Spannungsreiche Wandobjekte
Die Suche nach der „Unvollkommenheit“
Kalle Paltzer – Künstler, Grafik-Designer, Keramiker, Illustrator: Seine Arbeiten sind Bestandteil diverser Sammlungen.
Gerade fertig geworden: Vibration – 1.20 x ca. 2 Meter. Der Schatten, den das Bild auf der Wand hervorruft, sorgt für zusätzliche Tiefe.
Farbe und Oberfläche – Licht und Schatten: Der rote Faden, der sich durch die Schaffenswelten von Kalle Paltzer zieht. Seine Arbeiten sind eher Wandobjekte als klassische Bilder, bestechen durch „Unvollkommenheit“. „Genau das ist es, was mich reizt. Ich lasse meinem Material viel Spielraum – im Entstehungsprozess zeigt sich der Weg, cleane Gradlinigkeit ist nicht mein Ziel.“ Der Grafiker, Keramiker, Illustrator und Künstler hat sich für den Rohstoff „Papier“ als Medium entschieden. Sehr selten ist eine klassische Leinwand die Basis – meist bildet Wellpappe den Ausgangspunkt für seine Arbeiten. Zahlreiche Schichten werden verleimt, bereits während des ersten Trocknungsprozesses verformt sich der Untergrund. „Es entstehen Wölbungen, anfangs gleichmäßige Linien verziehen sich, leichte Wellen werden sichtbar.“ Das Objekt entfaltet sein Eigenleben. In weiteren Schritten werden weiße Seidenpapiere aufgetragen. „Das sensible Material lässt es wegen seiner Transparenz zu, neue Ebenen immer noch mit dem Untergrund zu verbinden.“ Farbe – ausschließlich schwarz mit einer eigenen Rezeptur – ist eine weitere Komponente. Sie wird aufgebracht, abgeschlif12
Aktuelle Arbeiten aus der Serie „Punkte“.
fen, gerakelt, abgekratzt. Ganz allmählich kristallisiert sich das Thema der Arbeit heraus. „Es entwickelt sich erst während des Prozesses – ich gehe nicht mit einer konkreten Vorstellung an die Staffelei.“ Intensität aus Reduktion Alle Werke sind auf Schwarz und Grautöne reduziert. „Farbe habe ich aus ihnen im Laufe der Jahre fast vollständig verbannt. Eine bewusste Reduktion – Licht und Schatten werden zum maßgeblichen Gestaltungselement. „Farbe und Oberfläche treten nicht in Konkurrenz.“ Verstärkt wird diese Empfindung durch
die Hängung: „Die Objekte liegen nicht auf der Wand auf – Abstand und Beleuchtung führen zu einem Schattenwurf, der die Arbeit transportiert, ihr Tiefe und Kontur gibt.“ Es sind diese plastischen Köper mit ihren spannungsgeladenen Oberflächenstrukturen sowie starken haptischen Reizen, die die Objekte von Kalle Paltzer unverkennbar machen. „Ich bin immer neugierig!“ Aktuell sind es zwei Themen, mit denen sich der Wahlkölner vorrangig auseinandersetzt: Linien und Punkte. Aber auch das natürlich nicht gradlinig. „Fällt WEISSER DORFECHO 182