KG „Kapelle Jonge“ Köln-Weiss von 1947 e.V.
Vor 75 Jahren …
„Wenn et schlimm es, maache mer e Läppche drum.“ Es ist eine Besonderheit der rheinischen und kölnischen Mentalität, gerade in Krisenzeiten nach vorne zu schauen. 1947 – Deutschland lag noch vielerorts in Trümmern, viele Menschen hungerten und lebten in widrigen Verhältnissen. Zumal der bevorstehende, kalte Winter den Kölner Bürgern erheblich zusetzte. Das Wirtschaftswunder lag noch in weiter Ferne; und doch regte sich der Wunsch nach ein wenig Normalität.
Am zweiten Weihnachtstag 1947 kamen in der „Gaststätte Keil“ die Herren Conrad Badorf, Karl Fehrer, Franz Keil, Peter Mohr, Maternus Scheuer und Heinrich Wildenberg zusammen, um einen geselligen Verein zu gründen. Die Idee einen „Mandolinen-Club zu gründen, scheiterte an der Beschaffung von Instrumenten. Also beschlossen sie, eine Karnevalsgesellschaft zu gründen. Startkapital: „gute Laune“ und ein „guter Wille“. Den Namen der zukünftigen Gesellschaft lieferte das Wahrzeichen von Weiß, das Kapellchen. Die Karnevalsgesellschaft „Kapelle Jonge Weiss“ war geboren. 1949 wurde eine in Sütterlin verfasste Satzung erstellt und ein Vorstand gewählt, den die damalige britische Militärverwaltung genehmigte. Der erste Vorstand der KG bestand aus dem 1. Vor22
sitzenden Heinrich Wildenberg, 2. Vorsitzenden Oskar Dedy, Schriftführer Jean Wahn und Kassierer Peter Dederichs. Die „Gaststätte Keil“ war das erste Vereinslokal der Gesellschaft. Fortan veranstaltete die Gesellschaft karnevalistische Sitzungen im Saal der „Gaststätte Keil“ und organisierte einen Karnevalsumzug mit einem eigenen Prinzen, „seiner Tollität“ Heinrich Wildenberg, dem ersten Prinzen der KG. Aufgrund der wenigen finanziellen Mittel wurden die spärlich
gestalteten Wagen von den Arbeitspferden der Weißer Landwirte gezogen, Wurfmaterial gab es so gut wie gar nicht. Auf den ersten Sitzungen war es zudem üblich, dass die Auftrittskräfte als Salär nur eine kleine Kost und ein paar Kölsch erhielten. Da Orden ebenso knapp waren, bekamen die Künstler die auf der Bühne überreichten Orden am Ausgang wieder abgenommen. Der „Wießer Zoch“ wird, bis auf kleinere Unterbrechungen, bis heute durch private Finanzierungen (u.a. 1969 durch den amtierenden Präsidenten Aloys Hannappel) und danach mit Haussammlungen finanziert, um von jeher finanziell schwächer aufgestellten Gruppen, Kindergärten und Schulen die Teilnahme zu ermöglichen.
1950 fand die erste Prunksitzung mit Damen statt, was zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich war, da bis Anfang der 70er Jahre Sitzungen von den großen Gesellschaften in Köln ohne Damen ausgerichtet wurden. Die Sitzungen fanden seinerzeit, wie überall, nicht im Kostüm, sondern bekleidet im Frack, Anzug und bei den Damen in langer Abendrobe statt. Bis in die 80er Jahre fanden im Saal Keil die Prunksitzungen in dieser Art statt. Dann regte sich der Wunsch, die Prunksitzungen zukünftig im Kostüm zu feiern. Allerdings führte Aloys Hannappel schon Mitte der 60er Jahre die Kinderkostümsitzung ein, die bis heute zu den erfolgreichsten Sitzungsveranstaltungen der KG gehört. Dem sollte die Herrensitzung als dritte Sitzungsveranstaltung folgen. Nach den Präsidenten Karl Koch, Toni Stahl und Aloys Hannappel, übernahm 1971 der damalige Literat der KG, Manfred Hennig, das Präsidentenamt. In seine Amtszeit fällt der Zusammenschluss der Orte Rodenkirchen, Weiß, Sürth, Hochkirchen und Rondorf zur Ausrichtung einer gemeinsamen Prinzenproklamation. 1972 wurde Manfred l. (Hennig), noch vor Gründung eines Festkomitees, der erste „offizielle“ Prinz der Gesellschaft im Kölner Süden. Seit der Gründung ein Jahr später, gehört die KG Kapelle Jonge dem Festkomitee Karneval Alt-Gemeinde Rodenkirchen 1973 e.V. an. Manfred Hennig und Heinz Breuer als Vizepräsident lenkten bis 2002 über 30 Jahre die Geschicke der Gesellschaft. Zudem war Manfred Hennig ab 1994 für drei Jahre Präsident des Festkomitees der Altgemeinde. Manchmal geschehen in einer Chronik auch kleine „Unfälle“: 1978 wurde auf dem Sessionsorden das 30jährige Bestehen der KG ausgewiesen – ein Jahr zu spät, jedoch gebührend gefeiert wurde es selbstredend trotzdem. Bislang bestand die Gesellschaft aus Vorstand und Senat. 1985 wurde auf Initiative von Günter R. Wehner das Musikcorps ins Leben gerufen. Bis zu seiner Auflösung Ende 2018 absolvierte das musikalische Aushängeschild der KG unWEISSER DORFECHO 181