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Die Farbpoesien von Albert Mellauner
Das Stadtmuseum Bruneck ist nun wieder geöffnet und zeigt bis zum 11. Juli 2021 eine Ausstellung des Gadertaler Künstlers Albert Mellauner. Darüber hinaus ist auch eine umfassende dreisprachige Monografie über den ladinischen Künstler erschienen, in welcher die Kulturpublizistin Eva Gratl das Kernthema seiner Kunst analysiert und einen Gesamtüberblick über sein Schaffen und die öffentlichen Arbeiten bietet.
Der aus Welschellen stammende und in Bruneck lebende Künstler Albert Mellauner ist seit nunmehr 50 Jahren einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen abstrakten Kunst in Südtirol. Nach seiner Ausbildung in St. Ulrich, Venedig und Florenz hat er sich rasch und konsequent dieser Kunstrichtung zugewandt, doch nicht immer war seine Forschungsreise in die abstrakte Welt einfach und auch seine Kunstwerke stießen immer wieder auf Unverständnis. „Man nannte mich einen Tischdeckenmaler“, erinnert sich Mellauner zurück und so kam es, dass er z. B. in den 70er Jahren nach zehn Ausstellungen kein einziges Bild verkauft hatte. Sein Durchhaltevermögen hat sich aber gelohnt, denn immer wieder stößt man heute im öffentlichen und privaten Raum unserer Provinz auf Wände, die von der genauen Hand Mellauners gestaltet sind und die durch seinen unverkennbaren Stil überzeugen.
FARBE ALS LEBENSINHALT
Das künstlerische Lebenswerk von Albert Mellauner ist die Farbe. In seinen Werken zeigt der Künstler in unzähligen Variatio-
Albert Mellauner und Bürgermeister Roland Griessmair. Hermann Maria Gasser
nen was dieses Grundelement der Malerei alles kann. „Die Farbe ist mir das Wichtigste. Ich kann alle Emotionen mit ihr ausdrücken. Das geschieht bei mir aber nicht aus dem Bauch heraus. Ich bin ein rationaler Mensch. Ich will die Farben in Ordnung bringen. Es gibt keine Bauchkunst in mir“, so der Künstler. Die Farbtöne mit ihren infiniten Abstufungen, das Zusammenspiel von Kontrasten und Harmonie, das Alternieren von Leuchtkraft und Transparenz sind die Variablen dieses subtilen Farbenspiels. Aus diesen Variablen und mit einem aufwändigen Farbauftrag in Lasurtechnik erzeugt Mellauner auf dem Bildträger oder an der Wand einen Kosmos aus klar strukturierten, sich überschneidenden Farbflächen. Dahinter stecken eine genaue Kenntnis der Farbtheorien und eine jahrelange Auseinandersetzung mit der Farbe und ihrer Wir-
Landschaft, 2017-18 Lux 2016, 2019-20 Quadrat, 1977
kung, welche der Künstler mit der Sensibilität eines feinfühligen Farbpoeten bis auf Höchste verfeinert.
„FRECHE“ KOMPOSITIONEN
Die Anfänge des Künstlers in den 70er Jahren liegen im rational geometrischen Stil. Diese Werke sind durch einen konstruktivistischen Aufbau gekennzeichnet und ergeben sich aus der rhythmischen Anordnung und Überlagerung von Vertikalen, Horizontalen und Diagonalen. Und immer wieder findet man auch das Quadrat als Element und Motiv. Doch der Künstler spürt, dass er durch diese minimalistische Sprache die gewollte Intensität nicht erreichen kann und lockert in den darauffolgenden Jahren die strengen Kompositionen zugunsten der Ausdruckskraft der Farbe auf: Im Vordergrund steht seither die Farbe und ihr unglaubliches Potential an Graduationen, Nuancen und Kombinationen, die Spannung, Rhythmus, Leichtigkeit, Tiefe, Kraft, Licht und vieles mehr vermitteln. Die Ausstellung im Stadtmuseum zeigt einen Querschnitt durch Mellauners Schaffen, von den geometrischen Arbeiten bis hin zu den
DIE TERMINE
Die Ausstellung von Albert Mellauner ist bis zum 11.07.2021 zugänglich. Künstlergespräche mit Albert Mellauner:
11.06., 17 Uhr 26.06., 11 Uhr
ausdrucksstarken Landschaftsbildern und zu den jüngsten Kompositionen auf Holz, Papier und Glas, in welchen er „frech“ und gegen alle Kompositionsprinzipien arbeitet.
NEUE MONOGRAFIE „ALBERT MELLAUNER“
Anlässlich der Ausstellung im Stadtmuseum ist im Auftrag des Museumsvereins Bruneck auch eine umfassende dreisprachige Monografie über den ladinischen Künstler erschienen, in welcher die Kulturpublizistin Eva Gratl das Kernthema seiner Kunst analysiert und einen Gesamtüberblick über sein Schaffen und die öffentlichen Arbeiten bietet. Das sehr gelungene Kunstbuch ist im Stadtmuseum Bruneck erhältlich. Die Ausstellung ist bis zum 11. Juli 2021 zugänglich. Am 11. und 26. Juni findet hingegen ein Künstlergespräch mit Albert Mellauner im Stadtmuseum Bruneck statt. //