lie:zeit Ausgabe 96

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polit:zeit

06/2021

Schule auf digitalem Holzweg Um unsere Kinder auf die digitale Zukunft vorzubereiten, scheut das Land keine Kosten. Es kaufte in den Jahren 2019/2020 für über 13 Millionen Franken Endgeräte für alle Schülerinnen und Schüler. Seit zwei Jahren werden die Schulen sukzessiv ausgerüstet. So weit so gut. Text: Thomas Rehak, DpL-Landtagsabgeordneter

Zu viel schadet Gemäss der Regierung gehört die digitale Kompetenz zu den Schlüsselkompetenzen, um am Prozess des lebenslangen Lernens teilnehmen zu können. Der bekannte Ulmer Psychiatrieprofessor und Neurologe Manfred Spitzer hält nichts davon, wenn Kinder schon früh mit Computer und Internet in Kontakt kommen. Der Mediziner ist überzeugt davon, dass digitale Medien dem Gedächtnis schaden, zur Förderung des Lernens ungeeignet sind und süchtig machen. Er stellt die Nützlichkeit des Einsatzes digitaler Medien in Lernprozessen grundsätzlich infrage. Digitale Verherrlichung Die Regierung ist anderer Meinung, nämlich, dass digitale Medien zur Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen gehören. Die Umsetzung des Lehrplans (LiLe) sei ohne Einsatz digitaler Medien im Unterricht nicht möglich. Der Einsatz digitaler Medien begünstige, sofern dieser gezielt und zweckmässig erfolge, Individualisierung, Binnendifferenzierung sowie Methodenvielfalt und führe allgemein zu einem offeneren, partizipativeren Unterricht und zu kooperativeren Unterrichtsformen. Schliesslich fördere er die Lernmotivation. Datenschutzkonformität von «schulen.li» unklar Im Mai-Landtag habe ich die Regierung anlässlich einer Kleinen Anfrage gefragt, ob die Plattform schulen.li (Microsoft 365) datenschutzkonform betrieben werde. Die Regierung antwortete, dass die Prüfung der Datenschutzstelle, ob in Bezug auf «www.schulen. li» alle Anordnungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erfüllt wurden, noch nicht vollends abgeschlossen sei. Im Klartext heisst das, dass die Regierung nicht weiss, ob die Schulen ihre Anwendungen datenschutzkonform betreiben. An den Sekundarschulen wird den Schülern seit geraumer Zeit Microsoft 365 zur Nutzung bereitgestellt. Damit die Schüler Zugang zum Lernstoff haben, werden teilweise Inhalte aus Schulbüchern gescannt und den Schülern via Teams oder OneNote (Microsoft 365 Tools) auf ihren Geräten zugänglich gemacht. In der

Regel werden keine Alternativen angeboten, sodass Schüler gezwungen sind, Microsoft 365-Anwendungen zu nutzen, obwohl die Schüler dazu gemäss Nutzungsbedingungen vom Microsoft eine Einwilligung der Eltern bräuchten. Die Regierung meinte dazu, dass im Rahmen des laufenden Umsetzungsverfahren eine Information bzw. Einwilligung der Eltern nicht vorgesehen sei. Damit verstösst die Regierung klar gegen die DSGVO und riskiert, dass Daten unserer Kinder in Drittstaaten (USA) missbraucht werden können. Dies, obwohl das Schulamt in der eigenen Datenschutzerklärung schreibt: «Sollten wir personenbezogene Daten an Dienstleister ausserhalb der EU übermitteln, erfolgt dies nur, soweit dem Drittland durch die EU-Kommission ein angemessenes Datenschutzniveau bestätigt wurde oder andere angemessene Massnahmen resp. Datenschutzgarantien, z.B. EU-Standardvertragsklauseln, vorhanden sind.»

Nicht alle sind so ignorant Der baden-württembergische Datenschutzbeauftragte Stefan Brink rät gemäss DSGVO von der Nutzung von Microsoft 365-Anwendungen an Schulen ab. Der Datenschützer

kam nach mehrmonatigen, aufwendigen Untersuchungen zum Schluss, dass Microsoft 365-Anwendungen inakzeptabel hohe datenschutzrechtliche Risiken aufweisen und momentan nicht rechtssicher zu nutzen seien. Brink empfiehlt den Schulen, alternative Lösungen zu verwenden.

Weshalb ist das problematisch Unsere Kinder nutzen die Plattformen, um Hausaufgaben und Übungen zu erledigen, sie schreiben sogar Prüfungen oder Teile davon auf diesen Plattformen. Damit stehen dem Anbieter dieser Applikationen Identifikationsdaten der Kinder und auch wesentliche Leistungsdaten zur Verfügung. Solche Daten können ausgewertet und für ein «Profiling» herangezogen werden. Im Artikel «Der gläserne Schüler» im Vaterland vom 7. Juni 2021, wird dargelegt, wie China die Digitalisierung an Schulen versteht. Im Artikel heisst es: «Wir können Schüler filmen und genau messen, wie konzentriert sie sind. Wir wollen dadurch erkennen, wie der weitere soziale Pfad eines jeden Schülers aussehen kann». Unseren Schülerinnen und Schüler sollen auch in Zukunft eine Privatsphäre haben dürfen, dafür setzen wir uns weiterhin konsequent ein.


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