BUSINESS MONAT Juni/Juli/August 2022

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AUF

MUT

BAUEN Der Bausektor gilt als großer Einzelverursacher von Treibhausgasen. Wie man dem entgegenwirken kann und vor allem muss, weiß Alexander Passer, Inhaber der neuen Professur „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz. TEXT: LISSI STOIMAIER, FOTOS: TU GRAZ/LUNGHAMMER, SHUTTERSTOCK

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und 40 Prozent des EU-weiten Energieverbrauchs und etwa 36 Prozent der CO2-Emissionen können dem Bausektor zugerechnet werden. Gebäude und Infrastrukturbauwerke sind damit erwiesenermaßen die größten Einzelverursacher von Treibhausgasen. Einer, der es sich zum Ziel gesetzt hat, diesen Negativ-Trend zu verändern, ist der steirische Bauingenieur Alexander Passer. Ein Experte, dessen Lebenslauf die Leidenschaft aufzeigt, mit der er sich dem Thema Klimaschutz verschrieben hat. Passer leitet unter anderem die „Arbeitsgruppe Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz, ist wissenschaftlicher Leiter des Universitätslehrgangs „Nachhaltiges Bauen“ von TU Graz und TU Wien sowie Vorstandsmitglied des Climate Change Centre Austria (CCCA). Kürzlich wurde er als wissenschaftlicher Berater für den Bereich Bauwesen in den vom BMK eingesetzten „Klimarat der Bürgerinnen und Bürger“

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nominiert. Und mit der im Jänner 2022 gestarteten Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz widmet sich der Bauingenieur nun noch intensiver den Schwerpunktthemen Klimaneutralität im Bauwesen, der Modellierung des Gebäudelebenszyklus und Methoden der lebenszyklusbasierten Nachhaltigkeitsbewertung. Herr Passer, was ist das Ziel der neuen Stiftungsprofessur? Im Fokus stehen die lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung sowie emissionsarme, klimarobuste Bauweisen, die in Forschung und Lehre implementiert werden sollen. Stifter ist der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie. Die Baustoff- und Bauindustrie ist prinzipiell nicht für ihre Innovationskraft bekannt. Ja, die Baustoff- und Bauindustrie zählt zu den Branchen mit der geringsten F&E-

Quote. Die Stiftungsprofessur ist aber einer der Schritte, die zeigten, dass die Industrie im Wandel ist. Die Handlungsbereitschaft, wirklich etwas zu verändern, ist da. Warum ist es hinsichtlich des Klimawandels gerade so wichtig, im Baubereich anzusetzen? Der Bausektor birgt als großer Einzelverursacher von Treibhausgasen enormes Potenzial im Kampf gegen die Klimakrise. Werfen wir einen Blick zurück. Wie hat sich in den letzten Jahren, Jahrzehnten das Denken rund um nachhaltiges Bauen verändert? Nach den beiden Weltkriegen hat man aufgrund der Ressourcenknappheit sehr ressourceneffizient gebaut. Mit dem Aufschwung der Wirtschaft ist das verloren gegangen. Erst mit der ersten Erdölkrise in den 70er-Jahren ist das Bewusstsein wie-


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