MUSEUM
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Nr. 41 6,80 €
Sommer 2020
41 4 190485
406803
MAGAZIN M USEUM.DE
La Cité du Vin Bordeaux
www.rob-light.com
In diesem Heft
Seite
Das Interview mit Kulturstaatsministerin
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Frau Prof. Monika Grütters Gleam of Gold, Blaze of Colours
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Kunstgewerbemuseum Prag Mercedes-Benz Museum
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Der Glasratgeber
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Museum und Park Kalkriese
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Rheinmuseum Emmerich
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Museum at Prairiefire, Kansas
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La Cité du Vin, Bordeaux
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Das LUMEM Museum der Bergfotografie
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Bruneck, Südtirol Das Asian Civilisations Museum, Singapur
Titelseite: La Cité du Vin, Bordeaux
Die Metamorphosen des Weins Fotos: © Anaka, Cité du Vin, XTU architects
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Rheinmuseum Emmerich
Wasser bedeutet Leben. Dieser allgegenwärtige Satz fiel mir auch ein, als ich das Rheinmuseum in Emmerich am Niederrhein besuchte. Es befindet sich unweit der Uferpromenade, die einen herrlichen Ausblick auf den Rhein bietet. Das Museum überrascht mit vielen besonderen Schiffsmodellen. Es vermittelt anschaulich und liebevoll inszeniert die Geschichte der Binnenschifffahrt und die der Stadt, welche die Menschen mit dem Strom verbindet. Mein Gastgeber ist der Museumsleiter Herbert Kleipaß. Immer wieder überrascht es mich, mit wie viel Engagement gerade in den kleinen Museen gearbeitet wird. Die Begeisterung der „Macher“ ist für die Gäste einfach nur ansteckend, gibt es doch zu jedem Exponat eine Anekdote zu erzählen. Man spürt regelrecht, wie das
Haus im Laufe der Jahre gewachsen ist und die Seele Emmerichs zu sein scheint. Hier wird nicht nur gesammelt, bewahrt und vermittelt – hier begegnen sich Menschen. In diesem Zusammenhang möchte ich unsere Kulturstaatsministerin Frau Prof. Grütters aus unserem Interview auf Seite 5 zitieren: „Kunst und Kultur gehören zu den grundlegenden Quellen unseres täglichen gesellschaftlichen Zusammenlebens.“ Nun würde ich fast behaupten, dass Herr Kleipaß mit seinem großen Wissensschatz selbst ein Stück Museum darstellt. Um diesen an Gäste und folgenden Generationen weiterzugeben, erhält das Museum jetzt einen Audioguide von museum.de, der auf jedem Smartphone läuft. Ebenso, wie sich die Binnenschifffahrt vom Lastkahn zum Schubschiff entwickelt hat, sind auch die Kommunikationswege „im Fluss“. Neben dem direkten Dialog zwischen Menschen gibt es inzwischen auch den digitalen Transport von Sprache, um Geschichte zu überliefern. Herzlichst, Ihr Uwe Strauch
Rechts: Herbert Kleipaß (Museumsleiter Rheinmuseum Emmerich) und Uwe Strauch (Gründer museum.de). Foto: © Dr. Claudia Klein MAGAZIN MUSEUM.DE
Ausgabe Nr. 41
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Telefon 02801-9882072
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Layout und Design: museum.de
Sommer 2020
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46509 Xanten
Telefax 02801-9882073
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Sofortprogramm für Corona-bedingte Investitionen in Kultureinrichtungen Kulturstaatsministerin Frau Prof. Monika Grütters im Interview mit Uwe Strauch, museum.de
museum.de: Sehr geehrte Frau Grütters, das vom BKM initiierte erste Förderprogramm NEUSTART fand bei den Museen eine große Resonanz. Anträge konnten ab dem 6. Mai 2020 gestellt werden. Laut der Fördergrundsätze sollte das Programm enden, sobald alle Mittel vergeben wurden, spätestens jedoch am 15.10.2020. Nach wenigen Tagen waren 10 Millionen Euro Fördergelder ausgeschöpft, danach erfolgte eine Aufstockung auf 20 Millionen Euro Fördergeld. Das Förderprogramm NEUSTART KULTUR startet Mitte August und unterstützt ähnliche Maßnahmen wie NEUSTART. Mit insgesamt 250 Millionen Euro fördert die Bundesregierung investive Schutzmaßnahmen in Kultureinrichtungen, deren regelmäßiger Betrieb nicht überwiegend von der öffentlichen Hand finanziert wird. Welcher Anteil vom o.g. Betrag wird den Museen zur Verfügung gestellt, und werden auch staatlich betriebene Museen gefördert?
Prof. Grütters: „Mit unserem kurz nach dem Beginn der Pandemie aufgelegten Sofortprogramm NEUSTART haben wir ins Schwarze getroffen und kleinere bis mittlere Kultureinrichtungen bei der raschen Wiedereröffnung nach der Corona-bedingten Schließung unterstützt. Es wurde so gut angenommen, dass wir die Mittel dafür kurzfristig auf 30 Millionen Euro aufgestockt haben. Damit können nun alle 1.400 eingereichten Anträge aus den Sparten Museen, Ausstellungshallen oder Gedenkstätten ebenso wie Veranstaltungsorte für Konzert- und Theateraufführungen sowie soziokulturelle Zentren und Kulturhäuser finanziert werden, sofern sie die Fördervoraussetzungen erfüllen. Bei dem von Ihnen angesprochenen Förderprogramm „pandemiebedingte Investitionen“ im Rahmen von NEUSTART KUL-
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Kulturstaatsministerin Frau Prof. Monika Grütters Foto: © Elke A. Jung-Wolff
TUR haben wir auf eine feste Aufteilung der Mittel nach Sparten vorerst verzichtet, damit das Hilfspaket möglichst schnell und unkompliziert wirkt. Über ein verpflichtendes Berichtswesen werden wir die Entwicklung in den einzelnen Sparten genau beobachten, um nachsteuern zu können, falls dies notwendig sein sollte. Das Förderprogramm richtet sich dabei bewusst an kulturelle Einrichtungen, die nicht überwiegend von der öffentlichen Hand finanziert werden. Dieser Fokus war mir wichtig, denn diese Einrichtungen sind zur Zeit ganz besonders auf Unterstützung angewiesen.“
museum.de: Das Förderprogramm NEUSTART KULTUR bezieht sich auf einmalige Corona-bedingte Investitionen. Uns erreichten viele Einschätzungen aus den Museen, wonach der Betrieb auch durch andere Faktoren wie z.B. Personalkosten
oder dringend notwendiger Baumaßnahmen gefährdet ist. Letztere Ausgaben werden jedoch nicht von NEUSTART KULTUR abgedeckt. Manche Museen sind von der Existenz bedroht und würden eine erweiterte Förderung der o.g. Bereiche sehr begrüßen. Wie sehen Sie diese Einschätzung der betroffenen Museen?
Prof. Grütters: „Die Museen haben in den vergangenen Monaten durch die flächendeckenden Schließungen und auch die in der Lockerungsphase geltenden Beschränkungen ohne Zweifel erhebliche Einnahmeeinbußen hinnehmen müssen. NEUSTART KULTUR ist allerdings kein allgemeines Unterstützungsprogramm für schon länger geplante Investitionen, sondern konzentriert sich ganz gezielt darauf, einmalig Anschubhilfe für den Neustart
der Kultureinrichtungen nach dem Lockdown zu schaffen – das drückt auch der Name NEUSTART KULTUR aus. Innerhalb des Programms sind aber durchaus auch projektbezogene Personalkosten förderfähig. Dasselbe gilt für bestimmte Baumaßnahmen. So könnten zum Beispiel Schutz- und Sanitäreinrichtungen eingebaut oder Ausstattungsgegenstände wie Sitzgelegenheiten umgebaut werden.“
museum.de: Viele öffentliche Einrichtungen verhalten sich vorbildlich in Bezug auf die Begrenzung der Risiken einer Ansteckung an Covid-19. Beispielsweise sind viele Rathäuser nur noch auf besonderen Antrag für die Bürger zugänglich. Ähnlich diszipliniert geht es in den Museen zu. Allerdings lebt eine solche Einrichtung vom Besuch kulturinteressierter Menschen. Während die Ordnungsämter Museen sehr genau bei der Einhaltung der Schutzmaßnahmen überprüfen, agiert man in anderen Bereichen (Bahn, Flugzeug) deutlich toleranter bzgl. der Abstände. Museen sind auf die Akzeptanz der Besucher angewiesen. Wäre es nicht sinnvoll, auch hier einige Schutzmaßnahmen auf ein moderateres Maß anzupassen?
Prof. Grütters: „Ich habe Verständnis für solche Vergleiche, aber die jeweiligen Regeln müssen pragmatisch und spartenbezogen gelten; die Situationen und ihr Publikum unterscheiden sich ja sehr. Wir erleben ja, dass zum Beispiel die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr deutlich schärfer kontrolliert und durchgesetzt werden soll – in Museen gibt es dafür nach meinem Eindruck keine Notwendigkeit. Für den Kulturbereich werde ich mich weiterhin für Lockerungen einsetzen, gerade auch in Museen, sofern die lokalen Infektionszahlen dies zulassen. Wir befinden uns hier nach wie vor in einem dynamischen Prozess, in dem alle Empfehlungen fortlaufend überprüft und angepasst werden.“
museum.de: Die Soforthilfe NEUSTART umfasst u.a. digitale Vermittlungsformate, Maßnahmen zum Ausbau der eigenen IT-Infrastruktur und sonstige technische Ausstattungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Folgen. Über das neue Förderprogramm NEU-
START KULTUR stehen für alternative, besonders digitale Angebote 150 Millionen Euro bereit. Davon profitieren Projekte im Kontext Museum 4.0 sowie viele neue Formate der Digitalisierungsoffensive des Bundes, die der Vermittlung, Vernetzung und Verständigung im Kulturbereich dienen. Ist die Corona-Krise am Ende nicht auch eine große Chance für die Museen, den vieldiskutierten Schritt in die Digitalisierung zu schaffen?
Prof. Grütters: „Die Digitalisierung hält gerade in einem beeindruckenden Tempo Einzug in den Kulturbereich. Zahlreiche Einrichtungen, darunter viele Museen, haben damit erfolgreich zusätzliche Wege zu ihrem Publikum gefunden. Gerade virtuelle Museumsführungen oder digitale Bildungsangebote haben in der Krise einen enormen Schub bekommen. Wenn es gelingt, diese Entwicklung auch weiterhin in Gang zu halten, wird der Museumsbereich an dieser Stelle ein Gewinner der Krise sein. Die digitalen Angebote machen neugierig darauf, die realen Objekte anzuschauen – sie öffnen die Sammlungen aber auch für Menschen zum Beispiel aus dem Ausland, die unsere Museen zur Zeit nicht besuchen können. Gerade deshalb haben wir im Rahmen von NEUSTART KULTUR erhebliche Mittel für alternative, auch digitale Angebote vorgesehen.“
museum.de: In den Medien hört man immer wieder, dass wir dauerhaft mit Corona leben müssen. Viele Menschen nutzen vermehrt die digitalen Medien zur Kommunikation – und zwar den ganzen Tag am Monitor beim Arbeitsplatz und privat mit dem Smartphone. Dennoch sieht man bei sonnigem Wetter, dass es im Wesen des Menschen liegt, direkten Kontakt zu anderen Menschen zu suchen. Museen können auch reale Orte der Begegnung untereinander sein, in denen faszinierende Exponate entdeckt werden können. Wo sehen Sie die Grenzen sinnvoller digitaler Vermittlungsangebote in Museen?
Prof. Grütters: „Richtig – der Bildschirm kann das urmenschliche Bedürfnis nach Kontakt und Begegnung in keiner Weise
ersetzen. Museen bleiben kulturelle Orte der physischen Begegnung und des persönlichen Austausches. Selbst wenn das kulturelle Geschehen durch digitale Formate bereichert wird: ersetzen können sie das analoge Live-Erlebnis bei Weitem nicht. Digitale Formate im Netz machen aber vielen Nutzern auch Appetit auf das Live-Erlebnis. Und auch vor Ort können digitale Anwendungen die analogen Vermittlungsangebote sehr sinnvoll ergänzen. Damit lassen sich neue Nutzergruppen ansprechen. Fest steht für mich: Die richtige Mischung aus beidem – analog und digital – macht am Ende den Erfolg aus.“
museum.de: Haben Sie an dieser Stelle noch eine Botschaft an die vielen engagierten Museumsmitarbeiter in den deutschen Museen?
Prof. Grütters: „‚Wenn das Museum schläft, leiden die Alten Meister‘, lautet ein Sprichwort. Daher bin ich sehr froh, dass die Museen nach Monaten der Schließung endlich wieder ihre Pforten öffnen können. Kunst und Kultur leben vom Kontakt zum Publikum. Und für den steht der unermüdliche Einsatz der zahlreichen Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die ‚ihre‘ Schätze mit großem Fachwissen und mindestens genauso viel Leidenschaft dem Publikum näherbringen. Dafür gilt ihnen mein und unser aller Dank! Denn wenn wir eine Erkenntnis aus der jetzigen Situation gewonnen haben, dann die, dass Kultur eben kein Luxus ist, den wir uns in guten Zeiten gönnen. Kunst und Kultur gehören zu den grundlegenden Quellen unseres täglichen gesellschaftlichen Zusammenlebens.“
museum.de: Liebe Frau Grütters, wir danken Ihnen für die Beantwortung der Fragen, die wohl im Fokus vieler Kulturschaffender und Kulturfreunde stehen. Wir hoffen, dass das neue Förderprogramm NEUSTART KULTUR die bisher eingeleiteten Maßnahmen ebenso erfolgreich fortführt und freuen uns, wenn wir demnächst wieder gemeinsam über die Veränderungen sprechen können, ob und inwieweit sie in die Praxis umgesetzt wurden und sich bewährt haben.
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Eine farbgewaltige Ausstellung: GLEAM OF GOLD, BLAZE OF COLOURS Die Kunst der Hinterglasmalerei – eine Ausstellung im Kunstgewerbemuseum in Prag Redaktion: Sivlia Otto
Foto: © Kunstgewerbemuseum Prag
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Kurz vor der coronabedingten vorübergehenden Schließung des Museums eröffnete das Kunstgewerbemuseum in o Prag (tschechisch: Umeleckoprumyslové ˇ museum v Praze – UPM) eine einzigartige Ausstellung der Hinterglasmalerei, die fast ausschließlich aus eigenen Sammlungen zusammengestellt wurde. Die ausgestellten Objekte entstammen den verschiedensten Epochen, ausgehend von der Spätantike, über das Mittelalter, die Renaissance und die Zeit des Barock bis zur zweiten Hälfte des 18. und insbesondere des 19. Jahrhunderts. Die Kuratorin des Projekts, Helena Brožková, stützte sich auf langjährige Spezialforschungen, die eng mit Restaurierungsuntersuchungen verbunden waren. Bei der Hinterglasmalerei entstehen Glasbilder, deren Besonderheit es ist, dass sie von der Rückseite der Glasplatte her bemalt werden. In der Sammlung des historischen Glases des UPM nehmen diese Glasbilder, von denen das Museum 387 Werke aus der Antike bis zum 19. Jahrhundert besitzt, einen wichtigen Stellenwert ein. Die Ausstellung zeigt 135 der markantesten Bilder, oft klein, aber selten und wertvoll. Unter den 135 ausgewählten Werken befindet sich ein Ensemble von dreißig Hinterglasbildern, die zwischen 2001 und 2017 einem anspruchsvollen Restaurierungsprozess unterzogen wurden. Foto: © Kunstgewerbemuseum Prag
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In der Ausstellung, die raffinierte und hochgeschätzte Werke umfasst, wird die historische Entwicklung dieser spezifischen Kunstform beschrieben, die Objekte hervorbrachte, die in Kirchenschätzen, sowie in den Inventaren von Adligen und Bürgern aufbewahrt wurden. Solche Kunstwerke waren für Sammler immer von Interesse, wie die 13 Exponate aus der Originalsammlung eines der UPM-Gründer, Vojtech (Adalbert), Freiˇ herr von Lanna, (1836 – 1909), zeigen. Sein Beitrag belief sich auf insgesamt
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17 Hinterglasbilder – eine scheinbar unbedeutende Anzahl, die aber einige der wertvollsten und wichtigsten Artefakte der gesamten Sammlung enthält. Die wertvollsten Renaissance-Bilder sind Werke von Hans Jakob Sprüngli (1559– 1637) aus Zürich, sowie das Miniaturbild des anonymen „VBL“. Die Barockzeit wird durch die Kunst des niederländischen Malers Gerhard Janssen (1636–1725) und des aus Kunštát stammenden Daniel Preissler (1636–1733) repräsentiert, sowie durch Werke der so-
genannten böhmisch-fränkischen Schule und durch Bilder aus Werkstätten des 18. Jahrhunderts in Augsburg. Zu sehen ist außerdem eine Auswahl an Grafiken, die als Vorlagen für einige der Hinterglasbilder dienten. Der für das Design verantwortliche Dipl.Ing. Dušan Seidl entwarf die klassische Anordnung der Ausstellung in der Haupthalle mit einer diagonalen Ausrichtung der Stellwände hin zur Mitte der Ausstellungshalle, wo er einen runden Sitz aus goldenem Samt platzierte.
MBA Mila-Wall Stellwandsystem Um die Exponate im Raum und an den Wänden der Halle präsentieren zu können, verwendete er das bewährte MBA Mila-Wall Stellwandsystem, realisiert mit der Gesellschaft DYTEC, welches er zu einem sternförmigen Grundriss zusammenfügte, um den Eindruck der Haupt-Kollektion der Ausstellung zu verstärken – Hinterglasmalerei von Ignác Preissler, die das Zentrum des Ausstellungs-Ensembles bildet. Dank der diagonalen Anordnung der drei Meter hohen Stellwände wurde Raum für Klarheit geschaffen und gleichzeitig die Errichtung separater Räume für thematische Schwerpunkte ermöglicht, die die einzelnen europäischen Zentren der Herstellung der Hinterglasmalerei beschreiben. Informationen zu den ausgestellten Werken in Textform befinden sich auf den 1-m-breiten Stellwänden. Die zusätzliche Verwendung von drei Meter hohen Glaswänden, zum Teil vor den Stellwänden anstelle von Vitrinen, trägt zur Beruhigung des Raums bei. Das Glas geht scheinbar nahtlos ins Stellwandsystem über und bildet beim Betrachten der Exponate keine optische Barriere. Die Glaswände dienen zum einen als Ersatz für Vitrinen und zum anderen schützen sie die Ausstellungsstücke, die auf flachen Regalen angebracht sind.
Fotos: © Kunstgewerbemuseum Prag
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Foto: © Kunstgewerbemuseum Prag
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Fotos: © Kunstgewerbemuseum Prag
Der Besucher bemerkt so nicht einmal, dass sich manche der Stellwände mit Glaswänden abwechseln und kann sich voll und ganz auf die Werke und Texte konzentrieren. Die Themen der Ausstellung und ihre räumliche Verteilung werden durch die charakteristische blaugrüne
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und dunkelviolette Farbe unterstrichen, die als Ergänzung zu den vorherrschenden Farben der Exponate gewählt wurde. Eine Neuheit, die die Flexibilität des Ausstellungssystems unter Beweis stellt, ist die Anordnung der Stellwände in stump-
fen Winkeln, für die keine spezielle Einstellung der Befestigungselemente erforderlich war. Die Errichtung der gesamten Ausstellung erforderte mit drei Personen nur zwei Tage. Grafikdesign: MiniMaxStudio
Ferdinand Hercík ˇ und viele andere, waren an der Innen- und Außendekoration des repräsentativen Gebäudes beteiligt. Zu den eindrucksvollsten Elementen im Inneren des Museums gehören von Josef Schulz entworfene Buntglasfenster, die Motive der Kunst und der Kunstindustrie zeigen, ein massives schmiedeeisernes Gitter, das den Zugang zum 1. Stock verschließt, gestiftet von dem Industriellen Bohumil Bondy, sowie Metallsäulen mit Lampen zur Beleuchtung der Treppe, die von František Križík gestiftet wurden. ˇ
Kunstgewerbemuseum Prag o ˇ (Umeleckoprumyslové museum v Praze) 17. listopadu 2 110 00 Praha 1- Altstadt (Staré Mesto) Tel. + 420 778 543 902 info@upm.cz http://www.upm.cz (Seite auf Tschechisch und Englisch)
Scannen Sie bitte den QR-Code, um sich den Film zur beeindruckenden Ausstellung anzuschauen
Kunstgewerbemuseum Prag Das Kunstgewerbemuseum wurde 1885 von der Handels- und Gewerbekammer Prag gegründet. Das Gebäude, auf der einen Seite von einer breiten Straße und auf der ande-
ren Seite vom alten jüdischen Friedhof begrenzt, wurde zwischen 1897 und 1899 nach den Plänen des Architekten Josef Schulz erbaut, der das Museum einschließlich der Ausstattung im Neorenaissance-Stil entwarf. Viele bedeutende tschechische Künstler wie Antonín Popp,
www.mila-wall.de 15
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33 Extras: Exponate der Automobilkultur im Mercedes-Benz Museum Serie Teil 3-5: Autokino, Damenhut und RĂźckspiegel 16
sungen, Theatervorstellungen und Konzerten teilnehmen und sogar Hochzeiten feiern. Der Vorteil in diesen Zeiten: Selbst bei größeren Veranstaltungen ist ein sicherer Abstand zu anderen Besuchern gewährleistet. Applaudiert wird mit der Hupe oder beispielsweise via Smartphone mit einer speziellen Applaus-App, um Anwohner vor einer Lärmbelästigung zu schützen. Historie Das erste Autokino eröffnet 1933 in New Jersey, USA. In Deutschland findet diese Kinopremiere 1960 in Gravenbruch bei Frankfurt am Main statt, also vor 60 Jahren – viele amerikanische Soldaten sind damals in der Umgebung stationiert. Auf der ganzen Welt erleben Autokinos in den 1950er- und 1960er-Jahren eine Blütezeit. Gelände Im einfachen Fall kann ein Parkplatz zu einem wunderbaren Autokino verwandelt werden, Snacks und Getränke bringt man sich mit. In festen Autokinos stehen die Fahrzeuge für eine perfekte Sicht gestuft, und ein „Diner“ sorgt für stilechtes Catering. Die Renner sind natürlich Popcorn und Softdrinks. Technik Die Leinwand ist meist außergewöhnlich groß und der Projektor daher sehr leistungsstark. Die Tonspur wird direkt in die Fahrzeuge geliefert, denn bei Außenlautsprechern wäre eine immense Lautstärke notwendig. Heutige Autokinos senden über eine UKW-Radiofrequenz in die Sound-Systeme der Fahrzeuge. Einfach beispielsweise die 89,0 MHz einstellen und die Ohren sind versorgt. „Klangfilm“
160 Fahrzeuge und insgesamt 1.500 Exponate präsentiert die vielfältige Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums. Ein besonderer Bestandteil sind die „33 Extras“: Sie lassen am Beispiel oft überraschender Details Mobilitätshistorie und Automobilkultur lebendig werden.
„Drive-in“
Früher ging es anders. Durchs Fenster gereicht erhielt man für die individuelle Beschallung einen Monolautsprecher mit Kabel, der entweder von innen an die Scheibe gehängt oder an anderer Stelle im Innenraum platziert wurde.
Die Corona-Pandemie hat viele Seiten. So beschert sie beispielsweise dem Autokino nicht nur eine Renaissance, sondern es erfährt sogar Neuinterpretationen. Jetzt kann man vom Auto aus auch an Le-
Oben: 2011 und 2013 gab es auf dem Außengelände des Mercedes-Benz Museums ein temporäres Autokino. Der Clou: Die Gäste nahmen Platz in Klassikern mehrerer Epochen aus der unternehmenseigenen Fahrzeugsammlung. Foto: © Daimler AG
DAS AUTOKINO
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Der „Klangfilm“-Lautsprecher der „33 Extras“ im Mercedes-Benz Museum ist dafür ein Beispiel. Der Hersteller war ein Ende der 1920er-Jahre gegründetes und auf Tontechnik für Kinos spezialisiertes Tochterunternehmen von Siemens.
Privatraum Wenn man denn nach vorn schaut. Denn es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass sich manches Paar gern in der Gemütlichkeit des mitgebrachten Separees nahekommt.
Simple Bedienung Programm Der „Klangfilm“-Lautsprecher ist in einem robusten Gehäuse aus Metallguss untergebracht. Über einen Drehregler lässt sich die Lautstärke passend einstellen. Und schon steht dem multimedialen Genuss nichts im Weg. Mobilität und Film Die zunehmende Motorisierung und die damit einhergehende Freiheit der individuellen Mobilität tragen ab den 1950er-Jahren zum Erfolg des Autokinos bei. So entfaltet sich ein ganz besonderes Kapitel der Automobilkultur. Allein die riesige Leinwand unter dem funkelnden Sternenzelt ist schon großes Kino. Hinzu kommt der Komfort des eigenen Fahrzeugs.
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Eindeutig, das Autokino erlebt eine neue Blütezeit als zeitgemäßes Entertainment außerhalb der eigenen vier Wände. An vielen Orten der Welt begeistern Kinobetreiber ihre Gäste auf Freiflächen und Parkplätzen mit einem kompletten Programm. Denn auch wenn die Autositze zum Kinosessel werden – auf dem Spielplan stehen Filme aller Genres und nicht nur mitreißende Road-Movies.
DER DAMENHUT Dass sich Frauen in eleganten Outfits im frühen 20. Jahrhundert als Autofahrerin-
nen durchsetzen, ist ein wichtiges Stück weiblicher Emanzipation im Alltag. Diese Bewegung führt Bertha Benz an. Sie hilft tatkräftig, der großen Erfindung ihres Mannes Carl Benz den Weg zu bahnen. Den Patent-Motorwagen fährt sie vom ersten Tag an und unternimmt im Sommer 1888 die erste Fernfahrt mit einem Automobil. Auf dem offenen Dreirad schützt sie sich gegen Wind und Wetter. Zeitgenössische Darstellungen zeigen sie mit einem breitkrempigen Hut, den ein Schal festhält.
Oben: Entertainment: Der „Klangfilm“-Lautsprecher ist eines von „33 Extras“ im Mercedes-Benz Museum. Im Autokino wurde er am Kabel durch Fenster gereicht und lieferte den Ton zum Film. Rechte Seite, oben: Auch heute schick: Der eng anliegende Damenhut der 1920er- und 1930er-Jahre. Er schützt die Dame im offenen Auto gegen den Fahrtwind. Im Hintergrund ein Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster aus dem Jahr 1935. Unten: Benz Patent-Motorwagen, Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim von Bertha Benz mit ihren Söhnen Eugen und Richard im August 1888. Illustration. Fotos: © Daimler AG
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Mercedes-Benz 8/38 PS Typ Stuttgart 200 (W 02), Cabriolet C (1926 bis 1928). Foto: Š Daimler AG
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Die Geschwindigkeiten wachsen, und die ausladende Kopfbedeckung gelangt an ihre Grenzen: Der Fahrtwind verfängt sich und reißt kräftig an den breitkrempigen Hüten. Doch die Frau weiß sich elegant und zugleich stilprägend zu helfen: Ab den 1920er- und 1930er-Jahren kommt der eng anliegende Hut auf, auch Topfhut genannt. Gern kombiniert mit einer Bubikopf-Frisur – so unterstreicht die moderne Frau ihren selbstbewussten Auftritt. Das ist die Geschichte, die der Damenhut in der Exponatreihe „33 Extras“ des Mercedes-Benz Museums erzählt. Und wer liefert die praktische und zugleich modische Kopfbedeckung für den perfekten Auftritt? Es gibt einen eigenen Beruf für das Anfertigen von Damenhüten: die Modistin. Früher hieß sie Putzmacherin, weil der Hut zum „Putz“ gehört – die Dame putzt sich damit heraus. Man kauft den Hut nicht einfach, sondern lässt sich ausführlich zu Ausgestaltung und Details beraten, und meist wird er gar eigens angefertigt. Als dann die Autos nach und nach geschlossene Karosserien erhalten, verliert der Hut seine funktionale Bedeutung. Heute werden Hüte im Alltag eher selten getragen. Aber es gibt Anlässe, bei denen Damen wie Herren sich gern mit stilechter Kopfbedeckung zeigen – beispielsweise bei Veranstaltungen der automobilen Klassik. Flaniert man etwa über den feinen Rasen eines Concours d’Elegance zwischen edlen Automobilen, darf es für sie gerne der breitkrempige Hut sein. Und bei einer Ausfahrt kommt die eng anliegende Variante zum Einsatz. So wie früher.
Oben: Mercedes-Benz Museum, Exponatreihe „33 Extras“: Der Damenhut, ausgestellt im Mythosraum 3 „Umbrüche – Diesel und Kompressor“. Unten: Werbeanzeige „Die Dame wählt Mercedes-Benz.“ Veröffentlicht 1929 von der damaligen Daimler-Benz AG. Das Fahrzeug ist ein Mercedes-Benz Typ Stuttgart Cabriolet C. Das Motiv gestaltete Hans Neumann. Rechte Seite, oben: Mercedes-Benz 170 Cabriolet C (W 15) Baujahr 1931, mit Rückspiegel am oberen Rand der Windschutzscheibe. Mitte: Den Rückblick in der Hand: Der Handspiegel ist eines von „33 Extras“ im Mercedes-Benz Museum. Seinen Einsatz als Rückspiegel empfiehlt die britische Rennfahrerin und Autorin Dorothy Levitt bereits im Jahr 1909. Unten: Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“ (W 198) mit klappbarem Lenkrad für ein einfacheres Einsteigen sowie einem auf dem Armaturenbrett montierten Rückspiegel. Fotos: © Daimler AG
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DER RÜCKSPIEGEL Rücksicht: In der Frühzeit des Automobils gibt die britische Rennfahrerin, Journalistin und Autorin Dorothy Levitt ihren Leserinnen einen Rat: Autofahrerinnen sollten stets einen Handspiegel griffbereit mit an Bord haben, um ihn „ab und zu hochzuhalten und zu sehen, was hinter Dir ist“ („to occasionally hold up to see what is behind you“). Denn so lasse sich der Verkehr hinter dem eigenen Wagen auch während der Fahrt gut im Blick behalten und gleichzeitig das Fahrzeug sicher steuern. Der Handspiegel solle „recht groß sein, um wirklich Nutzen zu bringen und am besten einen Griff haben“ („should be fairly large to be really useful and it
is better to have one with a handle“). Exakt so sieht der Handspiegel innerhalb der Exponatreihe „33 Extras“ des Mercedes-Benz Museums aus.
zahlreiche Renn- und Klassensiege in ganz Europa.
Erfahrung
Je dichter und schneller der Straßenverkehr wird, desto nützlicher ist ein Spiegel für den Blick zurück. Statt ihn nur ab und an in die Hand zu nehmen, ist ein fester Einbau sinnvoller. Anfang des 20. Jahrhunderts kommen zahlreiche Ideen auf, wie man einen Rückspiegel dauerhaft im oder am Automobil montieren kann. Als erster Rennfahrer, der im Wettbewerb einen fest eingebauten Rückspiegel einsetzt, wird der US-Amerikaner Ray Harroun genannt. Mithilfe des innovativen Details gewinnt er das erste 500-Meilen-Rennen von Indianapolis im Jahr 1911. Durch den Rückspiegel kann er als einziger Rennfahrer im Feld auf einen Beifahrer verzichten, der damals üblicherweise auch nach hinten Ausschau hält.
Der Tipp findet sich in Levitts Buch „The Woman and the Car: A Chatty Little Handbook for All Women Who Motor or Who Want to Motor“, das 1909 erscheint. Es ist ein Rat mit großem Praxisbezug. Denn die 1882 geborene Engländerin und Wegbereiterin für autofahrende Frauen ist da längst eine erfolgreiche Rennfahrerin. Im April 1903 nimmt sie als erste Frau in Großbritannien an einem Autorennen teil und erringt in den folgenden Jahren
Straße und Sport
Innen und außen Der Rückspiegel setzt sich nach dem Ersten Weltkrieg durch. Dabei entstehen zwei verschiedene Varianten: der im
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für neue Personenwagen vorgeschrieben. Und in Japan wird bereits 2016 ein Gesetz erlassen, das auch während der Fahrt die Orientierung über Kamera und Bildschirm statt über den klassischen Rückspiegel erlaubt. Mercedes-Benz zeigt Kameralösungen für Innen- und Außenspiegel bereits 1996 im Forschungsfahrzeug F 200 Imagination. Im neuen Mercedes-Benz Actros hat 2019 als Serienlösung die MirrorCam Premiere. Erstmals in einem Truck lösen dabei serienmäßig Kameras und Bildschirme die klassischen Außenspiegel ab. Spieglein, Spieglein Ein weiterer Spiegel im modernen Automobil verbirgt sich in der Sonnenblende vor dem Beifahrersitz: Er dient allerdings nicht der Orientierung im Straßenverkehr,
Cockpit befestigte Innenspiegel sowie die seitlichen Außenspiegel. Die heutige Platzierung entwickelt sich erst mit der Zeit. So findet sich im 1954 präsentierten Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“ (W 198) der Innenspiegel nicht am oberen Rand der Windschutzscheibe, sondern er ist auf dem Armaturenbrett montiert – wie schon beim gleichnamigen Rennsportwagen (W 194) aus dem Jahr 1952. Und bei den „Heckflosse“-Oberklasselimousinen der Baureihen W 111/112 (1959 bis 1968) gibt es die Seitenspiegel sowohl auf den vorderen Kotflügeln als auch an den Türen. Gesehen werden Die Außenspiegel verbessern zunächst einzig die Sicht des Fahrers. Längst dienen sie aber auch dem besseren Gesehenwerden: So haben 1998 bei der S-Klasse der Baureihe 220 in den Gehäusen der seitlichen Außenspiegel LED-Blinker Premiere.
Oben: Mercedes-Benz 300 SE „Heckflosse“-Limousine (W 112) mit einem auf dem Kotflügel montierten Seitenspiegel. Mitte: Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe 220, Blinker mit 18 Leuchtdioden integriert in das Gehäuse des Außenspiegels. Foto aus dem Jahr 1998. Unten: Mercedes-Benz Forschungsfahrzeug F 200 Imagination aus dem Jahr 1996. Statt Außenspiegeln hat er im Cockpit links und rechts Monitore. Ein weiterer Monitor befindet sich mittig am oberen Scheibenrand und ersetzt den dort üblicherweise angebrachten Innenspiegel: Er zeigt das Bild einer nach hinten gerichteten Kamera. Fotos: © Daimler AG
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Die Leuchtdioden sind so angeordnet, dass sie sowohl nach vorne als auch zur Seite blinken. Regeln Aufgrund seiner Sicherheit für den Straßenverkehr werden Vorschriften für den Rückspiegel aufgestellt. Schon seit 1925 sind in Deutschland Außenspiegel an der Fahrerseite für Lastwagen vorgeschrieben. Die Kombination aus Innen- und Seitenspiegel macht die deutsche Straßenverkehrszulassungsordnung für Personenwagen ab 1956 zur Bedingung, in Großbritannien ist sie ab 1978 vorgeschrieben. Doch längst ist ein zweiter Außenspiegel fester Bestandteil. Kamera statt Spiegel Knifflig ist der Blick nach hinten beim Rückwärtseinparken eines Autos, denn der Winkel des Rückspiegels erlaubt keine detaillierte Sicht auf den Abstand des Fahrzeughecks zu eventuellen Hindernissen. Hier schaffen innovative Lösungen von Mercedes-Benz Abhilfe. Die PARKTRONIC misst die Distanz beim Einparken mit Ultraschall, sie wird 1995 vorgestellt und hat in der S-Klasse der Baureihe 140 Premiere. 2005 kommt schließlich die Rückfahrkamera in der S-Klasse der Baureihe 221 – ihr Bild wird direkt auf dem Bildschirm im Cockpit angezeigt. Das ist noch einfacher als der Griff zum Handspiegel von Dorothy Elisabeth Levitt. In den Vereinigten Staaten von Amerika und in Kanada sind Rückfahrkameras seit 2018
sondern der dort sitzende Passagier kann sich darin selbst betrachten. Von diesem „ganz persönlichen Gebrauch“ („strictly personal use“) des Handspiegels rät Dorothy Levitt 1909 ihren Leserinnen allerdings während der Fahrt ab.
Mercedes-Benz Museum Mercedesstraße 100 70372 Stuttgart Tel: +49 711-17 30 000 classic@daimler.com www.mercedes-benz.com/museum
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Der GlasRatgeber Folge 2: Spiegel, von denen Schneewittchens Stiefmutter kaum zu träumen gewagt hätte Autorin: Rebecca Mückenheim
In unserer Umwelt sind wir häufig von Spiegeln umgeben. Sie begleiten uns im Alltag durch den Straßenverkehr, erlauben einen prüfenden Blick auf unser eigenes Selbst oder vergrößern Räume - wie beispielsweise in Fahrstühlen. Sogar Supermärkte und insbesondere Shoppingmalls, Bekleidungsgeschäfte und Frisöre sind ohne Spiegel nicht denkbar. Spiegel in Museen und Ausstellungen sind bisher weniger präsent, geht es doch meist darum, einen klaren Blick auf in Vitrinen ausgestellte Exponate und Kunstwerke zu erlangen. Spiegel allerdings in verschiedenen Formen, Größen oder gar Farben können Geschichten und Stimmungen vermitteln oder mit dem Besucher interagieren.
Sich selbst den Spiegel vorhalten Trifft Licht auf eine glatte Oberfläche, geht es entweder durch diese Oberfläche hindurch, wird geschluckt oder zurückgeworfen. Spezielle Spiegel bieten je nach Anwendungswunsch ein unterschiedliches Maß an Transmission, Absorption oder Reflexion. Dem Spionspiegel-Effekt beispielsweise begegnen wir sogar im Alltag: Befinden wir uns in einem hellen Raum und schauen durch ein Fenster nach draußen, wenn es bereits dunkel ist, sehen wir unser Spiegelbild in der Glasfläche. Jemand, der von außen ins Gebäudeinnere schaut, kann uns allerdings sehen. Ein Spionspiegel macht sich diesen Effekt zunutze und verstärkt ihn sogar noch.
Kapitelsaal St. Viktor Dom Xanten Foto: © museum.de
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oder Aluminiumschicht und ein Lack als Oxidationsschutz aufgetragen wird, ist ein Chromspiegel um ein Vielfaches widerstandsfähiger. Normale Spiegel können bei Temperaturschwankungen Verwitterungserscheinungen aufweisen, schwarze Flecken bekommen oder anlaufen. Ein chrombeschichteter Spiegel dagegen kann auch im Außenbereich oder in Umgebungen mit einer hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit installiert werden, da die Beschichtung korrosionsbeständig und sehr robust ist.
Für Menschen war es seit jeher interessant, das eigene Ebenbild zu betrachten. Bereits vor Jahrtausenden nutzten unsere Vorfahren dafür fein polierte Kupferoder Bronzeplatten, bis die Römer den ersten Spiegel aus Glas herstellten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Herstellung von Spiegeln weiter verfeinert und heutzutage gibt es ein schier endloses Angebot unterschiedlicher Spiegel, die auch mehr als die bloße Betrachtung erlauben: Mit integrierter Beleuchtung, Touch-Funktion oder in Kombination mit Bildschirmen sind individuellen Anwendungen in allen Lebensbereichen keine Grenzen gesetzt. Sobald wir einen Blick auf uns erhaschen können, wird die Brille zurechtgerückt, eine Haarsträhne richtig positioniert oder das Hemd gerade gezupft. Sie erkennen sich hier wieder? Das ist nicht außergewöhnlich; der Wunsch, bei unseren Mitmenschen einen guten Eindruck zu machen, ist tief in uns verwurzelt und beeinflusst unser Selbstbewusstsein. So wichtig Spiegel für unsere eigene Darstellung sind, so viele Möglichkeiten bieten sie auch, Kunst- und Kulturgüter auf außergewöhnliche Weise zu präsentieren. Chromspiegel eignen sich besonders für diesen Anwendungszweck. Was ist ein Chromspiegel? Im Prinzip besteht ein Chromspiegel aus Glas, auf das eine chromhaltige Beschichtung aufgebracht wird. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Spiegel, bei dem auf einen durchsichtigen Träger eine Silber-
Oben: „Cloudspace Pavillion“ in Völkermarkt (Österreich) von Eva Schlegel. Foto: © Eva Schlegel Unten: Kapitelsaal St. Viktor Dom Xanten Foto: © museum.de
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Ein weiterer Vorteil des Chromspiegels sind die vielen Weiterverarbeitungsmöglichkeiten. Sind bestimmte Sicherheitsvorschriften in der Ausstellungsgestaltung zu beachten, kann der Spiegel zu so genanntem Einscheibensicherheitsglas (ESG) oder Verbundsicherheitsglas (VSG) verarbeitet werden. Kommt es zu Glasbruch, kennen wir das Prinzip von ESG von Bushaltestellen: Das Glas splittert nicht, sondern zerfällt in Brocken, an denen man sich nicht schneiden kann. VSG ist uns als Autoscheibe aus dem Alltag bekannt. Es handelt sich dabei um zwei Gläser, die über eine Spezialfolie miteinander verbunden sind. Wird das Glas beschädigt, haften die Glassplitter an der Folie, so dass eine Verletzungsgefahr ausgeschlossen wird. Chromspiegel als VSG können daher als besonderes Designelement auch als Überkopfverglasung eingesetzt werden. Räume werden auf diese Weise optisch vergrößert und können besonders in Kombination mit einer entsprechenden Lichtinstallation für einen Wow-Effekt bei den Besuchern einer Ausstellung sorgen. Chromspiegel eignen sich ebenfalls als Raumteiler oder als Wandverkleidung. Da sie durch Sand- oder Laserstrahlen bearbeitet werden können, lassen sich Botschaften, Logos oder erklärende Texte aufbringen. Auf diese Weise kann der Chromspiegel anstelle einer gewöhnlichen Infotafel für mehr Aufmerksamkeit und Interesse sorgen. In der Anbringung sind die Ausstellungsgestalter sehr flexibel: Der Chromspiegel lässt sich in einen Rahmen einfassen oder mit einem speziellen Kleber an der Wand platzieren. Der Einsatz von farbigen Chromspiegeln kann in der modernen Ausstellungskonzeption ein extravagantes Highlight schaffen, dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ob bronzefarben, blau, grau oder silber – alle Chromspiegel sind gleich einfach zu verarbeiten und bedürfen kei-
ner besonderen Wartung oder Pflege. Wie beim silberfarbenen Chromspiegel wird auch bei den farbigen Varianten eine Beschichtung auf die Glasoberfläche aufgebracht, die durch spezielle chemische Prozesse so gut haftet, dass sie nicht wieder zu entfernen ist und dauerhaft ihre Qualität und einen gleichmäßigen Glanz bewahrt. Moderne Technologien eröffnen aber auch noch weitere Designoptionen: Neben blickdichten Chromspiegeln gibt es so genannte semi-transparente Spiegel. Die Funktionsweise basiert auf Mehrfachschichtsystemen, die durch optische Interferenzeffekte eine gelungene Mischung aus Spiegelung und Transmission hervorbringen. Damit haben Sie die Möglichkeit, Displays oder leuchtende Schriftzüge hinter Spiegeln zu verbergen, solange sie ausgeschaltet sind. Werden sie aktiviert, scheinen sie durch den Spiegel hindurch. Semi-transparente Spiegel lassen sich auf Wunsch auch mit Touch-Technologien kombinieren. Sie sehen: Je nach Stimmung oder Botschaft, die im Rahmen einer Ausstellung
vermittelt werden soll, können Sie mit blickdichten und semi-transparenten Spiegeln oder gar Spionspiegeln arbeiten. Auf diese Weise lassen sich besonders eindrucksvolle Designwelten schaffen, die die Besucher in ihren Bann ziehen. Sie sind neugierig geworden? Wir freuen uns, Sie bei der Verwirklichung Ihrer Vision zu unterstützen!
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Bereits zwei bedeutende Auszeichnungen hat die Pumpeninstallation des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum erhalten: Für die Inszenierung der Ewigkeitsaufgabe, Grubenwasser aus früheren Bergbauschächten abzupumpen, wurde der begehbare Glaskubus mit dem ADC-Award in der Kategorie „Bronze” und mit dem Red Dot Design Award 2020 ausgezeichnet. Wir sind stolz, dass wir mit unserem Spezialglas Pilkington Mirropane™ Chrome Spy einen Beitrag zu dieser Auszeichnung leisten konnten. Unsere Chromspiegel sind in unterschiedlichen Farben erhältlich und können durch ihre vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten moderne Ausstellungskonzepte bereichern. Pilkington Deutschland AG marketingDE@nsg.com www.pilkington.de
Varusschlacht im Osnabrßcker Land – Museum und Park Kalkriese Ein antikes Schlachtfeld, heute ein Museum mit Landschaftspark. Autorin: Dr. Heidrun Derks, Museumsleiterin
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Eingang Ausstellung zur Varusschlacht Foto: Hermann Pentermann. Š Varusschlacht im Osnabrßcker Land
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Ein sanft geneigter Hang, Wiesen, Felder, hier und da ein Bauernhof. Kaum zu glauben, dass die Römer 9 n. Chr. ausgerechnet hier eine derart fatale Niederlage einstecken mussten. Drei römische Legionen wurden vernichtet, ihr Anführer, der römische Statthalter Publius Quinctilius Varus beging Selbstmord. „Varus gib mir meine Legionen wieder“ soll der römische Kaiser Augustus verzweifelt gerufen haben als ihn in Rom die Schreckensnachricht vom Untergang der 17., 18. und 19. Legion im hohen Norden erreichte.
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Doch die Idylle von heute trügt. Vor 2000 Jahren bot sich dem Betrachter hier ein anderes Bild: ein bewaldeter, weit in die flache Umgebung hineinragender Berg mit einem von zahlreichen Bächen, Rinnen und Senken durchzogenen Hang umschlossen von einer sumpfigen Niederung und dem Großen Moor, ein weitläufiges Moorgebiet das über mehrere Kilometer das Durchkommen nach Norden erschwerte. Die Germanen hatten die Römer auf Abwege geführt und in einen Engpass gelockt.
Die Spur führt nach Kalkriese Seit 1989 sind Archäologen und Naturwissenschaftler jenem Ereignis auf der Spur, das als Varusschlacht in die Geschichte einging. Aus den antiken Überlieferungen wusste man schon seit dem 16. Jh. von diesem Ereignis. Seitdem wurde nach dem Ort der Schlacht gesucht, zeitweise geradezu fieberhaft. Nicht weniger als 700 Orte wurden vorgeschlagen, Schauplatz jener tragischen Niederlage der Römer gewesen zu sein. Auch Kalkriese
gehörte früh dazu. Schon 1885 hatte der bekannte Althistoriker Theodor Mommsen Kalkriese als den Ort des Untergangs der Varuslegionen ins Gespräch gebracht und sich dabei auf die vielen römischen Gold- und Silbermünzen berufen, die in der Region entdeckt worden waren. Doch seine Einschätzung blieb ohne Wirkung. Oben: Klein und fragmentiert: dennoch erzählen die Kalkrieser Funde viele Geschichten. Foto: Hermann Pentermann © Varusschlacht im Osnabrücker Land
Nur Münzfunde, keine Waffen? – das konnte die Skeptiker nicht überzeugen. Ungewöhnliche Entdeckung Gut 100 Jahre später trat der englische Offizier Major Clunn auf den Plan. In Absprache mit den Archäologen vor Ort machte er sich auf die Suche und entdeckte alsbald weitere römische Münzen, vor allem aber mehrere römische Schleuderbleie – also Wurfgeschosse, die in der römischen Armee vornehmlich von den
Soldaten der Hilfstruppen der Balearen als Waffe verwendet wurden. Ihre Entdeckung war das erste untrügliche Indiz für den Durchzug römischer Legionen am Kalkrieser Berg. Die daraufhin 1989 einsetzenden archäologischen Ausgrabungen erbrachten in kürzester Zeit eine Fülle weiterer Indizien: hunderte Fragmente römischer Waffen und Militärausrüstung, unzählige römische Münzen in Bronze, Silber und Gold, darunter auch einige mit dem Gegenstempel des unglückseligen Feldherren Varus sowie Teile von Wagen
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und Geschirren der Zugtiere, Kochgeschirr, Werkzeuge, Arztinstrumente, Fibeln, Fingerringe, aber auch Knochen von Maultieren und Menschen mit Spuren tödlicher Verletzungen und nicht zu vergessen die eiserne Gesichtsmaske eines Reiterhelmes. Einst mit Silber überzogen muss sie einen wahrhaft einschüchternden Anblick geboten haben. Abstraktion und Spurensuche Die Funde verteilen sich über ein Areal von mehr als 30 km2, die meisten Hinweise auf das tragische Gefecht stammen allerdings von einem schmalen Flurstück am Fuße des Kalkrieser Berges, an der engsten Stelle zwischen Berg und Moor. Dort empfängt heute der Museumspark mit einer künstlerisch abstrakten Interpretation des Ortes die BesucherInnen und lädt dazu ein, Blicke ebenso wie Gedanken schweifen zu lassen. Landschaftsgestaltung und hierin eingebettete Installationen liefern hierfür die erforderlichen
Anhaltspunkte. So markiert die Stelenreihe den Verlauf der ausgegrabenen Wallanlage und der Stahlplattenweg versinnbildlicht den Weg des römischen Heeres in den Hinterhalt am Kalkrieser Berg. Die würfelartigen Pavillons sind dem Sehen, Hören und Fragen gewidmet und empfangen die BesucherInnen im Dunklen, Stillen, Unbeantworteten – zur Ruhe kommen, Ideen entwickeln, Gedanken entfalten, Spuren suchen und verfolgen. Das ist die Idee. Geschichte im Landschaftspark Der Park, entworfen von den Schweizer Architekten Gigon/Guyer (Zürich) und den
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Landschaftsarchitekten Zulauf/Schweingruber/Seippel (Baden, Schweiz), gliedert sich in zwei Hälften. Die dicht bewaldete und von schmalen Pfaden durchzogene Parkhälfte im Süden vermittelt einen Ein-
Linke Seite, oben: Blick in den Park Foto: Karl Johaentges Mitte, unten: Die Schlüsselfunde und die ersten Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen in Kalkriese: Römische Schleuderbleie. Foto: Christian Grovermann / Axel Thiele Rechte Seite: Mehr als 2000 römische Münzen hat der Kalkrieser Boden bislang freigegeben Foto: Swaantje Hehmann Alle Fotos: © Varusschlacht im Osnabrücker Land
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druck vom Aktionsraum der Germanen. Die leer und weit scheinende, von Bäumen gerahmte Nordhälfte ist der Tatort. Rund einen Meter unter unseren Füßen liegt dort das eigentliche Kampfareal, bzw. das, was nach 2000 Jahren davon noch übrig ist – heute der Aktionsraum der Archäologen. Alljährlich finden im Park archäologische Ausgrabungen statt. Sie sind Teil der Forschung, bieten aber zugleich den BesucherInnen einen Ein-
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blick in den laufenden Forschungsprozess und den Alltag der Archäologen. Vielsagendes Material Am Rande des Parks reckt sich der von Gigon/Guyer entworfene Museumsbau mit seinem 40 Meter hohen Turm wie eine Landmarke in den Himmel – ein anziehender, auffälliger und provokanter Bau, dessen Fassade, wie auch bei allen
anderen baulichen Elementen im Park, aus wetterfestem Baustahl gefertigt ist. Dieses Material ist eine Referenz an das archäologische Fundgut, das meist aus Eisen bestehend, bei den Ausgrabungen meist stark verrostet, oder korrodiert, wie die Fachleute sagen, geborgen wird. Zugleich signalisiert das Material dem Betrachter, dass es sich bei allen Bauten um moderne Ergänzungen und keine baulichen Relikte aus der Römerzeit handelt.
Ankommen und einstimmen Was hat sich vor 2000 Jahren am Kalkrieser Berg zugetragen? Diese Kernfrage der Forschung ist natürlich auch die Leitidee der Ausstellung. Sie bietet einen Überblick zum derzeitigen Forschungsstand, zu den Hintergründen der Varusschlacht und zur Entdeckungsgeschichte von Kalkriese. Doch zunächst sollen die BesucherInnen
eingestimmt werden auf das was kommt. Im langgestreckten Eingang zur Ausstellung geraten sie erst einmal unversehens „zwischen die Fronten“. Rechts die Römer, links der Wald – aber halt! Hat sich da nicht gerade etwas bewegt? Im Wald huscht ein Germane von Baum zu Baum und auf der gegenüberliegenden Seite wischt sich ein Römer vor Erschöpfung über die Stirn. Je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall verändert sich das Bild.
Doch nur wer sich selbst bewegt, erweckt die Szenerie zum Leben. Die Dauerausstellung empfängt die BesucherInnen mit der eisernen Maske eines römischen Gesichtshelmes – hier allerdings in gewaltiger Größe. Als Schlüsselfund erfreut sich
Oben: Ausgezeichnete Architektur Foto: Thomas M. Weber / Frauke Hein © Varusschlacht im Osnabrücker Land
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Ereignis im wahrsten Sinne des Wortes in den antiken Überlieferungen wiederentdeckt – und noch einmal vier Jahrhunderte später führten archäologische Funde nach Kalkriese. Eine interaktive Projektion führt den BesucherInnen die Suche plastisch vor Augen. Doch längst nicht alles, was der Boden so birgt, ist auch ein aussagekräftiges Indiz. Da muss man schon genauer hinschauen…! Besonderes Klima Mit der Präsentation der Schleuderbleie, die als Schlüsselfunde den Startschuss für die bis heute andauernden Forschungen in Kalkriese gaben, betreten die Besuche-
dieses Exponat überregionaler Bekanntheit und steht deshalb als Zeichen des Willkommens gleich am Eingang in den Ausstellungsraum. Blackbox in Stahl Der Ausstellungsraum präsentiert sich als Blackbox im stählernen Gewand. Die Seitenwände, bestehend aus heiß gewalzten Stahlblechen schimmern bläulich schwarz, werden nur an den Längsseiten von großen Fensterfronten durchbrochen. Um den Raumeindruck nicht zu beinträchtigen, setzt sich die Ausstellungsarchitektur bewusst von der Hülle ab. Ein U-förmiges Wandsystem bestehend aus eichenfurnierten und weißlackierten Oberflächen setzt der stählernen und dunklen Hülle einen weichen und hellen Kontrast entgegen, gliedert den Raum, strukturiert die Ausstellung, sorgt für Übersichtlichkeit und klare Orientierung, ohne den BesucherInnenn schon am Eingang einen Durchblick zu gewähren. Eckpunkte der Gestaltung Die sechs Ausstellungskapitel gruppieren sich um das Wandsystem herum. Den Übergang von einem Kapitel zum nächsten markiert eine orange leuchtende Stele mit einem Kapiteltext. Im Farbklima der gesamten Ausstellung hebt das Orange, die Hausfarbe des Museums, als Auszeichnungsfarbe wichtige Details auf Text- und Bildebene hervor. Während des gesamten Rundgangs veranschaulichen Illustrationen und Fotografien die verschiedenen Themen und die BesucherInnen können die meist frei im
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Raum platzierten Ausstellungsmöbel von allen Seiten – alleine oder in der Gruppe – erkunden. Die Fenster der Außenwände erlauben dabei stets Ausblicke nach draußen in die Natur und laden zum Verweilen ein. Varus und Arminius An den Thementischen zu Römern und Germanen ziehen ungewöhnliche Modelle die Aufmerksamkeit auf sich und können auf spielerische Art inhaltliche Zusammenhänge erkundet werden. Drehkreise, Schubladen, Klappmechanismen sorgen für Abwechslung und unerwartete Entdeckungen. Varus und Arminius sind die wichtigsten namentlich überlieferten Hauptakteure der Varusschlacht. Viele Gerüchte ranken sich um den einstigen Sieger und den Verlierer. In der Ausstellung treten sie in Dialog und schildern ihre Sicht auf die tragischen Ereignisse des Jahres 9 n. Chr. – Varus als verkannter Feldherr, Arminius als nicht ganz uneigennütziger Held und am Ende beide als Opfer. Argumente, Behauptungen, Verleumdungen prasseln aufeinander und führen vor Augen, dass die dürftige Quellenlage sich auf viele Arten lesen und interpretieren lässt. Die zur Präsentation gewählten Projektionskugeln verdeutlichen das Fiktionale der Situation, denn in Wirklichkeit hat es eine solche Begegnung ja leider nie gegeben. Die Suche Die Varusschlacht stand nicht immer im öffentlichen Interesse. Ganz im Gegenteil: Für Jahrhunderte geriet sie in Vergessenheit. Erst im 16. Jahrhundert wurde das
rInnen das Zentrum der Ausstellung. Das Wandsystem, das sich auf der Außenseite als Textträger präsentierte, entpuppt sich nun als langgestreckter Wandschrank mit hierin eingelassenen aufwendig gefertigten Klimavitrinen, die das Fundmaterial dauerhaft bei 19 Grad Temperatur und 25% relativer Feuchte bewahren. Ausgestellt wird ein repräsentativer Querschnitt der bisher gemachten Funde, darunter natürlich auch die Maske des Reiterhelmes – hier nun im Original. Keine Schatzkammer Wer je geglaubt hat, ein Schlachtfeld sei eine prall gefüllte „Schatzkammer“ wird
in dieser Präsentation eines Besseren belehrt. Nach Schlacht, Plünderung und 2000 Jahren ist nur wenig erhalten. Doch auch kleinste Fragmente eröffnen mitunter höchst überraschende Einblicke in das einstige Geschehen. Die Ausgrabungsfunde aus Kalkriese stellen eine besondere Herausforderung dar. Die meisten Funde sind zerrissen, zerbrochen, klein und eher unansehnlich. Kurzum: Sie sind für Ausstellungen nicht wirklich geeignet und erschließen sich ohne spezifische Fachkenntnisse weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick. Hier bedarf es deshalb besonderer didaktischer Bemühungen, um dieses Fundgut „zum Sprechen“ zu bringen.
Mehrere Antworten Im Raum selbst ziehen zwei großformatige Modelle die Aufmerksamkeit auf sich. Was hat sich in Kalkriese vor 2000 Jahren zugetragen? Beide Modelle geben hierauf eine mögliche Antwort. So führen 12.000 Zinnfiguren dem Betrachter die Größe einer idealbesetzten Legion vor Augen, zeigen aber auch, welche Möglichkeiten sich den germanischen Angreifern boten, wenn diese sich in unwegsamem Gelände erst einmal in Bewegung gesetzt hatten Oben, unten: Das Legionenmodell in der Ausstellung zur Varusschlacht. Foto: Hermann Pentermann © Varusschlacht im Osnabrücker Land
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die Bühne zauberte. Unser Syracus freut sich aber nun doch, hier zu sein und ist fasziniert von den Segnungen der modernen Wissenschaft. Aus Arminius wird Hermann
und auseinandergezogen wurden. Dagegen zeigt das zweite Modell, dass die Römer auch bei einer geordneten Marschformation angesichts der naturräumlichen Gegebenheiten in arge Bedrängnis geraten wären. Die Wahrheit liegt vielleicht dazwischen, oder vielleicht auch ganz woanders. Zumindest aber liefern beide Modelle, vielfältige Anregungen, um ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren. Wissenschaft im Museum Wie entsteht unser Wissen? Auch diese Frage kommt in der Ausstellung nicht zu kurz. Im „Indizienlabor“ kommen von der Münzdatierung, über die Bedeutung von Bodenverfärbungen, die Aussagekraft von Isotopen bis hin zur Frage nach Verletzungen und Todesursachen alle Fakten im wahrsten Sinne des Wortes auf den Tisch. Doch noch sind viele Fragen offen. Das muss auch Syracus feststellen, den es vor 2000 Jahren in der Schlacht hinterrücks erwischte und der seitdem keine Ruhe findet. Syracus ist natürlich eine fiktive Person und nur ein „peppers ghost“. Benannt ist dieser mediale Trick nach dem Theatermann Mr. Pepper, der Ende des 19. Jahrhunderts mit Hilfe von Licht, Spiegeln und Glas Gespenster auf
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Im letzten Kapitel geht es um die Frage, wie aus Arminius Hermann wurde und warum? Der Aufstieg des siegreichen Cheruskers zum deutschen Nationalhelden Hermann lässt sich am deutlichsten anhand der zeitgenössischen Illustrationen und Gemälde nachverfolgen. So zieht sich seine Geschichte wie ein langes Bilderband im Turm des Hauses über zwei Etagen in die Höhe. Ganz oben angekommen eröffnet sich ein toller Blick über die Landschaft – im Norden in die Weite des norddeutschen Tieflandes, im Süden über die bewaldeten Hänge des Kalkrieser Berges und die idyllischen Ausläufer des Wiehengebirges. Wirklich kaum zu glauben, dass ausgerechnet hier die Römer 9 n. Chr. eine derart fatale Niederlage einstecken mussten. Doch die Idylle trügt … aber das hatten wir ja schon. Kulturelles Erbe Seit der Eröffnung des Museums im Jahr 2002 haben mehr als eine Million Gäste das Haus besucht. Die Architektur wurde mehrfach ausgezeichnet und die Idee, BesucherInnen mit künstlerischen Mitteln zur Reflektion über Ort und Geschehen anzuregen und Einblicke in die Forschung zu gewähren als außergewöhnlich und Oben: Ausgezeichnete Architektur Foto: Thomas M. Weber / Frauke Hein Unten, rechts: Blick vom Turm Fotos: Axel Thiele / Hermann Pentermann Alle Fotos: © Varusschlacht im Osnabrücker Land
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innovativ beurteilt. Von Europa Nostra gab es dafür 2005 den „European Heritage Prize“. Neben der Dauerausstellung werden den BesucherInnen jährlich wechselnde Sonderausstellungen sowie ein breites Führungs- und Begleitprogramm geboten. Höhepunkt sind die Römer- und Germanentage. Dann verwandeln hunderte Römer- und Germanendarsteller den Park in eine große Bühne, präsentieren Alltagsleben und Kultur und bieten reichlich Information und Wissen, aber auch Spannung und Unterhaltung – heute natürlich gänzlich friedlich. Pfingsten 2021 ist es wieder so weit. Informationen hierzu und zu allen anderen Veranstaltungen und Angeboten gibt es auf unserer Internetseite und in den Social Mediakanälen. Oben: Ausstellung zur Varusschlacht Foto: Hermann Pentermann © Varusschlacht im Osnabrücker Land
VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land gGmbH – Museum und Park Kalkriese Venner Straße 69 49565 Bramsche-Kalkriese Tel. +49 (0) 54 68 / 92 04 0 kontakt@kalkriese-varusschlacht.de www.kalkriese-varusschlacht.de
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Neue Plattform für den Audioguide Die Corona-Pandemie hat den Museumsalltag gehörig durcheinandergebracht. Zuerst die schmerzhafte Erfahrung das Museum schließen zu müssen, dann die vielen Herausforderungen das Museum mit vielen Einschränkungen wieder öffnen zu dürfen. Auch Museum und Park Kalkriese standen Anfang Mai vor der großen Aufgabe das Museum unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsvorschriften für BesucherInnen zugänglich zu machen. Personenobergrenzen in den Ausstellungen, vorerst keine Führungen, und, und, und. Schnell war auch klar, dass wir unsere Audioguidegeräte aus hygienischen Gründen nicht ausgeben wollen. Und auch bei unseren BesucherInnen zeigte sich schnell, dass die Ausgabe gar nicht gewünscht war. Trotzdem wollten wir unsere Audioguidetouren, die wir mehrsprachig für die Dauerausstellung, den Park und für Kinder entwickelt haben, weiter anbieten. Eine Lösung musste her. Die browserbasierte Audioguidelösung über die Plattform museum.de war hier in Kalkriese schon bekannt. Bislang bestand aber kein Bedarf, weil – und das man muss man hier auch erwähnen – wir mit unseren Audioguidegeräten zufrieden waren. Die Audiogui-
deanwendung von museum.de war für uns in vielerlei Hinsicht optimal – angemessene Hostingkosten und eine schnelle Umsetzung. So haben wir in wenigen Tagen unsere Tonspuren in das System übertragen. Dank einer nutzerfreundlichen Bedienungsoberfläche, die mit den gängigen Contentmanagementsystemen vergleichbar ist, konnten wir schon Mitte Mai unseren BesucherInnen wieder unsere Hörrundgänge anbieten – als Angebot auf dem eigenen Handy. Das Feedback und der Zuspruch sind gut. Die Erreichbarkeit und Handhabung sind leicht. Die BesucherInnen scannen einmalig einen QR-Code und können sich die gewünschte Audioguidetour aufrufen. Dazu muss keine App heruntergeladen werden. Alle Angebote finden sich auf der Webseite von museum.de in einem eigenen Bereich für das jeweilige Museum. Durch die Möglichkeit eine Vielzahl von Hörtexten zu verschiedenen Themen anbieten zu können, planen wir schon jetzt die Entwicklung eines Audioguides für unsere Sonderausstellung „Spot an – Szenen einer römischen Stadt“, die wir 2021 zeigen. Von Caroline Flöring, Leiterin Kommunikation
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Individuell Timeslots erstellen Beckerbillett-Kunden, die unsere TOP-Software nutzen, können mit dem Modul „Führungen und Veranstaltungen“ individuelle Zeitfenster- bzw. Timeslots erstellen. Der Abgleich zwischen Kasse und Onlineshop erfolgt dabei automatisch. Bitte rufen Sie uns an, wenn Sie weitere Informationen benötigen.
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Zutritt professionell organisieren Beckerbillett bietet ein Deckensensor-System, das auf einem Besuchermonitor optisch prägnant anzeigt, wieviele Personen aktuell eintreten können und welche Abstand- und Hygieneregeln einzuhalten sind. Personal wird nicht benötigt! Mehreingangsfähig, zuverlässig, kompakt, mit Schnittstelle zur Kasse und zur TOP-Verwaltung. Beckerbillett-Beratung inklusive!
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Rheinmuseum Emmerich Autor: Herbert Kleipaß
Oben: Das Rheinmuseum Emmerich befindet sich fußläufig am Ende der Rheinpromenade unmittelbar hinter der St. Martini Kirche. Foto: © Rheinmuseum Emmerich Foto Hintergrund: © Stephan Sühling, stock.adobe.com
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Das Rheinmuseum Emmerich zeigt in seiner Dauerausstellung die Entwicklung der Rheinschifffahrt und die Verbindung Emmerichs zum Rhein. Ergänzt werden diese Themen durch die Abteilungen Fischerei und Fischfang, Verkehrswege, Sonderfahrzeug sowie Stadtgeschichte. In einem Raum für Sonderausstellungen werden aktuelle und historische Themen oder auch heimische Künstler präsentiert. Auf insgesamt drei Etagen und einem Museumsgarten kann man sich umfassend über das Geschehen auf und im Rhein sowie über die Stadtgeschichte informieren. Über 150 Schiffsmodelle – vom Einbaum bis zum Schubverband – dokumentieren die Verkehrsentwicklung auf dem Rhein und dessen Leistungsfähigkeit als Handelsstraße. Angefangen von kleinen Booten und Flößen, die die Strömung des Rheins nutzten, über die große Flotte der Segelschiffe bis hin zur Dampf- und Maschinenschifffahrt werden die Lademöglichkeiten immer größer und die Besatzungen der Schiffe immer kleiner. Technik ist angesagt und wurde auch immer weiter entwickelt. Fotos oben, rechts: © museum.de Foto unten © Rheinmuseum Emmerich
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Ein Schubschiff mit bis zu sechs Schubleichtern fasst rd. 16.000 t Last, die oft aus Kohle oder Erz besteht. Beispielhaft für den Massentransport sind im Museum Modelle von Rheinfloß, Schleppzug und Schubschiff ausgestellt. Bis zu 400 Container transportiert heute ein Rheinschiff auf seiner Fahrt von Rotterdam ins Binnenland.
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Seit vielen Jahrhunderten ist die Stadt Emmerich eng mit dem Rhein verbunden und hat Freud und Leid mit dem Strom getragen. Die gute Verkehrslage hat die Stadt zu einem Logistikstandort gemacht. Autobahn, Eisenbahn und Rhein, all diese Verkehrsströme verlaufen durch Emmerich. Ein Modell des Bahnhofs, die Trajektlinie über den Rhein, die Wasserfahrzeuge für die Überwachung des Rheinstroms, all das kann man im Raum zum Thema Verkehrswege betrachten. Auch die Themen Hafen, Hochwasser, Eisgang und Brücke sind hier bildlich dargestellt. Mit der über 50 Jahre alten Rheinbrücke ist die gute Verbindung zur linken Rheinseite entstanden. Bis 1965 sorgten Fähren
für die Verbindung der beiden Rheinufer. Viele dieser Fährfahrzeuge sind als Modell ausgestellt. Hatten auf der letzten Rheinfähre, der „Christophorus“, 22 Fahrzeuge Platz, so queren heute ca. 20.000 Fahrzeuge täglich die Rheinbrücke. In früheren Jahrhunderten lebten viele Generationen vom Fischfang im Rhein. Das ist heute nicht mehr möglich. Zwar gibt es wieder Fische im Rhein, die auch von Hobbyanglern gefangen werden, aber in der heutigen industriellen Ernährungswirtschaft spielt der Fischfang im Rhein keine Rolle mehr. Die ausgestellten Präparationen zeugen von der Vielseitigkeit und dem früheren Fischreichtum im Rhein. Die Fischereifahrzeuge waren flachbödig und lagen oftmals in alten Rheinarmen vor Anker. Die Entwicklung der über 775 Jahre alten Hansestadt ist in der zweiten Etage mit Bildern, Gegenständen und Modellen dargestellt. Eine Kopie der Stadterhebungsurkunde gibt es hier genauso zu sehen wie das Modell des Löwentores, das zur Stadtbefestigung gehörte. Hier sei besonders auf das Stadtmodell hingewiesen, dass die Stadt Emmerich im Jahr 1667 darstellt. Als Vorlage diente ein Blick aus der Vogelperspektive von G.C. Stich. Die Stadt war befestigt mit Wall, Graben und Mauer, es gab nur drei Stadttore zur Landseite, jedoch mehrere Stadttore zur Wasserseite hin. Handel und Wandel spielten sich auf dem Rhein ab. Fotos: © Rheinmuseum Emmerich
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Im Museumsgarten sind eine umfangreiche Ankersammlung, Schifffahrtszeichen und ein aus dem Jahre 1945 stammendes 1-Mann-U-Boot vom Typ Biber für die Besucher zugänglich. Diese U-Boote wurden im Januar 1945 von Emmerich aus gegen die niederländischen Brücken eingesetzt. Nach ihrem Transport von Schleswig-Holstein nach Emmerich wurden sie mit dem vor dem Gebäude stehenden Handdrehkran im Sicherheitshafen zu Wasser gelassen. Viele der U-Boot-Fahrer sind durch die Auspuffgase in den Booten erstickt. In den 1950er Jahren wurde dieses Boot unterhalb von Emmerich geborgen und durch einen Fabrikanten für die Nachwelt sichergestellt. Seit etwa 20 Jahren hat es hier im Museumsgarten seinen letzten Ruheplatz gefunden. Aus dem Fundus des Museums, das seinen Ursprung in einer heimatkundlichen Sammlung um 1900 hatte, werden wechselnde Sonderausstellungen zur Stadtund Verkehrsgeschichte zusammengestellt. Aber auch heimische Künstler stellen gerne ihre Arbeiten aus. Zahlreiche Schulklassen und Besuchergruppen staunen über die Vielfalt und Themenbreite des Hauses.
Rheinmuseum Emmerich Martinikirchgang 2 46446 Emmerich am Rhein Tel. +49 (0) 28 22 / 75-1900 rheinmuseum@stadt-emmerich.de www.rheinmuseum-emmerich.de
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Das Museum at Prairiefire, Kansas Redaktion: Silvia Otto
Besucher, die das atemberaubende, mit dichroitischem Glas verkleidete Museum at Prairiefire (MAP) betreten, können Themen wie Kultur, Kunst und Naturgeschichte in einem ganz besonderen Umfeld erforschen. Das MAP befindet sich in Overland Park, im US-Bundesstaat Kan-
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sas, und bietet all seinen Besuchern Zugang, um Naturgeschichte und Wissenschaft im amerikanischen Kernland und aus der ganzen Welt kennenzulernen und zu verstehen. Das Hauptaußenmerkmal des MAP, die Außenwand aus buntem dichroitischem
Glas, soll die Hochgrasprärie in Kansas widerspiegeln, einschließlich eines ihrer einzigartigen Aspekte: den kontrollierten Bränden der Prärie und die auf den Feldern lodernden Flammen. Außenansicht und Osteingang des Museum at Prairiefire Foto: Museum at Prairiefire, © Sam Fentress
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Bei ihrem Besuch im MAP betreten die Besucher zunächst die Große Halle und damit thematisch die längst vergangene Welt der Dinosaurier, in der sie die Möglichkeit erhalten, eine solche Kreatur aus der Vergangenheit selbst zu erschaffen. Auf den großen in der Halle aufgestellten Bildschirmen kann man einen modernen Standort wählen, anfangen, virtuell zu ‚graben‘ und ein Fossil zu ‚finden‘ und zu gestalten. Wenn die Kreatur fertig ist, kann man ihr einen Namen geben und dabei zusehen, wie sie auf den Bildschirmen in der Großen Halle lebendig wird. Die Große Halle und die zweite Ebene des MAP zeigen zahlreiche Exponate, die die Besucher bestaunen können. Hier können sie beispielsweise etwas über die faszinierende Geschichte des ersten Tyrannosaurus rex erfahren, der jemals entdeckt wurde. Man erfährt, was Wissenschaftler heutzutage über diese erstaunliche Kreatur wissen, und kann außerdem Barnum Brown, den Jungen aus Kansas, der den allerersten T. rex entdeckte, kennenlernen. Das Museum zeigt eine Nachbildung desjenigen Schreibtisches, den Barnum
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Brown über 50 Jahre lang im American Museum of Natural History in New York für seine Studien verwendete. Man kann sich ein Video über Barnum Brown ansehen, Schubladen seines Schreibtisches öffnen und so mehr über einen der bekanntesten „Dinosaurierjäger“ erfahren, der je gelebt hat. Außerdem kann man 85 Millionen Jahre alte Mosasaurier-Fossilien aus nächster Nähe bestaunen. Im Discovery Room stehen vor allem die kleinsten Besucher des MAP im Vordergrund: die Kinder. Sie betreten eine Welt authentischer, praktischer Wissenschaft und interaktiver Entdeckungen. Hier können sie anhand von Artefakten und Musterexemplaren, Rätseln und wissenschaftlichen Herausforderungen wichtige Bereiche der wissenschaftlichen Forschung erkunden, von der Anthropologie bis zur Zoologie. Besonders beliebt bei den Kindern ist der Umgang mit lebenden Tieren, wie Chico, dem Chinchilla, Bartagamen oder der Möglichkeit, beispielsweise eine Madagaskar-Fauchschabe in der Hand zu halten.
In den beiden Virtual-Reality-Theatern des MAP können Besucher Stonehenge erleben, als wären sie dort, als Astronaut im Weltraum spazieren gehen, mit Walen und Delfinen im Meer tauchen oder einen
Oben: Kinder erkunden den speziell für sie entworfenen Discovery Room Mitte: In der „Alive! AR Experience“ können alle Museumsbesucher virtuell einen eigenen Dinosaurier erschaffen und auf Bildschirmen durch das Museum laufen lassen Rechts: Das Skelett eines T. rex Alle Fotos: Museum at Prairiefire, © James Robert Schraeder
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Vulkan direkt vor ihren Augen ausbrechen sehen. In Bezug auf die virtuelle Realität sind die Möglichkeiten im MAP grenzenlos. Das Museum at Prairiefire setzt sich für innovatives Lernen in der Wissenschaft, der Kunst und der Naturgeschichte ein. Es nutzt Bildungsressourcen, die vom American Museum of Natural History sowie anderen renommierten Kulturinstitutionen und Wissenschaftlern entwickelt wurden, und ist bestrebt, eine kommende Generation von Wissenschaftlern, Naturforschern, Künstlern und Ingenieuren zu inspirieren. Das MAP bietet unterprivilegierten Kindern durch das Programm KC Urban Advantage (KCUA) bedeutende Möglichkeiten in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Kunst und Mathematik. Das Museum at Prairiefire verwaltet und finanziert die Entwicklung und Implementierung von KCUA-Programmen, -Ressourcen und -Partnerschaften, um Partnergrundschulen im Großraum Kansas City zu unterstützen. Zu den über KCUA-Programme geschaffenen Möglichkeiten gehören Exkursionen, Schulbesuche von Museumspädagogen, kostenlose Ressourcen für Pädagogen sowie
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Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. Oben: Museumsbesucher auf der Brücke der Großen Halle Unten: Gerade Kindern eröffnen sich im MAP viele Möglichkeiten, wie z.B. der Umgang mit lebendigen Tieren Beide Fotos: © Museum at Prairiefire @ James Robert
Museum at Prairiefire 5801 W 135th Street, Overland Park, Kansas 66223, Vereinigte Staaten Tel. +1 913-333-3500 info@visitthemap.org www. visitthemap.org
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La Cité du Vin Eine weltweit einzigartige Wein-Kulturstätte Redaktion: Silvia Otto
Außenansicht der Cité du Vin Foto: © Mamie Boude, Cité du Vin, XTU architects
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Im Herzen der vor allem durch den Weinbau bekannten Region Bordeaux erhebt sich in der Mitte der gleichnamigen Stadt und Weinmetropole das beeindruckende und markante Gebäude der Cité du Vin, das 2016 im Beisein des damaligen
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französischen Präsidenten François Hollande eröffnet wurde. Das internationale Weinmuseum lässt seine Besucher der Geschichte des Weines durch die ganze Welt, verschiedene Kulturen und Zivilisationen folgen. Verwaltet und entwickelt
von der Fondation pour la Culture et les Civilisations du Vin präsentiert die Cité du Vin Wein und Weinberge aus aller Welt durch eine Dauerausstellung, Wechselausstellungen, Workshops und zahlreiche Veranstaltungen.
Die auffallende Architektur des Gebäudes, das sich am Flussufer der Garonne 55 Meter in den Himmel schraubt, wurde vom Pariser Architekturbüro XTU entworfen, prägt im besonderen Maße das Stadtbild von Bordeaux und steckt
voller Symbolik: Das Gebäude erinnert an Wein, der im Glas wirbelt, an die geschwungene Form einer Weinrebe oder an die Wellen der Garonne, während die goldenen Reflexionen der Außenfassade das Weiß der Steine von Bordeaux sowie
das Farbenspiel des Flusses widerspiegeln.
Die Dauerausstellung der Cité du Vin Foto: © Anaka, Cité du Vin, Casson Mann
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Das Herzstück des Museums bildet die Dauerausstellung, die sich im 2. Stock über eine Fläche von über 3000 m² erstreckt und den Besucher in einem Rundgang 19 verschiedene Themenbereiche vorstellt. Die unterhaltsame Gestaltung, Erlebnisse für alle Sinne sowie digitale und interaktive Technologien (wie 3D-Bilder, Geruchsdiffusoren etc.) sorgen für Abwechslung bei der spannenden Reise durch die Weinkulturen der Welt. Als Akteur oder Zuschauer, sitzend oder stehend, wechselt der Besucher zwischen individuellen und kollektiven Erfahrungen, die lehrreich, immersiv und multisensorisch sind; eine überraschender als die andere. Dies wird unter Zuhilfenahme des „digitalen Ausstellungsführers“
erreicht, einem Gerät, das verschiedene multimediale Animationen auslösen kann und Kommentare in acht verschiedenen Sprachen, darunter Deutsch, bietet.
Links oben: Teile der Dauerausstellung werden in riesigen hölzernen Nachbauten von Weinflaschen präsentiert. Foto: © AV Fondation, Cité du Vin, Casson Mann Links unten: Die Metamorphosen des Weins Rechts oben: An der „Wand der Trends“ werden verschiedene Stile und Designs von Weinflaschen gezeigt. Rechts Mitte: Weinwelten Rechts unten: Bacchus und Venus Fotos: © Anaka, Cité du Vin, XTU architects
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Links: Unter anderem durch die Nutzung von Geruchsdiffusoren können Besucher tief in die Welt des Weins eintauchen. Foto: © AV Fondation, Cité du Vin, Casson Mann Rechts: Bordeaux: eine Stadt, ein Weinberg. Mit Hilfe von moderner Technologie können Besucher mehr über die berühmte Stadt erfahren. Foto: © Anaka, Cité du Vin, XTU architects
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Die Galerie der Zivilisationen Foto: Š Anaka, CitÊ du Vin, XTU architects
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Die Besucher können sich ganz der Faszination des Weines hingeben. Seit Jahrtausenden prägt die Weinkultur ganze Zivilisationen und Regionen überall auf der Welt. Geschichte, Geografie, Geologie, Kunst – überall hat der Wein seine
Spuren hinterlassen. Seit Jahrhunderten ist er eine unerschöpfliche Inspirationsquelle: Wie ein roter Faden zieht sich die Weinkultur bis heute durch Mythen, Religionen, Bräuche, Rituale und das Leben der Menschen.
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Alle an Bord! Besucher können als Passagiere eines Handelsschiffs nachverfolgen, wie Wein - seit jeher ein beliebtes Handelsprodukt - verschifft wurde Foto: © Anaka, Cité du Vin, XTU architects
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Besucher, die sich über das Thema Wein noch weiter informieren wollen, haben dazu die Möglichkeit im Lesesaal der Cité du Vin. Der Saal im 1. Stock bietet fast 2000 Bücher über die Welt des Weines, die jedem Besucher frei zugänglich sind. Dabei umfasst der Lesesaal Bücher und Zeitschriften, verfügbar in 19 Sprachen, die die Geschichte des Weines, Verkostung, Kunst und Weinherstellungstechniken etc. thematisieren. Am Ende des Rundganges kann jeder Besucher den Museumsaufenthalt im Belvédère der Cité du Vin ausklingen lassen, wo man sich in 35 Metern Höhe bei einem Glas Wein (oder Traubensaft) von dem herrlichen Rundblick über Bordeaux verzaubern lassen kann. Besucher können aus etwa fünfzehn regelmäßig wechselnden Weinsorten wählen, die aus rund fünfzig Weinregionen weltweit stammen. La Cité du Vin 134-150 quai de Bacalan 1, esplanade de Pontac 33300 Bordeaux, Frankreich Tel. +33 (0)5 56 16 20 20 contact@fondationccv.org www.laciteduvin.com
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Links oben: Ansicht des Daches der Cité du Vin Foto: @ Mamie Boude, Cité du Vin, XTU architects Links Mitte: Die Außenfassade der Cité du Vin Foto: @ Mamie Boude, Cité du Vin, XTU architects Rechts: Die Cité du Vin: Nicht nur ein Museum, sondern auch ein Ort der Ruhe und Besinnung Foto: © Anaka, Cité du Vin, XTU architects
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MUSEUM visits VISITOR
Die Facebook-Gruppe fĂźr den Austausch zwischen Museen und deren Besucher
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The British Museum Foto: Šmuratart - stock.adobe.com
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Das LUMEM Museum der Bergfotografie LUMEM – facettenreich und außergewöhnlich, wie die Berge selbst Redaktion: Silvia Otto
Winterliche Außenansicht des LUMEN Foto: © Paolo Riolzi
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Seit Menschengedenken ist die Faszination für die Berge ungebrochen. Im LUMEN Museum der Bergfotografie findet diese Faszination seit 2018 ein fotografisches Zuhause: Am Gipfel des Südtiroler Kronplatzes angesiedelt, sind 1800 Quadratmeter vollinhaltlich der Fotografie der Berge gewidmet. Auch die Lage ist Programm: Inmitten der Dolomiten erstrahlt das von Gerhard Mahlknecht entworfene Gebäude der ehemaligen Bergstation der Kronplatz-Seilbahn auf 2275m in modernem und nüchtern-elegantem Gewand. Auf vier Stockwerken macht das LUMEN die Geschichte der Bergfotografie von
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ihren Anfängen bis hin zur Gegenwart ebenso wie die Kunst von Bergfotografen aus aller Welt erfahrbar. Wissenschaftlicher Anspruch und Unterhaltung sind im LUMEN dabei kein Widerspruch – Das Museum zeigt historische Aufnahmen und digitale Innovationen, spannende Wechsel- und Sonderausstellungen sowie spektakuläre Inszenierungen. Das kuratierte Programm zeichnet sich durch seinen interdisziplinären Charakter aus: Alpinismus, Tourismus, Politik, Spiritualität und Historie - das Thema Berg wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Themenbereich Auszeit: Die Berge als Synonym von Freiheit und Freizeit. Foto: Š Paolo Riolzi
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So gibt es Ausstellungsräume wie z.B. die „Camera Wall“, wo über die Anfänge der Geschichte der Fotografie berichtet wird, oder die „Wall of Fame“, die die bedeutendsten Pioniere der Bergfotografie würdigt und deren beeindruckenden Bilder zeigt. Auch für die Wissenschaft spielen Fotografien eine wichtige Rolle, da sie – wenn auch zum Teil unbewusst – die Veränderungen der Berge im Laufe der Zeit dokumentieren.
Links oben: Besonders beeindruckend ist der „Shutter“ - eine Riesenblende, die sich öffnen und schließen lässt und so zur Projektionswand wird. Foto: © Jürgen Eheim Rechts oben: Im Ausstellungsbereich „Kronos & Kairos“ wird der durch die Fotografie festgehaltene Wandel der Berge im Laufe der Zeit dokumentiert. Foto: © Marco Zanta Unten: Die dritte Ebene des LUMEN Foto: © Marco Zanta
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Aber nicht nur in der Politik, sondern auch in der Spiritualität nehmen Berge eine wichtige Rolle ein. Seit jeher werden in beinahe allen Religionen und Kulturen „heilige“ Berge verehrt, da sie von einer Aura der Unberührbarkeit umgeben sind, weswegen auch dieser Themenbereich die Dauerausstellung des Museums bereichert.
Ein wichtiger Ausstellungsbereich im LUMEN ist außerdem der Tourismus und das mit den Bergen verbundene Marketing – die Mountain Mania. Durchaus kritisch wird sich hier mit der Vermarktung der Berge auseinandergesetzt, die zunehmend als Werbefläche für verschiedenste, zum Teil inhaltlich wenig passende Marken herhalten müssen. Auch die politische Seite der Faszination der Berge findet im LUMEN ihren Platz. Mit dem Aufkommen der Nationalstaaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Ideologisierung des alpinen Raums. Berge wurden zu identitätsstiftenden Symbolen der Nationalität. Die Ausstellung beleuchtet den Berg als Symbol der Macht, der Siegertypen und Siegernaturen.
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Links oben: Die Dauerausstellung „Adrenaline“ von Red Bull Illume, Partner des LUMEN Museums, zeigt eine Auswahl der weltbesten Bergsportfotografien aus den vier bisherigen Editionen der Red Bull Illume Image Quest. Foto: © Marco Zanta Links Mitte: Im Ausstellungsraum „Camera Wall“ werden die Anfänge der Fotografie ins Visier genommen. Links unten: Außenfassade des LUMEN mit der Kabinenbahn Kronplatz 2000. Rechts: Die Berge sind von einer ganz besonderen Atmosphäre geprägt. Im Spiegelsaal können sich die Besucher fragen, wo die Realität aufhört und wo die Illusion beginnt. Fotos: © Paolo Riolzi
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Links: Ausstellungsraum zur Fotoerstellung und -entwicklung Foto: © Jürgen Eheim Rechts: Blick von der zweiten Ebene des LUMEN Foto: © Paolo Riolzi
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Ganz ohne die Themen Physik und Chemie kommt auch die Fotografie nicht aus. So wird sich im LUMEN beispielsweise mit den Fragen auseinandergesetzt, welche Grundsätze beim Fotografieren zu beachten sind und welche „Pülverchen“ das perfekte Foto entstehen lassen. Die Sammlung widmet sich den physikalischen Bedingungen der Bergfotografie. Das LUMEN beherbergt zudem das Restaurant AlpiNN, in dem gastronomischer Hochgenuss mit atemberaubendem Aus-
blick verbunden wird. Auf dem Gipfel des Kronplatzes, mit phantastischem Ausblick auf das Dolomiten-Panorama, werden Bergkultur und Tradition mit Kulinarik und Gastronomie verbunden. Der Programmatik des Hauses entsprechend, Unterhaltung mit fotografischem Anspruch zu verbinden, setzt LUMEN neue Maßstäbe in der Präsentation von Bergfotografie. Dies zeigt sich in der szenograhischen Umsetzung der Ausstellungsräume ebenso wie in der inhaltlichen Konzeption des Hauses. Dank der Unterstützung nationaler und internationaler Partner konnte so ein spannender Parcours geschaffen werden, der Besucherinnen und Besuchern neue Blicke auf das „alte“ Thema Berg ermöglicht. Im Zusammenspiel multiperspektivistischer Zugänge und inmitten einer einzigartigen Kulisse macht LUMEN das Thema Bergfotografie zum gesamtheitlichen Erlebnis. Links: „Camera Wall“ Foto: @ Paolo Riolzi Rechts: Außenansicht des LUMEN Foto: © Skirama Kronplatz
LUMEN Museum der Bergfotografie Kronplatz Gipfel, 2.275m, Italien, Südtirol, Bruneck Tel. +39 0474 431090 info@lumenmuseum.it www.lumenmuseum.it
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Street Art Objekte vor dem Asian CivilisationsMuseum Foto: Š efired - stock.adobe.com
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Das Asian Civilisations Museum Redaktion: Silvia Otto
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Singapur: der Stadtstaat bietet verschiedensten ethnischen Gruppen und Kulturen ein Zuhause – heute wie auch schon in früheren Jahrhunderten. An diesem Ort, der zu Recht als der kulturelle Schmelztiegel Asiens angesehen werden kann, befindet sich das Asian Civilisations Museum (ACM). Das Museum, das im Jahr 1997 eröffnet wurde, ist in einem historischen Gebäude am Singapore River untergebracht und lädt seine Besucher dazu ein, tief in die Geschichte der asiatischen Zivilisationen einzutauchen. Das ACM konzentriert sich auf die vielen historischen Verbindungen zwischen den Kulturen Asiens und zwischen Asien und der Welt. Ein zentrales Thema dabei ist die Geschichte Singapurs als Hafenstadt, die Menschen aus aller Welt zusammenbrachte. Die ausgestellten Objekte erzählen dabei nicht nur Geschichten über den Handel der verschiedenen Kulturen, sondern auch über den Austausch von Ideen und über das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Religionen und Glaubensrichtungen. Betritt man als Besucher das Museum, erhält man die Möglichkeit, nach und nach die verschiedenen Themengebiete des Museums zu erforschen und so den faszinierenden Facettenreichtum der asiatischen Kulturen zu erleben. Handel und Handelsbeziehungen Galerien auf der ersten Ebene des Museums bringen den Besuchern die Geschichte des Handels nahe. Diese Geschichte beginnt im ACM im 9. Jahrhundert mit der „Tang Shipwreck“-Ausstellung. Vor ca. 1100 Jahren, während der Tang-Dynastie, wurde ein arabisches Schiff mit einer äußerst kostbaren Fracht beladen: Keramik, Gold, Silber und wahrscheinlich Seide und Tee. Es setzte im Hafen von Kanton (heutiges Guangzhou) die Segel. Das Ziel des Schiffes war vermutlich die Stadt Basra und der dort befindliche damalige Haupthafen des Abbasidischen Reichs. Von dort aus sollte die Ladung mit einer Kamelkarawane in die sagenumwobene Stadt Bagdad und darüber hinaus überführt werden. Aber das Schiff erreichte nie seinen Zielort. Direkt vor der Küste von Sumatra, in der Nähe der Insel Belitung, sank das Schiff und blieb unberührt, bis es 1998 zufällig entdeckt wurde. Die Tang Shipwreck-Ausstellung, Khoo Teck Puat Gallery. Foto: © Asian Civilisations Museum
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Das ACM gewährt seinen Besuchern Einblick in die Schätze, die bei der Bergung des Schiffes gesichert werden konnten. Die Ausstellungsräume mit mehr als 1.000 Keramiken, Gold und Silber erzählen die Geschichte des geschäftigen Handels im Indischen Ozean und der Globalisierung, lange bevor der Begriff geprägt wurde. Diese Geschichte des Handels wird in den „Maritime Trade Galleries“ fortgesetzt, in denen chinesische, japanische und südostasiatische Keramiken gezeigt werden, die hauptsächlich für den Export hergestellt wurden. Die ausgestellten Objekte bekunden die anhaltende Faszination und Liebe der Welt für chinesisches Porzellan. Außerdem offenbart die Ausstellung, wie – in dem Versuch, chinesisches Porzellan zu imitieren – Europäer, Japaner und Südostasiaten neue Porzellan-Formen schufen, die ebenfalls an Popularität gewannen. Neben der Keramik kann der Besucher des Museums auch Möbel und dekorative Kunst bestaunen, die für den Exportmarkt bestimmt waren, sowie Karten und Ansichten von Kanton, Shanghai, Hongkong, Batavia, Nagasaki und Manila. Die „Court and Company Galleries“ zeigen Meisterwerke indischer und sri-lankischer Exportmöbel, Handelstextilien und dekorativer Kunst, die von dem aufkeimenden Handel erzählen, der mit den verschiedenen europäischen Ostindien-Kompanien betrieben wurde: mit dem portugiesischen Estado da Índia mit Sitz in Goa, der niederländischen Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) bei Batavia und der britischen East India Company.
Ausstellungsraum zum Überseehandel, Court and Company Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum
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Ancient Religions-Ausstellungsraum, Kwan Im Thong Hood Cho Tempel Gallery Foto: Š Asian Civilisations Museum
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Religionen und Glauben In der zweiten Ebene des Museums eröffnet sich dem Besucher die Welt der verschiedenen Glaubensrichtungen Asiens. Die „Ancient Religions Gallery“ zeigt die großen Religionen Indiens – Buddhismus, Hinduismus und Jainismus. Anhand von skulpturalen Meisterwerken, Malereien und rituellen Objekten kann der Museumsbesucher die Verbreitung dieser alten Religionen über Handelswege von Indien nach China und weiter nach Südostasien verfolgen. Christliche Kunstobjekte, die in Asien verwendet oder hergestellt wurden, können in der „Christian Art Gallery“ betrachtet
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werden. Viele der ausgestellten Objekte sind Produkte des interkulturellen künstlerischen Austauschs zwischen Asien und Europa. Sie erzählen eine Geschichte kultureller Vielfalt sowie religiöser Toleranz und zeigen, wie Begegnungen mit anderen Religionen die Schaffung erlesener Kunstwerke auslösen können. Die „Islamic Art Gallery“ präsentiert rituelle, weltliche, höfische und wissenschaftliche Objekte, die die unzähligen künstlerischen Traditionen in der islamischen Welt zeigen. Erstaunliche Werke religiöser Kunst, die von und für islamische Gläubige in ganz Asien hergestellt wurden,
zeigen, wie globale Vorstellungen von islamischer Kunst in der gesamten Region angepasst wurden, um einzigartige visuelle Formen zu schaffen, die aber auch indigene Einflüsse widerspiegeln.
Links: Christian Art Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum Rechts: Islamic Art Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum
Ein wichtiges Ideal in der chinesischen Kultur waren die Gelehrten, mit denen sich die „Scholars Gallery“ des ACM befasst. Personen, die klassische Texte lesen, schreiben und malen, Musik spielen, akademische Studien absolvieren sowie Eleganz und Anmut demonstrieren konnten,
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wurde großer Respekt entgegengebracht. Ob Beamter oder erfolgreicher Kaufmann – gelehrte Personen spielten eine Schlüsselrolle in der chinesischen Kultur. In der „Scholars Gallery“ offenbaren Möbel, kalligraphische Werke und Gemälde den Geschmack und das Streben von Gelehrten und deren Nachahmern.
Scholars Gallery im Kwek Hong Png Flügel des Museums Foto: © Asian Civilisations Museum
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Anfang 2020 hat das ACM eine neu gestaltete permanente Ausstellung im dritten Stock wiedereröffnet, die unter dem Titel „Materials and Design“ die drei Galerien „Chinese Ceramics“, „Fashion and Textiles“ und „Jewellery“ miteinander verbindet. Die Galerien beleuchten, wie unterschiedliche asiatische Traditionen andere Kulturen beeinflusst haben oder von diesen selbst beeinflusst wurden.
Links oben: Ceramics Gallery Links unten: Pfauengürtel, Jewellery Gallery Rechts oben: Ausstellungsstück in der Ceramics Gallery Rechts 2. von oben: Ausstellungsstück in der Ceramics Gallery Rechts 3. von oben: Kopfschmuck (rai ni wöli wöli), Jewellery Gallery Rechts unten: Armreif-Paar (galang gadang), Jewellery Gallery Fotos: © Asian Civilisations Museum
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Kamm (hai kara jangga), Jewellery Gallery Foto: Š Asian Civilisations Museum
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