Monotonie Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Thesisbuch FrĂźhlingssemester 2020 Von Noah Gisiger
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Monotonie
Abstract
Das vorliegende Thesisbuch befasst sich mit der Thematik der „Monotonie“ in Bezug auf die Stadt Biel und deren historischen Entwicklung. Dabei steht die Auseinandersetzung mit dem Gurzelen-Areal im Zentrum der Arbeit. Die Entwicklung des Bieler Bahnhofquertiers um 1930 dient dabei als städtebauliche Analogie. Den theoretischen Hintergrund bilden die Herleitung der Begriffe der „Monotonie“ und der "Diversität". Es wird aufgezeigt, in welchem Verhältnis diese zueinander stehen und so die Wahrnehmung eines Ortes beeinflussen können. Durch die methodische Analyse architektonischer Aspekte des Städtebaus, der Struktur und des öffentlichen Raumes wird der Diskurs über die „Monotonie“ erneut aufbereitet und ermöglicht eine eigene, persönliche Interpretationsgrundlage. Es wird aufgezeigt, welche Qualiäten die Wiederholung von Elementen und deren Umwandlung innerhalb eines geordneten Systems mit sich bringen, sowie welchen Einfluss diese auf ein neu entstehendes Stadtareal haben können. Daraus wird eine eigene Haltung für den Entwurf des Thesisprojekts abgeleitet.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Thesisbuch Fr체hlingssemester 2020 Monotonie Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw
Verfasser Noah Gisiger Sch체rmattweg 5 4710 Balsthal
Master in Architektur Fr체hlingssemester 2020 Datum: 12.06.2020
Begleitung Thesisbuch Prof. Marcel B채chtiger Begleitung Thesisprojekt Prof. Luca Deon Buchdruck & Buchbinder Gegendruck GmbH Neustadtstrasse 26 6003 Luzern
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Monotonie
Inhalt
1 Einleitung 1.1 Thematik und Fragestellung 1.2 Vorgehen und Methodik
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Eine historische Analogie 12 2.1 Modernes Biel 13 2.2 Das Gurzelen-Areal 21
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Monotonie und Diversität
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Der monotone Städtebau 4.1 Das Einheitliche Bild der Stadt 4.2 Regel und Ausnahme
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Die monotone Struktur 5.1 Vielfalt der Wiederholung 5.2 Die Kunst der Reihung
50 51 63
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Monotonie im öffentlichen Raum 6.1 Zwischen Gestaltung und Selbstbestimmung 6.2 Aneignung geordneter Räume
76 77 87
7 Fazit
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8 Literaturliste
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Abbildungsverzeichnis
10 Redlichkeitserklärung
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
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1 Einleitung
"Man darf mit dem Begriff des Langweiligen nicht schematisch verfahren! Das Gleichförmige kann, ebenso wie sein Gegensatz, das völlig Unterschiedliche, je nach den Umständen als berechtigt, sinnvoll, sogar als schön oder als sinnwidrig und hässlich empfunden werden."1 Hans Schmidt, 1962
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FLIERL 1993, S. 164.
Monotonie
1.1 Thematik und Fragestellung Die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Biel und der zukünftigen Entwicklung des Gurzelen-Areals greift die Thematik der „Monotonie“ auf. Bereits in den Ausgaben der Schweizer Architekturzeitschrift „Archithese“ von 1977 und 1978 wurde diese hinterfragt und stark diskutiert. Das Aufarbeiten der Begrifflichkeit ist insofern spannend, da die „Monotonie“, in Bezug zur Architektur, nach wie vor als ein Reizwort wahrgenommen wird. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss der Begriff der „Monotonie“ auf den Ausdruck einer Stadt, eines Quartiers und dessen Bewohner hat. Ist sie als eine Architektur zu verstehen, die grosse Überbauungen zu einer neutralen Gesamtform zusammenfasst, anstatt sie aufzulockern und vielfältig zu verteilen. Führt das heutige Streben nach grösstmöglicher „Diversität“ nicht wieder zu einer neuen Form der "Monotonie" oder handelt es sich hier um ein ambivalentes Verhältnis der beiden Begriffe? Inhalt der Masterthesis ist das Spannungsfeld zwischen „Monotonie“ und „Diversität“, sowie dem Einfluss, den dieser auf die Entwicklung des Gurzelen-Quartiers und dessen Umgebung haben. Das Thesisbuch fokussiert sich dabei auf die nachfolgenden Themen: den Städtebau, die Struktur und den öffentlichen Raum. Der Anspruch dieser Arbeit ist es, die „Monotonie“ als Ideal wieder aufzugreifen und dessen Qualitäten und Besonderheiten neu zu interpretieren.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
1.2 Vorgehen und Methodik Das vorliegende Thesisbuch soll als Interpretationsgrundlage für die Arbeit des Thesisprojekts dienen. Die Arbeit gliedert sich jeweils in einen historisch, einen theoretischen und einen analytischen Hauptteil. Im einleitenden Teil der Arbeit wird, ausgehend von einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Ort Biel und der Entwicklung des Bahnhofquartiers, der Begriff der „Monotonie“ und der „Diversität“ in Bezug auf die Architektur näher erläutert. Als Hauptlektüre dienen dabei die Hefte von Werk-Archithese, in welchen die Thematik der "Monotonie“ bereits 1977/78 aufgegriffen und behandelt wurde. Darauf aufbauend definieren sich die drei Themenfelder, welche vertieft untersucht werden. Sie bilden die Grundlage für den analytischen Hauptteil der Arbeit, in welchem anhand von Beispielen aus der Architektur der Umgang mit der „Monotonie“ und deren möglichen Interpretation aufgezeigt wird. Die gewonnenen Erkenntnisse werden anschliessend in das Thesisprojekt übersetzt. Um die Verknüpfung der Analyse und des Projekts zu veranschaulichen, wird dieses in den einzelnen Kapiteln der Arbeit parallel eingeführt und direkt gegenübergestellt. Im Fazit werden abschliessend die untersuchten Themen und das Projekt noch einmal reflektiert. Die Arbeit hat nicht das Verlangen, die Monotonie zu rehabilitieren. Da sich das Verhältnis zwischen Einheitlichkeit und Vielfalt nicht an einzelnen Beispielen aufzeigen lässt, wird in diesem Thesisbuch nur eine bestimmte Auswahl an Referenzprojekten erläutert. Diese werden nach Möglichkeit im Thesisprojekt angewandt.
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Monotonie
Die aufgezeigten Projekte beschreiben nicht direkt was die Monotonie oder die Diversität ist, sondern erlauben es die eigene Position im Entwurfsprozess zu stärken. Wichtig dabei ist, dass neben extremen Beispielen, die ein hohes Mass an Einheitlichkeit und Monotonie beinhalten, auch Projekte aufgezeigt werden, in welchen nebst Vielfalt und Diversität auch eine gewisse Regelhaftigkeit vorzufinden ist. Die dokumentierten Beispiele werden in den einzelnen Kapiteln hierarchisch dargestellt. Sie beginnen bei einer hohen Ausprägung an Monotonität und beginnen sich immer mehr aufzulösen, wodurch eine gezielte visuelle Argumentation entsteht. Die unterschiedlichen Beispiele werden über den Text, die Bilder und deren Beschriebe miteinander in einen Zusammenhang gestellt. Die ausführlichen Bildlegenden dienen dazu, die einzelnen Merkmale und den Bezug zur Monotonie und Diversität als Thema zusätzlich zu erfassen. Das Potenzial der Arbeit liegt insofern darin, dass durch die aufgezeigten exemplarischen Projekte eine Übersicht zum Thema der Monotonie und Diversität, sowie deren Zusammenspiel und Abhängigkeit gewonnen werden kann. Daraus können Strategien extrahiert werden, welche in den Entwurf übersetzt werden können und diesen stärken. Das Ergebnis kann anhand des Thesisprojektes begutachtet und geprüft werden. Die Grundlagen und die Erkenntnisse können somit für weitere Projekte genutzt werden.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
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Monotonie
HSLU - Technik & Architektur Schwarzplan 1:10000 | Gurzelen B
| Architecture Master Thesis 11 Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
2 Eine historische Analogie
Abb. 2. Der Bieler Zentralplatz um 1903 mit Blick auf die obere Bahnhofstrasse und die Schßss
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Monotonie
2.1 Modernes Biel Kontinuität und Bruch des einheitlichen Städtebaus Der urbane Raum wird geprägt vom Stadtgrundriss, dem Verhältnis zwischen öffentlichem und privatem Raum, den Anforderungen an die Infrastruktur sowie den Bedürfnissen der Bewohner. Während in den zentrumsnahen Quartieren in Biel noch versucht wurde auf ein repräsentatives und einheitliches Erscheinungsbild zu achten, verliert dieses nach aussen immer mehr seinen städtischen Charakter. Bis heute haben es Planung und Städtebau nicht wirklich geschafft, erfolgreich mit diesen räumlichen Entwicklungen umzugehen. Auch fehlen immer mehr die Gebiete, um grossflächigen Städtebau betreiben zu können. Unsere Städte, Dörfer und Landschaften sind zu erhaltende Kulturgüter. Sie sind zu bewahren, indem man sie weiterentwickelt. Diese Veränderung sollte aber mit einer verdienten Sorgfalt stattfinden. Die Herangehensweise verpflichtet sich dabei gegenüber der Geschichte einer Stadt und hat entsprechend einen grossen Einfluss auf diese. Bereitet sich der Städtebau auf einen Umbruch vor, sollte die Geschichte der Stadt nach historisch ähnlichen Vorhaben untersucht werden.2 In der Stadtgeschichte sind verschiedene Strategien vorzufinden. Anhand dieser kann erkannt werden, welche Strategien auf die aktuellen Bedürfnisse und Ansprüche einer Stadt angewendet werden könnten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Biel einen der grössten Zuzüge an Arbeitern und stand vor einer entscheidenden Wende. Dieser Entwicklungssprung führte im urbanen Umfeld zu entsprechenden Problemen, wie sie auch in vielen anderen europäischen Städten mitverfolgt werden konnten.3 Über Jahrzehnte hinweg war die Stadtentwicklung sich selbst überlassen worden, was zu einem planlosen Wachstum der Stadt führte. Biel wurde geprägt von enormen, heterogenen Gegensätzen zwischen den einzelnen Quartieren. Der Mangel an städtebaulichen Massnahmen und der damalige Wohnungsmangel führte zu einer räumlichen Gliederung des Stadtgebiets sowie der Bevölkerung, die sich wirtschaftlich und sozial immer weiter voneinander entfernte.
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LAMPUGNANI 2006, S. 11-13.
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BERNOULLI 1929, S. 76.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 1. Schwarzplan der Stadt Biel
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1893 empty text
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Massstab 1: 10,0 Gedruckt am 02.03.2020 http://s.geo.admin.ch/87
www.geo.admin.ch ist ein Portal zur Einsicht von geolokalisierten Informationen, Daten und Diensten, die von öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden Haftung: Obwohl die Bundesbehörden mit aller Sorgfalt auf die Richtigkeit der veröffentlichten Informationen achten, kann hinsichtlich der inhaltlichen Richtigkeit, Genauigkeit, Aktualität, Zuverlässigkeit und Vollständigkeit dieser Informationen keine Gewährleistung übernommen werden.Copyri Schweizerischen Eidgenossenschaft. http://www.disclaimer.admin.ch © swisstopo
Abb. 3. Historische Pläne von Biel: Die Entwicklung des Bahnhofquartiers von 1893 bis 1946
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Aufgrund dessen wurden für die Weiterentwicklung der Stadt nach Lösungen dieser Problematik gefordert. Die sozialpolitischen Ziele, welche die Stadt damals vertrat, führten zu einer Phase des städtischen Umbruchs. Während man versuchte die Stadt von Innen heraus zu erneuern, wurden auch von Aussen, durch die Wichtigkeit der Stadt als Verkehrsknotenpunkt, wesentliche Impulse gegeben.4 Durch den Entscheid der Schweizerischen-Bundesbahnen SBB um 1910, den zu klein gewordenen Bahnhof um 200m nach Südwesten zu verschieben und dort einen Neubau zu erstellen, wurde mitten im Stadtzentrum eine enorme Freifläche geschaffen. Man träumte damals von einem modernen, weltoffenen „Gross-Biel“.5 So konnte ein einheitliches Konzept für ein ganzes Quartier erarbeitet werden, womit die Neugestaltung des zentralen Stadtteils in greifbarer Nähe lag. Ein Dreiergespann, bestehend aus dem ehemaligen Stadtpräsidenten Guido Müller, dem Stadtbaumeister Otto Schaub und dem Architekten Eduard Lanz, setzte sich besonders für die Modernisierung der Stadt Biel ein. Otto Schaub spielte als Statdbaumeister in der Entwicklung von Biel entsprechend eine wichtige Rolle. Er hatte in der Gestaltung von öffentlichen Bauten überwiegend freie Hand und realisierte zusammen mit seinen Mitarbeitern im Stadtbauamt zahlreiche Gebäude, die als Referenzpunkte dienen sollten. Darunter befanden sich zum Beispiel das Strandbad, die Stadtbibliothek, das Schulhaus Mühlefeld und viele andere an den unterschiedlichsten Standorten.6 Sie bereiteten die baulichen Grundlagen vor, um in einem gesamtheitlichen Kontext denken und planen zu können.
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RITTER 2011, S. 39-40.
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KÄSTLI 1988, S. 16.
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RITTER 2011, S. 42-44.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 4. Blick in die Bahnhofstrasse: Repräsentatives Bild der umgesetzten Bauvorschriften am Bahnhofplatz
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Monotonie
Für Aufsehen sorgte besonders die Abstimmung vom 9. November 1930 über die Sonderbauvorschriften für das neue Bahnhofquartier.7 Diese sollten zu einem uniformen Gesamtbild des Quartiers führen. Es wurden Vorgaben zugestimmt, die das Flachdach und zahlreiche andere Elemente der Fassadengestaltung, wie zum Beispiel die durchlaufenden Fenstersturz- und Fensterbrüstungslinien, vorschrieben. Reisenden, die aus dem neuen Bahnhof treten, sollte sich das Bild einer einheitlichen, grosszügigen und fortschrittlichen Stadt präsentieren. Biel erhielt so ein sichtbar zeitgemässes Erscheinungsbild und präsentierte sich als vollwertige Stadt, die sich mit der Moderne identifiziert und mit anderen Städten in der Schweiz mithalten konnte. Es wurden jene Aspekte der neuen Lebensqualität angeboten, die dem Zeitbild einer fortschrittlichen Stadt entsprachen. Die Bahhofstrasse in Biel ist stark geprägt von diesem Vorhaben und verdeutlicht dies, durch die stetige Wiederholung der immer gleichen Elemente. Es wird ein Bild erzeugt, das sich durch endlose Fensterbänder und regelmässig aufgereihte Fassadenfronten definiert. Das Strassenbild orientiert sich somit klar an den auferlegten Vorschriften, um das städtische Quartier zu prägen. Die einzelnen Gebäude verlieren so zwar an Ausdruckskraft, da nur noch wenig Spielraum für eine differenzierte Gestaltung zugelassen wird. Allerdings werden die Gesamtwirkung und das städtebauliche Bild umso mehr gestärkt. Eine solche Gelegenheit stellt ein bekanntes Phänomen in der Geschichte unterschiedlicher Schweizer Städte und deren städtebaulichen Entwicklung dar. Es ermöglicht, ein neues Quartier architektonisch und kulturell zu prägen. Das Verordnen von klaren Regeln und Bauvorschriften, welche Hauptverkehrsachsen, Strassenbreiten, Plätze, Gebäudehöhen und die Gestaltung der Fassaden vorschreiben, fördert das Erzeugen von einheitlichen Stadtbildern, die bis heute die unterschiedlichsten Städte prägen.
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RITTER 2011, S. 50.
Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 5. Das Volkshaus Biel von Eduard Lanz mit Blick in die Bahnhofstrasse in Richtung Bahnhof
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Geht man vom Bahnhof an diesen einheitlich geprägten Fassaden entlang, so erreicht man den General-Guisan-Platz, an welchem sich das von Eduard Lanz geplante Volkshaus von 1932 befindet. Das Gebäude diente als einer der bereits erwähnten Referenzpunkte des Stadtneubaus und gilt als Meilenstein im Quartier. Denn trotz der Uniformierung der umliegenden Gebäude aufgrund der amtlichen Bauvorgaben, verweigerte Lanz diese. Der Architekt erhob den Anspruch, durch das Zusammensetzen und Abstufen der Bauvolumen, sowie der Ausprägung eines Turmes als Hochpunkt, die städtisch festgelegte Höhe des Bahnhofquartiers zu überragen und zu akzentuieren.8 Durch das Ausbrechen aus den festgelegten Vorschriften und der Ausgestaltung der auffallenden roten Backsteinfassade, hebt sich das Gebäude als Kopfbau besonders stark aus seiner Umgebung hervor. In einem einheitlichen System, das klare Regeln definiert, wird ein Akzent in der Stadt gesetzt und trägt so zur Identitätsbildung innerhalb des Quartiers bei. Zudem gilt der Bau als erstes Hochhaus in Biel, mit welchem die Moderne im Quartier in aller Deutlichkeit verankert wurde. So wurde der repräsentative Kopfbau zu einem der wichtigsten Bestandteile des Bahnhofquartiers und der Stadt Biel. Am Beispiel des Volkshauses in Biel wird aufgezeigt, wie wichtig es ist, Unterscheidungsmerkmale in einem durchgehend einheitlich gestalteten, beinahe schon "monoton" wirkenden Umfeld einzubringen. Wiederum verdeutlicht sich aber, dass erst durch eine so stark vereinheitlichte Umgebung solche Akzente besonders an Ausdruckskraft gewinnen können. Das Bahnhofquartier und der Umgang mit der einheitlichen Gestaltung sowie der akzentuierten Differenzierung des Volkshauses dient als historische Grundlage für das zu bearbeitende Projekt des Gurzelen-Areals. Es zeigt auf wie wichtig es ist, trotz klar vorgeschrieben Regeln eine gewisse Freiheit in der Gestaltung von Gebäuden zu erlauben. Obwohl das Volkshaus von Lanz von diversen dieser Vorschriften abweicht, werden gewisse Elemente, wie zum Beispiel die Fenstergliederung, neu interpretiert und in neuer Form angewandt. Sie nehmen noch immer Bezug zum Ganzen und ermöglichen so das Spannungsfeld in der Umsetzung dieser Regeln neu zu definieren.
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RITTER 1933, S. 72.
Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 6. Holzschnitt von 1932 zur Einweihung des Volkshaus in Biel
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2.2 Das Gurzelen-Areal Die Stadt Biel hat eine interessante historische Entwicklung durchgemacht. Sie befand sich bereits im frühen 20. Jahrhundert in einer ähnlichen Situation, wie heute mit der Überbauung des Gurzelen-Areals. Wie bei der Verlegung des alten Bahnhofes wird erneuert eine wertvolle Fläche inmitten der Stadt freigelegt. Diese ermöglicht es, wie schon bei der Entstehung des Bahnhofareals, ein ganzes Quartier neu zu konzipieren und zu prägen. Der umliegende Kontext des Gurzelen-Areals, das im Moment von der Bieler Bevölkerung zwischengenutzt wird, ist geprägt von einer Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungen und erlebt aktuell eine umfangreiche Neugestaltung. Dazu gehört einerseits der repräsentative Hauptsitz von Swatch mit den Museen „Cité du Temps“, der vom japanischen Architekten Shigeru Ban geplant wurde, die neuen Gebäude des gleich angrenzenden Wohnparks „Jardin du Paradis“, sowie der öffentliche Park der „Schüssinsel“. Auf der heute als Parkplatz genutzten Fläche, die an das alte Fussballstadion angrenzt, entsteht zukünftig eine Überbauung mit vorwiegend genossenschaftlichen Wohnungen. Nördlich grenzt das Areal an die Schulanlage Champagne, die 1962 vom Architekten Max Schlup entworfen wurde. In Zukunft wird der Bestand zusätzlich durch einen Schulhaus-Neubau ergänzt. Des Weiteren werden die Strassen an die Quartierentwicklung angepasst und aufgewertet. Die bestehende Stadtstruktur von Biel, die sich von Zentrum bis hin zur westlichen Grenze des Areals erstreckt, definiert sich vorwiegend durch geschlossene und teils offenen Zeilenbauten. Gleich angrenzend an das Areal befinden sich kleinere Wohnsiedlungen des 20. Jahrhunderts, die sich besonders durch ihren hohen Grünflächenanteil und ihre regelmässige Aufreihung, sowie durch sich ähnlich sehender Gebäude auszeichnen. Markant für das ganze Quartier ist das Hochhaus Champagne welches 1968 erbaut wurde. Es ist bis heute das höchste Gebäude von Biel.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 7. Luftbild des Gurzelen-Areals 2019: Die unterschiedlichsten Strukturen treffen aufeinander. Die jeweiligen Typologien nehmen keinen wirklichen Bezug zueinander und erzeugen so das heterogen geprägte Stadtbild.
Abb. 8 . Hochhaus Champagne Abb. 9. Angrenzende Zeilenbauten an das Gurzelen-Areal mit regelmässiger Fassadengestaltung
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Monotonie
Das Gurzelen-Quartier ist somit stark geprägt von einer sehr heterogenen Stadtstruktur. Es handelt sich dabei um einzelne historische gewachsene Quartiere. Über die Jahre sind diese, in sich vielleicht einheitlich erscheinenden Strukturen gewachsen, kollidieren nun aber, durch die Bebauung des alten GurzelenAreals, an diesem einen Punkt. Heute fühlen sich viele Architekten jedoch nicht mehr verpflichtet, in einem ohnehin bereits unzusammenhängenden Stadtbild, sich an übergeordnete, städtebauliche Regeln zu halten, um so ein einheitliches Stadtbild zu fördern. Vielmehr werden die Abwechslung, Differenzierung, Diversität, Variation und Vielfalt zu gleichbedeutenden Begriffen von Qualität.9 So werden Projekte entworfen, welche sich gegenseitig an Originalität und Individualität übertreffen, jedoch keinen direkten Bezug mehr zueinander nehmen. Das Projekt auf dem Gurzelen-Areal wird einen wichtigen Einfluss auf das gesamte Quartier und die Stadt selbst haben. Es bietet, ähnlich wie die Entwicklung des Bahnhofquartiers, die Möglichkeit in einem grossflächigen Massstab zu denken und eine gewisse Regelhaftigkeit in den Ort zu bringen. Es wird nach einer städtebaulichen und architektonischen Lösung gesucht, die erneut als Referenzpunkt der Stadt dienen kann, um so ihre zukünftige Weiterentwicklung zu fördern. Wie bereits mit dem Bahnhofquartier aufgezeigt wurde, kann ein einheitlich geprägtes Stadtbild Einfluss auf die Entwicklung eines Ortes haben. Es hat auch gezeigt wie wichtig die Ausnahmen sind. Das Verlangen nach grösstmöglicher Einheitlichkeit, welche sich durch das strikte Einhalten von Regeln definiert, benötigt aber als erstes die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der "Monotonie" und der "Diversität" im Städtebau sowie in der Architektur. So wie zu viel Einheitlichkeit zu Unbehagen führen kann, so muss auch in der Stadt das entsprechende Gleichgewicht zwischen Einheit und Vielfalt gefunden werden.
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PATIJN 1978, S. 15.
Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 10. Hauptverkehrsachse in Richtung Zentrum mit Uhrenindustrie (links) und Wohnbauten (rechts)
Abb. 11. Industriegebiet südlich der des Flusses, der Schüss und des öffentlichen Parks, der Schüssinsel
Abb. 12. Zaunweg: Quartierstrasse der Wohnsiedlungen
3 Monotonie und Diversität
Abb. 13. Symbolbild zur Erfassung des Monotonie-Empfindens zu gleichförmig wiederkehrenden Situationen (1968)
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Monotonie
Der Begriff der "Monotonie" wird oft, in Bezug auf die Architektur, vorerst als ein Sammelbegriff für Einheitlichkeit, Regelmässigkeit, Rhythmus und Wiederholung verstanden.10 Meistens taucht er jedoch in negativer Bedeutung auf und wird dabei als jener Grenzbereich von Langeweile und fehlender Qualität bezeichnet, den es zu vermeiden gilt. Aufgrund der gegebenen Sprachkonvention wird er mit etwas Negativem assoziiert. Wo immer der Begriff auftaucht, findet er sich in negativer Verwendung wieder und ist mit dieser untrennbar verbunden. Und trotzdem beschäftigen sich die Architekten nach wie vor mit der "Monotonie", vermeiden jedoch die Verwendung des negativen Begriffs. So umgehen ihn zum Beispiel die Smithsons sorgfältig, indem sie ihn in ihrem Buchtitel mit „Ohne Rhetorik“ umschreiben. Darin äussern sie sich vorsichtig dazu mit positiven Ausdrücken wie „Ruhe als Ideal“ oder „Das Geheimnis der Wiederholung“. Des Weiteren wird die "Monotonie" zum Inbegriff für die Erfahrungen, welche mit den vielen Wohn- und Grosssiedlungen der klassischen Modernen und der Nachkriegszeit gemacht wurden.11 Viele der Wohnbauviertel werden immer wieder, aufgrund der stetigen Wiederholung der gleichen Elemente und deren identischen Inhalt, als „monoton“ wahrgenommen. Bilder von endlosen Fassadenmustern, regelmässig aufgereihten Wohnblöcken oder Glasfronten gehörten dabei zu den sich durchsetzenden Eindrücken der Massenkritik.12 Die „Monotonie“ hat innerhalb der Ideologie des Modern-Movements eine einseitige, wenn nicht sogar tendenziöse Deutung gefunden. Durch die ständige Verbindung mit der Moderne erhält der Begriff zusätzlich eine Art „historische Dimension“13, die ihn in seiner negativen Deutung nur noch zusätzlich bestärkt.
10 OECHSLIN 1978, S. 55. 11 PATIJN 1978, S. 16. 12 VON MOOS 1977, S. 4. 13 OECHSLIN 1978, S. 56.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 14. Alison & Peter Smithson: Without Rhetoric An Architectural Aesthetic 1955-1972
Ein weiterer Grund für die Ablehnung lässt sich aus der heute gegenwärtigen Angst begründen, dass sich die Monotonisierung der Architektur in unserer Kultur, respektive unserer Welt widerspiegeln könnte.14 Man sieht in ihr die Gefahr, dass die Individualität verloren geht. Denn die Städte scheinen sich äusserlich immer mehr zu gleichen, was wiederum das Verhalten ihrer Bewohner beeinflussen kann. In der Architektur wird noch heute die "Monotonie" oft mit der Regelhaftigkeit sich wiederholender Elemente in Bezug gebracht. So wird die Abfolge einer einfachen Reihung mit einheitlichen Abständen oft damit in einen Zusammenhang gestellt. Im Grundriss zeigt sie sich in dieser Hinsicht über regelmässige Achsen, ein einheitliches Raster oder über eine klare symmetrische Anordnung. Oft spielt in der Herleitung der "Monotonie" der Verzicht auf Ornamente eine entscheidende Rolle. Sie kann somit auch über die Reinheit von geometrischen Körpern zum Ausdruck gebracht werden. Die technische Entwicklung unterstützt dies besonders, da sie es ermöglicht, exakte, äusserst präzise und identische Produkte herzustellen. Mit der Massenproduktion ist die "Monotonie" aber auch zur normalen Ausgangslage der heutigen Zeit geworden. Sie erlaubt es Elemente in Mengen herzustellen und diese dann beliebig oft zu wiederholen.15 Jedoch handelt es sich bei der "Monotonie" auch um einen Begriff, der kaum reflektiert wird. Denn wie kaum ein anderer Begriff in der Architektur ermöglicht er es Dinge zu beschreiben und gleichzeitig zu verallgemeinern. Von der Wirkung, der Form, der Funktion, bis hin zum ästhetischen Ausdruck, kann alles mit diesem Begriff zusammengefasst und zum Ausdruck gebracht werden.16 Und noch immer ist er weit entfernt von einer konkreten inhaltlichen Bezeichnung. Da der Begriff im Bezug zur Architektur kaum präzisiert wird, ist auch ein konkretes Verständnis schwierig. Ihm fehlt die begriffliche Ambivalenz, die es erlauben würde, ihn umzuwerten.
14 LAMPUGNANI 2014, S. 71. 15 VOGT 1978, S. 7-9. 16 OECHSLIN 1978, S. 55.
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Im Vergleich zur "Monotonie" wird die "Diversität" hingegen als ein positiver Begriff wahrgenommen. Sie hat eine breite Verwendung und dient zur Unterscheidung und Anerkennung vielfältiger Merkmale, wie der Atmosphäre, der Struktur und Lebensformen auf biologischer, wie auch auf kultureller und sozial-gesellschaftlicher Ebene.17 In der Architektur wird sie vor allem im Bereich des Siedlungs- und Wohnungsbaus verwendet und findet sich in anderen Begriffen, wie Abwechslung, Differenzierung, Variation und Vielfältigkeit wieder. Das Leben in einer individualisierten Gesellschaft wird heute gefordert und als selbstverständlich angesehen. Die „Diversität“ und das Bedürfnis des Menschen nach Individualität stellt sich oft in einen direkten Zusammenhang. Es besteht der Wunsch, sich voneinander zu unterscheiden. Die Forderung nach Variation ist hierbei ein typisches Anliegen. Das Verlangen nach Individualität liegt nicht nur in der Identifikation, sondern auch in einem allgemeinen menschlichen Streben nach persönlicher Differenzierung. Wird der „Diversität“ aber nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine funktionelle Bedeutung gegeben, indem sie als Identifikationsfaktor oder als Mittel zur Förderung von sozialen Kontakten eingesetzt wird, so wird ein gewisser Einfluss der Umgebung auf das Verhalten der Bewohner vorausgesetzt.18 Das Leben der Bewohner wirkt sich somit auf die „Diversität“ aus und die Architektur kann wiederum Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben.
17 MARIJKE 2020, S. 15. 18 PATIJN 1978, S. 16-19.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
4 Der monotone Städtebau
HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Schema Städtebau | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
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Monotonie
Die heutigen Städte haben zum Teil eine Überzahl an Schauobjekten und das stetige Verlangen nach Variation verunklärt immer mehr das Bild der Stadt. Es wird versucht Unterscheidungsmerkmale zu verdeutlichen, wo gar keine existieren. So wird man im Alltag immer mehr einer Vielzahl an unterschiedlichen Reizen ausgesetzt. Aber die Stadt muss nicht immer aufregend sein. Diese übergeordnete Individualität in der Stadt, die heute so oft gefordert wird, sollte nochmal überdacht und vielleicht sogar hinterfragt werden. Der chaotische Wandel der Stadt darf nicht widerstandslos zum Ausdruck gebracht oder sogar vorgeschrieben sein. Eher sollte das Ziel seine, diesen einzudämmen. Die monotone Einheitlichkeit ist oft ehrlicher und angemessener als die zwanghafte Variation.19 Die Architektur sollte einen Ort nicht unnötig verunklären, sondern durch ihre Komposition von Bauvolumen und deren Ausdruck eine Ruhe ausstrahlen, um das Wohlbefinden der Bewohner zu fördern. Es stellt sich somit die Frage, wie einheitlich eine Stadt geplant werden soll oder ob sich eine zu grosse Einheitlichkeit im Plan der Stadt nicht negativ auf diese auswirkt. Dass man die "Monotonie" schnell eintönig wahrnimmt, wird in vielen Diskussionen immer wieder als Argument aufgegriffen. Denn die Einheitlichkeit und Repetition von Elementen werden in der Geschichte der Architektur immer wieder als langweilig bezeichnet. Grosse und geordnete Stadtstrukturen sind aber auch als Notwendigkeit zur Regulierung der chaotischen Stadt. Sie ermöglichen es erst, sich der gewachsenen Unordnung des urbanen Raums zu widersetzen. Denn auch was heute bereits als qualitätsvoll und vielfältig betrachtet wird, hat einen grossen Anteil an Einheitlichkeit und Regelhaftigkeit. Sie hat durchaus ihre Berechtigung obwohl sie so oft als negativ betrachtet wird. Selbst was uns so bildhaft und vielfältig erscheint, ist noch immer geprägt von einer gewissen Ordnung.
19 LAMPUGNANI 2015, S. 21.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 15. Schematische Komposition von punktuellen und linearen Elementen
Abb. 16. Symbolbild einer geordneten Stadt: Plan der Ville Contemporaine von Le Corbusier (1922)
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4.1 Das Einheitliche Bild der Stadt Um ein städtebaulich einheitliches Bild zu erzeugen, ist es fast unumgänglich, dies über ein grossflächigeres Gesamtkonzept durchzusetzen. Das Definieren von klaren Regeln bildet die Grundlage für einen einheitlichen Städtebau. Durch das konkrete Festlegen von Strassen und Durchwegungen, der Art der Typologien, sowie der Materialität von Bodenbelägen oder Fassaden ist es möglich eine Stadt und deren Wahrnehmung zu prägen. Das Denken über einen grösseren Massstab ist somit eine der ersten Voraussetzungen, eine gewisse Ruhe in die Stadt zu bringen. Die Wiederholung identischer Typologien kann so innerhalb eines geordneten Systems ein stark ausgeprägtes Gesamtbild erzeugen. Durch die Repetition kann ein Rhythmus in der Stadt wahrgenommen werden. Dieser wird umso stärker und eindrücklicher, desto öfter er wiederholt wird. Aber auch in den festgelegten Vorschriften besteht noch immer die Möglichkeit für diverse Adaptionen, um eine gewisse Vielfalt im Gesamtkonzept zu erzeugen. Denn ist keine Differenzierung erkennbar, so wirkt dies oft eher unrealistisch und lebensabtötend. Durch das Definieren einer klaren Ordnung in der Stadt ist es auch möglich, Unregelmässigkeiten mit einzubinden und diese zu akzentuieren, ohne das einheitliche Gesamtbild zu stören. Viel mehr können die leichten Veränderungen zu einer gewissen Vielfalt im städtischen Raum beitragen. Auch in einer vielfältig erscheinenden Umgebung kann eine gewisse Regelhaftigkeit erzeugt werden, indem ein bestimmtes Element immer wieder in einem ansonsten unregelmässig erscheinenden System auftaucht.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 17. Stadtplan der Hochhausstadt von Ludwig Hilberseimer
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Abb. 18. Hochhausstadt, Ludwig Hilberseimer (1927) Die Hochhausstadt von Ludwig Hilberseimer ist Extrembeispiel an welchem sich die reine Wiederholung identischer Einheiten in einem übergeordneten System widerspiegelt. Der Architekt untersuchte verschiedene Vorhaben zur Lösung der Verkehrsproblematik in den Vereinigten Staaten, wie zum Beispiel mit der Anwendung von erhöhten Strassen, die von Satellitenstädten beeinflusst werden. Die Idee für die Hochhausstadt von Hilberseimer beruhte auf einem Schema zur Organisation der Beziehungen zwischen den einzelnen Stadtteilen. Die utopische Vorstellung der Stadt ist geprägt durch eine ausserordentliche Einförmigkeit, die sich durchaus als „monoton“ bezeichnen lässt. Dies begründet sich durch das entsprechende Entwurfskonzept. Jedes Gebäude der Hochhausstadt verkörpert eine eigenständige Einheit und kann individuell als kleine Stadt gelesen werden. Ziel war es, die zurückzulegenden Wege innerhalb der Stadt möglichst zu verkürzen und er entschied sich deshalb für das Übereinanderschichten der Funktionen in der Vertikalen. Die daraus entstehende Folgerung sind Gebäudeblöcke, die alle identisch zueinander sind. Jeder Block, unabhängig seiner Lage innerhalb der Grossstadt, dient den gleichen Aufgaben und ist entsprechend gleich aufgebaut. Das Konzept wurde konsequent und ohne Ausnahme durchgezogen. Es gibt keine Grünzonen und keine andersartigen Gebäude, bis auf wenige Ausnahmen im Zentrum und an den Enden der Mittelachse. Bei Hilberseimers Hochhausstadt besteht keinerlei Differenzierung von der Mitte bis zu ihren Rändern. Viel mehr hört die Stadt einfach plötzlich auf. Auch sind in der Höhe der Bauten keine Entwicklungen von niedrigeren zu höheren Bauten festzustellen. Sie werden durch die vertikale Schichtung alle Funktionen in einem Gebäude vereint. Das perspektivische Bild der Strassen genügt, um den Aufbau und die Architektur der Hochhausstadt aufzuzeigen, die auf einfachen geometrischen Körpern, deren Wiederholung und Gleichförmigkeit beruht. Die schlanken Wohnscheiben präsentieren sich zusätzlich durch ihre einförmige, rhythmisierte Lochfassade. Die Hochhausstadt wirkt durch ihre Form der Wiederholung von Gebäuden und der immer gleichen Strassen beinahe schon surreal und appelliert an das Unendliche. Innerhalb der geometrischen Megastruktur der Stadt als Ganzes, spielt das Prinzip der endlosen Wiederholung identischer Einheiten eine konkrete Rolle, wirkt jedoch beinahe schon zwanghaft.
20 FASCHINGEDER 2010, S. 292-294. 21 HILBERSEIMER 1978, S. 17-21.
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Abb. 20. Ansichtsplan der Rue de Rivoli in Paris
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Monotonie
Abb. 19. Rue de Rivoli, Paris (~1848) Die Rue de Rivoli in Paris ist eine der prominentesten Strassen der französischen Hauptstadt und wurde in einer absolut uniformen Architektur errichtet. Grosse Gebäudeblöcke unterschiedlicher Grösse mit durchlaufender Arkade prägen den geradlinigen Raum der Strasse. Die einheitliche Gestaltung verleiht der Strasse künstlerischen Sinn, sowie ein repräsentatives und nobles Erscheinungsbild. Sie wurde als eine repräsentative Prachtstrasse im Herzen der Stadt konzipiert und erzeugt so eine monumentale Einheit und Einfachheit im Stadtbild. Die Fassaden zeichnen sich durch den einheitlichen Beigeton des Sandsteins aus, der sich von der graublauen Farbigkeit des Zinkdaches abhebt. Ihre horizontale Gliederung entsteht durch die durchlaufenden Gesimse und die schwarzen Eisengeländer auf einheitlicher Höhe über die gesamte Länge der Strasse. Die Arkadenzone im Erdgeschoss ist in die Gebäudeblöcke mit eingebunden und rhythmisiert so zusätzlich den städtischen Raum. Die Repetition eines einfachen klassischen Elements ermöglicht eine verbindliche Fassadenordnung. Hinter den einheitlichen Gebäuden befinden sich grosse wie kleine, regelmässige und unregelmässige Parzellen. Das Motiv der Wiederholung rhythmisiert und ist der Hauptbestandteil des Gestaltungskonzepts. Mit der Rue de Rivoli wird ersichtlich, welche Wirkung eine stetige Wiederholung und Proportionierung von Gebäuden und deren vielfältigen Elemente auf die Stadt haben kann.
22 LAMPUGNANI; STÜHLINGER; TUBBESING 2019, Band 2, S. 41-49.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 22. Reformierter Bebauungsplan von Dulsberg nach Fritz Schumacher
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Monotonie
Abb. 23. Backsteinarchitektur der Dulsberger Laubengänge
Abb. 21. Dulsberg, Fritz Schumacher (1921-1931) Die Planung von Dulsberg in Hamburg gründet auf einem grossflächigen Gesamtkonzept eines reinen Wohngebietes, welches von Fritz Schumacher reformiert und umgesetzt wurde. Durch die städtebaulichen Figuren des Bebauungsplans und weiteren Rahmenbedingungen wie den Blockgrössen und der Materialisierung ist ein abwechslungsreiches Bebauungsgebiet entstanden. Dieses wurde fast vollständig privaten Unternehmern überlassen. Schumacher sah sich in diesem Prozess individueller baulicher Auseinandersetzungen mit den festgesetzten Vorschriften als „dirigierender Architekt“. Das die Bauten so einheitlich wirken, liegt insbesondere an den festgelegten Zielsetzungen Schumachers. Er hat nicht nur den Strassenplan und dessen Aufteilung festgelegt, welcher die Typologien der Baukörper definiert, sondern hat auch die einheitliche Materialisierung in Backstein vorgeschrieben. 1921 entstanden die ersten Hochbauten im nordwestlichen Teil von Dulsberg. Diese zeigten, dass diese städtebaulichen Grundsätze sowohl auf das Gesamtgebiet als auch auf einzelne Teilräume angewendet werden können. Die Besonderheit seiner Planung liegt insbesondere darin, dass ihr Wert erst dann erkennbar wird, wenn man sie innerhalb des Rahmens ihrer Umgebung betrachtet. Die gartenarchitektonische Gliederung des Grünzuges der blockweise organisierten Siedlung war richtungsweisend für das gesamte Gebiet. Die Ausgestaltung des zentralen Grünzuges ist vorwiegend mit geometrischen Formen und streng gegliederten Teilräumen ausgearbeitet. Die gärtnerischen Einzelräume harmonieren mit der Baustruktur und schaffen so eine weitere Einheit in der Vielfalt des Gesamten.
23 SCHNITTER 2018, S. 15-24.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 25. Vielfältige Fassadenfronten der Herengracht
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Monotonie
Abb. 2 4. Herengracht, Amsterdam Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde in Amsterdam, auf Initiative des damaligen Stadtbaumeisters, mit der Grundlage einer umfangreichen Stadtentwicklung begonnen. Sie sah vor, entlang der grossen Grachtenzüge Bauplätze für elegante Wohnungen zu entwickeln mit dem Ziel eine einheitliches Stadtbild zu generieren. So wurden zuerst die vier grossen Kanäle, auch Grachten genannt, Quaimauern und Wege angelegt, welche die einzelnen Blockgrössen definierten. Die einzelnen Blöcke wurden anschliessend in regelmässige 8.5 Meter breite Parzellen unterteilt und an Unternehmer oder Privatleute verkauft. Aufgrund des Vorkaufsrechts eines Parzellenbesitzers auf die Nachbarsparzelle entstanden nicht selten Doppel- oder Mehrfachparzellen, womit trotz der regelmässigen Aufteilung die Häuserbreiten variierten. Trotzdem enthielten die Bauvorschriften präzise Richtlinien zur Bebaubarkeit und Konstruktion der Gebäude. Die Fassaden mussten geschlossen auf die Fluchtlinie der Parzelle gebaut werden und die Materialisierung war in Stein oder Ziegel auszuführen. Durchgänge in den Hinterhof waren untersagt, sodass ein durchgehend bebauter, lückenlos gefasster Raum entstand. Jenseits der Vorschriften und der Vereinheitlichung waren die Bauherren jedoch frei in der Gestaltung der Fassaden. Auch die Gebäudehöhen wurde nicht eingeschränkt. Aufgrund des weichen, torfigen Bodens wurde aber die Gebäudehöhe von vier bis fünf Geschossen nur selten überschritten. Bis auf wenige öffentliche Gebäude sind die Strassenzüge durchgängig mit giebelständigen Wohnhäusern bebaut. Die Grachtenräume sind ein Beispiel für eine barocke Stadtplanung, die trotz streng auferlegten Regeln eine Vielfalt und belebte Individualität erzeugen. Nicht nur städtebaulich und architekturtypologisch sind die Grachtenräume stimmig aufgebaut. Auch die Bauweise der stadträumlichen Oberflächen ziehen sich einheitlich durch den gesamten Kanalraum. Von den Quaimauern aus gebranntem Klinker, den Uferkanten aus schweren Granitplatten, bis hin zu den gepflasterten Fahrbahnen und Gehwegen, ist alles durchdefiniert. Den Häuserfassaden werden durch die immer wiederkehrenden Formen und Materialien in der Reihe eine gewisse Anonymität zuteil, während sie durch die handwerklich individualisierten Eingangsstufen und Geländer zusätzlich bereichert werden. Die Variation der Häuserbreiten entlang des Kanals mögen zwar vielfältig erscheinen, dennoch taucht das Grundmass der 8.5 Meter breiten Parzellen immer wieder auf, sodass beim Anblick der Giebelfassaden die Regelhaftigkeit wieder erkennbar wird. Durch die unterschiedlichen Fassadengestaltungen werden die individuellen Geschmäcker der Bewohner erkennbar. Gleichzeitig lassen sich diese dicht aneinander gedrängten, unterschiedlichen Häuserfronten zu einer einheitlichen Reihe zusammenfassen. Die Balance zwischen Regel und Ausnahme, Einheit und Vielfalt, Anonymität und Individualisierung erzeugen so ein spannendes Bild der städtischen Komposition.
24 LAMPUGNANI; STÜHLINGER; TUBBESING 2019, Band 2, S. 114-123.
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Monotonie
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 27. Situationsplan des Gurzelen-Areals inklusive grÜsser Umgebung
HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Situation Umgebung 1:5000 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
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Monotonie
4.2 Regel und Ausnahme Aus der vertieften Auseinandersetzung mit der Stadt Biel, dem Bahnhofsquartier und den aktuellen Gegebenheiten des Gurzelen-Areals und dessen Umgebung, leitet sich der Städtebau für das Thesisprojekt ab. Das heterogene Stadtbild des Quartiers bildet die Ausgangslage für das nachfolgende Projekt. Die unterschiedlichen Bebauungsformen erzeugen bereits eine grosse Spannung im Ort. Sie sind historisch zusammengewachsen und nehmen keinen wirklichen Bezug aufeinander. So finden sich in der näheren Umgebung, von Zeilenbauten, Wohnsiedlungen bis zur Industrie und einzelnen städtebaulichen Ausnahmen, die unterschiedlichsten Typologien. Das Gurzelen-Quartier braucht neben der bereits sehr heterogenen Stadtstruktur einen Ort, in welchem sich die Stadt Biel widerspiegeln kann. Ein auf der Regelhaftigkeit aufbauendes Projekt, das wieder eine gewisse Ruhe einbringt. Dafür wird die historische Analogie zum Bieler Stadtneubau um 1930 für die Planung des Gurzelen-Areals aufgegriffen. Der Fokus des Städtebaus liegt dabei besonders auf der Grundlage der grossflächigen Stadtentwicklung, welche zusätzlich mit der Analyse der einzelnen Projekte aufgezeigt wurde. Die Einheitlichkeit und die Differenzierung im städtischen Kontext spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die städtebaulichen Setzung wird in Bezug mit dem bereits existierenden Bestand gesetzt, der schon eine gewisse Regelhaftigkeit aufweist. Dabei handelt es sich um die verdichtete Typologie der Zeilenbauten, welche sich aus dem Zentrum der Stadt bis hin zum Gurzelen Areal erstreckt. In der bewussten Weiterführung des Vorhandenen besteht somit der erste Ansatz zur Uniformierung des Quartiers.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 26. Strassenperspektive: Staffelung der Bauvolumen entlang der Hauptstrasse
Abb. 28. Situationsmodell der volumetrischen Setzung auf dem Gurzelen-Areal
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Monotonie
Die bestehende Struktur wird aufgenommen, interpretiert und neu umgesetzt. So wird dem Bestand und dem Areal gleichzeitig eine neue Massstäblichkeit hinzugefügt. Der neue Massstab wird nicht nur über die bebaute Fläche der Gebäude erzeugt, sondern auch durch die Ausformulierung der einzelnen Bauvolumen. Im Vergleich zur bestehenden Situation, werden die Zeilenbauten jeweils mit Kopfbauten akzentuiert. Die neuen Gebäude können so jeweils als Punkte oder Linien gelesen werden und erzeugen, durch ihre Wiederholung und deren Regelhaftigkeit in ihrer Anordnung über das gesamte Areal, eine interessante Vielfalt im städtischen Raum. Die Repetition der punktuellen und linearen Elemente ermöglicht es dem Betrachter, abhängig von dessen Standpunkt, diese entweder als eigenständige oder als zusammenhängende Einheiten zu lesen. Durch die Setzung der Kopfbauten, die sich an den bestehenden Bauten orientieren, wird die bestehende Mittelachse aufgenommen und auf dem Areal weitergeführt. Durch die Aufnahme dieser Achse und dem leichten versetzten der Zeilenbauten, werden unterschiedlich grosse urbane Räume gefasst. Diese bilden jeweils diverse Hofsituationen, zu denen sich die einzelnen Wohnungen richten. Die Gliederung von vier weiteren punktuellen Elementen, die sich zu einem Riegel zusammenschliessen, akzentuiert den westlichen Abschluss des Areals. Der Riegel bildet so eine städtebauliche Ausnahme und spannt zwischen sich und den neu entstehenden Zeilenbauten einen grossen Platz auf. Durch das volumetrische Herausragen der einzelnen Punktbauten, wird die Länge des Riegels gebrochen und nimmt so Bezug zu den angrenzenden Wohnsiedlungen, die mehrheitlich aus solitären Gebäuden bestehen. Die jeweiligen Punktbauten nehmen in ihrer Gestalt und Ausformulierung einen starken Bezug auf ihr Gegenüber. Somit wird der Platz architektonisch durch die Fronten der vier Kopfbauten und den vier Hochpunkten des Riegels akzentuiert und Rhythmisieren so die gesamtkomposition der städtebaulichen Setzung.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Schema Bewegung 1:500 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
Abb. 29. Schemaplan der Situation mit Durchwegungsachsen
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Monotonie
Abb. 3 0. Schematischer Schnitt durch Zeilenbauten inklusive natürlicher Belichtung der Hofsituationen: Die Zeilenbauten reagieren entsprechend des Bezugs zu den Städtischen Räumen und der Belichtungssituation mit Rücksprüngen in der Volumetrie. Diese dienen gleichzeitig als Erschliessung der einzelnen Wohnungen
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
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Monotonie
HSLU - Technik & Architektur 1. Obergeschoss Umgebung 1:500 | Gur
| Architecture Master Thesis rzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
5 Die monotone Struktur
HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis 2. Obergeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
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Monotonie
Die „Monotonie“ kann durchaus unterschiedlich wahrgenommen und differenziert werden. Wie im vergangenen Kapitel aufgezeigt wird, kann sie als ordnungsstiftendes Merkmal städteplanerischer Konzepte dienen. Dies ist besonders in der Handhabung der Wiederholung und Reihung immer gleicher Typologien, Elemente und deren Materialisierung zu erkennen. Diese Eigenschaften, welche im Städtebau bereits vorzufinden sind, stehen oft auch in einem engen Zusammenhang mit der Repetition und Ordnung von Strukturen und der Fassadengestaltung. Im folgenden Kapitel wird thematisiert, wie die Wiederholung in der Strukturierung und der Fassade zu einer Einheitlichkeit und zugleich zu einer Vielfalt im Ausdruck führen kann.
Abb. 31. Situationsplan des 1. Obergeschosses mit Umgebung
5.1 Vielfalt der Wiederholung Die entschiedene Aneinanderreihung gleicher Fassadenelemente, sowie die Repetition identischer, seriell hergestellter Tragwerke und Grundrissstrukturen tauchen in der Architektur immer wieder auf. Die Wiederholung und die damit zusammenhängende Einheitlichkeit einer Fassade, welche oft als monoton wahrgenommen wird, tritt auffallend durch die Schichtung und Aneinanderreihung in der Vertikalen oder der Horizontalen deutlich hervor. Besonders deutlich zeichnet sich dies bei der Betrachtung von Zeilen- und Hochhausbauten aus, was durchaus auch mit der Dimensionierung und Proportionierung der Volumetrie in Zusammenhang steht. Die Eigenschaften sich repetierender Elementen lassen sich vor allem im Bereich immer wiederkehrender Bauteile nachweisen. So genügt bereits eine überschaubare Anzahl an Elementen, um ein hohes Ausmass an Repetition nachweisen zu können, die zur Uniformierung eines Gebäudes beitragen.25
25 SMITHSON 1977, S. 15.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 32. Schematische Darstellung von unterschiedlichen strukturellen Raumkompositionen
Abb. 3 3. Repetition als eigenständige Qualität: Kolonnadengang der rekonstruierten Attalosstoa in Athen
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Monotonie
Unabhängig von den Anforderungen und Möglichkeiten der industriellen Produktion ist die Repetition ein wichtiger Bestandteil in der Architektur. Sie bildet in der Ordnung der klassischen Architektur eine genauso wichtige Grundlage, wie für die Planung und Entwicklung der Städte. Es handelt sich dabei um eine architektonische Qualität, deren Art und Weise davon abhängt, wie mit der Wiederholung umgegangen wird.26 Die Repetition spielt in der Ästhetik eines Gebäudes eine wichtige Rolle. So ist es möglich, zwischen Elementen mit gleichen Eigenschaften eine Beziehung herzustellen. Gleiche Grössen, ähnliche Formen, identische Materialien oder Farbigkeit fördern das Bild einer einheitlichen Struktur.27 Die sich wiederholenden Elemente einer Struktur sind jedoch nicht als Einzelstücke zu lesen, welche dann einfach vervielfältigt werden. Um die Qualität der Wiederholung zu erkennen, ist es notwendig sie als Ganzes im System wahrzunehmen.28 Dies bedeutet aber nicht, dass alles gleich aussehen muss. Viel mehr gibt es dem Architekten die Freiheit innerhalb eines geordneten Systems zu agieren. Wie auch im Städtebau, kann das Einbringen diverser Akzente an Bedeutung gewinnen und so zur Diversität beitragen. In der Gestalt der Architektur sollte dies aber doch noch im Bezug zur Einheit stehen. Es kann sich dabei um subtile Umwandlungen der sich wiederholenden Elemente handeln, die so eine gewisse Spannung in er Gliederung erzeugen. Die Wiederholung oder der regelmässige Wechsel von optisch ähnlichen oder gleichen Elementen können so den Rhythmus im Aufbau einer Struktur bestimmen.29
26 FRAMPTON 1976, S. 228. 27 KEPES 1971, S. 38. 28 SMITHSON 1977, S. 15-18. 29 KEPES 1971, S. 42.
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Monotonie
Abb. 3 4. Lake Shore Drive Appartments, Chicago (1949) An den Lake Shore Drive Appartments in Chicago von Mies van der Rohe wird die Vereinheitlichung der Fassadenstruktur deutlich dargestellt. Die Gebäude von Mies sind das Resultat einer zielgerichteten Idee der Baukunst des 20. Jahrhunderts. Das Verwenden von repetitiven Elementen in seinen Bauten gründete insbesondere in der amerikanischen Kultur der qualitativ hochstehenden Serienproduktion identischer Metallteile. Zu ihrer Zeit waren seine Entwürfe neuartig und brachten eine konkrete Haltung in der Architektur zum Ausdruck. Die verwendete Bautechnik basiert durchgehend auf der Grundlage der industrialisierten Wiederholung und deren Fügung in ein sinnvoll geordnetes System. Die Eigenschaft der Repetition in einem einzigen Bautyp und einem einzigen Material gewinnt so besonders an Qualität, da die verwendeten Elemente nicht nur als Einzelne gelesen werden. Durch dieses Gespür für Repetition als formale Technik wirken seine Projekte uniformiert und gewinnen zusätzlich an Charakter.
30 SMITHSON 1977, S. 15-18.
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Abb. 36. Detaillierte Fassadenansicht mit reichhaltiger Vielfalt in der Ausgestaltung der Fenster
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Monotonie
Abb. 3 5. Daimler Chrysler Gebäude / Kollhoff-Tower, Berlin (1999) Hans Kollhoff schafft es mit seinem Turm am Potsdamer Platz von Berlin, trotz der einheitlich materialisierten Klinkerfassade des Turmes und der Verwendung der immer gleichen Fensteröffnungen, die Fassade mit einer reichhaltigen Vielfalt auszustatten und sie gezielt zu akzentuieren. Die tektonische Gliederung definiert sich durch die Wiederholung der Fensterelemente, welche sich im ersten Fassadenabschnitt durch ihre Horizontalität mit umlaufenden Brüstungsbändern auszeichnen und nur durch die vertikalen, zweigeteilten Fenster kontrastiert werden. Im zweiten Abschnitt treten die vertikalen Pfeilerelemente im Mittelfeld hervor und durchbrechen die horizontale Teilung der Brüstungen und führen so einen vertikalen Akzent in die Fassade ein. Der Abschluss des Gebäudes definiert sich durch das weitere Hervorheben der mittleren Fensterteilungen, zu schmalen, durchlaufenden Elementen und erzeugt so eine noch stärker ausgeprägte Vertikalität.
31 KOLLHOFF 2000.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 38. Schotten- und Stützenstruktur im 8. Obergeschoss der Unité d'Habitation, Marseille
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Abb. 37. Unité d'Habitation, Marseille (1952) In der Unité d'Habitation in Marseille von Le Cobusier manifestiert sich ein Reichtum architektonischer Formsprachen, welche stark von den Visionen des Architekten geprägt sind. Die Forderung nach Licht, Luft und nutzbaren Freiräumen spielen in der Komposition der Struktur und den Grundrissen eine wesentliche Rolle. Die Anwendung des Proportionssystems, dem Modulor, ist allgegenwärtig. Von der Aussenstruktur bis hin zu innenliegenden Details, wie den funktionalen Einbaumöbeln, bildet sie eine Einheit. Die Unité präsentiert sich auf den ersten Blick als monoton geregelter, scheibenförmiger Gebäudekomplex. Die Struktur wird aber durch eine Vielfalt sich ergänzender Elemente akzentuiert: Die Fassaden gliedern sich durch kubische Wandöffnungen mit unterschiedlichen Grössen, welche sich durch den Wechsel zwischen ein- und zweigeschossigen Einheiten ergeben. Das regelmässige Raster der Fassade wird durch die horizontale Linienführung der "brise-soleil", welche die konventionelle Brüstung der Loggien ersetzt, zusammengefasst. Die Innenseiten der Loggien werden zusätzlich mit kontrastierenden Farben hervorgehoben. Mit Ausnahme der farblichen Akzente, erfüllen diese Elemente vorwiegend energetische Zwecke, wie dem Schutz vor der Sommersonne. Weitere Ausnahmen, welche das horizontale Muster durchbrechen, sind die mittig positionierten, vertikalen Sonnenschutzblenden auf halber Gebäudehöhe. Die Materialisierung des Gebäudes in Sichtbeton dominiert und ist entscheidend für die Ästhetik und den Ausdruck der Unité. So beliess Le Corbusier, mit Ausnahme der farbig angestrichenen Flächen, die Oberflächenstruktur und deren Schalungsspuren. Der rustikale Ausdruck, den die Unité dadurch erhält, wirkt auf den ersten Blick monoton und stellt sich so dem Zusammenspiel der vielfältigen, architektonischen Formen entgegen.
32 STILLERS 2014, S. 77-82.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 40. Detailansicht des Zeilenbaus
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5.2 Die Kunst der Reihung Die reine Wiederholung von Elementen in einem geregelten System ermöglicht eine einheitliche städtische Setzung, welche durch die spezifischen Reaktionen auf ihre Umgebung zusätzlich zu vielfältigen Situationen städtischer Räume beiträgt. Wie auch im Städtebau eine gewisse Regelhaftigkeit vorzufinden ist, so sollte diese auch in der Konstruktion und im Ausdruck der Gebäude wiedergegeben werden. Um diese im Projekt zu definieren, wird in der Gestaltung der einzelnen Gebäude auf die Repetition und spezifische Ordnung der einzelnen Elemente geachtet, um so das Gesamtbild des Gurzelen-Areals zu prägen. Für die Gestaltung der Fassaden spielen, neben dem Bezug zur Stadt, auch die jeweilige Orientierung und die damit zusammenhängenden energetischen Einflüsse eine wichtige Rolle. Somit reagieren die wiederkehrenden Bestandteile der Konstruktion, welche das einheitliche Bild fördern, auf die Ausrichtung der Gebäude und werden entsprechend umgewandelt. Die entstehenden Differenzierungen der einzelnen Elemente stehen in ihrem ästhetischen Ausdruck noch immer in einem engen Zusammenhang. Sie erlauben es, durch die Wiederholung im einheitlichen System, die Gebäude vielfältig erscheinen zu lassen. Wie sich die jeweiligen Typologien voneinander unterscheiden, so werden diese auch in ihrer Konstruktion und Materialisierung voneinander differenziert. Dadurch ermöglichen sie es, die von ihnen gefassten Räume zusätzlich zu prägen. So zeigen sich die Zeilenbauten nach aussen als Holzbau und erzeugen so ein einheitlich materialisiertes Bild der Innenhöfe. Die Punktuellen Typologien der Zeilenstruktur und des Riegels, die sich gegen die städtischen Räume richten, werden als Massivbau ausgeführt. Der Materialunterschied zwischen den beiden Typologien erzeugt eine spannende Wechselwirkung in der Atmosphäre der von ihnen gefassten Aussenräume. Über die Strukturierung der Fassaden und die Anordnung der Fensteröffnungen wird wiederum ein Bezug zwischen den beiden Typologien geschaffen. Die einzelnen Bauten prägen so die jeweiligen Aussenräume durch ihre Gestalt und Materialität.
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Abb. 39. Perspektive der zentralen Mittelachse
Abb. 41. Detailansicht des Kopfbaus
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Die Zeilenbauten zeichnen sich in ihren Grundrissen durch die strikte Aneinanderreihung der Schottenstruktur aus und definieren die einheitlichen Grössen der Standard-Wohnzellen. In regelmässigen Abständen werden die Schottenwände als Paar ausgeführt und ermöglichen so eine individuelle Zuteilung und Vergrösserung der einzelnen Wohnungen. So definieren sie auch den einheitlichen Rhythmus der Fassadenordnung. Die von den Betonschotten aufgespannten Räume werden mit einem Holzbau ausgefacht und so zu einer Zeile miteinander verbunden. Es wird ein Kontrast der beiden Materialien erzeugt, der wiederum Bezug auf die Differenzierung der Gebäudetypologien im Aussenraum nimmt. Der Wechsel der Materialien hat somit einen atmosphärischen Einfluss auf die Wahrnehmung der Aussen- sowie der Innenräume. Die im Holzbau ausgeführten Wohnungen haben einen stark gerichteten Charakter. Mit dem Ausbau und der individuellen Aufteilung der Räumlichkeiten im Innern der einzelnen Wohnungen kann, dank der flexibilität des Holzbaus, eine Vielfalt an unterschiedlichen Wohnungen erzeugt werden. Die Diversität der einzelnen Wohneinheiten wird nach Aussen durch die geordnete Fassade uniformiert. Entlang der Laubengänge wird der Übergang zwischen Innen und Aussen durch die durchgezogenen Wintergärten generiert. Dieser kann von den Bewohnern wiederum individuell ausgestaltet werden. Zum Innenhof vereinheitlicht er das Fassadenbild und bildet gleichzeitig eine privatisierende Zwischenschicht vom öffentlichen zum privaten Raum. Die Anordnung der Fenster bewegt sich innerhalb des vorgegebenen Rhythmus. Diese werden entweder flächig in die Fassadenordung eingesetzt, oder erzeugen entsprechend ihrer Ausrichtung einen auskragenden Wintergarten. Während die Zeilen durch die Anordnung der inneren Schottenwände bestimmt wird, ist dieser in den Kopfbauten in der Anordnung von raumhaltigen Strukturen wiederzuerkennen. Durch ihre Setzung von raumhaltigen Kernen im Grundriss werden unterschiedliche Grössen der Wohnräume definiert. Die Ordnung der Zeilenbauten wird mit der Fassadengestaltung, durch die Verkleidung in profilierten Betonelementen, den Fensteröffnungen und den Wintergärten nach Aussen aufgenommen.
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Abb. 42. Längsschnitt durch den Zeilenbau und die Kopfbauten
Abb. 4 3. Ansicht des Zeilenbaus und die Kopfbauten der zentralen Mittelachse
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Abb. 4 4. Querschnitt durch den Riegel
Abb. 4 5. Platzfassade des Riegels
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Abb. 46. Regelgrundriss des Zeilenbaus
HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis 2. Obergeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
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Abb. 47. Detailschnittdurch den Zeilenbau
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HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Kopfbau Regelgeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
Abb. 48. Regelgrundriss der Kopfbauten
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HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Riegel 4. Obergeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah
Abb. 49. Grosszßgiger Cluster-Grundriss des Riegels
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6 Monotonie im รถffentlichen Raum
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Wie in den vorangehenden Kapiteln aufgezeigt wurde, ist ein gewisses Mass an Regelhaftigkeit in der Stadt und der Architektur notwendig. Sie lässt entsprechend auch eine gewünschte Vielfalt zu, ohne das gesamtheitliche Konzept der Einheitlichkeit zu stören und ermöglicht es sogar diese zu bereichern. Aber wie verhält es sich in den öffentlichen Räumen? Denn auch dieser hat einen grossen Einfluss auf die Architektur und dessen Bewohner. Besonders auf sozialer Ebene besteht in ihm das Potenzial zur Förderung einer gemeinschaftlichen, kollektiven Nutzung. Sollten die Freiräume möglichst einheitlich oder vielfältig vordefiniert werden oder sollten sie den Bewohnern der Stadt die Möglichkeit bieten diese selbst zu gestalten und zu bespielen?
Abb. 50. Perspektive der Hofsituation der Zeilenbauten
6.1 Zwischen Gestaltung und Selbstbestimmung Die Ausprägungen im öffentlichen Raum können vielfältig sein und die Anforderungen an diese werden immer komplexer. Sie bilden die Freiräume des städtischen Lebens, haben eine repräsentative Funktion für die Stadt, sind Räume der sozialen Interaktion und sollten zusätzlich den klimatischen Gegebenheiten entsprechen. Auch ist das ökonomische Interesse an ihnen gross, da sie besonders in den Städten als Treffpunkt genutzt werden.33 Der Zustand und die Gestaltung der öffentlichen Räume wird aber auch durch die gesellschaftlichen Verhältnisse definiert, in welchen sie sich befinden. Entsprechend sollten auch die Faktoren der zukünftigen Entwicklung mit in Betracht gezogen werden. Die Gestaltung der Öffentlichen Räume kann, genauso wie ihre Anforderungen vielfältig und unterschiedlich sein. Um zum Beispiel die Dimension eines Platzes zu definieren, kann dies abgesehen von den umgebenden Gebäuden, durch die Bodenbeläge oder Niveauunterschiede in der Höhe geschehen. So ist es möglich den Platz über eine einheitliche Materialisierung zu definieren, oder ihn durch das differenzieren unterschiedlicher Beläge in einzelne Bereiche aufzuteilen.
33 POLINNA 2017.
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Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit
Abb. 51. Heutige Zwischennutzung des Gurzelen-Areals durch die Aneignung der Bewohner von Biel
So können die Übergänge zwischen den einzelnen Bereichen akzentuieren werden. Dies hat einerseits einen weiteren atmosphärischen Effekt auf den Betrachter, kann aber auch die Funktion des öffentlichen Raumes definieren. Durch die Anordnung von Bäumen kann in den Freiräumen zusätzlich eine gewisse Ordnung erzeugt werden. Man kann dabei unterscheiden, ob diese in regelmässigen Abständen gepflanzt werden, die auf einer klaren Achse oder einem Raster basieren, oder ob es sich eher um eine freiere, respektive natürliche Setzung handelt. Die Art und die Grösse der Bepflanzung hängt stark von den klimatischen Bedingungen ab und hat einen grossen Einfluss auf das Wohlbefinden vor Ort. So nimmt sie Einfluss auf die Beschattung, sowie den Schutz vor Niederschlag, kann aber auch als Sichtschutz dienen. Die Gestaltung und Anordnung hangen aber vor allem davon ab, welchen Charakter die geschaffenen Freiräume haben sollten. „Die Frage der Monotonie ist letzten Endes kein rein ästhetisches, sondern ein gesellschaftliches Problem" - "Der flexible Bau ist nicht von sich aus flexibel; flexibel ist das Leben, das sich in seinem Inneren entfaltet. So muss das Haus weitmöglichst ein Bau für viele Zwecke sein. Das System, das sich der Mensch baut, und das System, in dem er sich bewegt, sind zwei verschiedene Dinge“34 , Hans Schmidt Mit diesem Zitat spricht Hans Schmidt die Thematik der Flexibilität von Räumen und deren Funktion an und bezieht sich dabei auf die spezifischen sozialen Umstände und die Lage im städtischen Kontext. Obwohl er sich hier auf das Haus in Bezug zur Architektur bezieht, kann dies genauso auf den öffentlichen Raum übertragen werden. Es sollte vermieden werden, voreilig von der Gestaltung auf den sozialen Wert zu schliessen. Über die Qualität des Lebens sagt weder ein monotones noch ein interessant gestaltetes oder vielfältiges Umfeld etwas aus.
34 ROSSI 1978, S. 10.
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Totale Reglementierung und Kontrolle hat in der Ausgestaltung eines Projektes, sowie im Bereich des Zusammenlebens, einen grossen Einfluss auf das Verhalten der Bewohner. Dies sollte aber nicht bedeuten, dass komplett darauf verzichtet werden muss. Vielmehr ist ein bestimmtes Mass an Kontrolle in gewissen Bereichen Voraussetzung für ein freies Leben.35 Die Einheitlichkeit im öffentlichen Raum sollte somit nicht zwingend vermieden, sondern viel mehr durch den Bewohner beeinflusst werden. Die Bevölkerung erhält somit mehr Eigeninitiative zur individuellen Ausgestaltung der Freiräume und deren Instandhaltung. Anhand der immer knapper werdenden Freiräume in den Städten wird deutlich, dass die Definition des öffentlichen Raumes ausgeweitet werden muss. Grössere, geordnete, aber auch unordentliche Freiflächen, ohne vordefinierte Gestaltung, bieten neue Chancen zur Belebung der sie umgebenden Stadt. So können durch die Überlagerung unterschiedlicher Nutzungen, neue urbane Qualitäten geschaffen werden.
35 VON MOOS 1977, S. 2.
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Abb. 5 2. Oerlikon Park, Zürich (2001) Der Oerlikon Park befindet sich inmitten einer Wohnsiedlung in Zürich und wird räumlich durch die ihn umgebenden Gebäude gefasst, wodurch auch seine Grösse gekennzeichnet wird. Seine rechteckige Grundfläche wird durch die durchlaufende Hauptstrasse in zwei Teile geteilt. Die geometrische Anordnung der Objekte ist ein durchgehendes Merkmal des Parkes. Die Bäume sind in einheitlichen Abständen angeordnet und erstrecken sich über die gesamte Fläche um den Platz, sowohl auf der Wiese wie auch dem steinigen Untergrund. Sie bilden eine markante Einheit über die gesamte Fläche des Freiraumes. Die verschiedenen Raumelemente und Bodenstrukturen tragen zur Vielfalt im Park bei. Der Platz zeichnet sich zusätzlich durch erhöhte Plattformen und die sich somit ergebenden Niveauunterschiede aus. Die Parkfläche teilt sich, durch die Differenzierung der Bodenbeläge in deren Materialität aus Gras, Stein und Holz, in unterschiedliche Bereiche auf. Die Achsen des Parks werden in Längsrichtung durch einen Brunnen und in der Querachse durch den roten Pavillon, markiert. Der blaue Turm schafft durch seine Höhe eine vertikale Dimension im Park. Er dient als Orientierungsund Identifikationsmerkmal und bricht aus dem sonst monoton wirkenden Baumraster aus. Der Park dient durch seine Atmosphäre und der Gliederung der unterschiedlichen Bereiche als Ort der Ruhe und Entspannung. Durch seine Vielfalt an Elementen, differenziert sich der Park je nach Standpunkt und Blickwinkel und wirkt doch als eine Einheit.
36 ZANGGER 2015.
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Abb. 5 3. Wohnüberbauung Maiengasse, Basel (2018) Der dreigeschossige Baukörper von Esch Sintzel Architekten schafft durch seine V-Form, die in den bestehenden Blockrand eingreift, unterschiedliche Freiräume. Zum Blockrand hin liegen ruhige Gärten und Spielwiesen. Der Bau öffnet sich hin zur Maiengasse mit einem gekiesten Hofplatz, der mit Hängeleuchten überspannt ist. Die Bewohner haben sich den Freiraum vorsichtig angeeignet und ihn mit diversen Möbeln, Pflanzentrögen und Spielzeugen ausgeschmückt. Der Hof bildet das Herz der Wohnüberbauung und bildet einen Markanten Charakter für das gesamte Quartier. Die Veranda mit hölzernen Säulen und Sitzbänken können die Bewohner über einzelne Stufen betreten. Sie bildet einen Übergangsraum zwischen dem Hof und dem Wohngeschoss. Die Überbauung der Maiengasse in Basel zeigt eine feinfühlige Verdichtung innerhalb der Stadt. Der Hof wird für das Wohnen, inklusive Kindergarten gezielt belebt, ohne grossen Anspruch an eine aufwendige Ausgestaltung des Aussenraums zu haben. Der Raum bildet so einen subtilen Übergang zur Stadt. Aus dem Hinterhof wird ein Vorplatz. Der sorgfältig detaillierte Holzbau, die präzis gestaltete Fassade und die vielfältig entworfenen Grundrisse stehen für eine massvolle Verdichtung und schaffen eine hohe räumliche Qualität und Einheitlichkeit.
37 PETERSEN 2018.
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Abb. 5 4. Geroldsgarten, Zürich Das brachliegende Industriegelände im Zürcher Kreis 5 am Fusse des Prime Towers hat sich in einen modularen Stadtgarten verwandelt. Ein vielfältiges Angebot an Nutzungen, von kleinen Shops, Küchen, Kunst, Nutzgärten und verschiedene Veranstaltungen, haben hier zusammengefunden. Es wurde ein Ort der Begegnung geschaffen. Die gesamte Aussenraumgestaltung spiegelt sich in den bunt zusammengewürfelten, mobilen Containern wieder. Es wird grosser Wert auf die Gemeinschaft und Individualität der einzelnen Bereiche gelegt. Als wäre es selbstverständlich, hat sich die Zürcher Bevölkerung den alten Baubestand angeeignet und mit neuem Leben gefüllt. Mit wenigen Eingriffen und einer Einfachheit entstehen hier neue Nutzungsmöglichkeiten. Das Geroldareal ist in einem stetigen Wandel und wird regelmässig von Künstlern und Kreativen neu gestaltet.
38 SCHMIDT 2017, S. 122-137.
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Monotonie
6.2 Aneignung geordneter Räume
Mehr denn je will man sich heute selbst an der Stadtproduktion beteiligen, indem die Grün- und Freiflächen angeeignet werden. Die traditionellen Formen des öffentlichen Raumes oder der grünen Wiese werden infrage gestellt. Es wird eine gewisse Freiheit im Umgang mit dem Stadtraum gefordert, der ein breites Spektrum an unterschiedlichen Nutzungen zulässt. Den es sind diese nutzbaren Flächen, die es ermöglichen Gemeinschaften bilden. Wenig erlaubt viel. Der Platz und die Zwischenräume der Zeilenbauten werden einzig durch die geordnete Aufreihung von Bäumen und den Materialwechseln des Bodenbelags definiert, wo dann die individuelle Aneignung stattfinden kann. Im Plan wird eine Gegenüberstellung von möglichen Gestaltungen dargestellt, in welchen der grosse Platz in zwei Bereiche geteilt wird. Zum Strassenraum definiert er sich als geordneter Freiraum, während im hinteren Bereich ein frei genutzter Bereich aufgezeigt wird. Die direkte Gegenüberstellung sollte veranschaulichen, was möglich ist, wenn man den Bewohnern einen geordneten Raum frei zur Verfügung stellt, der es erlaubt die Ausgestaltung mitzubestimmen. Besonders in Bezug zu den Wohnungen ist das Verlangen nach Individualisierung gross. Dieselben Freiheiten gelten jeweils auch für die Hofsituationen und die privaten Wintergärten entlang der Laubengänge. Es wird den Bewohnern ermöglicht die ansonst einheitlich gestaltete Fassade zu individualisieren. Die Eingangssituationen zu den privaten Wohnräumen werden durch die Ausgestaltung der zur verfügung gestellten Freifläche ausformuliert.
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Abb. 55. Umgebungsplan mit möglicher Platzgestaltung
Abb. 56. Vision der Platzgestaltung
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7 Fazit Ein einheitliches Stadtbild verlangt nach Differenzierung, um eine gewisse Spannung im Gesamtbild zu erzeugen. Die Monotonie steht somit in einem engen Zusammenhang mit der Diversität. Es handelt sich um ein ambivalentes Verhältnis der beiden Begriffe. In der Stadt braucht in ein Mass an Einheitlichkeit und Regelhaftigkeit, genauso wie deren Ausnahmen. Die Monotonie muss nicht zwingend zu einemm eintönigen, sich wiederholenden Stadtbild führen. Sie sollte nicht vermieden werden, nur weil sie oft als negativ wahrgenommen wird. Vielmehr ist sie nochmals neu und präzise zu überdenken. Um die Einheitlichkeit zu stärken, sollte direkt auf darauf eingegangen und wo möglich auch zugelassen werden. Selbst in einem überaus heterogenen Stadtbild wie in Biel erlaubt eine klar definierte Regelhaftigkeit im Konzept, ein Quartier zu einer einheitlichen Gesamtform zusammenzuschliessen und zu prägen. Sie erlaubt es sogar eine Vielfalt in der Ausgestaltung der Architektur mit einzubringen. So ermöglicht es die Wiederholung und deren Umformung, als Reaktion auf die spezifische Situation, gezielte Akzente zu setzen und diese miteinander in einen gesamtheitlichen Bezug zu stellen. Die Analogie des Bahnhofquartiers in Biel und die untersuchten Projekte ermöglichten es, eine neue Perspektive im Umgang mit der Thematik der "Monotonie" zu eröffnen. Sie haben das Denken in einem grösseren Massstab und im übergeordneten Kontext gefördert. Dementsprechend wurde auch der Entwurf des Thesisprojekts beeinflusst.
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9 Abbildungsverzeichnis Abb.1: Schwarzplan der Stadt Biel. Aus: Grafik Autor Abb.2: Der Bieler Zentralplatz im Jahre 1903 mit Blick auf die obere Bahnhofstrasse und die Schüss Aus: https://www.wikiwand.com/de/Biel/Bienne (31.05.2020). Abb.3: Historische Pläne von Biel: Die Entwicklung des Bahnhofquartiers von 1893 bis 1946 Aus: https://map.geo.admin.ch (02.03.2020). Abb.4: Blick in die Bahnhofstrasse. Repräsentatives Bild der umgesetzten Bauvorschriften am Bahnhofplatz Aus: Grafik Autor (31.05.2020). Abb.5: Das Volkshaus Biel von Eduard Lanz mit Blick in die Bahnhofstrasse in Richtung Bahnhof Aus: Grafik Autor (31.05.2020). Abb.6: Holzschnitt von 1932 zur Einweihung des Volkshaus in Biel Aus: http://www.spaceshop.ch/pdf/spaceshop_161.pdf (28.03.2020)
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Abb.7:
Abb.13:
Luftbild des Gurzelen-Areals 2019: Die unterschiedlichsten Strukturen treffen aufeinander. Die jeweiligen Typologien nehmen keinen wirklichen Bezug zueinander und erzeugen so das heterogen geprägte Stadtbild.
Symbolbild zur Erfassung des Monotonie-Empfindens zu gleichförmig wiederkehrenden Situationen (1968)
Aus: ZURRBRIGGEN, Ben (2019). https://www.biel-bienne.ch/public/ upload/assets/834/pra_stp_gurzelen_ presentation_2019_03_f_d.pdf (25.02.2020)
Abb.14:
Abb.8:
Aus: BLOMEYER 1978, S. 23.
Alison & Peter Smithson: Without Rhetoric - An Architectural Aesthetic, 1955-1972 Aus: http://www.de8enopbouw.nl/ public/viewItem.php?bookID=9939 (04.06.2020)
Hochhaus Champagne Aus: Grafik Autor (31.05.2020). Abb.9: Angrenzende Zeilenbauten an das Gurzelen-Areal mit regelmässiger Fassadengestaltung Aus: Grafik Autor (31.05.2020).
Abb.15: Schematische Komposition von punktuellen und linearen Elementen Aus: Grafik Autor Abb.16:
Abb.10:
Symbolbild einer geordneten Stadt: Plan der Ville Contemporaine, Le Corbusier (1922)
Hauptverkehrsachse in Richtung Zentrum mit Uhrenindustrie (links) und Wohnbauten (rechts)
Aus: http://www.unil.ch/files/live//sites/ ouvdd/files/shared/URBIA/urbia_19/ partie_4.pdf (05.06.2020)
Aus: Grafik Autor (31.05.2020). Abb.17: Abb.11: Industriegebiet südlich der des Flusses, der Schüss und des öffentlichen Parks, der Schüssinsel Aus: Grafik Autor (31.05.2020). Abb.12: Zaunweg: Quartierstrasse der Wohnsiedlungen Aus: Grafik Autor (31.05.2020).
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Stadtplan der Hochhausstadt von Ludwig Hilberseimer Aus: HILBERSEIMER 1978, S. 17. Abb.18: Hochhausstadt, Ludwig Hilberseimer (1927) Aus: HILBERSEIMER 1978, S. 19.
Abb.19:
Abb.24:
Rue de Rivoli, Paris (~1848)
Herengracht, Amsterdam
Aus: https://www.fotocommunity.de/ photo/rue-de-rivoli-petit-lu/34441067 (21.05.2020)
Aus: https://ch.hotels.com/ho282862/ ambassade-hotel-amsterdam-niederlande/ (11.05.2020)
Abb.20:
Abb.25:
Ansichtsplan der Rue de Rivoli in Paris
Vielfältige Fassadenfronten der Herengracht
Aus: LAMPUGNANI; STÜHLINGER; TUBBESING 2019, Band 2, S. 42
Aus: LAMPUGNANI; STÜHLINGER; TUBBESING 2019, Band 2, S. 116-117.
Abb.21: Dulsberg, Fritz Schumacher (19211931) Aus: JUPIEN, Angelika (2016). Die Stadt - ein Zukunftsprojekt. Stadt und Wahrnehmung - Fritz Schumacher. Vorlesung: HSLU - Gebautes Umfeld (FS 2016).
Abb.26: Strassenperspektive: Staffelung der Bauvolumen entlang der Hauptstrasse Aus: Grafik Autor Abb.27: Situationsplan des Gurzelen-Areals inklusive grösser Umgebung
Abb.22: Reformierter Bebauungsplan von Dulsberg nach Fritz Schumacher
Aus: Grafik Autor
Aus: SCHNITTER 2018, S. 12.
Abb.28: Situationsmodell der volumetrischen Setzung auf dem Gurzelen-Areall
Abb.23: Backsteinarchitektur der Dulsberger Laubengänge Aus: JUPIEN, Angelika (2016). Die Stadt - ein Zukunftsprojekt. Stadt und Wahrnehmung - Fritz Schumacher. Vorlesung: HSLU - Gebautes Umfeld (FS 2016).
Aus: Grafik Autor
Abb.29: Schemaplan der Situation mit Durchwegungsachsen Aus: Grafik Autor
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Abb.30: Schematischer Schnitt durch Zeilenbauten inklusive natürlicher Belichtung der Hofsituationen Aus: Grafik Autor Abb.31: Situationsplan des 1. Obergeschosses mit Umgebung Aus: Grafik Autor Abb.32: Schematische Darstellung von unterschiedlichen strukturellen Raumkompositionen Aus: Grafik Autor Abb.33: Repetition als eigenständige Qualität: Kolonnadengang der rekonstruierten Attalosstoa in Athen Aus: https://austria-forum.org/af/ Geography/Europe/Greece/Pictures/ Athens/Stoa_of_Attalos_2 (03.06.2020) Abb.34: Lake Shore Drive Appartments, Chicago (1949)
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Abb.36: Detaillierte Fassadenansicht mit reichhaltiger Vielfalt in der Ausgestaltung der Fenster Aus: https://mapio.net/pic/p-23150987/ Abb.37: Unité d'Habitation, Marseille (1952) Aus: SBRIGLIO 2013, S. 180. Abb.38: Schotten und Stützenstruktur des 8. Obergeschoss der Unité d'Habitation, Marseille Aus: SBRIGLIO 2013, S. 117. Abb.39 Perspektive der zentralen Mittelachse Aus: Grafik Autor Abb.40: Detailansicht des Zeilenbaus Aus: Grafik Autor Abb.41: Detailansicht des Kopfbaus Aus: Grafik Autor Abb.42:
Aus: https://www.archdaily.com/54260/ mies-van-der-rohe-lake-shore-driverestoration-kruek
Längsschnitt durch den Zeilenbau und die Kopfbauten
Abb.35:
Abb.43:
Daimler Chrysler Gebäude / Kollhoff-Tower, Berlin (1999) Aus: https://www.pinterest.ch/ pin/597360338060078687/ (20.05.2020)
Ansicht des Zeilenbaus und die Kopfbauten der zentralen Mittelachse
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Aus: Grafik Autor
Aus: Grafik Autor
Abb.44:
Abb.51:
Querschnitt durch den Riegel
Heutige Zwischennutzung des Gurzelen-Areals durch die Aneignung der Bewohner von Biel
Aus: Grafik Autor
Aus: https://www.travelita.ch/ biel-sehenswuerdigkeiten-ausflugstipps/
Abb.45: Platzfassade des Riegels Aus: Grafik Autor
Abb.52: Oerlikon Park, Zürich (2001) Abb.46: Regelgrundriss des Zeilenbaus Aus: Grafik Autor
Aus: http://www.dimoe.ch/galerie/ neu-oerlikon/source/oerlikon_ img_0220_1.html Abb.53:
Abb.47: Detailschnittdurch den Zeilenbau Aus: Grafik Autor
Wohnüberbauung Maiengasse, Basel (2018) Aus: https://www.hochparterre.ch/ diebesten/blog/post/detail/singende-hoelzer/1544180656/
Abb.48: Regelgrundriss der Kopfbauten
Abb.54:
Aus: Grafik Autor
Geroldsgarten, Zürich Abb.49: Grosszügiger Cluster-Grundriss des Riegels
Aus: http://schmausbraus.blogspot. com/2013/07/
Abb. 55:
Aus: Grafik Autor
Umgebungsplan mit möglicher Platzgestaltung
Abb.50: Perspektive der Hofsituation der Zeilenbauten
Aus: Grafik Autor
Aus: Grafik Autor
Abb. 56: Vision der Platzgestaltung Aus: Grafik Autor
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10 Redlichkeitserklärung
Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Monotonie Das Verlangen der Vielfalt nach Einheitlichkeit selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Gisiger Noah
Luzern, 12.06.2020
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