TEXT: NICOLE ALBIEZ
Der Fiebertraum eines Teenagermädchens Gehen ihre Emotionen mit ihr durch, verwandelt sich eine ungeschickte Dreizehnjährige in einen roten Panda. Ein Gespräch über den neuen Pixar-Streich Rot, der ab sofort bei Disney+ zu sehen ist.
M
ei Lee ist die perfekte Tochter. Pflichtbewusst, brav, eine Einserschülerin. Doch dann wird alles quasi über Nacht anders – man nennt es auch Pubertät. Wenn Kreative bei Pixar (Regie: Domee Shi, mit einem Oscar für den Pixar-Kurzfilm Bao ausgezeichnet) von dieser Zeit des hormonellen Schubs erzählen, verändert sich mehr als das Hautbild: Bei emotionalen Regungen verwandelt sich das chinesisch-kanadische Mädchen in einen roten Panda … In einem Videocall geben Aaron Hartline und Patty Kihm, die Animation Supervisor bei Rot, Auskunft über animierte Pickel und Anime-Elemente im Pixar-Universum. #turningred DOT.: Die Pubertät besteht aus Pickeln und neuen, oft nicht so rosigen Gerüchen. Wie (und wie schnell) habt ihr herausgefunden, wie süß oder räudig die Teenager-
jahre bei einem Mädchen ausschauen sollen/dürfen, das im PixarUniversum lebt? Kihm: Wir erinnerten uns alle daran, wie unbeholfen und schräg es ist, durch die Pubertät zu gehen. Die Teenagerzeit ist ein Durcheinander; unangenehm, manchmal auch erschreckend. Jede Art von Veränderung ist chaotisch – und dann lernt man von der Erfahrung. Es war dieses Chaos und das Unangenehme, das Linkische, das Stolpernde, das wir in Mei Lees Figur zum Ausdruck bringen wollten. Hartline: Ich liebte die Metapher des roten Pandas für die Pubertät. Man fühlt sich während der Pubertät in seinem Körper nicht wohl. Es gibt beispielsweise eine Szene, in der sie an sich selbst riecht und das Gesicht verzieht – es machte Spaß, mit solchen Momenten zu spielen. Wie fandet ihr die Erfahrung, Pickel zu animieren? Was würdet
ihr noch gerne machen, das ihr noch nicht animieren konntet? Hartline: Ich war es, der um Pickel gebeten hat. Ich sagte ganz früh: Wir erzählen hier von Teenagern, ich sehe aber keine Pickel, hier müssen Pickel her! Was ich sonst gerne animieren würde … gute Frage … Ich freue mich vor allem gerade darüber, dass Animation derzeit so offen ist; es passieren so tolle Dinge – mit Stilen und Stimmen, die wir noch nicht kennen, es ist gerade eine sehr aufregende Zeit für Animation. Kihm: Das stimmt, und ich habe das Gefühl: nicht nur bei Pixar, sondern dass sich Hollywood generell öffnet, um aus anderen Perspektiven und andere Geschichten zu erzählen. Ich finde das faszinierend. Es ist toll, einen Film zu sehen – und noch toller, ihn aus einem Blickwinkel zu sehen, den man so noch nicht kennt und über den man noch nicht nachgedacht hatte.
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