The Red Bulletin AT 02/22

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GUIDE Gaming

„12 MINUTES“

Spiel dich schlau Bei diesem Thriller-Game durchlebst du zwölf Minuten immer wieder. Und lernst jedes Mal dazu. Bis du ein Rätsel um einen Mord lösen kannst. Was, wenn wir neu anfangen und Dinge anders machen könnten? Wir kennen das aus Zeitschleifenfilmen wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Der Protagonist durchlebt ein und denselben Tag immer wieder. ­Videospiele funktionieren oft nach dem gleichen Prinzip: Wer ein Leben verliert, versucht es noch einmal und lernt aus seinen Fehlern. Der portugiesische ­Künstler Luis António sah ­darin ­Entwicklungspotenzial, doch zuerst musste er seinem ­privaten Teufelskreis ent­ kommen. Er arbeitete für den Gaming-Riesen Rockstar Games, fühlte sich dort aber nicht ausreichend gefordert. 2016 wies ihm ein Auftrag als 76

Artdirector beim unabhängigen Rätselabenteuer „The Witness“ den Weg: Er würde lernen, wie man Spiele ent­ wickelt, und Visionen Wirklichkeit werden lassen. Eine davon hat nun das Licht der Welt

„Mein Game ist eine Studie über das Leben im Jetzt.“ Luis António, Spielentwickler

erblickt, sie heißt „12 Minutes“ und ist ein Zeitschleifenkrimi in Form eines Videospiels. Inspiriert von Stanley ­Kubricks „Shining“ und Alfred Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“, schuf Kinofan António ­einen packenden Thriller. Der Spieler ist ein Ehemann, der zu Hause mit seiner Frau zu Abend isst. Ein Polizist taucht auf und beschuldigt die Gattin des Mordes. Während man versucht, dem Rätsel auf die Spur zu kommen, beginnt die Szene alle zwölf Minuten von vorne – mit einer kleinen Besonderheit: Die Hauptfigur wird aus ihren Fehlern jedes Mal ein Stückchen klüger. „Ich habe mich mit dem Konzept akkumulierten Wissens aus­

Wie tickt der Mensch?

António entwickelte zahlreiche Varianten menschlicher Re­ aktionen. Dabei musste er verschiedene Verhaltensmuster studieren, von der Theorie der „gewaltfreien Kommunikation“ bis hin zum Umgang mit seinem Kind. „Wir bewerten ständig unsere Erlebnisse und machen uns Sorgen um die Zukunft“, so Luis António. „Deshalb geht es in vielen Zeitschleifenfilmen darum, ­irgendwann die Gegenwart zu akzeptieren. Mein Spiel ist ­eine Studie darüber, wie man im Hier und Jetzt leben kann.“ „12 Minutes“ ist für Windows, Xbox One und Xbox Series X/S verfügbar. twelveminutesgame.com THE RED BULLETIN

TOM GUISE

Szenenbild aus dem Game „12 Minutes“: der Held in seinem Badezimmer

einandergesetzt und es zu einem wesentlichen Element im Spielverlauf gemacht“, erklärt António. Als Sprecher konnte er die Hollywoodstars James Mc­Avoy, Daisy Ridley und ­Willem Dafoe gewinnen. Für all diese Entscheidungen erntete António Jubel von der Kritik. Und ganz nebenbei erfuhr er Faszinierendes über das mensch­liche Verhalten. „12 Minutes“ ist zwar stark dialogbasiert, dennoch stellte António fest, dass sich der Lernprozess nicht wesentlich von handlungsbasierten Spielen unterscheidet – oder auch vom Leben. „Wenn man in ­einem ‚Jump ’n’ Run‘-Spiel ­einen Sprung verpasst hat, denkt man: Okay, ich hätte wohl früher springen sollen. Das gilt für alles. Ich habe ­Interaktionen geschaffen, bei denen man mehr tun kann, als Leute abzuschießen. Wie wir Informationen aufnehmen und d ­ anach handeln, das ist ein laufender Prozess.“


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