Artinside – Fall 2021

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Artinside Das Museumsmagazin der Region Basel

Ausgabe Herbst 2021

Goya Mit Francisco de Goya zeigt die Fondation Beyeler in einer einzigartigen Ausstellung einen der ersten Wegbereiter der Moderne.

Schriftbilder der Art Brut im Museum Tinguely Eigensinnig, exzentrisch, unangepasst: Die faszinierenden Universen von 13 bedeutenden Art Brut-Künstler*innen vereint in einer Ausstellung.

Camille Pissarro im Kunstmuseum Basel Das Kunstmuseum Basel widmet dem «Vater der Impressionisten» eine beeindruckende Ausstellung.

Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G MUSIC – A Conversation Through Song Titles Vitra Design Museum Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute CULTURESCAPES 2021 Amazonas Cahn Kunstraum Laura Lamiel. Honig am Messer


Werde Teil der Geschichte: celebratelife.roche.com


Editorial

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Titelbild Hauptausgabe: Fondation Beyeler Francisco de Goya, La Maja vestida, 1800-1807

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www.kunstmuseumbasel.ch Camille Pissarro = = Kara Walker = = Tacita Dean = =

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Für den spanischen Staatsminister Manuel Godoy fertigte Goya in den Jahren 1800–1807 die berühmte Bekleidete Maja an. Sie war für sein geheimes Kabinett im Palast bestimmt, wo er sie trotz Verbots solcher Gemälde durch die Inquisition ausgewählten Besuchern vorführte. Bei einem Teil der Auflage: Kunstmuseum Basel Camille Pissarro, Femme au fichu vert, 1893 Camille Pissarro (18301903) schenkte als einziger Impressionist der Landschaft wie auch der menschlichen Figur gleichermassen Aufmerksamkeit. Ein Beispiel für sein Interesse an der Landbevölkerung ist die Frau mit dem grünen Kopftuch von 1893.

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Inhalt

14 Camille Pissarro, Das Kohlfeld, Pontoise, 1873

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Francisco de Goya, Hexensabbat (El Aquelarre ), 1797/98

Die MS Evolutie mit Tinguelys Schwimmwasserplastik vor dem Eiffelturm in Paris

06 Goya Fondation Beyeler In seinem 275. Geburtsjahr widmet die Fondation Beyeler dem grossen Hofkünstler und Wegbereiter der modernen Kunst eine einzigartige Ausstellung.

12 CLOSE-UP Im Zentrum stehen neun Künstlerinnen, denen die Konzentration auf die Darstellung von Menschen, auf Porträts und Selbstporträts gemeinsam ist.

14 Camille Pissarro Kunstmuseum Basel Camille Pissarro (1830–1903) gehörte zu den bedeutendsten Künstlern im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Die umfassende Herbstausstellung im Kunstmuseum Basel bietet einen Überblick über das Schaffen Pissarros und legt das Augenmerk auf seine Zusammenarbeit mit Zeitgenossen wie Monet, Cézanne, Gauguin, Seurat und anderen.

18 Tacita Dean Der einstündige Film Antigone ist das bisher komplexeste Werk der britisch-europäischen Künstlerin Tacita Dean und wird erstmals in der Schweiz gezeigt. Artinside |

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22 25 Years of Moving Art Museum Tinguely 23

Et tout ceci est vrai! Auf den Spuren Tinguelys zwischen Paris, Amsterdam und Basel

24 Leu Art Family 25 Bruce Conner 26 Écrits d'Art Brut – Wilde Worte & Denkweisen 29 The Cost of Life. A perspective on health by Paddy Hartley


36 Laura Lamiel, Ich sah Wasserbüffel, 2019

32 Jahic/Roethlisberger, Neon Setup 1, 2021

34 Inside the Amazon, Claudia Andujar, Brésil, Amazonie, prise de vue 1974

30 Charlotte Perriand, ohne Titel / Bibliothèque Tunisie, 1952

30 Here we are! Frauen im Design 1900 – heute Vitra Design Museum Die Ausstellung präsentiert Gestalterinnen der letzten 120 Jahre und erzählt vor dem Hintergrund des Kampfes um Gleichberechtigung eine neue Designgeschichte.

32 MUSIC - A Conversation Through Song Titles Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G

34 Culturescapes 2021 Amazonas Die 16. Ausgabe des spartenübergreifenden Festivals setzt den Fokus auf die Amazonasregion.

36 Laura Lamiel Cahn Kunstraum Der neue Kunstraum für Basel wird mit einem Projekt der französischen Künstlerin Laura Lamiel eröffnet. Ihre Schau Honig am Messer ist die erste grosse Einzelausstellung in der Schweiz.

Das Schweizer Künstlerduo Admir Jahic & Comenius Roethlisberger zeigt über 80 Songtitel-Konversationen mit internationalen Künstler*innen – immer in Handschrift und teils auch in Neon. Artinside |

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38 Öffnungszeiten Preise Impressum 43 Vorschau


Fondation Beyeler

Goya In seinem 275. Geburtsjahr zeigt die Fondation Beyeler mit Francisco de Goya (1746–1828) einen der letzten grossen Hofkünstler und gleichzeitig einen der ersten Wegbereiter der modernen Kunst.

10.10.2021 – 23.01.2022

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elten gezeigte Meisterwerke aus spanischen Privatsammlungen werden in der Fondation Beyeler mit Schlüsselwerken aus namhaften europäischen und amerikanischen Museen vereint. Goyas Kunst bietet den Ausstellungsbesuchenden ein einzigartiges sinnliches, emotionales und intellektuelles Erlebnis. Die Ausstellung wurde von der Fondation Beyeler in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional del Prado in Madrid organisiert.

zifischen Bildmotiven. In der chronologisch angelegten Ausstellung sind grosse repräsentative Gemälde ebenso wie Skizzenbuchblätter zu sehen. Die Ausstellung in der Fondation Beyeler öffnet den Blick auf den Hofkünstler einerseits und den Erfinder rätselhafter und verstörender Bildwelten andererseits, auf das sakrale und das profane Werk, auf Christus- und Hexendarstellungen, auf Porträts und Historienbilder, auf Stillleben und Genreszenen. Neben Gemälden, die im Auftrag des Königshauses, des Adels und wohlhabender Bürger geschaffen wurden, sind Werke zu sehen, die Goya in einem von ihm selbst eroberten Raum künstlerischer Freiheit realisiert hat und die als Kabinettbilder oftmals nur im engen privaten Rahmen zu sehen waren. Goya ist in der europäischen Kunstgeschichte einer der ersten Künstler, der sich mit rebellischer Entschiedenheit gegen die Kunst einengende Dogmen zur Wehr setzte und stattdessen für den Eigensinn und den Erfindungsgeist des Künstlers plädierte.

Francisco de Goya, der 1746 in der Nähe von Saragossa geboren und 1828 in Bordeaux gestorben ist, nimmt in der europäischen Kunstgeschichte eine ambivalente Stellung als einer der letzten bedeutenden Hofmaler und als Vorläufer des modernen Künstlers ein. Um die Einzigartigkeit seines Schaffens, das einen Zeitraum vom Spätrokoko bis zur Romantik umspannt, erfahrbar zu machen und dem formalen und inhaltlichen Reichtum seines Werks gerecht zu werden, umfasst die Ausstellung das gesamte Spektrum an Bildgattungen und Goya-spe-

Francisco de Goya, Selbstbildnis vor der Staffelei (Autorretrato ante su caballete), 1785 Artinside |

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Fondation Beyeler Goya

Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen das Porträt der Herzogin von Alba, 1795, und die ikonische Darstellung der Bekleideten Maja (La Maja vestida), 1800–1807. Ebenso einzigartig sind die zwei selten ausgestellten Gemälde aus europäischen Privatsammlungen Maja und Kupplerin und Majas auf einem Balkon, die Goya zwischen 1808 und 1812 gemalt hat. Eine Besonderheit der Ausstellung sind zudem die kleinformatigen Genrebilder, die mehrheitlich in spanischen Privatsammlungen aufbewahrt werden und bis anhin nur selten ausserhalb Spaniens gezeigt wurden. Es sind Gemälde, in denen Goya – ähnlich wie in den Zeichnungen und Radierungen – seiner inneren Eingebung freien Lauf liess. So wird zum Beispiel zum ersten Mal nach der bisher einzigen Präsentation im Prado die ganze Serie von acht erhaltenen Historien- und Genrebildern aus der Madrider Sammlung des Marqués de la Romana in der Fondation Beyeler der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In seinen Genreszenen und Historienbilder schildert Goya Begebenheiten aus dem bewegten gesellschaftlichen, politischen und religiösen Alltag der Spanierinnen und Spanier um 1800. Zu den wiederkehrenden Schauplätzen gehören dabei Märkte und Stierkampfarenen, Gefängnisse und kirchliche Institutionen, Irrenhäuser und Inquisitionstribunale. Von grosser Bedeutung sind auch die Hexendarstellungen, in denen Goya den Aberglauben seiner Zeit zur Anschauung bringt. Die Ausstellung präsentiert zudem eine Auswahl an Radierungen aus der 1799 erschienenen Caprichos-Serie und eine Gruppe von Blättern aus den Desastres de la guerra (Die Schrecken des Krieges), 1811–1814, die den Spanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die napoleonische Herrschaft von 1808–1814 und die dabei von beiden Seiten verübten Gräueltaten verarbeitet.

Links: Francisco de Goya, María del Pilar Teresa Cayetana de Silva y Álvarez de Toledo, XIII duquesa de Alba, 1795

Francisco de Goya, Die Strohpuppe (El pelele), 1791–1792 Artinside |

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Fondation Beyeler Goya

Goyas rätselhafte und abgründige Bildwelten stiessen seit der französischen Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf hohe Wertschätzung. In der Moderne erblickten Künstler wie Pablo Picasso und Joan Miró, die Surrealisten und Francis Bacon in Goya einen Geistesverwandten. Auch für zahlreiche zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler stellt Goya eine wichtige Wegmarke dar. Es ist daher eine besondere Freude, dass der renommierte französische Künstler Philippe Parreno (*1964) zu Goyas Pinturas negras, 1819–1824 – eine berühmte Werkserie, die die Räumlichkeiten des Museo Nacional del Prado in Madrid aus konservatorischen Gründen nie verlassen darf – einen faszinierenden Film realisiert hat, der im Rahmen unserer Ausstellung Premiere feiern wird. Die Ausstellung versammelt rund 75 Gemälde und mehr als 100 meisterhafte Zeichnungen und Druckgrafiken. ◀ Martin Schwander ist Curator at Large der Fondation Beyeler und Kurator der Ausstellung «Goya».

Francisco de Goya, Schafskopf und Rippenstücke (Cabeza de cordero y costillares), um 1808–1812 Artinside |

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Francisco de Goya, Hexenflug (Vuelo de brujas), 1797–1798 Artinside |

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Fondation Beyeler

CLOSE-UP Berthe Morisot, Mary Cassatt, Paula Modersohn-Becker, Lotte Laserstein, Frida Kahlo, Alice Neel, Marlene Dumas, Cindy Sherman, Elizabeth Peyton 19.09.2021 – 02.01.2022

Paula Modersohn-Becker, Mädchenbildnis mit gespreizter Hand vor der Brust, 1905

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m Zentrum der Ausstellung Close-Up stehen neun Künstlerinnen, denen die Konzentration auf die Darstellung von Menschen, in Form von Porträts und Selbstporträts, gemeinsam ist und deren Schaffen herausragende Positionen innerhalb der Geschichte der Moderne von 1870 bis heute darstellen. Das Interesse der Ausstellung gilt dem spezifischen Blick der Künstlerinnen auf ihre eigene Umgebung, der in den Porträts und Figurenbildern ihrer selbst und von anderen zum Ausdruck kommt. In der Zusammenschau lässt sich erleben, wie sich der Blick der Künstlerinnen auf ihr Gegenüber zwischen 1870 und heute gewandelt hat, was sich in ihm widerspiegelt und was ihn auszeichnet. Die Ausstellung betrachtet einen Zeitraum, zu dessen Beginn es Künstlerinnen in Europa und Amerika – unterstützt von gesamtgesellschaftlichen Veränderungen der Stellung der Frau – erstmals möglich wurde, auf breiter Basis professionell tätig zu sein. Es ist gleichzeitig eine Zeit, in der die Idee des Porträts einen tiefgreifenArtinside |

den Wandel erlebt, der mit einer grundlegenden Umwertung der Idee des Individuums einhergeht. So wie im Impressionismus die Transformation des klassischen Porträts begann und ihren Lauf nahm, so wurde zu Anfang des neuen Jahrhunderts der gänzliche Verzicht auf Ähnlichkeit als mögliche Porträtform erprobt. In der Folge wandelte sich das Porträt zu einer Ausdrucksform, in der neue Vorstellungen von Subjektivität und neue Möglichkeiten der Repräsentation erkundet wurden. Die neun gezeigten Künstlerinnen führen uns dies beispielhaft vor Augen. Sie repräsentieren zwar nicht eine Geschichte des Porträts seit der Moderne. Doch jede von ihnen präsentiert mit ihrem Œuvre eine spezifische, aus ihrer Zeit heraus entwickelte Form des Porträts. Ihre Porträts und Selbstporträts zeigen Gesichter auf je eigene Weise, bleiben dabei auf Distanz oder versuchen, ihnen so nahe wie möglich zu kommen. Das Faszinosum, das dem Porträt schon immer und bis heute eigen ist, wird vor dem Hintergrund unserer Gegenwart in Close-Up erneut erfahrbar und umso verständlicher.

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Dass Kunst von Künstlern und Künstlerinnen gleichermassen geschaffen wird, kann erst seit den 1990er-Jahren als Selbstverständlichkeit gelten. Wenn auch, bei näherem Hinsehen, auffällt, dass kommerziell besonders erfolgreiche Kunst noch immer vorwiegend von Männern stammt. Blickt man zurück, ins frühere 20. Jahrhundert und davor, so muss erstaunen, wie anders sich die Situation darstellt, das heisst, wie wenig präsent Künstlerinnen in der Geschichte der Kunst sind. Was seit jüngerer Zeit in Museumssammlungen als Auslassungen und Lücken erkannt wird, war lange Terra incognita, unbekanntes Land, das zu entdecken und zu fördern gar kein Thema war. Das hat sich geändert. Neben der Benennung der Einseitigkeit der Perspektive auf die Kunst steht die Neugier zuvörderst ebenso wie die Begeisterung, so viel Neues, wenn auch längst Vorhandenes, zu sehen und zeigen zu können.

Mit rund 100 Leihgaben aus internationalen Museen und Privatsammlungen aus Europa, Amerika und Mexiko eröffnet CLOSE-UP ungewohnte Perspektiven auf die Geschichte des Porträts und der neun Künstlerinnen. Als Begleitprojekt zur Ausstellung laden kurze Filmporträts, interpretiert von neun internationalen Schauspielerinnen, namentlich Irène Jacob, Martina Gedeck, Luna Wedler, Meret Becker, Ángela Molina, Bettina Stucky, Romana Vrede, Maria Furtwängler und Valerie Pachner dazu ein, die vielfältigen Persönlichkeiten der Künstlerinnen aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. ◀ Theodora Vischer ist Chief Curator der Fondation Beyeler und Kuratorin der Ausstellung «CLOSE-UP».

Frida Kahlo, Selbstbildnis mit Samtkleid (Autorretrato con traje de terciopelo), 1926 Artinside |

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Kunstmuseum Basel | Neubau

Camille Pissarro Das Atelier der Moderne Bis 23.01.2022

Camille Pissarro, Les Glaneuses, 1889

Legende Artinside |

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Kunstmuseum Basel Camille Pissarro. Das Atelier der Moderne

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amille Pissarro (1830–1903) gehört zu den bedeutendsten Künstlern im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Als zentrale Figur prägte er den Impressionismus entscheidend. Camille Pissarro. Das Atelier der Moderne im Kunstmuseum Basel ist die erste Retrospektive des Künstlers in der Schweiz seit mehr als 60 Jahren. Sie bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über Pissarros Œuvre, sondern rückt seine kollaborative Praxis und seinen massgeblichen Einfluss auf die Moderne in den Fokus. Damit wird ein Künstler gewürdigt, der zu oft an zweiter Stelle genannt wird, wenn es um die zentralen Figuren in der Kunst des 19. Jahrhunderts geht. Künstler:innen verschiedener Generationen, von denen mehrere zu Leitfiguren der Moderne an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert avancieren sollten, vertrauten auf seinen Rat als Freund und Mentor. Die Ausstellung beleuchtet den intensiven Austausch Pissarros mit ihnen und setzt sein vielfältiges Werk in Kontext mit Arbeiten von Claude Monet, Paul Cézanne, Paul Gauguin, Georges Seurat, Paul Signac, Mary Cassatt und anderen. So entfaltet sich in der Ausstellung die Geburtsstunde der Moderne und wird gleichzeitig eine Geschichte jenseits des kunsthistorischen Mainstreams erzählt.

Camille Pissarro, Schneelandschaft in Louveciennes (Louveciennes, Chemin des Creux), 1872 Artinside |

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Kunstmuseum Basel Camille Pissarro. Das Atelier der Moderne

Paul Gauguin, Intérieur avec Aline, 1881

Camille Pissarro und Paul Gauguin Pissarro nahm für viele Künstler:innen seiner Zeit eine Schlüsselrolle ein. Dazu gehörte beispielsweise Paul Gauguin (1848–1903), den Pissarro zu Beginn der 1870er-Jahre kennenlernte. Gauguin war damals Aktienhändler und gehörte zu den frühen Sammlern des Impressionismus. Doch er wollte selbst Maler werden und mit der Gruppe ausstellen. Pissarro setzte sich für Gauguins Teilnahme an der vierten Impressionisten-Ausstellung von 1879 ein – der Ritterschlag für den ambitionierten Künstler.

Camille Pissarro, Portrait de Félix Pissarro, 1881

Auch wenn Gauguin vor allem am Anfang seiner Karriere stark von den Motiven und der Malweise seines Mentors geprägt wurde, wählten die beiden Maler oft auch unterschiedliche Herangehensweisen. Zum Beispiel bei diesen beiden Kinderporträts: Pissarros damals siebenjähriger Sohn Félix steht mit auffälliger roter Mütze vor grünem Hintergrund ganz eindeutig im Mittelpunkt des Gemäldes von 1879. Dagegen ist Gauguins Interieur mit Aline von 1881 ein hybrides Werk: Es ist Stillleben und Genreszene zugleich. Das porträtierte Kind mit stark vereinfachten Gesichtszügen bildet den Hintergrund für die im Stile Cézannes gemalten Orangen auf dem Tisch. Während es Pissarro um die Erfassung eines individuellen Charakters geht, sieht Gauguin im Kind ein Sinnbild, dem er je nach Kontext Bedeutung verleiht. Die Beziehung zwischen den beiden Künstlern kühlte in den 1880erJahren deutlich ab. Pissarro unterstellte Gauguin ein allzu kommerzielles Interesse und einen übermässigen Eifer in seinem Streben nach öffentlicher Anerkennung. Des Weiteren wendete Gauguin sich zunehmend dem Symbolismus zu. Diesen Stil lehnte Pissarro vehement ab. Er sah darin eine gefährliche Rückkehr von Religiosität und Sentimentalität, die sich seiner Meinung nach in einer von der katholischen Kirche in Frankreich beeinflussten reaktionären Politik spiegelte.

Unbekannter Fotograf, Camille Pissarro auf einer Bank im Garten seines Hauses in Pontoise, um 1874 Artinside |

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Kunstmuseum Basel Camille Pissarro. Das Atelier der Moderne

Camille Pissarro und Paul Cézanne Wenige Freundschaften prägten die Kunstgeschichte so nachhaltig wie diejenige zwischen Paul Cézanne und Camille Pissarro. Als Pissarro mit seiner Familie 1872 ins nordwestlich von Paris gelegene Dorf Pontoise zog, folgte Cézanne ihm ins nahe gelegene Auvers-sur-Oise. Ihre Zusammenarbeit oszillierte zwischen einem radikalen Verständnis von Autonomie und Individualität wie auch einer ebenso ausgeprägten Vorstellung von Kollaboration als Basis der künstlerischen Praxis. Zwischen 1872 und 1885 arbeiteten sie immer wieder Seite an Seite und übten sich an denselben Motiven, meist in der freien Natur.

Begleitprogramm Pissarro Sounds Der Künstler Moritz Fehr (*1981, Berlin) hat für vier Ausstellungsräume ein Soundkunstwerk aus dynamischen Klangbildern geschaffen, das die Besucher:innen mittels binauraler Raumklangtechnik und einem präzisen Location Tracking in die Kunst- und Lebenswelt Pissarros eintauchen lässt. Über ihre Kopfhörer können die Besucher:innen an diesem immersiven Hörerlebnis teilnehmen. Sie ermitteln ihren Standort im Ausstellungsraum und versetzen sie in eine zur Position passende Soundumgebung. Das Gehörte nimmt Bezug auf reale Schauplätze und tritt in Dialog mit den Werken Pissarros. Erhältlich in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch.

Ein Vergleich dieser Werke erlaubt Rückschlüsse auf den gegenseitigen Einfluss der beiden Künstler. Die gemeinschaftliche Arbeit bot ihnen einen geschützten und produktiven Raum für Experimente. Ebenso offensichtlich wird aber auch die künstlerische Eigenständigkeit der beiden Maler. Pissarros Die Côte des Boeufs bei l’Hermitage und Cézannes Die Côte Saint-Denis bei Pontoise etwa zeigen dasselbe Motiv. Beide Gemälde entstanden 1877 und wurden auf der dritten Impressionisten-Ausstellung im selben Raum gezeigt. Beide Künstler benutzten einen kaum merklichen Strich unbemalter Leinwand als Kontur, um die Gegenstände geradezu aus dem Gemälde hervortreten zu lassen. Trotzdem unterscheiden sich die beiden Werke in ihrer Auffassung von Raum und Perspektive. Ein interessantes Detail im direkten Vergleich: Kaum erkennbar schauen zwei Köpfe aus dem Dickicht in diesem Gemälde hervor. Während Pissarro immer auch Menschen in seinen Gemälden abbildete, bleiben diese den Landschaften Cézannes in der Regel fern.

Camille Pissarro

Camille Pissarro

Das Atelier der Moderne

Das Atelier der Moderne

Camille Pissarro (1830–1903) zählt zu den bedeutendsten Künstlern des 19. Jahrhunderts. Entlang seines Werkes lässt sich die Entstehung der Moderne nachzeichnen. Der Katalog gibt einen Überblick über das Schaffen Pissarros und legt dabei das Augenmerk auf sein Streben nach künstlerischem Fortschritt und seine Zusammenarbeit mit Zeitgenossen, für die er Freund und Mentor war. Der intensive Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern wirkte wie ein Katalysator für die wichtigsten Entwicklungen der Malerei in Frankreich nach 1860. Pissarro prägte die impressionistische Bewegung massgeblich und nahm als einziger Künstler an allen Ausstellungen der Gruppe teil. Die reich bebilderte Publikation zeigt eine umfassende Auswahl seiner Werke (Malerei, Grafik und Zeichnung) und ordnet Pissarros Wirken in den zeitgeschichtlichen und kulturpolitischen Kontext ein.

Publikation Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung mit Beiträgen von Timothy J. Clark, André Dombrowski, Claire Durand-Ruel Snollaerts, Christophe Duvivier, Sophie Eichner, Colin Harrison, Josef Helfenstein, Jelle Imkampe, David Misteli, Olga Osadtschy, Joachim Pissarro mit Alma Egger, Esther Rapoport, Valérie Sueur-Hermel und Kerstin Thomas ist im Prestel Verlag erschienen.

Kuratoren: Christophe Duvivier, Josef Helfenstein

Camille Pissarro, Côte des Bœufs, Pontoise, 1877

Paul Cézanne, La côte Saint-Denis à Pontoise, 1877 Artinside |

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Tacita Dean, Antigone, 2018

Kunstmuseum Basel

Tacita Dean. Antigone Bis 09.01.2022

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as Kunstmuseum Basel | Gegenwart zeigt die Schweizer Erstaufführung von Antigone (2018), der bisher komplexesten Arbeit von Tacita Dean (geb. 1965). Darin geht es um den Namen Antigone und alles, was in ihm anklingt, nicht nur in der griechischen Literatur der Antike, sondern auch im Leben der Künstlerin. Antigone ist der Name von Deans älterer Schwester. Denselben Namen trägt auch die Heldin in der thebanischen Trilogie des griechischen Tragödiendichters Sophokles, was Dean darauf brachte, ihre eigene Geschichte mit dem mythologischen Kosmos der klassischen Antike zu verflechten. Ihre ersten noch unausgegorenen Ideen für Antigone reichen ins Jahr 1997 zurück, als sie versuchte, ein Drehbuch zu diesem Stoff zu verfassen; die Vollendung des Werks nahm jedoch noch mehr als zwei Jahrzehnte in Anspruch. Das Leitmotiv in Antigone ist die Blindheit, entsprechend entwickelte sich der Film im Verlauf der Arbeit zu einer Doppelprojektion: rechtes Auge, linkes Auge. Da ist die Blindheit von Ödipus, der sich zur Strafe für seine unwissentlich begangenen Verbrechen selbst blendet und aus Theben verbannt. Da ist weiter die Blindheit der Natur durch die Verdunkelung der Sonne während einer Sonnenfinsternis, die Dean in Wyoming gefilmt hatte. Dazu kommt die von Deans Blendenmaskierungstechnik verursachte, technische Blindheit: einzig die Kamera sieht etwas. Dean selbst konnte sich erst Klarheit darüber verschaffen, was auf dem Film war, als das NegativArtinside |

material volle neun Monate nach Belichtung der ersten Filmrolle entwickelt und kopiert wurde. Und schliesslich war da noch Deans kreative Blindheit. Sie hatte keine Ahnung, wie sie diese lange Zeit unbewältigte Arbeit schaffen sollte, und sich am Ende vom Zufall, den Umständen und der Alchemie dessen leiten liess, was vor Ort und in ihrer Kamera geschah. Deans Medium ist der analoge Film, so wie es die Leinwand für den Maler ist. Fotochemischer Film ist ein physisches und lineares Material. Als Negativ ist es ein lichtempfindlicher Streifen, auf dem die Zeit selbst ihren Abdruck hinterlässt – Einzelbild für Einzelbild aneinandergereiht, ergeben 24 Bilder eine Sekunde Bewegtbild. Dean schätzt ihr Arbeitsmaterial aufgrund der vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten und seiner körnigen Brillanz. Die Künstlerin hat sich im letzten Jahrzehnt der erneuten Verwendung einiger früher, visionärer Techniken des Filmemachens gewidmet, die das Kino, wie wir es kennen, hervorgebracht haben, und liefert mit ihrer Überarbeitung ein starkes Argument für dieses Medium im 21. Jahrhundert. Für ihre Virtuosität im Umgang mit diesen filmischen Verfahren wird sie mitunter als «Heldin des Zelluloids» gefeiert. Gleichzeitig hat Dean eine Bewegung initiiert, die das Bewusstsein für die Besonderheit des analogen Films schärfen soll und sich für dessen Erhalt und weitere Verfügbarkeit einsetzt. Leider ist die Zukunft von 16mm- und 35mm-Filmmaterial nach wie vor gefährdet.

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Kunstmuseum Basel Tacita Dean. Antigone

Filmprojekte Antigone wird im Kunstmuseum Basel | Gegenwart durch eine kleine Auswahl von Werken Deans ergänzt, die in engem Zusammenhang mit dem Film stehen. Hinzu kommen die grossformatige Kreidezeichnung Chalk Fall (2018) und einige Schieferarbeiten, darunter auch die neuste Zeichnung, Cynthia Teeming (2021). Weiter ist in der Ausstellung eine Gruppe von kurzen 16mm-Filmen zu sehen, die zum ersten Mal gemeinsam gezeigt werden. Ear on a Worm (2017) etwa entstand in Anlehnung an Leonard Cohens Song Bird on a Wire. Auf der Fahrt durch Los Angeles stimmte die Künstlerin angesichts der Vögel auf den zahllosen, kreuz und quer durch die Stadt gespannten Telegrafendrähten gern die Anfangszeilen dieses Liedes an. Die Herausforderung für Dean bestand darin, einen Vogel während der gesamten Lieddauer von 3 Minuten und 28 Sekunden auf Film festzuhalten. Der Titel stammt von dem deutschen Ausdruck «Ohrwurm», wenn man eine Melodie nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Ear on a Worm3 (2017) ist eine Variation mit anderer Besetzung, in der ein Trio von Trauertauben wie Noten einer Partitur auf einer Stromleitung sitzt. Wie auf ein Stichwort verlässt ein Vogel nach dem anderen den Rahmen, bis sie alle nach drei Minuten und 28 Sekunden verschwunden sind. In Squirrel on a Wire (2018) turnt ein Eichhörnchen während derselben Dauer im von Telefondrähten durchkreuzten Filmbild auf einem Draht herum. Mit seinem buschigen Schwanz, der einem musikalischen Motiv ähnelt und an einen Violinschlüssel erinnert, verharrt das Tierchen unbeweglich, bevor es seine Pose bricht und davonhuscht. ◀ Kuratorinnen: Heidi Naef, Isabel Friedli (Laurenz-Stiftung, Schaulager)

Antigone ist, wie viele andere Werke der Künstlerin, Teil der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Mit seiner Laufzeit von genau einer Stunde wird das Werk als fortlaufende Projektion präsentiert, die so synchronisiert ist, dass der Film zu jeder vollen Stunde neu beginnt. Um den emotionalen Verlauf des Films wirklich zu verstehen, empfiehlt es sich, den Film von Anfang bis Ende zu schauen.

Begleitprogramm Artist Talk

Tacita Dean im Gespräch mit Ute Holl, Prof. für Medienästhetik an der Universität Basel Montag, 20. September 2021, 18 Uhr (Türöffnung 17.30 Uhr) Kunstmuseum Basel | Neubau Tickets CHF 25/15 unter shop.kunstmuseumbasel.ch Artist’s Book

Der einstündige 35mm-Film Antigone (2018) ist das bislang komplexeste Werk der britisch-europäischen Künstlerin Tacita Dean. Die Laurenz-Stiftung liess sich «blind» auf das Unterfangen ein und begleitete den Film von Anfang an. Die Erzählung von Entstehen und Wirken dieses Werks wird in einer Publikation anhand von zahlreichen Bildern (Produktionsaufnahmen, Standfotografien, Zeichnungen der Künstlerin, usw.) und Texten abgebildet. In einem Essay erzählt Dean von ihrer Faszination für den Namen und die Figur Antigone. Das Transkript der im Film gesprochenen Worte ergänzt das Künstlerbuch. Herausgegeben von der Laurenz-Stiftung, Schaulager Basel Texte von Tacita Dean und Anne Carson et al., mit einem Nachwort von Maja Oeri 128 Seiten, 310 x 215 mm; über 100 farbige Abbildungen Lose Beilage mit Faksimile Reprint einer Seite aus The Guardian Die Publikation ist auf Deutsch und Englisch erhältlich Erste Auflage 2021 | CHF 28.– ISBN Deutsch: 978-3-906315-13-3 Podcast

Der Podcast Blindspots vermittelt in fünf Folgen unterschiedliche Zugänge zu Tacita Deans facettenreichem Hauptwerk Antigone. Vertreter:innen aus Kunst, Wissenschaft und Kultur reflektieren im Gespräch mit der Journalistin Ellinor Landmann (SRF) die Hintergründe des Werks und stossen dabei auf blinde Flecken, überraschende Einsichten und Antworten auf noch nicht gestellte Fragen. So erzählt z.B. die Künstlerin Tacita Dean vom Entstehungsprozess ihres Werks und den Leerstellen, aus denen es entstand. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier geht dem Reiz des Mythos nach, die Genderforscherin Andrea Zimmermann feministischen Perspektiven auf Antigone und die Medienwissenschaftlerin Ute Holl der Kraft des Zelluloids, wenn es darum geht, Wahrnehmung zu steuern und Wissen zu vermitteln. Veröffentlichung im November/Dezember 2021

Vorführzeiten: Täglich um 11, 12, 13, 14, 15, 16 und 17 Uhr

Tacita Dean, Ear on a Worm, 2017

Tacita Dean, Ear on a Worm3, 2017 Artinside |

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Kunstmuseum Basel | Gegenwart

24 Stunden Die Ursache liegt in der Zukunft 23.10.2021, 17.00 h – 24.10.2021, 17.00 h

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as Kunstmuseum Basel geht experimentelle Wege, zu Ehren von Joseph Beuys, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Um dessen Geburtstag zu feiern, bieten illustre Gäste ein abwechslungsreiches Programm. 24 Stunden lang werden nonstop fluide Aktionen, Klangexperimente, Zukunftsspekulation und Walks durch die Stadt angeboten sowie fettiges Essen serviert. All dies spielt sich in einer modularen Szenografie ab, die es den Besuchenden ermöglicht, sogar im Museum zu übernachten und überhaupt dort Dinge zu tun, die normalerweise nicht möglich sind. Zumindest nicht, wenn man nicht Joseph Beuys heisst. Joseph Beuys spielte für die Kunst in Basel eine wichtige Rolle. Ohne zu übertreiben darf festgehalten werden, dass er es war, der als einer der ersten die in den 1960er-Jahren jüngste Kunstpraxis in die Rhein-Stadt brachte. Und es war tatsächlich alles neu: Mit Beuys kamen die Fluxus-Bewegung, Aktionen, Happenings, eine nie dagewesene Auffassung von Bildhauerei und der Paarlauf von Politik und Kunst. Das Kunstmuseum Basel und dessen damaliger Direktor Franz Meyer und sein Kurator Dieter Koepplin waren derart angetan, dass sie dem Deutschen im Jahr 1969 gleich zwei Ausstellungen widmeten. Beide wurden jedoch heftig diskutiert und waren entsprechend umstritten. 1978 dann bekam es auch die Basler Fasnacht mit Beuys’ Kunstbegriff zu tun. Die damals von der Clique «Alti Richtig» in den Strassen Basels getragenen Filzanzüge und die dabei verwendeten Kupferstäbe bildeten für Beuys die Grundlage der Installation Feuerstätte II (1978–1979), die seit kurzem im Kunstmuseum Basel | Neubau zu sehen ist. Es waren vier Künstler; nebst Beuys, Enzo Cucchi, Anselm Kiefer und Jannis Kounellis,

Matratzen ausgestatteten, modularen Szenografie in den Räumen des Kunstmuseums Basel | Gegenwart statt, die einlädt, dort zu verweilen oder gar zu übernachten. Vor allem in den nächtlichen Stunden verwandelt sie sich zur Klanglandschaft. Beuys‘ Zusammenarbeit mit dem Fluxus-Komponisten Henning Christiansen und dem Pionier der Medienkunst Nam June Paik sind Ausgangspunkt, um auch auf Soundebene in eine mögliche Zukunft einzutauchen. Beuys-Happening im Innenhof des Kunstmuseum Basel, 1978

die 1985 der Einladung des Leiters der Kunsthalle Basel, Jean-Christophe Ammann, folgten und sich dorthin für mehrere Tage zurückzogen, um einen Gesprächs-Marathon über die Zukunft Europas zu führen. Eben dieses Zusammentreffen bildet nun die Grundlage für eine kritische Aktualisierung dessen, für welche der Regisseur und Dramaturg Stephan Müller nun im Rahmen von 24 Stunden ein szenisches Konzept entwickelt hat. Beuys und seine Kollegen werden dabei von zeitgenössischen Künstler:innen und anderen Persönlichkeiten gespielt. So zum Beispiel von der ehemaligen Herausgeberin der Zeitschrift Parkett, Jacqueline Burckhardt, die gemeinsam mit Bice Curiger eben dieses Gespräch transkribiert hatte. Mit ihrer Partizipation am Projekt unternimmt sie eine intime Zeitreise. Ob dabei die Ursache auch in der Zukunft liegen wird, wie es einst Joseph Beuys beschwörte? Apropos Zukunft. Was ist sie? Was kommt? In Das desorganisierte Klassentreffen referieren Meinungsmacher:innen – ähnlich wie Beuys – vor einer Wandtafel und skizzieren uns ihre Sichtweisen auf die Welt und die Zukunft. Vermittels eines kommentierten Beuys-Kinos taucht auch die Hauptperson persönlich hin und wieder auf. Diese Programmpunkte des 24-Stunden-Ereignisses finden in einer mit Artinside |

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Auf der St.-Alban-Fähre «Wilde Maa» gibt eine Wahrsagerin währenddessen Einblicke in Zukünftiges. Drinks und fettiges Essen werden durchgehend serviert und gehen in ein «Beuys Breakfast» über. Es bietet sich die Möglichkeit, die Werke von Beuys im Kunstmuseum Basel | Neubau vor den Öffnungszeiten zu besuchen und im Anschluss daran mit dem Architekten Jacques Herzog (der 1978 massgeblich an der FasnachtsAktion beteiligt war) sowie dem Kunsthistoriker Philipp Ursprung zu verschiedenen Beuys-Orten in die Stadt aufzubrechen. ◀ Kurator:innen: Daniel Kurjakovic,´ Maja Wismer

Teilnehmer:innen: Polina Akhmetzyanova, Jacqueline Burckhardt, Jules Pelta Feldmann, Svenja Gräfen, Jacques Herzog, Laurin Hoppeler, Gerald Hüther, Sophie Jung, San Keller, Mareice Kaiser, Luana, Stephan Müller, Emilia Roig, Senam Okuzedto, Bernie Palm, Marco Papiro, Alex Silber, Axelle Stiefel, Tastelab, Philipp Ursprung, u.a. 23.10., 17 h bis 24.10., 17 h Ein detailliertes Programm mit sämtlichen Aktionen und Happenings sowie den Zeitund Ortsangaben ist ab Mitte September auf der Website zu finden: kunstmuseumbasel.ch/24stunden


Cuno Amiet, Greti in rotem Kleid, 1907

Kunstmuseum Basel | Hauptbau

Cuno Amiet. Frühe Kinderporträts 23.10.2021 – 27.03.2022

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uno Amiet zählte um 1900 zu den einflussreichsten Schweizer Künstlern und ist entsprechend in zahlreichen Schweizer Kunstsammlungen vertreten. Die Sammlung Im Obersteg, die im Kunstmuseum Basel beheimatet ist, bildet darin keine Ausnahme. Im Jahr 2020 konnte die bestehende Gruppe von Werken Amiets in der Sammlung durch die Studie zu Zwei Mädchenakte (1910) ergänzt werden. Der Ankauf bietet den Anlass, die Kinderbilder Amiets erstmals einer eng gefassten Ausstellung zu thematisieren. Einige von Amiets Kinderbildern sind in der Zeit seiner Mitgliedschaft in der expressionistischen Künstlergruppe Die Brücke entstanden. Sie zeigen die Annäherung an die deutschen Kollegen ebenso wie die Eigenständigkeit des Schweizer Künstlers. Die Fokussierung der Expressionisten auf Provokation und zwischenmenschliches Drama interessierte ihn nicht, und auch die Lokalität des Ateliers ist nur auf den ersten Artinside |

Blick vergleichbar mit den von den Brücke-Kollegen bevorzugten Atelierszenen. Amiet bevorzugte als Sujet sein stattliches Anwesen mit Haus, Blumengarten und Obstbäumen und die Landschaft in der Umgebung der Oschwand im Berner Oberaargau zu allen Jahreszeiten. Auch seine nächsten Angehörigen, insbesondere seine Frau, stellte er in diesem privaten Umfeld dar. Kinder wurden zunächst oftmals in Verbindung mit Blumen oder mit der Natur schlechthin gezeigt, als Sinnbild für die Einheit von Mensch und Natur. Erst nach 1907 verlegte Amiet die Szenen in den Innenraum seines Ateliers und überführte den Inhalt vom Allegorischen ins Alltägliche. Das erworbene Gemälde der Stiftung Im Obersteg ist ein Beispiel für diese Entwicklung. Es wird in der Ausstellung im Kontext anderer Kinderbilder Amiets sowie ausgewählten Werken von Brücke-Künstlern gezeigt. ◀ Kuratorin: Henriette Mentha

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Nevin Aladag, ˇ Body Instruments, 2021, Paris

25 Jahre Museum Tinguely 25 Years of Moving Art «Seit 25 Jahren löst das Museum Tinguely die Gleichung ‹Kunst = Leben› mit einem Programm ein, das allen offensteht, Kinder und Jugendliche besonders adressiert und Erleben und Begegnung in den Mittelpunkt stellt: bewegend-bewegte Kunst. Tinguelys Kunst ist sinnlich, spielerisch, radikal und subversiv. Und so sind uns diese Qualitäten auch für die wechselnden Ausstellungen seiner Vorbilder, den Künstlerinnen und Künstlern seiner Generation, und einem dezidiert zeitgenössischen Programm besonders wichtig.» Roland Wetzel, Direktor Museum Tinguely

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nlässlich seines 25-Jahr-Jubiläums feiert das Museum Tinguely bis Dezember diesen Jahres 25 Years of Moving Art. Als wichtiges Highlight der Jubiläumsaktivitäten ist das Museum im Sommer 2021 mit der Schiffsreise Museum Tinguely AHOY! ein Abenteuer eingegangen, mit dem es die Kunst auf die (Wasser-)Strassen bringt, so wie es Tinguely vielleicht selbst unternommen hätte. Das Museumsteam trägt mit dieser Fahrt sein Selbstverständnis nach aussen, pflegt bestehende Partnerschaften, hat neue initiiert und der Öffentlichkeit Artinside |

in diesem speziellen Jahr an verschiedenen Orten, quer durch Europa, ein unverwechselbares und einzigartiges Kunsterlebnis angeboten. Zum Jubiläumsfest vom 25. bis 26. September 2021 kehrt das Schiff nach Basel zurück und wird für diesen letzten Stopp der grossen Reise direkt vor dem Museum Tinguely anlegen, um das Basler Publikum zu begrüssen. Über 110 Ausstellungen waren seit 1996 im Museum Tinguely zu sehen und konnten von bald drei Millionen Besucherinnen und Besuchern erlebt werden. Das Museum beruht auf einer Initiative von Roche, die es 1996 zu ihrem 100-Jahr-Firmenjubiläum errichten liess und seither als ihr grösstes Kulturengagement vollumfänglich finanziert. Die heute weltgrösste Werksammlung Tinguelys wurde durch eine Schenkung Niki de Saint Phalles begründet. Sie wird in wechselnden Präsentationen dem Publikum vorgestellt und macht auch heute noch den einzigartigen Charakter des Hauses aus. Seit nunmehr 25 Jahren lädt das Museum Tinguely dazu ein, Kunst und Kultur zu entdecken, mit allen Sinnen zu erfahren und sich von manch experimentellen Projekten und Kooperationen überraschen zu lassen. ◀

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Et tout ceci est vrai! Auf den Spuren Tinguelys zwischen Paris, Amsterdam und Basel 20.10.2021 – 23.01.2022

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as Museum schickte, im Rahmen seiner Feierlichkeiten zu 25 Years of Moving Art, die Ausstellung Et tout ceci est vrai! Auf den Spuren Tinguelys zwischen Paris, Amsterdam und Basel an Bord des umgebauten Frachtschiffs MS Evolutie diesen Sommer auf grosse Fahrt. Nun ist die itinerarische Reise zu Ende. Ab dem 20. Oktober ist die Präsentation in erweiterter Form im Museum Tinguely in Basel zu sehen. Die dokumentarische Ausstellung nimmt Bezug zu Stationen der Schiffsreise und beginnt mit Jean Tinguelys Karriereanfang in Paris, wo er und Eva Aeppli 1953 ankamen. Hier lernte er Künstler*innen, Kurator*innen und Freund*innen kennen, etwa den Kurator und Museumsdirektor Pontus Hultén, den Künstler Yves Klein und nicht zuletzt seine zweite Lebenspartnerin, die Künstlerin Niki de Saint Phalle. Bereits 1959 richtetet die Galerie Schmela in Düsseldorf die erste Einzelausstellung Tinguelys in Deutschland aus, und am 11. März desselben Jahres warf Tinguely angeblich 150 000 Flugblätter seines wegleitenden Manifestes Für Statik aus einem Kleinflugzeug über der Stadt ab. Durch seine Auftritte in Düsseldorf stand Tinguely nun

auch mit der Künstlergruppe ZERO mit Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker in Kontakt. Diese Verbindung führte Tinguely auch nach Antwerpen, wo er sich ausschlaggebend an der Ausstellung Vision in Motion – Motion in Vision beteiligte. Tinguely war durch seine Freundschaft mit dem Direktor des Stedelijk Museum, Willem Sandberg, bereits früh in seiner Karriere mit Amsterdam verbunden: So war es Sandberg, der die Organisation der bedeutenden Wanderausstellung Bewogen Beweging, die 1961 ihre Tore im Stedeljik Museum öffnete, Daniel Spoerri, Pontus Hultén und Tinguely übergab. In dieser Ausstellung war Tinguely besonders prominent vertreten und sein Status als einer der wichtigsten kinetischen Künstler seiner Zeit wurde gefestigt. Die hier angedeuteten Meilensteine von Tinguelys Karriere geben Einblick in die Narrative der Ausstellung, in der die Besucher*innen anhand von Faksimiles, dokumentarischem Foto- und Videomaterial seine Biografie, Aktivitäten, Performances und Freundschaften erkunden und dabei Bezüge zu den Stationen der Schiffsreise entdecken können. ◀

Et tout ceci est vrai, Fotocollage von Jean Tinguely, Postkarte 1956 Artinside |

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Installationsansicht in der Ausstellung «Leu Art Family»

Museum Tinguely

Leu Art Family. Caresser la peau du ciel Bis 31.10.2021

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ie Familie Leu geniesst unter Tattoo-Fans weltweit grosse Bekanntheit. Felix und Loretta finanzierten sich Ende der 1960er- und in den 1970er-Jahren mit dem Tätowieren ausgedehnte Reisen mit ihren vier Kindern Ama, Aia, Filip und Ajja. All diese Jahre unterwegs waren genährt von künstlerischer Neugier und bildeten die Grundlage für einen einzigartigen familiären Kosmos. Die Ausstellung zeichnet anhand von Werken aller Familienmitglieder ein Bild dieses besonderen Universums. «Eine Welt gestalten Näher am Himmel, näher am eigenen Herzschlag …

Ich stelle mir einen Himmel vor, wie jenen des Mittelalters, an dem die Sterne, die Tierkreiszeichen und alle Prophezeiungen der Welt befestigt sind. Eine gespannte Haut mit der Welt als Körper, ein eigenes Universum, in dem jeder seine Sterne zeichnet und seine eigenen Linien in Richtung Unendlichkeit zieht. Die Kindheit ist ähnlich aufgebaut: Alles beginnt im Mutterleib, der ersten Hülle.

Mit der Geburt betritt das Kind eine nächste Blase, bestimmt durch die Grenzen seiner Wahrnehmung, in der in der Folge sein ganz persönliches Universum Gestalt annimmt. Dieser Prozess setzt sich bis zum Alter von etwa acht, neun Jahren fort, in dem Sozialisierung, Schule, Normen, Kodifizierungen und Konventionen die Blase zum Platzen bringen. Der Erwachsene verbringt daraufhin sein ganzes Leben als Verlorener in einer Welt, die nicht die seine ist, und legt sich zu seinem Schutz Masken und Panzer zu. Das virtuelle Universum, in das sich heutzutage viele flüchten, ist ein illusorischer Versuch, diesen Verlust der Kindheit wettzumachen. Tatsächlich aber ist es nicht die Kindheit, die man verliert, sondern vielmehr die Fähigkeit, sich eine Welt nach eigenen Massstäben zu gestalten – eine Welt, in der man erschaffen, wachsen, ruhen und Erfahrungen sammeln kann. Ich sehe meinen Kindern zu, wie sie aufwachsen, und wünsche mir jeden Tag, diese Phase ihres Lebens verlängern und ihnen helfen zu können, sich auch dann noch an Artinside |

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sie zu erinnern, wenn die Vorgaben und Erwartungen der westlichen Gesellschaft sie zwingen, ihre Rolle als Weltengestalter aufzugeben. Als ich die Leus kennenlernte und in ihre künstlerischen Universen eintauchte, fand ich genau all diese verschwunden geglaubten Dinge wieder. Diese Familie hat sich konsequent ihre eigene Welt aufgebaut, in deren Zentrum die Haut steht: das Organ, über das wir mit der Aussenwelt interagieren, das uns einhüllt und das die Umrisse einer Identität definiert. Der «Leu-Kosmos» ermöglichte jedem Familienmitglied, seine Kreativität eigenständig zu entfalten, und bildete so die Grundlage für ein vielfältiges und üppiges Schaffen – stark wie eine Aura, die Licht und Farbe in den oftmals düsteren Alltag auf unserem Planeten bringt. Willkommen in der Welt der Leu Art Family!» ◀ Christian Jelk ist Kurator der Ausstellung im Museum Tinguely


Museum Tinguely

Bruce Conner. Light out of Darkness Bis 28.11.2021

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ruce Conners (1933–2008) kritische Haltung zur Kunstwelt ist ebenso legendär wie sein Ruf als Vater des Videoclips. Er ist einer der herausragenden Künstler des 20. Jahrhunderts – ein ‹Artist's Artist›. Die Ausstellung Bruce Conner. Light out of Darkness ist bis zum 28. November im Museum Tinguely zu sehen und stellt sein experimentelles filmisches Werk mit einer repräsentativen Auswahl von neun Filmen vor, darunter die Arbeit CROSSROADS (1976), die Filmmaterial des ersten US-Unterwasser-Atombombentests von 1946 beim Bikini-Atoll zu einer 36-minütigen Studie über Horror und Sublimität dieses apokalyptischen Ereignisses zusammenfügt. Sein Schaffen in unterschiedlichen Medien ist radikal und vielseitig, von berückender Schönheit und erschreckender Düsterheit, politisch, subversiv und von einer unmittelbaren sinnlichen Kraft, die unter die Haut geht. Viele seiner frühen Collagen,

Assemblagen und Installationen sind nur selten zu sehen, weil sie – aus armen, ephemeren Materialien wie Nylon, Wachs oder verschlissenen Textilien zusammengefügt – hochfragil sind. Conners Haltung ist anarchistisch, geprägt von beissender Ironie, grenzenloser Dedikation und grösstmöglicher Ferne zum Kunstmarkt. Die Ausstellung Light out of Darkness referiert auf ein nicht realisiertes Einzelausstellungsprojekt mit demselben Titel für das University Art Museum in Berkeley Mitte der 1980er-Jahre. Es scheiterte nicht zuletzt aufgrund von Conners Kompromisslosigkeit im Umgang mit Institutionen, die Regeln im Umgang mit Kunst und Künstler*innen aufstellen, die er nicht akzeptieren wollte. «Licht aus Dunkelheit» betont den experimentellen Charakter seines Filmschaffens, das besonders in den frühen Arbeiten einer

fulminanten Befragung perzeptiver Möglichkeiten gleicht. Als symbolische Dualität steht Licht und Dunkelheit für das Denken des Künstlers in Gegensätzen, Metaphern und Mystizismen. Die analoge 16mm-Filmtechnik basiert auf 24 Einzelbildern pro Sekunde, die beim Abspielen Bild für Bild belichtet werden. Erst die Trägheit der Wahrnehmung des menschlichen Auges generiert einen Fluss von Bewegtbildern. Conners experimentelles Filmschaffen bewegt sich im Spielfeld zwischen den Möglichkeiten der retinalen Wahrnehmung, einem rhythmisch strukturierten Bilderfluss im Zusammenspiel mit Musik und der medienkritischen Frage, wie Sinn und Unsinn durch Bild und Ton generiert und manipuliert werden können. Seinen ersten Film A MOVIE (1958) collagiert Conner mit einem Produktionsbudget von drei US-Dollar aus ‹found footage› von Nachrichtensendungen, B-Movies und filmtechnischer Grafik. Mit diesem radikalen Filmexperiment de- und rekonstruiert er Techniken des Filmschaffens und des Storytellings und lotet gleichzeitig die Grenzen des Wahrnehmbaren durch Effekte der Überreizung, Blendung, Überblendung und der Verwendung von Nachbild-Effekten aus. A MOVIE verknüpft einen Überschuss an dramatischen Filmhöhepunkten zu einer neuen, offenen und mehrfach lesbaren Abfolge von Handlungen ohne Anfang und Ende – zu einem ‹Méta-Film›. Mit dem ebenfalls gezeigten Film REPORT (1963–67) kritisiert Conner die sensationsgierige mediale Aufbereitung des Attentats auf John F. Kennedy, während die zwei Versionen von LOOKING FOR MUSHROOMS (1959–67 und 1959-67/1996) psychedelische Erfahrungen als kaleidoskopartige Bilderkaskaden visualisieren. ◀ Roland Wetzel ist Direktor des Museum Tinguely und Kurator der Ausstellung

Bruce Conner, LOOKING FOR MUSHROOMS (Terry Riley Version), 1959–1967/1996 (Filmstill) Artinside |

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Museum Tinguely

Écrits d'Art Brut Wilde Worte & Denkweisen 20.10.2021 – 23.01.2022

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iebeserklärungen, Wutbriefe, Gedichte, Gebete, erotische Botschaften, Plädoyers, tagebuchartige Aufzeichnungen und utopische Erzählungen: Die oft kaum bekannten Schriftstücke von Art Brut-Künstler*innen erstaunen und faszinieren. Entstanden meist hinter verschlossenen Türen, in Stille und im Geheimen, tragen sie häufig keine Anschrift oder richten sich an einen traumbildlichen oder spirituellen Adressaten. Die in sonderbarer Schönschrift verfassten, hingekritzelten oder hastig notierten, mitunter gestickten oder mit Inbrunst in Stein geritzten Texte sind oftmals mit Bildern oder Zeichnungen ergänzt. Sie offenbaren eine verblüffende Kreativität, entspringen einem dringlichen Bedürfnis, sich auszudrücken, und stellen eine Art des tonlosen Widerstands dar. Das Schreiben fördert die Selbstbeobachtung und wird zu einer wichtigen kreativen Ressource, die manchmal den Weg zu einer Identitätssuche oder der Erfindung eines anderen Lebens und andere Male den Aufbau einer neuen Welt oder die Umgestaltung des Kosmos ermöglicht. Zettel und Blätter, Hefte und Bücher, Körperschmuck und Banner werden Träger extravaganter persönlicher Inschriften, poetisch und plastisch zugleich. Sie unter-

stützen die hartnäckige Suche ihrer Autor*innen: die Suche nach dem Wesen der Dinge und Wörter. Die 13 Urheber*innen – exzentrische Tagebuchverfasser, Briefschreiber oder utopische Autoren, noch von Jean Dubuffet oder in jüngerer Zeit entdeckt – sind frei von jedem Wunsch nach Öffentlichkeit. Sie gehen einfallsreich und ungeniert ans Werk und pflegen einen spielerischen Umgang mit Syntax, Grammatik und Orthografie. Statt auf Konventionen und Normen zu achten, beschäftigen sich Adolf Wölfli, Arthur Bispo do Rosário oder Giovanni Battista Podestà – den Jean Tinguely besonders schätzte – lieber mit sprachlichen Neuschöpfungen, semantischen Spielereien oder grafischen Labyrinthen aus Wörtern, Sätzen und Zeichen. Zeile für Zeile rütteln sie an Regeln und setzen sich über sie hinweg, besteht doch ihre Absicht nicht darin, zu kommunizieren oder Informationen auszutauschen. Stattdessen nehmen Gedanken ihren Lauf, oftmals verwirrende Ideen bilden sich heraus, und ihre Vorstellungskraft scheint die Autor*innen selbst zu überraschen. Das Schreiben nimmt einen performativen Wert an. Die Wörter tanzen über das Papier, den Karton, den Stoff, die Wand oder den Boden und eröffnen überra-

Links. Giovanni Bosco, Wandmalerei in Castellammare del Golfo (Sizilien), 2008 Artinside |

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Museum Tinguely Écrits d'Art Brut. Wilde Worte & Denkweisen

schende visuelle und bildliche Dimensionen. Indem sie die Buchstaben zum Leben erwecken und Wort und Bild verschmelzen lassen, entfalten die Exponate eine ergreifende und inspirierende Poesie. Die erstmals gezeigte Ausstellung vereinigt Werke aus einem Dutzend Museen sowie öffentlichen und privaten Sammlungen in verschiedenen europäischen Ländern und aus Brasilien. Dokumentarfilme und Fotografien laden das Publikum dazu ein, in die Universen der Künstler*innen einzutauchen und sie an ihren Wohn- und Arbeitsorten zu erleben. Begleitet wird die Ausstellung zudem durch einen Katalog von Lucienne Peiry mit zahlreichen Texten und fast 150 Illustrationen (Französisch: Paris, Le Seuil, ISBN 978-2-02-144768-2). Arthur Bispo do Rosário, Giovanni Bosco, Marie Lieb, Heinrich Anton Müller, Fernando Nannetti, Laure Pigeon, Giovanni Battista Podestà, Armand Schulthess, Constance Schwartzlin-Berberat, Charles Steffen, Pascal Vonlanthen, Adolf Wölfli und Carlo Zinelli. ◀ Kuratorin: Lucienne Peiry Szenografie: Sarah Nedir

Was ist Art Brut? Die Art Brut vereinigt Werke autodidaktischer Kunstschaffender, die eigene Ausdrucksmittel entwickeln und häufig gänzlich abgeschottet oder zumindest stark zurückgezogen tätig sind – ausschliesslich für sich selbst und ausserhalb aller künstlerischen Kreise. Oft kümmern sie sich nicht um gesellschaftliche Konventionen, sind unempfänglich für kulturelle Regeln und setzen sich über etablierte Normen hinweg. Stattdessen kreieren sie symbolische Universen und pflegen dabei einen spielerischen Umgang mit Darstellungsformen, Betrachtungsweisen und technischen Mitteln. Ebenso einfallsreich wie ungeniert erstellen sie ihre Arbeiten, ohne sich bewusst zu sein, dass sie sich im Feld der Kunst bewegen. Eigenbrötlerisch, exzentrisch, unangepasst: Art Brut-Künstler*innen leben meist am Rande der Gesellschaft und finden nur im Ausdruck ihrer persönlichen Sicht auf die Welt Erfüllung und Befriedigung. Sie schwimmen gegen den Strom und verspüren keinerlei Bedürfnis nach sozialer oder kultureller Anerkennung oder Würdigung. Ihre Erzeugnisse haben weder eine Intention noch einen Adressaten im konventionellen Sinne, richten die Zeichen sich doch nur an sie selbst oder zuweilen an ein imaginäres oder spirituelles Wesen. Sie leben in Isolation oder werden ausgegrenzt und finden keinen Platz in der Gemeinschaft, in die sie sich nicht oder kaum einfügen können oder wollen. Diese Künstler*innen finden im symbolischen Ausdruck eine Stimme, die ihnen im realen Leben verwehrt geblieben ist.

Heinrich Anton Müller, A ma femme, 1914

Giovanni Battista Podestà, ILDIO ORO, ca. 1970 Artinside |

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Paddy Hartley, Papaver Rhoeas, 2018

Museum Tinguely

The Cost of Life. A perspective on health by Paddy Hartley Ausstellung im Museum Tinguely und dem Pharmaziemuseum Basel

13.10.2021 – 23.01.2022

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er englische Begriff cost of life umfasst viele unterschiedliche Bedeutungen, die – im Gegensatz zur wörtlichen deutschen Übersetzung – alle einen Bezug zum Risiko haben. Als stehender Begriff bedeutet at a great cost of life ein grosses Risiko einzugehen. Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums des Unternehmens beauftragte Roche den bedeutenden britischen Keramikkünstler Paddy Hartley, eine Ausstellung unter diesem Titel zu schaffen. Das vielgestaltig materialisierte Werk des Künstlers ist von medizinisch-wissenschaftlichen Themen geprägt, welche alle von zentraler Bedeutung für forschende pharmazeutische Unternehmen sind (die Pharmaindustrie gilt aufgrund ihrer hohen Forschungs- und Entwicklungskosten als äusserst riskant). Die offensichtliche geistige und visuelle Verwandtschaft mit Paddy Hartleys Werk veranlasste Roche, ihn mit dem legendären Symposium «The Challenge of Life» bekannt zu machen, welches durch das Unternehmen vor genau 50 Jahren, 1971, ausgerichtet worden ist. Dessen Untertitel lautete «Biomedical Progress and Human Values» und es behandelte viele der elementaren Artinside |

Fragen, die der medizinische Fortschritt aufwirft. Diese wirken sich auch heute auf die pharmazeutische Industrie aus, die damals kurz vor der biotechnologischen Revolution stand. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Tagungsbericht gelingt es Paddy Hartley, seine Eindrücke der damaligen Debatte in eine Ausstellung zu überführen, die viele der 1971 gestellten Fragen aufnimmt und Parallelen zu der heutigen Auffassung von Gesundheit und Gesundheitswesen zieht. Sein künstlerischer Kommentar zum medizinischen Fortschritt macht die dadurch verursachten vielfältigen und manchmal widersprüchlichen Konsequenzen für die Menschheit greifbar. Im Museum Tinguely werden Objekte und Fotografien von Paddy Hartley zu sehen sein, die seine Beschäftigung mit diesem Thema über die vergangenen Jahre dokumentieren. Eine Intervention in der Dauerausstellung des Pharmaziemuseums der Universität Basel macht das dauerhafte Bemühen der Menschheit um die Gesunderhaltung unmittelbar erfahrbar, was ein Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft eröffnet. ◀

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Vitra Design Museum

Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute 23.09.2021 –06.03.2022

Werbeanzeige für Liisi Beckmanns Karelia-Sessel, 1969

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b als Gestalterinnen von Möbeln, Mode oder Industrieprodukten, als Innenarchitektinnen oder Unternehmerinnen – Frauen haben entscheidende Beiträge zur Entwicklung des modernen Designs geleistet. In den Geschichtsbüchern des Designs kommen sie jedoch viel seltener vor als Männer. Mit Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute will das Vitra Design Museum dazu beitragen, dies zu ändern. Die Ausstellung präsentiert Gestalterinnen der letzten 120 Jahre und erzählt vor dem Hintergrund des Kampfs um Gleichberechtigung eine neue, vielstimmige Designgeschichte. Gezeigt werden Werke von rund 80 Designerinnen, darunter Protagonistinnen der Moderne wie Eileen Gray, Charlotte Perriand, Lilly Reich oder Clara Porset, Unternehmerinnen wie Florence Knoll und Armi Ratia, aber auch weniger bekannte Persönlichkeiten wie die Sozialreformerin Jane Addams. Zeitgenössische Positionen werden durch Designerinnen wie Matali Crasset,

Leben am Bauhaus: Gruppenporträt der Weberinnen hinter dem Webstuhl in der Weberei des Bauhaus Dessau, 1928 Artinside |

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Vitra Design Museum Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute

Patricia Urquiola, Julia Lohmann oder durch die Kollektive MatriArchi(tecture) und Futuress vertreten und führen BesucherInnen in die Gegenwart und Zukunft. Heute ist rund die Hälfte der Designstudierenden weiblich, und Frauen sind in vielen zukunftsweisenden Designbereichen federführend. Anhand einer Vielzahl hochkarätiger Exponate verfolgt Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute das kreative Schaffen und die Arbeitsbedingungen von Frauen im Design von der frühen Moderne bis in die Gegenwart – von den ikonischen Objekten einer Eileen Gray über bislang kaum bekannte Neuentdeckungen bis hin zu heutigen Aktivismus-Netzwerken und feministischer Designforschung. So entsteht eine Standortbestimmung zu einem gesellschaftlich hochaktuellen Thema, die das moderne Design in einem neuen Licht erscheinen lässt. Die Ausstellung nimmt die Museumsgäste mit auf eine Reise durch die letzten 120 Jahre Designgeschichte: Im ersten Teil der Schau liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung des Designs in Europa und den USA, wo um 1900 das Berufsbild des modernen Designs entstand – zur gleichen Zeit, als Frauen öffentlich für mehr politische Mitbestimmung kämpften. Diese Emanzipationsbestrebungen spiegelten sich auch im Design, etwa in der Arbeit der Sozialreformerinnen Jane Addams und Louise Brigham, die heute unter den Begriff «Social Design» fiele. Der zweite Ausstellungsbereich widmet sich den 1920er- bis 1950er-Jahren. In dieser Ära konnten die ersten Designerinnen in der nach wie vor patriarchalischen Gesellschaft internationale Erfolge verbuchen: neben Charlotte Perriand, Eileen Gray oder Clara Porset auch die Creative Director Jeanne Toussaint des Schmuckhauses Cartier. Der dritte Abschnitt thematisiert die Jahrzehnte von 1950 bis Ende der 1980er-Jahre, in denen insbesondere ab den 1960er-Jahren eine zweite Welle des Feminismus der konservativen Nachkriegsmentalität entgegentrat. Beispiele wie die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) von 1958 zeigen, dass Frauen auch im Design häufig mit häuslichen Tätigkeiten assoziiert wurden, trotz solcher Einschränkungen aber oft ausserordentliche Werke produzierten. Mit dem vierten Bereich kommt die Ausstellung in der Gegenwart an. Werke international etablierter Designerinnen wie Matali Crasset, Patricia Urquiola oder Hella Jongerius belegen, dass Frauen im Design heute ebenso selbstverständlich international erfolgreich sind wie Männer. Manche Designerinnen sprengen sogar die etablierten Grenzen ihrer Disziplin und tragen massgeblich dazu bei, das Design neu zu definieren, darunter Julia Lohmann und Christien Meindertsma. Zugleich präsentiert dieser Ausstellungsbereich eine Auswahl aktueller Initiativen, die veranschaulichen, wie der feministische Diskurs in Design und Architektur die Muster von Autorenschaft, Ausbildung und Anerkennung hinterfragt und mit Diversität und Intersektionalität in Zusammenhang stellt.

Charlotte Perriand, ohne Titel / Bibliothèque Tunisie, 1952

Nanda Vigo 1985 mit ihren Entwürfen Light Tree (1984) und Cronotopo (1964)

Die Präsentation Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute ist so vielfältig wie die Diskussionen zum Feminismus in unserer heutigen Gesellschaft. Sie bietet damit einen neuen, zeitgemässen Blick auf die Geschichte moderner Gestaltung und aktuelle Debatten und liefert Denkanstösse dafür, was Design im 21. Jahrhundert sein soll, wer es definiert und für wen es da ist. Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Programm begleitet, darunter Workshops, Online-Talks und Events auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein. Artinside |

Barbara Kruger, Untitled (Kiss), Stool 60, 2019 (Design Alvar Aalto)

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Jahic/Roethlisberger, Neon Setup 1 Artinside |

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Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G

MUSIC – A Conversation Through Song Titles Bis 14.11.2021

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ach dem internationalen Erfolg ihres Buchprojektes «Artists' Recipes» haben die beiden Schweizer Konzept-, Medien- und Installationskünstler Jahic/Roethlisberger erneut nationale und internationale Künstler*innen zum Dialog aufgefordert. Das Resultat MUSIC - A Conversation Through Song Titles zeigt die Kulturstiftung Basel H. Geiger bis zum 14. November in ihrem Ausstellungsraum. Zu sehen sind über 80 Songtitel-Konversationen – immer in Handschrift, manchmal ergänzt mit Zeichnungen und fünfzehnmal als Neoninstallationen. Ihren Anfang nahmen die «Songtitel-Konversationen» 2017, als das Künstlerduo Admir Jahic und Comenius Roethlisberger begann, Songtitel auf ein leeres Blatt zu schreiben und sich gegenseitig um Antworten in Form eines weiteren Tracks zu bitten. Die daraus resultierenden Dialoge klangen mal poetisch, mal dadaistisch, mal melancholisch oder auch humorvoll. Dabei manifestierte sich die Idee, eine handgeschriebene Sammlung von Songtiteln, ausgewählt und niedergeschrieben von unterschiedlichen Künstler*innen, zusammenzutragen und damit eine Art «Enzyklopädie der Künstlerhandschriften» anzulegen. Entstanden ist eine Kollektion von über 80 Konversationen. Vertreten sind u.a. junge Künstler*innen frisch ab Kunstgewerbeschule und bekannte Grössen wie Albert Oehlen, Judith Bernstein, Alicja Kwade, Richard Deacon, Jeppe Hein, Superflex, Ryan Gander, Roger Ballen, Pedro

Jahic/Roethlisberger in conversation with Beni Bischof

Reyes, Claudia Comte, Subodh Gupta, Erwin Wurm, Jonathan Monk, Silvia Bächli, Tobias Rehberger, Beni Bischof, Jitish Kallat, Rirkrit Tiravanija oder Gregor Hildebrandt. Dass sich das Künstlerduo Jahic/Roethlisberger nach ihrem weltweit erfolgreichen Kunst- und Buchprojekt «Artists' Recipes», in welchem sich alles um Kunst und Kochen drehte, nun der Musik zugewandt hat, erstaunt nicht. Schliesslich triggert nichts autobiografische Erinnerungen stärker als Gerüche und Musik. Im Bruchteil einer Sekunde sind wir hinein- oder zurückgeworfen in Momente, Situationen und Stimmungen, die Jahrzehnte zurückliegen können. Entziehen können wir uns diesen mal beglückenden, mal nostalgischen oder auch schmerzhaften Erinnerungen nicht. Spannend und immer wieder überraschend hingegen ist, welche unterschiedlichen Emotionen wir mit einzelnen Tracks oder Songtiteln verbinden. Und genau auf diese aufregende Reise laden Jahic/Roethlisberger mit ihrem Ausstellungsund Buchprojekt Music – A Conversation Through Song Titles ein. Begleitet wird die Ausstellung von einem vielfältigen Programm, das die Kulturstiftung Basel H. Geiger rund um das Thema Musik zusammenstellt. Der speziell für die Ausstellung entstandene kostenlose Katalog wie auch die komplette Songtitel-Sammlung in Buchform erscheinen zum Schauauftakt im Eigenverlag der beiden Künstler. ◀

Jahic/Roethlisberger in conversation with Jitish Kallat Artinside |

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Jahic/Roethlisberger in conversation with Rirkrit Tiravanija


CULTURESCAPES 2021 Amazonas 29.09.2021 – 01.12.2021 16. Ausgabe von CULTURESCAPES mit Fokus auf die Amazonasregion. Programm der Sparte Kunst in Basel und Region. Das vollständige Programm mit mit über 120 Veranstaltungen in 14 Schweizer Städten sowie ein vielfältiges Onlineprogramm finden Sie ab 16. September auf www.culturescapes.ch

Ernesto Neto, Earthug, Skizze

24.9. – 14.11. Kloster Schönthal, Langenbruck Ernesto Neto «Earth Hug» Seit Mitte der 1990er-Jahre entwirft Ernesto Neto Skulpturen, die zur totalen Interaktion und sinnlichen Erfahrung einladen. Bekannt wurde er mit seinen raumgreifenden Installationen, etwa dem gehäkelten Baum «Gaia Mother Tree», der 2018 im Zürcher Hauptbahnhof zu sehen war. Im Rahmen von CULTURESCAPES 2021 Amazonas zeigt Neto seine Installation «Earth Hug» im Park des Klosters Schönthal – eine Erdkugel, die das Publikum bewegen, umherrollen und vor allem: umarmen soll. Neto versteht seine Skulpturen als Organismen, die scheinbar mit Leben erfüllt sind, sich selbst und die Betrachter*innen ständig verändern. Auch mit «Earth Hug» lädt Neto dazu ein, die Grenzen zwischen Kunst und Betrachter*in, dem Natürlichen, dem Spirituellen und dem Sozialen neu zu definieren.

24.9. – 14.11. Kloster Schönthal, Langenbruck Chonon Bensho «A River, a Snake, a Map of the Sky»

Felipe Castelblanco/Lydia Zimmermann Rio_Volador

Chonon Bensho, Jene nete

Kuratiert von Kateryna Botanova Chonon Bensho gehört zum Volk der Shipibo-Konibo am peruanischen Amazonas, einer Gemeinschaft, die die Weisheit traditioneller Heilkunst bewahrt. Sie studierte Malerei an einer Kunstschule, deren Curriculum sich auf den westlichen Kunstkanon abstützt, und schaffte es, das Kollegium davon zu überzeugen, dass sie ihr Studium traditioneller Stickarbeiten als offizielles Studienfach abschliessen konnte. Kené-Muster, die überliefertem Wissen eine konkrete Form geben, fliessen in Chonon Benshos Bildern, Zeichnungen und Bildteppichen durch Menschen, Schlangen und Fische, sie überziehen Wasser und Kleidung. In gestickter Form werden sie Kewé genannt und als eine Karte Amazoniens betrachtet, auf der Flüsse die Dörfer und die Menschen miteinander verbinden – ein visuelles Archiv, das die Geschichten über die Entstehung der Welt und über spirituelle Begegnungen sammelt.

29./30.9. Kaserne Basel Felipe Castelblanco/Lydia Zimmermann «Rio Volador» Ein visuelles Erlebnis im öffentlichen Raum: Mithilfe von 3-D-Videomapping projizieren Felipe Castelblanco und Lydia Zimmermann bewegte Bilder auf Fassaden und nehmen die Betrachter*innen mit auf eine virtuelle Reise, vom Fluss Putumayo im unteren Amazonasgebiet bis zu einem See in den oberen Anden. Das Wasser verändert sich dabei entlang seines Kreislaufs – vom Regen zum Fluss, vom Fluss zum Nebel und vom Nebel zu dichten Wolken –, wobei die Landschaften stets durch Wald und Wasser miteinander in Verbindung stehen. Flüsse spielen in amazonischen Kosmologien eine wichtige Rolle, anthropologische Theorien verbinden dies etwa auch mit der sich drehenden DNA-Doppelhelix. Der Fluss wird zur Quelle des Lebens – die Reise entlang seines Laufes zur Lebensreise.

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Snake Ori Raiload, Circuit at home. Belo Horizonte, 2020

Juan Cortés / Atractor Estudio, The Migrants

9./10.10. Haus der Elektronischen Künste Basel Juan Cortés / Atractor «The Migrants» «The Migrants» ist ein Videospiel und eine Multichannel-Performance, die auf der realen Geschichte von Zugvögeln aus dem Jahr 2014 basiert. Damals war der Goldwaldsänger aufgrund der Klimaerwärmung plötzlich mit Stürmen konfrontiert, was die Vögel zu alternativen Routen zwingt. Im Spiel übernehmen die Spieler*innen die Rolle des Zugvogels, der auf seiner Reise Hindernisse überwinden muss: Mauern, elektrische Zäune, Kommunikationsantennen und Umweltverschmutzungen. Gesteuert wird der Vogel mithilfe einer Armprothese. «The Migrants» regt dazu an, über die Komplexität von Migrationen nachzudenken, wie auch über kulturell und sozial neue Entwicklungen, die aus solchen Verschiebungen und Bewegungen entstehen können.

31.10. – 12.12. City SALTS, Birsfelden Gruppenausstellung «Quilombo» Kuratiert von SALTS, Lago Mio und Waza Zusammen mit CULTURESCAPES 2021 Amazonas, Lago Mio in Lugano und dem Centre d’art Waza in Lubumbashi, DR Kongo greift der Kunstraum SALTS globale Themen auf. Sklaverei dominierte über Jahrhunderte die brasilianische Gesellschaft, davon zeugen heute auch die sogenannten Quilombos: Dörfer und Gemeinschaften, im Amazonasgebiet einst von geflohenen Sklav*innen gegründet. In ihren sozialen Umständen sind sie verbunden mit der DR Kongo und der Schweiz. Teil der thematischen Gruppenausstellung im City SALTS ist auch eine Residency: Unter anderem wird die Brasilianerin Maya Quilolo (*1994), die aus einer Quilombola-Gemeinschaft stammt, von August bis Oktober in der Schweiz arbeiten. Die Arbeiten werden später auch bei Lago Mio in Lugano und bei Waza in Lubumbashi zu sehen sein.

5.11. – 9.1.22 Kunsthaus Baselland «Inside the Amazon»

Claudia Andujar, Brésil, Pará, 2015

Kuratiert von Ines Goldbach Das Kunsthaus Baselland zeigt im Rahmen der CULTURESCAPES 2021 Amazonas eine Auswahl von Werkfotoserien der seit vielen Jahrzehnten in Brasilien lebenden Schweizer Fotografin und Aktivistin Claudia Andujar. Sie werden zum ersten Mal in der Schweiz gezeigt, so wie die Zeichnungen von Yanomani-Künstler*innen, die ebenfalls Teil der Ausstellung sind. Dazu gibt es verschiedene Veranstaltungen und Vorträge zu möglichen Formen aktiver Partizipation, unter anderem mit einer jüngeren Generation von Künstler*innen aus der Amazonasregion, die hier in Basel leben, wie Felipe Castelblanco.

12.11. – 28.2.22 Brasilea Victor Moriyama «Dreaming the Forest»

Victor Moriyama, “Deforestation“

Kuratiert von Kateryna Botanova Im Jahr 2019 wurden 9762 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald zerstört, fast ein Drittel mehr als im Vorjahr – eine Fläche so gross wie der Libanon. Diesen traurigen Rekord stellt der preisgekrönte brasilianische Fotojournalist Victor Moriyama (u.a. New York Times, Guardian, Der Spiegel) ins Zentrum seiner Ausstellung «Dreaming the Forest». In seinen Arbeiten dokumentiert Moriyama die zunehmende Gewalt gegen indigene Gemeinschaften und die bedrohte Artenvielfalt, beobachtet Agrarkonflikte, Landraub, illegalen Bergbau und Holzschlag, um aufzuzeigen, wie extreme soziale Ungerechtigkeit und unkontrollierte Globalisierung zu Völkermord und Klimawandel führen.

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Cahn Kunstraum

Laura Lamiel. Honig am Messer 19.09.2021 – 9.10.2021 Ein neuer Kunstraum für Basel

M

it dem Cahn Kunstraum wird Basel diesen Herbst um einen Ausstellungsort reicher. Zentral gelegen an der Steinentorstrasse 19, werden auf einer Fläche von über 500 m2 Kunstprojekte gezeigt, in denen die zeitgenössische Kunst in einen Dialog mit derjenigen der Antike tritt. Künstlerinnen und Künstler werden nach Basel eingeladen, wo sie mehrere Tage in der Stammgalerie an der Malzgasse mit der antiken Kunst zusammenleben: die Galerie wird zum Atelier. Aus dieser intensiven und zugleich intimen Auseinandersetzung mit der Kunst der Antike entstehen Arbeiten und Projekte, die anschliessend im Cahn Kunstraum vorgestellt werden. Es werden zwei bis drei Ausstellungen pro Jahr gezeigt werden, jeweils in Zu-

sammenarbeit mit den Galerien, welche die Künstlerinnen und Künstler vertreten. Der Cahn Kunstraum wird mit einem Projekt eröffnet, das gemeinsam mit der Pariser Galerie Marcelle Alix entwickelt wurde und in dem der immense Raum vollständig mit Werken der französischen Künstlerin Laura Lamiel (geb. 1948) bespielt wird. Mit Honig am Messer wird in der Schweiz erstmals eine grosse Einzelausstellung dieser in Frankreich hochgeschätzten Künstlerin gezeigt. Lamiels monumentale, konzeptuelle Raumgestaltungen entstehen über längere Zeit in ihrem Atelier, in dem sie auch lebt. Über Monate hinweg erfahren sie tägliche Veränderungen. Ganz im Sinne dieser Arbeitsform hat die Künst-

Cahn Kunstraum, Steinentorstrasse 19, Basel

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Cahn Kunstraum Laura Lamiel. Honig am Messer

Laura Lamiel, Ein Liebeslied, 2019

lerin nach ihrem Besuch in Basel gewisse Werke durch die Integration von Antiken umgestaltet. Die Installationen gleichen archäologischen Befunden: es sind Situationen, mit denen die Künstlerin im Heute lebt, und in diesen persönlichen Befund ordnen sich die antiken Fundobjekte ein. Für die Dauer der Ausstellung erleben sowohl die zeitgenössischen als auch die antiken Werke eine Metamorphose und bilden ein neues Gesamtkunstwerk. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden über 60 Zeichnungen von Laura Lamiel. Viele von ihnen wurden in den Nächten der Covid-Pandemie geschaffen. Diese intimen Werke sind äusserst sensibel und erlauben einen tiefen Einblick in das Innenleben der Künstlerin. ◀

Cahn Kunstraum Laura Lamiel – Honig am Messer Cahn Kunstraum Steinentorstrasse 19 4051 Basel contact@cahncontemporary.com Preview: Sonntag, 19.9.2021, 16–22 Uhr Cocktail: Montag, 20.9.2021, 18–22 Uhr Öffnungszeiten während der Art Basel, 20. – 26.9.2021 Montag bis Sonntag: 10-20 Uhr Täglich Kaffee und Croissants: 10–12 Uhr Dienstag bis Samstag, 28.9. – 9.10.2021, 14–19 Uhr und nach Vereinbarung

Laura Lamiel, Intimate territories, 2020 Artinside |

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Credits: Titelseite (und S.3): Fondation Beyeler Francisco de Goya, La maja vestida (Die bekleidete Maja), 1800–1807, Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive. Museo Nacional del Prado. Madrid | Bei einem Teil der Auflage (und S.3) Kunstmuseum Basel Camille Pissarro, Femme au fichu vert, 1893, Photo Credit: Photo © RMN-Grand Palais (musée d'Orsay) - © Franck Raux Inhaltsverzeichnis: S.4-5 Fondation Beyeler Francisco de Goya, Hexensabbat (El Aquelarre), 1797/98, Museo Lázaro Galdiano, Madrid, © Museo Lázaro Galdiano Kunstmuseum Basel Camille Pissarro, Das Kohlfeld, Pontoise, 1873, Photo Credit: © Archivo fotografico Museo Thyssen | Vitra Design Museum Charlotte Perriand, ohne Titel / Bibliothèque Tunisie, 1952, © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 | Museum Tinguely Die MS Evolutie mit Tinguelys Schwimmwasserplastik vor dem Eiffelturm in Paris, Foto: Matthias Willi | Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G Jahic/Roethlisberger Neon Setup 1, © Credits: Jahic/Roethlisberger | Kunstraum Cahn Laura Lamiel, Ich sah Wasserbüffel, 2019, Foto: Aurélien Mole | Culturescapes 2021 Amazonas Inside the Amazon, Claudia Andujar Brésil, Amazonie, prise de vue 1974, tirage 2015, Photographie, Ecstasy – from the Ynomamai Dreams series | Inhalt: S.7 Francisco de Goya, Selbstbildnis vor der Staffelei (Autorretrato ante su caballete), 1785, Museo de la Real Academia de Bellas Artes de San Fernando, Madrid | S.8 Francisco de Goya, María del Pilar Teresa Cayetana de Silva y Álvarez de Toledo, XIII duquesa de Alba, 1795, Fundación Casa de Alba, Palacio de Liria, Madrid | S.9 Francisco de Goya, Die Strohpuppe (El pelele), 1791–1792, Museo Nacional del Prado, Madrid © Photographic Archive. Museo Nacional del Prado. Madrid | S.10 Francisco de Goya, Schafskopf und Rippenstücke (Cabeza de cordero y costillares), um 1808–1812, Musée du Louvre, Paris, Département des Peintures © RMN-Grand Palais (musée du Louvre) / Thierry Ollivier | S.11 Francisco de Goya, Hexenflug (Vuelo de brujas), 1797–1798, Museo Nacional del Prado. Madrid © Photographic Archive. Museo Nacional del Prado. Madrid | S.12 Paula Modersohn-Becker, Mädchenbildnis mit gespreizter Hand vor der Brust, 1905, Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Antje Zeis-Loi, Medienzentrum Wuppertal | S.13 Frida Kahlo, Selbstbildnis mit Samtkleid (Autorretrato con traje de terciopelo), 1926, Privatsammlung © Banco de México Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust, México D.F. / 2021, ProLitteris, Zürich, Foto: © akg-images | S.14 Camille Pissarro, Les Glaneuses, 1889, Foto: Kunstmuseum Basel – Jonas Haenggi | S.15 Camille Pissarro, Schneelandschaft in Louveciennes (Louveciennes, Chemin des Creux), 1872 © Museum Folkwang, Essen, ARTHOTHEK | S.16 links Paul Gauguin, Intérieur avec Aline, 1881, Photo: On loan from a private collection, Museums Sheffield rechts Camille Pissarro, Portrait de Félix Pissarro, 1881, Foto: (C) Tate Images unten Unbekannter Fotograf, Camille Pissarro auf einer Bank in Garten seines Hauses in Pontoise, um 1874, Photot: Archives Musée Camille-Pissarro, Pontoise | S.17 links Camille Pissarro, Côte des Bœufs, Pontoise, 1877, Foto: © The National Gallery, London rechts Paul Cézanne, La côte Saint-Denis à Pontoise, 1877, Foto: Privatsammlung, Foto: Debbie Davis / Loreda | S.18 Tacita Dean, Antigone, 2018, Installationsansicht Kunsthaus Bregenz, 2018, Emanuel Hoffmann-Stiftung, Geschenk der Präsidentin 2017, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, Foto: Marcus Tretter | S.19 Tacita Dean, Ear on a Worm courtesy of the artist, Frith Street Gallery, London and Marian Goodman Gallery New York/Paris | S.20 Joseph Beuys, Kunstmuseum Basel, Foto: Rico Polentarutti, © 2021, Pro Litteris, Zurich | S.20 Cuno Amiet, Greti in rotem Kleid, 1907, Kunsthaus Zürich, Geschenk Frau Richard Kisling, 1930 © D. Thalmann, Aarau, Switzerland | S.22 Nevin Aladağ, Body Instruments, 2021, Paris © 2021 Museum Tinguely, Basel; Foto: Matthias Willi | S.23 Et tout ceci est vrai, Fotocollage von Jean Tinguely, Postkarte 1956, Reprofoto: Hans Hammarskiöd | S.24 Installationsansicht in der Ausstellung «Leu Art Family» © 2021, Museum Tinguely; Foto: Daniel Spehr | S.25 Bruce Conner, LOOKING FOR MUSHROOMS (Terry Riley Version), 1959–1967/1996 (Filmstill); Musik: Terry Riley, Poppy Nogood and the Phantom Band (1968); Courtesy Kohn Gallery and the Conner Family Trust © Conner Family Trust | S.26 Giovanni Bosco, Wandmalerei in Castellammare del Golfo (Sizilien), 2008; Foto © Associazione Outsider Art Giovanni Bosco, Castellammare del Golfo; Foto: Lucienne Peiry; Archives de la Collection de l’Art Brut, Lausanne | S.28 links Heinrich Anton Müller, A ma femme, 1914 © Kunstmuseum Bern, Schweiz. Gesellschaft für Psychiatrie | rechts Giovanni Battista Podestà, ILDIO ORO, ca. 1970, La Fabuloserie, Dicy | S.29 Paddy Hartley, Papaver Rhoeas, 2018 | S.30 oben Werbeanzeige für Liisi Beckmanns Karelia-Sessel, 1969, Credit: Mit freundlicher Genehmigung von Zanotta SpA - Italy | unten Leben am Bauhaus: Gruppenporträt der Weberinnen hinter dem Webstuhl in der Weberei des Bauhaus Dessau, 1928, Credit: © Bauhaus-Archiv, Berlin | S.31 v.o.n.u. Charlotte Perriand, ohne Titel / Bibliothèque Tunisie, 1952, © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 | Nanda Vigo 1985 mit ihren Entwürfen Light Tree (1984) und Cronotopo (1964), © Foto: Gabriele Basilico, mit freundlicher Genehmigung des Archivio Nanda Vigo, Milano | Barbara Kruger, Untitled (Kiss), Stool 60, 2019 (Design Alvar Aalto) © Vitra Design Museum, Foto: Andreas Sütterlin | S.32 Neon Setup 1, © Credits: Jahic/ Roethlisberger | S.33 v.l.n.r. Jahic/Roethlisberger in conversation with Beni Bischof, © Jahic/Roethlisberger, - Jahic/Roethlisberger in conversation with Jitish Kallat, © Jahic/Roethlisberger, - Jahic/Roethlisberger in conversation with Rirkrit Tiravanija, © Jahic/Roethlisberger | S.34 v.o.n.u. Ernesto Neto, «Earth Hug», Skizze. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers | Chonon Bensho, Jene nete. Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin | Felipe Castelblanco/Lydia Zimmermann, Rio Volador. Mit freundlicher Genehmigung der Künstler*in | S.35 v.o.n.u. Juan Cortés / Atractor Estudio, The Migrants. Mit freundlicher Genehmigung der Künstler*innen | Snake Ori Raiload. Video. Circuit at home. Belo Horizonte, 2020. ©Maya Quilolo | Claudia Andujar, Brésil, Pará, 2015. Série Rêves Yanomami | Victor Moriyama, «Deforestation»©Victor Moriyama | S.36 Cahn Kunstraum, Steinentorstrasse 19, Basel, Foto: Niklaus Bürgin | S.37 oben Laura Lamiel, Ein Liebeslied, 2019, Foto: Marc Domage unten Laura Lamiel, Intimate territories, 2020, Foto: Aurélien Mole | Serviceseiten: Museum Frieder Burda: Katharina Sieverding, Ausstellungsansicht «Die Sonne um Mitternacht schauen», Museum Frieder Burda © Katharina Sieverding, VG Bild-Kunst 2021 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 | HEK Basel Nicole Ruggiero, How The Internet Changed My Life, Franziska von Guten, 2021, 3D mixed reality (MR) portrait and installation, © Nicole Ruggiero, Daniel Sabio, Dylan Banks, Courtesy of the artist | Kunsthalle Basel Installationsansicht, INFORMATION (Today), Kunsthalle Basel, 2021. Foto: Philipp Hänger / Kunsthalle Basel | Kunstraum Riehen Jean-Jacques Lüscher, Selbstbildnis, nach 1950, Foto: Jean-Jacques Nobs Vorschau: Kunstmuseum Basel Louise Bourgeois, La descente aux enfers, Friday 4pm, 1994 © The Easton Foundation/2021, ProLitteris, Zurich, Photo: Christopher Burke Fondation Beyeler Georgia O’Keeffe, Jack-in-the-Pulpit No. IV, 1930, National Gallery of Art, Washington, Alfred Stieglitz Collection, Bequest of Georgia O'Keeffe, 1987.58.3 © Board of Trustees, National Gallery of Art, Washington | Museum Tinguely Jean Tinguely, Briefcollage an Josef Imhof, 1975; Museum Tinguely, Basel, Schenkung Josef Imhof © 2021 ProLitteris, Zürich; Foto: Museum Tinguely, Basel |

Katharina Sieverding, Ausstellungsansicht «Die Sonne um Mitternacht schauen», 2021

Museum Frieder Burda Lichtentaler Allee 8b, D-Baden-Baden | www.museum-frieder-burda.de Öffnungszeiten | Opening Hours Di–So, Feiertag | 10–18 h Tue–Sun, holiday | 10 am–6 pm

Katharina Sieverding. Die Sonne um Mitternacht schauen | Bis 09.01.22 Seit den 70er-Jahren zählt Katharina Sieverding zu den wichtigsten Vertretern ihrer Generation und zugleich als zeitlose Pionierin der internationalen Fotografie. Als Bühnenbildnerin ausgebildet, verlor sie früh jede Angst vor dem grossen Format, als Studentin von Joseph Beuys übte sie sich darin, ihre schöpferische Energie konsequent für politische Belange einzusetzen. Und als Künstlerin reizt sie gekonnt die vielfältigen Möglichkeiten der Fotografie aus. Die umfangreiche Ausstellung spannt den Bogen von Videoarbeiten der 60er-Jahre über die bildgewaltigen Selbstporträt-Serien der 70er-Jahre – teils solarisierend verfremdet oder metallisch überzogen – bis hin zu gegenwärtigen Werken.

Impressum. Artinside – Das Museumsmagazin der Region Basel Herausgeber: Matthias Geering Chefredaktion | Artdirection | Produktion: Sibylle Meier Lauftext Meier Geering | Oberwilerstrasse 69 | CH-4054 Basel info@artinside.ch | www.artinside.ch Korrektorat: Lesley Paganetti, Basel | Druck: Swissprinters AG, Zofingen Bildbearbeitung: LAC AG Basel | Jean-Jacques Nobs, Nicole Hübner Ausgabe Herbst 2021 | Erscheint drei Mal jährlich Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2022 | Auflage 186 000 Exemplare Ein Teil der Auflage ist am 18. September 2021 der Basler Zeitung, der Schweiz am Wochenende (Ausgabe Region Basel) und einem Teil der Badischen Zeitung beigelegt. Jahresabo CH: CHF 20.– | Jahresabo EU: € 20.– | ISSN 1660-7287

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Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults € 14.–/€ 11.– Zeitfenster-Tickets Online

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Nicole Ruggiero, How The Internet Changed My Life, Franziska von Guten, 2021

Kloster Schönthal

HEK (Haus der Elektronischen Künste)

Langenbruck/BL | www.schoenthal.ch | mail@schoenthal.ch | +41 61 706 76 76

Freilager-Platz 9, Münchenstein/Basel | www.hek.ch | +41 61 283 60 50 Öffnungszeiten | Opening Hours Mo/Di geschlossen | Mon/Tue closed Mi–So 12–18 h | Wed–Sun 12–6 pm Während der Art Basel verlängerte Öffnungszeiten: 20.–26.09.2021, 10–20 h Extended opening hours during Art Basel: 20.-26.09.2021, 10 am-8 pm Führungen | Guided Tours Jeden Sonntag um 15 h findet eine öffentliche Führung statt

Happy Hour Freier Eintritt zwischen 12–13 h Free admission 12-1 pm Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults CHF 9.– Ermässigt | Reduced CHF 6.– Gruppen ab 10 Personen Groups from 10 persons CHF 6.–

Öffnungszeiten der Kirche bis 14.11.2021 Opening Hours in the church up to 14.11.2021 Fr 14–17h Sa/So und Feiertage 11–18 h Fri 2 pm–5 pm Sat/Sun and holidays 11 am–6 pm

Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults Studenten | Students Familien | Families Gruppen ab 10 Personen Groups from 10 persons

CHF 10.– CHF 6.– CHF 20.– CHF 8.–

Skulpturenpark Für die Wiesen und Wälder des Schönthals entwickeln internationale und Schweizer Künstlerinnen und Künstler ortsspezifische Skulpturen. Der Skulpturenpark ist immer offen. Kasse und Wegpläne beim Hofeingang.

Radical Gaming: Immersion Simulation Subversion | Bis 14.11.2021 Die internationale Gruppenausstellung Radical Gaming präsentiert eine Auswahl von Künstler:innen, die sich mit den Strukturen, Technologien und Ästhetiken einer globalen Spieleindustrie beschäftigen. Die Arbeiten sind geprägt von einem unkonventionellen Umgang mit Immersion und Interaktion, die für Videospiele charakteristisch sind. Gängige Narrative und Stereotype werden neu verhandelt.

Sculpture Park International and Swiss artists have produced site-specific sculptures for the meadows and woods around Schoenthal. The sculpture park is open at all times. Register and maps at the courtyard entrance.

Regionale 22 | 27.11.2021 – 30.01.2022

Jean-Jacques Lüscher, Selbstbildnis, nach 1950

Aussenansicht der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G an der Spitalstrasse 18

Kunst Raum Riehen

Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G

Im Berowergut, Baselstrasse 71, Riehen | www.kunstraumriehen.ch | kunstraum@riehen.ch | +41 61 641 20 29

Spitalstrasse 18, Basel | www.kbhg | +41 61 262 01 66

Öffnungszeiten | Opening Hours Mi–Fr 13–18 h | Sa/So 11–18 h Wed–Fri 1 pm–6 pm | Sat/Sun 11 am–6 pm

Eintritt frei | Free entry

Ins Licht gerückt. Jean-Jacques Lüscher (1884–1955) | Bis 31.10. 2021 Regionale 22 | 27.11.2021 – bis Januar 2022 Ins Licht gerückt. Jean-Jacques Lüscher (1884–1955) Die von der Gastkuratorin Dina Epelbaum kuratierte Herbstausstellung würdigt das Schaffen des Riehener Malers Jean-Jacques Lüscher. Aufgewachsen in einem von Kunst und Musik geprägten Milieu, kehrt Lüscher nach Ausbildungsjahren in Paris, vor dem Ersten Weltkrieg in die Schweiz zurück und lebt mit seiner Familie einige Jahre im Wettsteinhaus in Riehen. Lüscher ist in der Basler Kunstszene gut vernetzt. Mit seinen stimmungsvollen Intérieurs und lebendigen Figurenszenen gehört er zu den Hauptvertretern der Künstlergruppe der dunkeltonigen Maler. Die Ausstellung versammelt erstmals Werke aus dem privaten Nachlass und öffentlichen Sammlungen, ergänzt mit Dokumenten, Fotos und Objekten.

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Öffnungszeiten während der Ausstellungen: Täglich (ausser Dienstag) 11–18 h Während Art Basel, 20.–26.09: Täglich 10–18 h Opening Hours during the exhibitions: Daily 11 am–6 pm | During Art Basel, 20.–26.09: Daily 10 am–6 pm

Führungen | Guided Tours Informationen zu Führungen und Rahmenprogramm unter: kbhg.ch/News&Events Information on guided tours and public programme at: kbhg.ch/News&Events Eintritt frei | Free entry

MUSIC – A Conversation Through Song Titles | Bis 14. November Das Kunst- und Buchprojekt MUSIC – A Conversation Through Song Titles der Schweizer Konzept- und Installationskünstler Admir Jahic & Comenius Roethlisberger zeigt 80 Songtitel-Konversationen mit etablierten und noch unbekannten Künstler*innen – immer in Handschrift. Zu sehen und hören ist unter anderem, mit welchen Tracks Albert Oehlen, Judith Bernstein, Alicja Kwade, Richard Deacon, Jeppe Hein, Superflex, Ryan Gander, Roger Ballen, Pedro Reyes, Claudia Comte, Subodh Gupta, Erwin Wurm, Jonathan Monk, Silvia Bächli, Tobias Rehberger oder Gregor Hildebrandt auf die von Jahic/Roethlisberger initiierte Songtitel-Konversation antworteten. ▶ Aktuelle Ausstellung siehe Seiten 32–33

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Vitra Design Museum Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein/Germany www.design-museum.de | info@design-museum.de | +49 76 21 702 32 00 Öffnungszeiten | Opening Hours Verkürzte Öffnungszeiten: Täglich 12–17 h Reduced opening hours: Daily noon – 5 pm Während Art Basel | During Art Basel 18.09.2021 – 26.09.2021, 10 – 18 h 18.09.2021 – 26.09.2021, 10 am–6 pm Führungen | Guided Tours Tagesaktuelle Informationen zu unseren Führungen, Veranstaltungen sowie allgemeine Informationen finden Sie unter: www.design-museum.de/news Information on all our tours, events, and exhibitions can be found at: www.design-museum.de/news/en/

Eintrittspreise | Tickets Einzelticket Museum € 13.– Ermässigt | Reduced € 11.– Einzelticket Schaudepot € 10.– Ermässigt | Reduced € 8.– Kombiticket Museum & Schaudepot € 19.– Ermässigt | Reduced € 17.– Anreise | Getting There Ab Bahnhof Basel SBB, Barfüsserplatz, Claraplatz, Kleinhüningen: Linie 8 bis Haltestelle Weil am Rhein Bahnhof/Zentrum/Bus No 55 Haltestelle Vitra. From Bahnhof Basel SBB, Barfüsserplatz, Claraplatz, Kleinhüningen: Line 8 to station Weil am Rhein Bahnhof/Zentrum Bus No 55 to station Vitra

▶ Aktuelle Ausstellungen siehe Seiten 30–31

Installationsansicht, INFORMATION (Today), Kunsthalle Basel, 2021

Kunsthalle Basel Steinenberg 7, Basel | +41 61 206 99 00 | www.kunsthallebasel.ch

Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults Ermässigt | Reduced

CHF 12.– CHF 8.–

Museum Tinguely Paul Sacher-Anlage 1, Basel | www.tinguely.ch infos@tinguely.ch | +41 61 681 93 20 Öffnungszeiten Di–So 11–18 h | Mo geschlossen Während Art Basel: 20.09. – 24.09.2021, 9–19 h 25.09.2021, 9–21 h | 26.09.2021, 9–17 h

Opening Hours Tue–Sun 11 am–6 pm | Mon closed During Art Basel: 20.09. – 24.09.2021, 9 am–7 pm 25.09.2021, 9 am–9 pm | 26.09.2021, 9 am–5 pm

Eintrittspreise Erwachsene CHF 18.– Ermässigt CHF 12.– Gruppen ab 12 Personen CHF 12.– Kinder/Jugendliche unter 16 Jahren freier Eintritt Schulklassen (inkl. ­Begleitpers.) frei, nach Voranmeldung: tinguely.ch/de/vermittlung

Tickets Adults Reduced Groups 12 persons or more Children under 16 Free entrance for school groups by prior arrangement: www.tinguely.ch/en/education

Führungen Für aktuelle Informationen, Führungstermine und weitere Events besuchen Sie bitte unsere Website: www.tinguely.ch Workshops und Kinderclub +41 61 688 92 70

Guided Tours For current information regarding public tours and further events, please visit our website: www.tinguely.ch Workshops and Kinderclub +41 61 688 92 70

Anreise Vom Bahnhof SBB: Tram Nr. 2 bis Wett- steinplatz, Bus Nr. 31 oder 38 Richtung Habermatten bis Museum Tinguely. Vom Badischen Bahnhof: Bus Nr. 36. Autobahn: Ausfahrt Basel Wettstein/Ost, Parkplatz unter der Autobahnbrücke

Getting There From Bahnhof SBB: Tram No 2 to Wettsteinplatz, Bus No 31 or 38 to Museum Tinguely. From Badischer Bahnhof: Bus No 36. Freeway: Exit Basel Wettstein/Ost Parking under the motorway bridge

CHF 18.– CHF 12.– CHF 12.– free

▶ Aktuelle Ausstellungen Seiten 22–29

> Please note special opening hours during Art Basel

Öffnungszeiten | Opening Hours

Di/Mi/Fr 11–18 h | Do 11–20.30 h | Sa/So 11–17 h

> Beachten Sie spezielle Öffnungszeiten während der Art Basel

Tue/Wed/Fri 11 am–6 pm | Thu 11 am–8.30 pm Sat/Sun 11 am–5 pm

Yoan Mudry | The Future Doesn’t Need Us | Bis 15.5.2022 Sein neues Projekt an der Rückwand der Kunsthalle Basel wird seine bisher grösste Arbeit und kombiniert kürzlich entstandene Illustrationen, Textfragmente und Wandmalerei. Matthew Angelo Harrison | Proto | Bis 26.09.2021 Der in Detroit geborene Bildhauer Matthew Angelo Harrison (* 1989) schafft eine monumentale Installation aus 3D-Maschinentechnologie, afrikanischen Artefakten und Materialien von Arbeitergewerkschaften, in der sich die grausame Geschichte des Kolonialismus mit dem formalistischen Erbe des Minimalismus verbindet. INFORMATION (Today) | Bis 10.10.2021 Verschlüsselte Netzwerke, digitale Währungen, künstliche Intelligenz: Die undurchsichtigen Formen der Zirkulation und Verarbeitung von Daten prägen den heutigen Alltag. INFORMATION (Today) will diesem Phänomen auf die Spur kommen.

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Bistro «Chez Jeannot». Das Bistro «Chez Jeannot» im Museum Tinguely bietet seinen Gästen einen einzigartigen Ort zum Verweilen, der die Gemütlichkeit und Stimmung eines Pariser Lokals verströmt – künstlerisch ausgestattet mit Werken von Jean Tinguely. Di–So 10–18 h | Tue–Sun 10 am–6 pm Tischreservationen sowie Privat- und Firmenanlässe +41 61 688 94 58 Table reservations, as well as private and business events: +41 61 688 94 58 Museum Tinguely Shop +41 61 688 94 42 | basel.shop_tinguely@roche.com

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Fondation Beyeler

Kunstmuseum Basel

Baselstrasse 101, Riehen | www.fondationbeyeler.ch info@fondationbeyeler.ch | +41 61 645 97 00

Hauptbau: St. Alban-Graben 16 | Neubau: St. Alban-Graben 20 Gegenwart: St. Alban-Rheinweg 60, Basel |www.kunstmuseumbasel.ch info@kunstmuseumbasel.ch | +41 61 206 62 62

Öffnungszeiten Mo–So 10–18 h | Mi 10–20 h Während Art Basel, 19. – 26.09.: täglich von 9–19 h

Opening Hours Mon–Sun 10 am–6 pm | Wed 10 am–8 pm During Art Basel, 19 – 26.09.: daily 9 am–7 pm

Eintrittspreise & Specials Erwachsene CHF/€ 25.– 10.10.2021–2.1.2022 CHF/€ 30.– Kinder und Jugendl. bis 25 J. frei Gruppen ab 20 Pers. und Menschen mit Behinderungen reduzierter Eintritt

Tickets & Specials Adults CHF|€ 25.– 10.10.2021–2.1.2022 CHF/€ 30.– Children and Youngsters up to age 25 free Groups up to 20 pers. and disabled people reduced admission

Führungen Für aktuelle Information zu den Führungen besuchen Sie bitte unsere Webseite: shop.fondationbeyeler.ch/tickets

Guided Tours For information regarding guided tours please visit our website: shop.fondationbeyeler.ch/ tickets

Anreise Tram Nr. 6 (ab Innenstadt und Badischem Bahnhof), Tram Nr. 2 (ab Bahnhof SBB) mit Umsteigen bei der Haltestelle Messeplatz auf Tram Nr. 6. Mit Bahn ab Basel SBB und Badischem Bahnhof nach Riehen. Neu: Park & Ride ab Badischem Bahnhof.

Getting There Tram No 6 (from City and Badischer Bahnhof), Tram No 2 (from Bahnhof SBB) with a change stop Messeplatz to Tram No 6. By railway from Basel SBB and Badischer Bahnhof to Riehen. New: Park & Ride from Badischer Bahnhof.

▶ Aktuelle Ausstellungen Seiten 6–13

Fondation Beyeler Shop +41 61 645 97 25 +41 61 645 97 56

Öffnungszeiten Hauptbau & Neubau: Di–So 1o–18 h | Mo geschlossen | Mi 10–20 h Gegenwart: Di–So 11–18 h | Mo geschlossen Während Art Basel: Mo bis So 10-20 h Do 11-20 h (nur Hauptbau)

Opening Hours

Eintrittspreise All-in-one-Ticket Sonderausstellung, inkl. Sammlung & Ausstellungen Erwachsene CHF 26.– Sammlung Erwachsene (ab 20 J.) CHF 16.– IV/Gruppen ab 10 Personen Studenten 20–30 Jahre Jugendliche 13–19 Jahre Kunstschaffende CHF 8.–

Tickets All-in-one Ticket Special exhibition, incl. collection & exhibitions Adults CHF 26.– Collection Adults over 20 years CHF 16.– Disabled/Groups over 10 people Students 20–30 years Teenagers 13–19 years Artists CHF 8.–

Führungen +41 61 206 63 00 tours@kunstmuseumbasel.ch

Guided Tours +41 61 206 63 00 tours@kunstmuseumbasel.ch

Anreise Ab Bahnhof SBB: Tram Nr. 2 Richtung Riehen bis Haltestelle Bankverein. Ab Badischer Bahnhof: Tram Nr. 2 Richtung Binningen bis Bankverein.

Getting There From Bahnhof SBB: Tram No 2, direction Riehen, Tram stop Bankverein (approx. 4 min.). From Badischer Bahnhof: Tram No 2, direction Binningen, Tram stop Bankverein (approx. 6 min.)

Hauptbau & Neubau: Tue–Sun 10 am–6 pm | Mon closed | Wed 10 am–8 pm Gegenwart: Tue–Sun 11 am–6 pm | Mon closed During Art Basel: Mon–Sun, 10 am–8pm | Thu 11 am–8 pm (only Hauptbau)

▶ Aktuelle Ausstellungen Seiten 14–21

shop.fondationbeyeler.ch webshop@fondationbeyeler.ch

Beyeler Restaurant im Park

Täglich 10–18 h +41 61 645 97 70 Daily 10 am–6 pm +41 61 645 97 70

Artinside |

Shop Kunstmuseum Basel Die Shops befinden sich im Hauptbau und im Foyer des Neubaus. Der Zugang zu den Shops ist während der Öffnungszeiten des Museums ohne Eintrittsticket jederzeit möglich. The shops are located in the Hauptbau and in the foyer of the Neubau. The shops are open during museum hours; no ticket required.. Di–So 10–18 h | Mi 10–20 h Tue–Sun 10 am–6 pm | Wed 10 am–8 pm

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Bistro Kunstmuseum Basel Öffnungszeiten | Opening hours Di–So 9–19 h | Mi 9–21 h Tue–Sun 9 am–7 pm | Wed 9 am–9 pm www.bistro.kunstmuseumbasel.ch St. Alban-Graben 16 | +41 61 271 55 22


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▲ 14 Museen & Hotels

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FRANKREICH

1 Fondation Beyeler, Riehen/Basel 2 Museum Tinguely 3 Kunstmuseum Basel | Hauptbau | Neubau 4 Kunstmuseum Basel | Gegenwart 5 Kunsthalle Basel 6 Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G 7 Kunsthaus Baselland 8 Schaulager, Münchenstein, BL 9 HeK – Haus der elektronischen Künste Basel 10 Vitra Design Museum/D 11 Kunst Raum Riehen 12 Kloster Schönthal, Langenbruck/CH 13 Museum Frieder Burda, Baden-Baden/D 14 Musée Unterlinden, Colmar

Tram 8, Bus 55 ab Claraplatz

Tram 6 ab City, Claraplatz, Messeplatz

DEUTSCHLAND

1

11 S-Bahn Riehen

Badischer Bahnhof

Basel City

A Hotel Les Trois Rois B Der Teufelhof Basel C Hotel Krafft Basel D Volkshaus Basel Bahnhof SBB / SNCF

Badischer Bahnhof

7

Messeplatz

6

S-Bahn Dreispitz

Claraplatz

9

D

2

Wettsteinplatz Marktplatz

Tram 11

Tram 10 & 11

8 12

Münsterplatz

B

Barfüsserplatz

5

3

4 Aeschenplatz

Goya Fresko (Detail) in San Antonio de Florida, Madrid

A

C

Tram 14 Geodaten Kanton Basel-Stadt, 11.12.2012

Basel City

Detaillierte Angaben zur Anreise finden Sie bei den Informationen zu den Museen auf den Seiten 38 bis 41

Eine Begegnung mit Goya Kulturreise Spanien: 23. – 29. März, 2022 Sehen Sie Goyas Werke am originalen Aufstellungsort. Wir entdecken seine ersten Arbeiten in Saragossa und Aragon und folgen ihm durch die Dörfer, wo er das einfache Leben und die Schrecken des Krieges malte, nach Madrid an den königlichen Hof, wo er zu gefeierten Hofmaler aufstieg. Programmdetails: www.reisenzurkunst.ch/goya und in der Galerie Lilian Andree, Gartengasse 12, Riehen Artinside |

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KOJICH & FELDER REISEN ZUR KUNST


Die nächste Ausgabe von Artinside erscheint im Frühjahr 2022

Louise Bourgeois , La descente aux enfers, Friday 4pm, 1994

Georgia O’Keeffe, Jack-in-the-Pulpit No. IV, 1930

Kunstmuseum Basel | Neubau

Fondation Beyeler

Louise Bourgeois X Jenny Holzer

Georgia O'Keeffe

19.02.2022 – 15.05.2022

23.01.2022 – 22.05.2022

In dieser Ausstellung treffen mit Louise Bourgeois (1911–2010) und Jenny Holzer (* 1950) zwei aussergewöhnliche Künstlerinnen aufeinander. Bourgeois gilt als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit. In ihren surrealen, teils verstörenden, teils humorvollen Werken befasst sie sich vor allem mit persönlichen Traumata und dem Unterbewussten. Holzer ist weltweit für eine textbasierte Kunst berühmt, die inhaltlich und formal radikal und inhaltlich politisch ist. Sie kuratiert die Ausstellung und lässt uns so Bourgeois durch ihre Augen neu sehen.

Die grosse Retrospektive zu Georgia O’Keeffe (1887–1986) ist einer der bedeutendsten Malerinnen des 20. Jahrhunderts und herausragenden Persönlichkeiten der modernen amerikanischen Kunst gewidmet. Von O’Keeffes frühesten Abstraktionen bis hin zu ihren ikonischen Darstellungen von Blumen und Landschaften aus dem Südwesten der Vereinigten Staaten bietet die Retrospektive eine umfassende Auswahl zum Teil selten gezeigter Gemälde aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Die Ausstellung beleuchtet O’Keeffes besondere Art und Weise, ihre Umgebung zu betrachten und in neue und bisher noch nie gesehene Bilder der Realität zu übersetzen: «Man nimmt sich selten die Zeit, eine Blume wirklich zu sehen. Ich habe sie gross genug gemalt, damit andere sehen, was ich sehe.»

Museum Tinguely

Merci Seppi. Die grosse Schenkung 17.11.2021 – 13.03.2022 Josef «Seppi» Imhof, Assistent von Jean Tinguely von 1971 bis zum Tod des Künstlers 1991, sammelte in den vielen Jahren, in denen er Tinguelys nächste und wohl auch regelmässigste Begleitung war, eine grosse Anzahl von Werken auf Papier. Es sind Zeichnungen, Druckgrafiken, Collagen, Briefe, Werkskizzen, sorgfältige Aquarelle und ganz schnelle Sachen, es sind vor allem Zeugnisse einer intensiven Beziehung zwischen Künstler und Assistent. Seppi Imhof hat nun dem Museum Tinguely seine Sammlung der Werke auf Papier geschenkt – diese werden in dieser Ausstellung präsentiert. Jean Tinguely, Briefcollage an Josef Imhof, 1975 Artinside |

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ARTS & CULTURE VIER HOTELS, ZWEI MUSEEN – EINE EINMALIGE KUNSTREISE DURCH BASEL Übernachten Sie in einem der vier teilnehmenden Hotels mitten in der Altstadt und erleben Sie gleich vor der Haustür wie Basel tickt. Die Kulturstadt am Rhein freut sich auf Sie! Details zum Arts & Culture Package finden Sie auf arts-culture-basel.com.


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