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HEADS AND NEWS

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„Der Bausektor birgt als großer Einzelverursacher von Treibhausgasen enormes Potenzial im Kampf gegen die Klimakrise.“

ALEXANDER PASSER, Inhaber der neuen Professur „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz

derentdeckt worden. Seitdem hat man kontinuierlich versucht, die Betriebsenergie von Gebäuden zu verringern. Heute zählen Niedrig- und Niedrigstenergiegebäude schon zum Standard. Das Thema Energie haben wir also gut im Griff. Jetzt gilt es, weiterzudenken.

In welche Richtung?

Der Fokus muss sich jetzt hin zur Materialität von Gebäuden richten – die sogenannte Graue Energie, die in den Baustoffen drinnensteckt. Das heißt: die gesamte Energie, die vom Gewinnen von Materialien über den Transport von Menschen, Maschinen und Bauteilen zur Baustelle bis schlussendlich zur Entsorgung des Gebäudes aufgewandt werden muss. Dieser Lebenszyklusgedanke ist neu. In der Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wird es erstmals dazu Vorschriften geben.

Welche Vorschriften sind vorgesehen?

Zum Beispiel, dass neue Gebäude klimaneutral sein müssen – die öffentlichen schon ab 2027, die restlichen Gebäude ab 2030. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum klimaneutralen Kontinent.

Die Wahl der Baumaterialien ist eine heiß geführte Diskussion – gibt es nun wirklich ein Baumaterial, das am nachhaltigsten ist?

Meiner Meinung nach stellt sich die – meist sehr stark medial geführte – Frage „Was ist besser, was ist schlechter?“ in der reellen Bauwirtschaft oft gar nicht. Gerade in Mitteleuropa haben wir gut etablierte Baumethoden und viele lokale Ressourcen. Man sollte grundsätzlich einfach mitdenken: Woher kommt das Material, wie wird es verwendet und kann ich es wiederverwenden? Deshalb muss man die Wahl der Baumaterialien immer im jeweiligen Kontext sehen.

Wie bewerten Sie den Status quo in puncto Nachhaltigkeit im Wohnbau?

Das Gute ist: Photovoltaik und Co. sind angekommen. Plusenergiesanierungen oder Plusenergieverbund zählen aber noch eher zu einem Minderheitenprogramm. Es ist zu beobachten, dass der Mut bei innovativen Forschungsprojekten da ist. Wenn ich aber viele der aktuell entstehenden Gebäude in Graz ansehe, vermisse ich diesen Mut. Da werden die Gesetzesvorgaben erfüllt, darüber hinaus passiert nichts.

Sie würden sich also mehr Mut wünschen?

Ich weiß nicht, ob ich es mir nur wünschen darf. Wenn ich mir den aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarates anschaue, dann geht uns einfach die Zeit aus. Wir haben 300 bis 500 Gigatonnen an CO2, die wir noch emittieren dürfen – egal ob aus biogenen oder fossilen

ZUR PERSON

Alexander Passer wurde 1975 in Innsbruck geboren. Auf ein Bauingenieurwissenschaftenstudium an der TU Graz folgte ein Postgraduate Master im Bereich Sanierungsmanagement an der Donau Uni Krems. In seiner Dissertation befasste sich Passer mit Bewertungsmethoden für die umweltbezogene Qualität von Gebäuden. Seit 2011 ist er an der TU Graz tätig und hat in diesen Jahren die Arbeitsgruppe „Nachhaltiges Bauen“ aufgebaut. Seit 2018 ist er Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats der TU Graz, seit 2019 ist Passer auch Vorstandsmitglied im Climate Change Centre Austria (CCCA).

Quellen. Schätzungen zufolge ist in sieben bis zwölf Jahren unser CO2-Budget verbraucht. Daher müssen wir so schnell wie möglich auf die Klimaneutralität hinarbeiten, sonst ist das 1,5-Grad-Ziel beziehungsweise das 2-Grad-Ziel nicht mehr erreichbar. Das hätte Schäden zur Folge, die uns unendlich viel mehr Geld kosten, als wenn wir jetzt schauen würden, dass wir unsere Emissionen reduzieren.

Sie sagen, dass Österreich besonders von den Klimafolgen betroffen sein wird.

Bei einer globalen Erwärmung von 1,1 Grad sind wir in Österreich aufgrund der kontinentalen Situation doppelt so stark betroffen. Dies hätte exorbitante Auswirkungen auf die Vegetation, Niederschläge und vieles mehr.

Inwiefern müssen wir also umdenken?

Neben der Vermeidung des Klimawandels müssen wir die Anpassung an mögliche Folgen schon heute mitbedenken – also 2050-ready bauen. Das heißt, wir sollten in Bauvorschriften und Normen diese Szenarien jetzt schon berücksichtigen und Gebäude so bauen, dass sie für das Klima 2050 oder sogar 2100 fit sind.

Wie müsste man dafür bauen?

Sie brauchen nur einige 100 Kilometer in den Süden schauen, um zu wissen, wie unsere Sommer in Zukunft sein werden. Altbau-Gebäude sind eigentlich gute Beispiele für nachhaltiges Bauen – kleine Fenster, wenige transparente Fassaden, Jalousien, Dachüberstand. Moderne Bauweisen mit ihren großen Glasflächen sind vielleicht ästhetisch zum Anschauen, nachhaltig sind sie aber nicht.

Gibt es Best-Practice-Beispiele aus dem internationalen Bereich?

Länder, die gerne als Vorreiter genannt werden, sind die Beneluxländer. Diese haben relativ wenig natürliche Ressourcen, deshalb hat dort die Tradition der Kreislaufwirtschaft einen extrem hohen Stellenwert. Im skandinavischen Bereich wird stark auf Holzbau gesetzt. Dort gibt es auch schon lange Großsolaranlagen, wo man bei uns heute noch diskutiert, ob das überhaupt sinnvoll ist oder nicht.

Einen Appell zum Abschluss?

Sowohl bei der Politik als auch bei anderen Institutionen fehlt mir oftmals noch die Ernsthaftigkeit. Wir müssen diese aber endlich erkennen, da die Bedeutung einfach viel zu groß ist. Denn wenn wir die Natur zerstören, nehmen wir uns damit unsere eigene Lebensgrundlage.

Zeichenbüros: Turbo für die Planung

Die steirischen Zeichenbüros verleihen mehr Effizienz, Geschwindigkeit und Flexibilität bei der Planung von Projekten.

Gerade Planungsprozesse selbst lassen sich zusehends schwieriger planen. Immer kurzfristiger fallen die Projektentscheidungen, immer rascher sollen die Projekte dann umgesetzt werden. Flexibilität, Verlässlichkeit und Termintreue sind unter diesen Voraussetzungen das Um und Auf erfolgreichen Unternehmertums.

Ist der Startschuss erst einmal gefallen, können zumeist gar nicht genug Ressourcen zur Verfügung stehen. Tun sie aber nicht immer. Und wie auch alle anderen Unternehmen müssen Planungsunternehmen – Architektur- und Planungsbüros, Bau- und Handwerksunternehmen, Technische Büros und Ingenieurbüros, Industrie- oder Möbel-Designer sowie Maschinen- bzw. Anlagenbauer – heute mehr denn je darauf achten, durch schlanke und effiziente Strukturen konkurrenzfähig zu bleiben.

UMSETZUNGSPARTNER

Viele erfolgreiche Planungsunternehmen bewältigen diesen Spagat, indem sie sich auf Zeichenbüros als Umsetzungspartner verlassen. Häufig ist diese Partnerschaft als langfristige Kooperation angelegt. Die Zeichenbüros kennen Anforderungen und Abläufe ihrer Auftraggeber bis ins letzte Detail. Das wiederum verschafft den Planern weit über die eigenen Ressourcen hinausreichende Umsetzungskapazitäten.

Die steirischen Zeichenbüros sind darauf ausgerichtet, Planungskonzepte exakt nach den Vorgaben ihrer Auftraggeberinnen und Auftraggeber umzusetzen. Sie bedienen sich dabei modernster technischer Infrastruktur, insbesondere aller gängigen CAD-Programme.

Das Leistungsspektrum umfasst Bestands-, Entwurfs-, Einreich-, Ausführungs- und Detailpläne ebenso wie Haustechnik- sowie diverse andere Spezialpläne wie zum Beispiel Blitzschutz-, Fluchtweg- und Notlichtpläne, aber auch technische Zeichnungen etwa im Industrie- und Anlagenbau, im Möbelbau oder im Produktdesign. Immer größere Bedeutung kommt auch der Dokumentation zu.

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NÄCHSTER HALT: GRAZENFURT

Ab Fertigstellung im Jahr 2025 lässt der Koralmtunnel die zwei Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt noch enger zusammenrücken, als es A2 und Packsattel jemals vermochten. Die 45 Minuten Reisezeit im Zug wird den Wirtschaftsraum im Süden Österreichs nachhaltig verändern. Aber wie genau?

TEXT: JOSEF PUSCHITZ, FOTOS: ÖBB/ISOCHROM, MANUELA SCHWARZL

Rund 400 Menschen schuften derzeit auf der Baustelle des Koralmtunnels. Sieben Tage die Woche im Mehrschichtbetrieb begeben sie sich in die Dunkelheit des Bergmassives, im Endeffekt um die Zugfahrtzeit von Klagenfurt nach Graz von aktuell zwei Stunden vierzig auf unter eine Stunde zu drücken. Was im ersten Moment nach einer komfortablen Erleichterung für pendelnde Studenten klingt, hat weitreichende wirtschaftspolitische Konsequenzen: Zwei Städte wachsen da zusammen, die komplett veränderte“, sagt der Experte für empirische Sozialforschung über die Dimension des Tunnelprojekts. Im Frühjahr hat er eine Langzeitstudie vorgestellt, die sich mit dem „Wirtschaftsraum Südösterreich“ beschäftigt und einen besonderen Fokus auf die anstehenden Veränderungen legt, die vom Koralmtunnel angestoßen werden. „Mit dem Koralmtunnel entsteht eine neue urbane Agglomeration mit ungefähr 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, was extreme Vorteile für die Erreichbarkeit mit sich bringt. Der Ballungsraum Graz/Klagenfurt/Villach, teilweise auch Leoben, wächst immer weiter zusammen“, sagt Kirschner. Mit dem Effekt, dass Regionen und Orte, die direkt im Einzugsgebiet der Bahnhöfe sind, gestärkt werden – Menschen ziehen zu, mehr Arbeitskräfte sind verfügbar, neue Firmen siedeln sich an.

im wechselseitigen Austausch enorm profitieren können. Die Chancen, die der Koralmtunnel mit sich bringt, sind seit geraumer Zeit auch Objekt von wissenschaftlicher Betrachtung. Konkret damit befasst hat sich der Leiter der Forschungsgruppe Regionalökonomie und Strukturpolitik am Joanneum Research, Eric Kirschner.

„Die Koralmbahn ist das größte sozialökonomische Experiment seit 165 Jahren, als die Semmeringbahn von Carl Ritter von Ghega Graz HAUSAUFGABEN ERLEDIGEN

Es gilt aber, Hausaufgaben zu erledigen. Um das Potenzial der neuen Infrastruk-

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