Die
Missions=-Taube,
47
Büffeln und beſonders Zebras ſich täglich Beſuche abſtatten. Es war ſchon zehneinhalb Uhr Nachts, als wir ausſpannten, da wir denn ſo klug waren, alle Zugochſen und die zwei Pferde zwiſchen die beiden Wagen zu bringen, welche uns zum Lager dienen ſollten. Zunächſt ſaßen wir auf dem Wagenfis und labten uns
eine reihe Gabe von $500.00 eingehändigt habe. Jett war er ſhon wieder da und hat aud) dieſes Mal fünf Hundertdollarſcheine für das rettende Werk der Miſſion unter den Negern hinterlaſſen. Wie erklärlich iſt es, daß der Herr Kaſſirer dieſen hochgeſhäßten Glaubensbruder, der ihm durch ſeine Beſuche ſtets eine ſo freudige Ueber-
an einer Taſſe Kaffee, als unſer Kutſcher oder Treiber ſagte:
raſhung
„Ah, diesmal höret ihr ihn, den owen!” Wirklich ertönte in der Ferne kurz abgeſtoßenes, dumpfes Gebrüll, Töne, die man nicht mehr vergißt, wenn man ſie einmal gehört hat. Der Kutſcher fügte jedoh hinzu: „O er wird niht hierher kommen.“ Kaum hatte er ausgeredet, als all das Bugvieh fid) gegen den Wagen hinſtürzte. Die Eingeborenen, um ihre Feuer gelagert, zeigten nod keine Spur von Unruhe ; fo vollendeten wir unſer kleines Abendeſſen,
So hatte er lestes Jahr verſucht, mit ihm ein Geſpräch anzuknüpfen. Doch Herr Unbekannt wußte geſhi>t auszuweichen und blieb unbekannt. Dieſes Mal hatte er vor:
denn es drängte uns, die Ruhe aufzuſuchen nach einem ſehr
anſtrengenden Tag. Plößlich erſchallt das Gebrüll an der Seite unſeres Wagens. Wie klammerten fic) da die Baſuto an den Wagen, ſuchten ſogar in ihn einzudringen, indem ſie riefen: tau! tau! (der Löwe!) Die armen Ochſen ringen umſonſt, fic) von der Deichſel loszureiffen. Die Pferde, auf ihren Hinterfüßen fic) bäumend, mit aufgeblaſenen Nüſtern, faſt austretenden Augen, ſchaudern zuſammen.
Vorn im Wagen ſtanden wir beide, mein Mann mit der Büchſe, ich die Laterne haltend, im Gefühl der überaus nahen Gefahr ; ein ſtilles Gebet entrang fic) unſern Herzen zu dem lieben Vater, der über ſeine Kinder wacht, als ein raſches, diebiſches, grauſiges Hinſtreichen im hohen Gras hinter unſern Wagen fic) vernehmen läßt. Da drüd>t Ben, der Kutſcher, [08 — ganz aufs Gerathewohl in dieſer Finſternis. Dieſer einzige Flintenſhuß aber war von der Hand deſſen gelenkt worden, der immer bereit ſteht, ſeinen Kindern zu helfen, wenn ſie ihn anrufen. Die Kugel hatte den Löwen im Rückgrat getroffen und war durch cine ſeiner Hintertagen wieder hinausgeflogen. Als wir am nächſten Morgen dieſen gewaltigen Löwen in der Nähe beſchauten, . waren unſere Herzen voll unbeſchreiblicher Bewegung; man ahnte, welche Verheerungen dieſe gewaltige Kinnlade mit ihren fürchterlihen Zähnen hätte anrichten können, und fühlte, wie groß das Vorrecht iſt, fic) unter Gottes Schuß zu wiſſen.
Manherlei aus der Miſſion und für die Miſſiou. (Von R. K.)
Herr Unbekannt — nur unter dem Namen kennen wir
dieſen wohlthätigen Freund der Negermiſſion — Herr Unbekannt war kürzlih zum fünftenmal bei unſerm Kaſſirer, Herrn Director A. C. Burgdorf. Erſt im lezten September berichteten wir mit großer Freude, daß er, als gerade die Miſſion in großer Noth war, dem Kaſſirer einen höchſtwillkommenen Beſuch abgeftattet und wieder, wie früher,
gebeugt.
bereitet, gern etwas näher kennen lernen möchte !
Während der Herr Director mitten im Unterricht
war, tritt er an die Thür des Walther-College, klingelt, wünſcht Herrn Director Burgdorf nur einen Augenbli> zu ſehen, ſagt: „Jch wollte Jhnen wieder etwas bringen für die Negermiſſion“ und verabſchiedet fid) mit der Bemerkung: „Jh will Sie nicht aufhalten, Sie haben zu unterrichten.“
Und nach einer andern Richtung als ſonſt
ging Herr Unbekannt und war ſchnell aus den Augen des Kaſſirers verfdjwunden. Wer er auch ſein mag, wir und mit uns viele Freunde der Miſſion gedenken ſeiner in aufrichtiger Dankbarkeit und bitten Gott, daß er ihm ein reicher Vergelter ſein wolle. Wem aber müſſen hierbei nicht die Schriftworte in den Sinn kommen: „Laſſet uns Gutes thun und niht müde werden.“ Und: „Wenn du nun Almoſen gibſt, ſollſt du nicht laſſen vor dir poſaunen. .. . Laß deine linke Hand nicht wiſſen, was die rete thut. Und dein Vater, der in das Verborgene fiehet, wird dir’s vergelten öffentlich !“
Bald wird die Synodalconferenz zuſammentreten. Da ſoll über Gründung einer Anſtalt zur Ausbildung fare biger Prediger und Lehrer gehandelt werden. Die werthen Leſer werden es daher in der Ordnung finden, daß die „Miſſions - Taube“ jest der Beſprehung dieſer wichtigen Frage ſo viel Raum widmet und verſchiedene Vorſchläge zur Löſung dieſer Frage veröffentlicht. — Daß. immer mehr Neger zur Miſſionsarbeit unter ihrem Volke herangezogen werden ſollten, darüber ſcheint kaum Meinungsverſchiedenheit zu ſein. Doch nicht fo leicht entſcheiden fic) die Fragen: Sollte jest ſogleich eine Anſtalt zur vollſtändigen Ausbildung von farbigen Predigern und Lehrern in den Südſtaaten errichtet werden, oder vielleicht nur eine Vorb ereitungsanſtalt für unſere ſchon beſtehenden Seminare, oder ſollten dieſe unſere Seminare, -wie bisher, die Neger mit ausbilden und etwa nur in denſelben eine dieſem Zwe> beſonders entſprechende Einrichtung getroffen werden ? Miſſionar Lankenau in New Orleans ſchrieb am 1. Mai: „Lebten Sonntag wurden hier dreizehn confirmirt, bis jest die größte Confirmandenzahl in St. Paul. Vier von ihnen waren aus lutheriſchen Familien. Neun ſtammen aus Familien, aus denen nod kein Glied zu uns gehört, nun aber hoffentlich viele zu uns kommen werden.“
Miſſionar Sthooff in Meherrin, Va., iſt, Gott Lob,
fo weit geneſen, daß er ſeit Oſtern wieder ſeines Amtes warten kann.
—