Foto: Casper Lindemann
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ÜBER DEN EIGENEN SCHATTEN SPRINGEN INNOVATIVE RAUMKONZEPTE Harald Fux, Österreich Harald ist Architekt sowie Gründer und Inhaber des Büros „Raumkunst“. Er ist Vorsitzender der IAKSExpertengruppe „Sporthallen“ und Präsident der IAKS Österreich.
Casper Lindemann, Dänemark Casper ist Berater des dänischen Nationalen Olympischen Komitees und des dänischen Sportverbands.
Daniel Glimvert, Schweden Daniel ist beim Schwedischen Sportverband für das gesamte Spektrum der Sport- und Freizeitanlagen verantwortlich. Er ist Co-Autor einer Studie zum Thema „Die Sporthalle der Zukunft“.
Oliver Vanges, Dänemark Oliver arbeitet als Entwicklungsberater bei der dänischen Stiftung für Kultur- und Sportstätten. Gemeinsam leiten Casper und Oliver das Projekt „Alte Sporthallen – neue Möglichkeiten“.
Die IAKS-Expertengruppe „Sporthallen“ diskutiert seit ihrer Gründung im April 2019 Ideen und Modelle, mit denen das traditionelle, auf den Mannschaftssport fokussierte Sporthallenmodell besser auf die heutigen Nutzer zugeschnitten werden soll, die in kleineren Gruppen oder individuell Sport treiben möchten. Es besteht ein eindeutiger Bedarf an anpassungsfähigen, modularen und mobilen Bewegungsräumen, die in einem ausgewogenen Verhältnis zu herkömmlichen Sporthallen stehen. Im Januar 2022 tauschten sich die vier Experten zu verschiedenen Fragen aus: Wie kann ein aktiver Lebensstil durch geeignete räumliche Strukturen gefördert werden? Wie kann ein solcher Lebensstil überhaupt „erzeugt“ werden? Wo gibt es Räume für Bewegung? Und vor allem: Wie können sie für alle zugänglich gemacht werden? Harald: Warum habt ihr begonnen, das traditionelle Sporthallenmodell infrage zu stellen? Oliver: In Dänemark konzentriert sich die Kampagne „Alte Sporthallen – neue Möglichkeiten“, an der Casper und ich beteiligt sind, auf Schulsporthallen mit einer Größe von 10 x 20 Metern. Das ist der häufigste Hallentyp in Dänemark: Es gibt 1.800 völlig identische Hallen in ganz Dänemark, aber sie werden nicht ausreichend genutzt. Sie sind einfach nicht attraktiv für die Öffentlichkeit. Vor allem für Freizeitaktivitäten sind sie eher uninteressant. Harald: Wie habt ihr diese unzureichende Nutzung gemessen? Oliver: Es gibt verschiedene Arten, dies zu messen. Meiner Meinung nach reicht es nicht aus, nur die gebuchten Zeiten in den Sporthallen zu betrachten. Viele Nutzer re16
servieren und kommen dann nicht. Wir müssen die tatsächliche Nutzung der Sporthallen analysieren. Einige Zählungen werden manuell, andere elektronisch durchgeführt. Alle Daten deuten darauf hin, dass diese Sporthallen vor allem nach den Schulstunden nicht ausreichend genutzt werden. Harald: Wie ist die Situation in Schweden? Daniel: Ich habe Bilder aus dem frühen 20. Jahrhundert angeschaut und muss sagen, dass die Sporthallen heute, im 21. Jahrhundert, immer noch genauso aussehen. Aber der Sport und die Art und Weise, wie wir uns körperlich betätigen, haben sich stark verändert. Wir müssen die Sporthallen für den Schulsport, den Vereinssport und den nicht organisierten Sport modernisieren. Wie kann man alles im selben Gebäude unterbringen? Wir analysieren jeden Teil der Anlage, denn wir brauchen viele Nutzer gleichzeitig, damit die Sporthallen finanziell nachhaltig sind. sb 1/2022