ARBEITSMARKT 2020
NICHTS GEHT MEHR OHNE ZUKUNFTSFORSCHUNG DAS ZUKUNFTSINSTITUT UND DIE SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG FÜR ZUKUNFTSFORSCHUNG SWISSFUTURE DEFINIEREN JEDES JAHR ZIRKA EIN DUTZEND SO GENANNTER MEGATRENDS. WELCHE DIESER TRENDS WERDEN UNS IN DIESEM JAHR BESONDERS BESCHÄFTIGEN UND WARUM IST ZUKUNFTSFORSCHUNG UND -MONITORING FÜR KMU SO WICHTIG? VON JOËL CH. WUETHRICH
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ie Zukunftsforschung gewinnt bei der Definition der Unternehmens- und Marketingziele eine immer grössere Bedeutung. Denn Zukunftsforschung ist eine Wissenschaftsdisziplin, die sich aus Statistik, Wahrscheinlichkeitslehre, Kulturwissenschaft, Systemtheorie und einer Vielzahl anderer Fachbereiche zusammensetzt. Es geht um die Analyse und längerfristige Prognose von Wandlungsprozessen. Eine Aufgabe der klassischen Zukunftsforschung ist es, Orientierungs- und Entscheidungshilfen für Management, Politik, Verwaltung und Wissenschaft bereitzustellen (Quellen: Swissfuture, Zukunftsinstitut.de). Zukunftsforschung bezieht sich – so betonen die Fachleute auf diesem Gebiet – auf Elemente seriöser Trendforschung, ist aber mit ihr nicht identisch: In der Zukunftsforschung geht es um die mittel- und langfristigen Auswirkungen von Veränderungsbewegungen in einem grösseren, ganzheitlichen Rahmen. Bei der Trendforschung geht es eher um einen mittelfristigen Horizont von fünf bis zehn Jahren. Aktuell kann man mithilfe von Big Data und vielen Ergebnissen immer deutlichere Prognosen machen. Seriöse Zukunftsforschung nimmt jedoch nicht nur quantitative Qualitätskriterien unter die Lupe, sondern auch qualitative Aspekte.
WICHTIG ZUR FESTLEGUNG VON UNTERNEHMENSZIELEN Die Basis einer Zukunftsforschung beziehungsweise eines Zukunftsmonitorings bilden das gerichtete Beobachten bestimmter Frühwarnindikatoren
GESCHÄFTSFÜHRER FRÜHLING 2020
sowie die ungerichtete Suche nach Anzeichen für bedeutsame Entwicklungen. Durch die Auswertung von Medien und dem Mediennutzungsverhalten der jeweiligen Zielgruppen, durch Desk-Research (Auswertung von Statistiken, empirischen Daten, Publikationen internationaler Organisationen und so weiter) sowie durch sogenannte Alltags-Ethnologie (qualitative Sozialforschung) wird das Umfeld – gleichsam einem Radar – abgescannt. Sämtliche aufschluss- und einflussreichen Zeichen werden anschliessend näher überprüft und durch die gezielte Suche weiterer Informationen vertieft sowie kategorisiert. So werden Hintergründe, Ursachen und ihre Verknüpfungen mit anderen Entwicklungen und Implikationen analysiert (Quelle: Büro für Zukunftsfragen). Der Monitoringprozess richtet sich auf einige hauptsächliche Bereiche, die in ihrer Gesamtheit unsere externe Umwelt vollständig beschreiben: die Gesellschaft (Demografie, Bildung, Werte, Lebensstile), die Politik (Gesetzgebung, Staatsformen, Parteien), Wirtschaft (Arbeitswelten, Produktentwicklung, Märkte, Globalisierung, Unternehmensführung), Technologie und Umwelt (Nachhaltigkeit, neue Energiekonzepte, spezifische Umweltprobleme, Ressourcenverknappung). Zukunftsforschung und - monitoring hilft also Unternehmen – seien es KMU oder grosse Konzerne –, die Unternehmensziele mittel- und langfristig zu bestimmen. Futuristinnen und Futuristen und Zukunftsforschende können zudem mit den Erkenntnissen auch die sogenannten Megatrends bestimmen. Regelmässige Leser/innen wissen: New Work, Digitalisierung, Gesundheit, Mobilität, Wissenskultur, Urbanisierung,