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ES ons - Taube.
von uns Miſſionaren, die eben aus Europa ſind und ſolche Freiheit nicht haben, mit den Heiden im Lande umzugehen, als wohl die haben, ſo in dieſem Lande geboren und erzogen ſind.“ Schon vorher hatte ex berichtet: „Wenn es in dieſem Werke Gy dahin kommen wird, daß aus unſeren Schulen tüchtige Leute als Schulmeiſter, Katecheten oder auch wohl als Lehrer können gebraucht werden, ſo, hoffe id), wird ſelbiges erſt recht wachſen, denn durch dies Mittel haben die Römiſch-Katholiſchen in Ausbreitung der drijtlichen Religion auf hieſiger Küſte den größten Fortgang gehabt, daß ſie auch ſchwarze Jndier zum Predigtamt ordi-
nirt haben.“ Die erſten Miſſionare in Judien begnügten fid) daher niht mit den ſchon früher angelegten Volksſchulen ; es mußte ihnen gerade für ihre Miſſionszwecke bald darauf anfommen, den Grund zu einer höheren Lehranſtalt zu legen. „Es ſoll“, ſhreibt Miſſionar Grüntler im Septem-
ber 1715, „mit den großen Knaben aus unſeren Schulen nunmehr ein collegium biblicum und ein theologicum angefangen werden, damit ſie dadurch mehr und mehr zu dem Miſſionarienamt präparirt werden, ſo es Gott gefallen möchte, ſie dazu zu gebrauchen.“ Ein Jahr, nachdem er Obiges ſchrieb, ift mit acht tamuliſchen Knaben der Anfang
eines Seminars gemacht worden. (Plitt-Hardeland, „Geſchichte der lutheriſchen Miſſion“, S. 96 f.) So war es damals 5 ſo ift es nod) heute in Judien. Wer die Miſſionsgeſchichte kennt, weiß,
wie das Evange-
lium auch gerade durch die eingeborenen Miſſionare verbreitet worden ijt. So ſchreibt zum Beiſpiel Rev. L. B. Wolf von der Guntur- Miſſion der lutheriſhen Generalſynode in ſeinem Buche über jene Miſſion (‘After 50 Years”, S. 164) : „Es ijt ſelbſtverſtändlich : ſoll Judien zu der Erkenntnis JEſu Chriſti gebracht werden, ſo müſſen die Söhne des Landes angeworben werden. Um ein Unternehmen von ſolcher koloſſalen Größe, verbunden mit Schwierigkeiten, die der Sprache, dem Klima, den Eigenthümlichkeiten der Völker und der Religion eigen ſind, auszufiihren, iſt es von der höchſten Wichtigkeit, daß Nelu, auf dem Miſſionsfelde erzogen, Nelu aus dem Volke, erfüllt mit ihren ſonderbaren Jdeen, aber auch mit der Erkenntnis JEſu Chriſti, und vom Heiligen Geiſt geleitet, ausgebildet werden, um das große Unternehmen.ins Werk zu ſehen. ... Die Frage betreffs der Evangeliſirung Jndiens muß durch eine geweihte und aufopfernde Schaar cingeborener Arbeiter beantwortet werden. . ., und die Miſſion löſt ihre verantwortungsvolle Aufgabe am beſten, die eingeborene Arbeiter erzieht und zu ihren vielfachen Pflichten geſchi>t macht.“
So haben auch die Secten in den von ihnen betriebe“nen Miſſionen unter Jm Anfang haben fie, gregationaliſten und Lehrer zu den Negern langſame Fortſchritte. ; Society” und andere tee
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den Negern im Süden gehandelt. beſonders die Presbyterianer, ConEpiskopalen, weiße Prediger und geſandt. Die Miſſion machte nur Dann wurden die “Freedman’s philanthropifde Vereine gegründet,
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die es fic) zur Aufgabe machten, neben dem, daß fie Negergemeinden mit Geldmitteln unterjtiigten, auch höhere Schulen zu errichten und Neger fiir den Dienſt der Miſſion auszubilden. Erſt nachdem Farbige die Stellen der Weißen eingenommen hatten, fing die Kirche an zu wachſen, ſo daß ſie in den leßten zehn Jahren um beinahe eine Million Glieder vermehrt worden ijt. Sollten wir nicht aud) durch das Beiſpiel der Secten in dieſer Hinſicht etwas lernen? Warum ſind denn zum gedeihlihen Wachsthum der Miſſion
eingeborene Prediger
und Lehrer nöthig?
Dieſe Frage wollén wir kurz beantworten. Erſtens iſt der Mangel an Arbeitern, die fid) dem Dienſte der Miſſion opfern, immer groß geweſen und iſt es nod). Die Miſſionskirche hat zu allen Zeiten vor dem Throne Gottes gelegen mit der Bitte: „HErr, die Ernte iſt groß, und der, Arbeiter ſind wenig ; ſende Arbeiter in deine Ernte.“ Und Gott gebe, daß der Tag nie kommen möge, da man dieſe Bitte für überflüſſig hält. Wie viele, viele Seelen zu Hauſe und in der Ferne ſind ſhon verſhmachtet, ohne daß ihnen ein Bote des ſeligmachenden Evangeliums geſandt worden iſt. Zweitens ift es Thatſache, daß ein farbiger Prediger und Lehrer die Eigenthümlichkeiten, ſowie auch die Lieblingsſünden, z. B. den Aberglauben der Neger, beſſer kennt als ein Fremder. Wohl iſt es wahr, das Wort Gottes iſt wie eine Leuchte, die in alle Schlupfwinkel des menſchlichen Herzens hineinleuchtet und die geheimen Begierden und Gedanken aufde>kt ; aber dennoch bleibt es aud) wahr, daß ein Cingeborener, der ein ‘“‘chip of the old block’? iſt, das Wort Gottes beſſer anwenden kann als einer, der erſt Jahre lang die Eigenthümlichkeiten und Schooßſünden des Volkes ſtudiren muß. Drittens hat ein Eingeborener den Vortheil vor dem Fremden, daß er in der Regel das Zutrauen ſeiner Raſſen-genoſſen ſchneller gewinnt und daher aud) mit ſeiner Miſſion bei ihnen leichter Eingang findet. Wie oft hört man von Miſſionaren die Klage, daß es ſo lange währt, bis ſie fid) Bahn zu dem Herzen des Volkes brechen können. Und um beſſer an die Leute zu kommen, bilden ſi<h manche Miſ= ſionare 3: B. als Aerzte aus. Ein jeder wird wohl eine ſehen, wie wichtig es fiir die Aufgabe eines Miffionars iſt, daß er das Zutrauen ſeiner Zuhörer gewinne. Jt es nun zum geſegneten Wachsthum und Gedeihen einer Miſſion fo rathfam, daß Eingeborene als Prediger und Lehrer erzogen und angeſtellt werden, fo iſt dieſes auch bei unſerer Miſſion unter den Negern nicht außer Acht zu laſſen. Ueber zwanzig Jahre hat die Ehrw. Synodalconferenz unter den Negern im Süden gearbeitet, und die Arbeit ift nicht vergeblich geweſen ; hätten wir aber den Rath des ſeligen Paſtor Bünger befolgt und ſogleich Schritte gethan, begabte Negerknaben als Miſſionare auszubilden, wie die Secten, wie viel beſſere Reſultate würden wir vielleicht erzielt haben ! Gerade in unſerer Negermiſſion müſſen wir den großen Mangel an Predigern und Lehrern ſ{merzli< empfinden.