50 Jahre Quart Hirzbrunnen – das Jubiläumsmagazin

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QUARTIERENTWICKLUNG

Das Hirzbrunnen im Wandel RUTH SCHOLER MESSER

«Hinter dem Badischen Bahnhof» So wurde unser Quartier bis 1930 etwas abwertend genannt. Denn der Badische Bahnhof (fertiggestellt 1913) trennte mit einer breiten Schienenschneise das Hirzbrunnen vom Rest der Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Basel grosse Wohnungsnot, über dreitausend Menschen waren obdachlos. So baute man in den 1920er- und 1930erJahren hinter dem Badischen Bahnhof auf billigem Land für die bescheiden verdienende Bevölkerung Einfamilienhäuser mit Garten, dies zwischen der Riehenstrasse und der Bäumlihofstrasse. Ein grös­ seres Haus für Arbeiter und Angestellte kostete damals 26 000 Franken, unvorstellbar bei den heutigen Preisen.

Wohngenossenschaften Zu den ersten Genossenschaften im Quartier gehörten die immer noch beliebten Flachdachhäuser im Surinam. Um diese bauen zu können, hatte die Genossenschaft Lange Erlen 1928 ein Subventionsgesuch an die Regierung gestellt, das diese dann auch bewilligte. Doch wurde aus bürgerlichen Kreisen das Referendum dagegen ergriffen. Ein erbitterter Abstimmungskampf gegen die «sozialistisch-kommunistische Zwängerei» wurde geführt,

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aber Genossenschafter und Architekten gewannen die Abstimmung. Jetzt konnte gebaut werden, und die Häuser wurden schon 1929 bezogen. Auf dem Flugblatt zur Abstimmung lesen wir: «Raum ist in der kleinsten Hütte für ein liebendes Ehepaar. Aber wo ist Raum, ich bitte, für die grosse Kinderschar?» Im Zuge einer weiteren Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Genossenschaften zwischen Bäumlihofstrasse und dem Trassee der Deutschen Bahn. 1932 wurde die reformierte Kirche St. Markus eingeweiht, und 1950 die katholische Kirche St. Michael.

Ein Begegnungszentrum fürs Quartier? Eigentlich wollten die Architekten der Gründerzeit auch ein Begegnungszentrum errichten, dafür hatten sie das Landgut Hirschenbrunnen mit Park ausersehen. Doch daraus wurde nichts – das Geld fehlte schon damals. Heute steht dort das 1928 eröffnete Claraspital.

Das Allmendhaus und das Gemeinde­ zentrum Bäumlihof Das änderte sich 1970 mit der Einweihung des Allmendhauses. Und gleichzeitig erschien die erste Ausgabe des Quart! Und hier lesen wir: «Mit dem Allmendhaus wird ein offenes Hause für ALLE dem Betrieb übergeben. Aber es wird nicht allein bleiben. Wenige hundert Meter weiter wird das Gemeindezentrum Bäumlihof entstehen.» Man hoffte, dass man bereits 1971 mit der Überbauung des Gebiets zwischen Allmendstrasse und Bäumlihof beginnen könne. Geplant waren Hochhäuser und Wohnblöcke für mehr als viertausend Menschen, eine neue reformierte Kirche, ein Einkaufszentrum, eine quartiereigene Post (Basel 26, schon damals ein Thema), Alterswohnungen, Freizeiträume, ein Hallenbad, eine Kinderkrippe, eine Bibliothek mit Lesesaal usw. Quart freute sich: «Aus unserem ‹Wohn›-Quartier wird ein Gemeinwesen, und wir können miteinander Zukunft gestalten.» Doch es sollte alles anders kommen. Das neue Raumplanungsgesetz von 1972 setzte den Plänen ein Ende, das Gelände musste als Landreserve für kommende Generationen frei bleiben – und auch das Gemeindezentrum wurde nicht gebaut. Und als vor fünfundzwanzig Jahren die Stadt erneut Baupläne hatte, wurden diese durch die Annahme der Initiative «Der Bäumlihof bleibt grün» ein weiteres Mal verhindert.


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