JAM Magazin Nº57 | OÖ Pfadfinderinnen und Pfadfinder

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Oberösterreichische PFADFINDERINNEN UND PFADFINDER

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4/2020 Dezember

vieles ist gerade jetzt nicht einfach. In solchen Lebenslagen zeigt sich, auf wen Verlass ist.

solidarisch. Für einander da sein, miteinander gehen – wohin auch immer, sich gegenseitig helfen ohne ‘wenn & aber’: Ein schöner Wunschtraum – oder gelebte Werte?

JAM auf der Spurensuche nach dem Wert ‘Solidarität’ – dem Grund für echte Freunde und wahrer, großer Freude.

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OÖ Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Brucknerstr. 20, 4020 Linz


IMPRESSUM Titel: JAM, Magazin der OberĂśsterreichischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Offenlegung gem. §25 Mediengesetz: Medieninhaber (Alleininhaber): Verein „OberĂśsterreichische Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ – Brucknerstr. 20, 4020 Linz, Tel. 0732 / 66 42 45, Fax:  60  84  59.  |  ZVR:  750481321 E-Mail:  office@ooe.pfadfinder.at W e b :   w w w . o o e . p f a d f i n d e r. a t

#newlife #welcome

David ! Das JAM-Team gratuliert ganz herzlich: Unserer Lektorin Kerstin zur Geburt ihres Sohnes David! Dem kleinen ErdenbĂźrger wĂźnschen wir ein „Herzliches Willkommen“ und ein gutes Ankommen in unserer Welt! đ&#x;˜Š

Erscheinung: 4 (3+1) mal jährich. Grundlegende  Richtung:  unabhängige Zeitschrift im Bereich der pfadfinderischen Jugendarbeit, gibt Impulse, regt zu Diskussion von Visionen und mĂśglichen Entwicklungen an. FĂśrderung der Qualität der Kinder- und Jugendarbeit der OberĂśsterreichischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen. Kommunikationsmedium zwischen Verbandsleitung und allen Mitgliedern, FreundInnen und Interessierten. Forum fĂźr Erfahrungs- u. Meinungsaustausch. Redaktion Leitung: Martina Bergsleitner und Barbara SchrĂśckenfuchs. AutorInnen und Autoren: Isabella Bachleitner, Klaus Hollinetz, Alexander Maringer, Markus  Pichler-Scheder,  Markus  PrĂśtsch, Wolfram Maria SchrĂśckenfuchs. Gastautorin: Magdalena Look Gestaltung ( inkl. Bild-Recherche, -bearbeitungen ) Wolfram-Maria SchrĂśckenfuchs Hersteller Kontext  Druckerei GmbH, Linz

Wir bedanken uns bei unseren Inserenten und Sponsoren. Sie wollen gerne im JAM inserieren? Bitte eine E-Mail an: jam@ooe.pfadfinder.at JAM online lesen: www.issuu.com/jam-magazin

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Abonnement fuĚˆr Nichtmitglieder: â‚Ź 12,– / Jahr jam@ooe.pfadfinder.at Anzeigenannahme Andreas Stumpf: 0732/ 66 42 45 Fax: 60 84 59 jam@ooe.pfadfinder.at

QUALITĂ„T IST UNSER STĂ„RKSTES MITTEL

Seit ßber 40 Jahren verfolgen wir als Familienbetrieb ein Ziel: Mit unseren Reinigungsleistungen und Services Top-Qualität zu liefern und so unsere Kunden optimal zu unterstßtzen und zu begleiten. Dafßr stehen wir!


Liebe JAM-Leserinnen und Leser!

57 4/2020 Dezemeber

Inhalt

Jetzt sitzen wir da. Am Wochenende vor Beginn des zweiten Shutdowns, bei dem unser Land wieder in den Dornröschenschlaf versetzt werden soll … So richtig realisiert haben wir es noch nicht und gefallen tut uns das noch viel weniger. Aber wir tun mit und halten die Füße still, weil wir damit solidarisch handeln und unser Gesundheitssystem, vor allem aber unsere Mitmenschen schützen. Solidarisch … solidarischer? Wie solidarisch ist Österreich? Wo verstehen wir es, unsere Nächsten zu respektieren und zu unterstützen, wenn sie unsere Hilfe brauchen? Wo hat Solidarität ihre Grenzen? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir in dieser JAM Ausgabe in unserem Leitartikel nach. Soviel sei verraten: Es ist nicht notwendig, die ganze Welt zu retten. Es genügt jenen Menschen zu helfen, die uns begegnen, dann haben wir schon viel erreicht. In kleinen Schritten Die Welt in kleinen Schritten retten wollen wir auch beim nächsten umWELTdenker Projekt-Wettbewerb »From Change to Chance«. Wir suchen eure Ideen, mit denen ihr gestärkt aus der Krise hervorgeht und Akzente für unser Umwelt setzt! Aber das ist noch nicht alles, viele weitere coole Themen warten wieder auf euch, etwas Philosophisches, so manches Pfadfinderische, auch was Kreatives und Kulturelles – wir würden sagen: Es ist für jeden etwas dabei! Kommt gut durch die Zeit, haushaltet gut mit eurer Energie und vor allem: Lasst es euch gut gehen, in der stillsten Zeit des Jahres! Martina & Barbara, und die ganze JAM Redaktion Angeführte Termine können sich aufgrund der c19-Pandemie verschieben oder auch abgesagt werden. Bitte beachtet dazu die jeweils aktuellen infos via e-Mail, facebook, u.w.

Termine 22.-23.1. 13.3. 20. 3. 17.-18.4. 12.-13.6. 12.-13.6. 25./26.9.

Die Welt im Wandel

Nie zu spät für Solidarität ein kritischer Jahresrückblick

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Die Welt im Wandel

Herbergssuche – heute wie damals

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Supermarkt Natur

Winterfütterung Essbares finden, auch jetzt

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… solltest du erlebt haben

We will Barock you Geschichte zum Angreifen

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umWELTdenker Wettbewerb’ 21

From Change To Chance

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Die Welt im Wandel

Die große Verschwörung von ‘Flat Earth’ bis Corona

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Die Welt im Wandel

Gute Frage? Denken ist spannend

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… ‘einfach leben’

Was zieht uns in die Berge? Motivsuche, weit oben

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Natur entdecken

Nationalparks Wildnis mitten in Österreich

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DIY – do it yourself

Cluedo, Mühle & Co in your Style

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… let’s go public

Pfadfinder*innen sichtbar … da wird was!

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& Know-how W i r w ü n s cMigranten h e n a l l e n u n s aus e r e n Ldem e s e r i n nAll: en und Infotainment e idie n e n Komenten besinnlichen Advent, und …

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Lesern

Geschenke sind wie Kometen: Oft nur sehr klein – leuchten aber lange nach!

2021

GL-Seminar* Landes-Pfadfinderrat Teamleiter & Lagerleiter Seminar* Stufenmethoden-WE* Startveranstaltung* Grundlagen-WE* Landestagung Puchberg*

F

R O H E

W

E I H N A C H T E N

! E u e r J A M -Te a m

jam@ooe.pfadfinder.at www.ooe.pfadfinder.at *) Ausbildung  |  WE = Wochenende

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Die Welt im Wandel

Nie zu spät für Solidarität Während der Corona-Beschränkungen wurde das solidarische Verhalten gepriesen. Doch wie weit geht unsere Solidarität wirklich? Isabella Bachleitner F o t o s :  u n s p l a s h . c o m   |   I s a b e l l a  &  J u d i t h

Zu Beginn dieses Artikels öffne ich den digitalen Duden. Solidarität, die: „unbedingtes Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele“. Solidarität hat etwas mit Verbundenheit zu tun, mit Werten, die man teilt, mit Gemeinschaft.

Tatsächlich lässt sich der Begriff der Solidarität bis in das Alte Rom zurückverfolgen. Wie so oft ging es dabei ums Geld. Familienmitglieder verband der sogenannte „obligatio in solidum“. Lebte ein Familienmitglied in Saus und Braus und verprasste sein Einkommen, mussten seine Angehörigen gerade stehen und die Schulden begleichen. Noch in der juristischen Fachsprache von heute haftet man „solidarisch“. Im Lauf der Zeit ging Solidarität innerhalb der Familie auf den Nationalstaat über. In Österreich sorgt unser Sozialsystem dafür, dass Einkommen umverteilt wird. Löhne werden progressiv besteuert. Das bedeutet, dass Personen, die mehr verdienen, einen höheren, relativen Anteil ihres Einkommens an den Staat zahlen. Dieses Geld wird dann umverteilt. Familien mit Kindern bekommen eine Familienbeihilfe oder Personen ohne Einkommen erhalten eine Mindestsicherung. Solidarität ist ein Grundwert, auf dem unser Staat aufbaut. Aber auch als Person kann man sich bewusst dazu entscheiden, solidarisch zu handeln und zu denken. Es beginnt damit, ein Gegenüber mit seinen Ansichten, Einstellungen, Sorgen und Ängsten gleich wichtig zu nehmen wie sich selbst und mit ihm zu empfinden.

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Solidarität macht stark, glücklich und erfolgreich Kennst du das? Du hast gerade jemandem geholfen: Dein Schulkamerad wurde unfair benotet und du bist für ihn eingestanden. Oder du erklärst einer Touristin den Weg und sie bedankt sich herzlich. Dann kann man sich das Lächeln kaum verkneifen und so ein wohlig warmes Gefühl breitet sich im Bauch aus. Das Wohlempfinden, das wir fühlen, wenn wir andere unterstützen, nennen Psycholog*innen „warm glow“, warmes Glühen. Es tut gut und macht glücklich, wenn wir zusammenhelfen und füreinander

» Es tut gut und macht glücklich, wenn wir zusammenhelfen und füreinander einstehen. Wir sind in unserem Dasein miteinander verbunden und deshalb auf einander angewiesen. Das heißt andere Menschen sind entscheidend, ob und wie ich meine persönlichen Ziele erreiche. « einstehen. Wir sind in unserem Dasein miteinander verbunden und deshalb aufeinander angewiesen. Das heißt, andere Menschen sind entscheidend, ob und wie ich meine persönlichen Ziele erreiche. Solidarität bedeutet nicht, die eigenen Ziele und Verpflichtungen hintan zu stellen. Durch Solidarität definiert man gemeinsame Ziele. Sie

durchbricht die Aufteilung in „die anderen“ und „ich“. Sie überschreitet die Grenze von Egoismus - ich denke nur an mich - und Altruismus - ich helfe nur den anderen. Denn sie zeigt uns, wozu wir gemeinsam fähig sind, dass wir gemeinsam etwas erreichen können, das für uns alleine außer Reichweite ist. Die Ziele und Aufgaben unserer Generation sind viel zu groß für einen Nationalstaat, sie sind sogar zu groß für einen ganzen Kontinent. Erreichen kann man sie nur gemeinsam, wenn man sich aufeinander einlässt und dem Gegenüber die gleiche Wichtigkeit, die gleichen Rechte und die gleichen Chancen einräumt, wie sich selbst.

Schau‘ auf dich, schau‘ auf mich In einer Gesellschaft lebt Solidarität besonders dann auf, wenn man eine gemeinsame äußere Bedrohung wahrnimmt. Das haben wir dieses Jahr erlebt, als das Corona-Virus unseren Alltag auf den Kopf gestellt hat. Doch mit den politischen Beschränkungen wuchsen auch das Gemeinschaftsgefühl und das Vertrauen aufeinander. Nachbarn gingen für einander einkaufen, Masken wurden genäht und verschenkt, man blieb zu Hause, um einander zu schützen. Das Vertrauen in die Politiker und Politikerinnen er-


Weihnachten steht vor der Tür. Die Zeit, in der wir aufeinander schauen, in der wir spenden, in der wir uns solidarisch zeigen. Und während der restlichen 48 Wochen – wie wurde Solidarität in diesem Jahr gelebt? Ein Jahresrückblick mit gemischten Gefühlen.

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W채hrend der Schulzeit teilte Judith mit mir ihr Jausenbrot, um meinen knurrenden Magen zu bes채nftigen. Im Fl체chtlingslager Moria brach sie das Fasten mit Fl체chtlingen in einem Tageszentrum.

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reichte unbekannte Hochs. Für mich herrschte die Übereinkunft: „Wir sitzen alle im selben Boot, rudern wir gemeinsam.“ Auch unser Staat, die Politik nahmen eine solidarische Haltung ein. Hilfspakete wurden geschnürt, in Österreich wurden dafür 18 Milliarden Euro veranschlagt, eine Riesensumme. Würde man mit diesem Geld Einfamilienhäuser im Wert von 400.000 Euro pro Stück bauen, hätte man viel zu tun. Nach 45.000 Häusern wäre das Geld aufgebraucht, man könnte die Stadt Wels neu errichten. Kurzum, es gab Tage, an denen ich von diesem Gemeinschaftsgefühl überwältigt war. Es bereitet mir Freude, darauf zurück zu schauen und zu sehen wie viel Herzlichkeit in unserem Miteinander stecken kann. Ich war und bin dankbar in einem Land zu leben, in dem man aufeinander schaut. Ich bin dankbar, dass mein Staat seine Bürgerinnen und Bürger schützt. Trotzdem, ein Gedanke schleicht sich immer wieder ein. Je enger man zusammenrückt, desto kuschliger und bequemer wird es innerhalb. Aber was ist mit jenen, die außerhalb stehen? Denen zeigt man vielleicht einmal mehr die kalte Schulter.

Und alle anderen? Na ja … Über Österreich hinaus betrachtet hat unsere Solidarität hat einen blinden Fleck. Einen blinden Fleck, der seit Jahren in der europäischen Politik existiert. Die griechische Insel Lesbos liegt im entferntesten Winkel Europas, unweit vom türkischen Festland. Darauf befindet sich das Flüchtlingsauffanglager Moria, das größte Lager auf den griechischen Inseln und das bekannteste. Tatsächlich muss ich schreiben, es befand sich dort. Anfang September stand es in Flammen, der blinde Fleck wurde ins Bild gerückt. Begeben wir uns auf eine kurze Zeitreise in das Jahr 2015. In Syrien, Afghanistan, Nigeria herrschen Krieg und Terror. Menschen fliehen, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu schützen. Angrenzende Flüchtlingslager sind überfüllt, Europa ist eine Verheißung für ein Leben ohne Bombenalarm. Über eine Million Menschen schaffen die beschwerliche Reise nach Europa. Zwei Jahre später, 2017, einigen sich europäische Spitzenpolitikerinnen und -politiker darauf, Ankunftszentren an den Außengrenzen zu schaffen. Von dort aus sollten Flüchtlinge geordnet verteilt werden. Moria wurde geschaffen, mit einer Kapazität für knapp 3000 Personen. Fünf Jahre später

ist die Anzahl an Untergebrachten sechs Mal so hoch. Für die improvisierte Kleinstadt stehen nur zwei Ärzte zur Verfügung. Menschen verbringen ihre Tage zusammengepfercht, ungewiss wie und wann sie ihr neues Leben beginnen können. Die hoffnungslose Lage setzt vor allem Kindern sehr zu: Viele verlieren ihre Freude am Leben, sie spielen nicht mehr, sie reden nicht mehr. Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) versuchen zu helfen. Meine langjährige Freundin Judith, gemeinsam drückten wir die Schulbank, reiste nach Lesbos. Vor einem Jahr war sie zweieinhalb Monate dort, gerade bereitet sie sich wieder auf einen zweiten Aufenthalt vor. Sie arbeitete in einem Tageszentrum für Flüchtlinge, in dem sie Programm für Jugendliche gestaltete. Inmitten des Chaos und der Unsicherheit wollte sie einen sicheren Ort für Heranwachsende schaffen, an den diese sich zurückziehen können. Der Einsatz für Flüchtende

» Der Einsatz für Flüchtende und für eine menschenwürdige Migrationspolitik wurde ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. […] … sie wollte etwas Sinnvolles machen. Die Missstände, wie Menschen behandelt werden, hätten sie geärgert und genervt. Da wollte sie sich einbringen. « und für eine menschenwürdige Migrationspolitik wurde ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Ich frage sie, was sie dazu bewegt hat: Eigentlich hatte sie auch egoistische Gedanken, sagt sie, sie wollte etwas Sinnvolles machen. Die Missstände, wie Menschen behandelt werden, hätten sie geärgert und genervt. Da wollte sie sich einbringen.

Hauptsache, die Grenzen sind geschützt Man muss nicht lange suchen, um diese Missstände zu entdecken. Um jeden, auch unmenschlichen Preis wird versucht, Menschen davon abzuhalten auf das europäisches Festland zu kommen. Das Asylrecht ist ein Menschenrecht. Ein Staat ist dazu verpflichtet, Menschen Schutz zu bieten, die flüchten mussten. Einen Schutz, wie ihn tausende Menschen aus Österreich im zwanzigsten Jahrhundert erhalten haben. Griechenland setzte das Asylrecht im März aus, um den „Grad der Abschreckung“ and den Grenzen zu „maximieren“. Schwimmende Zäune wurden errichtet, um überfüllte Schlauchboote aufzuhalten. Im Glücksfall

werden diese Menschen von NGOs gerettet, die dann lange nach einem Hafen suchen, der sie anlegen lässt. Viele Schlauchboote treiben ohne Rettung im Mittelmeer und kentern. Seit 2015 verloren 15.600 Menschen ihr Leben auf hoher See. Vor den Ufern Europas, dem Kontinent, auf dem die reichsten Länder der Welt liegen. Wo ist hier die gepriesene Solidarität? Auch wenn wegen massiver Abschottung und Überwachung die Asylanträge in der EU seit 2015 dramatisch gesunken sind - die weltweiten Wanderbewegungen wachsen. 2015 waren

» … was jeder und jede von uns braucht  [ … ]  : Sicherheit, ein Dach über den Kopf, ein Auskommen. Uns vereint so viel mehr als uns trennt. « 65 Millionen Menschen auf der Flucht, heute sind es beinahe 80 Millionen. Was suchen diese Menschen? Genau das, was jeder und jede von uns braucht und wir für selbstverständlich halten: Sicherheit, ein Dach über den Kopf, ein Auskommen. Uns vereint so viel mehr als uns trennt. Jeder Mensch will eine Existenz aufbauen und sein Leben gestalten, seine Lieben umarmen und am Abend sicher einschlafen. Der Corona-Frühling hat mir gezeigt, wie viel Rücksicht und Verbundenheit wir als Gesellschaft zeigen und fühlen können. Mir wird nicht klar, wie diese Solidarität vor so etwas Willkürlichem wie Grenzen Halt machen kann. Solidarität ist immer auf Augenhöhe. Schaue ich jemandem in die Augen, sehe ich nicht welche Religion mein Gegenüber hat, welche Hautfarbe oder gar welche Staatsbürgerschaft. Nach dem Brand in Moria hat der Künstler André Heller gemeint: „Das vollmundige Herabsetzen und Lächerlichmachen der Mitmenschlichkeit als naiv, realitätsfern und sentimentalen Kram ist eines der gefährlichsten gesellschaftlichen Phänomene.“ Nicht umsonst predigen alle Weltreligionen von der Mitmenschlichkeit. Wir feiern Weihnachten in Österreich, weil jemand geboren wurde, der sein Leben für alle Menschen gegeben hat. Die Mitmenschlichkeit ist die größte Stärke, die wir besitzen. Wir müssen uns vor den Leuten in Acht nehmen, die sie uns nehmen wollen. Denn lassen wir uns unsere Mitmenschlichkeit nehmen, lassen wir sie uns klein reden, nehmen wir uns unsere Chance auf Vorankommen und Glück.

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Die Welt im Wandel ?

Herbergssuche bergssuche wie heute als damals wie heute

Jesus war ein Flüchtlingskind. n Flüchtlingskind.

Bachleitner

Heuerich habe ichein mir ein ganz eigenes Heuer habe mir ganz eigenes Weihnachtslied ausgesucht. Weihnachtslied ausgesucht. Statt klopfet ‘Wer klopfet singeich: ich: Statt ‘Wer an’an’ singe ‘A erstickter Schrei’. ‘A erstickter Schrei’. … einWurf großereines Wurf eines grandiosen … ein großer grandiosen Liedermachers. österr. österr. Liedermachers. Bildernachweis: ‘Flucht Nach Ägypten’ Gemälde von di Sano di Pietro, Bildernachweis: ‘Flucht Nach Ägypten’ Gemälde von Sano Pietro, 15gemeinfrei*) Jh (zeno.org, ©  |  gemeinfrei*)   |  ‘Flüchtlingslager 2020’ 15 Jh (zeno.org, © ‘Flüchtlingslager MoriaMoria 2020’ (AFP) – © Nutzung (AFP) – © Nutzung Foto von Angelos Tzortzinis ausschl. Bildungszwecken Foto von Angelos Tzortzinis ausschl. zu zu Bildungszwecken zeno.org* Hintergrund: ‘Flucht nach Ägypten’ von Jakob Jordaens,1641 1641 zeno.org* Hintergrund: ‘Flucht nach Ägypten’ von Jakob Jordaens,

Isabella Bachleitner

Im Advent stellen wir unsere Krippe auf. Wenn ich dann davor sitze, rufe ich mir ins Gedächtnis, warum Jesus in einem Futtertrog zu Welt kam. Welche Strapazen Maria und Josef gemeinsam durchstehen mussten. Hochschwanger, zu Fuß und mit einem Esel ein ganzes Land zu durchqueren, eine romantische Reise stelle ich mir wirklich anders vor. Dann, nach tagelangen Märschen, mit Blasen auf den Füßen und Rückenschmerzen kommen sie in Betlehem an und finden nirgends Unterschlupf. Am Rand der Verzweiflung irren sie durch die Stadt, aber alle Türen bleiben verschlossen. Die Angst schnürt Maria den Hals ein, als sie merkt, dass die Geburt wohl nicht mehr weit ist. Dann bringt die Teenagerin in einem dreckigen, stickigen Stall ein Kind zur Welt. Ohne HebamNach den Strapazen der Herbergssuche Nach den endlosen Strapazen derendlosen Herbergssuche me, ohne Arzt, das ist heuteMaria unvorkamen Maria und Josef nicht zur Ruh. Mit ihrem kamen und Josef nicht zur Ruh. Mit ihrem stellbar. Aber die Reise ist damit noch Kind flohen neugeborenen Kind flohen sie nach Ägypten. neugeborenen sie nach Ägypten. nicht vorbei. Anstatt nach Hause zuWie viele Menschen erdulden heute ähnliches Wie viele Menschen erdulden heute ähnliches rück zu kehren, anstattLeid: Ruhe und Si-jenen Menschen Leid: Wer gibt jenen Menschen Wer gibt Herberge, deren Herberge, deren cherheit genießen zu können, müssen Unterschlupf in Flammen liegt? Unterschlupf in Flammen liegt? sie weiter. Der König droht alle Neugeborenen zu ermorden und so fliehen sie in die Wüste und weiter nach Ägypten. Nur die Angst treibt sie an und die Zuversicht, dass sie irgendwann irgendwo ankommen würden. Ich möchte meine Türen öffnen Ich Irgendmöchte meine Türen öffnen wo, wo ihr Kind sicher seinfür kann. alleBegegWunder und alle Begegalle Wunder undfür alle nungen. Werist weiß, nungen. Wer weiß, vielleicht ja vielleicht ist ja wieder einmal wieder einmal ein Erlöser oderein Erlöser oder eine Erlöserin dabei. eine Erlöserin dabei.

2.000 Jahre später … sind noch immer Menschen auf der Flucht. Unweit von Jesus‘ Geburtsstadt lassen Menschen ihre geliebte Heimat, ihr Haus, ihre Lieben zurück. Sie trägt die Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Ein Leben ohne Angst vor Verfolgung, weil sie die falsche Religionszugehörigkeit haben oder die falschen Menschen lieben. Ich frage mich, ob wir heute bessere Wirte und Wirtinnen sind als die Betreibenden der Gaststätten, an deren Türen Maria und Josef geklopft haben. So sehr uns die Weihnachtslieder dazu ermuntern, die Türen aufzumachen, jeden und jede lassen wir nicht zu uns herein in die warme, sichere Stube. Wie geht es den Josefs und Marias von heute? Wenn sie nach langen und gefährlichen Wochen auf der Reise endlich glauben angekommen zu sein und dann mit tausenden Menschen in einer Zeltstadt mit wenig Wasser und Nahrung feststecken? Wie geht es den schwangeren, jungen Frauen, die auch vor unseren Türen ohne Hilfe eines Arztes ihr Kind auf die Welt bringen? Die Herbergssuche ist nicht nur eine zweitausend Jahre alte Geschichte. Sie ist das Schicksal von Millionen Menschen auf unserer Welt. Seien wir heute klüger als die Wirte damals.

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Winterfütterung Auch wir Menschen können wahre Winterspezialitäten in der Natur finden! M a rk u s P r ö t s c h B i l d e r :  ©  M a r k u s  P r ö t s c h   &  ©

C C

p i x a b a y

Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen und sich die Natur mit einer weißen Decke einhüllt … scheint es kaum möglich, ausreichend Nahrung zu finden. Wer nach essbaren Pflanzen sucht, macht das im Frühling und Sommer. Der Herbst lockt uns mit seinem Angebot an Früchten und Beeren in die Natur. Aber im Winter? Da gibt es doch nichts Pflanzliches zu finden! Weit gefehlt. Ähnlich wie die Tiere, die sich einen Winterspeck anfressen, lagern viele Pflanzen einen Vorrat für das nächste Frühjahr ein. Meist tun sie das in den unterirdischen Pflanzenteilen, wie Wurzeln und Knollen. Andere bilden Früchte oder Samen, die noch bis zum Frühjahr gesammelt werden können. Wichtig ist, zu wissen, welche Teile sich wann zum Verzehr eignen und was dabei beachtet werden muss.

Goldrute Von ihr gibt es mehrere Arten, die „Kanadische Goldrute“ wurde bei uns eingeschleppt, breitet sich rasend schnell aus und überwuchert dabei ganze Biotope. Solche Goldrutenfelder erkennt man selbst im Winter an den grauen Stängeln und den zerzausten Blütenköpfchen. Da die Pflanzen weit verzweigte unterirdische Energiespeicher besitzen und oft regelrechte Monokulturen bilden, kann

man in kurzer Zeit eine ausreichende Menge an stärkehaltigen Wurzeln sammeln. Gesammelt werden also die Wurzeln. Diese sind selbst im tiefsten Winter oft noch zart, schmecken jedoch leicht bitter. Die weichen Teile können im Feuer geröstet werden. Holzige Abschnitte werden klein geschnitten und zu einem Sud ausgekocht.

Wir stellen dir hier ein paar Pflanzen vor, die selbst im Winter gut zu erkennen sind und besonders viele Nährstoffe enthalten. Generell gilt: Nur so viel zu entnehmen, wie man gerade braucht und immer von mehreren Pflanzen zu sammeln.

Rose Die Frucht der Rose – die Hagebutte – ist ja bekannt. Rosen finden sich hierzulande an fast allen Waldrändern. Die typischen Früchte und besonders die Dornen (die eigentlich Stacheln sind) machen sie unverwechselbar. Die Hagebutten aller Rosenarten sind roh essbar und lassen sich zu Mus, Marmelade oder süß-sauren Suppen verarbeiten. Dass man daraus einen Tee machen kann, gehört zum Allge-

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meinwissen. Im Lauf des Winters trocknen Hagebutten aus oder erfrieren. Selbst diese Reste können noch verwertet werden, indem man die darin enthaltenen Samen röstet und durch Zermahlen zu einer süß-herben Paste verarbeitet. Achtung! Die Samen müssen immer gut geröstet werden, um die darin enthaltenen Bitterstoffe zu zerstören!


1 Eberesche Wird auch Vogelbeere genannt. Die knallroten Fruchtstände leuchten an klaren Wintertagen vor dem Himmel und sind unverwechselbar. Vogelbeeren sind die einzigen Früchte, die bei uns im Winter immer noch am Baum hängen und sie können bis ins Frühjahr hinein gesammelt werden. Vogelbeeren sind im Herbst wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts kaum genießbar. Wenn die Früchte aber ein paar Nächte Frost abbekommen haben, werden sie süßer und weicher. Sie lassen sich zu Mus, Gelee oder Marmelade verarbeiten.

Sind Vogelbeeren nicht giftig? - Tatsächlich enthalten Vogelbeeren die magenreizende Parasorbinsäure. Um sich damit zu vergiften, müsste man aber schon das Doppelte des eigenen Körpergewichts an rohen Vogelbeeren essen. Durch Erhitzen wird die Parasorbinsäure zerstört.

Im Sommer oder Herbst an genießbares Grünzeug oder Früchte heran zu kommen, ist ja nicht so schwierig – aber kann man auch im Winter Notnahrung in der Natur auftreiben? Wir stellen ein paar potenzielle Kandidaten vor!

Eicheln Mehl aus Eicheln wurde über Jahrhunderte hinweg zur Ergänzung knapper Vorräte genutzt. Da Eichen ihr Laub noch bis ins Frühjahr behalten, lassen sie sich auch im Winter ohne Schwierigkeit an den typischen, gebuchteten Blättern erkennen. Unter den Bäumen sind bis ins Frühjahr die Eicheln zu finden. Nach dem Sammeln müssen die Eicheln sortiert werden: alles was Wurmlöcher hat oder faulig aussieht, wirft man weg. Je später im Jahr, umso mehr Ausschuss. Eicheln enthalten besonders viele Gerbstoffe. Um diese zu entfernen, werden die

Eicheln zuerst ein paar Tage getrocknet oder ca. 15 Minuten geröstet und dann geschält – eine mühselige Arbeit! Auch hier entfernt man alles, was faulig oder wurmstichig ist. Die geschälten Eicheln werden grob zerkleinert und für mindestens 24 Stunden gewässert. Dabei das Wasser immer wieder wechseln. Sobald sich das Wasser nicht mehr verfärbt, sind die meisten Gerbstoffe ausgewaschen. Anschließend die Eicheln gut trocknen (am besten bei Raumtemperatur), danach können sie gemahlen werden (z.B. in einer Kaffeemühle oder auf einem Mahlstein). Das entstandene Mehl lässt sich wie jedes andere Mehl verwenden.

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… solltest du erlebt haben

We will Barock you!

Ein Ausflug ins Museum … klingt für dich – öh, voll fad? Nicht im Stift St. Florian: Hier wird (Kultur-)Geschichte ganz großartig erlebbar …

Geschichte zum Angreifen – Kultur erleben mit Herz, Hirn & Hand Martina Bergsleitner

„Jetzt habe ich ein Rätsel für euch: Seht euch um und sagt mir, ob und wo ihr unseren Hausdrachen entdeckt … … er ist hier – irgendwo?“ So schnell kann Lydia Zachbauer, die Kinder- und Jugendkulturvermittlerin im Chorherrenstift St. Florian, diese Frage gar nicht zu Ende führen, schon richten sich 30 Augenpaare in den Himmel und gehen auf die Suche nach dem geheimnisvollen Stiftsdrachen. Es dauert auch nicht lange bis ein Kind schreit: „Ich habe ihn gefunden, da oben ist er!“

We will Barock you Unter dem Deckmantel der „Jungen Kulturvermittlung“ bietet das Stift St. Florian seit einiger Zeit ein umfassendes Kulturprogramm, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche neugierig zu machen. Mit Erfolg! Angefangen von „We will Barock you“ über „Ein Stift und seine Bücher“, wo man wie früher sein eigenes Buch binden kann, bis hin zur „Neugierdsnasenführung“ wird alles geboten. Das Programm könnte nicht vielfältiger sein und doch haben sie eines gemeinsam: „Wir möchten, dass Leben in das Stift kommt. Es soll sich etwas tun und die Kinder und Jugendlichen sollen die Gelegenheit haben, die Geschichte mit allen Sinnen zu erleben. Bei uns dürfen sie tatsächlich viele Dinge begreifen, indem sie sie angreifen“, schwärmt Lydia.

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wörtlich: ‘be-greifen’ Ein Konzept, das uns Pfadfindern sehr gelegen kommt, denn auch wir lernen in unseren Heimstunden, das Leben auf unterschiedliche Weise zu verstehen. Kultur ist eine Möglichkeit, die uns zur Verfügung steht, z.B. wenn wir Vergangenes besser verstehen oder aber auch wenn wir unserer Meinung Ausdruck verleihen möchten. Die einen reden darüber, die anderen verständigen sich über das kulturelle Sprachrohr und leisten so ihren Beitrag zu einer besseren Welt. Auch der heilige Florian, unser ständiger Begleiter im Stift, hat die Welt im Rahmen seiner Möglichkeiten verbessert und die Welt ein Stück besser gemacht.

Das Geheimnis um Pegasus Mittlerweile sind wir im berühmten Marmorsaal angekommen. „Was glaubt ihr, wie haben die Künstler früher diese wunderschönen Bilder auf die Decke gemalt, wie haben sie das angestellt?“, fragt Lydia als nächstes und fordert damit die Vorstellungsgabe sowohl der Kinder, als auch der Erwachsenen heraus. Kurzerhand liegen alle, egal ob Jung oder Alt, auf dem prunkvollen Marmorboden und erlebten, wie die „liegenden Künstler“ ihre Arbeit vollbracht haben. „Es gibt auch noch ein Geheimnis rund um den Pegasus da oben an der Decke, das erzähle ich euch jetzt, aber nur euch Kindern, also nichts weitersagen…“, so Lydia.

Die Tour endet mit einem Fragenquiz, bei dem alle Kinder bravourös bestehen. „Wann können wir wieder zu dieser coolen Tour?“ Viele Eltern werden von den Kindern mit dieser Frage konfrontiert. Die Eltern zeigen Verständnis, denn auch ihnen hat es gefallen und das Ende ist leider viel zu schnell gekommen. Nacheinander verabschieden sich die Besucher und werfen noch einen letzten Blick zum Stiftsdrachen, der stolz seine Position innehält. Ihr Blick verrät: „Wir kommen wieder!“

InfoBox

Augustiner Chorherrenstift St. Florian/ Junge Kulturvermittlung

Im Programm:

Will Barock You •   We Stift und seine Bücher •  Ein •  #antonbruckner zu Bruckner •  Auf •  GESTERN.HEUTE.MORGEN? Brucknerorgel •  Hörerlebnis Orgel-Führung • Alle Angebote sind für folgende Altersgruppen buchbar und entsprechend aufbereitet: MINI: Volksschulalter, MIDI: Unterstufe, MAXI: Oberstufe. Info & Kontakt kulturvermittlung@stift-st-florian.at www.stift-st-florian.at/besucherinfo/junge( mit allen Bindestrichen ) kulturvermittlung.html


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„Eine Idee muss Wirklichkeit werden können, um wertvoll zu sein.“

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Passiv oder aktiv? Nachahmer oder Gestalter? Kopf in den Sand oder das Beste draus machen? Wie geht ihr aus der Krise heraus?

Martina Bergsleitner

Plötzlich war alles anders: Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben komplett auf den Kopf gestellt. Nach einer ersten Schockstarre, gefolgt von ganz viel Wut und Verzweiflung, zeigt sich aber, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Diejenigen, die die Chancen der Krise erkennen können, sind jetzt klar im Vorteil.

So manche Veränderungen … haben sich bereits eingestellt, einige davon kommen zumindest kurzfristig der Umwelt zugute. Die Erwachsenen in eurem Umfeld haben wahrscheinlich über einen gewissen Zeitraum weniger oft ihr Auto benutzt, weil sie Homeoffice bzw. Heimarbeit gemacht haben. Vielleicht fahrt ihr mit euren Eltern jetzt mehr zu Bauernläden in der Umgebung oder nutzt mehr das Fahrrad oder geht zu Fuß? Doch ist das nachhaltig und lernen wir daraus? Wir meinen „JA“ schon, aber noch viel zu wenig. Denn einerseits haben viele die gewonnene Zeit durch den wirtschaftlichen Stillstand zum Nachdenken genutzt und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass die Art und Weise, wie mit den natürlichen und menschlichen Ressourcen umgegangen wird, nicht zukunftsfähig ist. Andererseits schleichen sich aber schon wieder alte Muster ein.

Das Beste daraus machen! Uns Pfadfinder zeichnet aus, dass wir einen Weg finden, auch in schwierigen Situationen. Wir machen das Beste daraus und stecken nicht den Kopf in den Sand. Die letzten Monate sind Beweis dafür. So habt ihr zum Beispiel in eurer Pfadfindergruppe gerade in der Coronazeit viele neue Wege gefunden, um gemeinsam Heimstunden, Wochenendaktionen oder Sommerlager zu bestreiten. Anders als sonst, aber es ist gelungen!

Nun möchten wir den Aufschwung nutzen und Gedanken, Ideen und konkrete Projekte sammeln, die es uns ermöglichen, unsere Welt neu zu gestalten, die uns helfen die Welt ein Stück besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben. Wir fordern euch heraus:

From Change To Chance! Eltern-Sammeltaxi zu den Heimstunden, Online-Gruppenrat oder Sommerlager unter dem Motto „Weniger ist mehr“. Gelingt es

euch, die Chancen dieser besonderen Zeit zu nutzen und Ideen zu finden, nach denen noch niemand gesucht hat? Ideen, die uns und der Umwelt zugute kommen und die uns ermöglichen, die Ressourcen unserer Welt zu schützen und mit denen jeder und jede einzelne von uns einen Beitrag leisten kann? Dann macht mit: umWELTdenker Projekt-Wettbewerb 2021!

Überrascht uns! Setzt eurer Kreativität keine Grenzen. Nutzt die Chance zur Veränderung, Visionen sind erwünscht! Infobox bis Ende Jänner 2021:

Anmeldung •  Gebt uns bitte bis Ende Jänner eure Teilnahme bekannt und übermittelt uns per E-Mail: –  Projekt-Titel,  inkl. kurzer –  Projekt-Beschreibung umweltdenker@ooe.pfadfinder.at Projekt-Kriterien •  Kreativität, Nachhaltigkeit, Qualität, Wirtschaftlichkeit, Breitenwirkung des Projekts, Öffentlichkeitsarbeit, Idee für Abschluss, Umsetzung des Themas. Die Bewertung der Kriterien erfolgt nach Maßgabe der durch die Corona-Pandemie gegebenen Rahmenbedingungen.

im Februar 2021: Auswahl von außergewöhnlichen, kreativen Ideen durch die Jury und Selektion der Projekte, deren Umsetzung – finanziell und inhaltlich – unterstützt wird. Voraussetzung dafür: Alle Projekt-Kriterien sind erfüllt. 10  x  300,– EUR Die 10 herausragendsten Projekte werden mit je 300,– EUR unterstützt.

bis Ende Juni 2021:

Einsendung Projekt-Dokus •  mit allen relevanten Informationen an den Landesverband. Bei der Auswahl der Siegerprojekte wird die Jury für die Kriterien Kreativität, Nachhaltigkeit und Umsetzung der Idee besonders viele Punkte vergeben!

Prämierung der Gewinner  –  Die Siegerprojekte werden im Rahmen der Landestagung 2021 vorgestellt und ausgezeichnet!

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Die Welt im Wandel

Die große Verschwörung oder: Wie sonst soll man das alles erklären?

Inmitten der COVID-19 Pandemie tauchen scheinbar immer neue Fragen und Ungereimtheiten auf: Ist die Krankheit etwa nur ein Mittel, um die absolute Kontrolle über die Menschheit zu erlangen? JAM hat Antworten. Die Kurzfassung: Nein, sie ist es nicht.

M a rk u s P i c h l e r- S c h e d e r ©  Bild:  ‘Covid-19 Virus’  und  ‘Flat  Earth’:  Illustrationen,  shutterstock.com

Eine Pandemie in einer immer komplexer werdenden Welt ist offenbar ein guter Nährboden für Verschwörungserzählungen. Bereits seit einigen Jahren gewinnen solche Mythen über abenteuerliche Pläne, mit denen geheime Organisationen die Herrschaft über die ganze Welt übernehmen möchten, immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. Anhand dieser Theorien versuchen Menschen, alles Schlechte auf der Welt und in ihrer Umgebung einfach zu begründen und Schuldige dafür zu benennen. Rund um COVID-19 sind wieder einige ganz neue Verschwörungsmythen aufgetaucht, die sich mit den bereits vorher kursierenden vermischen und so absurde Blüten treiben. Für einige der prominentesten Theorien hat jam die Antwort auf die entscheidende Frage: Stimmen diese Erzählungen oder handelt es sich nur um erfundene Geschichten?

Zunächst also einige Antworten Wird COVID-19 wirklich über Sendemasten der neuen Mobilfunktechnologie 5G verbreitet? –  Nein. Ist die Erde tatsächlich flach und sind deshalb die Aufnahmen aus dem Weltraum, auf der die Erde als Kugel gezeigt wird, allesamt nur Fälschungen? –  Nein. Gibt es eine geheime, satanistische Gesellschaft, die Kinder gefangen hält, foltert und aus deren Blut eine Verjüngungsdroge gewinnt? –  Nein. Stimmt es, dass Bill Gates alle Menschen zwangsimpfen und ihnen dabei einen Mikrochip implantieren lassen will, durch den sie immer überwacht werden können? –  Nein.

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Merkmale von Verschwörungserzählungen Verschwörungserzählungen weisen viele Gemeinsamkeiten auf: Meist ist von bösen Mächten die Rede, die durch geheime Machenschaften die Herrschaft über die nichtsahnende Bevölkerung gewinnen möchten. Zum Erreichen ihrer Ziele stecken angeblich in einem Geheimbund aus Politik, Medien, Wirtschaft, Bankwesen und der Wissenschaft alle unter einer Decke. Wer genau dazugehören soll, bleibt allerdings oft im Dunkeln, so kann bei Bedarf jeder Mensch und auch ganze Bevölkerungsgruppen unter den Verdacht gestellt werden, selbst den Verschwörern anzugehören. Es wird behauptet, dass gezielt neue Technologien oder medizinische Verfahren eingesetzt werden, mit denen Menschen beeinflusst, kontrolliert oder gar getötet werden sollen. Mit aufwändigen Täuschungsmanövern soll außerdem die Bevölkerung daran gehindert werden, die wahren Aktivitäten und ihre Hintergründe aufzudecken. Um eine solche Geschichte zu untermauern, werden von Anhängern dieser Erzählungen oft angebliche „Beweise“ vorgelegt, die allerdings in den meisten Fällen grundsätzlich schnell und eindeutig widerlegt werden können. Zu vielen Verschwörungsmythen gibt es ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die behaupteten Vorgänge physikalisch, technisch oder medizinisch überhaupt nicht möglich sind. Man kann zum Beispiel Viren über Mobilfunkstrahlen schon rein prinzipbedingt einfach nicht verbreiten oder beeinflussen. Auch die anderen genannten Beispiele von Verschwörungstheorien können durch zuverlässige Quellen als frei erfunden entlarvt werden. Ein Teil der Erzählung ist aber, dass die traditionellen Medien und auch alle Kritiker entweder die wahren Hintergründe nicht durchblicken oder überhaupt mit den Verschwörern gemeinsame Sache machen. Deshalb werden

fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse einfach als irreführende Fake News abgetan. Selbst die Tatsache, dass für viele der behaupteten Täuschungen der Bevölkerung ein irrsinniger Aufwand getrieben werden müsste, der sich niemals geheim halten ließe, beeindruckt Verfechter der Theorien nicht.

Informationsquellen kritisch betrachten Die Informationen zu Verschwörungserzählungen stammen zumeist aus unzuverlässigen Internet-Quellen. Mit Postings in sozialen Medien und in youtube-Videos werden bestimmte Gruppen als Urheber von Verschwörungen hingestellt. Werden solche Meldungen von vielen Menschen unhinterfragt geteilt und so weiterverbreitet, dann kann durch das immer häufigere Auftauchen derselben Behauptungen der falsche Eindruck entstehen, dass es sich dabei tatsächlich um die Wahrheit handelt. Dabei bewerten viele Menschen leider die Glaubwürdigkeit eines youtube-Videos von selbsternannten Experten oder eines facebook-Postings eines unbekannten Urhebers mittlerweile oft höher als die von seriösen Nachrichtenmagazinen, wissenschaftlichen Publikationen oder Faktencheck-Websites (wie ‘mimikama.at’) und gehen damit Verschwörungstheoretikern auf den Leim. Das bedeutet nicht, dass man Informationen aus traditionellen Medien nicht auch kritisch bewerten sollte. Immerhin gibt es auch zwischen Zeitungen und Nachrichtenkanälen Unterschiede in Ausrichtung und Qualität. Wenn aber über ein Thema im Wesentlichen alle dieser Medien übereinstimmend berichten, dann sollte man diesen Informationen vielleicht mehr Glauben schenken als einzelnen Postings ohne Quellenangabe.


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»Die Erde ist in Wirklichkeit eine Scheibe!« Verschwörungs-Mythen wie diese gibt es viele und immer schon; sie alle wollen vor allem eines: Das Vertrauen in Erkenntnisse, die auf Verstand und Vernunft basieren, stark in Zweifel ziehen. Die Absichten dahinter sind zumeist alles andere als gut.

Die Tatsache, dass man nicht alle Phänomene und Zusammenhänge erklären kann, wird von Anhängern der Verschwörungserzählungen immer wieder als Argument für ihre Behauptungen über geheime Mächte im Hintergrund verwendet. Allerdings: Nur weil man etwas (noch) nicht erklären kann, heißt das noch nicht, dass eine bösartige Kraft versucht, die Wahrheit vor der Bevölkerung zu verbergen. Im Gegenteil: Die Welt ist voller offener Fragen, und die Wissenschaft arbeitet daran, offene Fragen zu beantworten. Viele dieser Fragen sind schon lange mit ja beantwortet, etwa ob die Erde (näherungsweise) eine Kugel ist oder ob Impfungen (grundsätzlich) wirksam gegen Krankheiten sind. Mit COVID-19 ist eine neue Krankheit in unserer Mitte aufgetaucht, über die man auch jetzt noch vieles nicht weiß. Deshalb gibt es auch von Expertinnen und Experten derzeit noch unterschiedliche Aussagen über die Pandemie, ihre Verbreitung und wirksame Schutzmaßnahmen. Das ist aber kein Grund, prinzipiell an der Wissenschaft zu zweifeln, denn wie bei allen neuen Forschungsgebieten wächst das Wissen dazu erst mit neuen Erkenntnissen im Laufe der Zeit.

Gefahr durch Verschwörungserzählungen Viele Verschwörungserzählungen basieren auf der Behauptung, dass eine geheime Organisation daran arbeitet, die Menschheit zu unterwerfen. Dabei werden Personengruppen als vermeintliche Drahtzieher benannt, die mit dem Inhalt der erfundenen Theorie überhaupt nichts zu tun haben. Durch die verbreitete Falschinformation können so unschuldige Menschen zum Ziel von Hass, Aggression oder auch Gewalt werden. Sehr häufig werden dabei antisemitische Muster verwendet und unwahre Behauptungen über eine ‚jüdische Weltverschwörung‘ aufgestellt. Solche seit Jahrhunderten verbreiteten substanzlosen Anschuldigungen haben immer wieder dazu beigetragen, dass Juden Anfeindungen und Unterdrückung ausgesetzt waren. In den letzten Jahren ist leider eine starke Zunahme von Antisemitismus – sowohl allgemein gegen Juden als auch gegen prominente Einzelpersonen – zu beobachten. Durch die Weiterverbreitung von antisemitischen Verschwörungstheorien macht man sich an diesen Entwicklungen mitschuldig. Die Behauptung, das COVID-19-Virus werde absichtlich verbreitet und sei nur ein Mit-

tel, um die Bevölkerung zu kontrollieren, untergräbt das Vertrauen in Schutzmaßnahmen. Ist dann einmal eine Impfung verfügbar, könnte diese von zu vielen Menschen abgelehnt werden, weil sie glauben, alles sei nur Teil einer Verschwörung. Dann besteht aber die Gefahr, dass sich nicht ausreichend viele Menschen impfen lassen wollen, um das Virus wirkungsvoll zurückdrängen zu können. Teile der Bevölkerung behaupten auch, dass das Virus überhaupt nicht existiert und überhaupt nur eine Erfindung ist, um von Machenschaften im Hintergrund abzulenken. Sie weigern sich, Masken zu tragen, halten sich nicht an Abstandsregeln und gefährden durch dieses Verhalten andere Menschen. Und in immer mehr Ländern werden mittlerweile Mobilfunkmasten das Ziel von Brandanschlägen, weil manche glauben, dass mit den Strahlen die Verbreitung von COVID-19 gefördert werden soll. Generell bringen Theorien, nach denen die gesamte Politik, sämtliche traditionelle Medien und die Wissenschaft als Teil einer großen Verschwörung dargestellt werden, einen Vertrauensverlust in den Staat, seine Institutionen und jegliche objektiv belegbare Informationen, mit sich. Für das Funktionieren unserer Gesellschaft ist dieses Vertrauen aber unerlässlich.

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Die Welt im Wandel

Gute Frage? Denken ist spannend! Dieser Beitrag lädt dich ein, dich mit deinen Gedanken in einen geistigen Klettergarten zu begeben. B a r b a r a S c h r ö c ke n f u c h s ©

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Vor einiger Zeit hat JAM1 schon einmal beschrieben was Philosophie ist und was Philosophieren bedeutet. Vielleicht hast du damals schon probiert … über einige der besonderen Fragen nachzudenken, oder du hast schon mit deinen Freunden philosophiert? Das Wort Philosophie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Liebe zur Weisheit“. Philosophieren bedeutet über wichtige Fragen, die das Leben oder die Welt betreffen, nachzudenken und mit anderen darüber zu sprechen. Das kann ganz schön aufregend sein und sogar Spaß machen. Es hat jedenfalls nichts mit verstaubten Büchern in Bibliotheken zu tun: jede/r kann es! Du musst es vielleicht nur ein bisschen üben … ;-) Hier sind einige erste Fragen, mit denen wir dich in einen Klettergarten für deine Gedanken einladen wollen! Damit könntest du anfangen… triff dich mit deinen Freundinnen und Freunden, sucht euch gemeinsam einen Platz, an dem man gut Denken und Reden kann und legt los! Was bedeutet: „Es war einmal …?“ Wärst du jemand anderer, wenn du einen anderen Namen hättest? Wohin verschwinden die Wellen, wenn das Wasser glatt ist? Was können Kinder besser als Erwachsene? Kannst du denken, ohne an jemanden oder etwas Bestimmtes zu denken? Denkst du in Worten oder in Bildern? ‘Die großen Philosophen’ … das klingt recht beeindruckend oder sogar geheimnisvoll.

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Worüber haben denn große Denker in der Geschichte der Menschheit nachgedacht? Hier sind zwei Beispiele:

•  Was darf ich hoffen? Woher komme

ich und wohin gehe ich, darf ich glücklich sein und wie werde ich glücklich? Könnten alle Menschen glücklich sein?

•  Was ist der Mensch? Eine Frage,

über die man so richtig gut nachdenken kann, wenn man schon gründlich über die drei ersten Fragen nachgedacht hat!

Das sind richtig große Fragen. Die Suche nach Antworten auf diese Fragen nennt man Erkenntnistheorie.

Immanuel Kant 1724 - 1804 Ein sehr bekannter Philosoph der vor mehr als 200 Jahren in Deutschland lebte, ist Immanuel Kant. Seine Lehren und Schriften regten eine neue Denkweise an. Er sagte zum Beispiel: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ und forderte die Menschen dazu auf Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen.2 Und er hat unter anderem vier Fragen formuliert, die berühmt geworden sind. Diese Fragen lauten:

•  Was kann ich wissen? Die Frage dreht sich darum, was ein einzelner Mensch, und auch was die Menschheit insgesamt wissen kann. Was ist Wissenschaft überhaupt?

•  Was soll ich tun? Was brauchst du

außer deinem Wissen noch um richtige Entscheidungen treffen zu können – du kennst zB Regeln für das Zusammenleben von Menschen. Diese Regeln und dein Gewissen helfen dir bei deinen Entscheidungen und bei dem was du wie tust.

Platon 427-347 v. Chr. Platon war ein anderer großer Denker, der viel früher als Immanuel Kant lebte und zwar in Griechenland. Platon überlegte sich zB Gleichnisse, über die man richtig gut nachdenken kann: Sein Höhlengleichnis ist eines der berühmtesten Meisterstücke der abendländischen Philosophie. Ein Gleichnis ist eine besondere Geschichte, über die man nachdenken und dabei einen Vergleich zu unserem Leben herstellen kann, um etwas besser verstehen zu können.

1: JAM Ausgabe Nº 51 (2018-4). 2: Das ist ja wirklich sehr pfadfinderisch!


Das Höhlengleichnis – ein Gedankenexperiment Stell dir vor: In einer Höhle leben Menschen, die gefesselt, mit dem Rücken gegen den Höhleneingang sitzen. Sie alle können nur in eine Richtung schauen und die Schatten von Dingen sehen, die an die Höhlenwand vor ihnen geworfen werden. Sie kennen nichts anders und für sie ist das, was sie sehen die alleinige Wirklichkeit. Dann hat sich Platon die Frage gestellt, was passieren würde, wenn eines Tages einer von ihnen entkommt und aus der Höhle herausklettert, in die lichte Welt mit ihren wirklichen Dingen. Zuerst würden ihm die Augen wehtun, und er würde die Schattenwelt aus der er kommt für wahr, aber die wahre Welt außerhalb der Höhle für unwirklich halten. Erst allmählich, Schritt für Schritt, würde er sich an die Wahrheit gewöhnen. Er würde sie schön finden und gut. Kehrte er dann aber in die Höhle zurück, um die anderen Menschen aus ihrer Haft zu befreien und zu erlösen und ihnen die wirkliche Welt zu zeigen, dann würden sie ihm nicht glauben. Sie würden ihm heftig zu verstehen geben, dass sie weiter an ihre Schattenwirklichkeit glauben wollen und ihn vielleicht sogar töten, damit sie ihre Ruhe vor seinen Schilderungen haben.

Wenn wir das jetzt mit unserem Leben vergleichen: Was kann das bedeuten?

Es bedeutet, dass wir als Menschen alle „wie in einer Höhle“ leben. Alle Dinge, die wir in unserem Alltag mit unseren Sinnen wahrnehmen, sind eigentlich nur ein Abbild des „wahren Seins“. Die Höhle die im Gleichnis genannt wird steht für das, was wir eben sinnlich – also mit unseren Sinnen – wahrnehmen können. Der schwierige Aufstieg des Menschen, der aus der Höhle klettert, steht für den Weg der Seele auf dem Weg, den ein Mensch geht, um den wahren Kern des Daseins zu erkennen. Das ist schon ganz schön schwierig zu denken ;) Platon will damit sagen: Die Denkkraft soll nicht auf das gerichtet werden, was wir nur mit unseren Sinnen wahrnehmen … sondern auf das, was hinter der Welt steht, auf den Ursprung, den Kern. Das ist für Platon die ‘Idee des Guten’.

Herausfinden, was hinter den Dingen steckt oder „Wissen und Verstehen“ – das ist das Ziel des Philosophierens. JAM stellt dir eine uralte, aber sehr interessante und schöne Idee vor …

Nix is fix … Was Immanuel Kant noch beschrieben hat: Es gibt einen Unterschied zwischen den Dingen an sich und den Dingen, wie sie für uns aussehen. Wie die Dinge ‘an sich’ sind, können wir nie ganz sicher erfahren – aber wie sich die Dinge ‘für uns darstellen’, wie wir sie sehen, mit allem was wir schon vorher in unserem Leben erfahren haben, das können wir wissen – wie die Welt also für uns ist … Es gibt also deine Sicht auf die Dinge und die Welt, aber es ist nicht für alle Menschen genau so, wie es für dich ist. Diese Gedanken sind vielleicht sogar ein wenig verwandt mit jenen, die Platon in seinem Höhlengleichnis beschreibt. Überhaupt ist die Philosophie das Suchen nach der Wahrheit. Und das Spannendste ist, dass niemand zu irgendeinem Zeitpunkt alleine ‘die Wahrheit besitzen’ kann! Findest du es spannend was sich Philosophen überlegt haben? Zu kompliziert? Naja es ist oft gar nicht so leicht zu lesen und zu verstehen, was große Denker formulieren. Zu den Fragen von Immanuel Kant oder zum Höhlengleichnis von Platon wurde schon sehr viel geschrieben, das nicht so einfach zu lesen ist. Aber es gibt tolle Bücher oder auch Hörspiele, die die großen philosophischen Gedanken so erklären, dass Kinder das einfach verstehen können. Wenn du also reinschnuppern oder gleich Hals über Kopf eintauchen willst in die Philosophie, dann besorge dir einmal ein erstes Buch … dein Buchhändler hat dazu bestimmt gute Vorschläge! Oder wünsch’ dir einfach deinen ‘Eingang in die Welt der Philosophie’ zu Weihnachten …  ;-)

BücherTipps Kleine und große Fragen an die Welt Phil und Sophie lernen die Ideen der großen Philosophen kennen. von Ina Schmidt  |  9 – 12 Jahre Carlsen Verlag GmbH, Hamburg ISBN 978-3-551-25095-7 Als meine Katze Minnosch einen Vogel fraß Philosophie für Kinder. von Bahattin Gemici  |  7 – 12 Jahre Verlag DeBehr ISBN: 978-3-95753-776-8 Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf von Gudrun Mebs und Harald Lesch 8 - 99 Jahre  |  BücherTippsVerlag CBJ ISBN: 978-3-570-15621-6 ( als Hörbuch: audio media Verlag, München )

Sophies Welt Ein Roman über die Geschichte der Philosophie von Jostein Gaader  |  14 - 99 Jahre Hanser Verlag ISBN: 978-3-423-62000-0

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… einfach leben

Was zieht uns in die Berge?

Warum entdecken genau jetzt immer mehr Menschen die Lust am Bergsteigen, Wandern, an einsamen Wegen und geselligen Hütten, versteckten Biwakplätzen und taufrischen Morgen?

Eine Suche nach Motiven – mehr als 1.000 Meter über dem Meer Magdalena Look B i l d e r :    M a g d a l e n a    u n d    C h r i s t i a n    L o o k    &    F r i e n d s

Geselligkeit. Austausch.

Leises Bimmeln von Kuhglocken, schräg einfallendes, goldenes Sonnenlicht, das sich über die Gipfel ergießt, der Geruch von Wildkräutern und Blumen in der warmen Abendsonne … … müde Beine, der Gedanke an ein üppiges Essen in der Hütte oder Selbstgekochtes vorm Zelt und die Vorfreude auf den ersten Gipfel am nächsten Morgen … diese Gedanken wecken in mir jedes Jahr zum Herbstbeginn, wo Berge und Wälder eine ganz besondere Magie umspielt, eine große Sehnsucht. Aber ist es nur dieses romantische Bild, das uns in die Berge zieht? Was steckt dahinter? Ich glaube darauf gibt es viel mehr als nur eine Antwort, ich habe mich also auf die Suche gemacht.

Ruhe. Sie ist das erste, was mir einfällt wenn ich ans Bergsteigen denke. Sie liegt in der Luft, in der Natur, egal wohin wir blicken, wir hören sie nicht und genau das tut gut und lässt sie ganz rasch auch in unseren Geist und unser Herz einkehren, wenn wir am Berg sind. Das Ziel, weg vom Alltag zu sein, der gewohnten Umgebung und Dingen, die uns stressen, scheint mit jedem Schritt Richtung Gipfel näher zu rücken. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob wir sieben Stunden aufsteigen oder nur eine oder zwei. Sobald wir am Gipfel stehen, spüren wir sie, die Ruhe und den Abstand, die alles ein wenig relativieren und genießen den weiten Blick, der alles „im Tal“ weniger dringlich und wichtig erscheinen lässt.

Natur. Demut vor der Natur, ihrer Gewalt und Schönheit, vor all den verspielten Details, die sie uns schenkt, vor all den Tieren, die unseren Weg kreuzen. Oft fehlt uns im Alltag

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die Gelegenheit oder Zeit, uns ausgiebig mit der Natur zu beschäftigen. Am Berg kann man gar nicht anders und fragt sich jedes Mal, warum man das eigentlich nicht noch viel öfter macht. Kein Bild und kein Film der Welt kann die gewaltige Schönheit eines Sonnenauf- oder unterganges in den Bergen ersetzen, weil wir sie hier mit allen Sinnen erleben und uns dabei wunderbar selbst ein wenig vergessen können.

Abstand. Abschalten. Loslassen. Irgendwie schon in den obigen Absätzen verpackt, aber so wichtig, dass diese Begriffe einen eigenen verdient haben. Eigentlich sind wir Menschen nicht dafür gemacht rund um die Uhr verfügbar und erreichbar zu sein. Damit sich unser Gehirn entsprechend ausruhen, Dinge verarbeiten und sich weiterentwickeln kann, ist es ungemein wichtig, ihm auch entsprechende Pausen zu gönnen. Zeiten, in denen wir das Rundherum mit allen Sinnen wahrnehmen und auf uns wirken lassen können ohne dabei produktiv sein zu müssen. Zeiten, in denen uns nichts und niemand dabei unterbricht einfach zu „sein“, zu staunen oder auch mal nichts zu denken. Wo könnte das besser gelingen als am Berg?

Ein Kontrast zu den obigen Begriffen aber deshalb nicht weniger wichtig. Wer schon einmal mit Freunden am Berg war der weiß, dass man hier Gespräche führen kann in einer Intensität und Tiefe, wie man sie im Alltag selten findet. Weit weg vom täglichen Leben kommen plötzlich Gedanken und Ideen zum Vorschein, die sich im Strudel des Alltäglichen vielleicht nie den Weg ins Bewusstsein bahnen können. Diese mit Freunden auszutauschen und zu diskutieren lässt einen oft mit ganz neuen Ideen und Vorhaben wieder ins Tal absteigen. Dazu kommt, dass gemeinsame Erlebnisse am Berg verbinden – den schweißtreibenden Aufstieg, den weiten Blick, den lustigen Hüttenabend, das wilde Gewitter – all das wird man nie wieder vergessen und gerne in ein paar Jahren in die eine oder andere Anekdote verpacken.

Lernen. Über sich selbst, über die Gruppe, mit der man unterwegs ist; Lernen von der Natur. Lernen über sich selbst heißt lernen, wo meine Komfortzone liegt, wo meine Grenzen sind – körperlich und vielleicht auch psychisch. Lernen diese Grenzen vielleicht auch zu überwinden wenn man das will. Genauso aber auch lernen nein zu sagen, zu sagen „ich brauche eine Pause“ und sich dafür nicht zu schämen. Mit anderen am Berg sein heißt Rücksicht nehmen und umsichtig sein. Heißt lernen, wie man sich in einer Gruppe verhält und wie eine Gruppe zusammenhält. Am Berg sein heißt aber auch: lernen die Natur zu lesen und ihre Zeichen zu deuten – wann ist es vielleicht besser umzukehren? Auf einen Gipfel zu verzichten, weil ein Gewitter aufzieht oder der Weg durch ein ungesichertes Schneefeld führt? Wie im Gelände orientieren – ohne GPS am Handy?


großes Bild: Tauern-Höhenweg, unten: in den Dolomiten.

Das sind nur einige wenige der Antworten, die ich gefunden habe und – wer hätte das gedacht – darin verpackt finden sich fast alle der acht Schwerpunkte, die wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder als gute Grundlage für ein achtsames Leben auf unserem

schönen Planeten ansehen. Die restlichen Antworten warten draußen auf euch und wollen gefunden werden – auf steilen Anstiegen, verwachsenen Waldwegen, im Murmeltierruf, auf saftigen Almwiesen, in urigen Hütten, auf einsamen Gipfeln und in blitz-

blauen Bergseen. Wann warst Du zuletzt mit deiner Patrulle, deiner Stufe oder Gruppe auf einem Berg? Im kommenden Frühling ist die perfekte Zeit dafür! Macht euch bereit für das nächste Abenteuer!

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Natur entdecken

Ob mit der Schulklasse, mit den Pfadis oder mit deinen Eltern: In den sechs österreichischen Nationalparks warten zu jeder Jahreszeit besondere Erlebnisse.

Nationalparks Ein Stückchen Wildnis mitten in Österreich A l e x a n d e r M a r i n ge r B i l d e r :  ‘ J o h a n n a ’  S t e f a n  L e i t n e r  |  A n d r e a s  H o l l i n g e r

Karte: Nationalparks Austria Stand 7/2020

Warum gibt es Nationalparks? Die Idee, einen Nationalpark zu machen, ist schon sehr alt. 1872 wurde ein Gebiet zum Nationalpark erklärt, weil die Menschen dort die wunderschöne Natur für immer erhalten wollten. Es war der amerikanische Yellowstone-Nationalpark, der somit der älteste Nationalpark der Welt ist. Dieser Idee folgten viele und heute gibt es Nationalparks überall auf der Welt.

Was wird in einem Nationalpark geschützt? In einem Nationalpark sind die Natur und alle Pflanzen und Tiere, die darin wohnen, besonders geschützt. Die Natur kann sich frei entfalten. Das bedeutet auch, dass wir Menschen nur Zuseher sind und bei Lawinen, Muren und Hochwasser niemand eingreift. Denn obwohl das für uns Katastrophen sind, schafft nur das für einige Tiere und Pflanzen den notwenigen Lebensraum. Aber keine Angst, Nationalparks kann man gefahrlos besuchen und so ganz besondere Einblicke in die Natur bekommen.

Was macht ein Nationalpark-Ranger? Anders als bei uns Pfadfinder*innen wird der Begriff „Ranger“ für fast alle Mitarbeiter des Nationalparks verwendet. Die Mitarbeiterinnen heißen „Rangerinnen“. Sie kümmern sich um den Nationalpark und seine Besucherinnen und Besucher. Sie zeigen den Gästen besondere Tiere und Pflanzen und sprechen über den Schutz der Natur. Ranger*innen sehen nach, ob es den Tieren und Pflanzen gut geht. Sie achten auch da-

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rauf, dass im Nationalpark die Regeln eingehalten werden. Zum Beispiel ist es nicht erlaubt Feuer zu machen, Pflanzen zu pflücken oder Müll wegzuwerfen.

Unterwegs mit Johanna Johanna Eisank ist eine von 200 Nationalpark-Rangerinnen in Österreich. Als Naturund Outdoor-Profi weiß sie, wo Wildtiere am besten zu beobachten sind, welche Pflanzen gerade blühen und wo man die schönste Aussicht genießt. Sie zeigt Schulgruppen ihren Nationalpark oder kommt in den Unterricht, um über die Natur und über Umweltschutz zu sprechen.


Vollen Einsatz zeigt Rangerin Johanna: Wirklich wild ist aber nur die Wildnis im Nationalpark.

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DIY – Spiele selber machen

Cluedo, Mühle Co in your Style &

In der letzten JAM-Ausgabe haben wir euch eine Reihe von Spielen vorgestellt. Dieses Mal wollen wir einen Schritt weiter gehen …

Coole Spiele, von dir gestaltet – next level gaming!

Klaus Hollinetz © Bilder: Klaus Hollinetz. ‘Pfadi-Poli’ Pfadfinder Burg Rieneck angenommen. | pinterest: Katrin Reinelt

Warum nicht ein eigenes Spiel gestalten und vielleicht sogar zu Weihnachten verschenken? Dazu müsst ihr weder Grafiker noch Computer-Genius sein!

Bekannte Spiele in eigenem Setting Es kann durchaus auch sehr reizvoll sein, bekannte Spiele in ein neues Setting – in eine von dir selbst erfundene Rahmengeschichte – zu übertragen: Ein Spiel, das sich dazu hervorragend eignet, ist ‘Cluedo.’ Im Original müssen bei diesem Brettspiel drei bis sechs Mitspieler durch geschicktes Kombinieren einen Mordfall aufklären. Es muss aber nicht immer Mord und Totschlag sein – wie das folgende Beispiel zeigt:

‘Cluedo’ – lustig und ganz ohne Mord und Leich’ Spielgeschichte/Ziel: Lea hat Geburtstag nur leider hat Leas Bruder Leo eines der Geschenke versteckt und die Gäste der Geburtstagsparty sollen herausfinden, wo er es versteckt hat, worum es sich bei dem Geschenk handelt und von wem es stammt. Ablauf: Zu Beginn wird von den Kartenstapeln der Gäste, Geschenke und Zimmer jeweils eine Karte verdeckt gezogen: Diese gilt es im

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Laufe des Spiels zu ermitteln. Alle übrigen Karten werden an die Mitspieler verteilt. Diese können nun durch geschickt-kombinierte Verdächtigungen, die sie den anderen Mitspielern vortragen, erfahren, welche Karte diese besitzen. Dadurch kann jeder Spieler auf den gesuchten Gast, das Geschenk und den Raum Rückschlüsse ziehen. Gewonnen hat, wer diese drei Fragen als erster richtig beantworten kann. Wer allerdings voreilig eine falsche Behauptung äußert, scheidet aus. Die genaue Original-Spielbeschreibung zur ursprünglichen Variante von ‘Cluedo’, die Regeln und auch bereits existierende Varianten findet ihr im Internet.

Für dieses Spiel braucht man:

•  einen Detektivplan, auf dem alle bereits genannten Geschenke, Gäste und räume abgehakt werden können, (die kommen zur Lösung nicht mehr in Frage) •  6 Karten mit den Gästen •  6 Karten mit Geschenken •  9 Karten mit verschiedenen Räumen •  Ein Spielplan mit den entsprechenden Räumen. •  6 Spielfiguren und zwei Würfel Spielplan und Karten gestalten: Ihr könnt ausgedruckte Handyfotos verwenden, die ihr auf einen farbigen Karton klebt.


Das Setting eurer Spielgeschichte kann in jeder beliebige Zeit, an jeden beliebigen Ort gelegt werden oder auch gänzlich frei erfunden eurer Phantasie entspringen. Zum Beispiel: Forscher durchqueren eine Höhle; Seefahrer brechen auf zu einer ge-

heimnisvollen Insel; Bergsteiger erklimmen schwierige Gipfel, ein E-Car-Rennen … Oder: Die Geschichte kann sogar bei dir daheim spielen – in eurer Wohnung und im Garten. Wie im Beispiel hier: die Kleinkinder-freundliche ‘Cluedo’-Version von Klaus.

‘Setting’ – dieser Begriff (engl: Anordnung, Schauplatz) kommt aus der Theater- und Filmsprache und beschreibt die räumlichen Gegebenheiten / den Ort der Handlung.

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‘Werwölfe von Düsterwald’ in zahlreichen Varianten Zu „Werwölfe von Düsterwald“ gibt es bereits verschiedenste Varianten. Zum Beispiel eine Mafia- oder eine Hogwards-Version. Um eure eigene Ausgabe zu kreieren, müsst ihr überlegen, wel-

che Charaktere aus eurem Setting am ehesten den Rollen des Originals entsprechen. Die Werwölfe werden dann – je nach dem – zu Mafiosi oder zu Todessern. Aus der Hexe wird ein Apotheker, oder der fiese Zaubertränke-Lehrer Snape. Die Regeln sowie der Spielablauf orientieren sich ganz am Original, und können – wie auch die genauen Rollenbeschreibungen – im Internet (zB Wikipedia) recherchiert werden.

Selfmade Spiele-Klassiker: Mühle – gar nicht verzwickt! Als Beispiel, wie man ein altbekanntes Brettspiel individuell selber gestalten kann, soll uns hier das Mühlespiel dienen. Mühle ist ein uraltes Spiel, noch wesentlich älter als das Schachspiel. Der älteste Mühlespielplan von 1400 v. Chr. wurde auf einer Dachplatte eines Tempels in Ägypten entdeckt. Man braucht dazu nichts weiter als je neun Spiel-

‘Monopoly’ & Co – bewährte Round Runners Die meisten Würfelspiele – wie ‘Mensch ärgere dich nicht’ oder ‘Monopoly’ – funktionieren nach ähnlichen Prinzipien: Man folgt einer Bahn oder einem Rundlauf mit einem bestimmten Ziel. In der Regel gewinnt die Spielfigur, die als erste dort anlangt. Gestalterisch eröffnet sich hier also ein großer Spielraum – es kommt ganz darauf an, in welchem Setting euer neues Spiel stattfinden soll. Nochmals kurz zur Erinnerung: »Setting« (englisch) bedeutet: ‘Anordnung’ bzw. ‘Schauplatz’ und beschreibt den Ort der Handlung, das Umfeld, die Umgebung. Das Setting eurer Spielgeschichte kann also in jeder beliebige Zeit, an jeden beliebigen Ort gelegt werden oder gänzlich eurer Phantasie entspringen: Forscher durch-

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queren eine Höhle, Seefahrer brechen auf zu einer geheimnisvollen Insel oder Bergsteiger erklimmen einen Gipfel, Elektroautos machen ein Rennen … Richtig spannend wird es, wenn unterwegs Ereignisse oder Hindernisse das Vorankommen der Spielfiguren noch beeinflussen:

•  „Fallgruben“ bei denen ihr wieder zurück müsst, oder „Geheimtüren“, die euch weiter nach vorn bringen … •  Spezielle Felder / Karten mit Aufgaben oder Fragen, die erfüllt werden müssen, ehe ihr weiterkommen könnt … •  die Möglichkeit schaffen, dass sich die Mitspieler*innen gegenseitig auch ‘schmeißen’ können … ;-)

steine in zwei unterschiedlichen Farben und eben das Spielbrett – wobei es sich dabei nicht unbedingt um ein Holzbrett handeln muss. Genauso gut eignet sich ein bemalter Karton oder ein quadratisches Stück Stoff. Wer mit Nadel und Faden umgehen kann, könnte das Mühle-Feld auf einen Stofffleck sticken oder filzen. Spielbrett – auch Textil ist geeignet Holzbrettchen lassen sich sehr gut mit einem Lötkolben bearbeiten – aber Vorsicht: Verbrennungs-Gefahr! Sie werden im vorderen Teil wirklich sehr heiß. Ob mit der Hand oder mit der Nähmaschine: Wenn ihr euer Mühlefeld zB auf eine Stofftasche aufbringt, habt ihr auch gleich einen Behälter für die Spielsteine! Spielsteine Als Spielsteine können alle möglichen Fundobjekte aus der Natur dienen: von einem Ast abgesägte Scheiben, Steine, Muscheln aus dem letzten Urlaub am Strand. Auch nicht mehr gebrauchte Gegenstände, wie zum Beispiel Plastik-Schraubverschlüsse können eine neue Funktion erhalten … Im Internet findet man unzählige Blogs und Bastel-Webseiten mit ‘DIY Spielen’, zB hier: www.pinterest.at/pin/719450109195807484/ Viel Spaß beim Gestalten deines eigenen Spiels!


… let’s go public!

Ist dir das auch schon einmal passiert, dass du jemandem erklären musstest, was Pfadfinder sind? Ja, es gibt schon viele Leute, die damit so garnix anfangen können. Aber das soll sich jetzt ändern!

Pfadfinder*innen sichtbar! Öffentlichkeitsarbeit – da ist was im Entstehen … … Maria Binder

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“Öffentlichkeitsarbeit … es entsteht endlich etwas!” – genau das war unser Gedanke, als wir im Herbst 2018, direkt nach dem HOME 2018, beschlossen, endlich auch ‘zwischen’ den oö. Landeslagern für mehr Public Relations – Öffentlichkeitsarbeit – in unserem Landesverband zu sorgen. Warum auch nicht? Wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder haben was zu sagen, wir brauchen uns mit unserer Meinung nicht zu verstecken und wir stellen Jahr für Jahr wunderbare Aktionen auf die Beine, die sich auf jeden Fall blicken lassen dürfen!

Vielleicht fragt sich jetzt der eine oder die andere beim Lesen dieses Textes: ja und warum tut ihr’s dann ned einfach?! Tja, weil es dazu einfach Menschen braucht, die mit ihren Ideen einen kleinen Stein ins Rollen bringen, um vielleicht irgendwann etwas Großes erreichen zu können.

Und da kommst dann vielleicht genau du ins Spiel: Bist du … Poster*in, Poser*in, Redner*in, Schreiber*in, Networker*in, Knipser*in, Filmer*in, Snaper*in, Texter*in … oder einfach kreativ und motiviert?!

Dann melde dich doch bei mir, und sei beim ersten PR-Workshop dabei!

Und keine Angst: … du verkaufst nicht gleich deine Seele an mich [  außer du willst das … ;-)  ] und bist auch nicht gleich ohne Vertragskündigungsmöglichkeiten der oder die Hauptverantwortliche im PR-Team. Nein! Sondern, du hilfst – zusammen mit anderen Interessierten – einfach mal mit, so einen kleinen Stein ins Rollen zu bringen … Und dafür wäre ich dir unendlich dankbar! <3

DER BASIS-FAHRPLAN ( aus heutiger Sicht )

1

Du fragst eine Freundin oder einen Freund ob er/sie vielleicht auch Interesse hat.

2

3

4

Du kontaktierst mich, per E-Mail, Instagram, Facebook, WhatsApp, Anruf – wie es dir am angenehmsten ist!

Sobald sich ein paar Leute gemeldet haben, machen wir uns einen Termin für einen (Online)-Workshop aus, bei dem wir ein bisschen plaudern und wo du deine Ideen, Anmerkungen und Wünsche für die Öffentlichkeitsarbeit der OÖ Pfadfinderinnen und Pfadfinder einbringst.

Durch Austausch, neue Vernetzungen, Kreativität und vielen Ideen finden sich viele motivierte Pfadfinderinnen und Pfadfinder zusammen, die ein Team für Öffentlichkeitsarbeit gründen möchten.

Gute Beispiele für gelungene Öffentlichkeitsarbeit – so soll´s sein!

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Sie schauen nur alle paar Heiligen Zeiten vorbei, wedeln dann kurz mit ihrem Glitzerschweif – und tschüß! Fällt ihr Auftritt mit einem bemerkenswerten Ereignis zusammen, wird selbiges “Oh, ein Wunder!” genannt – zuletzt: vor ca. 2020 Jahren.

Hintergrund-Informationen über eine kosmische Minderheit.

öchi, » He , M e id w ia w o o ?« o is s’n n

Wo l f r a m M a r i a S c h r ö c ke n f u c h s

»G eh … a’f oc h weid a, Sp urtla !«

Jesus hat ‘1P/Halley’ – den ‘Halleyschen Kometen’, der jede Weihnachtskrippe krönt – berühmt gemacht. Dennoch: Viele wissen etwas, aber nur wenige wirklich Bescheid, über die Shooting Stars* aus den Tiefen des Universums. Wer kompetent mitdiskutieren will, braucht Fakten – und zwar diese hier:

Kulturelle Eigenheiten Kometen sind relativ kleine Himmelskörper (Kern-Durchmesser: wenige Kilometer), die auf regelmäßigen aber sehr stark elliptischen Bahnen um die Sonne kreisen; und das ordnetlich schnell: mit rund 60.000 km/h. Eine diffuse Staub-Gas-Schicht, die Koma, umhüllt den Kern, macht ihn unsichtbar. Typisch für Kometen ist ihr glitzernd-leuchtender  Schweif:

der exisitiert nicht immer, sondern nur in Sonnennähe. Kometen bestehen hauptsächlich aus Fels und / oder Eis – abhängig von ihrer …

Herkunft Kometen kommen aller Wahrscheinlichkeit nach aus zwei Regionen innerhalb unseres Sonnensystems: Die ‘eisigen’ vom äußeren Rand unseres Sonnensystems, der ‘Oortschen Wolke’ – benannt nach ihrem Entdecker, Jan Oort (NL). Hier scheint es Tausende von ihnen zu geben. Die ‘felsigen’ kommen aus der Region zwischen unserem äußeren Nachbarn Mars und seinem großen Nachbarn Jupiter: dem Asteroidengürtel. Können wir einen Kometen erst einmal erspähen, ‘erzählt’ er also schon eine ganz schön lange …

Geschichte Entstanden sind die Kometen – nach heutigem Wissenstand – vor ca. 4,6 Milliarden Jahren, genau zur gleichen Zeit, wie unsere Planeten: Staub und Gase verdichten sich dabei unter der Ein-

wirkung der Schwerkraft (Gravitation) der Sonne immer mehr, bilden immer größer werdende Klumpen und nehmen zuletzt Kugelform an. Kometen und Asteroiden (‘kleine Planeten’) sind Überbleibsel aus dieser längst vergangenen Epoche, sie sind sozusagen:

Ruhelose Zeit-Zeugen für immer … Warum tun sie das eigentlich, in so komplizierten Ellipsen-Bahnen durch das Weltall sausen? Nicht ganz freiwillig: Ab und zu kommt ein Stern unserem Sonnensystem näher als sonst und dann kann es passieren, dass seine Gravitation kleine Himmelskörper aus ihren – an sich kreisförmigen – Bahnen um die Sonne schleudert. Manche hinaus in die Weiten des Weltalls, andere hinein in Richtung Sonne. Die kommen dann an unserer Erde vorbei, umrunden die Sonne und fliegen wieder zurück in heimatliche Gefilde … nur um irgendwann einmal wieder super-lässig bei uns vorbei zu schwadronieren: “Ihr Komete’lein kommet, so kommet durchs All!”

| *) ‘Shooting Star’ – ‘schießender Stern’ ( weil er so schnell fliegt ) – ist die englische Bezeichnung für Komet; der Begriff ‘Komet’ leitet sich ursprünglich aus dem Altgriechischen her und bedeutet ‘Haarstern’. Quellen: Uni Wien: www.univie.ac.at/EPH/SoFi/glos1.htm | Bayerischer Rundfunk: www.br.de/wissen/komet-kometen-schweifsterne-100.html | www.wissenschaft.de/astronomie-physik/wie-viele-welten-mit-zwei-sonnen-gibt-es/ | www.tagesspiegel.de/wissen/ erster-interstellarer-himmelskoerper-entdeckt-besuch-vom-anderen-sonnensystem/20558112.html | Nah-Aufnahme des Kometen ‘67P/Churyumov-Gerasimenko’, 20.11.2014, Rosetta-Projekt; Hinergrund: ‘Halley’, beide: NASA; mit freundlicher Genehmigung.

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