Preis: EUR 6,50
ZEITSCHRIFT DES | naturschutzbund | Heft 2-2021
SPURENSUCHE
Alpensalamander im Koralpengebiet Wespen & Hornissen
Nur keine Panik!
Lebensräume erhalten
Natur trifft Technik
SCHWERPUNKT
PFLANZEN 24 Seiten inkl. Projekt „Aufblühn“
WAS SPENDENGELDER ERMÖGLICHEN... FOTO: ARCHIV NATURSCHUTZBUND
Reihe
FOTO: MARKUS EHRENPAAR
PROJEKT 28
Blick auf die Iriswiese
IRISWIESEN IM LAFNITZTAL
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as Lafnitztal ist die letzte Tieflandregion Mitteleuropas mit einem noch frei mäandrierenden Flusssystem. Dementsprechend sind im Gebiet fossile Altarme die Ursache für mosaikartig verteilte Feuchtlinsen. Dort kommen bei naturnaher Bewirtschaftung besondere Pflanzenarten wie die seltene Sibirische Schwertlilie und etwas häufiger die Gelbe Schwertlilie vor sowie auch Wiesenknopfpflanzen. Von letzteren sind die EU-weit geschützten Schmetterlingsarten Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling abhängig, die in der Region noch mit mehreren Teilpopulationen vorhanden sind. Allerdings wird stellenweise stark gedüngt. Aus diesem Grund muss die vom Naturschutzbund mit Hilfe von Spendengeldern erworbene Fläche ausgehagert
Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) FOTO: JOHANNES GEPP
und strukturiert werden. Für die Aushagerung muss die Wiese anfangs zwei- bis dreimal, später ein- bis zweimal jährlich gemäht werden. Das mittelfristige Ziel ist vor allem die Vermehrung der oben erwähnten Feuchtgebietspflanzen, um u. a. für die EU-weit geschützten Schmetterlingsarten verbesserte und langfristige Lebensbedingungen zu schaffen.
In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen ein beispielhaftes Naturschutzprojekt vor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte. Ihre Spende unterstützt dieses Projekt
KONTAKT Naturschutzbund Österreich Museumsplatz 2, 5020 Salzburg T +43 662 642909 E-Mail: bundesverband@naturschutzbund.at www.naturschutzbund.at
Spendenkonto P.S.K. IBAN AT74 6000 0501 1014 0425 BIC BAWAATWW
W FOTO: JOHANN NEUMAYER
ussten Sie, dass im Juli die Blauschwarzen Holzbienen (Xylocopa violacea) schlüpfen? Sie sind wirklich beeindruckende Erscheinungen und fallen schon durch ihre Größe und blauschwarz schimmernde Erscheinung auf. Unser Wildbienen-Experte Johann Neumayer hat mir im letzten Jahr das Bild des
Die Blätter, die die Welt bedeuten Der große Schwerpunkt dieses Heftes widmet sich aber den Pflanzen. Sie sind, indem sie Sauerstoff produzieren, die Grundlage unseres Lebens, sind Lebensmittel, Heil- und Genussmittel, begleiten uns auf all unseren Wegen. Was wären wir ohne die Pflanzen? Grund genug, ihnen in diesem natur&land einen Schwerpunkt zu widmen, den unser Präsident Roman Türk mit einem von Herzen kommenden Appell einleitet: Es lebe die Vielfalt!
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN UND LESER!
Gleichzeitig stellen wir unser neues großes Projekt „Aufblühn“ vor, mit dem wir allen den Wert des oft unscheinbaren „Grünzeugs“ ins Bewusstsein rücken wollen. hier gezeigten Exemplars geschickt, das etwas ganz Besonderes ist. Am 30. Juni fotografierte er diese Biene, die anscheinend schon einiges mitgemacht hatte: Die Flügelfläche war arg reduziert, der Flug langsam und das Fluggeräusch auffällig – ganz offensichtlich ein älteres Exemplar. Was das Besondere dabei war? Weil die Blauschwarzen Holzbienen erst im Juli schlüpfen, musste diese schon fast ein Jahr alt sein! Holzbienen sind – ebenso wie Hummelköniginnen – wahre Methusalems unter den Wildbienen, diese war offensichtlich ein ganz besonders „beständiges“ Exemplar.
Damit wünsche ich Ihnen eine schöne Lesezeit mit unserem neuen natur&land!
In dieser Ausgabe von natur&land finden Sie einige Beiträge zu Wildbienen: von der Wechselwirkung zwischen Honig- und Wildbienen über prämierte Vorwissenschaftliche Arbeiten zu Wildbienen bis hin zur eingeschleppten Asiatischen Mörtelbiene. Im Sommer erreichen uns zudem immer wieder Anfragen zu Wespen und Hornissen, weshalb wir diesen interessanten Insekten und dem Umgang mit ihnen diesmal einen eigenen Beitrag widmen.
Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
Ihre
Mag. Dagmar Breschar Chefredakteurin dagmar.breschar@naturschutzbund.at
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INHALT 01 Editorial 02 Inhalt 03 Auszeichnung: Silberdistel-Biodiversitätspreis
AKTUELL 04 Salzburg fairantworten | Nachruf: Tatjana Gamerith 05 Citizen-Science-Award 2021 | Innocent: Schutz von Schmetterlingswiesen 06 Stipendien für junge Wildbienenforscher*innen 07 Jetzt bewerben: Blumenwiesentafeln für bunte Flächen | Wir suchen die Asiatische Mörtelbiene Frances Wyatt BSc & Julia Lanner MSc 08 Nach 13 Jahren wieder ein Wildkatzennachweis in der Steiermark Ingrid Hagenstein 09 Position I: Biodiversität der Almen nachhaltig sichern! Position II: Plastikpfand: die Zukunft nicht einfach wegwerfen 10 Das Europäische Ziesel im Burgenland Mag. Elke Schmelzer & Dr. Barbara Herzig 11 Auf der Spur des Alpensalamanders Mag. Dr. Eva Bernhart & Irmgard Sedlmayr 12 „DaRe To Connect“ – Natur trifft Technik Dipl.-Ing. Gebhard Banko
THEMA
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„DaRe To Connect“ Neue Methoden zur Lebensraumvernetzung FOTO: ALEXANDER SCHNEIDER
Titelbild: Rippenfarn (Blechnum spicant) FOTO: WOLFGANG SCHRUF
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14 Die Agenda 2030: ein globaler Plan für vernetzte Herausforderungen Caroline Krecké 15 Naturschutzbund fordert Nationalparkerweiterung Julia Kropfberger 16 Hohe Tauern Salzburg: Kernzone bleibt unverändert Prof. Dr. Eberhard Stüber
ARTENSCHUTZ 18 Auf den Spuren der Haselmaus 19 Nahrungsökologie: Beeinflusst der Fischotter gefährdete Fischarten? Dr. Andreas Kranz & MMag. Albert Rechberger 20 Von Wildbienen und Honigrausch Dr.in Sophie Kratschmer, Katharina Zenz MSc, Mag.a Esther Ockermüller, DI Heinz Wiesbauer, Dr.in Dominique Zimmermann, Sabine Schoder MSc und Dr. Herbert Zettel 22 Wespen und Hornissen: Nur keine Panik! Mag. Barbara Grabner
BEILAGE II Inhalt | Impressum III Es lebe die Vielfalt! Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk IV Das grüne Kleid der Erde Werner Gamerith VI Bist du Blumenfreund oder Blumenliebhaber? Hubert Salzburger VIII Naturfreunde Österreich – seit 126 Jahren mit offenen Augen durch die Natur Dipl.-Ing.in Regina Hrbek IX Citizen Scientists leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversitätsforschung X naturbeobachtung.at – Naturerlebnisse teilen XI Immer wieder neue Erkenntnisse mit Hilfe von Citizen Scientists XII „Aufblühn” – Salzburgs Pflanzenvielfalt entdecken und kennenlernen XIV Die „Aufblühn“-Wettbewerbe | „Natur in Salzburg” XV „Aufblühn“ auch in Schulen XVI Ausgewählte Frühjahrspflanzen XVIII Ausgewählte Sommerpflanzen XX Ausgewählte Herbstpflanzen XXII Veranstaltungen XXIII Partner-Zitate
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Wespen & Hornissen: Nur keine Panik!
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Das Europäische Ziesel im Burgenland
FOTO: PIXABAY
U2 Was Spendengelder ermöglichen 24 Unser Bücher-Shop 25 Buchtipps (Buchhandel) 26 Adressen der Landesgruppen | Impressum 27 Mitgliedschaft 28 Vorschau/Abobestellung U3 Zugunsten der Natur mit Ihrem Letzten Willen U4 Mach mit bei www.naturbeobachtung.at
FOTO: HANS GLADER
Fotografie im Blut ? Natur im Herzen ? Wir wollen Ihre Bilder !
www.piclease.com
Die Naturbildagentur
ERFOLG BEIM SILBERDISTEL-BIODIVERSITÄTSPREIS FÜR NATURSCHUTZBUND UND NATURSCHUTZJUGEND
FOTO: OLIVER GEBHARDT
Im Mai wurde erstmals die „Silberdistel“, der von Marianne und Wilhelm Graf gestiftete Biodiversitätspreis des Landes Steiermark, verliehen. In gleich zwei der fünf Kategorien waren Naturschutzbund und Naturschutzjugend erfolgreich: Die steirische Naturschutzjugend wurde in der Kategorie „NGOs, Vereine, Gemeinden, Körperschaften öffentlichen Rechts“ für ihr jahrzehntelanges Engagement im Amphibienschutz ausgezeichnet, durch das mittlerweile weit über 200.000 Amphibien während ihrer Wanderung sicher über die Straße zu ihren Laichgewässern und wieder zurückgebracht wurden. Der Ehrenpreis ging an Gerhard Schmiedhofer, den Vizepräsidenten des Naturschutzbundes Steiermark. Mit der Auszeichnung wurde seine langjährige Zusammenarbeit mit den Landwirt*innen im Ennstal und im Ausseerland zum Wohle der Natur prämiert. Oliver Gebhardt und Astrid Deutschmann nahmen den Preis für die Naturschutzjugend Steiermark entgegen.
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Wir freuen uns mit den Preisträgern und gratulieren herzlich!
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AKTUELL
SALZBURG FAIRANTWORTEN NETZWERK NATUR A
uch in der Vergangenheit haben sich schon oft Organisationen zu einem Zweckbündnis zusammengeschlossen, um mit größerer Kraft gemeinsame Anliegen zu verfolgen. Gut in Erinnerung sind der „Kampf um den Schutz der Isel“ (Umweltdachverband,
Alpenverein …) oder zuletzt der Protest gegen die Auflassung der Sonderschutzgebiete samt Verkleinerung der Kernzone im Salzburger Anteil des Nationalparks Hohe Tauern. Im gesellschaftlichen Diskurs sind das gemeinsame Auftreten mit anderen Vereinen, die Unterstützung von Fachleuten und die Sympathie von feinsinnigen Künstler*innen für die Durchsetzung der gemeinsamen Ziele von großem Vorteil. Der Naturschutzbund Salzburg hat sich deshalb mit dem Landesverband des Österreichischen Alpenvereins, den Naturfreunden Salzburg, den „Fairkablern“ und der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer*innen-Vereinigung zusammengetan und die Plattform „Salzburg fairantworten“ gegründet. Basis des gemeinsamen Handelns ist ein Manifest: www.salzburgfairantworten.at.
FOTO: WERNER GAMERITH
Nachruf
Im Gedenken an Tatjana Gamerith (*1919 – †2021)
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m 3. Mai dieses Jahres verstarb die Künstlerin Tatjana Gamerith im Alter von 102 Jahren. Sie war nicht nur diplomierte Grafikerin und begnadete Malerin, sondern auch gemeinsam mit ihrem Mann Werner von ganzem Herzen Natur- und Umweltschützerin. Für ihren Einsatz erhielten beide 1984 den KonradLorenz-Preis für Umweltschutz für die gelungene Verbindung von Kunst und Ökologie. Beide nahmen an der legendären Besetzung der Stopfenreuther Donau-Au bei Hainburg 1984/85 teil – Tatjana gestaltete das berühmt gewordene „Symbol“ für den Widerstand, das Gemälde mit dem Hundertwasser-Gesicht und dem Wahlspruch „Die freie Natur ist unsere Freiheit“.
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Mit dem Naturforscher und Autor zahlreicher Naturbildbände sowie Verfasser vieler Beiträge in unserer Zeitschrift, Werner Gamerith, war Tatjana fast 60 Jahre verheiratet. Dieser Umstand führte zur ServusTV-Dokumentation „Für immer beinand“, die im Sommer 2020 ausgestrahlt wurde und ein berührendes Zeitdokument über das Leben und Wirken der beiden zeichnet. Der Naturschutzbund wird Tatjana Gamerith als Frau, die den Lebensreichtum und die Schönheit der Schöpfung wie kaum jemand in ihren Bildern zeigen konnte, in bester Erinnerung behalten. Ingrid Hagenstein
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AKTUELL
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er Naturschutzbund wurde heuer bereits zum dritten Mal „auserwählt“, den vom OeAD (Österreichischer Austauschdienst, Agentur zur Förderung der Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung) gestifteten „Citizen Science Award“ vergeben zu dürfen. Nach den Tagfaltern (2016) und den Hummeln (2018) stehen 2021 die Pflanzen im Mittelpunkt. Punkte sammeln und gewinnen! Der Naturschutzbund ruft Hobbyforscher*innen bis 9. Juli 2021 dazu auf, ihre Pflanzenentdeckungen zu fotografieren und auf der Onlineplattform naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App zu teilen. Die Bewertung erfolgt nach einem Punktesystem: Für jede unterschiedliche gemeldete Art gibt es zehn Punkte, für die Menge an Gesamtmeldungen zusätzliche Bonuspunkte. Während den zwei fleißigsten Melder*innen tolle Sachpreise winken, erhält die meldefreudigste Schulklasse 1.000 Euro für die Klassenkassa. Sämtliche Gewinne werden im Rahmen einer feierlichen Festveranstaltung im Herbst 2021 im Beisein von Bundesminister Heinz Faßmann vergeben.
SCHUTZ VON Schmetterlingswiesen
Beobachten und Staunen
INFO: Weitere Informationen gibt’s auf www.naturbeobachtung.at
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uch dieses Jahr unterstützt innocent den Naturschutzbund mit der Initiative „Werde Retterling vom Schmetterling“ beim Schutz von Schmetterlingswiesen in ganz Österreich. Ziel ist, durch Pflegemaßnahmen auf ausgewählten Biotopen das Vorkommen verschiedenster heimischer Falterarten zu fördern. Denn auch Schmetterlingswiesen brauchen Betreuung: In Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und in der Steiermark werden nun Maßnahmen wie händische Mahd, Ansaat von Schmetterlings-Futterpflanzen oder Entbuschungen umgesetzt, um für die bunten Gaukler der Lüfte ihre passenden Lebensräume zu erhalten und sogar zu verbessern. Vielen Dank an innocent für diese Unterstützung!
FOTO: NATURSCHUTZBUND NIEDERÖSTERREICH
Entbuschung sichert den Fortbestand dieser Wiese in Niederösterreich und damit einen Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen.
FOTO: ÖNJ ARCHIV
Citizen Science Award 2021: AUF DER SUCHE NACH FRÜHJAHRSBLÜHERN UND SOMMERPRACHT
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AKTUELL
STIPENDIEN FÜR JUNGE WILDBIENENFORSCHER*INNEN ALLE FOTOS: PRIVAT
Im Rahmen der Initiative „Wild auf Bienen“ vergab der | naturschutzbund | fünf Stipendien an Schüler*innen, die sich in ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) mit Wildbienen beschäftigen. Neben fachlicher Beratung durch einen Wildbienenexperten gab es auch 300 Euro „Forscherprämie“.
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Lara Katharina Bayer, BG Gallusstraße, 6900 Bregenz Betreuerin: Birgit Schertler VWA-Thema: Die Wildbienen unter besonderer Betrachtung der Blauschwarzen Holzbiene, der Gehörnten Mauerbiene und der Frühlings-Seidenbiene in Vorarlberg
Christina Bischof und Lena Brandtner, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, 8952 Irdning Betreuerin: Verena Mayer VWA-Thema: Die Schaffung von Lebensräumen und Futterquellen für Wildbienen
Katharina Herzl, BG/BORG Graz Liebenau (HIB Liebenau), 8041 Graz Betreuer: Alexander Platz VWA-Thema: Gefährdung und Schutz mitteleuropäischer Wildbienen
Amelie Novotny, BRG Solarcity, Heliosallee, 4030 Linz Betreuerin: Isabella Wöss VWA-Thema: Ursachen, Auswirkungen und Lösungen des Wildbienensterbens
Elena Viehhauser, BORG Nonntal, 5020 Salzburg Betreuer: Markus Herbst
ine Jury begutachtete die zahlreichen Einreichungen und wählte schließlich insgesamt fünf VWAs zur Unterstützung aus. Die Schüler*innen erhielten nicht nur Hilfe bei der Literaturrecherche, in Folge stand ihnen auch ein renommierter Wildbienenexperte für fachliche Auskunft, Interviews, Beratung und inhaltliche Hilfestellung zur Seite. Nach einem arbeitsreichen und interessanten Jahr sind nun die ersten Arbeiten beim Naturschutzbund eingelangt. Das Team von NATUR VERBINDET, das die Initiative betreut, ist begeistert: „Allesamt sind sehr gut recherchiert und fachlich gut aufbereitet, auch mit vielen Praxisaspekten.“ Die Jungforscher*innen wurden bereits mit je 300 Euro belohnt. Die betreuenden Lehrkräfte erhielten ein Naturgartenbuch als Dankeschön. Auch Wildbienenexperte Hans Neumayer ist beeindruckt von der Qualität der fertigen Arbeiten und wünscht den frischgebackenen Maturant*innen alles Gute. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sie dem Naturschutz und den Wildbienen auch in Zukunft verbunden bleiben! „Ich hab‘ viel Neues gelernt.“ „Aufschlussreich waren vor allem die Wildbienenbeobachtungen im Sommer.“ „Es ist faszinierend, mit Experten über Wildbienen zu reden und darüber zu schreiben.“ „Die Themenwahl war definitiv die richtige Entscheidung, denn wir haben sehr viel Interessantes über die Wildbienen dazugelernt und hatten auch richtig Spaß beim Recherchieren und Verfassen der Arbeit.“ – so die durchwegs positiven Erfahrungsberichte der Schüler*innen.
VWA-Thema: Gefährdung der Wildbienen aufgrund intensiver Landwirtschaft
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Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
AKTUELL
Jetzt Bewerben: BLUMENWIESENTAFELN FÜR BUNTE FLÄCHEN
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ildblumen sehen nicht nur toll aus – jeder Quadratmeter Blühfläche ist auch ein wertvoller Mosaikstein im Biotopnetzwerk. Der Naturschutzbund zeichnet diese wertvollen Flächen mit wetterfesten Blumenwiesentafeln aus. So können Besitzer*innen auf den Wert der Blütenvielfalt hinweisen und zeigen ihr Engagement für Bienen und Blumen. Gesucht werden naturnahe, bunte Wiesen, auf denen mindestens fünf heimische Blumenarten blühen, die selten gemäht und ohne Gift und Kunstdünger bewirtschaftet werden. Denn: Artenreiche Blumenwiesen,
bunte Ackersäume und blühende Wegränder sind nicht nur Lebensraum für Insekten, sie bieten auch Nahrung für wichtige Bestäuber wie Honig- und Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen oder Käfer. Jeder Quadratmeter zählt Bunte Blumenwiesen sind aber keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis von sorgfältiger und nachhaltiger Landbewirtschaftung. Auf nährstoffarmen Wiesen finden sich bis zu 100 verschiedene Pflanzenarten. Und auch blütenreiche, mehrjährige Brachen können ein Paradies für Wildbienen & Co sein. Zeigt her eure Wiesen auf www.naturverbindet.at und holt euch eine wetterfeste Blumenwiesentafel.
WIR SUCHEN DIE Asiatische Mörtelbiene
FOTO: HEIKE SEIWALD
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Hier wird die Asiatische Mörtelbiene sehr häufig beobachtet: Im Zeitraum von Juli bis September sind künstliche Nisthilfen willkommene Brutstätten für den auffälligen Gast aus Asien.
INFO: Mehr Informationen zur Mörtelbiene und zum
Projekt finden Sie auf der Website www.beeradar.info
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eit einigen Jahren breitet sich die Asiatische Mörtelbiene in Österreich aus. Unterstützen Sie die Forschung und melden auch Sie Ihren Fund. Alljährlich im Sommer suchen wir die Asiatische Mörtelbiene. Erstmals wurde sie in Wien in einer Kleingartenanlage aufgespürt. Dieser spektakuläre Fund ist nunmehr vier Jahre her. Seitdem folgten durch die Mithilfe der Bevölkerung Meldungen aus fast allen Bundesländern. Dabei macht es uns die über 2 cm große Biene relativ leicht, sie zu finden, denn die Weibchen nisten mit Vorliebe in Bienenhotels. Nahrung findet sie an Zierpflanzen, welche die heimischen Gärten schmücken. Unterstützen Sie unsere Forschung, um mehr über das Ausbreitungsverhalten und die Auswirkungen auf die heimische Artenvielfalt herauszufinden. Beobachtungen können mit Foto, Aufnahmedatum und Standort auf www.naturbeobachtung.at gemeldet werden.
Text: Frances Wyatt BSc & Julia Lanner MSc julia.lanner@students.boku.ac.at | Wildbienenforschung am Institut für Integrative Naturschutzforschung, BOKU Wien
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FOTO: PETER GERNGROSS
AKTUELL
NACH 13 JAHREN WIEDER EIN WILDKATZEN-NACHWEIS IN DER STEIERMARK Wildkatzen zählen zu den seltensten Säugerarten in Österreich und gelten offiziell als ausgestorben bzw. verschollen. Trotzdem gibt es immer wieder Sichtungen der scheuen Waldtiere, wie der jüngste Totfund in der Steiermark beweist.
Text: Ingrid Hagenstein Leiterin der Koordinations- und Meldestelle/Plattform Wildkatze beim | naturschutzbund | Österreich wildkatze@naturschutzbund.at
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ine nicht alltägliche Entdeckung machte im Jänner 2021 eine Einwohnerin von Preding südlich von Graz: Eine Katze war auf der Landstraße unmittelbar bei ihrem Grundstück überfahren worden. Ihre erste Vermutung war, dass es eine Wildkatze sein könnte, weshalb sie den Fall der Berg- und Naturwacht Preding meldete, die sich gleich an den Naturschutzbund Steiermark bzw. die Koordinationsstelle Wildkatze beim Naturschutzbund Österreich wandte. Untersuchungen der Darmlänge – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Wild- und Hauskatzen – durch den Wildökologen und Plattform-Wildkatze-Mitglied Andreas Kranz sowie genetische Untersuchungen bestätigten, dass es sich bei dem stattlichen Kuder mit über sechs Kilogramm und 90 cm Länge tatsächlich um eine Europäische Wildkatze (Felis silvestris) handelt. Er wird künftig als Präparat im Naturkundemuseum des Joanneums zu sehen sein. Der letzte Wildkatzennachweis in der Steiermark liegt schon 13 Jahre zurück: 2008 war ein Kuder im Bereich Turrach/Obersteiermark versehentlich erschossen worden. Vier Jahre später wurde eine Katze mit eindeutigen (phänotypischen) Wildkatzenmerkmalen in EisbachRein bei Graz auf einer Gartenmauer am Waldrand fotografiert. Um herauszufinden, wie es um den steirischen Wildkatzenbestand steht, will der Naturschutzbund Steiermark noch heuer mithilfe von Landesund EU-Mitteln nach der seltenen Katze suchen. Weitere sieben Wildkatzennachweise sind seit Anfang 2021 in Österreich geglückt (Kärnten, nördliches und südliches Waldviertel, Burgenland). Die meisten davon gibt es in Kärnten und Niederösterreich – hier sticht besonders das Umland der Wachau heraus: Ein Erhebungsprojekt erbrachte 2020 erstmals den Nachweis von sechs Wildkatzen, die untereinander verwandt sind.
LINK: https://naturschutzbund.at/wildkatze.html
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FOTO: PIXABAY
POSITION
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BIODIVERSITÄT DER ALMEN NACHHALTIG SICHERN! Die vielfältige alpine Pflanzenwelt und die gesunden Almböden mit hohen Wasserspeicherkapazitäten sind in Gefahr. Deshalb fordert der Naturschutzbund mit seiner „Almwirtschafts-Position“ eine nachhaltige und zukunftswürdige Förderpraxis.
ie jahrhundertealte Form der Almwirtschaft sichert vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten das Überleben. Zudem haben artenreiche Almen eine höhere Wasserspeicherfähigkeit, beugen Erosion vor und bieten uns Menschen Erholung. Klimakrise, Artenschwund und Verlust der landschaftlichen Vielfalt – die nachhaltige Nutzung von Almflächen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig gefährden jedoch der noch immer übliche freie Weidegang und die intensivierte Nutzung die alpine Biodiversität. Während bisher extensiv bewirtschaftete Weiden in ungünstigen Lagen aufgegeben werden und verbuschen, werden auf leichter bewirtschaftbaren Almen immer mehr Tiere aufgetrieben. Die Folgen sind Überdüngung und Verunkrautung – beides bedeutet einen Verlust an Biodiversität. Trittschäden durch größere und schwerere Rinderrassen erhöhen zudem die Erosionsgefahr. Mit seiner „Almwirtschafts-Position“ fordert der Naturschutzbund, dass der gute ökologische Zustand einer Almwiese Förderkriterium sein muss, um Artenvielfalt und Landschaftsbild zu erhalten. Die Höhe der Fördergelder muss sich stärker an Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitskriterien orientieren. Es braucht eine gelenkte Weideführung und den Schutz besonders sensibler Bereiche. Zu diesem Zweck sind Koppelhaltung oder Behirtung durch geschultes Personal unumgänglich – Maßnahmen, die auch aufgrund der zurückkehrenden Beutegreifer in Zukunft notwendig sein werden.
DIE ZUKUNFT NICHT EINFACH WEGWERFEN Forderung nach Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen
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INFOBOX Studie von Universität für Bodenkultur, Montanuniversität Leoben und Technischem Büro Hauer (2020): Möglichkeiten zur Umsetzung der EU-Vorgaben betreffend Getränkegebinde, Pfandsysteme und Mehrweg FOTO: FLOCKINE PIXABAY
Der Naturschutzbund fordert von der österreichischen Bundesregierung die rasche Einführung von Pfand auf Einweg-Verpackungen für Getränke. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) muss den Weg dafür freimachen und die öffentlichen Interessen am Schutz der Umwelt vor betriebswirtschaftliche Vorteile reihen! Die EU verpflichtet ihre Mitgliedsländer dazu, bis zum Jahr 2029 zumindest 90 % der in Verkehr gesetzten Kunststoffgetränkeflaschen getrennt zu sammeln und stofflich zu verwerten. Aktuell werden in Österreich maximal 70 % recycelt, der Rest landet ungenutzt in der Restmülltonne oder der Natur. Das ist zum einen eine Verschwendung von Ressourcen, zum anderen ist es eine Verschandelung und Belastung unserer Umwelt. Widerstand gegen eine Änderung dieser Situation leistet die WKÖ. Mit dem „Zehn-Punkte-Plan der WKÖ“ für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft verfolgt sie eine Lösung, die alle Verantwortung und einen guten Teil der anfallenden Kosten auf die Bürger*innen überträgt. „Damit erreichen wir keine ausreichende Entlastung der Umwelt“, so Winfrid Herbst, Vorsitzender des Naturschutzbundes Salzburg und Experte beim Naturschutzbund Österreich. Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass die Einführung von Pfand auf EinwegGetränkeverpackungen die beste Möglichkeit darstellt, Plastikmüll zu reduzieren. Das System ist leicht zu begreifen, nachhaltig zu finanzieren und schafft Rücklaufquoten von bis zu 98,5 Prozent. Alle in Europa schon umgesetzten Pfandmodelle für Getränke-Einwegverpackungen haben zudem die in sie gesetzten Erwartungen übererfüllt. „Die WKÖ möge also ihren Widerstand gegen Pfandlösungen aufgeben. Die Bundesregierung ist aufgefordert, alles zu unternehmen, um angesichts des Klimawandels die offensichtliche Verschwendung von Ressourcen zu stoppen“, so Herbst.
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AKTUELL
Das Ziesel (Spermophilus citellus) gehört zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten und ist dementsprechend im Anhang II der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU aufgeführt.
DAS EUROPÄISCHE ZIESEL IM BURGENLAND sich in den letzten 100 Jahren die Landnutzung durch den Menschen stark verändert hat. Angestammte Lebensräume gingen verloren, Fragmentierung und Isolierung der meisten Vorkommen waren bzw. sind die Folge. Vermutlich aufgrund der Kombination mehrerer Faktoren sind viele Kleinstvorkommen heute bereits erloschen. Das Ausweichen der Tiere auf geeignete „Sekundärstandorte“, wie etwa Privatgärten, Sport- & Spielplätze, Flugfelder, Grünflächen von Betriebsgeländen und Parkplätzen führt oft zu „Konflikten“ mit den Nutzungsinteressen der Eigentümer. In den letzten beiden Jahren ist eine Zunahme von Meldungen zu verzeichnen, dass Zieselbaue auf Baustellen und in Privatgärten „auftauchen“. Hier ist Aufklärungsarbeit ganz wesentlich und wir bemühen uns sehr, konstruktive Lösungen zu finden und Vorschläge auszuarbeiten, die dem Ziesel das Überleben sichern können. Unsere Gärten könnten mancherorts letzte Refugien für bestimmte Wildtiere sein. Denn, um abschließend meine junge Nichte zu zitieren: „Ein englischer Rasen ist doch heute sowieso ein absolutes No-Go!“
FOTO: PRIVAT
FOTOS: ELKE SCHMELZER; LEANDER KIHL (RUNDES MOTIV)
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as aktuelle Ziesel-Projekt des Naturschutzbundes Burgenland geht der zentralen Frage nach, wie es um bestehende Kolonien im Burgenland bestellt ist. Eine umfassende Kartierung über drei Saisonen soll u. a. darüber Aufschluss geben, wie sich Zieselpopulationen und deren Lebensräume im Vergleich zu den Daten der letzten Jahrzehnte (von Barbara Herzig-Straschil) verändert haben. Genetische Konsequenzen (durch den Isolationsgrad) werden ebenso untersucht wie mögliche Krankheits-Erreger bzw. Parasitenbefall. Die Analysen von Totfunden und Haarproben erfolgen über das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Ziesel im Burgenland immer noch sehr unter Druck stehen und einige Populationen weiterhin nicht in ihrem Fortbestand gesichert sind. Die ursprünglichen Habitate des Ziesels sind Trocken-, Halbtrockenrasen sowie steppenartige Wiesen- und Weidenlandschaften mit tiefgründigem Boden. Diese Lebensräume sind im Osten Österreichs generell stark zurückgegangen, da
Text: Mag. Elke Schmelzer (Foto), Präsident-Stv.in | naturschutzbund | Burgenland, elke.schmelzer@stmartins.at Dr. Barbara Herzig, Naturhistorisches Museum Wien, barbara.herzig@nhm-wien.ac.at
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Auch Schotterhaufen bei Baustellen nutzen die Ziesel für ihren Bau. Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
FOTO: CVETKA LIPOVNIK
AKTUELL
Glitzalm: AlpensalamanderLebensraum und Projektgebiet für den Speichersee eines gigantischen Pumpspeicherkraftwerks
AUF DER SPUR DES ALPENSALAMANDERS Im Sommer 2020 machte sich ein kleines engagiertes Team auf die Suche nach dem „Koralm-Alpi“. Anlass dafür waren zwei bislang nicht publizierte Alpensalamander-Funde aus den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts.
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er Alpensalamander ist ein lebendgebärender Schwanzlurch, der als Art des Anhang IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) unter strengem Schutz steht. Er besiedelt strukturreiche Bergwälder, Blockhalden und Matten der montanen und alpinen Zone. Da das Tier meist nachts und bei hoher Luftfeuchtigkeit anzutreffen ist, waren auch wir bei regnerischem Wetter frühmorgens oder spätabends unterwegs, um – ausgerüstet mit Taschenlampe und GPS – hochkonzentriert den Boden abzusuchen. Am 18. Juli war es dann endlich soweit: Wir konnten nach monatelangem Bemühen einen Alpensalamander im Glitzkar nachweisen! Diesem folgten rasch weitere Individuen aller Lebensstadien, was auf eine vitale Population schließen lässt. Leider jedoch ist die Freude über den Fund der Alpensalamander-Population auf der Koralm nicht ungetrübt, denn kaum nachgewiesen, könnte sie schon bald erloschen sein! Genau im Lebensraum des Alpensalamanders ist nämlich der Speichersee eines gigantischen Pumpspeicherkraftwerks geplant und das, obwohl der naturräumlich wertvolle Bereich der Glitzalm als Natura2000-Gebiet ausgewiesen ist. Auch andere unter Schutz stehende Bereiche der Koralm sind durch Großprojekte bedroht: Die Schwarze Sulm steht mittlerweile seit Jahrzehnten im Fokus internationaler Umweltorganisationen, die gegen die geplante Verbauung eines der letzten frei fließenden Flüsse Österreichs protestieren. Ein großflächiger Erhalt der Koralm als einzigartiger Lebensraum, Endemiten-Hotspot und Trinkwasserspeicher der Region wäre wünschenswert. Wir hoffen sehr, dass der Bestand des Alpensalamanders nicht durch diesen gewaltigen Eingriff in seinen Lebensraum bedroht wird, damit wir diesem einzigartigen Lebewesen auch weiterhin auf der Koralm begegnen können! Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
ALPENSALAMANDER-FOTOS: EVA BERNHART
Alpensalamander-Paarung
Text: Mag. Dr. Eva Bernhart, Biologin, E-Mail: eva.bernhart@medunigraz.at Irmgard Sedlmayr BSc., Biologin (v.l.n.r.)
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THEMA
FOTO: WILLIAM TADROS
Beim Grenzfluss Maltsch bei Leopoldschlag sieht man deutlich, wie weit die landwirtschaftlich genutzten Flächen an den Bereich des Grünen Bandes heranreichen.
Text: Dipl.-Ing. Gebhard Banko Umweltbundesamt gebhard.banko@umweltbundesamt
INFOBOX Das vom „BUND Naturschutz in Bayern“ geleitete Projekt „DaRe To Connect“ wurde durch das EU-InterregDonauraumprogramm gefördert.
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FOTO: ALEXANDER SCHNEIDER
NATUR TRIFFT TECHNIK Mit Satellitendaten zur Lebensraumvernetzung Das Grüne Band Europas verbindet wertvolle geschützte Naturräume, die sich auf dem Gebiet des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ erhalten bzw. entwickelt haben. Auf dem rund 1.300 km langen Abschnitt an Österreichs Grenze sind u. a. zwei Nationalparks und viele weitere Schutzgebiete zu finden, die zahlreiche wertvolle Arten und Lebensräume beherbergen. Lücken zwischen diesen Schutzgebieten führen dazu, dass Habitate von Tier- und Pflanzenarten am Grünen Band zerschnitten und damit auch Populationen genetisch isoliert werden. Das macht sie anfälliger für Krankheiten und kann letztlich zum Aussterben dieser Arten führen. Im Projekt „DaRe To Connect“ haben Expert*innen des Umweltbundesamts gemeinsam mit Partnern aus acht Ländern Strategien entwickelt, um Lücken zu schließen und Verbindungen zwischen den Lebensräumen am Grünen Band zu stärken. Dafür wurden neue Methoden zur Auswertung und Anwendung von Fernerkundungs-Daten aus dem EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus entwickelt, durch die sich ökologische Korridore erkennen lassen. Damit Anwender*innen aus Gemeinden, Raumplaner*innen oder Landwirt*innen diese Informationen leicht nutzen können, haben die Expert*innen des Umweltbundesamtes in Kooperation mit Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
DARE TO CONNECT
der Universität Wien die Satelliten-Daten zu Habitatkarten verarbeitet, die Lebensräume und deren Vernetzung zeigen. Lebensräume am Grünen Band erhalten Auf Basis der neuen Daten wurden „Areas of Action“ festgelegt, Abschnitte des Grünen Bandes, die für die Verbindung bestehender Schutzgebiete und für die Menschen in der Region besonders wichtig sind. Diese Abschnitte wurden in schützenswerte (safeguard) und wiederherzustellende (restore) Gebiete eingeteilt. Insgesamt wurden im Donauraum 15 Aktionsgebiete am Grünen Band ausgemacht, davon elf schützenswerte und vier wiederherzustellende. In Österreich hat man drei Aktionsgebiete im Grenzgebiet von Österreich, Tschechien und der Slowakei bestimmt. Zwei davon, die als schützenswert eingestuft wurden, erstrecken sich zwischen den Schutzgebieten Šumava im Südwesten Tschechiens, dem Gratzener Bergland an der tschechisch-österreichischen Grenze und dem Waldviertel im Osten. Diese Aktionsgebiete bestehen hauptsächlich aus besonders wertvollem Grünland und ebensolchen Wäldern. Um ihre Funktionen langfristig zu sichern, braucht es verstärkte Maßnahmen im Natur- und Landschaftsschutz, die die Vernetzung von naturnahen Wiesen fördern. Dasselbe gilt für das Aktionsgebiet zwischen dem Weinviertel und Südmähren, das landwirtschaftlich intensiv genutzt und sowohl in Österreich als auch in Tschechien bereits stark fragmentiert ist. Nur kleine naturnahe Kulturlandschaften stehen hier unter Schutz und haben das Potenzial zum multifunktionalen ökologischen Korridor. Das Aktionsgebiet wurde daher als „wiederherzustellen“ eingestuft. FOTO: DEWEIS
Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
FOTO: JOSEF LIMBERGER
Ökosystemleistungen schützen Parallel zu den neuen Methoden wurden in „DaRe To Connect“ Leitlinien und Empfehlungen für eine bessere ökologische Durchgängigkeit zwischen den Schutzgebieten erarbeitet. Im Fokus stand dabei nicht nur der Erhalt der vorhandenen Ökosysteme, sondern auch ihr Nutzen für den Menschen, die sogenannten Ökosystemleistungen. Das sind Leistungen der Natur, die dem Wohlergehen der Menschen dienen, wie fruchtbarer Boden, sauberes Trinkwasser oder der Schutz vor Naturgefahren. Damit die Natur diese Leistungen auch in Zukunft erbringen kann, haben die Expert*innen im Rahmen von „DaRe To Connect“ im Dialog mit nationalen Stakeholder*innen einen Maßnahmenkatalog erstellt. Die darin beschriebenen Aktionen reichen von der Entwicklung überbetrieblicher regionaler Naturschutzpläne über Förderungen für nachhaltige Landwirtschaft bis hin zu verstärkter länderübergreifender Zusammenarbeit zum Schutz des Grünen Bandes. Beim offiziellen Projektabschluss im Herbst 2021 werden hochrangige politische Vertreter*innen der Partnerländer ihren Willen zum Erhalt dieses einmaligen Naturjuwels in einer gemeinsamen Deklaration bekräftigen.
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AGENDA 2030
DIE AGENDA 2030: EIN GLOBALER PLAN FÜR VERNETZTE HERAUSFORDERUNGEN
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te sind dabei zwar nicht auszuschließen, dennoch sollte die Erreichung einzelner Ziele nicht zu starken Verschlechterungen in anderen Bereichen führen. Der Agenda 2030 wohnt außerdem das Verständnis einer globalen, auf alle Staaten aufgeteilten Verantwortung inne, bei der die nationale und globale Ebene stark ineinandergreifen. Somit kommt auch Österreich eine wichtige Rolle bei der internationalen Umsetzung zu, weshalb sich die Plattform „SDG Watch Austria“ seit 2017 für eine politische Verankerung der Agenda 2030 in Österreich einsetzt: Gefordert werden beispielsweise die Stärkung der politischen Verantwortung, Prüfungen der SDG-Kompatibilität von Maßnahmen und Gesetzen, regelmäßige Berichte sowie die Einbindung von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und weiteren Stakeholdern. Einzelne Schritte in die richtige Richtung sind in Österreich zwar bereits sichtbar, dennoch ist es noch ein weiter Weg, um ein gutes Leben für alle zu erreichen. ÖKOBÜRO engagiert sich daher weiterhin als Steuerungsgruppen-Mitglied von „SDG Watch Austria“, zu deren 211 Mitgliedern auch der Naturschutzbund zählt.
FOTO: MARTIN JORDAN
och nie zuvor gab es ein Dokument, das globale Verantwortung für nachhaltige Entwicklung sowie die Vernetztheit von Umwelt, Wirtschaft und Sozialem so deutlich abbildet wie die Agenda 2030 mit ihren 17 SDGs (Sustainable Development Goals). Deshalb setzt sich auch „ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung“ zusammen mit „SDG Watch Austria“ für die Umsetzung in Österreich ein. Doch was steckt hinter diesen Zielen und wieso ist es wichtig, dass auch Österreich sie umsetzt? Am 25. September 2015 machten es sich alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zur Aufgabe, die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) und damit eine „Transformation unserer Welt“ bis 2030 zu erreichen. Die SDGs und ihre 169 Unterziele gehen auf wesentliche globale Herausforderungen ein, darunter beispielsweise Klimaschutz und Biodiversität, die Verringerung von Ungleichheiten, nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster u. v. m. Der zentrale Ansatz dabei ist, dass die Ziele gemeinsam und sektorenübergreifend betrachtet werden, was sich bei näherem Hinsehen als sinnvoll erweist: So hängen beispielsweise Klimaschutz, der Erhalt von Ökosystemen sowie sauberes Wasser (SDG 13, 14, 15, 6) u. a. mit Armutsbekämpfung, der Sicherung von Nahrungsquellen sowie mit unserer Gesundheit zusammen (SDG 1, 2, 3). Beeinflusst werden all diese Ziele wiederum von Wirtschaftsweisen, Infrastruktur, Institutionen, internationalen Beziehungen u. v. m. (SDG 12, 9, 16, 17). Zielkonflik-
Text: Caroline Krecké, MA BSc ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung caroline.krecke@oekobuero.at Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
Beilage von natur&land, Zeitschrift des | naturschutzbund |
INHALT
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Das grüne Kleid der Erde
FOTO: WERNER GAMERITH
II Inhalt | Impressum III Es lebe die Vielfalt! Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk IV Das grüne Kleid der Erde Werner Gamerith VI Bist du Blumenfreund oder Blumenliebhaber? Hubert Salzburger VIII Naturfreunde Österreich – seit 126 Jahren mit offenen Augen durch die Natur Dipl.-Ing.in Regina Hrbek IX Citizen Scientists leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversitätsforschung X naturbeobachtung.at – Naturerlebnisse teilen XI Immer wieder neue Erkenntnisse mit Hilfe von Citizen Scientists XII „Aufblühn” – Salzburgs Pflanzenvielfalt entdecken und kennenlernen XIV Die „Aufblühn“-Wettbewerbe | „Natur in Salzburg” XV „Aufblühn“ auch in Schulen XVI Ausgewählte Frühjahrspflanzen XVIII Ausgewählte Sommerpflanzen XX Ausgewählte Herbstpflanzen XXII Veranstaltungen XXIII Partner-Zitate
ILLUSTRATIONEN AUF DEN SEITEN II, XVI–XXI UND RÜCKSEITE: MICHAEL PAPENBERG
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Bist Du Blumenfreund oder Blumenliebhaber?
TITELFOTO: WERNER GAMERITH
FOTO: HUBERT SALZBURGER
IMPRESSUM Herausgeber, Eigentümer, Verleger: | naturschutzbund |, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, T +43 662 642909 Präsidium: Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk (Präsident), Hildegard Breiner (Vizepräsidentin), Prof. Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp, Univ.-Prof. Dr. Walter Hödl (Vizepräsidenten), Wolfgang Maislinger (Finanzreferent), Martina Nebauer-Riha (Finanzreferent-Stv.in), Dr. Friedrich Schwarz (Schriftführer), Prof. Mag. Hermann Frühstück (Schriftführer-Stv.), Univ.-Prof. Dr. Walter Kofler (Mitglied)
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Redaktionsleitung: ChefR Mag. Dagmar Breschar, T +43 662 642909-13, E-Mail: natur-land@naturschutzbund.at Redaktionsmitarbeit in dieser Beilage: Mag. Birgit Mair-Markart, Mag. Gernot Neuwirth Bankverbindung: Salzburger Sparkasse, 5020 Salzburg, IBAN AT342040400000018069, BIC SBGSAT2SXXX Lektorat: Mag. Johanna Weber, www.lektorat-weber.at Satz, DTP, Druckvorstufe: Elisabeth Kisters Media
Druck: Salzkammergut Druck Mittermüller, 4810 Gmunden; gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, zertifiziertem Papier. Offenlegung laut Mediengesetz: natur&land ist eine konfessions- und parteiungebundene Zeitschrift, die vom Naturschutzbund herausgegeben wird. Redaktionelles Ziel: Kritische Information zu Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autor*innen wieder und decken sich nicht unbedingt mit jener der Redaktion und des Herausgebers.
Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
LUST AUF NATUR
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Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk, Präsident | naturschutzbund | Österreich und Botaniker praesident@naturschutzbund.at
FOTO: ROMAN TÜRK
nsere Milchstraße besteht aus mehreren hundert Milliarden Sonnensystemen und das Weltall aus einer unüberschaubaren Anzahl von Galaxien. Von besonderem Interesse ist die Frage nach Planeten, auf denen es Leben in den uns bekannten Formen gibt. Bis heute blieb diese Frage unbeantwortet. Das Leben auf unserem Planeten Erde ist demnach ein einmaliges Wunder, das sich in den verschiedensten Formen entwickelt hat. Augenscheinlich für jeden Menschen ist die Pflanzenwelt, die vor etwa 450 Millionen Jahren den Schritt vom Wasser auf das Land gewagt hat. Die Entwicklung der Blütenpflanzen setzte vor etwa 250 Millionen Jahren im Erdmittelalter ein. Welch unwahrscheinliche Vielfalt der Pflanzenwelt hat sich seitdem auf den Landmassen der Erde von den immergrünen Regenwäldern bis hin zu den kalten Tundragebieten um die Pole und im Hochgebirge entwickelt! Besonders faszinierend ist das Erwachen der Pflanzen aus Ruhezeiten wie dem winterlichen Tiefschlaf, das sie durch das Entwickeln von Blüten, das „Aufblühen“ zeigen. Dieses Wunder löst in den meisten Menschen positive Emotionen und Staunen über die attraktiven, formvollendeten und ästhetisch schönen Gebilde aus. Schon der berühmte Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe war von ihnen fasziniert und widmete sich den Pflanzen ausgiebig in seinen Forschungen. So erkannte er beispielsweise, dass Blüten Sprosse mit begrenztem Wachstum sind. Blüten dienen der Fortpflanzung „ihrer“ Pflanzenart. Dabei entwickeln verschiedene Arten ganz besondere „Tricks“, um ihre Bestäubung zu gewährleisten. Vor allem kleinwüchsige Pflanzen investieren viel Energie und Nährstoffe in die Ausbildung von attraktiven Blüten. So bildet z. B. die Silberwurz große, weiße Scheibenblumen, die Nektar produzieren. Die Blüten richten sich nach der Sonne aus, wobei das einfallende Licht wie in einem Hohlspiegel zum Blütenzentrum hin gebündelt wird, was zu einer messbaren Erhöhung der Temperatur führt. Viele Insekten lassen sich auf den Blüten zum Aufwärmen nieder und tragen allein dadurch schon zur Bestäubung bei. Ja, lasst sie blühen, alle Pflanzen dieser Welt, die zur Artenvielfalt in unserer Natur- und Kulturlandschaft beitragen! Der grüne, regelmäßig gemähte Rasen ohne Blüten ist eine tote Fläche, die keine Weiterentwicklung der menschennahen Ökosysteme zulässt. Denn hier spielen sich keine interaktiven Prozesse zwischen den Organismengruppen ab, die die Voraussetzung für die Evolution sind. Im Hinblick auf die Anpassung an die krasse Klimaveränderung, an die Belastung der Ökosysteme mit chemischen Fremdstoffen und an die Verminderung naturnaher Trittsteinbiotope durch Flächenverlust für Verkehr, Zersiedelung und Intensivierung der Wirtschaftsflächen ist die genetische Weitergabe von erworbenen Eigenschaften der Organismen – und besonders der Pflanzen – notwendig. Nur eine blumen- und blütenreiche Landschaft kann das Überleben einer Vielfalt von Organismen in der Zukunft garantieren!
FOTO: ARCHIV NATURSCHUTZBUND
Es lebe die Vielfalt!
Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
Blüten der Silberwurz (Dryas octopetala)
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PFLANZENLEBEN
DAS GRÜNE KLEID DER ERDE Jeder Mensch kennt und liebt Pflanzen. Wen beeindruckt nicht das starke, raumgreifende Geäst einer alten Eiche? Wen entzücken nicht die kleinen Sonnen der Gänseblümchen zu unseren Füßen? In grünen Fluren und schattigen Wäldern finden wir Erholung und Anregung. Wir genießen Parks und pflegen Gärten, schmücken unser Heim mit Blumen und Topfpflanzen und verwenden Holz in unterschiedlichsten Formen. Täglich essen wir Pflanzenprodukte, auch Milch, Fleisch und Eier stammen von pflanzenfressenden Tieren. Selbst der Sauerstoff, den wir atmen, ist ein Geschenk der Pflanzen, dieser stillen Lebewesen.
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as herausragende Merkmal der Pflanzen und ihre unentbehrliche Leistung ist die Photosynthese, die Kunst, mit Hilfe des Lichts Wasser und Kohlendioxid zu Zucker zusammenzubauen. Möglich macht diese wundersame Verwandlung toter anorganischer in energiereiche organische Materie das Chlorophyll, das Grün der Blätter. Kohlenstoff wird fixiert, Sonnenenergie gespeichert, nebenbei entsteht Sauerstoff. Das können nur Pflanzen. Die Pflanzenwelt ist die grundlegende Voraussetzung für das noch vielfach formenreichere Tierleben bis hin
Pflanzen arrangieren sich sogar mit besonders herausfordernden Lebensbedingungen.
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zur Existenz des Menschen. Auch die Pilze als weiteres Reich höheren Lebens sind als Parasiten, Symbionten oder Zersetzer von Pflanzen abhängig. Alle Nahrungsketten beginnen bei Pflanzen, um sich zu vernetzen und am komplexen Beziehungsgefüge des Lebens zu weben. Biosphäre nennen wir jene lebendige dünne Haut unseres Planeten, der wir untrennbar angehören. Im Wesentlichen bewachsen höhere Pflanzen das Festland, soweit es ausreichend warm und feucht ist. Die Dürre der Wüsten sowie der Dauerfrost der Polkappen und Bergeshöhen setzen ihnen Grenzen. Umso mehr beeindrucken Gewächse am Rand jener unwirtlichen Regionen, etwa viele Alpenblumen, die mit Zwerg- und Polsterwuchs, Frostschutzmitteln und anderen Anpassungen ihren oft extremen Umweltbedingungen trotzen, an günstigeren Orten aber zu konkurrenzschwach sind. Ganz anders erleben wir die reichlich mit Wärme und Wasser gesegneten Tropenwälder, in unseren Breiten die Tieflandauen mit ihrer sprichwörtlichen Üppigkeit und verwirrenden Artenzahl. Je höher und dichter der Dschungel, desto mehr wird das Licht zum begrenzenden Faktor. Baumriesen, Aufsitzerpflanzen und Lianen illustrieren den Erfindungsreichtum der Evolution beim Wettlauf in lichte Höhen. Viele Blumen unserer sommergrünen Laubwälder nützen dagegen die kurze Periode des sonnigen Waldbodens im Frühling und beenden ihre Vegetationszeit bereits, sobald sich über ihnen das schattende Laubdach schließt. Jede Art hat ihre besonderen Anpassungen und damit Ansprüche an Klima und Boden, Licht-, Wasser- und Nährstoffversorgung. Gehölze und Kräuter mit ähnlichen Bedürfnissen finden an passenden Standorten zusammen. Als Eichen-Hainbuchenwälder des Tieflands, Buchenwaldgesellschaften der Hügelstufe oder Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
PFLANZENLEBEN
Grüngürtel wie der Wienerwald tragen wesentlich dazu bei, Großstädte lebenswert zu machen.
Bergfichtenwälder, Krummholz und Alpinrasen sind diese Pflanzengesellschaften jedem aufmerksamen Naturfreund ebenso geläufig wie die durch Beweidung und Mahd entstandenen Wiesentypen. Umgekehrt prägt die Vegetation Wasserhaushalt und Klima sowie die Tierwelt, die in und von ihr lebt. Denken wir nur an die vielen Schmetterlinge und anderen Insekten, die als Larven auf bestimmte Nahrungspflanzen angewiesen und ihrerseits Nahrung für andere sind. Jede Pflanzenart reißt mit ihrem Verschwinden auch eine Lücke in die Fauna. Für die Stabilität der uns erhaltenden Ökosysteme ist aber ein hoher Artenreichtum unentbehrlich. Das Dogma der Ertragsmaximierung mittels Monokultur, Bioziden und importierten Dünge- oder Futtermitteln lässt das Acker-, Grün- und Waldland ökologisch verarmen. Auch das Zupflastern von Wiesen mit Solaranlagen oder die Vernichtung letzter verbliebener Wildflüsse samt ihren Auen durch Kraftwerke zeugt wie jeder einseitige Flächenverbrauch von einer Bewusstseinsverweigerung gegenüber den Zeichen der Zeit. Erneuerbare Energie darf nicht gegen die lebenswichtige Biodiversität ausgespielt werden! Die vielzitierte Nachhaltigkeit ist nur mit natur- und sozial verträglichem Wirtschaften zu erreichen – ein Jahrhundertvorhaben, das von der Zivilgesellschaft zunehmend gefordert wird und eine liebe- und verantwortungsvolle Partnerschaft mit unseren Mitgeschöpfen voraussetzt. Wer in Pflanzen mehr sieht als bloße Produzenten von Marktwaren, wer sich ihrer grundlegenden Bedeutung für Natur und Mensch bewusst wird, sich an ihrer Vielfalt und Schönheit begeistern kann und dahinter manches Geheimnis ahnt, ist auf einem guten Weg auf der Suche nach Wesen und Sinn des Lebens – auch des eigenen. Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
Blühende Magerböschung
Bodendecker Waldsauerklee (Oxalis acetosella)
Text und Fotos: Werner Gamerith Naturgartenpionier, Fotograf, Buchautor gamerithwerner@gmail.com
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PFLANZEN PFLÜCKEN UND SAMMELN
FOTO: PIXABAY IVABALK
BIST DU BLUMENFREUND ODER BLUMENLIEBHABER?
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er der Meinung ist, da gebe es keinen Unterschied, ist auch überzeugt, dass ein Freund dasselbe ist wie ein Liebhaber. Für mich ist ein Freund allerdings jemand, der mir hilft, Probleme zu beseitigen, während ein Liebhaber wohl eher dazu antritt, Probleme in die Welt zu setzen. Freundschaft ist uneigennützig, im Wort Liebhaber dagegen steckt nicht von ungefähr die Absicht „haben wollen“, also unbestritten eine egoistische Sichtweise. So verhält es sich im Wesentlichen auch mit dem Blumenliebhaber. Er beansprucht Blumen, um daraus für sich Freude oder Nutzen ziehen zu können. Der Besitztrieb ist dann stärker als Vernunft und Skrupel. Ein trauriges Beispiel dafür ist die Plünderung eines der schönsten Frauenschuh-Stöcke mit über 100 Blüten im Hochschwabgebiet im Jahr 1993. Es ist anzunehmen, dass sich der Frevler nicht lange an seiner Tat erfreuen konnte, denn aus Erfahrung weiß man, dass der Frauenschuh für sein Gedeihen und vor allem für seine Fortpflanzung auf die Anwesenheit eines Pilzpartners an-
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gewiesen ist, die ein neu erzwungener Standort kaum zu bieten imstande ist. Die Auflistung ähnlicher Freveltaten ließe sich beliebig fortsetzen, leider wohl auch in Zukunft, solange es eben solche „Blumenliebhaber“ gibt. Nun sollte aber nicht der Eindruck entstehen, dass der Blumenfreund eifersüchtig darauf achtet, dass niemand sich an einem seiner Schützlinge „vergreift“. Schließlich beruht eine Freundschaft ja auch auf Geben und Nehmen. Einen „Glassturz“ über jede seltene Blume stülpen zu wollen ist nicht nur illusorisch, sondern auch kontraproduktiv. Damit weckt man eher Begierde als Akzeptanz. Wir dürfen und sollen die Natur nützen, und das in doppelter Hinsicht. Wir können uns beim Anblick einer blühenden Wiese an ihr erfreuen, dürfen aber auch heilkräftige Arten entnehmen, solange es sich dabei um nachhaltige Nutzung handelt. Das heißt, man darf nicht mehr entnehmen als nachwächst, wie es z. B. in der Waldwirtschaft neuerdings gefordert wird. Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
BEISPIELE FÜR VERANTWORTUNGSVOLLES SAMMELN Seit Jahrhunderten ist Arnika (Arnica montana) als Heilpflanze bekannt und geschätzt, wie der Beiname „Wohlverleih“ schon suggeriert. Beim Sammeln sollte man sich heute jedenfalls auf individuenreiche Bestände beschränken. Dabei ist es Usus, die Blütenköpfe abzuzupfen, um daraus die Wirkstoffe mittels Alkohol zu exzerpieren. Das ist jedoch in doppelter Hinsicht nicht zielführend. Zum einen finden sich in vielen Blütenkörben die Maden der Arnikafliege (Tephritis arnicae), die eingenommen allergische Reaktionen verursachen und daher als giftig gelten können. Zum anderen verhindert das Abreißen des gesamten Blütenkopfes, dass sich aus den Einzelblüten Samen entwickeln und verbreiten können. Deshalb zupft man mit Zeigefinger und Daumen lediglich die unfruchtbaren, dessen ungeachtet aber heilkräftigen Randblüten ab und setzt dieses Sammelgut dann in Schnaps an. Auf diese Weise können die „abgeernteten“ Arnikapflanzen doch noch zur Samenreife gelangen und der Schaden durch die Entnahme hält sich in Grenzen. Auch die Sammelmenge kann man dosieren. Wer benötigt schon zwei Liter Arnikaschnaps, der nach einem Jahr ohnehin seine Wirksamkeit einzubüßen beginnt? Ein Viertelliter Ansatz ist für diesen Zeitraum völlig ausreichend und dazu benötigt man lediglich ein bis zwei Hände voll Randblüten. Im nächsten Jahr sammelt man eine neue Ration. Wer es bei Kräutern auf die Blätter abgesehen hat, kann auch hier schonend ernten, indem man vielen Pflanzen wenige Blätter entnimmt und nicht umgekehrt. Aber auch die Wurzel ist oftmals ein begehrtes Gut. So musste für den Gelben Enzian beispielsweise in Tirol von Amts wegen eine Kontingentierung der Entnahme für die Herstellung von Enzianschnaps vorgenommen werden, um den Bestand dieser stattlichen Gebirgsblume generell nicht zu gefährden. Gräbt man – mit Erlaubnis der Behörde – nach einer gegabelten Enzianwurzel, belässt man einen Teil in der Erde, der sich in der Folge zu einer Nachfolgepflanze reGelber Enzian (Gentiana lutea) generiert. Wer also solcherart Maßnahmen beim Sammeln von Blüten, Blättern und Wurzeln anwendet, schont die Bestände und trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Neuerdings beobachte ich eine steigende Tendenz hin zur kommerziellen Vermarktung von selbst hergestellten Naturprodukten. Das ist begrüßenswert, solange man nachhaltig erntet. Bedenklich und den Bestand gefährdend wird es, wenn gleich mehrere Produzenten ein und dieselbe „Entnahmestelle“ ausbeuten, womöglich unter dem altbewährten Verkaufsmotto: „Darf´s ein wenig (viel) mehr sein?“ Spezielle Sammeltipps zu diversen Nutz- und Heilkräutern findet man in der einschlägigen Literatur und im Internet. Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
FOTOS (4): HUBERT SALZBURGER
PFLANZEN PFLÜCKEN UND SAMMELN
Arnika (Arnica montana) Nach dem Pflücken der Randblüten bleibt der Arnika-Blütenkorb übrig.
Text: Hubert Salzburger Redakteur des önj-Magazins und Pflanzen-Experte h.salzburger@vonet.at INFOBOX Bevor Sie ganze Pflanzen oder Teile davon aus der Natur entnehmen, sollten Sie sich über ihren Schutzstatus informieren. Wir haben für Sie die Verordnungen aller neun Bundesländer zu geschützten Pflanzen zusammengetragen. Sie finden Sie auf unserer Website www.aufblühn.at
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NATURFREUNDE ÖSTERREICH
FOTO: NATURFREUNDE ÖSTERREICH
SEIT 126 JAHREN – MIT OFFENEN AUGEN DURCH DIE NATUR
Ende des 19. Jahrhunderts waren touristische Aktivitäten ein Privileg des Adels und zunehmend auch des Bürgertums und der Beamtenschaft. Die Naturfreunde wurden 1895 gegründet, um es der Arbeiterschaft zu ermöglichen, der Tristesse der Stadt zu entfliehen und ihre Freizeit am Land bzw. in den Wäldern und der Bergwelt zu verbringen. LINK: www.naturfreunde.at
Berg frei! Seit damals setzen sich die Naturfreunde auch für das freie Wegerecht ein, denn die adeligen Grundbesitzer und Jagdpächter wollten auf ihren Besitztümern nicht gestört werden. Die Naturfreunde grüßen sich heute noch mit „Berg frei!“, um die erfolgreich erkämpfte Wegefreiheit und somit den freien Zugang zu den Bergen für alle zum Ausdruck zu bringen. Aktiv für die Umwelt und einen sanften Tourismus Bereits 1910 (!) nahmen die Naturfreunde den Naturschutz als Ziel in ihre Statuten auf. Besonders am Herzen liegt ihnen ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten. Sie appellieren deshalb an alle, die gerne in der Natur unterwegs sind, die Umweltbelastung bei ihren Aktivitäten möglichst niedrig zu halten. Eine gute Vorbereitung und Planung der Tour ist das Um und Auf dafür, dabei sollte auch die Information über geschützte Pflanzen im Tourengebiet nicht zu kurz kommen. Dann kann man die Natur mit offenen Augen erleben und genießen. Naturfreunde und Naturschutzbund haben schon viele Naturschutzprojekte gemeinsam umgesetzt, so auch die Meldeaufrufe für Sichtungen der Berglandhummel oder von Zitronenfalter, Igel und Frauenschuh auf der Online-Meldeplattform www.naturbeobachtung.at. Auch 2022 gibt es ein gemeinsames Projekt, diesmal zum Thema „Geschützte Alpenblumen“. Wir freuen uns schon sehr auf diese Zusammenarbeit für die Natur!
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INFOBOX
Nachhaltige Mobilität beim Wandern: Der 2020 erschienene Wanderführer „Mit Bahn und Bus in die Natur“ stellt 46 Touren in ganz Österreich vor, für die man kein Auto braucht. Er kann unter umwelt.naturfreunde.at kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.
Text: Dipl.-Ing.in Regina Hrbek Naturfreunde Österreich regina.hrbek@naturfreunde.at
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CITIZEN SCIENCE
FOTO: BIRGIT MAIR-MARKART
CITIZEN SCIENTISTS LEISTEN EINEN WICHTIGEN BEITRAG ZUR BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG „Citizen Science“ ist ein relativ junger Begriff, der erst Mitte der 1990er-Jahre von Forscherteams definiert wurde. Mit dem auch als „Bürgerwissenschaft“ bezeichneten Phänomen werden Methoden und Fachgebiete der Wissenschaft bezeichnet, bei denen Forschungsprojekte unter Mithilfe von interessierten „Amateur*innen“ durchgeführt werden. Sie recherchieren, melden Beobachtungen oder führen Messungen durch.
Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
Gemeinsam Neues entdecken und voneinander lernen FOTO: CHRISTINE PÜHRINGER
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n naturwissenschaftlichen Bereichen wie der Phänologieforschung oder der Artenerhebung haben Amateur-Wissenschafts-Netzwerke in den letzten 15 Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Denn einerseits steigen die Anforderungen an die Expert*innen, indem es in vielen Bereichen mehr wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse braucht, andererseits ist die Ausbildung zur Artenkenntnis an den Universitäten stark rückläufig. Da bietet es sich an, auf das umfangreiche Wissen und die Beobachtungsgabe von Hobbyforscher*innen zurückzugreifen und die Wissenschaftler*innen so zu unterstützen. Typische Amateurbiolog*innen sind aber zumeist keineswegs „Laien“, sondern hochgradige Spezialist*innen mit oftmals profunder Kenntnis innerhalb bestimmter Organismengruppen. Bindet man die Bevölkerung in eine systematische Datensammlung ein, können Amateur*innen aktiv und eigenverantwortlich an Forschungsarbeiten in der Natur mitwirken und einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft leisten. Die umfangreiche Kenntnis der Bürger*innen wird dabei mit dem fundierten Wissen der Expert*innen zusammengeführt und genutzt. Solche „Tauschzonen des Wissens“ können durch die dynamische Vielfalt der Beteiligten und ihre unterschiedlichen Arbeitsweisen zu einem Zuwachs an Wissen führen, von dem letztlich alle profitieren. Citizen Science im Naturbereich eignet sich zudem hervorragend, um in der Bevölkerung die Artenkenntnis zu steigern und ein Bewusstsein für die Bedeutung der Artenvielfalt zu schaffen. Ein modellhaftes und erfolgreiches Beispiel für Citizen Science ist die Online-Meldeplattform www.naturbeobachtung.at des Naturschutzbundes.
FOTO: DANIEL KREINER
Kinder erforschen die Natur mit großer Begeisterung
Mensch oder Tier: Wer beobachtet genauer?
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NATURBEOBACHTUNG.AT
NATURBEOBACHTUNG.AT: NATURERLEBNISSE TEILEN
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Alle Fundmeldungen werden regelmäßig, während Schwerpunktzeiten meist sogar täglich, von mehr als 50 Expert*innen aus allen biologischen Fachrichtungen kontrolliert. Bei Meldungen mit bereits zugewiesenem Artnamen wird die Bestimmung kontrolliert und als „bestätigt“, „plausibel“, „zweifelhaft“ oder „falsch“ bewertet. Ist der Artname noch nicht zugewiesen, „bestimmen“ die Fachleute die Art. Die Melder*innen werden vom Ergebnis der Datenprüfung bzw. Bestimmung automatisch informiert. Bis dato wurden von 11.500 Melder*innen 620.000 Beobachtungen gemeldet und fast 500.000 Fotos hochgeladen. Die gewonnenen Daten sind die Grundlage für weiterführende Naturschutzmaßnahmen und bieten eine ausgezeichnete Basis für wissenschaftliche Publikationen. Auf diese Art unterstützt der Naturschutzbund mit naturbeobachtung.at maßgeblich die Biodiversitätsforschung in Österreich!
FOTO: GUNTRAM HUFLER
ie Plattform naturbeobachtung.at bietet naturinteressierten Menschen umfangreiche Möglichkeiten, ihre Naturbeobachtungen zu teilen. So ermöglichen speziell angelegte Meldemasken für unterschiedlichste Organismengruppen detaillierte Einträge. Die Melder*innen können ihre Beobachtung taxonomisch bestimmen oder auch als „unbestimmte Art“ melden. Letztere kann von der Community dann nachträglich bestimmt werden. Belegfotos hochzuladen ist dabei ausdrücklich erwünscht und in der gleichnamigen App sogar verpflichtend. Auch Bilderserien zu einem beobachteten Individuum können hochgeladen werden, sie erleichtern den Expert*innen speziell bei schwer bestimmbaren Arten die Prüfung der Fundmeldungen immens. Ein besonderes Highlight der Webversion ist das rege frequentierte Diskussionsforum – mit mittlerweile über 200.000 Beiträgen. Hier können sich Melder*innen mit anderen Naturinteressierten austauschen, ihre schönsten Naturfotografien zeigen oder Expert*innen um Bestimmungshilfe bitten.
INFOBOX Auf naturbeobachtung.at können seit 2006 vielfältige Naturbeobachtungen gemeldet werden, 2018 wurde die Webversion für die schnellere und einfachere Bedienung um eine gleichnamige und kostenlose App für Smartphones erweitert (Android & iOS).
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Echter Seidelbast (Daphne mezereum)
Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
BESONDERE PFLANZENFUNDE
IMMER WIEDER NEUE ERKENNTNISSE MIT HILFE VON CITIZEN SCIENTISTS Aktive Naturbeobachtung ist eine ideale Möglichkeit, Menschen für Pflanzen zu interessieren und zu ihrem Schutz zu motivieren. Damit kann man auch jene ansprechen, die Pflanzen bis dahin nur als „Grünzeug“ ansahen. Spannende Bewerbe – wie der Citizen-Science-Award oder die „Aufblühn“-Wettbewerbe – aktivieren dabei besonders und sorgen auf naturbeobachtung.at immer für rege Beteiligung. Das beweist auch die Anzahl der Meldungen – innerhalb weniger Wochen gingen zu Beginn des „Aufblühn“-Projekts über 10.000 Pflanzenbeobachtungen ein. Das Datenprüfteam – Peter Pilsl, Maria Zacherl, Ursula Jarosch und Georg Pflugbeil – stellte erfreut fest, dass dabei immer wieder wissenschaftlich interessante Meldungen eintrudeln, auch von Kindern und Jugendlichen. Womit bewiesen wäre, dass sogar Volksschüler*innen bereits einen wichtigen Beitrag zur Erforschung unserer heimischen Pflanzenwelt leisten können!
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Hier stellen wir einige besonders interessante Pflanzenfunde aus diesem Zeitraum vor: 1 BREITBLÄTTRIGE TRAUBEN HYAZINTHE (Muscari latifolium) Gemeldet von: HBLA Elmberg, OÖ. Gefunden: 6. April 2021, 4040 Linz, Waldlehrpfad Pelmberg, DornachAuhof „Die vermutlich erste Verwilderung einer Breitblättrigen Traubenhyazinthe aus OÖ. Bisher wurde diese nur einmal in NÖ gefunden.“ 2 WINZIG-GELBSTERN (Gagea minima) Gemeldet von: Fritz-Strobl-Schulzentrum, Kärnten. Gefunden: 15. April 2021, 9805 Bezirk Spittal an der Drau, Baldramsdorf „Wohl auch aufgrund des frühen Blühbeginns ist diese Art bisher noch sehr wenig kartiert.“ 3 SAVE-ZAHNWURZ (Cardamine waldsteinii) Gemeldet von: VS Wildbach (Delfinklasse), Steiermark. Gefunden: 18. April 2021, 8530 Deutschlandsberg, an der Laßnitz „Eine besondere Meldung, weil der Fund sehr am Rande des bekannten Verbreitungs-Areals in der SüdSteiermark gemacht wurde.“
4 FINGER-LERCHENSPORN (Corydalis solida) Gemeldet von: Marina Pirker. Gefunden: 5. April 2021, 5700 Zell am See, Kurpark Thumersbach „Im Kurpark in Thumersbach wurde von Marina Pirker der Finger-Lerchensporn entdeckt, Guntram Hufler entdeckte einen weiteren in Saalfelden. Interessant sind die beiden Funde, da die Fundorte ca. 100 km von der natürlichen Verbreitung abweichen. Auf Grund der Siedlungsnähe der Fundorte ist eine etablierte Verwilderung anzunehmen. Zudem wurde eine Hybridisierung mit dem Hohlen Lerchensporn festgestellt.“
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5 Gross-Küchenschelle (Pulsatilla grandis) Gemeldet von: Gerhard Raimann. Gefunden: 28. März 2021, 2340 Bezirk Mödling Von Citizen Scientists kamen auch zahlreiche Nachweise der Groß-Küchenschelle am östlichen Alpenrand. Wissenschaftlich bemerkenswert ist zum einen, dass die Fundpunkte sehr genau das aktuelle Verbreitungsgebiet der Art abbilden. Zum anderen stammen die Beobachtungen zum Teil aus Gebieten mit nur „historischen“ Verbreitungsdaten, von wo in den letzten 30 Jahren keine bestätigten Meldungen mehr eingingen.
FOTOS: 1 HBLA ELMBERG; 2 FRITZ-STROBL-SCHULZENTRUM; 3 VS WILDBACH; 4 MARINA PIRKER; 5 GERHARD RAIMANN
Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
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Fieberklee (Menyanthes trifoliata)
FOTO: WOLFGANG SCHRUF
FOTO: BARBARA BAACH
TITEL
Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara)
„AUFBLÜHN“
SALZBURGS PFLANZENVIELFALT ENTDECKEN UND KENNENLERNEN
FOTO: PETER STÖCKL
Ohne Pflanzen kein menschliches Leben. Pflanzen sind Lebensmittel, Heilmittel, Genussmittel, Mitbewohner in Räumen, auf Balkonen, in Gärten und Parkanlagen. Sie stellen aber nicht nur unsere Nahrungsbasis dar, sie gestalten auch ganz wesentlich unseren Lebensraum, bunte Wiesen und Felder, vielfältige Wälder, Landschaften zum Erholen. Wir Menschen gehen gerne ins Grüne. Welche Pflanzen aber da wachsen und wo welche Arten zu finden sind, das wissen nur noch die wenigsten von uns. Daher ist es dem Naturschutzbund ein Anliegen, sowohl die Bedeutung als auch die Vielfalt der Pflanzenwelt wieder stärker ins Blickfeld zu rücken.
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Frauenschuh (Cypripedium calceolus)
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ir wollen Salzburgs Pflanzenvielfalt mit Kindern und Erwachsenen wieder entdecken, besser kennenlernen, Beobachtungen dokumentieren, uns daran erfreuen und schließlich auch für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume sorgen. Denn man schützt nur, was man liebt und man liebt nur, was man kennt. Aber wer kennt alle Pflanzen, die um uns herum wachsen? Bei vielen von uns ist nach Gänseblümchen und Löwenzahn schon Schluss. Doch unsere Natur hat viel mehr zu bieten! Allein in Salzburg gedeihen mehr als 3.000 unterschiedliche Blüten- und Farnpflanzenarten. Sie alle entführen bei genauer Beobachtung in eine unbekannte, spannende Welt. So kann man schon mit dem genauen Betrachten einer Blütenform in einen Mikrokosmos eintauchen. Um die Pflanzenwelt vor unserer Haustür näher kennenzulernen, bietet der Naturschutzbund im Rahmen des „Aufblühn“-Schwerpunkts eine umfassende Veranstaltungsserie, bei der für jede und jeden etwas dabei ist. Exkursionen und Bestimmungskurse ermöglichen allen Interessierten einen einfachen Einstieg in die Welt der Pflanzen. Bei Aktionstagen kann man nicht nur Blumen & Co. kennenlernen, sondern auch an Pflanzenexperimenten teilnehmen. Für Kinder gibt es zudem Erlebniscamps in der Natur und ein „maßgeschneidertes“ Programm im Rahmen einer Schulaktion sowie einen Wettbewerb, der das Pflanzenkennen für Schüler*innen zusätzlich spannend macht. Bei „Aufblühn“ Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
FOTO: ANDREAS THOMASSER
PROJEKT „AUFBLÜHN“
„Aufblühn“ wird von zahlreichen Partnern getragen: Mit dabei sind neben dem Naturschutzbund u. a. önj Salzburg, Salzburger Berg- und Naturwacht und die Botanische Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur. „Aufblühn“ ist eingebettet in die Initiative „Natur in Salzburg“ des Landes Salzburg.
Echter Beinwell (Symphytum officinale) FOTO: AUGUST FALKNER
können alle mitmachen, die sich für die Salzburger Pflanzenwelt interessieren. Wer jetzt sofort seine Pflanzenkenntnis unter Beweis stellen will, kann gleich losstarten und Funde von Blumen, Sträuchern oder Bäumen auf der Online-Plattform naturbeobachtung.at bzw. der gleichnamigen App melden. Dabei gibt´s Bestimmungshilfe von Expert*innen und die gewonnenen Informationen werden in die Biodiversitäts-Datenbank des Hauses der Natur eingespeist, um als Basis für Schutzmaßnahmen zu dienen. Speziell an Einsteiger*innen richten sich einfache Mitmach-Wettbewerbe, die Lust auf die Beschäftigung mit Pflanzen machen sollen. In einem Aktionszeitraum wird dazu aufgerufen, zwölf gesuchte Pflanzenarten im Bundesland zu finden und diese über eine eigene Eingabemaske zu melden. Dazu gibt es drei saisonale Schwerpunkte im Jahr – „Frühjahrsblüher“, „Sommerwiesenblumen“ und „Herbstfrüchte und -blätter“. Unter allen Teilnehmer*innen werden Preise verlost. Die Wettbewerbe bilden zudem das Rückgrat für „Aufblühn“-Mitmachaktionen an den Salzburger Schulen. Ziel von „Aufblühn“ ist es schließlich, die Artenkenntnis zu Pflanzen in der Salzburger Bevölkerung zu erhöhen und ihren Wert bewusst zu machen. Bestandsrückgänge sollen mit mehr Pflanzenwissen der Bevölkerung und mit Hilfe der Citizen-Science-Plattform www.naturbeobachtung.at früher erkannt und so Gefährdungen besser entgegengewirkt werden. Die enge Zusammenführung von Wissenschaft und Hobbyforscher*innen ist das besondere Element von „Aufblühn“, von dem beide Seiten profitieren: „Laien“ bekommen Expert*innenhilfe und die Wissenschaftler*innen erhalten umfassende Daten.
FOTO: WOLFGANG SCHRUF
Die Salzburger NaturschutzLandesrätin Daniela Gutschi und NaturschutzbundPräsident Roman Türk beim gemeinsamen Frühlingsblumen-Entdecken
Orangerotes-Habichtskraut (Hieracium aurantiacum L.)
LINK: Nähere Informationen zum Projekt gibt es auf www.aufblühn.at
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WETTBEWERBE
DIE „AUFBLÜHN“-WETTBEWERBE
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peziell für Botanik-Neulinge bietet der Naturschutzbund im Rahmen von „Aufblühn“ Wettbewerbe zum Mitmachen an. Das Melden bekannter Pflanzenarten soll dabei sehr einfach möglich sein und nicht über detaillierte Erfassungsmasken erfolgen, sodass man auch ohne Vorwissen ins Pflanzenbestimmen und -melden einsteigen kann. Die „Aufblühn“-App bietet per Smartphone die Möglichkeit, schnell und spontan direkt in der Natur Beobachtungen zu melden. Die einfache Handhabung spricht dabei für sich: Das Öffnen der App lädt eine Fototafel mit Grafiken der zwölf gerade gesuchten Pflanzenarten (siehe dazu Seiten XVI–XXI). Je nach Aktionszeit ist immer nur die „aktuelle“ Fototafel aufrufbar (Frühjahr/Sommer/ Herbst). Mit Klick auf eine der Grafiken eröffnen sich zwei Möglichkeiten, eine Pflanze zu melden: Entweder laden die Melder*innen das Pflanzenbild aus der Fotogalerie ihres Smartphones oder sie klicken auf „Mit der Kamera
ein Bild schießen“. Nach dem Hochladen des Belegfotos zur zuvor ausgewählten Pflanzenart ist die „Minimalmeldung“ bereits fertig und wird mit dem Server synchronisiert (Fundzeit und Fundort werden automatisch aus den Bilddaten eruiert). Damit ist die Meldung auch in der Webversion www.naturbeobachtung.at sichtbar und kann dort von den Expert*innen geprüft werden. Zusätzlich zu den zwölf Grafiken gibt es für Ambitioniertere (oder wenn Melder*innen bereits alle zwölf Arten gemeldet haben) den Link „Weitere Arten melden“, der in den allgemeinen Meldebereich von naturbeobachtung.at weiterleitet. Die Möglichkeit, am Wettbewerb teilzunehmen, gibt es übrigens auch über die Webanwendung von naturbeobachtung.at. Unter allen Teilnehmer*innen werden nach jedem Wettbewerb Gewinne verlost.
KARIKATUR: LAND SALZBURG/THOMAS WIZANY
„NATUR IN SALZBURG“
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gemeinsam unsere Lebensqualität erhalten Ob Blumenwiese, Hecke oder wildes Eck mit heimischen Wildkräutern, regionalen Gehölzen und Sträuchern – hier kann man Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten entdecken. Eine große Artenvielfalt ist nicht „nur” schön anzusehen – sie wirkt sich auch positiv auf all unsere Lebensbereiche aus. Mit der Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
SCHULMODUL
FOTOS: WOLFGANG SOLLBERGER
„AUFBLÜHN“ AUCH IN SCHULEN
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inder sind neugierig. Sie gehen mit offenen Augen durch´s Leben, sind höchst interessiert an ihrer Umwelt, nehmen alle Informationen mit Begeisterung auf, beobachten mit großer Genauigkeit und haben riesige Freude an Entdeckungen. Die Prägung für Interessen erfolgt dabei in einer sehr frühkindlichen Phase. Eltern, Großeltern und alle Personen, die Kontakt zu Kindern haben, können deren Interessen fürs ganze Leben massiv beeinflussen. Denn: Was man bis zum 15. Lebensjahr nicht zu schätzen gelernt hat, wird man im Erwachsenenalter kaum noch lieben lernen. Deshalb haben auch Lehrer*innen einen großen Einfluss auf unseren Nachwuchs. Der Naturschutzbund will bei seinen Projekten daher auch immer wieder Schulen stark einbinden. Ein wichtiger Partner ist dabei die Jugendorganisation des Naturschutzbundes, die Naturschutzjugend (önj) mit ihren vielen engagierten Menschen mit großer pädagogischer und didaktischer Erfahrung.
Initiative „Natur in Salzburg“ wird in Salzburg die Biodiversität gefördert: Ob Garten-Einsteiger*in, Balkonbesitzer*in, Profi-Gärtner*in, Bürgermeister*in, Schulkind oder Bauhofpersonal – Sie alle sind angesprochen, sich aktiv für Artenvielfalt einzusetzen! „Natur in Salzburg“ lädt die Bevölkerung ein, mitzumachen Nur gemeinsam können wir langfristig strukturreiche Lebensräume erhalten und schaffen. Mit verschiedenen Projekten setzen sich Salzburger Akteur*innen Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
Der „Aufblühn“-Schwerpunkt für Schulen startet im Herbst 2021 als Wettbewerb zum Thema „Herbstfrüchte und -blätter“. Alle Salzburger Volksschulen, NMS und Gymnasien sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. Während sich Schüler*innen der NMS und Gymnasien dabei mit der „Aufblühn-App“ auf die Suche nach den zwölf vorgegebenen Pflanzenarten begeben, werden für die Volksschüler*innen einfach gehaltene Pflanzensuchlisten in Papierform angeboten, die sie im Beisein ihrer Lehrer*innen ausfüllen können. Der zweite große Schulschwerpunkt findet nach demselben Muster im Frühjahr 2022 statt. Die drei besten Siegerklassen pro Wettbewerb werden mit Geldpreisen ausgezeichnet. Für die Lehrer*innen stehen darüber hinaus hilfreiche Materialien für den Unterricht auf www.aufblühn. at zum Herunterladen zur Verfügung – ebenso wie die vorliegende Broschüre und weitere Druckwerke. Bei der Einbindung von Schüler*innen steht weniger das „Sammeln von Daten“ als vielmehr die Bewusstseinsbildung bei den Jüngsten im Vordergrund. Der Schulwettbewerb wird vom Naturschutzbund Salzburg und der önj Salzburg unterstützt und auch die Salzburger Berg- und Naturwacht wird sich mit „Aufblühn“-Aktionen in ausgesuchten Schulen beteiligen.
für mehr Artenvielfalt, den Erhalt von Lebensräumen sowie Bewusstseinsförderung ein: „Natur im Garten“, „Natur in der Gemeinde“, „Natur in der Schule“, Vorträge und Exkursionen sowie die App des Naturschutzbundes „Aufblühn“ – ein „artenreiches“ Angebot für mehr Lebensqualität! INFOBOX Weitere Informationen unter
https://www.salzburg.gv.at/naturinsalzburg
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AUSGEWÄHLTE FRÜHJAHRSPFLANZEN
BUSCH-WINDRÖSCHEN (Anemone nemorosa) Das häufige Busch-Windröschen blüht im März bis Mai und kommt bevorzugt in Laubwäldern und auf (Mager-)Wiesen vor. Es tritt oft massenhaft auf, wenn die Bäume noch kein Laub tragen und wird 10–20 cm hoch. Als Hahnenfußgewächs ist das Busch-Windröschen eine giftige Pflanze.
GÄNSEBLÜMCHEN (Bellis perennis) Das häufig auf Wiesen, Rasenflächen, in Gärten und an Wegrändern vorkommende Gänseblümchen wird nur etwa 10 cm groß, sein Vorkommen zeigt nährstoffreiche Standorte an. Das Gänseblümchen ist ein Korbblütler und hat eine sehr lange Blütezeit, die von Februar bis November dauern kann.
WALD-GELBSTERN (Gagea lutea) Der Wald-Gelbstern gehört zu den Liliengewächsen. Er ist auf feuchten Wiesen oder in Laubwäldern im Hügel- und Bergland zu finden. Seine Blütezeit ist von März bis Mai, er erreicht eine Wuchshöhe von 10–30 cm. Im Alpengebiet vom Pinzgau nach Westen ist er gefährdet.
HUFLATTICH (Tussilago farfara) Der Huflattich kommt oft auf lehmigen, staunassen Böden vor und ist häufig an Äckern, Wegrändern, Sandgruben sowie Schuttplätzen zu finden. Von Februar bis April sind nur die gelben Blüten zu sehen, erst nach dem Verblühen erscheinen die großen, auf der Unterseite weiß behaarten Blätter.
LEBERBLÜMCHEN (Hepatica nobilis) Das ab Februar bis April blühende Gewöhnliche Leberblümchen ist eine kalkliebende, 6–15 cm hohe mehrjährige Pflanze, die in Laubwäldern im Hügelland und Gebirge vorkommt. Es kann an seinen Standorten massenhaft auftreten. Als Hahnenfußgewächs ist das Gewöhnliche Leberblümchen giftig.
LERCHENSPORN (Corydalis sp.) Lerchensporne sind Erdrauchgewächse, die bevorzugt auf lehmigen, nährstoffreichen Böden wachsen. Ihre Blüten sind spornartig verlängert. Auf einer Pflanze befinden sich meist mehrere purpurfarbene Blüten, die in Trauben beisammenstehen. Lerchensporne blühen zwischen März und April und sind giftig.
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AUSGEWÄHLTE FRÜHJAHRSPFLANZEN
ECHT-LUNGENKRAUT (Pulmonaria officinalis) Das im März bis Mai blühende EchtLungenkraut ist eine krautige, etwa 10–30 cm große Pflanze. Ihre Blüten sind zuerst rosa, dann violett und später blau. Weil auf einer Pflanze oft verschiedenfärbige Blüten zu sehen sind, wird das Echt-Lungenkraut im Volksmund auch „Hänsel und Gretel“ genannt.
SCHARBOCKSKRAUT (Ficaria verna) Das häufig im Hügel- und Bergland vorkommende Scharbockskraut ist ein schwach giftiges Hahnenfußgewächs mit Wuchshöhen von 5–10 cm. Es ist auf sehr nährstoffreichen und feuchten Standorten in Laubwäldern (besonders in Auwäldern) und auf Wiesen zu finden. Die Blütezeit ist zwischen März und Mai.
SCHLÜSSELBLUME (Primula sp.) Die auf Wiesen und in Wäldern wachsenden Schlüsselblumen sind Primelgewächse. Manche Schlüsselblumen-Arten sind gefährdet und geschützt. Die meist gelben Blüten erscheinen je nach Höhenlage und Art zwischen März und Juni. Im Hochgebirge gibt es Arten, die purpurfarben, lila oder violettblau blühen.
SCHNEEROSE (Helleborus niger) Die ab Februar bis April weiß blühende Schneerose kommt auf kalkigen Standorten in Laub- und Mischwäldern im Gebirge und Hochgebirge vor. In Tirol, Vorarlberg sowie teilweise in Salzburg (Pinzgau) ist sie gefährdet. Die Schneerose gehört zu den giftigen Hahnenfußgewächsen.
ECHTER SEIDELBAST (Daphne mezereum) Der Echte Seidelbast ist ein 30– 100 cm hoher Kleinstrauch. Die Blüten erscheinen vor den Blättern im März bis April und duften stark. Alle Pflanzenteile sind stark giftig und sollten daher weder berührt noch gepflückt werden. Zudem steht der Echte Seidelbast vielerorts unter Naturschutz.
SUMPFDOTTERBLUME (Caltha palustris) Die Sumpfdotterblume wird 15–40 cm hoch und ist an feuchten Standorten zu finden. Sie kommt in Sumpfwiesen, Gräben, an Bachufern oder in Schwarzerlenwäldern vor und ist im trockeneren Osten Österreichs gefährdet. Im März bis Mai ist die Blütezeit. Als Hahnenfußgewächs ist die Sumpfdotterblume giftig.
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AUSGEWÄHLTE SOMMERPFLANZEN
BOCKSBART (Tragopogon sp.) Der Bocksbart ist ein Korbblütler mit gelben Blütenköpfen, die sich nach dem Verblühen – ähnlich dem Löwenzahn – zu weißen Flugsamen verwandeln, die mit dem Wind verbreitet werden. Die schmalen, länglichen Blätter sehen grasartig aus. Typisch ist, dass alle Pflanzenteile weißen Milchsaft enthalten.
WIESEN-FLOCKENBLUME (Centaurea jacea) Die zu den Korbblütlern gehörende Wiesen-Flockenblume wird ca. 20– 60 cm hoch. Zwischen Juni und Oktober kann man die rosa oder purpurroten Blüten sehen. Die Blume kommt häufig auf frischen bis feuchten Wiesen vor, seltenere Formen der Wiesen-Flockenblume besiedeln auch trockenere Standorte.
WIESEN-GLOCKENBLUME (Campanula patula) Die 30–60 cm hoch werdende Pflanze gehört zu den Glockenblumengewächsen. Zwischen Mai und Juli sind ihre blauvioletten Blüten mit der typischen Glockenform zu sehen. Die ursprünglich häufig anzutreffende Blume findet sich heute nur noch in weniger intensiv bewirtschafteten Wiesen und an Straßenböschungen.
GEWÖHNLICHER HORNKLEE (Lotus corniculatus) Die zu den Schmetterlingsblütlern zählende Pflanze wird zwischen 5 und 40 cm hoch. Auffallend sind die zwischen Juni und August erscheinenden gelben Blüten. Ihr unterstes Blütenblatt, das Schiffchen, ist hornförmig aufgebogen. Der Gewöhnliche Hornklee bevorzugt eher wärmere Standorte.
ROTE LICHTNELKE (Silene dioica) Die Rote Lichtnelke gehört zu den Nelkengewächsen und ist eine 30– 90 cm hohe Pflanze, die bevorzugt auf kalkreichen, eher feuchten Böden vorkommt. Die Rote Lichtnelke blüht von Mai bis September mit rötlichem Blütenkelch und rosa Blütenblättern, wobei die Blüten immer nur tagsüber geöffnet sind.
MARGERITE (Leucanthemum sp.) Die Gruppe der Margeriten umfasst mehrere, leicht miteinander zu verwechselnde Arten. Margeriten sind Korbblütler mit Wuchshöhen von 15–70 cm und einer Blütezeit von Juni bis September. In der Mitte ihrer 4–7 cm großen Blütenköpfchen sind gelbe Röhrenblüten, am Rand weiße, längliche Zungenblüten.
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AUSGEWÄHLTE SOMMERPFLANZEN
GEMEINE SCHAFGARBE (Achillea millefolium) Bei der Gemeinen Schafgarbe, die 50 bis maximal 100 cm hoch wird, ist der Blütenkorb im Gegensatz zu anderen Korbblütlern kaum erkennbar. Die kleinen weißen oder rosa Blüten stehen scheinbar in Dolden beisammen. Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober. Beim Zerreiben duften die Blätter aromatisch.
SCHLANGEN-KNÖTERICH (Bistorta officinalis) Die zu den Knöterichgewächsen gehörende Pflanze zeigt ihre rosafarbenen Blüten von Mai bis August, die Form der Blütenstände erinnert an Flaschenbürsten. Der Schlangen-Knöterich wird 20–100 cm hoch. Er ist vor allem im IntensivGrünland durch Entwässerung oder Trockenlegung gefährdet.
GEMEINE WEGWARTE (Cichorium intybus) Die Gemeine Wegwarte ist ein 30–120 cm hoch wachsender Korbblütler. Ihre Blütenköpfchen bestehen nur aus länglichen blauen Zungenblüten. Sie blüht zwischen Juni und Oktober, wobei die Blüten nur vormittags geöffnet sind, und besiedelt neben Wegrändern, Brachen und Lehmböden sogar leicht salzhaltige Böden.
WIESENKLEE (Trifolium pratense) Der Wiesenklee, auch Rotklee genannt, ist ein Schmetterlingsblütler. Er bevorzugt nährstoffreiche Böden und wird 10–80 cm hoch. Zwischen Mai und Oktober blüht er purpurrot, blassrosa oder weiß. Im Grünland, auf Äckern, an Wegrändern und in lichten Wäldern kommt er sehr häufig vor.
WITWENBLUME (Knautia sp.) Die Witwenblumen sind Kardengewächse mit Wuchshöhen von etwa 30–100 cm. Ihre Blütezeit reicht von Juni bis August/September. Die flachen oder schwach gewölbten, runden Blütenköpfe sind lilablassblau, purpur oder violett gefärbt und werden gerne von Insekten besucht.
ZITTERGRAS (Briza media) Das Zittergras ist ein 20–50 cm hoch wachsendes Gras, das von Mai bis Juli blüht. Typisch sind in der Blütezeit die fast herzförmigen, aus mehreren kleinen Blüten bestehenden grünen oder violetten Ährchen, die an langen Stielen herabhängen und im Wind zittern.
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AUSGEWÄHLTE HERBSTPFLANZEN
BERG-AHORN (Acer pseudoplatanus) Im Mai bis Juni zeigt der Berg-Ahorn seine hängenden, traubenförmigen Blütenrispen. Im Herbst bildet er zweiflügelige Früchte, seine Blätter werden kräftig gelb. Der zu den Seifenbaumgewächsen zählende Baum wird 8–25 m hoch und wächst bevorzugt in schattigen Bergwäldern.
GEMEINE HASEL (Corylus avellana) Zwischen 1 und 10 m Höhe erreicht der oft vielstämmige, zu den Birkengewächsen zählende Haselstrauch. Bereits ab Februar sind die herabhängenden „Kätzchen“ (männliche Blüten) und die knospenförmigen weiblichen Blüten zu sehen. Die Früchte – Haselnüsse – reifen ab September.
GEMEINER SCHNEEBALL (Viburnum opulus) Der zu den Schneeballgewächsen zählende Strauch wird meist 1–3 m hoch und wächst an halbschattigen Standorten. Zwischen Mai und Juni blühen seine schneeweißen, trugdoldigen Blüten, die sterilen Randblüten sind auffallend vergrößert. Die ab August reifenden, rot glänzenden Früchte sind giftig.
GEWÖHNLICHE TRAUBENKIRSCHE (Prunus padus) Die zu den Rosengewächsen zählende Gewöhnliche Traubenkirsche kommt als 3–10 m hoher Strauch oder Baum an halbschattigen Standorten vor. Die weißen, zwischen April und Juni blühenden Blüten und die ab Juli reifenden rötlichen bis schwarzen Steinfrüchte sind in 10– 15 cm langen Trauben angeordnet.
GEWÖHNLICHE WALDREBE (Clematis vitalba) Die zu den giftigen Hahnenfußgewächsen zählende Gewöhnliche Waldrebe ist eine sehr häufige Lianenpflanze, die 1–10 m an Bäumen und Sträuchern emporklettert. Ihre weißen Blüten riechen unangenehm. Ab September reifen die „Federschweife“ tragenden Früchte, die vom Wind verbreitet werden.
HECKENROSE (Rosa-canina-Gruppe) Die auch Hunds-Rose genannte Pflanze wächst als 1–3 m hoher Strauch. Im Frühsommer trägt sie kaum duftende, fünfzählige rosa oder weiße Blüten. Im Herbst bildet sie rötliche Früchte, die sogenannten Hagebutten. Es gibt viele ähnliche Heckenrosen-Sippen, die nur Spezialisten unterscheiden können.
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AUSGEWÄHLTE HERBSTPFLANZEN
SCHLEHDORN (Prunus spinosa) Der zu den Rosengewächsen gehörende Strauch wird 1–3 m hoch und besitzt meist spitze Ästchen (Sprossdornen). Die Blüten erscheinen zwischen März und Mai, noch vor den Blättern. Ab Frühherbst reifen die kugeligen, blauen, 10– 15 mm großen Früchte, die erst nach dem Frost genießbar sind.
SCHWARZER HOLUNDER (Sambucus nigra) Der häufig vorkommende Strauch wird 2–7 m hoch und enthält im Astinneren ein weißes Mark. Ab Frühsommer blühen zahlreiche kleine, weiße, in schirmförmigen Rispen angeordnete Blüten. Die 5–6 mm großen schwarzen Früchte enthalten schwach giftige Samen und reifen im Spätsommer.
STIELEICHE (Quercus robur) Der zu den Buchengewächsen gehörende Baum erreicht Höhen von 15–40 m und bevorzugt helle Standorte. Im April/Mai sind die männlichen Blütenstände als 3– 6 cm lange, herabhängende „Kätzchen“ zu sehen. Ab September reifen die Eicheln genannten Früchte auf 2–4 cm langen Stielen.
VOGELBEERE (Sorbus aucuparia) Der auch Eberesche genannte, 2–15 m hohe Baum kommt in hügeligen bis bergigen Lagen vor. Im Frühsommer erscheinen die kleinen cremeweißen Blüten, die dicht in Blütenständen mit 200–300 Blüten zusammengefasst sind. Ab August reifen die hellroten, wie kleine Äpfel aussehenden Früchte.
WEISSDORN (Crataegus sp.) Der dornenbewehrte Weißdorn ist ein Rosengewächs und wird als Strauch 2–6 m, als Baum bis zu 10 m hoch. Er kommt in Hügel- und Berglagen vor. Die unangenehm riechenden weißen Blüten locken im Mai bis Juni bestäubende Insekten an. Die erbsengroßen roten Früchte enthalten einen oder mehrere Steinkerne.
WEISS-TANNE (Abies alba) Die Weiß-Tanne gehört zu den Kieferngewächsen und ist ein 20–45 m hoher, tiefwurzelnder immergrüner Nadelbaum. Die biegsamen Nadeln sind oberseits dunkelgrün, auf der Unterseite haben sie zwei helle Längsstreifen. Die Zapfen fallen nicht als Ganzes auf den Boden, sondern zerfallen am Baum.
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VERANSTALTUNGEN
PFLANZENVIELFALT ENTDECKEN UND ERFORSCHEN
Am nächsten Tag durften sich die Kinder in Gruppen eine Heilpflanze aussuchen und diese den anderen auf kreative Weise näherbringen – was allen hervorragend gelang. So gab es ein spannendes Kahoot-Quiz über die Brennnessel, andere kreierten Werbespots über Beinwell, Brennnessel und Spitzwegerich und wieder andere gestalteten ein Plakat über die Schafgarbe. Über mehrere Tage hinweg begleiteten uns Pflanzen auch während unserer Wanderungen. Die Kinder fotografierten viele Pflanzen mit ihren Handys, wieder zurück in der Hütte wurden die Pflanzen dann eifrig bestimmt. Zu unserer Überraschung zogen sie das klassische Bestimmen mittels Bestimmungsbuchs einer Bestimmungs-App vor. Das Team, das die meisten verschiedenen Pflanzen fand, wurde als Sieger gekürt, was sehr motivierend für die Kinder war. Unsere Wanderungen führten uns bis ins Gletschergebiet, sodass die Kinder Pflanzen aus verschiedenen Lebensräumen kennenlernen konnten. Bei den Projekttagen lernten die Kinder, die Pflanzen sowohl mit Hilfe von Bestimmungsbüchern als auch mit einer App zu bestimmen. Darüber hinaus legten wir großen Wert darauf, ihnen auch Achtsamkeit im Umgang mit Pflanzen zu vermitteln.
„Aufblühn“-Projekttage beim Sommercamp der Naturschutzjugend
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eim Naturerlebnis-Feriencamp in unserer Astenschmiede im Raurisertal widmeten wir uns mit den 11- bis 15-jährigen Kindern dem Schwerpunkt „Heil- und Giftpflanzen“. Zum Einstieg erfragten wir, welche Heil- und Giftpflanzen sie kennen würden und besprachen, dass sich die positiven von den negativen Effekten dieser Pflanzen manchmal nur durch die Dosis des Wirkstoffs unterscheiden. In Gruppen erhielten die Jugendlichen dann die Aufgabe, eine vorgegebene Pflanze zunächst mit Bestimmungsbuch zu bestimmen und ihre Wirkungsweise herauszufinden, danach sollten sie diese im Gelände vor der Hütte suchen. Im Anschluss stellten die Gruppen ihre Ergebnisse gegenseitig vor.
Text und Fotos: Stefanie Amberger Campleiterin und -betreuerin der Naturschutzjugend stefanie.amberger@naturschutzjugend.at
WEITERE „AUFBLÜHN“-VERANSTALTUNGEN SIND GEPLANT „Was blüht denn da?“, haben sich schon manche Naturfreund*innen gefragt und dann vielleicht mit einem Bestimmungsbuch oder mithilfe des Internets das Rätsel zu entschlüsseln versucht. Der Naturschutzbund Salzburg will mit der Kampagne „Aufblühn“ mithelfen, den Menschen die in ihrer Umgebung wachsenden Wildpflanzen stärker ins Bewusstsein zu rücken. Er will sie aber auch dazu animieren, die heimischen Pflanzen selbst bestimmen zu lernen. Dazu werden
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Bestimmungskurse und botanische Exkursionen angeboten – bei beiden sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Darüber hinaus sind mehrere regionale Naturschutz-Fachtagungen geplant, bei denen neben den Pflanzenvorkommen unter anderem auch der Schutz von Biotopen und der Umgang des Menschen mit den Lebensräumen thematisiert werden. Details und Termine der Veranstaltungen sind auf der Homepage www.naturschutzbund.at/salzburg zu finden.
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SIE SIND BEI
MIT DABEI
FOTO: PRIVAT
Edith Amberger, Landesleiterin Naturschutzjugend Salzburg Beim Projekt „Aufblühn“ staunten unsere Kinder und Jugendlichen, wie viele verschiedene interessante Pflanzen sich vor der Haustür verbergen. Gleichzeitig wurde ihnen klar, wie sie durch ihren Einsatz eine Wiese bunter und für Insekten wertvoller machen können. Erst wenn wir diese Vielfalt bewusst wahrnehmen, Natur mit allen Sinnen „be-greifen“ und Arten auch mit Namen kennen, erfassen wir ihren Wert. So möchte die önj übers Erleben die Jugend für die Natur begeistern und zu ihrem Schutz anregen. Wir freuen uns dieses Ziel auch durch „Aufblühn“ verwirklichen zu können!
Daniela Gutschi, Naturschutzlandesrätin Salzburg
FOTO: LAND SALZBURG
Mit der Initiative NATUR IN SALZBURG wollen wir mehr Vielfalt bei Flora und Fauna sowie deutlich mehr Blütenangebot für unsere Insekten in Salzburg schaffen. Um zu veranschaulichen, welche Arten schon verbreitet vorkommen, soll die Kampagne „Aufblühn“ die Aufmerksamkeit unserer Bürger*innen gezielt auf speziell ausgewählte Pflanzen lenken. Denn nur was man ER-kennt, das schützt man! So trägt Pflanzenwissen zum Artenschutz bei und vielleicht entdecken die Teilnehmer*innen spielerisch ja sogar die eine oder andere Naturrarität!
FOTO: ARCHIV NATURSCHUTZBUND
Winfrid Herbst, Vorsitzender | naturschutzbund | Salzburg Nicht mehr sehr viele Menschen haben sich einen engen Bezug zur Natur bewahren können, sind regelmäßig draußen und wissen die Vielfalt der heimischen Tier- und Pflanzenarten zu benennen. Doch das Interesse dafür und die Sehnsucht danach sind groß! Das merken wir bei den gut besuchten Exkursionen oder den Aus- und Fortbildungsveranstaltungen und Praxistagen, die wir regelmäßig veranstalten. Deshalb möchten wir mit „Aufblühn“ weitere Möglichkeiten bieten, die Kenntnis über den leider oft bedrohten natürlichen Artenreichtum zu vertiefen und seine Bedeutung zu vermitteln.
Alexander Leitner, Landesleiter Salzburger Berg- und Naturwacht
FOTO: PRIVAT
Eine der Aufgaben der Salzburger Berg- und Naturwacht ist es, die Bevölkerung über den Sinn und Zweck des Naturschutzes aufzuklären und zu informieren. Ein wesentlicher Teil davon betrifft unsere Kinder. Sie wirken zusätzlich als wichtige Multiplikatoren in ihrer Familie. Darum ist es der Berg- und Naturwacht ein Anliegen, dass unsere Jugend, die zukünftigen Erwachsenen, in ihrem unmittelbaren schulischen Umfeld zumindest einige heimische Pflanzenarten kennenlernen und wirklich in natura begutachten können.
FOTO: DAGMAR BRESCHAR
Peter Pilsl, Leiter Salzburger botanische Arbeitsgruppe (Sabotag) Viele Arten sind gefährdet oder bereits ausgestorben, aber auch die Pflanzenexpert*innen werden immer weniger – immerhin spielt Artenkenntnis im derzeitigen Schul- und Universitätsbetrieb nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Daher ist „Aufblühn“ ein wichtiger Baustein, um vielen Menschen zumindest eine Grundahnung von der Vielfalt unserer Natur zu vermitteln. Für mich ist auch wichtig, dass derartige Projekte, die ja große Mengen an Daten sammeln, nicht zum „Datengrab“ werden, sondern auch Aussagen für Naturschutz und Wissenschaft ermöglichen, die dann beispielsweise für stark rückläufige, also gefährdete Arten gezielte Maßnahmen für deren Erhalt setzen können. Beilage | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
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AUFRUF
Hilf uns beim Erforschen unserer heimischen Pflanzenvielfalt und teile mit uns deine Beobachtungen auf
naturbeobachtung.at
NATURPARK KALKALPEN
NATURSCHUTZBUND FORDERT NATIONALPARKERWEITERUNG
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FOTO: PRIVAT
FOTO: FRANZ KOVACZ
Text: Julia Kropfberger Obmann-Stv.in | naturschutzbund | Oberösterreich Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
er Nationalpark Kalkalpen im Südosten des Bundeslandes Oberösterreich wurde 1997 von Bund und Land Oberösterreich mittels Art.15a-Vereinbarung gegründet. Die internationale Anerkennung durch die IUCN (International Union for Conservation of Nature) als Schutzgebiet der Kategorie II erfolgte noch im selben Jahr. Das Schutzgebiet liegt in den Oberösterreichischen Kalkalpen, hat eine Größe von 209 km2 und umfasst das Reichraminger Hintergebirge und das Sengsengebirge. Vorrangiges Leitziel ist Wildnis in all ihren Facetten. Der Nationalpark Kalkalpen als größtes Waldschutzgebiet Österreichs leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und ist sowohl national als auch international ein außerordentlich wertvolles Schutzgebiet. Die gleichzeitige Ausweisung als Europaschutzgebiet, Ramsargebiet und UNESCO-Weltnaturerbe unterstreicht diese herausragende Bedeutung. Neben dem Schutz intakter Natur und der natürlichen Prozesse zählen Forschung, Bildung sowie die Information über einen sorgsamen Umgang in und mit der Natur zu den Kernaufgaben. Im Winterhalbjahr 2020/21 wurde der Nationalpark vom Landesrechnungshof intensiv geprüft und Defizite wurden aufgezeigt, die vielfach auch von den im Nationalpark-Kuratorium vertretenen NGOs Alpenverein, Naturfreunde, Naturschutzbund und WWF bemängelt worden waren. Nun sind die Politik und der Nationalpark zum Handeln aufgefordert. Gesetzliche und internationale Vorgaben müssen konsequent umgesetzt, Management weiterentwickelt und der Artenschutz verstärkt werden. Dazu bedarf es vor allem auch einer angemessenen finanziellen und personellen Ausstattung der Schutzgebietsverwaltung. Erste Verbesserungsmaßnahmen wurden bereits eingeleitet. Eine der wichtigsten Forderungen aus Sicht des Naturschutzbundes und der anderen Naturschutz-NGOs ist es, endlich – 23 Jahre nach seiner Gründung – die gesetzlich vorgeschriebene Erweiterung des Nationalparks auf die Gebiete der Haller Mauern und des Toten Gebirges einzuleiten und umzusetzen!
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THEMA
NATIONALPARK HOHE TAUERN SALZBURG: KERNZONE BLEIBT UNVERÄNDERT Die Pläne, wonach die Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern zu Gunsten einer Erweiterung der Außenzone verkleinert werden sollte, hat die neue Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) jetzt gestoppt.
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er Nationalpark Hohe Tauern wurde 1983 nach langen Verhandlungen mit den Grundbesitzern, der E-Wirtschaft und den betroffenen Gemeinden unter der Führung des damaligen Landeshauptmanns Wilfried Haslauer sen. von den im Salzburger Landtag vertretenen Parteien einstimmig beschlossen. Kärnten war Vorreiter, der Tiroler Anteil kam später dazu. Die Grundbesitzer hatten auch damals schon eine sehr starke Vertretung mit harten Forderungen an die Politik. Diese war bemüht, ihren Forderungen zu entsprechen, um die notwendige Zustimmung zum Nationalpark zu gewinnen. Die neuesten Wünsche der Grundbesitzer wollte man nun ganz ohne Diskussionen durch den Fondsbeirat des Nationalparks bringen, dabei wäre es zu folgenden Änderungen gekommen: Aus der Kernzone sollte eine Fläche von 5,2 km2 (ca. 5.000 ha) mit 27 weitläufigen, extensiv bewirtschafteten Almen zwischen Krimmler Achental und Gasteinertal von der Kernzone des Nationalparks in die landwirtschaftlich voll genutzte Außenzone kommen. Der Schutzstatus dieser Gebiete hätte sich dadurch markant verschlechtert, denn in der Kernzone ist zwar eine extensive landwirtschaftliche Nutzung erlaubt, aber der „Schutz der Natur in seiner Gesamtheit liegt im öffentlichen Interesse“. In der Außenzone hingegen sind die „Pflege und Gestaltung der Kulturlandschaft
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sowie die Erhaltung der Biodiversität im öffentlichen Interesse“. Unter dem Titel „Zeitgemäße Landwirtschaft“ wird hier mit Gülle- und Silolandwirtschaft, Geländekorrektur oder Erschließung über LKW-taugliche Almstraßen gearbeitet. Völlig unverständlich war auch der Plan, zwei Sonderschutzgebiete des Nationalparks aufzulassen: das Piffkar im Glocknergebiet und das Wandl im Raurisertal, beide noch dazu im Grundbesitz des Landes Salzburg.
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NATIONALPARKS
Blick in den Südostteil des Sonderschutzgebietes „Piffkar“ mit ausgedehntem alpinem Grasland, das von Kleingewässern durchsetzt ist.
FOTOS (2): INGE ILLICH
Das „Sonderschutzgebiet Piffkar“ mit einer Fläche von 472,43 ha wurde 1988 unter vollkommenen Schutz gestellt. Hier soll sich die Natur nach ihren eigenen Gesetzen weiterentwickeln. Das Gebiet reicht von der subalpinen Baumstufe von 1.750 m bis zu den hochalpinen Grasheiden am Baumgartlkopf in 2.626 m. Aufgrund der engen Verzahnung von silikat- und karbonathältigen Gesteinen hat dieses Sonderschutzgebiet im Bereich der Hohen Tauern eine besondere Bedeu-
Text: Prof. Dr. Eberhard Stüber Ehrenpräsident | naturschutzbund | Österreich, Vorkämpfer für die Österreichischen Nationalparks
FOTO: DAGMAR BRESCHAR
tung. Es entwickelte sich daher hier im Laufe der Zeit ein Hotspot der Langzeitforschung, die von der im Jahr 1989 gegründeten hochalpinen Forschungsstation an der Glocknerstraße in 2.373 m Höhe betreut wird. In diesem Rahmen wird gerade eine Arbeit über die Heuschreckenpopulationen der letzten 30 Jahre fertiggestellt. Beim Sonderschutzgebiet Wandl mit einer Größe von 13,14 ha, das 1992 geschaffen wurde, sollten die Dauerbeobachtungsflächen auf die Waldbereiche erweitert oder ergänzende Untersuchungen zur Wildproblematik gemacht werden. Diese Vorschläge wurden von den im Fondsbeirat vertretenen Vereinen Naturschutzbund Salzburg, Österreichischer Alpenverein Landesverband Salzburg, Naturfreunde Salzburg, der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA sowie von Landesumweltanwaltschaft und Universität Salzburg scharf kritisiert. Die Organisationen ersuchten die neue Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi, die Umsetzung dieser Pläne zu stoppen. All diese Pläne, zwei Sonderschutzgebiete aufzulösen, die noch dazu dem Land Salzburg selbst gehören, und 50.000 ha Kernzone in die bewirtschaftete Außenzone zu verschieben, waren ein Schock für die unzähligen Freunde des Nationalparks Hohe Tauern. Ihre Umsetzung wäre zudem ein Verstoß gegen die Alpenkonvention, die Österreich unterzeichnet hat und wonach der Schutz bestehender Schutzgebiete nicht vermindert werden darf. Nun sprach Naturschutzlandesrätin Gutschi ein Machtwort und beendete die Debatte, für eine Verringerung der Kernzone hat sie kein Verständnis. Zu diesem mutigen Schritt ist ihr zu gratulieren, damit hat sie eine entschlossene und zukunftsorientierte Tat für den Nationalpark Hohe Tauern und auch für ganz Österreich gesetzt.
INFOBOX Dieser erste große Nationalpark Österreichs war eine der bedeutendsten raumpolitischen Zukunftsentscheidungen unserer Republik. Heute erkennen wir durch das drastische Artensterben und den beängstigenden Bodenverbrauch die Bedeutung solcher Schutzgebiete.
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ARTENSCHUTZ
AUF DEN SPUREN DER HASELMAUS
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er zweite Teil ihres deutschen Namens trügt: Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) nicht um eine Maus, sondern um einen Bilch oder Schläfer. Dieser Bezeichnung wird sie durch einen bis zu sieben Monate dauernden Winterschlaf gerecht. Aber nicht nur sein langer Winterschlaf macht den kleinen Bilch zu einem selten beobachteten Tier: Haselmäuse sind scheu, nachtaktiv und ziemlich klein. Eine Begegnung ist da schon etwas Besonderes. Allerdings hinterlassen die kleinen Kletterkünstler verräterische Spuren, die ihre Anwesenheit verraten. Relativ leicht zu finden sind die Haselnüsse, die sie gerne verzehren. Doch vor dem Genuss des begehrten Inhalts muss die Schale geknackt werden. Dazu wenden Haselmäuse eine besondere Technik an: Sie halten die Nuss mit den Vorderpfoten fest, drehen sie und nagen dabei ein fast kreisrundes Loch in die Schale. Die Kante des Lochs ist beinahe glattgenagt, Spuren der Nagezähne findet man nur rund um den Lochrand. Diese Nagespuren verlaufen meist parallel oder schräg zum Rand. Auch ihre kleinen Kugelnester können auf die Anwesenheit von Haselmäusen hinweisen. Haselmaus gesehen? Wenn Sie also Nüsse mit den beschriebenen Nagespuren oder ein Kugelnest finden oder vielleicht sogar das Glück haben, einer Haselmaus direkt zu begegnen, dann machen Sie doch ein Bild und lassen uns an Ihrer Beobachtung teilhaben! Melden Sie Ihren Fund auf naturbeobachtung.at und helfen damit, die Verbreitung der possierlichen Tiere in Österreich besser zu erforschen.
FOTO: MARIA ZACHERL
naturbeobachtung.at – Funde können über die Webversion oder die kostenlose App gemeldet werden
Kein anderes Tier öffnet die Nüsse mit so kreisrunden Löchern wie die Haselmaus
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FOTO: STEFAN RESCH
INFOBOX Leitfaden – Die Haselmaus in der Landund Forstwirtschaft Die Haselmaus ist nachtaktiv und bewohnt das Dickicht von Waldrändern und Hecken. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise bleibt sie oft unbemerkt und wird bei der Planung von Eingriffen in ihre Lebensräume kaum berücksichtigt. Die Broschüre „Die Haselmaus in der Land- und Forstwirtschaft: Leitfaden mit praxistauglichen Empfehlungen für ihren Erhalt in der Kulturlandschaft“ beschreibt Maßnahmen zum Schutz des kleinen Bilches im Einklang mit land- und forstwirtschaftlichen Interessen. Sie ist als PDF-Datei kostenfrei im Internet auf apodemus.at verfügbar, gedruckte Exemplare können bei der HBLFA Raumberg-Gumpenstein bestellt werden (renate.mayer@ raumberg-gumpenstein.at).
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NAHRUNGSÖKOLOGIE
Untersuchungsgebiet am Schwarzaubach
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er Fischotter ernährt sich bekanntlich primär von Fischen. Diese zählen zu den gefährdetsten Tiergruppen. So gelten in der Steiermark entsprechend der aktuellen Roten Liste 84 % der Fischarten als gefährdet. Der Otter kann, so wie jeder andere Prädator auch, verschiedene direkte und indirekte Beeinträchtigungen der Fischfauna verursachen. Dazu zählen neben der eigentlichen Nahrungsentnahme u. a. nicht verzehrte Beute, Reduktion von Fortpflanzung und Zuwanderung, Störung der Ruhephasen, gesteigerter Verbrauch von Energiereserven, Verletzungen der Fische, oft mit nachfolgenden Parasitosen und erhöhter Sterblichkeit, vermindertem Wachstum, erhöhtem Stress etc. Könnte somit der Otter eine Gefahr für gefährdete Fischarten darstellen bzw. deren Bestände beeinflussen? Und könnte damit durch die betroffenen gefährdeten Arten – Fischotter einerseits und Fische andererseits – ein Konflikt innerhalb des Naturschutzes vorliegen? Um dieser Frage nachzugehen, hat der Naturschutzbund Steiermark den Wildbiologen Andreas Kranz und den Fischökologen Albert Rechberger mit der Durchführung des Projektes „Zur Nahrungsökologie des Fischotters in Hinblick auf gefährdete Fische“ beauftragt.
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Im Rahmen dieses vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung finanzierten Projektes sollen die Nahrung des Otters anhand von Losungsanalysen sowie die Entwicklung der Bestände gefährdeter Fischarten für die Dauer von fast einem Jahr erhoben werden. Als Untersuchungsgewässer wurden innerhalb des Europaschutzgebietes Grenzmur die mündungsnahen Abschnitte von Gamlitzbach und Schwarzaubach ausgewählt. Beide Abschnitte stellen offene Systeme dar und werden somit zumindest zeitweise auch von Fischbeständen der Mur mitbeeinflusst. Dies gilt in besonderer Weise für den Gamlitzbach, der in diesem Bereich auch als Umgehungsgerinne des Murkraftwerkes Spielfeld fungieren soll. Hinsichtlich der Losungsproben erstreckt sich der Untersuchungsabschnitt auf rd. 3 km je Gewässer. Die Fischfauna wird an je einer rd. 115 m langen Probenstelle an sechs Terminen bestimmt. Am Schwarzaubach erfolgt zusätzlich an dreien der sechs Termine die Probennahme an einer weiteren Stelle, womit auch ein Konnex zu früheren Erhebungen ermöglicht werden soll. FRAUENNERFLING (RUTILUS VIRGO) FOTO: WOLFGANG GESSL, HTTP://WWW.PISCES.AT
FOTO: ANDREAS KRANZ
FOTO: ANDREAS KRANZ
BEEINFLUSST DER FISCHOTTER GEFÄHRDETE FISCHARTEN?
Untersuchungsgebiet am Gamlitzbach
Autoren: Dr. Andreas Kranz, alka-kranz Ingenieurbüro für Wildökologie und Naturschutz e. U. andreas.kranz@alka-kranz.eu MMag. Albert Rechberger, Ingenieurbüro für Biologie und Gewässerökologie, albert.rechberger@forschungstaucher.at
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ARTENSCHUTZ
VON WILDBIENEN UND HONIGRAUSCH
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lle Bienen – Wildbienen ebenso wie die Honigbiene – sind wichtige Bestäuber – das ist inzwischen vielen klar. Äußerst kritisch zu betrachten ist jedoch die zuletzt verbreitete Ansicht, Honigbienenhaltung sei eine Naturschutzmaßnahme. Als Nutztier und „Super-Generalistin“ ist die Honigbiene vor allem für die Bestäubung von Massentrachten in der Landwirtschaft wichtig. Wo sie in hoher Dichte auftritt, kann sie für viele der etwa 700 in Österreich beheimateten Wildbienenarten zur Konkurrenz werden. Diese sind gerade wegen ihrer Vielfalt und häufigen Spezialisierung auf bestimmte Pollenfutterpflanzen wichtige Bestäuber vieler Pflanzenarten. Die Konkurrenz zwischen Honigbiene und Wildbienen um Nahrungsquellen sowie mögliche Auswirkungen werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts erforscht – die Ergebnisse sind jedoch, vor allem in Ländern, in denen die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) ursprünglich heimisch ist (Europa, Afrika, Vorderasien), nicht eindeutig. Wo sie eingebürgert wurde, wird sie auch als „invasive Art“ bezeichnet und negative Auswirkungen auf Wildbienenarten sind häufig nachgewiesen. Die Konkurrenzvorteile der Honigbiene gegenüber den meisten Wildbienen-
arten umfassen verschiedene biologische Eigenschaften (z. B. Auffinden von günstigen Nahrungsplätzen durch Scout-Bienen, Anspruchslosigkeit bezüglich Futterpflanzen, hohe Sammelflugdistanz). Hinzu kommt, dass besonders die Imkerei Honigbienen einen zusätzlichen Vorsprung verschafft, sei es durch Hygienemaßnahmen, Futterzugabe oder das gezielte Versetzen der Völker zu blütenreichen Standorten. Die so erreichten, oft unnatürlich hohen Honigbienendichten können zu starken Änderungen gesamter Bestäuber-Netzwerke führen und das Sammelverhalten polylektischer Wildbienenarten (diese sammeln Pollen von verschiedenen Pflanzentaxa – im Gegensatz zu oligolektischen Bienenarten, die ausschließlich Pollen von bestimmten Pflanzentaxa sammeln) hin zu Pflanzenarten mit geringerer Nahrungsausbeute ändern. Die Folge sind mitunter Reproduktionseinbußen bei Wildbienen. Entscheidend für Wildbienen ist jedenfalls nicht nur die Honigbienendichte, sondern auch das vorhandene Blütenangebot. So kommt es an blühenden Massentrachten zu keinem Konkurrenzverhältnis, sind diese jedoch verblüht, weichen Honigbienen auf Wildpflanzen aus und erhöhen so unter Umständen den Konkurrenzdruck auf Wildbienen.
Sandbienen (Andrena haemorrhoa) sind, wie die meisten Wildbienenarten, solitär lebend. An die oft unnatürlich hohen Honigbienendichten kommen sie nicht heran. In seltenen Fällen besiedeln Honigbienen auch Baumhöhlen. Diese Nester bestehen meist nur ein bis zwei KöniginnenGenerationen lang. FOTOS: HEINZ WIESBAUER
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WILDBIENEN
Honigbienen sind blütentreu und können als große Völker auch ergiebige Nahrungspflanzen komplett „abweiden“. Dadurch kann es zu Änderungen ganzer Bestäuber-Netzwerke kommen. FOTO: HEINZ WIESBAUER
Keine Honigbienen in Naturschutzgebieten? Vor dem Hintergrund des derzeitigen Landnutzungswandels und Zurückdrängens artenreicher Lebensräume auf kleine, isolierte Schutzgebiete wird nun die „Verbannung“ imkerlicher Tätigkeit aus Naturschutzgebieten diskutiert. Die Einhaltung von Pufferzonen ohne Honigbienenstände, vor allem um kleine Schutzgebiete, ist aus Sicht des Wildbienenschutzes sicher notwendig, denn dort leben oft seltene und stark gefährdete Wildbienenarten. Diese sind wegen ihrer speziellen Lebensraumansprüche nur lokal und auch nur an Orten anzutreffen, wo die Bedingungen für sie passen. Muss man ihnen dann zusätzliche Konkurrenz „vor die Haustür“ stellen? Eine detaillierte Bewertung der jeweiligen Situation ist nötig, denn ein völliges Fernhalten der Honigbiene ist schon wegen ihres großen Aktionsradius unrealistisch. Als Bedrohung sollte die „Verbannung“ der Honigbiene aus Schutzgebieten nicht interpretiert werden, denn Imkerei genießt praktisch eine Alleinstellung, indem sie natürliche Ressourcen auf fremdem Boden kostenfrei für ihr Geschäft nutzen kann. Darf es da, wo es aus Artenschutzgründen nötig erscheint, Einschränkungen geben? Aktuelle Erfahrungen zeigen, dass Imker*innen dazu beitragen wollen, dass Honigbienen und Wildbienen im Einklang leben können. Imkerei und Wildbienenschutz können also koexistieren und müssen es sogar. Das Engagement für struktur- und blütenreiche Landschaften sowie gegen Pestizideinsatz zum Schutz aller Bienen und aller anderen Insekten ist mit vereinten Kräften besser zu bewerkstelligen. Die Integration von Wissen über Wildbienen in die Schulungsprogramme der Imker*innenkurse in ganz Österreich ist dabei besonders relevant, um die verbreitete Meinung, Imkerei bedeute gleichzeitig Naturschutz, zu entschärfen. Letztendlich profitieren Wildbienen und Honigbienen gleichermaßen von mehr Wissen und einer verbesserten landschaftlichen Vielfalt, die auch vielen anderen Lebewesen zugutekommt.
Text: Dr.in Sophie Kratschmer, Katharina Zenz MSc, Mag.a Esther Ockermüller, DI Heinz Wiesbauer, Dr.in Dominique Zimmermann, Sabine Schoder MSc und Dr. Herbert Zettel für den Österreichischen Wildbienenrat FOTO: SOPHIE KRATSCHMER
Wespenbienen (Nomada) sind Kuckucksbienen. Die Weibchen versorgen ihre Nachkommen nicht selbst mit Pollen, sondern schmuggeln ihre Eier bei der jeweiligen Wirtsart ein.
INFOBOX Kontakte Wildbienenrat: https://www.naturverbindet.at/wildbienenrat.html Follow us on Facebook: https://www.facebook.com/wildbienenrat
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ARTENSCHUTZ
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ornissen (Vespa crabro) fallen sofort durch ihre Größe (bis zu 3,5 cm) auf. Diese sozialen Falterwespen sind weit friedlicher als gedacht: Hält man einige Meter Distanz und verharrt regungslos, kann man sie beobachten, ohne gestochen zu werden. Hektische Bewegungen, Erschütterungen oder eine Störung ihrer Flugbahn machen sie hingegen nervös. Sie interessieren sich weder für Süßspeisen noch für Limonaden, denn deren Zuckergehalt ist ihnen zu gering. Sie verabscheuen – genau wie Wespen – den Duft von Zitronen, Nelken oder Lavendel. Auch Parfüms, Zigarettenrauch und Abgase von Motoren sind ihnen zuwider.
FOTO: USCHEL PIXABAY
TIPPS FÜR DEN RICHTIGEN UMGANG MIT WESPEN UND HORNISSEN
NUR KEINE PANIK!
FOTO: AMBROS AICHHORN
Auch Nistkästen werden von Hornissen fallweise besiedelt. Sind sie zu klein für das Volk, wird einfach „angebaut“.
Koexistenz mit Hornissen? Komplett falsch ist die Mär, dass drei Hornissenstiche für Menschen tödlich seien. Das Gift der Hornissen ist sogar weniger stark als jenes von Wespen oder Bienen, allerdings ist ihr Stich aufgrund des langen Stachels deutlich schmerzhafter. Erwachsene Hornissen ernähren sich von Baumsäften oder saftenden Früchten. Ein intaktes Volk vertilgt täglich bis zu 500 g Insektenmasse, inklusive Wespen. Sie sind rund um die Uhr unterwegs, geschlafen wird kaum. Allerdings kommt es vor allem in den sehr frühen Morgenstunden wie auf ein unsichtbares Signal hin immer wieder zu kurzen Bewegungsstillständen im ganzen Nest. In der Nacht geraten sie bei Beleuchtung mitunter ins Hausinnere. In diesem Fall sollte man die Fenster weit öffnen und das Licht löschen, damit sie leichter ins Freie finden. Eigentlich bevorzugen Hornissen Baumhöhlen als Unterschlupf, doch Schuppen, Balkone, Rollladenkästen und Dachböden bieten passablen Ersatz. Die bis zu 60 cm hohen Nester haben eine muschelartig gemusterte Hülle mit großen Lufttaschen für die Kühlung. Der Staat ist zwischen Mai und Anfang November aktiv, danach stirbt das Volk. Lediglich die Jungköniginnen überstehen den Winter unter morschem Holz und Rinde oder in der Erde versteckt. Aufgrund von Frost, Pilzinfektionen und Nahrungsmangel überleben die meisten Hornissen den Winter nicht, nur zehn Prozent von ihnen werden im Frühjahr ein neues Volk gründen können. Für dieses legt die Königin ein neues Nest an, Altbauten werden nicht besiedelt. Im Winter ist das alte Nest unbewohnt und kann vorsichtig entfernt werden.
Die meisten Menschen wissen über die Lebensweise von Wespen oder Hornissen kaum Bescheid, daher versetzt deren Anblick sie in Angst. Die unbeliebten Kulturfolger richten kaum Schaden an, können jedoch schmerzhafte Stiche verursachen.
Hornissen sind wehrhaft und legen sich auch mit Tieren an, die größer sind als sie selbst.
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WESPEN UND HORNISSEN
Im Sommer sollte man Speisen und Getränke im Freien immer abdecken.
FOTO: SOFFIONE PIXABAY
„Wespenalarm“ vermeidbar Ob Kaffeekränzchen oder Gartenparty: Zum Schmaus im Freien gesellen sich im Sommer schnell ungebetene Gäste. Wespen (Vespinae) werden auch von Gerüchen wie Parfum, Cremes sowie bunter Kleidung angezogen. Deshalb sollte man Süßspeisen oder Wurst nie im Freien stehenlassen und Getränke nur mit einem Strohhalm trinken. Obst sollte man rechtzeitig abernten bzw. aufsammeln. Bierfallen sind umstritten, denn die Tiere sterben in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod. Wespen nutzen Holzfasern für den Nestbau, weshalb sie Holzverkleidungen beschädigen können. Ein knabberndes Geräusch ist allerdings kein Hinweis auf Nagetätigkeit: Wespenlarven (ebenso Hornissenlarven) „betteln“ mit Kratzgeräuschen an den Zellwänden. Zudem klingen auch die Laufgeräusche auf den Waben wie Nagen. Nach den ersten Frostnächten im Herbst sterben die Wespen, danach kann man das Nest gefahrlos entfernen. Sind Menschen gefährdet, kann eine chemische Bekämpfung auch im Sommer notwendig sein. Diese hat durch professionelle Schädlingsbekämpfer oder Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
geschulte Fachkräfte zu erfolgen. Mit Pestiziden oder Rauch selbst aktiv zu werden ist nicht empfehlenswert. Stiche vermeiden und behandeln Wird man von Wespen umschwärmt, sollte man ruckartige Bewegungen vermeiden und sie auch nicht mit Atemluft wegblasen. Das könnte sie zu Panikstichen verleiten. Vorsicht ist auch bei der Obsternte angesagt – mit geschlossenem Schuhwerk und Lederhandschuhen kann man sich gut schützen. Wenn man trotzdem gestochen wird: Die schmerzende Einstichstelle lässt sich mit kaltem Wasser oder Eiswürfeln kühlen. Ein bewährtes Hausmittel: Eine halbierte Zwiebel auf den Stich drücken – sie lindert Schmerz und Schwellung. Stiche im Mund- und Rachenraum können jedoch durch starke Schwellungen zu bedrohlicher Atemnot führen. Dann ist, ebenso wie bei allergischen Reaktionen (Kreislaufprobleme, Atemnot), unverzüglich die Rettung zu rufen. Allergiker sollten immer ihre Notfallmedikamente bei sich tragen.
Text: Mag. Barbara Grabner Natur-Journalistin barbara.grabner@gmx.at
FOTO: PRIVAT
Hornissen sind in mehreren österreichischen Bundesländern geschützt, man darf sie nicht fangen, verletzen oder töten. Ist aber Gefahr in Verzug (Kinder, Allergiker) und eine Umsiedlung notwendig, muss diese durch gewerbliche Schädlingsbekämpfer oder geschulte Fachleute ausgeführt werden.
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BÜCHER – SHOP
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Die Marienkäfer
Es ist überraschend, wie viele Informationen über Marienkäfer und ihre vielfältige Vernetzung in ihren Lebensräumen die kenntnisreiche Autorin auf eine Weise vorstellt, die auch schwierige Zusammenhänge flüssig lesbar macht. Der Text ist munter geschrieben, man spürt die Begeisterung der Autorin und ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Umweltbildung, speziell für Kinder. Dies kommt auch in einem Schlusskapitel „Projektideen und Spiele“ mit sehr spannenden Beispielen stark zum Ausdruck. Ursula Rauch, Die Neue Brehm-Bücherei, 2020, 72 Seiten, 105 Farb-Abb., 9 SW-Abb. Hardcover, ISBN: 978-3-89432-278-6, € 12,95
Blumen und ihre Paten
In vielen Pflanzennamen stößt man auf überraschende und oft auch fremdartig klingende Bezeichnungen: „Bougainvillea“, „Aronstab“ oder gar „Andromeda“. Immer wieder wurden Pflanzen nach berühmten Persönlichkeiten benannt oder antike Helden und Figuren aus der Bibel zu Namenspaten erhoben. Spannende und abenteuerliche Geschichten ranken sich um diese Paten und „ihre“ Pflanzen. In den beiden Bänden werden sie einander gegenübergestellt – eine aufregende Reise durch Geschichte und Botanik. Reinhold Gayl, Verlag Berger, 2019, 312 Seiten, zahlreiche Farbabb., Hardcover, ISBN: 978-3-85028-906-1, € 40,00 (Beide Bände)
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Das Buch zeigt, wie sich die Gehörnte Mauerbiene vom Ei zur fertigen Biene entwickelt, wie das Jahr einer Erdhummel aussieht und welch wichtige Aufgabe die wilden Verwandten unserer Honigbiene in der Natur haben. Unter den Klappen finden sich spannende Informationen zur Lebensweise und Vielfalt dieser interessanten und nützlichen Insekten. Mit der Schritt-für-Schritt-Anleitung am Ende dieses Buches kann man im Handumdrehen eine Nisthilfe bauen und die faszinierenden Tiere von ganz nah beobachten. Bärbel Oftring, Gerstenberg Verlag, 2021, 40 Seiten, durchgehend farbig, gebunden, ISBN: 978-3-8369-6098-4, € 15,50
Europas kleine Tiger Das geheime Leben der Wildkatze
Die Autorin folgt den Spuren der Wildkatze quer durch Europa und zeigt, dass diese offenbar gar nicht so einzelgängerisch und waldfixiert ist, wie bisher angenommen. Sie berichtet von raffinierten CSI-Methoden, die Forscher anwenden, um den genetischen Code der Tiere zu knacken, genauso wie von deren einstiger Verfolgung und heutigen „Verehrung“. Die Wildkatze fasziniert die Menschen; vielleicht auch wegen ihrer Ähnlichkeit mit unseren heimischen Stubentigern, mit denen sie aber sonst keinerlei Gemeinsamkeit hat. Alles Weitere verrät das Buch. Christine Sonvilla, Residenz Verlag, 2021, 256 Seiten, zahlreiche Abb., ISBN: 978-3-70173-523-5, € 24,00
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Jahr 2016 stand das Thema umTIROL NIEDERÖSTERREICH welt und Nachhaltigkeit im Mit-
telpunkt. Mit beginn des Jahres esordnung Im Alpenzoo, Weiherburggasse 37a Mariannengasse 32/2/16, 1090 Wien
2017 wurden zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte wie Partner6020 Innsbruck Mo–Do 9–13 Uhr schaft oder Willkommenskultur aufgenommen. Die heurigen akder Beschlussfähigkeit tionszeiträume sind: lebendige Partnerschaft / Einfach essen, T +43 664 4430959 T + F +43 1 4029394 icht durch den Geschäftsführer einfach trinken / Herzlichkeit verschenken / Tief durchatmen / tirol@naturschutzbund.at noe@naturschutzbund.at assiers Den Sonntag feiern / zeiten der besinnung echnungsprüfer ntlastung des Vorstandes SALZBURG OBERÖSTERREICH Gutes Leben – on Vorstand, Fachbeirat und Museumsplatz einfach und einfach trinken2, 5020 Salzburg Knabenseminarstraße 2, essen 4040 Linz üfern f Tätigkeiten und Fr 8–12 Uhr Mo–Do Uhr auchMo–Do geht es Ihnen8–13 manchmal so, dass 8.30–17, Sie amm von der Fülle Vielfalt derTKonsumwelt +43 662 642909-11 T +43 732und 779279 erung fast erschlagen werden? Je bewusster Sie ung über denoberoesterreich@naturschutzbund.at Voranschlag salzburg@naturschutzbund.at genießen, desto weniger brauchen Sie. ung über Mitgliedsbeiträge „Weisheit und Einfachheit ung über Anträge gesellen sich gerne.“ NATURSCHUTZJUGEND önj ÖSTERREICHISCHE (Russisches Sprichwort)
Kurze Pause
on Bundesgeschäftsführerin irgit Mair-Markart:
am mehr erreichen – ojekte des Naturschutzbundes rbeobachtung, Naturfreikauf, lfaltleben u. a. m. TIPP
elliger Ausklang
SIE
Bundesleitung Aktionswoche: 3. bis 9. April 2017Graz Angelo-Eustacchio-Gasse 44, 8010 Aufgabe: Eine Woche lang bewusst einfach essen und trinken office@naturschutzjugend.at In dieser Woche ein, einfache Speisen zu kochen. T laden +43 wir 664Sie5175889 am Montag oder Dienstag werden die lebensmittel für die ganze restliche Woche eingekauft. zu den Mahlzeiten wird möglichst nur Wasser aus dem Wasserhahn getrunken. als positiver Nebeneffekt dieser aktionswoche werden sich Ihr Haushaltsmüll und wahrscheinlich auch die Einkaufswege reduzieren. SUCHEN ARTIKEL Weitere Details ODER unter: AUTOR*INNEN? https://www.familie.at/site/salzburg/ angebote/projekte/gutesleben
›› Artikelübersicht (tabellarisch):
www.naturschutzbund.at/naturundland/Archiv/ rschutzbund wünscht den Mitgliedern und Freunden Frohe Ostern ›› natur&land-Ausgaben im pdf-Format:
http://tinyurl.com/Archivausgaben Danke für die unterstützung: (archiviert über das OÖ Landesmuseum)
mäß § 25 Mediengesetz für NATUR und UMWELT; Vorstand | naturschutzbund | Salzburg: Stv. Vorsitzender: CHNER, Geschäftsführer/Schriftführer: Dr. Hannes AUGUSTIN, Stv. Schriftführerin: Mag. Kassier: MMag. Dr. Johann NEUMAYER, Stv. Kassierin: Gabriele ESTERER; Redaktionssplatz 2, 5020 Salzburg; E-Mail: salzburg@naturschutzbund.at
(Crocus vernus
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Gedruckt nach der Richtlinie „DruckerzeugGedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ nisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, des Österreichischen Umweltzeichens, Salzkammergut Druck Mittermüller GesmbH, UW-Nr. 784 Druck & Medienwerk GmbH, UW-Nr. 1193
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ISSN: 0028-0607 DVR 0457884
Erscheinungsdatum: Juni Der | naturschutzbund | ist Mitglied der Weltnaturschutzorganisation „International Union for Conservation of Nature“
Sommerausgabe | natur&land | 107. Jg. – Heft 2-2021
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TIERISCHE NACHBARN IN STÄDTEN UND DÖRFERN In Österreich leben nur noch 23 % der Bevölkerung auf dem Land, alle anderen wohnen in Städten oder größeren Siedlungen. Dieser Trend wird sich in Zukunft noch weiter verstärken. Doch nicht nur Menschen bevölkern die Städte, auch überraschend viele Tiere haben diesen Lebensraum erobert und sich an die dort herrschenden Lebensbedingungen angepasst. Besonders Parks und die Peripherie der Siedlungsräume sind oft Schauplatz ungeahnten Artenreichtums. Viele Arten profitieren darüber hinaus vom reichen Nahrungsangebot und dem Fehlen natürlicher Feinde. Damit wird der Siedlungsraum auch für die Natur immer wichtiger. Wir wollen in der nächsten Ausgabe von natur&land das vielfältige Natur-Leben in den Siedlungsräumen sichtbar und bewusst machen und auch die eine oder andere Anregung geben, wie alle für die „Natur vor der Haustür“ aktiv werden können.
➔ HEFT 3/2021 „HERBSTHEFT“ ERSCHEINT IM SEPTEMBER
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Spuren hinterlassen
S
eit über 100 Jahren verstehen wir uns als „Anwalt der Natur“ und übernehmen in diesem Sinne Verantwortung für viele, oft bedrohte Tiere, Pflanzen und Lebensräume. Mit Ihrem Vermächtnis oder Ihrer Kranzspende helfen Sie uns, Österreichs Naturschätze für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und unsere Schutzprojekte fortzusetzen.
Zugunsten der Natur
Mit Ihrem Letzten Willen
E
in Testament zugunsten des | naturschutzbund | hilft der Natur, unseren Kindern und Kindeskindern. Wenn Sie mehr über die Arbeit des | naturschutzbund | wissen wollen, steht Ihnen die Geschäftsführerin Mag. Birgit MairMarkart gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie ein Treffen, persönlich und unverbindlich. Kontakt: Tel +43 662 642909-12 birgit.mair-markart@naturschutzbund.at Zu erbrechtlichen Fragen steht Ihnen der Rechtsanwalt unseres Vertrauens, Dr. Stefan Hornung, für ein kostenloses Erstgespräch zur Verfügung. Kontakt: Tel: +43 662 841616-0 stefan.hornung@lawconsult.at • www.lawconsult.at
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ISSN: 0028-0607 | Heft 2-2021/Juni
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