Digitalisierung

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ORGANISATIONSENTWICKLUNG

Jeder Handgriff muss sitzen Warum Organisationsentwicklung gerade in kleinen Gemeinden von essentieller Bedeutung ist. von Wolfgang Oberascher

Ö

sterreich ist ein Land der Kleinge­ meinden. Rund 88 Prozent der öster­ reichischen Gemeinden haben weniger als 5.000 EinwohnerInnen. In EinwohnerInnenzahlen entspricht dies ca. 39 Prozent1 der österreichischen Gesamt­bevölkerung – und diese nehmen täglich die angebotenen ­Leistungen umfassend in Anspruch.

Das Bild der kleinen Gemeinde schärfen Denn auch die kleine Gemeinde betreibt in der Regel eine Schule und einen Kinder­ garten, der Bauhof hält das Gemeindegebiet sauber, betreut vielleicht einen Veranstaltungssaal und der Friedhof ist ebenfalls zu pflegen. In der Verwaltung sind wenige Mit­ arbeiterinnen und Mitarbeiter damit beschäftigt, Baubescheide zu erfassen und Abgaben einzuheben. So oder so ähnlich stellt man sich eine von vielen, typischen, österreichischen Kleingemeinden vor. Wolfgang Oberascher oberascher@kdz.or.at

Schnell wird übersehen, dass trotz der geringen EinwohnerInnenzahl, auch eine Beschäftigtenzahl von 20 bis 50 MitarbeiterInnen erreicht wird, die zu koordinieren, managen und steuern sind. In privatwirtschaftlichen ­Termini würde diese Anzahl von zu führenden MitarbeiterInnen bereits eine KMU klassifizieren – die Geschäftsführung muss in dieser Größe bereits mit modernen Managementinstrumenten steuern, um die Übersicht zu

behalten und die Organisation dorthin zu lenken, wo es hingehen soll. Und nichts anderes erfordert auch die Steuerung in Kleingemeinden. Knappe Kassen und zunehmende Aufgaben fordern zusehends auch Kleingemeinden sich dem Thema der betrieblichen Effizienz zu widmen. Wenn der Stellenplan nicht mehr hergibt – müssen andere Wege gefunden werden. Die neue VRV 2015 oder auch die DSGVO will umgesetzt werden, um nur zwei Beispiele aus der Gegenwart zu nennen.

„Betriebliche“ Effizienz Viele Kleingemeinden beginnen in Form von aufgabenkritischen Prozessen zu hinterfragen, welche Leistungen ihre Kernleistungen darstellen. Muss man tatsächlich alles machen bzw. gäbe es andere, effizientere Wege der Leistungsbereitstellung? Dabei zeigen sich interessante Wege, die ­mitunter beschritten werden. Stakeholder des Kommunallebens werden als ehrenamtliche Leistungserbringer beigezogen, Freiwillige aus Vereinen übernehmen beispielsweise die Auslieferung der Essen-auf-Rädern Mahlzeiten und sind gleichzeitig ein wichtiger ­sozialer Ansprechpartner für Ältere und Bedürftige. Auch treten zunehmend Kooperationslösungen zwischen Gemeinden auf die Tagesordnung – etwa im Bereich der Bauhöfe. Manchmal bleibt auch nichts anderes übrig, als auf die eine oder andere freiwillige ­Leistung zu verzichten.

1 Vgl. Statistik Austria – Abfrage am 19.04.2018

„Eine kleine Gemeinde mit bis zu 50 MitarbeiterInnen muss mit modernen Managementinstrumenten steuern.“ 40

KDZ FORUM PUBLIC MANAGEMENT #1 2018

Bewegt man sich knapp am Stellenplan ­können Arbeitsplatzanalysen auch Potentiale aufzeigen, wie durch Auslagerung einer ­Supportleistung (Lohnverrechnung o. ä.) Ressourcen freigemacht werden können, um eine


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