lie:zeit Ausgabe 96

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sport:zeit

06/2021

Der Ball rollt wieder Mit einem Jahr Verspätung aufgrund der Corona-Pandemie ist die Fussball-EM mit dem Spiel Türkei gegen Italien gestern gestartet. Morgen in vier Wochen wird der Europameister gekürt. Geht es nach Liechtensteins Prominenz aus Fussball und Politik, wird sich wohl Frankreich durchsetzen – wobei die Befragten sich auch über einen Überraschungseuropameister freuen würden. Text: Heribert Beck

Die sportlichen Vorzeichen der Fussball-EM 2021 sind schnell zusammengefasst: Glaubt man den Wettanbietern, sind Frankreich, England und Belgien die Topfavoriten auf den EM-Titel. Für einen Einsatz von zehn Franken gibt es bei «bwin» im Falle des richtigen Tipps beispielsweise 55, 60 oder 70 Franken zurück. Danach kommen Deutschland mit einer Quote von 8,0, Spanien und Portugal mit 9,0 sowie Italien mit 11 und die Niederlande mit 13. Nun hat England seit 55 Jahren keinen Titel mehr geholt, Belgien gilt seit Jahren traditionell als (am Ende scheiternder) Geheimfavorit, die Niederlande scheitern für gewöhnlich an ihren eigenen Ansprüchen, und Deutschland hat seine niedrige Quote wohl eher aufgrund der glorreichen Vergangenheit als wegen seiner derzeitigen Spielstärke. Demnach müssten also Frankreich, Spanien und Portugal den Titel unter sich ausmachen und Italien müsste

Aussenseiterchancen besitzen. Für eine attraktive Wettquote böten sich hingegen die Schweiz und Österreich an. Für deren Sieg gibt es bei zehn Franken Einsatz 810 bzw. 1010 Franken zurück.

Von Ost nach West, von Nord nach Süd Neben dem Spektakel auf dem Rasen steht die EM 2021 aber vor allem aus zwei anderen Gründen im Zentrum des Interesses: Einerseits ist es das erste Turnier seiner Art, das nicht in einem oder zwei Ländern ausgetragen wird. Die 16. Auflage der EM findet in elf Ländern statt, darunter im asiatischen Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans. Andererseits findet das Turnier ein Jahr später statt als geplant, da das Corona-Virus eine Austragung im vergangenen Jahr, zum 60. Geburtstag der EM, unmöglich gemacht hat. Auch dieses Jahr herrscht noch keine Normalität, und die 24 Teilnehmer werden ihre 51 Partien bis

zum Finale in London nicht vor den gewohnt vollen Rängen austragen. Dass die UEFA vor dem Turnier eine Garantie gefordert hat, eine gewisse Anzahl Zuschauer in die Stadien zu lassen, ist aufgrund der Entwicklung der Pandemie auf Kritik gestossen. Dublin und Bilbao, die diese Zusage nicht machen konnten oder wollten, wurden daher als Spielstätten gestrichen.

Vorläufig kein Public Viewing Auch auf das in Liechtenstein so beliebte Public Viewing hat die

Pandemie Einfluss. Gemeinsames Fussballschauen mit Freunden wird mindestens bis zum Inkrafttreten allenfalls geänderter Schutzmassnahmen lediglich in Gastronomiebetrieben oder zu Hause stattfinden. Der Spannung sollte dies aber keinen Abbruch tun. Und selbst wenn die grosse Vorfreude auf die grossen Spiele derzeit nur bedingt aufzukommen scheint, freuen sich prominente Liechtensteiner sehr auf den Rest des gestern gestarteten Turniers.

«Ich freue mich auf emotionale Sportabende» Was wünschen Sie sich vom Turnier? Sportministerin Dominique Hasler: Ich hoffe, dass es eine spannende Fussball-EM-Zeit gibt, auch wenn das Verfolgen dieses Sportanlasses nicht gleich wie in anderen Jahren an Grossanlässen möglich sein wird. Sport hat eine grosse soziale Bedeutung. Er bringt Menschen zusammen und lässt sie gemeinsam für eine Sache einstehen. Ich wünsche mir, dass die Fussball-EM auch im kleineren Rahmen begeistern wird und freue mich heute schon, gewisse Spiele anschauen zu können. Was halten Sie vom Modus, in elf Städten bzw. Ländern zu spielen? Das ist ein sehr spannender Ansatz. Die Austragung der EM in verschiedenen Ländern ist beispielhaft für den integrativen Gedanken, der im Sport eine zentrale Rolle spielt. Auch wenn durch die aktuellen Pandemiezeiten die Durchführung der Fussball-EM

in dieser Form sicherlich eine zusätzliche Herausforderung für die Organisatoren darstellt, finde ich die vermittelte Symbolik eine starke. Wer ist Ihr Favorit? Mein Herz schlägt natürlich für unser Nachbarland, die Schweiz. Wir sind nicht nur durch unsere Geschichte und als gemeinsamer Wirtschaftsraum eng verbunden, sondern insbesondere auch im Sport. Wem drücken Sie sonst noch die Daumen? Neben der Schweiz drücke ich Italien die Daumen – allein schon aus Solidarität zu meinem Schwager und meinem Neffen, die italienische Wurzeln haben. Ich freue mich jetzt schon auf emotionale Sportabende mit der Familie.


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