Leseprobe NOVAcura 1/2020

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Editorial    7

Healthy Ageing

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Jeanne Calment, 1875 im südfranzösischen Arles geboren, hält den Rekord als ältester Mensch der Welt. Sie wurde 122 Jahre und 164 Tage alt. Waren es die Gene? War es Glück? Welche Rolle spielten sozioökonomische Faktoren? Die Familie Calment war wohlhabend und Jeanne war gebildet, musste nie viel arbeiten, konnte stattdessen ihren Hobbies wie Radfahren, Schwimmen, Tennis und Klavier spielen nachgehen. Die meisten Menschen sterben zwischen 65 und 90 Jahren, doch dank des medizinischen Fortschritts und der ­guten Gesamtversorgung verschiebt sich die Grenze zunehmend nach hinten. Lebten 1970 in der Schweiz noch 61 Menschen, die über 100 Jahre alt wurden, waren es 2016 bereits 1546. Wünschen wir uns nicht alle ein möglichst langes Leben? Jungbrunnen, Einfrieren lassen oder ins Weltall schiessen? Doch was, wenn Krankheit und Gebrechen hinzukommen? Was bedeutet Lebensqualität dann? Kommt es nicht vielleicht darauf an, den Jahren mehr Leben zu geben, als dem Leben mehr Jahre? Alt werden ist das eine, dabei ein gutes Leben zu führen, das andere. Die WHO beschreibt das mit dem Konzept des „Healthy Ageing“. Es geht darum, Ressourcen zu stärken und Menschen zu befähigen, ihr Leben ihren Vorstellungen entsprechend zu gestalten, Zugang zu Bildung und Gesundheitsdienstleistungen zu schaffen sowie Teilhabechancen möglich zu machen. Auch vor dem Hintergrund

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von Krieg, Gewalt und Umweltverschmutzung hat jeder Mensch, überall auf der Welt, das Recht auf ein gesundes und langes Leben. Dazu gehört es auch, dem Alter das ­negative Stigma zu nehmen. All das liegt in politischer und gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. „Das Alter ist unheilbar“, lautet ein nigerianisches Sprichwort. So können wir nur lernen und daran wachsen. Im Alter von 85 Jahren lernte Jeanne Calment das Fechten. Mit 100 fuhr sie noch Fahrrad. Erst mit 110 zog sie in ein Altersheim. Mit 115 stürzte sie und war auf den Rollstuhl angewiesen. Gegen Ende ihres Lebens wurde sie blind und taub, blieb jedoch geistig rege. Für ihre Gesundheit sagte sie, hätte sie nie etwas Besonderes getan. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre der ersten Ausgabe der NOVAcura und wünsche Ihnen das Beste für das neue Jahr 2020.

Swantje Kubillus, M.Sc. PH Lehrerin für Pflege & Gesundheit, wirft auch in diesem Jahr wieder einen heiter-berührenden Blick auf ausgewählte Filme.

© 2020 Hogrefe


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