und Ulrich Klose den Heidelberger Maklerversicherer. Zuvor war Hertweck im Vorstand des InsurTechs Element Insurance AG für die Bereiche Vertrieb, Produktentwicklung und Underwriting zuständig.

Christian Pellis löste Anfang des Jahres Evi Vogel als CEO von Amundi Deutschland ab. Zuvor leitete Pellis seit 2013 den Direktvertrieb. Sein Nachfolger in dieser Position wurde Thierry Ancona, der seit 2019 Deputy Director of Coverage for the Institutional and Corporate war.

Timo Hertweck, neuer Vertriebsvorstand bei Janitos

Christian Pellis, CEO bei Amundi Deutschland

HDI-Vorstand wechselt zu Stuttgarter Ab 1. April wird Michael Krebbers neuer COO der Stuttgarter Versicherungsgruppe. Er war bis Januar im Vorstand der HDI Systeme AG und der HDI Lebensversicherung mehr als zwölf Jahre lang an der Schnittstelle zwischen IT und den Fachbereichen verantwortlich. Seine Nachfolge beim Hannoveraner Versicherer übernimmt Dirk Böhme, der zuvor COO beim IT-Beratungshaus Silbury war.

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finanzwelt 01 | 2021

Fotos: © Janitos/Amundi

Benedikt Kalteier ist neuer Chief Business Technologie Officer bei der Generali Deutschland AG und in dieser Funktion für CosmosDirekt und die Dialog verantwortlich. In seiner Zuständigkeit für die beiden Töchter folgt er auf Dr. David Stachon, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen hat, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Auch Michael Stille, zuletzt CEO, hat den GeneraliKonzern nach 40-jähriger Zugehörigkeit Ende vergangenen Jahres verlassen und ist in Ruhestand gegangen.

Fotos: © Dialog/Generali

Umbau im Generali Konzern


Fotos: © OVB

Vorstandswechsel bei OVB

Oskar Heitz ist in den Ruhestand gegangen

Frank Burow, neuer Finanzvorstand bei OVB

Zum Jahresende ist OVB-Finanzvorstand Oskar Heitz in den Ruhestand gegangen. Er war seit 1991 beim Finanzvermittlungskonzern tätig und begleitete u. a. den Börsengang Mitte 2006. 2016 übernahm er zudem den Posten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Neuer Finanzvorstand ist Frank Burow, der zuvor Generalbevollmächtigter der OVB Holding AG war.

Sales-Tipp Sales Tipp Roger Rankel: Via Negativa Michelangelo wurde bei der Enthüllung seines Davids 1504 gefragt, wie er es geschafft habe, diese fantastische Statue aus einem Marmorblock zu erschaffen. Darauf der Künstler laut Überlieferung: „Ich habe alles, was nicht zu David gehört, weggeschlagen.“ Diese Technik wird „Via Negativa“ genannt. Lasse alles weg, was dir nicht nachweislich den gewünschten Erfolg bringt. Verzichte in Zukunft auf Unwesentliches. Wer aufsteigen will, muss Ballast abwerfen. Weniger ist in deinem Tagesgeschäft mehr. Blinder Aktionismus aufgrund der alten Vorstellungen bringt dich oftmals auf eine falsche Fährte. Etwas wegzulassen, Dinge zu streichen, fällt uns schwer. Aber es lohnt sich nachweislich!

Fotos: © publity/Apella

Roger Rankel

Neue Position bei Apella

Neue Position für Thomas Olek

Torsten Japser ist seit Jahresbeginn als „Direktor Vertrieb und Marketing“ bei der Apella AG für den gesamten Bereich der Marken- und Umsatzentwicklung zuständig. Jasper verfügt Torsten Jasper, neuer seit 2013 als Makler „Direktor Vertrieb und Marketing“ bei Apella über eine Anbindung an den Neubrandenburger Maklerpool und wurde dort 2017 Projektleiter für Marketing und Vertrieb. 2018 übernahm er die Führung des Vertriebsteams.

Zum Jahresende hat Thomas Olek seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der publity AG niedergelegt und agiert nun als Berater für den gesamten Konzern. Er wird sich hierbei darauf konzentrieren, die Bereiche Big Data-Immobilienanalyse und Internationalisierung zu stärken. Verhandlungen über eine Übernahme des CEO-Postens bei der Tochtergesellschaft PREOS wurden aufgeschoben.

Milliardenplatzierung bei DEUTSCHE FINANCE Im vergangenen Jahr hat die DEUTSCHE FINANCE GROUP 1,242 Mrd. Euro Eigenkapital platziert, davon 141,6 Mio. Euro im Privatkundengeschäft. Die Assets under Management stiegen bis zum Jahresende auf 7,7 Mrd. Euro.

Thomas Olek ist nicht mehr Vorstand bei der publity AG

Einkommenssteigerung trotz Corona AIm vergangenen Jahr haben Versicherungsvermittler und Finanzdienstleister einen durchschnittlichen Gewinn von 59.850 Euro erzielt, 8 % mehr als im Vorjahr. Jedoch liegt bei 55 % der Vermittler der Gewinn unterhalb der 50.000 Euro-Marke. Über Zuwächse können sich die Vermittler auch beim Umsatz freuen: So liegt dieser mit ca. 120.000 um 11 % über dem Vorjahreswert. Das geht aus dem AfW-Vermittlerbarometer hervor, an dem 1.250 Vermittler teilgenommen haben.

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BRANCHENNEWS

Sales-Tipp Kaufen lassen ist das neue Verkaufen! Informationen waren nie so leicht zugänglich wie heute. Vor dem Erstgespräch mit einem Verkäufer oder Berater hat der Kunde sich bereits Wissen zu Produkt und Leistung angeeignet. Er ist informierter denn je!

Andreas Buhr Unternehmer, Redner und Autor

www.andreas-buhr.com

Der Anspruch an den Verkäufer steigt dadurch maßgeblich: Der Kunde erwartet, dass der Verkäufer mehr weiß als er selbst. Das fordert Verkäufer in Unternehmen heraus. Der Dialog findet auf anderer Ebene statt. Der Kunde stellt bessere Fragen, der Verkäufer muss passende Antworten liefern. Die Lösung: Kaufen lassen ist das neue Verkaufen! Der Verkäufer führt den Kunden mit gezielt gewählten Fragen durch den Verkaufsprozess. Er lädt zum Kauf ein. Damit der Kunde am Ende seine Entscheidung trifft.

Marcus Rex ist neuer Chief Sales Officer bei Hypoport

Seit Jahresbeginn ist Marcus Rex bei Hypoport als Chief Sales Officer für den Bereich Insurance Market zuständig. Dabei baut er die Zusammenarbeit mit institutionellen Partnern und sämtlichen HypoportUnternehmen aus, die im Bereich des Versicherungsmarktes agieren. Ziel ist es, weiter die Synergien zwischen den Hypoport-Netzwerkunternehmen zu heben. Zuvor war Rex Vorstand bei der Hypoport-Tochter Smart Insur Tech AG.

Zwei Auszeichnungen für WWK Die WWK ist wie im Vorjahr „Champion der Lebensversicherer“. In der Endausscheidung der von der Tageszeitung DIE WELT in Zusammenarbeit mit der Analyse- und Beratungsgesellschaft Service Value vergebenen Auszeichnung setzte sich der Münchner Versicherer gegen 13 Konkurrenten durch. Kurz zuvor hatte bereits der globale Aktien-Dachfonds WWK Select Chance B den FundAward 2021 erhalten, der durch die Redaktionen der Wirtschafts- und Finanzmagazin €uro, €uro am Sonntag und Börse-Online sowie durch TIAM-Fund Research vergeben wird.

Foto: © Hypoport

Marcus Rex neu bei Hypoport

Seit Mitte Januar ist Dr. Christian Durchholz in der Geschäftsführung der bbg Betriebsberatungs GmbH für die Bereiche IT, Digitalisierung, Content, Studien, Recht, Datenschutz und Finanzwesen verantwortlich. Diese Position wird er zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der VeDeTa VertriebsDatenService GmbH ausführen, wo er sich schwerpunktmäßig mit datengeschützten Geschäftsmodellen im Versicherungsvertrieb beschäftigt. Zudem ergänzen mit Jochen Leiber als Leiter Vertrieb und Fritz Rieger als Verantwortlicher für die IT zwei erfahrene Führungskräfte das operativ verantwortliche Team der bbg als Prokuristen.

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Verstärken die Führungsriege der bbg Betriebsberatungs GmbH : v.l.n.r.: Jochen Leiber, Dr. Christian Durchholz und Fritz Rieger

finanzwelt 01 | 2021

Fotos: © bbg Betriebsberatungs GmbH

bbg erweitert Führungsriege


Vertriebsstart des neuen HealthcareImmobilienfonds »Verifort Capital HC1« erfolgt!

»Investieren Sie mit uns in Zukunftsmärkte.« Das Emissionshaus Verifort Capital hat seinen neuen Immobilienfonds (AIF) für Privatanleger im Bereich Healthcare platziert. Mit unserem neuen Fonds »Verifort Capital HC1« bieten wir Anlegern die Möglichkeit, sich am Zukunftsmarkt von Immobilien im Pflegebereich zu beteiligen. Aufgrund der demografischen Entwicklung richten wir bewusst den Blick auf diesen stark wachsenden Zukunftsmarkt und investieren in Immobilien aus den Bereichen stationäre Pflegeheime, betreutes Wohnen sowie Tages- und ambulante Pflege in Deutschland. Als Beteiligungs- und Immobilienunternehmen stehen wir mit unserem Investmentansatz für Verlässlichkeit, Transparenz und Werthaltigkeit.

Die wichtigsten Fakten zum Fonds • Mindestbeteiligung 5.000 € zzgl. Ausgabeaufschlag von 5 % • Vierteljährliche Ausschüttung in Höhe von 4,75 % p. a. vor Steuern (Prognose) • Wir, die Verifort Capital, investieren selbst einen Betrag von 1,6 Mio. € Erfahren Sie mehr über unsere neuesten Aktivitäten auf LinkedIn und Xing oder besuchen Sie uns auf: www.verifort-capital.de


BRANCHENNEWS

Trauer um Gerhard Ziegler

Wie aus dem DIA-Deutschland-Trend Vorsorge des Deutschen Instituts für Altersvorsorge hervorgeht, glauben 70 % der Deutschen, dass ihre bislang getroffene Altersvorsorge nicht ausreichend ist. Jedoch planen 47 % von diesen in den nächsten zwölf Monaten nichts, um ihre Vorsorge auszubauen, ein Anstieg um 8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresstudie. Der Anteil derjenigen, die von einer unzureichenden Vorsorge ausgehen und innerhalb der nächsten zwölf Monate etwas dagegen unternehmen wollen, ist hingegen um sieben Prozentpunkte auf 25 % gesunken. Auch im Vergleich zu den Vorjahren ist die Bereitschaft, die Vorsorgelücke zu schließen, weiter zurückgegangen: 2017 wollten noch 35 % derjenigen, die von einer unzureichenden Vorsorge ausgingen, etwas dagegen unternehmen.

Am 12. Januar verstarb Gerhard Ziegler, Vorstand und Gründer des Allfinanzdienstleisters FG FINANZSERVICE AG, im Alter von 66 Jahren. Er gründete das Heilbronner Unternehmen im Jahr 1981. In ihrer Traueranzeige würdigte die FG FINANZSERVICE AG Ziegler als „Visionär und herausragenden Unternehmer mit außergewöhnlichem Verständnis für menschliche Belange.“ Foto: © FG FINANZ-SERVICE Aktiengesellschaft

Vorsorge-Resignation macht sich breit

PROJECT stärkt Exklusivität

MLP feiert 50. Geburtstag Am 1. Januar jährte sich zum 50. Mal der Gründungstag von MLP. Das seit 1988 börsennotierte Unternehmen wird das goldene Jubiläum mit einer Reihe verschiedener Aktionen feiern, u. a. ist im September eine große Zusammenkunft der gesamten Belegschaft in Berlin geplant.

Gerhard Ziegler ist verstorben

Dr. Martin Zsohar wechselt zu VPV Dr. Martin Zsohar wird ab 1. Juli Vorstand der VPV Versicherungen. Der bisherige Vorstand der Münchener Verein Versicherungsgruppe wird Nachfolger von Dr. Ulrich Gauß, der die VPV zum Jahresende verlassen Dr. Martin Zsohar wechselt und am 1. April den Vorstandszur VPV vorsitz an Klaus Brenner übergeben wird. Zsohars Nachfolge beim Münchner Verein tritt Dr. Stefan Lohmöller an, der vom DigitalisierungsSpezialisten Birkle AG kam.

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finanzwelt 01 | 2021

Foto: © Münchener Verein

Seit Anfang Januar halten Alexander Schlichting, Vorstandsvorsitzender der PROJECT Beteiligungen AG, und Michael Weniger, Vorstandsvorsitzender der PROJECT Real Estate AG, jeweils 5 % der Gesellschaftsanteile der PROJECT Beteiligungen AG, der Holdinggesellschaft der PROJECT Investment Gruppe. Zudem sind die beiden Vorstandsvorsitzenden mit jeweils 5 % an der PROJECT Real Estate AG beteiligt, der Holdinggesellschaft der PROJECT Immobilien Gruppe. Damit setzen die beiden Gründungsgesellschafter Wolfgang Dippold und Jürgen Seeberger konsequent ihre mit der Unternehmensgründung im Jahr 1995 etablierte Exklusivität von Investmenthaus und Immobilienentwickler fort und stärken sie nachhaltig.


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Eine Zäsur Bekanntermaßen ist nichts so beständig wie der Wandel. Spätestens im vergangenen Jahr mussten Akteure im Gewerbeimmobilienmarkt die Erfahrung machen, dass auch hier Flexibilität gefragt ist – in mehrfacher Hinsicht. Für Büroimmobilien war das Jahr 2019 historisch: Wie aus einer Untersuchung des Immobiliendienstleisters CBRE hervorgeht, wurde in dieser Assetklasse mit knapp 40 Mrd. Euro ein Rekordtransaktionsvolumen erreicht.

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Eigentlich ideale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts – wenn denn nicht die Corona-Pandemie und der damit verbundene Boom des Home-Office gewesen wäre. Gerade in den A-Städten musste der Markt für Büroimmobilien deutliche Rückschläge verkraften: Wie aus einer Untersuchung von Colliers International Deutschland hervorgeht, wurde in den sieben größten deutschen Bürostandorten im Jahr 2020 mit 2,55 Millionen Quadratmetern 35 % weniger Bürofläche umgesetzt

als im Vorjahr, der zehnjährige Durchschnitt wurde um 25 % unterschritten. Bedeutet das, dass die Büroimmobilie keine Zukunft mehr hat? Nein, meint Thomas Olek. „Büroimmobilien in TopLagen sind tatsächlich weiter gefragt, auch wenn durch die verschiedenen Lockdowns die Dynamik der Entwicklung vorübergehend gedrosselt wurde“, so der CEO der publity AG, der besonders bei einer bestimmten Art von Nutzern hohes Nachfragepotenzial sieht. „Gerade Großunternehmen benötigen weiterhin großflächige Büros,

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Christian Löhr CIO KRE-Group

Thomas Olek CEO publity AG

Rauno Gierig Chief Sales Officer Verifort Capital Group GmbH

z. B. für wichtige Meetings.“ In Zukunft könnte sogar mehr Bürofläche gefragt sein – was auch eine Folge von Corona ist. „Wir erkennen zudem einen eindeutigen Trend zu mehr großvolumigen Büroflächen, um Abstandsregeln adäquat umsetzen zu können“, berichtet Thomas Olek. Dass das Jahr 2020 zu einer Veränderung der Nachfrage nach Büroimmobilien geführt hat, bestätigt auch Rauno Gierig. „Hier gilt es, noch stärker den Fokus auf Flexibilität in der Raumgestaltung zu legen, um jegliche Bedürfnisse der Nutzer bedienen zu können“, erläutert der CSO von Verifort Capital, warum sein Unternehmen das Einkaufsprofil in dieser Assetklasse mit

Blick auf die Corona-Pandemie neu justiert hat. Büroimmobilien dürften also, entgegen mancher Unkenrufe, eine Zukunft haben – auch wenn es innen drin bald anders als früher aussehen könnte. „Künftig sind gut durchdachte Bürokonzepte nötig, die sich mit den verstärkten Homeoffice-Tätigkeiten kombinieren lassen“, so Thomas Olek. Nicht nur bezüglich der Nutzung, auch mit Hinblick auf die Nutzer könnten sich die Ankaufsprofile von Büroinvestoren in Zukunft verschieben. So erklärt Rauno Gierig, dass in den vergangenen Monaten ein verstärktes Augenmerk auf die Auswahl und Prüfung der Mieter gerichtet worden sei: „Wie die kürzliche Vergangenheit gezeigt hat, können auch namhafte große Mieter aufgrund von Schließungen kurzfristig in Schieflage geraten.“

lichen Bedarf abdecken. Laut Christian Löhr wurde durch die Umwälzungen des vergangenen Jahres einmal mehr deutlich, welche Rolle für Handelsimmobilien das Thema Flexibilität spielt. „Die Krise hat, sei es durch die neuen Gesetze oder die betreiberseitige Notwendigkeit Flächen und Konzepte anzupassen, erneut bestätigt, wie wichtig neben Mietermix und Mieterbonität die Nach- und Umnutzbarkeit der Assets ist.“ Das hat bei KRE auch Folgen für das Einkaufsprofil. „Wir haben unsere Risikoanalysen entsprechend erweitert, um die krisenbedingten Aspekte präventiv in Vermietungs- und Finanzierungsszenarien zu bewerten. So können wir uns optimal auf die Chancen konzentrieren, die mit einer jeden Krise einhergehen“, erläutert Löhr.

Des einen Freud, des anderen Leid Als Menetekel der Corona-Krise können die Hamsterkäufe gesehen werden, die im Februar und März in Supermärkten und Drogerien wochenlang zu Regallücken führten. Profitiert haben davon die Nahversorger, die somit ihren Umsatz deutlich steigern konnten. „In der Corona-Krise hat die Nachfrage gerade in diesem Bereich weiter angezogen, während non-food-lastige Objekte und Center nachgegeben haben“, erläutert Christian Löhr, CIO der KRE-Group, dass die Corona-Zeit nicht für alle Einzelhändler positive Folgen hatte. Das spiegelt sich auch in Zahlen von BNP Paribas Real Estate wider: Demnach gab es in den ersten drei Quartalen 2020 in den Citylagen 40 % weniger Vermietungen und Flächenumsatz – also genau dort, wo sich hauptsächlich Geschäfte befinden, die den nichttäg-

Die Nachfrage nach Produkten des nichttäglichen Bedarfs ist in Zeiten der Geschäftsschließung nicht verschwunden, sondern hat sich stattdessen vor allem ins Internet verlagert – was wiederum für die Assetklasse Logistikimmobilien von Vorteil ist. So wurde diese laut einer Untersuchung von BNP Paribas Real Estate vom zweiten bis zum vierten Quartal der langjährige Durchschnitt beim Transaktionsvolumen um jeweils mehr als 50 % übertroffen. Bereits im ersten Quartal erzielten Logistikimmobilien einen neuen Rekordwert für diesen Zeitraum, die Quartale zwei bis vier waren historisch jeweils die zweitbesten Zeiträume. Auch Verifort Capital erwägt laut Rauno Gierig, aufgrund der positiven Folgen der CoronaKrise für Logistikimmobilien verstärkt in dieser Assetklasse aktiv zu sein. Dabei wolle man jedoch nicht allein auf Logistikobjekte setzen. Vielmehr sei eine Mischnutzung von Büro/Logistik denkbar. (ahu) 59


SACHWERTE & IMMOBILIEN | WOHNIMMOBILIEN

Out of Metropolis Die sich weiter fortsetzende Renditekompression auf dem Wohnimmobilienmarkt führt dazu, dass Investoren vermehrt auf das Umland der A-Städte oder auf B-Städte ausweichen – auch um einen gesellschaftlichen Trend zu folgen. Das bedeutet aber nicht, dass die großen Metropolen investorenfeie Zonen sind.


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Steven Nollau Head of Acquisition Alpha Real Estate Group

Symon Hardy Godl Geschäftsführer Deutsche Finance Asset Management GmbH

Wohl selten zuvor wurde ein Jahr derart durch einen Begriff geprägt wie 2020 durch „Corona“. Wenig verwunderlich also, dass sich unter den Top 10 beim „Wort des Jahres“ gleich acht Begriffe befinden, die die Pandemie selbst bzw. direkte Folgen dieser bezeichnen. Ebenfalls eine direkte Konsequenz ist die größte Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik. Andreas Schrobback zufolge ist der deutsche Wohnimmobilienmarkt von dieser aber nur relativ wenig betroffen. „Nach einem Stillstand im Frühjahr folgten die Aufholeffekte im Sommer. Die Pandemie hat den Immobilienboom lediglich vorrübergehend abgebremst.“ Laut dem Geschäftsführer der AS Unternehmensgruppe könnten vor allem Immobilienstandorte in zweiter Reihe von der Entwicklung in den vergangenen Monaten profitieren. „Gewinner der Krise sind aus meiner Sicht vor allem mittelgroße und Universitätsstädte sowie das Umland von Metropolen. Die klassischen Speckgürtel mit S-Bahn-Anschluss sowie die sogenannten B- und C-Standorte.“ Gerade im Umland der Metropolen könnte Corona als Katalysator für eine schon länger bestehende Entwicklung dienen. So geht aus einer Untersuchung der Engel & Völkers AG hervor, dass zwischen 2015 und 2020 in den Umlandgemeinden der sieben A-Städte die Angebotspreise im Schnitt um 57,8 % gestiegen sind, während in den Städten selbst der Preisanstieg bei „nur“ 43,9 % lag. Auch Steven Nollau sieht vor allem abseits der großen Metropolen Investmentpotenzial. „Schwarm- und Universitätsstädte sowie prosperierende Mittelstädte mit

guter Anbindung an urbane Metropolzentren stehen hierbei besonders im Fokus“, so der Head of Acquisition der Alpha Real Estate Group, demzufolge Objekte in B- und C-Lagen nicht nur ein größeres Wertsteigerungspotenzial bergen, sondern sich auch durch ein viel geringeres Preisniveau am meisten für eine Kapitalanlage eignen würden. In den Big 7 sieht er hingegen kaum noch gute Chancen. „Der Markt an deutschen A-Standorten ist überhitzt. Gute Renditeaussichten sind in Städten wie München oder Frankfurt

3,4 %) und in B-Städten (2,4 bis 3,2 %). Der Kauf einer Immobilie ist mit hohem Kapitalaufwand verbunden und erfordert deshalb einen langen Anlagehorizont. Aus diesem Grund sieht Symon Hardy Godl nicht den damit zu erzielenden Ertrag als wichtigsten Faktor beim Erwerb einer Anlageimmobilie an. „Auch wenn der Kaufdruck von Investoren auf Wohnimmobilieninvestments in der aktuellen Marktsituation zugenommen hat, sollte aufgrund der generellen Langfristigkeit von institutionellen Immobilieninvestments ein disziplinierter Auswahlprozess unter Einbezug der Nachhaltigkeit von Standort und Immobilienkonzept nach wie vor jeden Ankauf dominieren“, so der Geschäftsführer der Deutsche Finance Asset Management GmbH, laut dem deshalb auch die Märkte mit aktuell geringeren Renditen in Frage kommen: „Wir sehen in Deutschland prinzipiell Investitionschancen in Projekten mit einzigartigen Eigenschaften in guten und sehr guten Lagen der Top 7 Städte sowie selektiv in den Innenstadtbereichen von attraktiven Oberzentren bzw. Metropolregionen.“ Gerade die aktuellen wirtschaftlichen Verwerfungen könnten Anlagechancen bieten. „Besondere Investitionsmöglichkeiten ergeben sich aus sogenannten Special Opportunities, also Gelegenheiten, bei denen Portfolios von Bestandshaltern oder Projektentwicklern in Sondersituationen erworben werden können“, so Godl abschließend. Solche Sondersituationen können beispielsweise Immobilien aus Zwangsversteigerungen oder Insolvenzverfahren sein – und damit aktuell eine direkte Folge der Corona-Krise. (ahu)

finanzwelt 01 | 2021

Um

42

Prozent

Andreas Schrobback Geschäftsführer AS Unternehmensgruppe GmbH

ist seit Einführung des Mietendeckels in Berlin die Zahl inserierter Mietwohnungen zurückgegangen. Quelle: 21 Real Estate

nur minimal vorhanden – vom Sonderfall Berlin und seinem Mietendeckel ganz abgesehen.“ Wie spärlich die Renditenaussichten in den A-Städten inzwischen sind, wird durch die 5 %-Studie von bulwiengesa deutlich: So lag dort im vergangenen Jahr die Rendite für Core-Immobilien mit 1,6 und 2,5 % um einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert. Damit hat sich die Renditekompression der vergangenen Jahre weiter fortgesetzt: Bei der 5 %-Studie von 2016 war noch eine Spanne von 2,6 bis 3,3 % ermittelt worden. Auf diesem Niveau liegen in der aktuellen Studie Wohnimmobilien in den Universitätsstädten (2,7 bis

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SACHWERTE & IMMOBILIEN | IMMOBILIEN UND KLIMAWANDEL

Anpassung ist nötig


Das beschauliche Simbach am Inn erlangte am 1. Juni 2016 deutschlandweite Bekanntheit: Nachdem innerhalb weniger Stunden mit 160 Litern pro Quadratmeter ein Mehrfaches des durchschnittlichen monatlichen Niederschlages fiel, stieg der Pegel des Simbach innerhalb kürzester Zeit von 0,5 auf 5 Meter, richtete Sachschäden in Höhe von ca. 50 Mio. Euro an und kostete fünf Menschen das Leben. Die Katastrophe ist eines von vielen Beispielen für verheerende Starkregenereignisse, die vor allem im Sommer auftreten. Da warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann, ist mit fortschreitendem Klimawandel eine weitere Häufung solcher Ereignisse sehr wahrscheinlich.

Foto: © victor zastol‘skiy - stock.adobe.com

Preistreiber Klimawandel Starkregen und Co. stellen auch die Projektentwickler vor neue Herausforderungen: „Wir planen und erstellen bei PROJECT Immobilien die notwendigen Mittel, um unsere Gebäude langfristig für Extremverhältnisse zu rüsten. Gerade für die Entwässerung von Niederschlag sind bei jedem Neubau Nachweise notwendig. Hierzu werden die Daten des Deutschen Wetterdienstes als Grundlage herangezogen. Maßgebend für den Nachweis sind die Berechnungen zu den anfallenden Regenwassermengen und zu den Jahrhundertregen. Die Entwässerung wird dementsprechend geplant und ausgeführt“, erläutert Michael Weniger. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der PROJECT Real Estate AG wird der Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels auch zu einem deutlichen Faktor beim Immobilienpreis. „Diese Maßnahmen sind teilweise sehr aufwendig und verursachen Kosten im sechsstelligen Bereich, aber finanzwelt 01 | 2021

Michael Weniger Vorstandsvorsitzender PROJECT Real Estate AG

Thomas Hein Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung ING Deutschland

sie sind notwendig.“ Damit dürfte auch das Thema Lage immer mehr an Bedeutung gewinnen. So geht aus der von der IRE|BS erstellten Studie „Naturgefahren und Immobilienwerte in Deutschland“ hervor, dass aufgrund des Klimawandels und dessen potenzielle Gefahren durch Extremwetterlagen der Standort immer wichtiger werde. So gewinne die Analyse der Vulnerabilität sowie der Adaptionsfähigkeit von baulichen Ausführungen an Bedeutung und in der Machbarkeitsanalyse werde eine detaillierte Einschätzung der Klimarisiken nötig. Durch die Herausforderung Klimawandel könnte es sogar zu einer Veränderung der Lagenqualität kommen. So prognostiziert die von der LBBW durchgeführte Studie „Wie könnte der Immobiliensektor durch den Klimawandel betroffen sein?“ die Tendenz zu einer sogenannten „Klima-Gentrifizierung“ in zahlreichen Regionen. Das bedeutet, dass Grundstücke in Regionen, die weniger von Wetterextremen betroffen sind, relativ im Wert steigen könnten, während die Preise in stärker betroffenen Regionen fallen dürften. Durch diese veränderten Rahmenbedingungen könnte es zu einem Strukturwandel kommen, der für eine Veränderung von Mieten und Preisen sorgt.

zwei Drittel aller befragten Institute angaben, Klimarisiken nicht in die Risikobewertung integriert zu haben, lediglich 22 % planen, ihr Risikomanagement um solche Risiken zu erweitern. „Bei der ING Deutschland sind die Refinanzierungskosten, die Zinsbindungszeiträume, die Höhe des Eigenkapitals und die Höhe der Finanzierungssumme die konditionsbildenden Hauptfaktoren.

(Noch) geringer Einfluss auf Finanzierung Die wichtigste Voraussetzung für die Errichtung einer Immobilie ist das Vorhandensein des nötigen Kapitals. Obwohl die EZB zwar dazu rät, dabei auch Klimarisiken zu berücksichtigen, spielen diese bei vielen Banken nach wie vor keine Rolle. Das zeigt eine Sonderumfrage von Bundesbank und BaFin, in der

Im Jahr

2019

Wegen des Klimawandels ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Extremwettereignisse zunehmen wird. Das stellt die Immobilienbranche vor neue Herausforderungen – auch bei der Finanzierung.

richteten Naturkatastrophen in Deutschland an Gebäuden Schäden in Höhe von 3 Mrd. Euro an. Quelle:Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

Hier wirken sich die Klimarisiken nicht direkt aus“, erläutert Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Immobilienfinanzierung vom Klimawandel völlig losgelöst ist. „Anders sieht das bei der Objektbewertung aus, bei der die Klimafaktoren in bestimmten Konstellationen berücksichtigt und im Objektwert dokumentiert werden. Da der Wert eines Objekts in Verbindung mit dem Eigenkapitaleinsatz zur Konditionsfindung beiträgt, hat das Klima also am Ende doch einen – wenn auch eher sekundären – Einfluss auf die Konditionen“, so Hein weiter, der es zudem für wahrscheinlich hält, dass bei der Konditionsvergabe künftig Nachhaltigkeitskriterien und damit auch klimafreundliche Energien an Bedeutung gewinne. Das würde sich auch bereits am Markt zeigen. (ahu) 63


SACHWERTE & IMMOBILIEN | GRÜNE IMMOBILIEN


Nichts ist Foto: © Sergey Nivens - stock.adobe.com

unmöglich

Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, braucht Deutschland nicht nur eine Energie- und Mobilitäts-, sondern auch eine Immobilitätswende. Die Möglichkeiten, im Immobiliensektor CO2 einzusparen sind vielseitig – und manchmal nicht auf den ersten Blick ersichtlich.

verschiedensten Stellschrauben drehen“, so Frank Berlepp, Sprecher der Geschäftsleitung der LBBW Immobilien-Gruppe.

Innovation ist gefragt

122 Millionen Tonnen: So viel CO2Äquivalent war laut Zahlen des Bundesumweltministeriums im vergangenen Jahr auf den Immobilienbereich zurückzuführen, circa ein Sechstel des Gesamtausstoßes. Bei diesen Zahlen muss jedoch bedacht werden, dass dabei ausschließlich die direkten Emissionen durch Verbrennungsprozesse für Raumwärme und Warmwasser berücksichtigt werden. Wenn auch noch indirekte Emissionen für die Strom- und leistungsgebundene Wärmeversorgung in der Immobilienwirtschaft anfallen, ist der Anteil des Gebäudebereichs an den Emissionen etwa doppelt so hoch. „Durch eine nachhaltige Bauweise können Immobilieninvestoren einen sehr wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Als Bauherr kann man dabei an

Dass Umweltschutz nicht zwangsläufig Verzicht bedeutet, wird im Automobilsektor deutlich, der laut Bundesverband der Automobilindustrie zwischen 2007 und 2017 seinen CO2-Ausstoß um mehr als ein Viertel senken konnte, während gleichzeitig die durchschnittliche Motorenleistung jedoch um ein gutes Fünftel gestiegen ist. Möglich wurde diese Einsparung durch Innovationen in der Motorentechnik. Auch im Immobiliensektor kann Innovation dafür sorgen, die Emissionen zu senken. Besonders Zukunftstechnik kann hierzu ihren Teil beitragen. „Durch den Einsatz intelligenter Energiekonzepte und digitaler Technologien lässt sich bei Immobilien CO2 einsparen“, erklärt Stefan Keller. Der Geschäftsführer der te group macht anhand eines Beispiels seines Unternehmens deutlich, dass die Einsparung von CO2 sogar auf eine Art und Weise mög-

Stefan Keller Geschäftsführer te management GmbH

Frank Berlepp Sprecher der Geschäftsleitung LBBW Immobilien-Gruppe

finanzwelt 01 | 2021

lich ist, die eigentlich paradox wirkt: indem mit Kälte geheizt wird. So wird die te group beim Quartiersprojekt „Hansapark Nürnberg“ auf Eisspeichertechnologie setzen. „Herzstück bildet hierbei ein unterirdischer Eisspeicher im Innenhof, der sowohl zur Wärmeenergieerzeugung als auch zur Kühlung eingesetzt wird („Heizen mit Eis“). Hierzu wird die Kristallisationsenergie gefrierenden Wassers genutzt. 125 Liter gefrierenden Wassers setzen die Wärmeenergie eines Liters Heizöl frei. Im Sommer können die Gebäude durch das gefrorene Wasser des Eisspeichers wiederum gekühlt werden. Somit wird in hohem Maße Umweltenergie verwendet“, erläutert Stefan Keller. Die LBBW setzt nach Aussage von Frank Berlepp bei der Entwicklung ihrer Projekte neben innovativen Energiekonzepten auf eine umweltbewusste Mobilitätsplanung, den sparsamen Umgang mit Ressourcen und CO2-absorbierende Grünflächen. „Bei unseren Neubauimmobilien auf vorgenutzten Standorten und unseren Refurbishment-Projekten stehen die Einsparung grauer Energie und das Thema Recycling im Vordergrund“, erläutert Berlepp, dass das Thema Nachhaltigkeit und Emissionssenkung auch bei Aspekten eine Rolle spielt, die die Immobilie nur indirekt betreffen – und damit einen wesentlichen Teil dazu beitragen können, die CO2-Emissionen insgesamt zu senken. (ahu) 65


INVESTMENTFONDS | PORTFOLIOALLOKATION

Zeitenwende? Vermögensverwalter müssen gewappnet sein für die Herausforderungen der Zeit. Es gilt, Antworten und idealerweise Produktlösungen parat zu haben. Welche Themen bewegen die Branche 2021? Wie lassen sich attraktive Renditen mit entsprechenden Risikoparametern in Verbindung bringen? finanzwelt hakte nach. Mit Volldampf geht es in das neue Jahr. Kaum jemand hätte es doch vor wenigen Monaten für möglich 66

gehalten, dass wir Höchststände bei internationalen Aktienindizes sehen. Sektlaune in Frankfurt und anderswo. Optimismus beherrscht die Szenerie. Der Blick ist nach vorne gerichtet. Zwar ist die Zukunft nicht exakt planbar, doch zumindest am manifestierten Niedrigzinsumfeld wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Oder drohen sogar japanische Verhältnisse? Nun stellen viele Ihrer Kunden die Frage, was vor diesem Hintergrund zu tun ist. Geht die

Hausse an den Finanzmärkten in die Verlängerung? Wie umgehen mit etwaigen, kurzfristigen Abschwüngen?

Andreas Grünewald Vorstand FIVV AG Vorstandsvorsitzender VuV e.V.

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Die Angst vor einer Geldentwertung nimmt zu. Die nationalen Regierungen und die Europäische Zentralbank (EZB) haben im Zuge der Pandemie in der jüngeren Vergangenheit mehrere milliardenschwere Rettungspakete verabschiedet und damit viel Geld in Umlauf gebracht. Die Sorge, dass die größere Geldmenge eine Inflation zur Folge hat, ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Zuletzt legten die Verbraucherpreise im Dezember nach vorläufigen Schätzungen um 1,5 % gegenüber dem Vorjahr zu, wenngleich der Anstieg moderat ausfiel. Rolf Kieckebusch, Vorstand, KIRIX Vermögensverwaltung AG, kommentiert folgendermaßen: „Wir sehen mittel- bis langfristig zunehmende und als ‚alternativlos‘ tolerierte Inflationstendenzen, die sich fast zwangsweise aus den expansiven geld- und fiskalpolitischen Aktivitäten globaler Notenbanken und Regierungen ergeben. Investments, die von diesem Szenario profitieren könnten und einen entsprechenden Schutz bieten, finden wir jenseits des Aktienmarktes insbesondere im Bereich der inflationsgesicherten Anleihen, bei physischen Goldinvestments, aber auch bei Immobilien im Wohnund Logistiksektor.“

25 Punkte-Marke. Mit anderen Worten – wenig stressige Situationen sorgten für einen ruhigen Kapitalmarktverlauf. Auch im 2. Halbjahr 2020 hat sich die Gemengelage nach dem Corona-Ausbruch wieder beruhigt. Ist das Thema damit wieder Geschichte? Mitnichten! Uwe Eilers, Vorstand der FV Frankfurter Vermögen AG, stellt fest: „Die Volatilität der Aktienmärkte wird wahrscheinlich hoch bleiben. Es wird sicherlich immer wieder zu Unsicherheiten und damit kleinen Einbrüchen in den unterschiedlichen Aktienmärkten kommen. Gründe dafür kann es einige geben: steigende Anzahl von Unternehmenspleiten; Korrektur der Überbewertung der FAANG-Aktien, was den Gesamtmarkt mit hinunterziehen könnte; Chaos im Warenverkehr mit Großbritannien aufgrund des BREXIT; weitere Probleme aufgrund des Corona-Virus.“ Keine Einzelmeinung. Alle von uns befragten Vermögensverwalter sehen 2021 vermehrtes Potenzial für volatile Kursverläufe.

Gold als Krisenwährung

Im vergangenen Jahr kam ein Thema wieder aufs Tableau. Die Rede ist von der Volatilität, der Schwankungsbreite von Aktienkursen. Sie kennzeichnet ein Risikomaß und illustriert die Schwankungsintensität des Preises eines Wertes innerhalb eines festgelegten Zeitraums. Je höher die Volatilität, umso stärker schlägt der Kurs aus. Ein Blick auf den VDAX, den Volatilitätsindex. Mit Ausnahme eines Peaks Anfang 2018 lag diese Risikokennzahl in den vergangenen Jahren stets unter der

Im Zuge der Pandemie stand das gelbe Edelmetall wieder im Fokus vieler Investoren. Der Goldpreis kletterte zeitweise über die symbolträchtige Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze. In einem Umfeld geprägt von wachsenden Risiken, Ängsten und auch dem anhaltenden Niedrigzins könnten die Vorzeichen weiter auf steigende Notierungen stehen. Oder ist die Luft raus? „In Anbetracht geopolitischer Unsicherheiten und insbesondere auch der bereits erwähnten, massiven Verschuldung vieler Volkswirtschaften sehen wir, analog zu den vergangenen Jahren, Edelmetalle und

Uwe Eilers Geschäftsführer FV Frankfurter Vermögen GmbH

Rolf Kieckebusch Vorstand KIRIX Vermögensverwaltung AG

hier insbesondere Gold als ‚Brandschutzversicherung‘. Unabhängig hiervon erwarten wir zumindest auf längere Sicht eine Fortsetzung der anziehenden Goldnotierungen“, sagt Vorstand Andreas Grünewald von der FIVV AG. Für Uwe Eilers sind hingegen Edelmetalle und hier in erster Linie Gold grundsätzlich sehr spekulativ und demzufolge für die Geldanlage eher ungeeignet. Wachstumstitel (Growth) sind in den vergangenen Jahren das Nonplusultra an den Kapitalmärkten gewesen. Amazon, Alibaba, Microsoft oder Apple – das sind die Highflyer mit teilweise exorbitanten Kursgewinnen. Insbesondere der Technologiesektor bringt diese Werte hervor. Die zugrundeliegende Fantasie verleiht manchen Flügel und zusätzlichen Rückenwind. Während Substanzwerte rückblickend nur das Nachsehen hatten und mitunter unter der außergewöhnlichen Situation 2020 zusätzlich leiden mussten, zählte Growth zu den Gewinnern. Während der MSCI World Value Index mit Fokus auf unterbewertete Titel 2020 mit 6 % im Minus abschloss, stand der MSCI World Growth Index für Wachstumsaktien mit 25 % im Plus. Viel deutlicher kann eine Dominanz nicht ausfallen. Doch in den letzten Kalenderwochen des abgelaufenen Jahres bekamen ValueAnhänger etwas Morgenluft. Ist es gar möglich, dass eine Rotation in Richtung Value-Unternehmen nachhaltig einsetzt? Für KIRIX-Vorstand Kieckebusch ist eine vollständige Sektorenrotation nicht zu erwarten. „Eine sukzessive Angleichung der Bewertungsniveaus zwischen Value- und GrowthTiteln ist aus unserer Sicht das wahrscheinlichste Szenario.“ Grünewald präferiert dividendenstarke Weltmarktführer, die in der Regel zu den ValueTiteln zählen. Insofern könnte Value (Substanzwerte) im laufenden Jahr im Vergleich zu den großen und bereits stark gelaufenen Wachstumstiteln Boden gut machen, ob eine vollständige Trendwende einsetzt, bleibt jedoch ungewiss. (ah) 67


INVESTMENTFONDS | CHINA

Der große Kampfgeist Die chinesische Führung hat eine Vision. Man will ganz nach oben. Auch wenn das Reich der Mitte im vergangenen Jahr etwas Federn lassen musste, so stehen die Ampeln wieder auf Grün. Insofern machen hier langfristig angedachte Investments in einem breit diversifizierten Portfolio durchaus Sinn. Der Blick auf Chinas ökonomische Entwicklung in 2021 kommt nicht ohne einen Rückblick aus. Die Corona-Pandemie hat hier ihren Ursprung. Und trotz der weltweiten Krise ist die chinesische Wirtschaft 2020 gewachsen, als eine der wenigen Volkswirtschaften der Welt. Um immerhin 2 % im Vergleich zum Vorjahr. Zugegeben, die schwächste Steigerungsrate in mehr als vier Jahrzehnten. Aber immerhin. Davon können wir in Euroland als auch die Vereinigten Staaten als direkter Kontrahent der Chinesen nur träumen. Rund um die Jahreswende titelte BBC dann: „Chinese economy to overtake US ‚by 2028‘ due to COVID“. Kurz: 2028 soll China die US-amerikanische Wirtschaft als stärkste globale Ökonomie ablösen. Das ist eine Ansage.

ein jährliches Wachstum von 5 % verzeichnen, wobei die Binnennachfrage zu einem immer wichtigeren Wachstumstreiber wird.“ Man stelle fest, dass sich nun auch der Privatkonsum erhole, da Arbeitsplätze wieder sicherer geworden seien und auch die Ersparnisse während Corona gestiegen wären, bemerkt May Ling Wee, Portfoliomanagerin bei Janus Henderson. Folglich hat sich auch das Unternehmervertrauen

verbessert, was im Laufe der Zeit zu stärkeren privaten Produktionsinvestitionen führen kann. Auch aus der Industrie gab es zuletzt positive Impulse. Der chinesische Automarkt ist im November wieder stark gewachsen. Davon profitieren auch die deutschen Hersteller. Allein gen Ende 2020 stieg der Absatz von Fahrzeugen an die Händler im Jahresvergleich um kräftige 11,1 %, wie der Herstellerverband CAAM mitteilte.

Binnenwirtschaft wird wichtiger Joep Huntjens, Head of Asian Fixed Income bei NN IP, fast zusammen: “Wichtige Sektoren der chinesischen Wirtschaft wie das verarbeitende Gewerbe und die Immobilienentwicklung hatten sich bereits im 3. Quartal des Jahres vollständig erholt. Im Jahr 2021 dürfte sich die positive Wirtschaftsdynamik in China fortsetzen, obwohl das sehr starke Exportwachstum nicht nachhaltig sein dürfte. In den nächsten Jahren wird die Wirtschaft in China voraussichtlich 68

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Joep Huntjens Head of Asian Fixed Income NN Investment Partners

Die staatstragende Kommunistische Partei Chinas feiert in Kürze ihren 100. Geburtstag. Und in einem Atemzug soll auch der neue Fünf-Jahres-Plan beschlossen werden. Er soll das Land wirtschaftlich noch stabiler halten. In Peking nennt man es „doppelter Wirtschaftskreislauf“. Stand, wie erwähnt, in der Vergangenheit oftmals der Export einseitig im Fokus, wird nun auch die Binnennachfrage gestärkt.

June Lui Portfoliomanagerin BMO Global Asset Management

May Ling Wee Portfoliomanagerin Janus Henderson

„Nachfrageseitige Reformen, die zu einem Anstieg der Inlandsnachfrage beitragen, führen zu Verbesserungen in Chinas sozialem Sicherungssystem und einer Verringerung der Einkommens- und Vermögensungleichheit. Diese Politik sollte zu einem geringeren, aber nachhaltigeren Wachstum führen, verglichen mit der schuldenfinanzierten, auf Infrastrukturinvestitionen ausgerichteten Politik, die zur Stimulierung der Wirtschaft nach der globalen Finanzkrise umgesetzt wurde“, fasst NN IP-Experte Huntjens zusammen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass die strategischen Interessen Pekings einem fundamentalen Wandel unterworfen sind. Im Gegenteil. Das Wachstum wird eher auf solidere Füße gestellt. Wie unverändert groß der Machtanspruch Chinas ist, lässt sich auch am neuen Freihandelsabkommen RCEP ablesen. Mit der Unterzeichnung der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) haben 15 asiatische Staaten die größte Freihandelszone der Welt ins Leben gerufen. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung leben in diesem Staatenraum, das seinerseits knapp 30 % zum Welthandel beisteuert. China ist, neben Japan, der zentrale Anker dieses Bündnisses.

abschütteln. Ein Beispiel ist Alibaba: So haben sich die Aktien des Technologieriesen seit dem IPO von vor fünf Jahren mehr als verdreifacht. Alibaba hat die Investoren mit dem Wachstum seiner E-Commerce- und Cloud-Plattformen mehr als überzeugt. „Die vielleicht wichtigste Veränderung, die wir in der Krise erlebt haben, ist die Beschleunigung in der Anwendung von Technologie, was die Skalenvorteile von einigen führenden Technologieunternehmen noch einmal erhöht und ihre Position im Wettbewerb stärkt“, ist einem Marktkommentar des Emerging Markets Equity Teams von Baillie Gifford zu entnehmen.

Technologie als Wachstumstreiber Sehr stark ist auch das Bewusstsein technologischer Fortschritte zu spüren. Bis 2025 will China zu den weltweiten Technologieführern aufsteigen. Überall im Land ist geradezu ein ausgeprägtes Maß an Innovation und Veränderung zu sehen. Die Führung in Peking will den Ruf als Hersteller von simpler Massenware für immer

Ob Sie nun Ihren Kunden eher aktiv gemanagte Fonds oder passive Indexfonds (ETFs) als Anreicherung fürs Depot empfehlen möchten, sei Ihnen überlassen. June Lui, Lead Fondsmanagerin des BMO LGM Responsible China A-Shares Equity, vertritt hier eine klare Position, insbesondere mit Blick auf manche Zweifel an der Unternehmensführung: „Wir sind der festen Überzeugung, dass eine passive Lösung kein besonders sinnvoller Ansatz ist, wenn es um chinesische Aktien geht. Jede Investition in einen sich entwickelnden Markt birgt ein erhöhtes Risiko.“ Weiter verweist sie auf den sich abzeichnenden Wandel der Wirtschaft, der Chancen offenbare. „Vor diesem Hintergrund investieren wir in das inländische Potenzial der Wirtschaft, durch eine Reihe von inländischen Engagements wie By Health (ein führender Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln) und Zhejiang Supor Cookware (führender Hersteller von Haushaltswaren), um nur einige zu nennen“, bemerkt Fondsmanagerin Lui abschließend. (ah) 69


Wieder auferstanden? In den vergangenen Jahren führte an Wachstumsaktien kein Weg vorbei. Tech-Schwergewichte waren heiß begehrt und Anleger konnten wenig verkehrt machen. Doch wie im Leben ist nichts eine Einbahnstraße. Seit dem Spätherbst stehen auch Substanzwerte/Value-Aktien wieder verstärkt im Blick der Investoren. Ein Value-Comeback? Oder nur eine kurze Episode?

Stunde für Value-Titel schlagen. Auch aus der volkswirtschaftlichen Gesamtschau. „Da Dividenden der Value-Aktien an steigende Gewinne gekoppelt sind, werden sie in einem inflationären Umfeld im Vergleich zu anderen auf dem Markt verfügbaren Cashflows an Attraktivität gewinnen, sagt Robert Davis, Senior Portfolio Manager European Equities bei NN IP.

Apple, Amazon, Microsoft – Wachstumsaktien, die jeder kennt und die in den vergangenen Jahren die Erwartungen übererfüllt haben. Glänzende Zahlen, neue Produkte und erweiterte Geschäftstätigkeit. Das sind tatsächlich schlagkräftige und unwiderlegbare Argumente. Auf der anderen Seite standen Substanzwerte (Value) lange Jahre im Regen und fristeten ein Schattendasein. Der Bewertungsabschlag gegenüber den davoneilenden Überfliegern wurde immer größer. Jetzt könnte die

Suche nach dem „inneren“ Wert

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Value und Growth sind zwei der wichtigsten Anlagestile am Aktienmarkt. Der US-amerikanische Multimilliardär Warren Buffett ist ein prominenter Vertreter des Value-Stils. Buffett soll diese Investmentphilosophie folgendermaßen ausgedrückt haben: „Kaufe einen Dollar, aber bezahle dafür nicht mehr als 50 Cent.“ Value-Investoren sind generell auf der Suche nach großen, gut geführ-

ten Unternehmen, deren Geschäftsfeld sich von Anfang an erschließt und die über längere Zeit das Potenzial haben, Gewinne einzufahren. Tatsächlich gilt der Value-Ansatz eher als konservative Strategie, die sich in schwierigen und unsicheren Zeiten wie derzeit bezahlt macht. Signifikante Kursabschläge, die dem realen Unternehmenswert eben nicht entsprechen, bieten dann wiederum interessante, lukrative Kaufgelegenheiten. Viele börsennotierte Unternehmen sind mitunter relativ günstig zu ihren Gewinnen bewertet. Weiterer Aspekt: Die Zahlungsströme müssen überzeugen, nicht etwaiger Profit aus kurzfristigen Marktbewegungen. Wer sein Geld innerhalb kurzer Zeit verdoppeln will, ist bei der Strategie an der falschen Adresse. Aktuelle Trends oder der Boom eines Marktsegments („Internetblase“) interessieren Value-Investoren eher nicht. Dr. Manfred Schlumberger, Leiter Portfolio Management bei StarCapital, sieht die aktuelle Situation folgendermaßen: „Seit dem Novembertag, an dem das Mainzer Unternehmen BioNTech seine erfolgreiche Impfstudie präsentierte, marschiert die Markt-Karawane in die zyklische ValueRichtung. Mit den Impfungen rückt ein Ende der Pandemie und eine gewaltige Erholung der Weltwirtschaft ab Sommer 2021 in den Bereich des Möglichen. Die Hauptprofiteure der Wirtschaftserholung werden zyklische Unternehmen aus dem Industrie- und Chemiesektor sein. Auch die seit Jahren darniederliegenden Firmen im Grundstoff- und klassischen Energiesektor werden stark profitieren und ihre Aktien weiter steigen.“

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INVESTMENTFONDS | SUBSTANZWERTE


André Schettler Senior Portfoliomanager BKC Asset Management

Dr. Manfred Schlumberger Leiter Portfoliomanagement StarCapital AG

Robert Davis Senior Portfoliomanager European Equities NN Investment Partners

Value-Investing ist keine neue Wissenschaft; die Wurzeln reichen bis in die Anfänge des letzten Jahrhunderts zurück und sind untrennbar mit dem Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham verbunden. Er entwickelte die sogenannte Dividendenstrategie. Noch heute sind viele Investoren davon überzeugt, dass die Dividendenrendite als Auswahlkriterium zur Umsetzung der Value-Strategie ausreicht. Eine hohe Dividendenrendite dieser Titel bietet zudem einen gewissen Schutz vor Korrekturen im Markt. Doch ist die Bewertung, sprich sind günstige Aktien immer einen Kauf wert? Nein, stellt André Schettler, Senior Portfoliomanager BKC Asset Management, in seinem Marktkommentar „Value-Chancen nutzen im Jahr 2021“ fest. „Bereits Warren Buffett wusste, dass es Bewertungsfallen, sogenannte Value Traps, zu vermeiden gilt. An erste Stelle stellt er die Qualität des Unternehmens, dann erst erfolgt die relative Bewertung. Viele Bewertungsfallen haben sich durch die Corona-Krise offenbart. Aktien von Unternehmen, die bereits auf einem vermeintlich günstigen Bewertungsniveau lagen, wurden noch ‚günstiger‘, beispielsweise die Öl- und

Gasindustrie, Banken, der stationäre Einzelhandel und die Automobilbranche“, so Schettler. Ob ein Titel unterbewertet ist oder nicht, dies ergibt sich dabei erst aus der detaillierten Auseinandersetzung mit verschiedenen Kennzahlen, Geschäftsberichten und der genauen Kenntnis des jeweiligen Marktes. Darüber hinaus ist es wichtig herauszufinden, ob das Geschäftsfeld, in dem die Firma tätig ist, eine echte Chance hat, in zehn Jahren noch so erfolgreich zu sein wie heute. Nestlé ist ein gutes Beispiel. Johnson & Johnson aus den USA stehen auch auf der Kaufliste von Value-Investoren und auch die deutsche Merck-Aktie ist als defensives Investment attraktiv. Aber auch die teilweise arg geschüttelten Finanzwerte dürften bei einer Renaissance dieser Werte unter Umständen gut abschneiden. Finanzwerte werden in Maßen von der steileren Zinskurve profitieren. „Auch die Erwartung, dass die zukünftigen Kreditausfallraten nicht ganz so hoch sein werden wie zunächst vermutet, und eine anstehende Fusions-/Übernahmewelle in Europa im Jahr 2021 sollten unterstützend wirken“, so StarCapital-Experte Dr. Schlumberger. Gleichzeitig könne

das größte Value-Potenzial vor allem darin bestehen, in bestimmten Unternehmen nicht investiert zu sein, insbesondere wenn diese Unternehmen und Geschäftsmodelle im Umbruch und Wandel ständen“, wirft Portfoliomanager Schettler abschließend ein. Zu bedenken ist auch, dass politische Spannungen oder Komplikationen bei der Impfstoffverteilung eine Sektorrotation immer noch nachhaltig vereiteln könnten. (ah)

Fazit Nach Jahren des Schattendaseins gibt es für Value-Investoren wieder etwas Rückenwind. Ob allerdings eine vollständige Sektorrotation von Growth (Wachstum) zu Value (Substanz) eintritt, ist derzeit noch ungewiss. Europäische Value-Fonds wie der Industria A EUR (Allianz Global Investors), Schroder ISF European Value A Acc oder JPMorgan Europe Strategic Value Fund A schlossen die vergangenen Monate gut ab.

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INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

Etappen auf dem Weg zum Gipfel Die Sustainable Development Goals (SDGs) sollen bis 2030 global erreicht werden. Im Gespräch mit der finanzwelt erläuterte Paul Buchwitz, Fondsmanager des DWS SDG Global Equities, den Zielerreichungsgrad und seinen Investmentansatz. finanzwelt: Herr Buchwitz, die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind ein universeller Aufruf zum Handeln. Kommen wir nach Ihrer Ansicht bei der Zielerreichung gut voran? Paul Buchwitz» Wir sind vielen Zielen nähergekommen und haben sichtbare Fortschritte gemacht. Nehmen wir zum Beispiel das Ziel 7 „Bezahlbare und saubere Energie“. Die Kosten für sauberen Strom sind dank enormer Investitionen in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Andere Ziele wie die Bekämpfung von Hunger und Armut sind wiederum schwerer erreichbar. Laut Bundesentwicklungsminister Gerd Müller fallen allein durch die Folgen der Corona-Pandemie rund 130 Millionen Menschen in Hunger und extreme Armut zurück. Zudem wirkt sich die Pandemie negativ auf die Gesundheit von Millionen Menschen aus. finanzwelt: Können Sie uns Ihren Investmentansatz näher erläutern? Buchwitz» Mit dem DWS SDG Global Equities setzen wir auf Unternehmen, die mit ihren Produkten und Services einen positiven Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen leisten.

Das können beispielsweise Unternehmen sein, die Impfstoffe oder Medikamente entwickeln, um Krankheiten zu besiegen. In Frage kommen aber auch Hersteller von Windrädern oder Anbieter von Software, die für eine bessere Bildung sorgen. Im Durchschnitt soll mindestens jeder zweite Euro, den die Unternehmen an Umsatz erwirtschaften, zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) beitragen. Außerdem legen wir Wert darauf, dass die Unternehmen unseren ESG-Standards entsprechen. Das heißt, die Unternehmen sollen auch nachhaltig wirtschaften und sich an Umwelt- und Sozialstandards halten sowie durch gute Unternehmensführung überzeugen. Nicht zuletzt streben wir an, mit dem Fonds eine bessere Rendite als der breite Markt – zum Beispiel gemessen am MSCI World – zu erzielen. Aus diesem Grund unterziehen wir alle Unternehmen einer gründlichen Fundamentalanalyse. finanzwelt: Woher wissen Sie, dass die investierten Unternehmen auch wirklich nachhaltig wirtschaften? Arbeiten Sie hierzu mit externen Datenlieferanten zusammen? Buchwitz» Um sicherzustellen, dass die Unternehmen nachhaltig wirtschaften und unsere ESG- Standards erfüllen, greifen wir derzeit auf die Daten von fünf Anbietern zurück, die mit Hilfe unserer selbst entwickelten ESG Engine zu einem Nachhaltigkeitsrating verarbeitet werden. Für die Messung des potenziellen SDG-Beitrages der Unternehmen nutzen wir derzeit zwei Datenanbieter. finanzwelt: Ihr Fonds peilt die 1 Mrd. Euro AuM an. Wie heben Sie sich von Wettbewerbern, auch reinen ESG/ Nachhaltigkeitsfonds, ab? Buchwitz» Die meisten ESG-/Nachhaltigkeitsfonds konzentrieren sich darauf, dass die Unternehmen nachhaltig wirtschaften und sich dabei an die Sozial-, Umwelt- beziehungsweise Standards der guten Unternehmensführung halten. Wir gehen mit dem DWS SDG Global Equities einen Schritt weiter, indem wir zusätzlich darauf abzielen, dass die Unternehmen einen positiven Beitrag zu mindestens einem UN-Nachhaltigkeitsziel leisten. Den potenziellen SDG-Beitrag messen wir anhand der Umsätze. Somit erreichen wir eine hohe Transparenz und profitieren mit Hilfe der Daten mehrerer unabhängiger Anbieter von einer besseren Qualität und höheren Objektivität. Das schafft Vertrauen bei den Anlegern. Nicht zuletzt konnten wir seit der Auflegung des Fonds zeigen, dass ein positiver Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen und eine positive Rendite durchaus miteinander vereinbar sind. (ah)

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INVESTMENTFONDS | MISCHFONDS

Richtig allokiert? Das Jahr 2020 war nichts für schwache Nerven. Rasanter Abverkauf, dann Erholung und zum Jahresende ein mehr als versöhnlicher Jahresabschluss. Das hätten nur die grenzenlosen Optimisten in Erwägung gezogen. Doch wie haben sich Mischfonds-Strategien in diesem Umfeld geschlagen? Mischfonds sind bereits von Natur aus so konzipiert, Kapital sehr breit zu investieren. Nicht alles auf eine Karte setzen, so lautet das Motto. Diversifikation bedeutet das Schichten in verschiedene Assetklassen, in unterschiedliche Branchen und Regionen. Doch wenn das immer alles so einfach wäre. Denn auch am Rentenmarkt gab es zwischenzeitlich heftige Turbulenzen. Zeitweise seien selbst sonst hochliquide Anleihen kaum zu handeln gewesen. Defensive Mischfonds allokieren überwiegend in Anleihen. Sie sind innerhalb der Mischfonds-Kategorie am konservativsten. Laut einer Auswertung von Morningstar hat der Fisch Absolute Return Global Multi Asset dabei in 2020 eine Performance von etwas mehr als 12 % erzielt. Das beschert ihm einen Platz auf dem Treppchen. Bei der Sektorenbetrachtung fällt auf, dass der Fonds gut ein Drittel in Convertibles (Wandelanleihen) investiert hat. US-amerikanische und deutsche Anleihen machen gut zwei Drittel in der Allokation aus. Ebenfalls weit nach vorn packt es der Assenagon I Multi Asset Conservative. Im Vergleich zum Produkt der Schweizer ist er etwas größer. Die maximale, physische Aktienquote beträgt 40 % und eine langfristige Fondspreis-Volatilität zwischen 3 % und 6 % soll angestrebt werden. Zum Stichtag 31.12. waren 36 % in Aktien allokiert, davon insgesamt 30 % in nordamerikanische und europäische Titel. Immerhin 14 % des Portfolios wurden in Alternative Anlagen investiert, die 2020 gut gelaufen sind. Der Rohstoff-Anteil lag bei 4 %. Ganz oben aufs Treppchen 74

schaffte es das Team des BMO Sustainable Multi-Asset Income. Globale Aktien können in der Range zwischen 20 und 50 % gewichtet werden, globale Anleihen zwischen 30 und 70 %. Die Gewichtung von Staatsanleihen wurde im Jahresverlauf 2020 deutlich heruntergefahren zugunsten von nachhaltigen Aktien und Anleihen. Mitunter hat diese zusätzliche Nachhaltigkeitskomponente dafür gesorgt, dass der Fonds im Vergleich zu Wettbewerbern auch im krisengeschüttelten Jahr mit knapp 13 % so gut abgeschnitten hat. Wesentlich „aggressiver“ positionieren sich die offensiven Mischfonds. Platz 3 im Morningstar-Ranking geht an das Team des Squad Growth, der Ende 2020 knapp 30 % im Plus lag. Der Fonds investiert in Wachstumswerte aus Europa mit Schwerpunkten in Deutschland und bei Nebenwerten. Daneben werden aktiv Kasse und Anleihen allokiert. Im Anlagefokus stehen Wachstumsunternehmen, die nach Value-Kriterien attraktiv bewertet sind (Growth-Value). Beigemischt werden spekulative Turnaround-Situationen. 96 % waren zum Jahresende in Aktien allokiert – das erklärt auch die außerordentliche Wertentwicklung. Einen Tick besser war die Wertentwicklung des Argentum Performance Navigator aus dem Hause Metzler Asset Management. Im Gegensatz zum Drittplatzierten gibt es keine regionale Fokussierung auf einen einzigen Kontinent. Die Fondsboutique Frankfurt Performance Management schafft mit ihrem FPM Funds Ladon European Value gigantische 42 %, der auf Europa fokussiert ist. (ah)

Fazit Mischfonds – das Richtige für 2021? Da sich viele Sparer nicht trauen, das volle Aktienrisiko weiterhin zu tragen und die Luft nach oben dünner werden könnte, sind gemischte Lösungen immer eine gute Wahl für den langfristigen Vermögensaufbau.

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Eine ordentliche Rendite einfahren bei geringer Volatilität und das Risiko durch breite Diversifikation in Schach halten. So einfach könnte eine Erfolgsformel sein. Doch die heftigen Turbulenzen im vergangenen Jahr haben auch manchen Mischfonds (Multi Asset) arg zugesetzt. Ein Update.



INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

Zeichen stehen auf Wachstum Jahren jedoch signifikant in allen drei Märkten wachsen und stellen hierzu weitere Mitarbeiter im Bereich Vertrieb, Marketing, Key Account Management und Strategie ein. Zu den Bereichen, die wir bereits personell neu besetzt haben und in der DACH-Region stärker positionieren werden, gehören Versicherungslösungen, Family Office-Lösungen, sowie Lösungen für Pensionsfonds. Weiter ausbauen werden wir die Betreuung unserer global agierenden Wealth Management Kunden und diese stärker in unser globales Key Account Management Programm integrieren.

Wie hat Corona den Fondsvertrieb verändert? Welche Produktlösungen sind 2021 gefragt? Gründe für ein Gespräch mit Sascha Specketer, der seit Jahresbeginn die Position des Head of DACH & CEE Distribution bei Invesco Ltd. bekleidet. finanzwelt: 2021 startet unter schwierigen Voraussetzungen. Wie verändert die neue (Corona-) Realität nach Ihrer Meinung den Fondsvertrieb? Sascha Specketer» Der Bedeutung von Marketing als integraler Bestandteil des Vertriebs kommt eine noch stärkere Bedeutung zu. Konkret: Die stärkere Fokussierung auf digitale Elemente in der Ansprache unserer Kunden hat stark zugenommen und wird in Zukunft auch nicht mehr wegzudenken sein. Ich bin überzeugt davon, dass die Branche mehr digitale Prozesse im Fondvertrieb benötigt. Der direkte Dialog ist bei komplexeren Fragestellungen sehr wichtig. Hier geht es um kundenspezifische Anfragen und Anforderungen, die wir insbesondere bei institutionellen Kunden erleben. finanzwelt: Seit kurzem sind Sie Vertriebsleiter in der DACH-Region. Wo legen Sie Ihre Schwerpunkte? Was möchten Sie gegebenenfalls ändern beziehungsweise forcieren? Specketer» Wir haben in der DACH-Region ein hochmotiviertes und erfolgreiches Team. Wir wollen in den nächsten 76

finanzwelt: Welcher Produkttrend prägt die Industrie ganz wesentlich? Specketer» Hier sehen wir den Ausbau unserer globalen Alternative Investment Plattform für europäische Kunden als wesentlichen Bestandteil unserer Wachstumsstrategie. Darüber hinaus sehen wir eine hohe Nachfrage nach Emerging Market-Lösungen für Aktien und Renten sowie eine hohe Nachfrage nach China Onshore-Fondslösungen und Themenfonds. Die jedoch prägendste Entwicklung in der Fondsindustrie ist, diese und weitere Lösungen in einer ESG-konformen Strategie anzubieten. Der Investmenttrend für nachhaltige und ökologische Anlagelösungen lässt sich sowohl bei Privatkunden wie auch institutionellen Kunden feststellen und wird das Angebot an Fondslösungen erheblich beeinflussen. finanzwelt: Drei von zehn Privatanleger in Deutschland halten derzeit Gold. Bleibt das gelbe Edelmetall auch für Ihr Haus ein zentrales Thema? Specketer» Wir sind einer der größten Anbieter für physisches Gold in Form von Exchange Traded Commodities und verwalten derzeit über 13 Mrd. US-Dollar im Invesco Physical Gold ETC. 2020 haben Investoren insgesamt 4,6 Mrd. USDollar in unseren Gold-ETC investiert. Da Gold positive Effekte zur Diversifikation von Vermögenswerten hat und wir in Zeiten niedriger Zinsen und niedriger Renditen bei Staatsanleihen sehr geringer Opportunitätskosten gegenüberstehen, kann dieser Trend durchaus in 2021 anhalten. Dem gegenüber steht ein mögliches Szenario für eine stärkere wirtschaftliche Erholung, der Abbau geopolitischer Risiken und steigender Renditen bei Anleihen in der zweiten Jahreshälfte. Dies hätte einen negativen Einfluss auf die Preisentwicklung von Gold. Vor diesen Hintergründen sind Investoren sehr gut beraten, ihre Vermögenswerte weiterhin zu diversifizieren und auch einen Bestand in Gold aufrechtzuerhalten. (ah) finanzwelt 01 | 2021


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Versicherungen für KMU Ein Unternehmen gründen ist eine vielfach komplizierte Angelegenheit. Neben einer guten Idee und einem schlüssigen Konzept braucht es qualifiziertes Personal und in der Regel auch eine passende Finanzierung. All dies gilt auch für den Ausbau einer bereits bestehenden Firma. Damit der Geschäftserfolg auch langfristig erhalten bleibt, ist jedoch der passende Versicherungsschutz unabdingbar. Lesen Sie, worauf es hierbei ankommt.

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Inflation

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Die Inflation scheint zurück und nicht wenige stellen sich die Frage, ob und wie ein Zusammenhang mit der expansiven Geldpolitik der Notenbanken besteht. Ab wann könnte die Geldentwertung zum ernsten Problem werden? Welche Auswirkungen sind für einzelne Assetklassen zu erwarten? Wir diskutieren mit Experten.

US-Immobilien Seit wenigen Wochen ist mit Joe Biden ein Präsident im Amt, der deutlich positiver bewertet wird als sein Vorgänger. Sind mit dem neuen Präsidenten auch veränderte Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt zu erwarten?

IMPRESSUM CHEFREDAKTION Lenard von Stockhausen (lvs) stockhausen@finanzwelt.de ART DIRECTOR wirkungswerk Werbeagentur Jan Risch Jonas Reggelin Yannick Reggelin kontakt@wirkungswerk.com BILDREDAKTION Sabrina Henkel s.henkel@finanzwelt.de ANZEIGENLEITUNG Uschi Meinert meinert@finanzwelt.de LEKTORAT/LESERSERVICE Angela Schnell schnell@finanzwelt.de

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REDAKTION Christian J. Enpich (cje) redaktion@finanzwelt.de Alexander Heftrich (ah) a.heftrich@finanzwelt.de Armin Huber (ahu) huber@finanzwelt.de Hans-Dieter Meyer (hdm) redaktion@finanzwelt.de AUTOREN DIESER AUSGABE Günter Giese (gg) Marc Oehme (mo) Wolfgang Thust Axel Wegner

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Vorschau / Impressum

1min
pages 78-80

Mischfonds – Richtig allokiert?

2min
pages 74-75

Etappen auf dem Weg zum Gipfel – Interview

2min
pages 72-73

Substanzwerte – Wieder auferstanden?

4min
pages 70-71

Gewerbeimmobilien – Eine Zäsur

3min
pages 58-59

Assistance-Leistungen – Mehr Engagement gefragt

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pages 38-39

China – Der große Kampfgeist

4min
pages 68-69

Portfolioallokation – Zeitenwende?

4min
pages 66-67

Wohnimmobilien – Out of Metropolis

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pages 60-61

Immobilien und Klimawandel – Anpassung

3min
pages 62-63

ist nötig

2min
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Andreas Pohl, Vorstandsvorsitzender der DVAG

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