Nachrichten aus dent QBNiſſionsgebiel der Heimath und ds Ts Herausgegeben
von der Evangeliſch- Lutheriſchen Sno Lat n feen vou Nordamerika
durch die Commiſſion
für die Negerniiſſion.
Februar
24. Jahrgaug.
„„Ench iſt's gegeben, zu wiſſen das Geheimnis des Reichs Gottes.’ Luc. 8, 10. Dieſe Worte ſind aus dem Evangelium des Sonntags Sexageſimä. Es ſind köſtliche Worte, Worte voll Heil und Gnade, voll Troſt und Seligkeit, Worte, die uns aud) mächtig zur Miſſion erwe>en müſſen. Gott laſſe ihre kurze Betrachtung an unſer aller Herzen reich geſegnet fein! Der Heiland hatte ſeinen Jüngern das ſhöne Gleichnis vom Säemann und vom viererlei Ader vorgelegt. Er wollte ihnen damit vor Augen ſtellen, warum der fruchtbringende, ſeligmahende Same ſeines Wortes nicht allen Hörern zum Heil und Leben gereicht, nämlich allein aus Schuld der Menſchen. Denn Gott will Gnade und Heil allen Menſchen geben. Aber die lieben Apoſtel hatten das Gleichnis nicht verſtanden und baten daher den Heiland um die Auslegung. Bereitwillig wie immer und überall gibt er ſie und leitet ſeine Erklärung mit den Wore
ten ein: „Euch iſt's gegeben, zu wiſſen heimnis des Reichs Gottes.“ Köſtliche Worte
haben
wir nun
das
dieſen Au3ſpruch
Ge= ge-
nannt. Denn fie find fo recht aus dem Kern des Evangeliums,’ der ſüßen Lehre von der Rechtfertigung oder Vergebung der Sünden, genommen. Das iſt aber die Lehre, von welcher Luther ſagt : Wo ſie gelehrt und geglaubt wird, da?leuchtet über dem Sünder Gottes helle Gnadenſonne und ein offener Himmel. Wo dieſe Lehre aber nicht gepredigt oder nicht geglaubt wird, da iſt nichts denn eitel Tod und hölliſche Finſternis. Was meint nämlich der Heiland
1902.
‘Aummer 2.
mit dem Wort: „Geheimnis des Reichs Gottes“? Nichts anderes als die Lehre, das Wort von der Seligkeit der Sünder aus Gottes Gnade durd) den Glauben an JEſum Chriſtum. Geheimnis nennt der Heiland dies Evangelium. Denn freilich ift es Menſchen und Engeln ein ganz unbegreiflihes Geheimnis, daß der heilige Gott den undankbaren, ſo ſhnöde von ihm abgefallenen Menchen noch lieben kann, nod) ſollte ſelig machen wollen. Ja, ein Geheimnis iſt es, daß Gott, ſtati mit verzehrendem Zorn, vielmehr mit dem innigſten Erbarmen auf den Sünder herabſah und ſich gleichſam fragte: Wie kann id ihn von dem Urtheil meiner Gerechtigkeit erretten und aus dem Tode ſeiner Sünde in das Leben zurü>führen ? Ja, und ein noch unerforſchliheres Geheimnis ift nun auch das Mittel, welches die ewige Weisheit erdachte, um dies ſelige Licbediwerk auszuführen. Der Apoſtel Paulus beſchreibt e3 mit den wunderbaren Worten: „Kündlich groß iſt das gottſelige Geheimnis: Gott iſt offenbaret im Fleiſch.“ YD unausdenkbares Geheimnis: Gott wird Menſch! Jun dem JEſuskind der Maria im Stall zu Bethlehem ift der ewige Gottedfohn ein ſterblicher Menſch geworden,
ein Bruder
der Sünder.
Und
warum
das ?
Meshalb dieſe tiefe Erniedrigung ? D dies gottſelige Geheimnis wird noch viel undurchdringlicher, unbegreiflicher. Siche, das JEſuskind wächſt auf zum Manne, offenbart - ſeine göttliche Herrlichkeit in Tauſenden von Wundern, und dann, lieber Leſer, ſiehſt du ihn erhöht am Kreuz auf Golgatha. Gott ſelbſt wird zum Fluch, der alleinſelige Gott wird von Gott verlaſſen, in Höllenqual dahingegeben. Der Fürſt des Lebens, der HErr der Herrlichkeit ſinkt hinab in