The Red Bulletin DE 01/24

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ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

STELLA BOSSI

Wie die Berlinerin die Techno-Szene aufmischt

FLORIAN NEUSCHWANDER Durchhalte-Tipps vom Ultra-Runner

AB INS FREIE

Trailrunning, Mountainbiken, Kajak: Neue Abenteuer für dein Action-Frühjahr

BIKE-PRO

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Beim Dreh mit Fabio Wibmer (S.
REAL AND RAW, NO BULLSHIT. 1390 SUPER DUKE R KTM.COM Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis. Foto: R.Schedl

Contributors

LAURA EWERT

Die Berliner Culture-Autorin (u. a. „Monopol“, „Welt am Sonntag“) porträtierte für uns Techno-DJ Stella Bossi, die mit ihren wilden Sets und SocialMedia-Videos die Szene in Atem hält. Auch Bossi selbst muss einmal durchschnaufen und verabschiedete sich nach dem Interview in den Winterurlaub nach Thailand. Seite 18

MARC BAUMANN

Auf seine Art ist der Münchener Autor (u. a. „SZ Magazin“) Spezialist für Extremsituationen. Im Selbstversuch trat er als Comedian vor Publikum auf. Für uns traf er Kajak-Abenteurer Adrian Mattern in dessen Wohnung in Innsbruck und stürzte mit ihm Wasserfälle hinab – fürs Erste nur beim Videoschauen in der Küche. Ab Seite 42

ELLIOTT WILCOX

Der preisgekrönte Fotograf (u. a. „GQ“, Adidas) möchte stets Energie und Authentizität in seine Arbeit einfießen lassen.

Nachdem er Sängerin Priya Ragu in London für unser Feature getrofen hatte, sagte er: „Wir haben uns Priyas positive Einstellung zunutze gemacht, um Bilder voller Lebensfreude zu schafen.“ Ab Seite 72

ENDLICH RAUSZEIT!

Fährt Fabio Wibmer noch? Oder fiegt er schon? Der Mountainbike-Prof springt über eine Düne, Sonnenstrahlen scheinen durch den aufgewirbelten Sand: Es ist ein magischer Moment, den Fotograf Hannes Berger da festgehalten hat, wofür er einen Finalplatz bei Red Bull Illume ergatterte und der obendrein das ideale Motiv für das Cover dieser Ausgabe und ihr Outdoor-Special lieferte. Denn: Wo sammeln wir mehr einmalige Augenblicke als beim Sport unter freiem Himmel? Ab Seite 42 erklärt Kajak-Athlet Adrian Mattern, wie er weltweit unberührte Orte erkundet, Fitness-Ass Imke Salander zeigt ab Seite 58, wie du dafür in Form kommst, und ab Seite 64 empfehlen Outdoor-Creators wie Mountainbiker Lukas Knopf Abenteuer zum Nachmachen.

Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer!

Sonnige Zeiten: Fotograf Elliott Wilcox lichtet Sängerin Priya Ragu in farbenfrohem Outfit vor ebenso strahlendem Hintergrund in London ab.

EDITORIAL
THE RED BULLETIN 3
HANNES
BERGER/RED BULL ILLUME (COVER), CHRISTIAN BROX

In

suchte der

Kletterer „Magic Lines“ – Routen von unerhörter Schönheit.

Wenn

„sammelt“

64 GALLERY 6 ZAHLEN, BITTE! 12 EMOJI-INTERVIEW 14 HYPE-CHECK 16 HEROES STELLA BOSSI 18
die Berlinerin mit schrägen Clips und sehr viel guter Laune die Techno-Szene erobert. STEFAN GLOWACZ 20
Wie
Zentralasien
LUKAS KLASCHINSKI 22 Wie der Psychologie-Podcaster drei Tage in Dunkelhaft verbrachte und dabei neue Orientierung fand. OUTDOOR-SPECIAL PICTORIAL UND ... ACTION! 26
Extrem-
Sport zum Natur-Spektakel wird: Fotografen erzählen
Storys
Shots. KAJAK WILD AUF WASSER 42
Abenteurer
Natur
BIOHACKING POWERED BY NATURE 52 Zehn Tipps, wie du auf OutdoorAbenteuern die Kraft der Natur für dich aktivierst. WORKOUT FIT FÜR JEDES ABENTEUER 58 Fitness-Creatorin Imke Salander zeigt ein eigens für Outdoor-Sport entwickeltes Trainingsprogramm. ADVENTURE CREATORS SIE HOLEN UNS RAUS 64 Fünf Outdoor-Profs erklären ihren Sport und empfehlen dir Abenteuer zum Nachmachen. R’N’B STIMME VON INNEN 72 Priya Ragu machte immer nur, was die anderen wollten. Dann befreite sie sich durch die Kraft der Musik. UND JETZT DU! REISEN 81 HÖREN 86 LAUFEN 88 FAHREN 92 ERLEBEN 96 IMPRESSUM 97 LETZTE SEITE 98 INHALT 42 4 THE RED BULLETIN DINOSAUR, JENS KLATT/RED BULL CONTENT POOL, ELLIOTT WILCOX
die
hinter ihren besten
Wie
Adrian Mattern unberührte
72 THE RED BULLETIN 5
6 THE RED BULLETIN MARK HORSBURGH/RED BULL CONTENT POOL ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE

Toowoomba,

Mit Burnouts heizen die Racer der australischen Supercars Championship ihren Fans öfter ein – aber so kunstvoll wie Will Brown lässt selten einer seine Reifen qualmen. Bei der Präsentation des Rennwagens für die Saison 2024 brannte sich der Fahrer des Red Bull Ampol Racing­Teams ins Gedächtnis der Fans ein. Das Geheimnis des blauen Rauchs: 600 PS Power, Skills an den Pedalen und Farbpulver auf den Reifen.

Queensland, Australien BLAU GEMACHT
8 THE RED BULLETIN

Portland, Oregon, USA

LICHTER MOMENT

Die Sonne im Rücken, der Morgen noch frisch, die St. Johns Bridge eine märchenhafte Rampe in den Tag: Es ist ein glorioser Moment, den Skater Willis Kimbel hier erlebt. Und einer mit langem Vorlauf. Die Idee für das Bild hatte Fotograf Tal Roberts seit Jahren im Kopf. Doch auf der Brücke gibt es viel Verkehr – und unter Skatern wenige, die gern um fünf Uhr für ein Foto aufstehen. Willis rafte sich schließlich auf. Und wurde belohnt.

redbullillume.com

TAL ROBERTS/RED BULL ILLUME ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE

Berlin LUFTHOHEIT

Kraftvoll, akrobatisch und mit sehr viel Style: Dank dieser Attribute setzte sich B-Girl Jilou die Krone auf. Vor 900 Zuschauern zeigte die Breaking-Künstlerin beim Wettbewerb Red Bull BC One Cypher 2023 in Berlin ihre Skills und holte sich den Sieg. Wer diesmal den Thron besteigt und das Ticket fürs Weltfnale löst, wenn Deutschlands

Breaking-Elite zum Showdown antritt und Jilou ihren Titel verteidigen will? Am 30. und 31. März kannst du es im Berliner Theater des Westens erleben.

Scan den Code für Infos und Tickets:

THE RED BULLETIN 11 EVA BERTEN/RED BULL CONTENT POOL ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE

HELDEN DER SCHIEFLAGE

Die MotoGP gilt als Königsklasse des Motorradsports. Dieser Tage startet die neue Saison – mit ewigen Legenden, höchstem Tempo und steilen Erfolgskurven.

2002

ersetzte die MotoGP die 1949 begründete 500-cm3Klasse als höchste Kategorie der Motorrad-WM. Zehn der 22 Weltmeister titel gingen seither an spanische Fahrer.

36

Fahrer haben zumindest ein MotoGP-Rennen gewonnen. 17 davon sind 2024 am Start. Auch Fabio Di Giannantonio, der 2023 erstmals ein MotoGP-Race gewann.

366,1

km/h war 2023 der TopSpeed: gefahren von Brad Binder auf seiner Red Bull KTM in Mugello. 2002, in der ersten MotoGP-Saison, lag der Rekord bei 324,5 km/h.

748

PS hat das Safety Car der MotoGP, ein BMW XM Label Red mit elektrifziertem Antrieb. Wie stark MotoGP-Bikes sind, gilt als wohlgehütetes Geheimnis der Hersteller.

2.857.925

Besucher wurden 2023 bei 20 MotoGP-Events gezählt, davon 278.805 allein in Le Mans –insgesamt ein Plus von 17,7 Prozent gegenüber 2022.

70,8

Grad beträgt der maximale Neigungswinkel, mit dem sich Superstar Marc Márquez in die Kurve legt.

22

Renn-Wochenenden sind für 2024 geplant, am 7. Juli steigt der Große Preis von Deutschland am Sachsenring.

4

Saisons lang, von 2020 bis 2023, kam das Weltmeister-Bike von Ducati. 2024 fährt auch Marc Márquez (acht WM-Titel, sechs in der MotoGP) diese Marke.

40

Prozent einer Tankfüllung müssen ab 2024 nichtfossilen Ursprungs sein. Ab 2027 werden MotoGP-Bikes zu 100 Prozent mit Bio-Sprit angetrieben.

ZAHLEN, BITTE!
12 THE RED BULLETIN RED BULL CONTENT POOL(3), GETTY IMAGES HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT

Abenteuerwelt

Dein Outdoor-Erlebnis am Lago Maggiore

Natur- und Abenteuerparadies: 1’400 km Wanderwege, Trailrunning, Klettern, Bouldern, Radfahren und jede Menge Wasserspass!

...ganz zu schweigen von den über 2’300 Sonnenstunden im Jahr.

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Foroglio, Valle Bavona
14 THE RED BULLETIN LUKAS PIEL MAXIMILIAN REICH

WIR LAUFEN FÜR DIE, DIE ES NICHT KÖNNEN

5. MAI 2024

SEI DABEI

100 % DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

GENIE TO GO

Er spricht, erkennt und „denkt“! Den AI Pin kannst du dir an die Kleidung heften wie eine Brosche. TikTok feiert ihn als Smartphone der Zukunft – Tech­Checker Kirafn zerlegt ihn schon heute.

Kirafin heißt bürgerlich Jonas Willbold, ist 29 und unterhält seine 1,2 Millionen Follower auf TikTok mit ComedyFormaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

Hand statt Handy Bilder zeigt der AI Pin als Projektionen.

DAS TEIL

„Wie eine Brosche an die Kleidung geclippt, soll der AI Pin Smartphones ersetzen. KI ersetzt Apps, Projektionen den Screen, gesteuert wird mit der Stimme. Das Mikro erkennt Sprachen, KI übersetzt in Echtzeit, die Kamera erkennt Gegenstände und ‚scannt‘ sie bei Bedarf – etwa Nüsse auf deren Proteingehalt.“

DER HYPE

„So viele TikToks gibt es nicht, aber wenn eines hochgeladen wird, geht es gleich viral. In Podcasts und auf Tech­Portalen sehen Expertinnen und Experten den AI Pin tatsächlich als Vorboten einer Welt ohne Smartphones.“

DER CHECK

„Der AI Pin wirkt wie der futuristische Bruder von Siri und Alexa. So unmittelbar war KI noch nie in unseren Alltag integriert. Dafür verlangen die Macher satte 700 Dollar. Telefonieren kostet monatlich 25 Dollar on top – umständlich und teuer.“

Go-get-it-Faktor:

PERFEKT FÜR ... Nerds, die irgendwann einmal ihren Enkeln von den ersten Tagen der „Broschen­Ära“ erzählen wollen.

NICHT PERFEKT FÜR Mundfaule, die ihre Technik auch weiterhin schweigend bedienen wollen.

16 THE RED BULLETIN HYPE-CHECK

On the fast track.

CATCH THEM IF YOU CAN:

DAS DECATHLON FORD RACING TEAM

Wer hätte das erwartet? Erst 2022 gegründet, beeindruckt das DECATHLON Ford Racing Team schon ein Jahr nach Start mit seiner starken Wettkampf-Performance: 17 Siege und 47 Podiumsplätzen nach insgesamt 184 Rennen – das ergibt am Ende der UCI-Weltcupsaison 2023 einen sensationellen vierten Platz. Insgesamt sieben Fahrer:innen aus fünf Nationen und der Wille, die bisherige Rangordnung richtig aufzumischen, zeichnen dieses aufstrebende Racing Team aus. Dazu zählen unter anderen TopFahrer:innen wie der Franzose Joshua Dubau, die US-amerikanische Meisterin Savilia Blunk und Team-Captain Maxime Marotte. Jüngster Neuzugang ist die Neuseeländerin Sammie Maxwell, die sich seit letztem Jahr mit dem Junioren-Weltmeistertitel schmücken darf.

Team-Member Joshua Dubau

Natürlich sind solche Top-Leistungen nur mit einem professionellen Team im Hintergrund möglich. Neben einem Stab von Betreuern, Mechanikern und Strategen, unter denen sich sogar Ex-Profi-Fahrer befinden, sind auch die Ingenieurskräfte von DECATHLON ein sehr wichtiger Teil davon: Sie supporten das Team technisch, damit es im Wettkampf die volle Leistung abrufen kann. Kein Wunder, dass sie während der Wettkampfsaison nicht nur im B’Twin Village, dem Herz der Radsportabteilung von DECATHLON im französischen Lille daran arbeiten, sondern auch mit auf Tour gehen, um das Feedback der Profis direkt in die Entwicklung einfließen zu lassen. Und auch hier sind ehemalige Rennfahrer dabei: Zum Beispiel Joseph de Poortere, der heute als Produktin-

Nun gibt es natürlich verschiedene Arten von Krafttraining. Man kann es machen wie wahrscheinlich die meisten, die in ihrer Frei zeit ins Fitnesscenter gehen: Man steckt sich Kopfhörer ins Ohr, wärmt sich auf dem Lauf band auf, stemmt ein paar Gewichte, legt sich auf die Beinpresse. Anstrengend, aber nicht übertrieben anstrengend. Nachher muss die Kraft ja noch für die Arbeit, den Einkauf, die Kinder reichen.

Letzte Handgriffe

Marco bereitet sich im Ausgang zur Bergstation auf die Piste vor.

Marcos intensive Momente im Kraftraum hingegen sind kurz, aber brutal. Gott, sind die brutal. Marco schiebt sie vor sich her, doch nach einer Dreiviertelstunde Aufwärmen kann er sie nicht länger hinauszögern. Was dann als Erstes folgt, nennt er die «Umsetzübung». Er umfasst die am Boden liegende Langhantel mit beiden Händen, richtet den Rücken auf und blickt geradeaus. Dann streckt er die Beine von der Hüfte bis zu den Zehen explosiv durch und zieht die Hantel nahe am Körper nach oben. Im höchsten Punkt setzt er das Gewicht um,

das heisst, er legt die Hantel auf der Brust und den «umgeklappten» Handgelenken ab. Seine Beine federn den Druck leicht ab, der Rumpf wirkt stabilisierend.

Sattelfest: U23-Weltmeisterin Sammie Maxwell

genieur für die Rockrider Bikes verantwortlich ist. Doch egal, welche Seite – das Ziel ist für alle klar: bessere Bikes, bessere Rides! Insofern ist der Weltcup-Betrieb mit den Profis für DECATHLON ein wahres Entwicklungslabor. Das Ergebnis dieser engen Zusammenarbeit ist ein Bike, das schon optisch schnell ist: Das Rockrider Race 940S , mit dem sich das Team in die XC-Weltspitze gefahren hat.

Jetzt, Ende Juli, macht er von dieser Übung vier Serien à sieben Wiederholungen. Später wird er die Wiederholungen auf fünf, dann auf drei reduzieren. Je näher der Weltcupstart in Sölden Ende Oktober rückt, desto weniger Wiederholungen sind es. Am Ende macht Marco jede Übung nur noch einmal. Dafür legt er mehr Gewicht auf. Noch mehr, muss man sagen, bei all den 20-Kilo-Scheiben, die er schon Ende Juli auf der Langhantel montiert, die selbst bereits 20 Kilo wiegt. 125 Kilo vermag er bei der Umsetzübung hochzuheben, das ist das Anderthalbfache seines Körpergewichts. Aus der Lautsprecherbox dröhnt Green Day, Rage Against the Machine, AC/DC. Aus Marcos Haaren tropft der Schweiss. Er verzerrt sein Gesicht, beisst die Zähne zusammen, gibt zischende Laute und zwischendurch selbstmotivierende Rufe von sich: «C’mon, Marco!» Hantel umfassen. Rücken aufrichten. Hantel hochziehen. Gewicht umsetzen. Hantel auf der Brust ablegen.

Als Vorlage diente das Rockrider Race 900S , das in der Premierensaison 2022 gefahren wurde und komplett aus Carbon besteht. Im engen Austausch zwischen dem Team und den Ingenieur:innen von DECATHLON wurden alle Komponenten des Bikes auf den Prüfstand gestellt, optimiert und unter realen Bedingungen in Passy, am Fuße des Mont Blancs, getestet. So ist mit dem Rockrider Race 940S in nur knapp einem Jahr ein echtes Next Level Race Bike entstanden, dessen Rahmen in Größe M gerade mal 1,67 kg wiegt. Mehr zu den Bikes und dem Zusammenspiel zwischen Team und den Entwickler:innen aus Lille erfährst du, wenn du den QR-Code scannst.

Süsser Selbstbetrug? Völlig zwecklos! Es wäre so leicht, die letzte Wiederholung einfach wegzulassen. Niemand würde es bemerken, nicht einmal die Swiss-Ski-Kollegen Marco Kohler und Yannick Chabloz, die heute ebenfalls hier trainieren. Aber es wäre dumm. Denn Marco selbst würde es bemerken, irgendwann im Winter. Jede Serie, die er zu Ende führt, stärkt nicht nur seine Kraft, sondern auch sein Selbstvertrauen – weil er weiss, dass er nicht gekniffen hat.

Es ist auch dieses Wissen, das ihm letzte Saison einen besonders bemerkenswerten Rekord eingebracht hat: den Weltcup-Punkterekord. Der vormalige Inhaber der Bestmarke war Hermann Maier, der «Herminator», der in der Saison 1999/2000 auf genau 2000 Punkte kam (ein Weltcupsieg bringt 100 Punkte). Von Maiers Leistung hiess es, dass sie nie übertroffen würde. Marco übertraf sie nun um 42 Punkte.

Nach der letzten Wiederholung lässt er die Hantel mit einem lauten Stöhnen zu Boden fallen, trinkt einen Schluck, tigert durch den Raum, richtet den Blick wieder auf die Gewichte und konzentriert sich neu. Denn hier im Kraftraum geht es – auch wenn man das denken könnte – nicht bloss um rohe Kraft. Es geht darum, jeden Muskel richtig anzusteuern, jede Faser des Körpers im Griff zu haben. Es geht darum, sich nicht zu verletzen, obwohl derart extreme Belastungen geradezu prädestiniert dafür sind. Denn im Winter im Schnee wird genau das gefragt sein: die Fähigkeit, den Körper ans Limit zu treiben – und dabei nicht zu zerstören. Es geht darum, nie die Kontrolle zu verlieren. Nie, nie, nie darf man die Kontrolle verlieren. Und doch ist Marco alles andere als ein Kontrollfreak. Aber dazu kommen wir noch.

Wovon träumt die Equipe noch? 2024 ganz sicher von einer Medaille bei den Olympischen Spielen in Paris. Deshalb wollen sich alle im Team durch herausragende Leistungen in der laufenden UCI-Saison für einen Startplatz für ihr jeweiliges Heimatland empfehlen. Wir wünschen allen viel Erfolg für Paris! Zwei wichtige Voraussetzungen dafür sind auf jeden Fall gegeben: der Siegeswille und Bikes, die jede Herausforderung rocken.

THE RED BULLETIN 43 ANZEIGE
Auf Platz 5 der Weltrangliste: Belgische Olympiahoffnung: Emeline Detilleux

STELLA BOSSI

defniert gerade neu, was einen Techno ­Act ausmacht. Die Berliner DJ begeistert weniger mit riesiger Vinyl­Kollektion als mit unterhaltsamen Videos und ausgelassenen Gigs. Gefällt nicht jedem. Aber 1,1 Millionen Instagram­Followern schon.

Mit einem Tanzvideo fng alles an. Badeanzug, Sonnenbrille, die Tür vorm Berliner Club Kater Blau. Die Freundin flmt, Stella tanzt. Und jetzt ist sie weltberühmt. 1,1 Millionen Follower bei Instagram, eine Million bei TikTok. Im Jahr 2023 hat sie als DJ circa 140 Gigs in mehr als 30 Ländern gespielt. „Das fühlt sich einfach nur surreal an, und ich bin für jeden Gig unendlich dankbar“, sagt sie – wie man das als Popstar eben so sagt.

Das ist die Erzählung. Aber eigentlich ist das Phänomen Stella Bossi noch viel interessanter. Denn es erzählt nicht nur etwas über Veränderungen der TechnoSzene, sondern auch über einen größeren Generationenkonfikt.

ON POINT:

Geburtsort

Berlin Alter unbekannt Status aufregendste Techno-DJ der Welt

Hit

anbieter. Gefragt nach ihrem Style, antwortet Stella Bossi: „Unangepasst, wild und fdel.“ Und dann gibt es die Videos ihrer Sets. Stella tanzt, springt, mit ausgebreiteten Armen. Vor dem DJ­Pult, auf dem DJPult, dahinter auch. Immer in Bewegung. Immer mit Sonnenbrille. Immer sexy. „Ich liebe es, gemeinsam mit der Crowd auszurasten, egal wo, egal mit wie vielen und egal welche Uhrzeit“ – und das glaubt man ihr sofort. Die Kommentare unter ihren Videos verlaufen zwischen „Woher ist die Hose?“ und „Sie ist der Inbegriff von TikTok­Techno“. Love and Hate.

„Poetry“ (mit Artist Auk.)

Im Sessel über die Skipiste Vielleicht fängt alles aber eher damit an, dass Stella Bossi ein Berliner Feiermädchen ist. Große Klappe, der Hedonismus der Stadt als Teil ihrer Identität. Sie wolle einfach ihre bunte und verrückte Seite nach außen kehren und dann mal schauen, was passiert, sagt sie. Das bringt sie in ihren Videos ziemlich gut rüber. Am Ku’damm stellt sie ein Soundsystem auf und tanzt. Am Club Tresor reitet sie auf einem Schimmel vorbei. Die Skipiste rutscht sie auf einem Sessel runter. Durch den Berliner Flughafen fährt sie auf einem motorisierten Kofer. Badet in einer Wanne voller Gras­Blüten. Trinkt aus einem riesigen Glas, aus einer riesigen Flasche. So sieht ihr Social­Media­Content aus. Zusätzlich macht sie Werbung für bekannte deutsche Autohersteller oder Internet­Zahlungs­

Markenzeichen

Sonnenbrille

Stammladen

KitKatClub, Berlin

Mit „The Beat Must Fuck“ gründet Stella Bossi im Jahr 2020 ihr eigenes Label. Nimmt Tracks wie „Tackle“ oder „Das Boot“ auf. Dass sie das mit Musikern wie Marco Faraone tut, wird kritisiert. So ist das bei Frauen im Techno­Biz, denen gerne nachgesagt wird, dass sie nicht selbst produzieren. Bei ihren Kollegen ist das meist kein Thema. Ihre Musik beschreibt sie wieder mit unangepasst, aber auch mit „hart und sinnlich“.

TikToks statt Vinyl-Kollektion

Aber dass sie Musikerin ist, würden ihr einige gerne absprechen. Stichwort TikTokDJ. Also Techno­Acts, die eher durch kurze Tanz­Clips in den sozialen Medien auffallen als durch eine über zwanzig Jahre gesammelte Vinyl­Kollektion. Kollegin Monika Kruse umschrieb es kürzlich so: Zu viele DJs würden wegen ihres Social ­ MediaContents erfolgreich sein, nicht wegen ihrer Musik. Aber damit meint sie natürlich nicht nur Bossi. Sondern eine ganze Reihe von jüngeren Acts, die verstanden haben,

dass man sich auch im Internet verkauft, spätestens seit eine neue Generation Feiernder Musik, Tanzen, Party während der Pandemie im Internet gelernt hat. Da war Stella Bossi vorn mit dabei. Genauso wie bei der Fetisch­Mode, den härter gewordenen Beats oder den 90er­Hits, die sie als Edits veröfentlicht. Bossi ist Zeitgeist.

„Jeder, der eine gewisse Reichweite hat, ist auch Infuencer, und egal in welchem Genre man arbeitet, soziale Medien können dein Business befeuern. Muss man eben für sich nutzen. Aber ja, Segen und Fluch von Social Media.“ Die Welt sei kompliziert, sie versuche, ihr Leben zu leben und gute Laune zu verbreiten – online wie offline. „Ich habe nicht diese eine Schublade für mein Tun.“

Tanzend an den Tables

Und dann gab es noch diesen kleinen Skandal. Stella Bossi habe einen DJ, der vor ihr spielte, respektlos von der Bühne geworfen, heißt es auf TikTok. Der Hass wächst. Bossi entschuldigt sich. Doch vielleicht hat sie sich auch einfach nur nicht kleingemacht? Wer einmal auf einer Bühne aufgelegt hat, weiß, zu welchen Machtdemonstrationen es bei den Übergängen der Acts kommt. Es wirkt, als würde Bossi Strukturen in der Szene aufbrechen. Bewusst? „Ich nehme mich nicht zu ernst und passe mich ungern an. Zwei Dinge, die so nicht im ‚großen Buch des Techno‘ stehen“, sagt sie. Und hat sie damit Erfolg? „Mittlerweile trauen sich mehr und mehr Techno­DJs zu tanzen“, sagt sie und grinst.

Instagram: @stellabossi

HEROES
18 THE RED BULLETIN
„Ich liebe es, gemeinsam mit der Crowd auszurasten.“

Wenn Stella auflegt, ist auf dem Dancefloor Ekstase.

THE RED BULLETIN 19

STEFAN GLOWACZ

… sucht den Kick jenseits des Höher-schneller-weiter-Pfads. Sein neuestes Abenteuer führt den Extremkletterer in die Berge Zentralasiens.

Sein Ziel: „Magic Lines“ – Routen von unerhörter Schönheit.

TEXT MAXIMILIAN REICH

Der spannendste Moment auf seiner letzten Reise, sagt Stefan Glowacz, war nicht, als er in einer 130 Meter hohen Steilwand des Suntower im Alam Kuh Massiv hing –und der ist mit 4850 Metern immerhin der zweithöchste Berg des Iran. Der spannendste Moment war kurz davor: als er mitten in der Nacht mit seinem Lkw am Grenzübergang Bazargan von der Türkei in den Iran einreisen wollte. „ Einige Freunde hatten uns vorab gesagt, wir könnten problemlos hinein, schließlich seien wir Bergsteiger und keine Aktivisten. Andere Iraner wiederum hatten uns gewarnt, dass man uns als Geiseln nehmen würde, um die Bundesregierung zu erpressen.“ Fünf Stunden mussten Stefan und seine Begleiter ausharren. Dann, in den Morgenstunden, endlich das behördliche Go.

Osten der Weltkarte. Vor allem das PamirGebirge in Tadschikistan, von Kletterern bisher wenig erforscht, steht ganz oben auf seiner Wunschliste. „Unbekannte Orte interessieren mich mehr als irgendwelche Gebiete, über die du schon alles weißt, bevor du überhaupt losfährst.“

Macht der magischen Linie

ON POINT

Geburtsort Tittmoning Alter 58

Status

HochleistungsAbenteurer Erstbegehungen Über 20

Feuerland und ewiges Eis Stefan Glowacz ist Spezialist für heikle Situationen. Früher gewann der 58-Jährige unter anderem dreimal den Rockmaster in Arco und wurde 1993 Vizeweltmeister im VorstiegKlettern. Nach acht Jahren beendete er seine Wettkampfkarriere. Seither will er keine Trophäen sammeln, sondern etwas erleben – und das mit dem Hochleistungsklettern verbinden. 1999 segelt er für eine Expedition von Feuerland in die Antarktis. 2018 reist er mit Snowkite und Gepäckschlitten 1000 Kilometer durch die Wildnis Grönlands, um an der Ostküste eine 1300 Meter hohe Wand zu erklimmen. Mexiko, Venezuela, Patagonien – den halben Globus hat Glowacz bereist. Was ihm noch fehlt: der

Bücher 8

Im Sommer 2023 steigt der Bayer mit seinem Sohn Tim und zwei Freunden in einen umgebauten Militär- Lkw und fährt von Berchtesgaden 10.000 Kilometer nach Zentralasien, die Seidenstraße entlang. Die Ziele: der Berg Vay Vay in der Türkei, der Suntower im Iran und der Ziorat in Tadschikistan. Alle zwischen 3500 und 5000 Meter hoch. Aber die Gruppe will gar nicht auf die Gipfel. „Es gibt ohnehin so gut wie keine Berge mehr, auf denen noch keiner war“, sagt Glowacz.

Nebenjobs

Redner, Chalet-Betreiber, Filmproduzent, Autor

Stattdessen pickt sich das Team bestimmte Felswände heraus. Solche Abschnitte lassen sich auf mehrere Arten erklettern, ähnlich wie bei einer Kletterwand. Der Plan: eine anspruchsvolle Route fnden, die noch niemand zuvor geklettert ist. „Und wenn du da eine gerade Linie fndest, wo du nicht kreuz und quer über die Wand kraxeln und immer wieder absetzen musst, hat das etwas wahnsinnig Ästhetisches.“ Stefan Glowacz nennt das die „Magic Line“.

Die Routen, die das Team dafür auswählt, haben alle einen Schwierigkeitsgrad von 8a+ bis 8b. Erfahrene Bergsportler nehmen sich für gewöhnlich pro Saison eine Route dieses Kalibers vor. Glowacz und sein Team geben sich drei Monate für die komplette Reise. Doch es geht

nicht nur um die Herausforderung an der Wand. Expeditionen ins Niemandsland – wie punktuell in Asien, vor allem aber Abenteuer in Grönland oder der Antarktis – bedeuten oft: kein Strom, keine Dusche, kein Bett. Dazu täglich stundenlange Fußmärsche vom Basiscamp zur Kletterwand, um den Felsen auszukundschaften und für die Besteigung vorzubereiten, Bohrhaken im Stein anzubringen. Was für die meisten wie ein Albtraum klingt, ist für Glowacz der wahr gewordene Traum. „Wenn du dich so reduzieren musst, dann merkst du, wie wenig du eigentlich brauchst im Leben. Ein Schlafsack, eine warme Mahlzeit, ein sicherer Lagerplatz, und du bist der glücklichste Mensch der Welt.“

Scheitern als Teil des Plans Solche Lektionen will Glowacz weitergeben. Bei der Expedition hat ihn sein Sohn Tim, 27, von Beruf Kameramann, begleitet, um den Trip festzuhalten. Entstanden ist daraus der Dokumentarflm „Walls on Silk Road“. „Meine Kinder sind von klein auf gewohnt, dass ihr Papa mehrere Monate im Jahr unterwegs ist. Daher war es schön, dass Tim jetzt mal gesehen hat, welcher Aufwand in so einer Expedition steckt“, sagt Stefan und fügt hinzu: „Klettern ist eine Metapher fürs Leben. Du kommst an eine Stelle, wo du denkst: Boah, ist das schwer! Und dann probierst du es, scheiterst, bist erst mal enttäuscht – aber irgendwann erarbeitest du dir eine Lösung für eine Aufgabe, die zuerst unmöglich erschien. Und je höher die Hürde war, desto größer ist danach das Glücksgefühl.“

Scan den QR-Code und schau dir den Film „Walls on Silk Road“ an! Instagram: @glowaczstefan

HEROES
20 THE RED BULLETIN TIM GLOWACZ/RED BULL CONTENT POOL
„Je höher die Hürde, desto größer das Glück.“

Als Kletterer wächst Glowacz mit seinen Expeditionen.

THE RED BULLETIN 21

LUKAS KLASCHINSKI

ist der Jäger der verlorenen Gefühle: Der Psychologe sperrte sich drei Tage in Dunkelhaft, um sein Inneres komplett auszuleuchten. Wieso er seinen Emotionen so intensiv nachspürt? Weil sie uns verraten, wo’s langgeht, sagt er.

TEXT RÜDIGER STURM FOTO KATHARINA PASEMANN

Du hast Höhenangst? Dann auf zur nächsten Steilwand – mit blindem Bergführer! Du magst nicht allein sein? Ab in die Klosterzelle! Psychologie­Podcaster und Autor Florian Klaschinski begegnet seinen Ängsten, indem er ihnen, nun ja, ins Gesicht schreit. Damit steht er für eine neue Psychologengeneration, die ihr Wissen anhand eigener Erfahrungen vermitteln will. In Podcasts wie „Jakobs Weg – das Fitnessstudio für die Seele“ begeistert er eine wachsende Community. Seine These: „Gefühlsbereitschaft kann zu unserer größten Stärke werden, weil wir in ihr den Kompass unseres Lebens finde n.“ Zusammengefasst hat er sein Wissen nun in seinem Buch „Fühl dich ganz“ (Knaur Balance).

the red bulletin: Warum suchst du als Psychologe Extremerfahrungen?

Wie erkennt man, welche Erfahrung für einen richtig ist?

ON POINT

Man horcht in sich hinein: Was wollte ich lange machen, habe es aber noch nicht gemacht, weil ich Angst hatte, auch vor Reaktionen der anderen? Das muss jeder für sich entscheiden. In jedem Fall geht es darum, einem Gefühl der Unsicherheit zu begegnen. Das können auch vermeintliche Kleinigkeiten sein: etwa wenn man eine Person, die einem beim Bäcker aufgefallen ist, beim nächsten Mal anspricht und ihr seine Nummer gibt. Oft fnden solche Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich statt.

Geburtsort

Berlin Alter 40 Status

Fitnesstrainer für die Seele Sendungen drei eigene Podcasts (u. a. „Jakobs Weg“) Auszeichnung

lukas klaschinski: Theorie ist das eine, aber ich will alles selbst erfahren. Ich will an den dunkelsten Punkt der Erde gehen und spüren: Wie fühlt sich das an? Es ist ein wenig wie im Fußball: Du musst nicht unbedingt selbst Bundesliga gespielt haben, um ein guter Trainer zu sein – aber helfen tut es trotzdem.

Deutscher Hörbuchpreis Zusatzqualifikation Hypnotherapeut

Was ist der Nutzen dieser Erfahrungen? Sie schafen die Möglichkeit, unseren Gefühlen zu begegnen. Denn was wohnt einer neuen Erfahrung inne? Das Gefühl, dass wir nicht wissen, wie sie ausgeht. Da können Angst und Unsicherheit hochkommen, aber je mehr wir mit diesen Gefühlen in Kontakt treten, desto besser lernen wir, mit ihnen umzugehen.

Was waren deine extremsten Erfahrungen?

Meine drei Tage in absoluter Dunkelheit. Die Außenwelt war plötzlich wie ausgelöscht, dieses Nichts hat mich mit all jenen Gefühlen und Erinnerungen konfrontiert, die zuvor noch wie in einer Schublade geschlummert hatten. In dieser Situation absoluter Stille bin ich dem Tiefsten in mir begegnet –und habe so den Weg zurück zu meinen Emotionen gefunden. Und genau die sagen mir, was im Leben richtig und was nicht richtig ist. Das ist wie ein inneres Navigationssystem. Und wenn du daran keine Anbindung mehr hast, führt das irgendwann zum Burnout.

Was, wenn wer fühlt, was für ihn richtig wäre, es aber nicht umsetzen kann? Wir müssen uns die Frage stellen: Warum? Wenn wir das defnieren, können wir den Weg gehen, den dieses Warum erfordert. Warum zum Beispiel möchte ich Sport machen? Weil ich damit ein positives Lebensgefühl verbinde. Weil ich weiß, dass ich so

länger gesund und damit etwa auch länger Vater sein kann. Aber: Wir nehmen uns oft zu viel vor. Beim Segeln etwa reicht es schon, die Ruderpinne um ein Grad zu verändern, um eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Im Alltag müssen wir nur sagen: Was ist der kleinste Schritt, den ich heute gehen kann? Wenn wir es leicht anfangen, haben wir kleine Erfolgserlebnisse, die uns weiter motivieren.

Du empfiehlst in deinem Buch die Akzeptanz- und Commitment-Therapie, kurz ACT. Worum geht es da?

Zu ACT gehören sechs Tools. Das beginnt mit der Akzeptanz der eigenen Gefühle, führt über die Fähigkeit, Distanz zu den eigenen Gedanken zu gewinnen, bis hin zu einem sogenannten „Vertrag mit mir selbst“. Dabei committe ich mich, meine eigenen Werte umzusetzen. Diese Methode vereint das Beste aus alten fernöstlichen Praktiken und modernen Techniken, sie ist wie ein Werkzeugkofer für den täglichen Gebrauch. Mit ihr können wir besser mit Hindernissen umgehen, führen eine bessere Beziehung zu uns selbst und zu anderen.

Und was hast du für die nähere Zukunft an Extremerfahrungen geplant?

Ziemlich sicher werde ich mit einer künftigen neuen Partnerin wieder eine Familie gründen. Ja, das ist eine Extremerfahrung –das weiß ich von der Geburt meiner ersten Tochter: Sie brachte mir bei, wieder mehr im Moment zu leben, mehr auf den Weg zu achten und nicht nur auf die Ziele zu schauen. Außerdem, und das ist das Wichtigste: Sie hat mein Herz geöfnet – für neue Gefühle.

Instagram: @lukas.klaschinski

HEROES
22 THE RED BULLETIN
„Theorie ist das eine. Aber ich will alles selbst erfahren.“
Als Psychologe geht Klaschinski vom eigenen Beispiel aus.
THE RED BULLETIN 23

BEFLÜÜÜGELT DURCH DEN FRÜHLING.

NEU

OHNE ZUCKER

BELEBT GEIST UND KÖRPER®.

WER DIESE BILDER SIEHT, WILL SOFORT

SELBST INS FREIE (S. 26) +++ KajakAbenteurer Adrian Mattern über seine

kühnsten Trips (S. 42) +++ SO NUTZT DU DIE POWER DER NATUR (S. 52) +++ Dieses Work-out macht fit für jeden OutdoorSport (S. 58) +++ FÜNF PROFIS

EMPFEHLEN ABENTEUER ZUM NACHMACHEN (S. 64)

OUTDOOR SPECIAL

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DANIEL GAJDA/RED BULL ILLUME

GRÜNE WELLE

Im Wasser, am Boden oder in der Luft: Wenn Action-Sportler in ihrem Habitat unterwegs sind, entstehen ganz eigene Natur-Spektakel – wie diese Bilder beweisen. Hier erzählen die Fotografen die Storys dahinter.

26 THE RED BULLETIN NICOLAS BRIZIN/RED BULL ILLUME
TEXT MAXIMILIAN REICH

SCHLAMM DRÜBER

Whistler, Kanada, 2023

Mit dem Foto von Mountainbiker Brett Rheeder schafte es Nicolas Brizin 2023 ins Halbfnale von Red Bull Illume, dem wichtigsten Contest für Actionsportfotos der Welt. „Schön war’s, zu sehen, wie nach dem Regen auch ein Pro-Biker zum Kind wird, das in der Pfütze spielt“, so Brizin.

28 THE RED BULLETIN ALEX GRYMANIS/RED BULL ILLUME

HEISSE SPUR

Sarakiniko, Milos, Griechenland, 2022 „Von Anfang an hatte ich dieses Bild im Kopf, wie Wakeboarder Nikolas Plytas seine ganz eigene Spur durch diese einzigartige Landschaft zieht“, sagt Fotograf Alex Grymanis. Die monatelange Planung sollte sich auszahlen. Das Bild hielt Alex’ Versprechen und schafte es 2023 sogar ins Halbfnale von Red Bull Illume.

„Wir wollten einzigartige Linien durch einzigartige Landschaften ziehen.“
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„Bei Bike-Pros wie Fabio ist nichts gestellt, die Action ist immer echt.“

VORLÄUFERIN

Bishop, Kalifornien, USA, 2022

AFTER WORK

Digne-les-Bains, Frankreich, 2022 Fotograf Hannes Berger begleitet seit Jahren RadProfs. „Bei Bike-Pros wie Fabio ist nichts gestellt, die Action ist immer echt“, begründet er seine Liebe. Hier der Beweis. Beim Dreh für ein YouTubeVideo stürzte Rad-Ass Fabio Wibmer so fes über seinen Lenker, dass er kurz das Bewusstsein verlor. „Zurück am Parkplatz, konnte er zum Glück wieder lächeln“, berichtet Berger.

Sarah Attar ist sowohl Lang- und Mittelstreckenläuferin als auch Fotografn. 2012 nahm sie als erste Frau für Saudi-Arabien an den Olympischen Spielen teil. Wenn sie eine Kamera in der Hand hält, lässt sie lieber andere laufen: hier Trail-Runnerin Dani Moreno. „Was mir an dem Bild gefällt, ist, dass es so natürlich aussieht“, sagt Sarah.

SCHMALER GRAT

Mount Saint Helens, Washington, USA, 2023

Im Bild: Abenteurerin Abigail LaFleur-Shafer (vorne) und Paralympic-Skifahrerin Grace Miller auf dem Mount St. Helens. Nicht im Bild: die Mühe hinter der Aufnahme. „Wir mussten 1800 Höhenmeter zurücklegen – und das mit meinem ganzen Equipment“, so Fotografn Sarah Attar. Wir fnden: Es hat sich gelohnt.

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HANNES BERGER, SARAH ATTAR
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„Als die Sonne sank, wurde es wärmer, und wir nutzten jede Minute.“

ALLES IM FLUSS

Mailand, Italien, 2023

„Ich hab als Jugendlicher meine Kamera immer zum Wakeboarden mitgenommen und dabei das Fotograferen geübt“, erzählt Maurizio Marassi. Heute beherrscht der 26-jährige Italiener beides ziemlich gut. Er wurde zweimal WakeboardEuropameister und erreichte mit diesem Foto von Kollege Maxime Giry einen Platz im Halbfnale bei Red Bull Illume.

THE RED BULLETIN 33 MAURIZIO MARASSI/RED BULL ILLUME

AUF KANTE

New River Gorge, West Virginia, USA, 2021

Ihre erste Kamera bekam Karen Lane von ihrem Freund zum Geburtstag. „Er hatte mir auf eBay eine Sony Alpha 6000 gekauft“, erzählt die USFotografn. Der elektronische Sucher funktionierte zwar nicht mehr, tolle Fotos konnte sie trotzdem noch schießen – wie dieses von der Kletterin Katja Zoner.

„Im Sommer steht das Wasser bis zum schwarzen Fleck an dieser Felswand.“

LAND IN SICHT

Summersville Lake, West Virginia, USA, 2021 Normalerweise mache ich eher Porträts, um die Emotionen in den Gesichtern der Kletterer einzufangen“, erzählt Fotografn Karen Lane. „Hier beim Klettern mit meiner Freundin Lindsey Frein habe ich mal etwas anderes versucht, weil ich das Seebett zeigen wollte, das nur eine kurze Zeit im Jahr trocken ist. Im Sommer steht das Wasser bis zum schwarzen Fleck am Felsen, hier am linken Bildrand.“

THE RED BULLETIN 35 KAREN LANE
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HART AM WIND

Zadar, Kroatien, 2023 Wenn die Fallwinde mit über 180 km/h über die kroatische Küste fegen, bleiben die Menschen normalerweise zu Hause. Die Segel-Brüder Šime und Mihovil Fantela wagten sich aufs Wasser – und erreichten 24 Knoten (ca. 44 km/h). „Die beiden lachten, während ihnen die Gischt ins Gesicht spritzte“, erinnert sich Fotograf Marjan Radovic.

„Sie lachten, während ihnen die Gischt ins Gesicht spritzte.“
THE RED BULLETIN 37 MARJAN RADOVIC/RED BULL CONTENT POOL

VOLLE LADUNG

Utah, USA, 2022

Die besten Fotos entstehen oft zufällig –so wie dieses von MTBProf Jaxson Riddle. „Ich hatte dabei gar nicht durch die Kamera geguckt“, gesteht Fotograf Ale Di Lullo. „Jaxson lud gerade sein Bike in den Truck. Plötzlich dreht er sich um und macht diesen Rock  ’n’  Roll­Gruß. Da habe ich instinktiv meinen Arm gehoben und abgedrückt.“

EINSAME SPITZE

Schnebly Hill, Arizona, USA, 2022

Freerider Brett Tippie stemmt sein E­Bike in die Höhe. Hintergrund: Brett war einen separaten Weg hochgefahren.

„Das Plateau aber zählte zu einem motorfreien Trail, weswegen sein Bike dort nicht den Boden berühren durfte“, so Fotograf Ale Di Lullo.

38 THE RED BULLETIN ALE DI LULLO

KLIPPENSPRINGER

San Andreas Fault, Kalifornien, USA, 2018 Beim „Shoulder Buzz“ dreht man in der Luft das Vorderrad zur Schulter, für Geof „Gully“ Gulevich ein Klacks. Nur wenige beherrschen den Trick wie der Mountainbike­Star. „Die Herausforderung bestand eher darin, dass es kaum Auslauf gab“, berichtet Fotograf Ale Di Lullo. Aber auch das meisterte Gully. Prof eben.

IN THE AIR TONIGHT

Kingfsher Resort, Philippinen, 2019 Ydwer van der Heide sollte auf den Philippinen Fotos von einem neuen Kite machen. Mehrere Stunden verbrachte er dafür mit Sportlern im Wasser. Irgendwann reichte es den meisten. „Bloß Jesse Richman blieb, bis es dunkel wurde“, erzählt der Holländer. Die Geduld zahlte sich aus: Bei Sonnenuntergang entstand dieses Foto vom zweifachen Weltmeister.

„Die Stimmung war genial, wir blieben, bis es dunkel wurde.“
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THE RED BULLETIN 41 YDWER VAN DER HEIDE

Quelle Internet

Dieses Revier in Ostafrika entdeckte Adrian per Google Earth. Seine Crew war eine der Ersten dort, heute können einige Einheimische vom Kajaktourismus leben.

WILD AUF WASSER

2021 MOUNT
KENIA, KENIA

Adrian Mattern reist mit seinem Kajak zu den entlegensten und gefährlichsten Wildwasserfüssen der Welt. Und zeigt in ihren Stromschnellen außerdem noch stylische Kickfips und Airs. Ein Besuch beim Christoph Kolumbus des Kajaksports.

TEXT MARC
BAUMANN
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DAVID SODOMKA, KONSTANTIN REYER

o, jetzt alle ausziehen und mit dem Artikel in die Badewanne legen. Dann den Hahn auf kalt stellen, voll aufdrehen und den Kopf direkt unters Wasser halten. Weil dieser Text eigentlich ohrenbetäubend laut rauschen, grollen und gurgeln müsste, wie so ein gewaltiger, tosender Wildwasserfuss. Diese Zeilen sollten aber auch nach Staub schmecken, wie ein tagelanger Marsch durch Kirgisistans Bergketten. Und er sollte mit jedem Satzzeichen den Herzschlag höher jagen, mit jedem Absatz mehr Adrenalin durch die Adern pumpen, so wie sich der Moment anfühlt, wenn man mit dem Kajak über die Kante des Alexandra-Wasserfalls kippt und 32 Meter in die Tiefe schaut.

Sonst, ohne den Lärm, ohne die Naturgewalt, ohne die Angst, wirkt das hier alles viel zu schön. Diese sensationell guten Fotos vom Kajakfahren an den spektakulärsten Orten der Welt. Diese vom Wasser über Jahrhunderte glatt geschlifenen Felsen, die Regenbogen produzierenden Wasser fälle, die saftige grüne Vegetation am Ufer, genährt von feinem Wassernebel. Man sieht sofort, warum sich Adrian Mattern in diesen Sport verliebt hat. Aber wenn man verstehen will, was Mattern für ein Typ ist, wie er die Welt sieht, dann muss man das alles zusammensetzen wie ein Puzzle: hier die Naturschönheit und dort der Durst nach Adrenalin, dazu noch das Abenteuer, aber auch monatelange Organisation und tagelange Anreisen über holprige Straßen.

Adrian Mattern, 28, geboren in Heidelberg, Deutschland, wohnhaft in Innsbruck, Österreich, ist einer dieser Männer, die unerschrocken unseren Planeten vermessen und die weißen Flecken erkunden. Die wilde Geschichten und unglaubliche Bilder mit nach Hause bringen, damit wir Daheim-

2021 SO ČA-TAL, SLOWENIEN

This boat was made for walking: Bis zu drei Tage trägt Adrian (hier in Slowenien) sein Kajak zu besonders abgelegenen Flüssen.

gebliebenen von ihren Reisen träumen können. Etwas größenwahnsinnig formuliert: so ein Typ Christoph Kolumbus. Nur vermutlich cooler und auf jeden Fall mit mehr Muskeln und Tattoos. Er hätte den sicheren, geradlinigen Karriereweg von großen Talenten gehen und im Vereinssport bei Wettbewerben um Medaillen mitfahren können. Aber er wollte lieber den Kajaksport verändern und die Welt sehen. Ein Glück.

Weltreisen am Küchentisch

Gerade sitzt Adrian Mattern entspannt in seiner WG in Innsbruck, was eher die Ausnahme ist – bei all seinen Reisen. In zweieinhalb Stunden mit ihm am Küchentisch reist man mehrfach um die Welt. Er erzählt von Krokodil-Angrifen, von giftigen Wasserschlangen und übellaunigen Nilpferden in Afrika. Von Fußmärschen durch militärisches Sperrgebiet in Zentralasien und vom Kajakfahren bei minus 18 Grad im hohen Norden Europas. Hier nur mal eben seine Reisepläne für das Jahr 2024 im Schnelldurchlauf: Das lang vorbereitete Highlight wird eine Reise nach Gabun im Februar, jetzt, wo der Militärputsch dort vorbei ist; dann geht es gleich weiter nach Brasilien, es folgt Norwegen, die Osttürkei, kurz heim nach Innsbruck, dann steht Kalifornien

S
44 THE RED BULLETIN KONSTANTIN REYER, DAVID SODOMKA
„Ich wollte nicht alt werden und bereuen, es nicht als Kajakprofi versucht zu haben.“

2023 RIO CLARO, BRASILIEN

Boot Schrott, Fahrer happy Den Wasserfall hat sich Adrian für den letzten Tag aufgehoben. Das Kajak kriegt ganz schön was ab, seine Beine bleiben heil. Danach geht’s zum Airport.

an, danach Georgien – ja, wir sind immer noch im Jahr 2024 –, später Pakistan und am Ende wie immer das Trainingslager im Sambesi-Fluss in Simbabwe. Genug Abenteuer für einen dicken Roman, genug Expeditionen für ein ganzes Leben. In der WG-Küche füllt er Mandeln in eine Schale, stellt zwei Gläser Wasser dazu und ist so nett und gut gelaunt wie in seinen YouTube- oder InstagramVideos. Leicht verstrubbelte Haare, für Kajakfahrer ungewöhnliche 1,89 Meter groß, kräftiger und breiter Oberkörper, sehr viele Tattoos, in sich ruhend, sympathisches Grinsen. Was lässig wirkt, ist hart erarbeitet: Er hat nach dem Abitur keine Ausbildung gemacht, sondern alles aufs Kajakfahren gesetzt. Sein erstes Tattoo ließ er sich mit fünfzehn stechen, vom Nachbarn, ein Lebensmotto: „No regrets.“ Er erklärt es so: „Ich wollte nicht alt werden und bereuen, dass ich es nicht probiert habe, ob man vom Kajakfahren leben kann.“ Seine damaligen Vorbilder hatten oft Eltern mit ausreichend Geld, um Abenteuer zu fnanzieren. Adrian Mattern hatte Nebenjobs: Platinen löten, nächtelang Türsteher sein, auf dem Bau arbeiten. Immer so viel, dass es für die nächste Reise reichte. Vom Elternhaus gab es nicht das große Geld, aber dafür vom Vater die Liebe zum Kajaksport, die man als Junge, der in Heidelberg aufwächst, ja erst mal fnden muss. Als Adrian noch ein kleines Kind war, verließ der Papa die Mama, zog in die Innenstadt, kaufte sich ein Motorrad und ein Kajak. Klassische MidlifeCrisis. Eines Tages, Adrian war fünf oder sechs Jahre alt, nahm der Vater seinen Sohn mit zum Otterstädter Altrhein, einem naturbelassenen Nebenarm des Rheins. Am Ende dieser ersten Paddeltour schubste der Vater ihn aus dem Boot ins Wasser, Schwimmen lernen musste Adrian ja auch noch. Als Teenager schafte er es ins Freestyle-Kajakteam von Baden-Württemberg, durfte mit vierzehn oder fünfzehn das erste Mal mit auf einen Roadtrip mit älteren Jungs – danach wusste er, was er vom Leben will: Kajakfahren, aber nicht so, wie er es von seinem Vater und dem Heidelberger Kajakverein kannte. Die waren ihm zu hippiemäßig, wie er sagt, „alte Ballonhosen, alte VW T3-Busse“. Er prägt mit seinen Freunden einen neuen Stil, am Snowboarden, Mountainbiken, Skateboardfahren orientiert, modisch wie sportlich.

Er fnanziert sein Leben mit aufwendig produzierten Reisevideos aus Kenia, Tibet oder Island; die andere mögliche Alternative wäre: Wettkämpfe, Bundeswehrförderung, Olympia. Mattern war

THE RED BULLETIN 45
46 THE RED BULLETIN DAVID SODOMKA/RED BULL ILLUME

SANTO DOMINGO, MEXIKO

Schräger wird’s nicht Im steilsten Fluss, der je mit einem Kajak befahren wurde, nutzt Adrian die Felsen als Kicker und springt von einem Wasserfall zum nächsten.

2023

mal Zweiter bei einem Europacup, aber besser ist er darin, die unbefahrenen Wildwasserfüsse der Erde zu erkunden. Dabei trägt er sein Kajak oft mehr, als dass er darin sitzt. Er schultert oder zieht sein Boot und die Ausrüstung notfalls durch Regenwälder voll gefährlicher Tiere, über steile, rutschige Bergpfade, auch schon über kalte, schneebedeckte 4000er-Gipfel. „Mein Ziel ist es, nicht nur in exotischen Landschaften zu fahren, sondern auch die krassesten Sachen zu machen“, so Mattern. „Wasser ist Wasser“, sagt er und meint: Die Szene schaut drauf, welche Manöver er im Wasser macht, egal ob in Kenia oder auf seinen Heimatstrecken im Innsbrucker Hinterland. Darum zeigt Adrian Mattern auf seinem Laptop jetzt mal, was modernes Kajakfahren so kann: Etwa Kickfips, also Drehungen mit dem Boot um die eigene Achse. Oder stylische Airs, in denen er das Boot im Flug kurz seitlich dreht, vom Mountainbiken abgeschaut. Oder „Bow Stalls“, bei denen man mit der Spitze des Boots eintaucht und es für Sekunden so hält. Das alles kann Mattern in riesigen Wildwasserströmen, ob in Afrika oder Pakistan, braunen, grollenden Wassermassen, die mitten im Fluss kraftvolle Tubes und Slabs entstehen lassen.

Workouts für die Ideallinie

Der Abenteurer Adrian Mattern verändert den Sport aber auch im Fitnessstudio: Früher war er Einzelkämpfer, als Red Bull-Athlet hat er das Umfeld, um mit einem Trainer und moderner Sportwissenschaft die letzten Prozente aus seinem Körper rauszuholen. Die entscheidend sein können, wenn man zwischen Stromschnellen und spitzen Felsen in die Ideallinie und den Flow kommen will. Dann wird er feinfühlig in seinem Kajak, spürt den Fluss in jeder kleinen Wendung durch die Plastikwände und über das Paddel. „Wenn du stundenlang einen Wasserfall beobachtest, dann hast du Respekt und Angst und Adrenalin, aber sobald ich im Kajak sitze, weiß ich, ich hab meine Vorarbeit gemacht, dann reagiert man nur noch, und ein 40-Meter-Sturz fühlt

2016

LITTLE WHITE RIVER, SOUTH DAKOTA, USA

Wenn die Zeit stillsteht: Für diese Langzeitbelichtung mit Drohne musste Adrian lange die Position halten. Die Belohnung: ein Supershot, der im Wohnzimmer seines Vaters hängt.

2022

MEGHALAYA, INDIEN

Last man paddling: Indien ist ein riskantes Kajakparadies. Auf diesem sechswöchigen Trip mussten sieben von acht Crewmitgliedern ins Krankenhaus – alle außer Adrian.

„Manche Orte auf der Welt kann man nur im Kajak erreichen – irre, oder?“

sich unten an wie ein Traum. Im Nachhinein siehst du dir die Videos davon an und merkst, dass du an der Wasserfallkante plötzlich Schlagtechniken hattest, die du nie zuvor gemacht hast.“ Wenn er davon erzählt, spürt man, wie der innere Spielflm an seinen Augen vorbeizieht. Er zeigt Bilder, wie sie sich in Chile am Rio Claro zwischen Felswänden hindurchzwängen, ihr Wasserweg ist kaum einen Meter breit. „Es gibt Orte auf der Welt, die kann man nur im Kajak erreichen, irre, oder?“, fragt er.

48 THE RED BULLETIN KARIM ILIYA/RED BULL ILLUME, DAVID SODOMKA, JENS KLATT

2023 ÖTZTAL, ÖSTERREICH

Steiniger Weg: In seinem Heimatrevier, der Ötztaler Ache, spürt Adrian den Klimawandel unmittelbar. Seit Jahren sinken whier die Wasserstände.

2022 EIKSINGDALEN, NORWEGEN

Rausch der Hormone

Dopamin, Adrenalin, Endorphine flashen hier durch Adrians Körper. Bei aller Lust auf Abenteuer, der wichtigste Grund für seine Kajakliebe bleibe der Spaß am Fahren, sagt er.

Oft können nur Teile der Wildwasserfüsse befahren werden, weil in manchem Abschnitt zu viel oder zu wenig Wasser ist, es unerwartete Hindernisse gibt. Man sehe einem spektakulären Achtsekundenclip nicht an, dass eine Reise zwei Jahre gedauert hat. Oft beginnt es mit stundenlanger Suche auf YouTube. Mattern fand etwa ein zehnsekündiges Video von zwei Touristen aus Gabun in Zentralafrika, die einen Wasserfall flmten. Dann beginnt er mit seiner Recherche, sieht sich Satellitenaufnahmen an, wertet topografsche Karten aus, sucht Höhenunterschiede im Gelände, die Wildwasser erzeugen könnten. Sieht es vielversprechend aus, beginnt die Reiseplanung bis ins kleinste Detail, zum Beispiel die nötige Kerosinmenge für den Hubschrauber oder Schutzhütten, in denen man übernachten könnte. Er mag das Organisieren: Kostenvoranschläge, Satellitentelefone, Macheten, staatliche Durchreise-Erlaubnisse. Tatsächlich könnte er sich gut vorstellen, später mal Teammanager zu werden.

Eine Reise nach Ostsibirien war nach vielen Monaten Planung endlich fertig, Lagerhalle angemietet, dann grif Russland die Ukraine an. Mattern überlegte – und blies schließlich alles wieder ab. Er hat Freunde in der Ukraine, da wollte er keine traumhaften Kajak-Aufnahmen aus Russland mitbringen. Nordkorea hat ähnliche Gesteinsformatio-

2023 MATO GROSSO, BRASILIEN

Rutsche ins Glück: Drei Tage südamerikanischer Regen waren hier Adrians Rettung – so lange dauerte es, bis der Wasserfall genügend Wasser für den geplanten Stunt führte. Das Warten sollte sich lohnen.

nen wie Kalifornien, sagt er, aber auch da fährt er nicht hin. Mattern hat Werte, die ihm wichtig sind: „Die Welt wäre deutlich besser, wenn die Leute mehr reisen würden, sich kennenlernen und aufeinander klarkommen.“ Und wenn sie die Flüsse wild lassen würden, statt unbedachte Staudämme zu bauen, die das Wasser ruhigstellen, wodurch sich Malaria-Larven vermehren oder der Landwirtschaft in Ufernähe der Wassernebel des Wildwassers fehlt. Wenn Mattern auf Reisen ist, kommt er an illegalen Goldminen oder Drogenplantagen vorbei, die ebenfalls einsame Flüsse mögen. Da muss man sich umsichtig verhalten. Reisen bildet, das merkt man ihm an, er kann aber auch lustige Sprüche raushauen wie diesen: „Ich will jedes Jahr stärker und tätowierter und braun gebrannter als zuvor heimkommen.“

KOMM AN BORD!

Adrians Tipps für Kajak-Anfänger

1. Such dir Profis! In Kursen lernst du in wenigen Tagen die Basics und merkst, ob dich das Kajakfieber packt.

2. Kauf clever! Frag im Verein nach Leihmaterial. Sonst kauf gebraucht. Der Zustand eines Kajaks ist leicht erkennbar. Bei Westen den Auftrieb checken, bei Paddeln probieren, welche Form dir liegt. Helm nur neu kaufen.

3. Lies den Fluss! Befahr erst Flüsse mit wenig Wasser, steigere dich langsam. Du solltest vor dem Start wissen, wo du aussteigst. Nie vergessen: Unter Wasser können Hindernisse sein, von denen du nichts ahnst. Und: Ein Flusspegel kann über Nacht krass schwanken. Die RiverApp kennt aktuelle Stände.

Nach jeder langen Reise ein neues Tattoo Sein „In your face“-Kajakfahren wird Adrian noch einige Jahre machen können, bis Mitte dreißig schätzt er. Erfahrung ist extrem hilfreich im Kajaksport in unbekannten Gewässern, die man nur per Drohne erkunden konnte. Er kann einem an einem Videostill eines Wasserfalls genau erklären, wo tiefe und fache Stellen sind und wie man das an der Verformung des aufprallenden Wassers erkennt. Mattern überlegt gerade, wie man die Sitze im Kajak besser gegen Aufprall schützen könnte, die Crashpads von Paraglidern haben ihn inspiriert. Und irgendwie für den Notfall Sauerstof in den Schwimmwesten haben, lässt sich das konstruieren? Der Mann hat noch viele Ideen und Abenteuer in sich. Sein tätowierter Oberkörper erzählt davon: „Fast life“ steht da oder „Smile now cry later“ und „No guts no glory“ sowie „Loyalty outvalues everything“ – nach jeder langen Reise kommt ein Neues dazu. Wenn er sein Hemd auszieht, sieht man so, wie oft er schon unterwegs war. Aber keine Sorge, ein paar freie Stellen gibt es noch.

Erleb Adrians Trip nach Kirgisistan!

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ADRIAN MATTERN, DAVID SODOMKA

GÖNN DIR NATUR

Sonnenlicht, Höhenluft, Eiswasser:

Die Umwelt birgt mächtige Tools, die uns gesünder und leistungsfähiger machen. Top-Biohacker Andreas Breitfeld gibt zehn Tipps, wie du sie beim nächsten Outdoor-Abenteuer nutzen kannst.

Raus mit dir!

Und zwar schnell.

Denn Wälder, Berge, Wasserfälle können wahre Wunder wirken –mal ganz rational betrachtet.

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THE RED BULLETIN 53

CAMPEN

TRAININGSLAGER FÜR DEN SCHLAF

Im Freien zu übernachten ist der Goldstandard, um unseren aus dem Gleichgewicht gekommenen zirkadianen Rhythmus in Ordnung zu bringen. Was so viel heißt wie: den Rhythmus der Natur mit Sonnenauf- und -untergang zu deinem natürlichen Schlaf-wach-Rhythmus zu machen. Aus meiner Erfahrung wirkt nichts so gut gegen Schlafprobleme wie zwei, drei Nächte draußen, ohne künstliche Lichtquellen, ohne störende elektromagnetische Felder. Also Zelt und Schlafsack schnappen – und den tiefsten Schlaf deines Lebens genießen. Wer möchte, kann die Efekte mit einem Schlaftracker wie dem Ultrahuman messen. Aber glaube mir, du wirst die Efekte auch so spüren. Bonus: Wir schlafen sehr viel früher ein, und weil wir beim Schlaf vor 23 Uhr die größten Mengen des Wachstumshormons ausschütten, machen wir das Training des Vortags noch wirksamer.

Du willst gelassener, kreativer, konzentrierter werden? Schau in die Ferne!

BIRKENSAFT

JUNGBRUNNEN, FRISCH GEZAPFT

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Du kennst vielleicht Xylit, Birkenzucker, einen ziemlich beliebten alternativen Süßstof. Sein Name ist Programm, denn er wird aus dem Saft der Birke gewonnen. Im Frühjahr ist frisch gezapfter Birkensaft eine spannende Naturmedizin und mit jeder Menge Mangan, Kalium, Phosphor, Magnesium, Zink, Eisen und Natrium extrem elektrolytreich. Das wirkt nicht nur verjüngend und antientzündlich, sondern es beschleunigt nach dem Sport auch die Regeneration. Du kannst den Saft selbst gewinnen: Bohr mit einem kleinen Handbohrer ein etwa kleinfngerdickes Loch in den Stamm einer Birke, etwa drei Zentimeter tief, eine Unterarmlänge vom Boden entfernt. Steck einen Strohhalm aus Metall oder Glas rein, und stell ein Glas unter. Bitte nicht mehr als drei Liter pro Tag zapfen, wir wollen die Birke ja nicht ihres Lebenssafts berauben.

HÖHE

DÜNNE LUFT, FETTER EFFEKT

Wenn der Sauerstoffgehalt natürlicher, reiner Atemluft sinkt, stressen wir unseren Körper punktuell – und die Reaktion unseres Körpers stärkt unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit dauerhaft. Den Effekt des Höhentrainings verdanken wir vor allem der zusätzlichen Bildung roter Blutkörperchen, die uns dann auch nach der Rückkehr ins Tal mit einer Extraportion Sauerstof versorgen, Stichwort VO₂max, also die maximale Sauerstofaufnahmefähigkeit unseres Körpers. Je mehr Sauerstof wir an unsere roten Blutkörperchen binden können, desto leistungsfähiger sind wir.

Wenn du dir eine Portion Höhentraining gönnen möchtest (und mit Höhentraining ist jede Art des Ausdauertrainings in der Höhe gemeint): Die Efekte kannst du ab etwa 1500, besser ab 2000 Metern erwarten, und du erreichst mit weniger Trainingsintensität eine höhere Trainingswirkung.

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Traumhaftes Workout: Wer bei Sonnenuntergang ins Bett geht, trainiert den Körper im Schlaf.

Das ist der Gipfel! Läufe auf über 1500 Metern erhöhen den Trainingseffekt. Gewichte im Rucksack erst recht.

ERDEN

ICH LAD MICH AUF

Unter „Erden“ verstehen wir hier die Herstellung einer direkten Verbindung zwischen deinem Körper (= über die Haut) und dem Planeten (= über die Erde). Wir Menschen sind elektrisch geladen (geniales Buch: „The Body Electric“ von Robert Becker), die Erde ist elektrisch geladen. Wann immer Mensch und Planet in Kontakt kommen, fießen Elektronen hin und her. Wieso uns das Erden so guttut? Die Erde ist negativ geladen, und diese negativen Elektronen entschärfen in unserem Körper freie Radikale. Damit helfen sie uns, Entzündungen im Grif zu halten, und verbessern unsere Erholungswerte. Viele spüren die Wirkung, wenn sie barfuß auf natürlichem Boden gehen (am besten in einer feuchten Wiese), in einem natürlichen Gewässer planschen (am besten einem salzhaltigen, da fießen die Elektronen noch reichlicher) oder sogar einen Baum umarmen (es muss ja niemand dabei zusehen).

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IN DIE FERNE BLICKEN

DENN DIE RUHE LIEGT SO NAH

In die Ferne blicken soll uns beruhigen, kreativer machen, den Fokus stärken. Wieso denn das? Die Erklärung ist relativ einfach: Wenn unsere Vorfahren in die Weite blickten und keine Bedrohungen zu sehen waren, konnten sie sich sicher fühlen. Diese Beruhigung unseres Nervensystems macht Ressourcen frei für tiefere Konzentration auf anstehende Arbeiten (klar, weil man ja in absehbarer Zeit weder kämpfen noch füchten muss). Spannend in diesem Zusammenhang: Nach dem sogenannten Kathedralenefekt können wir in hohen, offenen Räumen – oder gar im Freien – kreativer denken als in engen, kleinen Räumen.

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Bei dir piept’s wohl! Vogelzwitschern verbessert unsere Erholung.

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GEWÄSSER KALTES, KLARES GLÜCK

Wer Biohacking sagt, sagt auch Eisbaden. Das bedeutet: Jedes Gewässer ist zu jeder Jahreszeit eine Einladung, sich der Kleidung zu entledigen. Faustregel: Jede Wassertemperatur unter 18 Grad bringt gesundheitliche Benefts wie zum Beispiel eine Senkung der Entzündungswerte, eine verstärkte Ausschüttung von Hormonen wie Dopamin und Adrenalin, eine verbesserte

Durchblutung. Ideale Aufenthaltsdauer ist eine Minute pro Grad Celsius. Fließt das Wasser, wirkt es kälter, hier kannst du gnädiger mit dir sein. Noch am Beginn seiner Erforschung: Das fein verdunstende Wasser bei Wasserfällen bildet unter Zuhilfenahme von Sonnenlicht sogenanntes EZ-Wasser. Das ist ein zauberhafter Aggregatzustand des Wassers, in dem unsere Mitochondrien schwimmen, die für die korrekte Faltung unserer körpereigenen Proteine zuständig sind und so weiter. Also: Ab zum nächsten Wasserfall und tief einatmen!

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Gute Nacht! Wer draußen übernachtet, passt seinen Schlafwach-Rhythmus dem Sonnenaufund -untergang an. Kaum etwas hilft besser gegen Schlafprobleme.

RUCKING

ICH MACH’S MIR SCHWER

Beim Spazieren oder beim Wandern wirst du mich selten ohne Rucksack sehen. Das liegt daran, dass ich jeden Spaziergang oder jede gemütliche Wanderung durch zusätzliche Gewichtsbelastung in ein Zone­2Cardio­Workout verwandle. Ich verwende dafür einen speziellen Rucksack mit Vorrichtungen für Gewichtsscheiben, und ich schnalle mir gerne zwischen zehn und fünfzehn Kilogramm auf den Rücken, an besonders motivierten Tagen bis zu zwanzig. Ich halte „Rucking“ – ja, auch das Aufladen von Extragewicht hat mittlerweile einen Fachbegrif – für die genialste Form, einem Sonntagsausfug mit der Familie einen sportlichen Zusatznutzen zu geben. Es reicht auch, wenn du dir den gesamten Proviant und den gesamten Flüssigkeitsvorrat der Familie in den Rucksack packst.

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WALD

DAS RECHARGE-PARADIES

Hätten sich Wissenschaftler den perfekten Erholungsraum ausgedacht, es hätte ihnen nichts Besseres eingefallen können als ein Wald. Allein der Aufenthalt in einem Wald tankt unsere Batterien auf – und zwar über alle Sinne. Die grüne Farbe beruhigt unser Nervensystem, das Barfußgehen oder Bäume­Umarmen (siehe Hack Nr. 4) senkt Entzündungen, Vogelgezwitscher aktiviert unseren Vagusnerv (hat die Max­PlanckGesellschaft herausgefunden!), was die Regeneration und Erholung verbessert und die Herzratenvariabilität erhöht. Die von den Bäumen kommenden Terpene in der Atemluft stärken unser Immunsystem. Terpene sind UV­empfndlich, das bedeutet: Je dunkler der Wald, desto reicher ist die Atemluft an diesen wertvollen Duftstofen.

WILDKRÄUTER GESUNDHEIT ZUM PFLÜCKEN

Wildkräuter sind das medizinisch Wirkungsvollste, was wir als Nahrung zu uns nehmen können. Und sie sind kostenlos ganzjährig überall verfügbar. Man muss sich nur ein bisschen auskennen, damit die medizinische Wirkung nicht nach hinten losgeht. Ich mag’s gern einfach, und mich interessiert besonders das Thema der Anregung der Entgiftungsorgane durch sekundäre Pfanzenstofe, die in besonders hohem Maß in Wildkräutern enthalten sind: Ich kaue beim Spazieren an Sauerampfer, Schafgarbe oder Löwenzahn, und Giersch fndet sich ohnehin in jedem Garten.

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GEMEINSAMKEIT ZURÜCK ZUR HERDE

Wieso es uns noch mehr nützt, gemeinsam mit Freunden auf den Berg zu wandern, rund ums Lagerfeuer zu sitzen, wieso der Mountainbike­Ausfug mit dem Buddy wertvoller ist als der, den man allein absolviert? Das wissen wir dank einer Studie, die seit dem Jahr 1938 an der Harvard­Universität läuft. Sie startete mit einer Frage: Welche Faktoren sind tatsächlich für Langlebigkeit und Lebensglück verantwortlich? Die Antworten sind atemberaubend: Wir werden vor allem dann glücklicher und gesünder älter, wenn wir in einer glücklichen Partnerschaft leben und uns in Freundschaften eingebunden fühlen.

Gemischte Hacks: Im Buch „Ab jetzt Biohacking“ (ecowin) geben Andreas Breitfeld und Stefan Wagner 112 Tipps.

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ÜBUNG 1

SKATER JUMPS

Sprungkraft, Schnellkraft, Ausdauer, Balance, Koordination, Beweglichkeit – es gibt wenig, was diese Ganzkörperübung nicht trainiert. Aus dem aufrechten Stand zur Seite springen, auf dem äußeren Fuß landen. Dann aus der einbeinigen Kniebeuge mit nach vorne gebeugtem Oberkörper explosiv auf die gegenüberliegende Seite springen und immer weiter hin und her. Beine, Rumpf und Po proftieren am meisten.

CHECK

DIE ÜBUNGEN

Du willst sehen, wie die Übungen genau funktionieren? Scan die Codes für die Videos!

READY FOR ACTION

Trailrunning, Biken, Wandern: Wir haben gemeinsam mit Experten ein Workout entwickelt, das dich für jeden Outdoor-Sport in Form bringt. Funktioniert sogar ohne Ausrüstung. FitnessAss Imke Salander zeigt vor, wie’s geht – und dann bist du dran!

TEXT DAVID MAYER FOTOS WILL JIVCOFF VIDEOS ANGELO CARLUCCI LOCATION ELBGYM BERLIN STEGLITZ HAIR & MAKE-UP THEO SCHÜRER / KULT ARTIST
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ÜBUNG 2 STEP UP AND OVER

Stärkt Oberschenkel und Hintern, erhöht Kniestabilität. Ein Fuß bleibt auf der oberen Stufe, der andere steigt vor (2) und zurück (1). Aufsteigen belastet die Muskeln konzentrisch, vorsteigen exzentrisch – wie beim Wandern. Geht auch mit Bordsteinen oder Baumstämmen.

ÜBUNG 3

BÄRENGANG

Trainiert den ganzen Körper –Schultern, Oberarme, Rumpf, Oberschenkel. Rechter Arm und linkes Bein werden gleichzeitig angehoben (und umgekehrt), das fordert die Koordination. Fünf Steps vor, fünf zurück. Vor allem auf die Stützmuskulatur kommt es hier an. Super fürs Biken!

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DIE ATHLETIN

Von Kraft über Ausdauer bis Ernährung: Content Creator und Sport-Moderatorin Imke Salander ist absoluter Fitness-Prof. Auf Instagram teilt sie Tipps zu Themen wie Training, Erholung oder Mindset.

Zudem tritt sie bei Hyrox an, einem Contest, der Laufen und funktionelle Fitness kombiniert.

Instagram: @imkesalander

ÜBUNG 4

AIR SQUATS

Absoluter Klassiker, der ganze Körper ist gefragt. Gewicht auf Sohlen verteilen, Akzent auf Fersen. Knie nach vorne über die großen Zehen schieben, ohne den Fersendruck zu verringern. Gesäß bis Sitzhöhe senken. Eine Bewegung, die alle Sportler beherrschen sollten. Top für Balance und Beine.

THE RED BULLETIN 61

DIE EXPERTEN

Ob zur Saison-Vorbereitung oder nach Verletzungen: Als Trainer des Red Bull Athlete Performance Center nahe Salzburg helfen Elisabeth Obermüller und Mark Waldhuber Athletinnen und Athleten, ihre Bestform zu erlangen – mit maßgeschneiderten Workouts auf Basis aktueller Forschung. Eigens für uns haben sie dieses Workout zur Vorbereitung auf Outdoor-Sport entwickelt.

UND SO GEHST DU’S AN

Sofern nicht anders angegeben, kannst du die Übungen je nach Fitnessgrad 12 bis 15 Mal wiederholen. Aufhören, wenn du die Bewegungen nicht mehr sauber ausführen kannst. Wird nur eine Seite trainiert, nach der Hälfte der Wiederholungen wechseln.

Die ersten Trainings kannst du als Zirkel angehen, also nach jeder Übung zur nächsten wechseln, mit 30 Sekunden Pause dazwischen. Dann kannst du nach und nach die Runden erhöhen. Wenn du die Intensität steigern willst, absolviere die Durchgänge einer Übung direkt nacheinander – ebenfalls mit 30 Sekunden Pause. Denkbar sind bis zu vier Durchgänge pro Übungen.

Zwei Einheiten pro Woche sind ein super Start, drei sind ideal.

ÜBUNG 5

STEPTHROUGH LUNGES

Hier sind neben den Bein- auch viele Rumpfmuskeln gefragt –vor allem, wenn dein Oberkörper kerzengerade bleibt. Ein Fuß bleibt stehen, der andere macht Ausfallschritte nach vorne und hinten. Efekt: Du entwickelst Kraft für Explosivität aus den Beinen heraus. Wichtig etwa für Touren durchs Gelände.

ÜBUNG 6 SPLIT SQUAT CALF RAISE

Wichtig für jede Outdoor-Sportart und Problemzone selbst bei Profs: der Soleus-Muskel in der Wade; hier trainiert durch ein Anheben der Ferse des vorderen Fußes. Voraus geht ein Absenken der Hüfte, bis das Knie kurz vor dem Boden ist. Ausweichbewegung der Beine zur Seite vermeiden!

62 THE RED BULLETIN

ÜBUNG 7

REVERSE ROWING

Verleiht oberem Rücken und Schultergürtel Power (hallo, Kletterer!). Aus den Ellenbogen rausdrücken. Schulterblätter hinten zusammenziehen. Auch im Wallsit mit dem Rücken an die Wand gelehnt möglich.

MIT UNS KANNST DU WAS ERLEBEN!

Outdoor-Sport ist ihre Passion, via Social Media wollen sie auch dich nach draußen locken: Hier erzählen fünf AdventureCreators, warum sie ihre Disziplin lieben –und welches Abenteuer sie dir empfehlen.

THE RED BULLETIN
ROBERT KÖHLER, DAVID FERK, SEBASTIAN SAMEK/SCYENCE, KIRSTEN FRANK, DINOSAUR

LUKAS KNOPF

LINKE SEITE, OBEN Zählt zu Deutschlands besten Mountainbikern Unterhält seine Fans auf YouTube, Instagram und TikTok mit Reisen, Action, Tutorials und Quatsch.

IDA-SOPHIE HEGEMANN

LINKE SEITE, UNTEN Läuft im Trailrunning in der internationalen Spitze. Spricht im eigenen Podcast über Training, Motivation und Nachhaltigkeit.

SEBASTIAN BREUER

OBEN LINKS

Jagte auf dem Mountainbike Trophäen, sammelt heute Gravel­Abenteuer, die er in aufwendig produzierten Videos teilt.

PAULINA HERPEL

OBEN RECHTS

Ist Deutsche Meisterin im Stand-up-Paddeln. Präsentiert auf Instagram ihren Lifestyle – am liebsten bei Minusgraden.

ALEXANDER MEGOS

UNTEN LINKS

Trat im Klettern bereits bei den Olympischen Spielen an. Nimmt seine Follower mit auf Reisen und gibt viele Tipps.

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SEBASTIAN BREUER

„PACKEN, LOSFAHREN, ENTDECKEN“

Warum du auf dem Gravelbike echte Freiheit erlebst – solange du genug Bananenbrot im Gepäck hast.

@seb_breuer INSTAGRAM

@SebBreuer YOUTUBE

Seb_Breuer KOMOOT

Tritt-Fest Auf seinem Bike erklimmt Sebastian oft mehrere tausend Höhenmeter am Tag.

MEIN VIBE

„Seit ich klein war spüre ich einen starken Drang nach Unabhängigkeit. Den kann ich beim Graveln ausleben wie nirgendwo sonst. Da bin ich mein eigener Chef: Ich plane meine Route, verpfege mich selber, suche mir mein Nachtlager. So erlebe ich echte Survival-Abenteuer. In Kirgisistan rettete ich mich auf 3800 Meter Höhe vor einem Schneesturm in den Bauwagen eines Viehhirten. In Marokko schlief ich bei sieben Grad minus nur

im Schlafsack an einer Tankstelle. Graveln bringt mich in Gegenden, zu Leuten, die ich sonst nie gesehen hätte. Auch beim Produzieren von Videos betreibe ich großen Aufwand. Mit ihnen will ich auf Instagram und YouTube noch mehr Leute animieren, ihre eigenen Abenteuer zu erleben.“

MEIN ABENTEUER

Frankfurter Flughafen Hessen

„Ein Gravel-Abenteuer kann an deiner Haustür beginnen. Sachen packen, losfahren, entdecken. Eine der für mich schönsten Strecken führt rund um den Frankfurter Flughafen. Du fährst 50 Kilometer durch Wald, über Schotter und Staubpisten, siehst Rehe und Hasen und passierst geschichtsträchtige Orte wie den der Protest-Graftis gegen die Startbahn West. Und während über einem die Flieger starten, trift man am Boden keinen Menschen und kein Auto.“

MEIN EXTRA-TIPP

„Das klingt banal, wird aber viel zu oft vergessen: Esst ordentlich, wenn ihr unterwegs seid. Ist der Hungerast erst mal da, ist Game over. Also packt euch immer ein paar Riegel ein, oder backt euch ein Bananenbrot, das ihr unterwegs essen könnt.“

66 THE RED BULLETIN SEBASTIAN SAMEK/SCYENCE, JOHANNES ÜBERBACHER

IDA-SOPHIE HEGEMANN

„UND DANN STEHT EIN STEINBOCK NEBEN MIR“

Wieso Trailrunning dir Abenteuer garantiert – du beim Bergauflaufen aber nicht nach oben schauen solltest.

@running_ida INSTAGRAM

MEIN VIBE

„Ich laufe allein, bei Sonnenaufgang, hoch oben in den Bergen – und dann steht plötzlich ein Steinbock neben mir … Solche Momente erlebe ich nur beim Trailrunning. Abwechslungsreich und wild ist das, es geht hoch und runter durch die Berge, über Geröll, Schotter und Wurzeln, jeder Schritt ist anders. Und alles, was ich dafür brauche, ist ein Paar Laufschuhe. Im Rennen trete ich zwar gegen andere an, aber ich laufe vor allem

gegen mich selbst. Gerade in langen Rennen kann das ein Vorteil sein. Als Läuferin erlebe ich aber auch Rückschläge und Verletzungen. Auch davon erzähle ich auf Instagram und in meinem Podcast ‚Höhenmeter pro Kilometer‘.“

MEIN ABENTEUER

Garmisch-Partenkirchen Bayern

„Den Zugspitz-Ultratrail sollte jeder einmal gelaufen sein. Er führt über 106 Kilometer rund um Deutschlands höchsten Berg. Aus Garmisch-Partenkirchen heraus geht es recht schnell ins Gelände. Nach zwei Kilometern kommt der erste knackige Anstieg. Über schmale Trails geht es ab und auf bis auf 2190 Meter. Zwischendurch kann man auf breiten Forstwegen Tempo machen. Der letzte Downhill führt in Serpentinen den Berg hinab – der hat es in sich.“

MEIN EXTRA-TIPP

„Beim Bergauflaufen bloß nicht nach oben schauen! Es kann extrem demotivierend sein, wenn man sieht, dass man noch kaum vorangekommen ist. Am besten fokussiert man den Blick auf den Boden zwei bis drei Meter vor sich, etwa auf die Beine des Vordermanns.“

Fühl den Pfad

Wurzeln, Steine, Schotter – an ihrem Sport liebt IdaSophie, dass jeder Schritt anders ist.

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LUKAS KNOPF
„IN 40 SPRÜNGEN DURCH DEN WALD“

Warum Mountainbiken den Kopf befreit und wie du jeden neuen Stunt meisterst, indem du ihn zerlegst.

@lukasknopf INSTAGRAM

@LukasKnopf YOUTUBE

@lukasknopfmtb TIKTOK

Happy by Nature Am Mountainbiken schätzt Lukas am meisten die volle Ladung Natur.

MEIN VIBE

„Mountainbiken ist für mich pure Meditation. Bei Sonne, Regen oder Schnee, im Wald oder in der Stadt, mit Freunden oder allein – ich kann mich dabei auspowern, den Kopf frei kriegen. Dazu gibt mir Radfahren die volle Ladung Natur, wie letztens auf Madeira. Da fährst du in einer einzigen Abfahrt vom felsigen Berggipfel durch Mangrovenwälder hinab bis zum Sandstrand am Meer. Es gibt kein Spielfeld und keinen Schiedsrichter, du

kannst machen, was du willst. Neben Downhill fahre ich auch Slopestyle, aber es ist die Kombination aus beidem, die mich am meisten fasziniert: die Tricks vom Slopestyle auf das größere Downhill-Bike zu übertragen. Auf Instagram und YouTube nehme ich meine Community mit auf meine Reisen, versuche aber auch in Tutorials Tricks und Fahrtechniken zu vermitteln. Auf TikTok mache ich dazu noch ein bisschen Quatsch.“

MEIN ABENTEUER

Bikepark Schöneck Sachsen

„Hier gibt es eine Jumpline, die meine Kombination aus Downhill und Tricks ermöglicht. Durch den Wald geht’s abwärts über etwa 40 Sprünge. Mein Favorit ist ein Hip-Sprung, da sind Absprung und Landung leicht versetzt. Der kommt direkt nach einer Kurve, man kann richtig Tempo mitnehmen und einen hohen, leicht schrägen Backfip springen. Perfekt für Leute, die Airtime lieben.“

MEIN EXTRA-TIPP

„Wenn man einen neuen Trick oder eine neue Strecke lernen möchte, hilft es, sich diese in Vorübungen zu zerlegen, die wie eine Treppe aufgebaut sind: Ausgangsposition einnehmen, ein Gefühl für die Landung bekommen, dann vielleicht die Hände vom Lenker nehmen, so kommt man Step by Step zum Erfolg.“

68 THE RED BULLETIN
KÖHLER
ROBERT

Harte Brocken

Auf jeder Ausfahrt entdeckt Lukas neue Hindernisse, die er für seine Stunts einsetzt.

PAULINA HERPEL

„IM MEER WARTET DIE ACTION“

Warum Stand-up-Paddeln vielfältiger ist, als du denkst, und wo die Ostsee perfekte Wellen zum Gleiten bietet.

@paulinaherpel INSTAGRAM

@seayaretreats INSTAGRAM

Paulina Herpel/SUPgirl FACEBOOK

MEIN VIBE

„Am Abend in den Sonnenuntergang paddeln und zur Ruhe kommen? Dafür ist Stand-upPaddeln (SUP) wie gemacht. Aber das ist nicht alles. Auf dem Board kannst du Natur entdecken oder Städte aus neuen Blickwinkeln erkunden, du kannst sogar im Wildwasser fahren. Im Wettkampf spezialisieren sich die meisten auf eine Disziplin, Langstrecke etwa. Aber es ist gerade die Vielseitigkeit, die mir gefällt. Am meisten reizt mich SUP, wenn ich es im Meer mit Wellenreiten verbinde, dann wird es

zum Actionsport. Da bin ich voll konzentriert auf die Welle, blende ringsum alles aus. Auf meinem Instagram-Kanal zeige ich viele Fotos von mir auf dem Board, im Neoprenanzug, draußen – auch bei Wind und Schnee. Kanäle mit Schönwetter-Surfcontent gibt es viele, ich möchte zeigen, dass man auch im Norden im kalten Wasser Spaß haben kann.“

MEIN ABENTEUER

Timmendorfer Strand

Schleswig-Holstein

„Hier gibt es den perfekten Spot, um beim Stand­upPaddeln den nächsten Schritt zu machen: raus aus dem Flachwasser ins bewegte Meer. Links und rechts von der neuen Seebrücke entstehen bei leichtem Ostwind so kleine, süße Wellen – perfekt, um ein Gefühl dafür zu entwickeln und ins Gleiten zu kommen. Wer es dann raushat, kann bei einem richtigen Sturm im Winter wiederkommen.“

MEIN EXTRA-TIPP

„Wenn ihr SUP als Sport betreiben möchtet, kauft euch ein gutes Paddel, am besten aus Karbon, das ist viel leichter. Und keines zum Verstellen, sondern in eurer Größe. Dann ist beim Umgreifen kein Verschluss mehr im Weg.“

Standhaft

Im Bikini oder Neopren: Paulina nutzt ihr Board ganzjährig und am liebsten zum Wellenreiten.

THE RED BULLETIN RUDY ORTIZ, DINOSAUR

ALEXANDER MEGOS

„KLETTERND DIE WELT ERKUNDEN“

Wieso jede Route einzigartige Erfahrung bietet und du dich darauf am besten mit Schleifpapier vorbereitest.

@alexandermegos INSTAGRAM

@alexandermegos8129 YOUTUBE

Hänge-Party

Nirgends fühlt sich Kletterprofi Alexander so frei wie am Fels –beinahe (!) losgelöst.

MEIN VIBE

„Was ich am Klettern liebe, ist die Abwechslung der Umwelt. Ob ich an den steilen Wänden bei Margalef in Spanien klettere, in Thailand an grauem Kalkstein hänge oder in den Granitfelsen von Bishop in Kalifornien: Jede Route ist einzigartig. Und meist liegen sie inmitten malerischer Natur. Nicht viele treten wie ich sowohl am Fels als auch bei Wettkämpfen in der Halle an. So kann ich die Erfahrungen aus dem einen Bereich im je­

weils anderen nutzen. Diese Lust an beiden Disziplinen versuche ich auf Instagram und YouTube zu vermitteln. Mit eindrucksvollen Bildern möchte ich Menschen inspirieren, die Welt kletternd zu entdecken, und mit etwas nerdigerem Klettercontent möchte ich die Leute anspornen, sich technisch zu steigern. Gleichzeitig spreche ich auch über Themen, die mir wichtig sind, etwa den Klimawandel oder über Ernährung.“

MEIN ABENTEUER

Rottachberg, Allgäuer Alpen Bayern

„Für mich ist das Revier Wohlfühlort – Allgäuer Idylle eben –, aber auch Herausforderung. Sein Fels gleicht mit Kieseln durchsetztem Vulkangestein. Die Kiesel stehen in Beulen heraus, oder sie sind herausgebrochen und haben fngergroße Löcher hinterlassen. Du kletterst also oft an nur einem Finger. Lieber langsam reinarbeiten, um keine Verletzung zu riskieren.“

MEIN EXTRA-TIPP

„Ich gehe nie ohne Rasierklinge und Schleifpapier los. Jeden Tag kontrolliere ich die Haut an meinen Fingern auf Risse. Wenn irgendwo Risse entstanden sind, schneide oder schleife ich damit die abstehende Haut weg. So schütze ich mich davor, dass die Haut beim nächsten Einsatz noch tiefer einreißt.“

THE RED BULLETIN 71

Es ist DEIN Leben!

Ihr Vater verbot ihr die Bühne, also schuftete sie brav im Büro. Wie Priya Ragu doch noch vom Schweizer Dorfkind mit tamilischen Wurzeln zur RnB-Queen wurde?

Sie besann sich. Auf ihre Herkunft und ihre Passion.

TEXT LOU BOYD FOTOS ELLIOTT WILCOX
Klare Richtung
THE RED BULLETIN 73
Priya Ragu beim Fotoshooting in Harringay, Nord-London
„Ich sagte mir: Behalte deinen festen Job und dein fxes Gehalt und vergiss deine Musik – doch die war stärker.“

Erfolgsmix

Priya Ragus Style ist ein Crossover aus Tradition und urbaner Streetwear. Besonders das Kopftuch erinnert an ihre Herkunft –die Eltern stammen aus Sri Lanka.

Für das Musikvideo zu ihrer Single „Adalam Va!“ tanzt Priya Ragupathylingam – besser bekannt als Priya Ragu – mit einer Gruppe von Schauspielern rund um ein stattliches Herrenhaus. Hier verschmilzt Tarantino-Stil mit tamilischer Kino-Ästhetik, auch Kollywood genannt. In Oversize-T-Shirt und mit Sonnenbrillen switcht Ragu mühelos zwischen den Welten. Den Welten, die sie beide verkörpert.

Wie viele junge Frauen asiatischer Herkunft stand Ragu als Tochter tamilischer Eltern unter gewaltigem Druck, die Erwartungen ihrer Familie zu erfüllen: guter Job, stabiles Leben, herzeigbarer Mann. Eine Musikkarriere als R & B- und Pop-Künstlerin stand da nicht im Notenbuch.

Doch als sie 2020 ihren Song „Good Love 2.0“ veröfentlichte, wurde aus der weitgehend unbekannten Schweizer Independent-Künstlerin mit Wurzeln in Sri Lanka über Nacht ein rising star. Die Plattenfrmen standen Schlange, der BBC-Sender Radio 1 spielte den Song in Dauerschleife. Ragu schafte es in die BBC-Longlist „Sound of 2022“, trat bei „ Later with Jools Holland“ auf, und kürzlich erschien endlich auch ihr erstes Album. Es ist eine ansteckend positive Partyplatte und zugleich die Aufarbeitung von Ragus persönlicher Reise. Unter dem Titel „Santhosam“ (tamilisch: „Glück“) erzählt sie einfach von sich selbst.

Schon das Intro mit dem Titel „Ammama’s Note“ bringt die inneren Spannungen auf den Punkt: Es ist eine 18-sekündige Sprachnachricht von Ragus Großmutter, aufgenommen und verschickt nach einer Familienhochzeit. „Hey, hast du mich vergessen? Warum hast du nicht angerufen?“, fragt die Oma da auf Tamilisch. Es ist ein Mix aus ehrlicher Sorge und latentem Vorwurf. „Weißt du noch, was ich über den Heiratsantrag gesagt habe?“

„Ich fand es irgendwie lustig, das Album mit dieser Sprachnachricht zu beginnen, weil sie so authentisch ist“, sagt Ragu, heute 37. Dieses Thema verfolge sie seit Jahren, deswegen sei sie gegen das Wort Heirat allergisch. Und deswegen passe es auch so gut an den Anfang ihres Albums. „Denn hier dreht sich alles um mein Streben nach Glück und meine Befreiung von gesellschaftlichen Erwartungen.“

Doppelleben eines Teenagers

Als Tochter einer Apothekerin und eines Buchhalters wuchs Ragu in Bazenheid bei St. Gallen auf. Ihre Familie war 1982 aus Sri Lanka vor dem blutigen Bürgerkrieg gefohen und über Umwege in den 3500-Seelen-Ort gelangt. „Als Kind fel es mir schwer, die beiden Kulturen in Einklang zu bringen“, sagt Ragu. „Ich hatte oft das Gefühl, meine eigentliche Herkunft verstecken zu müssen.“

Als Kind eines traditionellen tamilischen Haushalts waren Popmusik oder MTV für sie und ihren Bruder tabu. Doch Musik war trotzdem ein fester Bestandteil des Familienlebens. Ragus Vater veranstaltete kleine Jamsessions, lud am Wochenende Freunde ein, um Musik aus der alten Heimat zu spielen. Mit zehn Jahren stieg Ragu als Sängerin in die Familienband ein. „Nicht, dass das eine große Sache war. Wir spielten nur bei lokalen kulturellen Veranstaltungen und Hochzeiten.“

Doch im Geheimen betrieben die Geschwister musikalische Weiterbildung, indem sie Tracks des Rappers Mos Def und der Fugees rauf und runter spielten und dabei ihren eigenen Stil und Geschmack entwickelten. „Denn afroamerikanische Musik war ein wichtiger Teil unserer Kindheit“, sagt Ragu.

Als Ragu dann Lauryn Hill, die Lead-Sängerin der Fugees, für sich entdeckte, war nichts mehr wie vorher. „Ich sah ‚Sister Act 2‘, diese Geschichte, in der Lauryn Hill nicht singen und nicht in den Chor darf, und war komplett

THE RED BULLETIN 75
„Dad fand mein Tagebuch, las von meinen Plänen – und verbot mir meinen ersten Gig.“

gefasht. Ich dachte: ‚O mein Gott, das ist meine Geschichte.‘ Ihre Stimme hat etwas in mir bewegt. Ich hatte bis dahin nicht geahnt, dass Musik so eine Macht haben kann. Aber ab diesem Moment war es mir klar.“

Ragu brachte sich – während sie ofziell nur in der braven Familienband spielte – die Lieder von Künstlerinnen wie Lauryn Hill und Alicia Keys selbst bei. Mit sechzehn traute sie sich zum ersten Mal, jemand anderem vorzusingen. Sie wählte ihren älteren Bruder Roshaan. „Ich glaubte plötzlich an mein Talent und hatte das Gefühl, es mit jemandem teilen zu müssen“, sagt sie heute. „Damals hatte Roshaan eine Rap-Crew, und ich gab den Jungs ein paar Kostproben. Alle fanden’s gut und luden mich ein, am Wochenende gemeinsam mit ihnen aufzutreten.“

„Liebes Tagebuch, am Freitag werde ich Popstar!“ Doch Ragu ließ ihre frischen Notizen aufgeblättert im Schlafzimmer liegen. Ihr Vater entdeckte den Eintrag über die bevorstehende Show und war ganz und gar nicht einverstanden. Ragu: „Ich habe gelogen und gesagt, dass ich zur Geburtstagsfeier einer Freundin gehe, aber er sagte: ‚Ich habe deinen Tagebucheintrag gesehen – das kommt nicht in Frage.‘ Ich schloss mich in meinem Zimmer ein und hasste die Welt. Es war furchtbar. Heute kann ich dar über lachen, aber an jenem Tag war es eine Katastrophe. Ich schwor mir: Ich werde meinen Eltern erst wieder von meiner Musik erzählen, wenn ich ein gewisses Niveau erreicht habe.“

Ein Ende – und eine Wiedergeburt

In dieser Nacht begrub Ragu ihre künstlerischen Ambitionen. Sie schloss die Schule ab, machte Karriere als Buchhalterin bei einer Fluggesellschaft und zog in ihren Zwanzigern aus dem Dorf nach Zürich. Gesellschaftlich war ihr Leben jetzt auf Reisefughöhe – so wie es sich ihre Eltern für sie erträumt hatten. Doch die Musik – sie hatte sich unauslöschlich in ihrem Kopf eingenistet, auch wenn Ragu sie aus ihren Gedanken verbannte. „Ich habe alle Zeichen ignoriert. Ich sagte mir: ‚Nein, behalte deinen sicheren Job, dein sicheres Einkommen. Werde keine brotlose Künstlerin.‘“

Erst mit dem nächsten runden Geburtstag änderte sich alles: „Mit dreißig begrif ich: ‚O Gott, ich habe dieses Talent, und ich ignoriere es nur.‘ Mir wurde klar, dass ich es mir selbst schuldig war, das mit der Musik zumindest zu

versuchen. Dass ich nicht noch einmal dreißig Jahre so weitermachen kann und irgendwann sechzig sein werde, ohne es je so richtig probiert zu haben.“

Als Popstar im zweiten Bildungsweg begann Ragu in ihren Dreißigern, eigene Songs zu schreiben und aktiv auf Produzenten und mögliche musikalische Partner zuzugehen. Als sich die Chance auftat, mit dem US-Rapper Oddisee zusammenzuarbeiten, unterbrach sie ihren festen Job für unbezahlten Urlaub und zog für ein paar Monate nach New York. Doch so richtig funkte es nicht – keines der Projekte versprach ihr die Inspiration und den Sound,

Die Trademark „Raguwave“ prangt auf der Gürtelschnalle der Sängerin. So nennt sie ihren genreübergreifenden Sound.

76 THE RED BULLETIN
„Mein Bruder warf alle Beats um, wir stritten –doch plötzlich war da der Rhythmus meiner Kindheit.“

Outfits als Ausbruch Zwischen Chic und Protest – Ragus optische Abkehr vom Rollenbild, das die Elterngeneration vorgab

Styling: Zak Khan, @zakyrhe

Make­up: Daniela Alves

Hair: Shamara Roper

Lichttechnik: Jared Price

den sie suchte. Erst am seelischen Tiefpunkt in New York erinnerte sie sich daran, wer ihr erster musikalischer Partner gewesen war: ihr älterer Bruder Roshaan alias Japhna Gold. Nun begannen die beiden, in einsamen Nächten stundenlang zu skypen – Ragu in ihrem gemieteten Zimmer in den USA und Gold zu Hause in der Schweiz. Dabei experimentierten die Geschwister immer öfter mit Beats und Hooks.

„Die Musik hat uns zu unseren Wurzeln zurückgeführt und uns stärker mit dem verbunden, was wir wirklich sind“, sagt Ragu. „Das hat auch mit Spiritualität zu tun. Dass wir dasselbe durchgemacht hatten, machte das Songschreiben so viel einfacher. Wir haben eine Verbindung, wie es sie kein zweites Mal gibt.“ Die Lehre daraus: Sie kehrte zurück in die Schweiz und machte Japhna Gold zu ihrem ofziellen Produzenten.

An einen Tag im Studio erinnert sie sich besonders. Gold schlug vor, den Beat eines Songs auf den Kopf zu stellen und mit den Instrumenten und Rhythmen der Jamsessions ihrer Kindheit zu kombinieren. „Zuerst war ich skeptisch. Wir gerieten uns sogar ziemlich in

die Haare, weil sich seine Vision so von meiner unterschied“, sagt Ragu. „Ich wollte schließlich lupenreinen Jazz, Soul oder R & B singen.“ Doch Gold überzeugte sie davon, seiner Idee eine Chance zu geben, fand einen Beat und fügte ein paar tamilische Lyrics dazu. „Und das fühlte sich plötzlich so richtig an, so selbstverständlich. Ich wusste sofort, dass wir ins Schwarze getrofen hatten. Genau so wollten wir klingen“, sagt Ragu. Und damit war „Raguwave“, dieser ganz eigene Stil aus breitem Pop und alten asiatischen Traditionen, geboren. Auf einmal schrieben sich die Songs wie von selbst.

Schlaflos für fremde Träume

Und nun endlich das erste Album. Gleich im Eröfnungssong „ School Me Like That“ spielt Ragu mit dieser ewigen Kluft zwischen familiären Erwartungen und ureigensten Wünschen: „ How can I stay awake for somebody else’s dreaming?“, singt sie da. Wie kann ich wachliegen für den Traum eines anderen? Und: „There’s so much life in me that I should believe in (…). We are done being chained, I was born to break them for good.“ In mir ist so viel Leben, an das ich glauben sollte. Wir wollen nicht mehr in Ketten liegen, ich bin da, um sie zu brechen, zu brechen für immer.

„Ich habe mein Glück gefunden“, sagt Ragu mit schlichtem Pathos. Ein Album, eine fürs kommende Jahr geplante Europa- und USHeadliner-Tour – was bleibt als nächstes Ziel? „Ich habe mir vor zwei Jahren ein Vision Board gemacht, hab alle Dinge draufgeschrieben, die ich erreichen wollte“, sagt Ragu. „Diese Pläne sind nach und nach wahr geworden.“ Sie schrieb „Dreh ein Video für Colors!“ (einen in London ansässigen YouTube-Kanal), und sie tat es. Sie schrieb „Schaf es in die ‚Vogue‘!“, und die englische sowie die indische Ausgabe berichteten über sie. Sie schrieb „Tritt beim Montreux Jazz Festival auf!“, und es wurde einer ihrer ersten großen Gigs.

Priya Ragupathylingam denkt nach. Ja, ein paar Kleinigkeiten stehen da schon noch auf dieser Einkaufsliste der Herzensdinge. Doch das Wichtigste – das, was Ragu nicht einmal aufzuschreiben wagte – war wie von selbst eingetreten: Ihr Vater, der ihr damals den allerersten Auftritt als Popstar verboten hatte, arbeitete an den Sounds ihres Albums mit.

Konzerte: 17. April Hamburg, 20. April Berlin

Instagram: @priyaraguofficial

THE RED BULLETIN 79

DIE WOCHE INS ROLLEN BRINGEN?

Dein Guide für ein Leben abseits des Alltäglichen

AUF DEN NÄCHSTEN SEITEN: REISEN, HÖREN, BIOHACKING, KAUFEN – UND ERLEBEN!

Der rote Punkt im blauen Paddelboot im türkisen Nordmeer: Das ist unsere Autorin. Bitte umblättern!

UND JETZT DU!

THE RED BULLETIN 81 LARS PETTER JONASSEN

ACTION IN DER ARKTIS

Eisbad, Foil-Surfen, Kabeljau!

Die norwegische Inselgruppe der Lofoten lockt mit Highspeed am Meer und Fine Dining an Land.

FOTOS LARS PETTER JONASSEN

Nina Kaltenböck

fährt Speedboot und Kajak, foilt –und futtert sich durch die Lofoten.

Ragnhild Pedersen Indresand aus Svolvær ist der Guide der Truppe, die Action und Abenteuer sucht.

Klippfsk. Skrei. Wild cod. Drei Namen für den Local Hero der Lofoten: den Kabeljau. Ein Fisch, auf dem die Menschen hier ihre Existenz gründen. Und neben vielen anderen Köstlichkeiten mein täglich, nun ja, Brot hier. „Hier“ bedeutet nördlich des Polarkreises gelegen, und da befnden sich die zu Norwegen gehörenden achtzig Inseln – die Lofoten.

Ich, Nina, Redakteurin bei The Red Bulletin, unternehme ein sechstägiges Action-Bestof, das aus Kajakfahren, einer Fjord-Tour in einem Speedboot, einem Fischertrip im Nordmeer und einem ganz besonderen Mix aus Surfen und Fliegen besteht. Mein Guide ist Ragnhild Pedersen Indresand, 26, die in dem Fischerstädtchen Svolvær zwischen Meer und Bergen wohnt. Sie ist so etwas wie MacGyvers Enkelin und hat ständig Plan B, C und D in den Bereichen Klettern, Kajakfahren oder Surfen parat.

Heute brettern sie und ihr Verlobter Laurids mit uns in einem Festrumpfschlauchboot mit 40 Knoten, also knapp 75 Stundenkilometern die Fjorde entlang bis zum Trollfjord, einem eindrucksvollen, zwei Kilometer langen und an

einer Stelle nur noch hundert Meter breiten Seitenarm der Wasserstraße Raftsund. Die Reisegruppe besteht aus kältebeständigen Solo-Travellern –Cameron aus Colorado, der Norwegerin Marit, einem abenteuerlustigen Deutschen und mir. Über uns streiten sich Seeadler und Möwen um ein paar Fische. Seitlich sprüht die Gischt des Nordmeers, und hinter mir jauchzt jemand wegen des wilden Ritts über

Wilder Ritt: Cameron aus Colorado (li.) und Thomas aus Bayern düsen mit mir im Speedboot von Svolvær zum Trollfjord.

REISEN
82 THE RED BULLETIN

die Wellen. Wem es zu holprig wird, der steht vom Sitz im Speedboot auf und hält sich an den Grifen fest, das schont die Bandscheiben. Und auch wenn wir ofenen Mundes die raue Schönheit der Landschaft aufsaugen – besser die Klappe halten, sonst schluckst du die nächste Welle.

Nach dem Geschwindigkeitsrausch geht es zurück in unsere Bleibe Skårungen im Dorf Kabelvag. Ich beginne zu verstehen, warum das Wort „hyggelig“ hier entstanden ist. Es kommt aus dem Dänischen und Norwegischen und attribuiert alles, was gemütlich, behaglich, Geborgenheit und Trost spendend ist. Und so wirkt in diesem Idyll praktisch alles. Wir stärken uns am knisternden Kamin mit einer Artischockensuppe mit Muscheln, gefolgt vom obligatorischen Kabeljau, und planen den nächsten Tag: Den startet die Norwegerin Marit Vidnes aus unserer Reisegruppe, die auch CEO von Norrøna Adventure ist, mit mir und einem heftigen Saunaaufguss in einem ver-

Svolvær

HINKOMMEN

Norwegen

Ein Reisestopp: das PostkartenFischerdorf Hennigsvær mit seinen 500 Einwohnern

glasten Kubus inmitten der verschneiten Berge. Darauf folgt ein Plausch im Hot Tub. Wie denn die Norweger so sind, will ich wissen. „Sie sind zurückhaltend, anfangs vielleicht ein bisschen distanziert, und geben niemals an. Das ist ein Gesetz, an das wir uns halten.“ Das kann ich bestätigen: Egal wie sportlich, betucht (Norwegen gehört zu den Top Five der reichsten Länder) oder smart man ist, darüber wird nicht gesprochen. Prompt setzt Marit zum Polar Plunge an, einem Sprung im Bikini ins sechs Grad frische Nordmeer. Ich hinterher, endlich putzmunter!

Nach einem Ausfug ins Fischerdorf Hennigsvær – um mich dort mit Stockfsch (also getrocknetem Kabeljau) einzudecken – und einer Einführung in den Lofoten-Fischfang – um Skrei-(Kabeljau-)Nachschub zu besorgen – geht es nach Ballstad, ein Fischerdorf mit 832 Einwohnern. Wir beziehen die schmucke Hattvika Lodge und staferen uns für einen Kajak-Trip aus. Outdoor-

REISEZEIT

Ganzjährig schön Beste Zeit für die Lofoten im Winter ist zwischen Oktober und April, da tanzen auch die Nordlichter am klaren Himmel. Unsere Reise ist aber ganzjährig buchbar, weil hier auch der Sommer malerisch ist.

Die Anreise lohnt sich Von Wien, Zürich oder deutschen Flughäfen kommst du über Oslo und Bodø nach Svolvær oder Ballstad auf den Lofoten. Von dort aus geht es mit dem Mietwagen ans Ziel. Mit dem Auto lassen sich die Lofoten komplett über den Landweg bereisen.

Good to know

Die Reiseagentur „Norrøna Adventure“ ist ein Spezialist für Touren in Norwegen und Expeditionen. Sie gehört seit Ende des letzten Jahres zur Outdoormarke Norrøna. Für mich der perfekte Begleiter im längsten Land Europas. Und das war mein Trip: „Winter Adventure auf den Lofoten“, adventure.norrona.com

Allrounderin Raga, kurz für Ragnhild, weist mich in die Kajak-Kunde ein. „Spann dich mit Beinen und Rücken gut in das Kajak, sei locker in der Hüfte, die Kraft kommt vom Aufdrehen des Oberkörpers und nicht aus den Armen“, sagt sie und verschwindet mit einem Teil der Gruppe auf eine Skitour. Kristian Bøe, Besitzer und Gastgeber in der Hattvika Lodge, durchpfügt mit drei fortgeschrittenen Kajakfahrern und mir gemächlich das Gewässer. Bis eine

Im Rigid Inflatable Boat, kurz RIB, brettern wir mit 40 Knoten im Nordmeer die Fjorde entlang.

Oslo
LOFOTEN THE RED BULLETIN 83
LARS PETTER JONASSEN

Passage zwischen zwei Felsen schmaler als angenommen ist und die Nase meines Kajaks einen Felsen küsst. Tock! Colorado-Cameron und seine GoPro halten die Tat und den O-Ton der Augenzeugen fest: „Now you have to buy the boat.“ Das wird teuer, ich versuche zu kalkulieren:

Ein kleines Bier kostet hier zehn Euro, was kann dann ein brandneues Kajak kosten?

Fünfzig Biere, siebzig …?

Ein Mann, der mit gut 50 km/h über das Meer jagt, unterbricht meine Berechnungen. Es ist Roland Hummer, ursprünglich aus Gmunden, Oberösterreich. Jeder, der mit dem Begrif E-Foiling noch nicht vertraut ist, sieht einen Mann aus der Zukunft auf einem Hoverboard über das Wasser fiegen. Tatsächlich trägt ihn ein Hydrofoil-Board mit Elektromotor: für mich die euphorisierendste und amü-

Von Januar bis April findet der LofotenFischfang statt. Dann trocknet Skrei, also Kabeljau, auf riesigen Holzgestellen (oben links). Rechts: Kevin Karlssons Köstlichkeiten –Fine Dining im „Fangst“ in Ballstad. Unten: Kristian Bøe, mein Kajak-Guide. Wir erkunden die Meeresseite der Lofoten – mit großem Vergnügen und kleinem Sachschaden.

santeste Wassersportart – wie ich danach in einer Schnupperstunde erfahren darf. Was für ein Dopaminkick! Ich will mehr und Meer! Aber nur geborgt: Ein E-Foil kostet 15.000 Euro, und in den vergangenen eineinhalb Jahren haben es schon an die 300 Urlauber auf den Lofoten ausprobiert.

Ein Sprung ins kalte Wasser – echt, nicht sinnbildlich –, ein Tiefug übers Meer und Paddelmania … alles erlebt. Nur Nordlichter hab ich keine gesehen. Muss ich eben sehr bald wiederkommen.

Zur Reisebuchung: adventure.norrona.com

Zur Outdoor-Gear: norrona.com

LOFOTEN DE LUXE

Hattvika Lodge

16 liebevoll renovierte Fischerhütten aus den 1870er-Jahren, stilvolle Hillside Lodges und eine große Villa, modern ausgestattet und mit großen Fensterfronten, um bei klarem Himmel spektakuläre Nordlichter zu sehen. Sauna Cube und Hot Tubs inklusive.

„Fangst“

Der an die Hattvika Lodge angeschlossene Fine-Dining-Hotspot mit Aussicht auf den kleinen Hafen von Ballstad. Die, die wollen, finden hier alles von WalTataki über Skrei bis Rentier. Regional und frisch. hattvikalodge.no

Skårungen

Gemütliche Waterfront Cabins, Hütten oder Glamping – General Manager Tilla und ihr Team wissen, wie man Gäste kulinarisch und in puncto Unterkunft verwöhnt. Beim Frühstück unbedingt Braunkäse (Brunost) mit Apfel- und Heidelbeermarmelade probieren. skaarungen.no

REISEN
Roland Hummer, geduldiger Foiling-Guru aus Österreich
84 THE RED BULLETIN LARS PETTER JONASSEN, ROLAND HUMMER/@MY_EFOIL NINA KALTENBÖCK

PETER FILZMAIER

ALINA MARZI

im Sport-Talk

Alle zwei Wochen diskutieren Politikwissenschaftler Peter Filzmaier und ServusTV­Moderatorin Alina Marzi über aktuelle Themen und historische Momente der Sportwelt.

Jetzt überall, wo es Podcasts gibt.

Loredana hat soeben ihre neue Single „Lovesong“ herausgebracht. Instagram: @loredana

Miley Cyrus FLOWERS (2023)

„Dieser Song mag einige überraschen und ist vielleicht eine erstaunliche Wahl für eine Rapperin. Mich inspirieren die Motive dieses Liedes: Selbstliebe und Unabhängigkeit. Wahre Stärke bedeutet, sich allein durchzusetzen und anzuerkennen, dass Heilung nach einem Verlust möglich ist. Ich bin mit sieben Brüdern aufgewachsen, ging aber immer meinen eigenen Weg.“

2Pac HIT ’EM UP (1996)

„Pure Emotion! Es geht darum, authentisch zu sein und alles rauszulassen. Das hat nicht nur 1996 funktioniert, als der Titel releast wurde. Auch heute noch geht er viral auf TikTok. Das zeigt ganz einfach, wie real der Song ist. Mich selbst inspiriert er dazu, meine eigene Geschichte und meine Gefühle in meiner Musik auszudrücken. So schafe ich eine echte Verbindung zu meinen Fans.“

BEATS, POWER UND VIEL FEELING

Rapperin Loredana verrät, was sie selbst so hört. Überraschungsgast auf ihrer privaten Playlist: Lionel Richie.

Seit Loredana 2018 mit „Sonnenbrille“ ihren ersten großen Hit gelandet hat, ist sie aus der deutschsprachigen Rapszene kaum mehr wegzudenken. Sie hat soeben ihren neuen Track „Lovesong“ releast, wird demnächst in der „Deutschland sucht den Superstar“-Jury zu sehen sein, wurde von „Forbes“ als herausragende Persönlichkeit in die „30 unter 30“-Liste aufgenommen, zeigt sich als stolze Mama – und verliebt mit Fussballer-Freund Karim Adeyemi. Loredana, bürgerlich Loredana Zef, hat kosovarische Wurzeln, lebt in der Schweiz und steht auch sonst für Vielfalt. Und so beschränkt sich ihr Musikgeschmack nicht auf Hip-Hop, wie man vielleicht meinen könnte. Für uns stellte Loredana die Highlights ihrer ganz persönlichen Playlist zusammen.

WE ARE THE WORLD (1985)

„Das Lied zeigt, dass Musik keine Grenzen kennt und wie sehr sie sozialen Wandel beeinfussen kann. Als Künstler haben wir die Musik als kraftvolles Werkzeug, um Menschen zusammenzubringen und etwas zu bewegen. Außerdem frage ich mich, wie Michael Jackson und Lionel Richie mit ihren unterschiedlichen Vibes den Song gemeinsam schreiben konnten.“

Dr. Dre STILL D.R.E. (2001)

„Der Track ist ein Grundstein des Hip-Hop und zeigt die bleibende Legacy des West Coast Rap: wie wichtig es ist, seine eigenen Wurzeln zu respektieren, sich treu zu bleiben, aber sich auch nie auf dem Erreichten auszuruhen. Ich höre ‚Still D.R.E.‘ oder auch das ganze dazugehörige Album, um in dieses Vermächtnis einzutauchen. Vor allem im Auto drehe ich den Song gerne auf.“

HÖREN
M. Jackson & L. Richie
86 THE RED BULLETIN BOBBY MIRA WEINGART
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ICH BIN’S, DEIN FLO IM OHR!

Frühling, Start für die großen Lauf-Events.

Und mit den Tipps von Ultra-Runner Florian

Neuschwander wirst du fit für jeden Run:

Denn kaum lässt du dich gehen, spricht er zu dir.

TEXT MARC BAUMANN FOTOS NORMAN KONRAD

Der 42-jährige Saarländer mag es gerne unkonventionell. Pizza und Süßigkeiten nach dem Training? Check. Dickes Tattoo auf dem Arm? Check. Schnauzbart? Check. Einfach loslaufen nach Bauchgefühl? Check. Neuschwander ist mit 1,67 Metern nicht der Größte, aber ein Riese auf der Strecke – und das auf jedem Untergrund und auf jeder Distanz bis hin zu brutalen UltraMarathons. 2015 hat er den Wings for Life World Run in Deutschland (Details 2024: siehe Seite 91) mit einer Gesamtdistanz von 74,5 Kilometern erstmals gewonnen, weitere Siege folgten. Schlechte Nachricht für die Konkurrenz: Flo hat seit Kurzem einen Trainer. Erstmals. Ehrlich gesagt vor allem aus Faulheit: „Dann muss ich nicht mehr dauernd überlegen, wo und was und wann ich laufe. Das schreibt mir mein Trainer auf

die Smartwatch und sieht sich nachher meine Daten an.“ Wobei es bei einem wie Flo gut sein könnte, dass er lieber doch alle Vorgaben über den Haufen rennt. Hier kommen seine sieben Tipps, wie du top vorbereitet beim nächsten Event startest – sei es der Wings for Life World Run oder ein anderer.

TIPP 1

HÖR AUF MEINE STIMME

„Wie wäre es, wenn ich dein persönlicher Lauftrainer werde, der Tag und Nacht bereitsteht? Klingt gut, oder? Okay,

einen kleinen Haken gibt es: Ich kann mich nicht klonen und bei allen Red BulletinLesern gleichzeitig vor der Tür stehen – dafür bin ich die deutsche Stimme in der Trainingsfunktion der Wings for Life World Run-App. Da hast du mich als Motivator im Ohr immer dabei. Ich gebe nicht nur Tipps zur Vorbereitung, man kann mit der App auch seinen eigenen Trainings-Run veranstalten. Einfach eine Laufrunde suchen – etwa um einen See –, dann die App starten und einstellen, ob einen das Catcher Car mit 10, 20 oder 30 Minuten Vorsprung jagen soll. Schaut mal, wie weit ihr in so einem Trainings-Run kommt – ich garantiere euch: Wenn dann am 5. Mai um 13 Uhr das echte Rennen startet und ihr virtuell per App dabei seid, werdet ihr garantiert noch ein paar Meter (oder Kilometer) weiter laufen. Und fürs Finale schon mal ein paar Belohnungsgetränke im See kühlen.“

TIPP 2

BAU DIR PLAYLISTS

FÜR JEDES TEMPO

Coach to go: Die Wings for Life World Run App versorgt dich mit Trainings-Tipps.

„Viele hören Podcasts zum Laufen. Ich nicht. Dafür habe ich mir vier Spotify-Playlists zusammengestellt, die ‚Slow‘, ‚Easy‘, ‚Fast‘ und ‚Ballern‘ heißen und frei zugänglich sind – sucht mal unter meinem Namen ‚Run with the Flow‘. Bei einem kurzen, ganz easy Zehn-Kilometer-Morgen-Run höre ich die ‚Slow‘-Playlist, da ist dann etwa Jack Johnson drauf mit seiner entspannten Surfmusik. In der ‚Easy‘-Jogging-Liste sind auch schon Rocksongs drauf, aber noch kein Hardrock; eher so ruhigere Lieder der Foo Fighters. Bei schnellen Läufen höre ich die ‚Fast‘-Playlist mit pushenden Songs von Gaslight Anthem, The Killers oder Feine Sahne Fischflet, auch ein bissl Ska, aber eher so Richtung

LAUFEN 88 THE RED BULLETIN

Mit frischem Blick: Florian ist Vorreiter einer Läufer-Generation, die alte Regeln hinterfragt.

Indie-Alternative. Und wenn ich richtig Vollgas gebe, höre ich meine ‚Ballern‘-SongListe: Da sind dann Bullet for My Valentine drauf, teilweise Punksongs, schnelle, rockige Sachen von den Foo Fighters und From Autum to Ashes.“

TIPP 3

KEINE KRAFT MEHR?

DENK AN DEINE FAMILIE!

„Wenn gar nichts mehr geht in den Beinen, dann denke ich an meine Familie daheim. Natürlich laufe ich für mich, aber ich will ihnen auch zeigen, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Wenn es richtig hart wird, erinnere ich mich auch an krasse andere Rennen oder Trainingseinheiten zurück, wo ich es gepackt habe, über den toten Moment hinaus zu laufen. Aber ehrlich: Bei krassen Rennen bin ich notfalls auch mal ein paar Meter zu Fuß gegangen – und nach 500 Metern kam doch noch mal ein bisschen Energie rein. Beim Wings for Life

Hast du Töne: Mit Florians eigenen SpotifyPlaylists bist du für jedes Lauf-Tempo gerüstet.
THE RED BULLETIN 89

World Run weiß man ja nicht, wie weit die anderen Topläufer weltweit gerade sind, darum renne ich, bis nix mehr geht, weil am Ende jeder Meter entscheiden könnte.“

TIPP 4

LINKS LANG? RECHTS LANG? EGAL!

„Ich laufe wirklich viel, und wenn ich mal keine Lust habe – was vorkommt –, dann suche ich mir eine Strecke, die ich noch nicht kenne. Entweder setze ich mich ins Auto und fahre an einen schönen Ort, zu einem Park oder einem Berg. Oder ich laufe freestyle, dann renne ich auf der gewohnten Laufstrecke an der nächsten Kreuzung spontan mal links statt rechts und lasse mich überraschen, wohin der Weg führt. Motivation kann man sich auch durch kleine Challenges holen: Manchmal suche ich mir auf Lauf­Apps wie Strava Streckenrekorde raus,

die andere gelaufen sind, und versuche, die zu brechen. Oder ich laufe schöne Routen von anderen nach. Ich lasse mich auch von InstagramPosts inspirieren, wenn andere Sportler ihre Trainingseinheiten zeigen, die ich so vielleicht noch nie gemacht habe.“

TIPP 5

BLEIB DEINEM LIEBLINGSRESTAURANT TREU

„Ich ernähre mich seit vier Jahren vegan – und ich esse gerne Kartofelchips oder mal eine Tafel Schokolade. Strenge Ernährungspläne mag ich nicht, aber eine Regel, an die ich mich immer halte, lautet: Vor einem Rennen keine kulinarischen Experimente machen. Also nicht am Abend vor dem Wettkampf in ein neues Restaurant gehen, sondern lieber zum Lieblingsitaliener ums Eck. Lieber etwas langweiliger essen, aber dafür etwas, was der Körper gut kennt. Der Wings for Life World Run startet in Deutschland zum Beispiel um 13 Uhr, da werde ich morgens um 8 Uhr aufstehen, Frühstück gibt es dann um 9 Uhr: Brot

Auf der Stelle schnell: 2021 brach Flo mit 6:26:08 Stunden den 100-KilometerLaufband-Rekord.

mit Erdnussbutter und Banane, dazu Wasser und einen großen Kafee. Um 11 Uhr esse ich dann noch mal einen Riegel, eine Viertelstunde vor dem Start vielleicht noch eine halbe Banane. Falls es richtig heiß wird: Salztabletten mitnehmen.“

TIPP 6

LAUF WENIGER, LAUF LANGSAMER, LEG DEINE FÜSSE HOCH

„Die Fitness für lange Strecken kriegst du nicht mehr last minute vor dem Wettkampf, die Kondition musst du dir in den Wochen davor holen. Um gut ins Ziel zu kommen, würde ich zwölf Wochen vorher mit dem Training anfangen. Als Anfänger dreimal die Woche laufen gehen, zur Abwechslung auch mal eine längere Radtour oder langes Spazierengehen. Und polarisiert trainieren, intensive und lockere Laufeinheiten abwechseln. Erfahrenen Joggern rate ich, bewusst zu lernen, wie man langsamer läuft. Die meisten rennen die Langstrecken zu schnell. Und die Erholung nicht vergessen! Beim Wings for Life World Run werde ich über 60 Kilometer laufen, da mache ich meinen letzten langen Trai­

LAUFEN
90 THE RED BULLETIN FLO HAGENA FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN
Local Hero: Auf Strava versucht Florian regelmäßig lokale Bestmarken zu knacken.

ningslauf acht bis zehn Tage vor dem Rennen. In der Woche vor dem Wettkampf belasse ich es bei einem mittellangen Lauf, ganz entspannt, dazu eine kurze Tempoeinheit.

Am letzten Tag vor dem Wettkampf gehe ich noch locker ein paar Kilometer joggen –mit kurzen Steigerungsläufen, um den Körper zu aktivieren –, mehr nicht.“

EXTRA-TIPP FÜR ZUSCHAUER LÜGEN IST ERLAUBT

„Wenn die Zuschauer bei einem Wettkampf an der Strecke Spalier stehen und dich von links und rechts der Laufstrecke anfeuern, ist das echt cool. Da stört es mich auch nicht, wenn die mich anschreien und mir einen Klaps auf den Rücken geben zur Mo­

tivation. Was aber echt nervt, ist, wenn du richtig fertig bist – und dann jemand die ganze Zeit neben dir herrennt und auf dich einredet. Support am Streckenrand von Freunden und Familie ist super, aber grundsätzlich sollte man vorher mal abchecken, wie die Verfassung des Läufers oder der Läuferin ist. Sonst bringen gut gemeinte Zurufe wie ‚Du siehst gut aus, gib Gas, weiter so‘ gar nichts. Mir hilft es viel mehr, wenn man mir zum Beispiel zuruft, wo die Konkurrenz ist, dann kann ich letzte Kraftreserven hervorholen. Da fände ich es auch okay, wenn man mich zur Motivation ein bisschen anlügt, damit ich schneller laufe.“

LAUF MIT FLO!

Warum auch du beim Wings for Life World Run starten solltest Rund um den Globus starten am 5. Mai zur selben Zeit Hunderttausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum großen Charity­Run. Dein Lauf ist beendet, sobald dich das sogenannte Catcher Car eingeholt hat. Bei AppRuns signalisiert dein Smartphone, wann dein Rennen vorbei ist. Sämtliche Einnahmen fließen in die Forschung, die Querschnittslähmung heilbar machen soll. Start des deutschen Hauptlaufs in München ist um 13 Uhr im Olympiapark. Alle Infos unter: wingsforlifeworldrun.com

Ob zum App-Run oder zum Hauptlauf in München: einfach den QR-Code scannen und anmelden.

Sei die beste Version Deiner selbst!

Unterstütze die Billionen Zellen in Deinem Körper, täglich das Beste für Dich zu geben. Hilf ihnen sich zu erneuern und Deinen Körper gesund und fit zu halten.

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MEHR DRIVE FÜR DICH

Ob für Straße, Gelände oder Schräglage: Hier kommen ausgewählte Autos und Bikes für alle Vorlieben.

Die Jeep-Story: seit sieben Jahrzehnten im Gelände, heute auch als Plug-in-Hybrid

FÜR RUSTIKALE

JEEP WRANGLER 2024

Hochleistungs-Ofroader der alten Schule lernt unermüdlich dazu: Seit 1941 schickt Jeep den Wrangler ins Gelände, sieben Jahrzehnte später gibt es ihn längst auch als Plug-in-Hybrid. Für die aktuelle Version überarbeitete der US-Hersteller vor allem die Innenausstattung und ergänzte das neue Infotainmentsystem mit hoher Konnektivität und fünfmal schnellerer Rechenleistung. 272 bis 380 PS. Ab € 69.900

FAHREN
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FÜR STYLER

SMART #3

Wer bei Smart noch an die zweisitzigen Stadtfitzer denkt, der irrt. Smart ist jetzt eine reine Elektro-Automarke, die mit dem Smart #3 ein 4,40 Meter langes SUV-Coupé auf die Straßen schickt. Unter der aerodynamischen Hülle verbergen sich jede Menge Mercedes-Technik, ein großzügiges, stylisches Interieur, viel Platz, Allradantrieb und 272 bis 428 PS Leistung. Reichweite: bis 455 Kilometer. Ab € 38.490

Tiguan-Formel: Neues Design trifft intuitives Multimedia-System.

FÜR ALLROUNDER

VW TIGUAN

Wer nach einem Kompakt-SUV Ausschau hält, kommt an einem Namen nicht vorbei: VW Tiguan. Die völlig neu ent wickelte dritte Generation des Wolfsburgers kommt mit neuem Design, intuitivem Multimediasystem und einer breiten Antriebspalette aus Diesel-, Benzin-, Mild-Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Motoren. Vorerst 130 bis 150 PS. Ab € 33.990

Zwei Welten, ein Wagen: Wirkt fast außerirdisch – ist aber absoluter Alltagsprofi.

FÜR FUTURISTEN CUPRA TAVASCAN

Das erste elektrische SUV-Coupé von Cupra könnte auch als Concept Car durchgehen. Scharfe Linien, stylische Leuchtelemente und ein hochmoderner Innenraum machen den Cupra Tavascan zur einzigartigen Erscheinung mit Alltagstauglichkeit: 540 Liter Koferraumvolumen, Heckantrieb oder Allrad, 286 bis 340 PS Leistung, bis 540 Kilometer Reichweite. Online reservierbar ab sofort.

FÜR GESELLIGE

LAND ROVER DEFENDER 130

Er zählt zu den legendärsten Geländewagen: der Land Rover Defender. Die neue Generation schaft den Spagat zwischen Komfort und Ofroad-Fähigkeiten wie kein anderes Fahrzeug. Als Defender 130 kann er wahlweise bis zu 2516 Liter Gepäck oder acht (!) Passagiere mit auf Reisen nehmen. Für Geländefreaks: die Outbound-Version. 249 bis 500 PS. Ab € 89.500

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FÜR INDIVIDUALISTEN

BMW R 12 NINE T

Die neue BMW R 12 nineT folgt auf die hochgelobte R nineT und bringt nicht nur einen neuen Namen, sondern auch eine revolutionäre Grundkonstruktion. Ein einteiliger Gitterrohrrahmen samt neuem Fahrwerk ersetzt den bisherigen Zweiteiler – das sorgt für weniger Gewicht und schlankes Design. Bestens bewährt ist der 109 PS starke Boxermotor mit 1170 cm³. Auch als R 12 Classic Cruiser mit 95 PS erhältlich. Preis: € 14.460 (R 12), € 17.410 (R 12 nineT)

FÜR FERNFAHRER

MOTO GUZZI STELVIO

Über 1500 Stunden hat Moto Guzzi am Außenkleid der neuen Stelvio gefeilt, um sie nicht nur sicherer, sondern auch windschlüpfriger und komfortabler zu machen. Das Ergebnis: eine Reiseenduro mit viel Liebe zum Detail, die in vielerlei Hinsicht einzigartig ist. Ein elektrisch verstellbarer Windschild passt sich an unterschiedliche Fahrergrößen an, für die Kraftübertragung sorgt ein Kardanantrieb. € 16.499

FÜR SCHRÄGE DUCATI

MULTISTRADA V4 RS

Ganze sieben Varianten hat Ducati von der Multistrada im Programm – vom Allrounder V2 bis zur brandneuen V4 RS hinauf. Mit der Bezeichnung V4 RS verschiebt sich ihr Charakter in die Schräglage: Ein überarbeiteter 1103 cm³ Desmosedici Stradale V4Motor samt Trockenkupplung hängt 180 PS in die Kette, das elektronische Öhlins Smart EC 2.0­Fahrwerk justiert die Fahrbahn fach. € 36.490

FAHREN 94 THE RED BULLETIN

FÜR SPORTLER

HONDA CBR650R

Update für das meistverkaufte Sportmotorrad Europas: Die Honda CBR650R fährt mit neuen Scheinwerfern, neuer Verkleidung, neuem Fahrer- und Soziussitz und neuem Heck auf den gebogenen Asphalt. Und mit einer technologischen Revolution: Das Honda E-Clutch System ermöglicht jetzt kupplungsloses Anfahren, Schalten und Anhalten. Der 95 PS starke Vierzylinder bleibt ein Fahrspaß-Garant – eine 48 PS starke A2-Version ist ebenfalls verfügbar. € 9800 (CBR650R) bzw. € 10.200 (CBR650R E-Clutch)

Kommando Attacke: Hier ist nicht nur der Look auf Angriff getrimmt.

FÜR HIGH-PERFORMER

KTM 1390 SUPER DUKE R cm³ Hubraum, 190 PS Nm Drehmoment: Die neue KTM 1390 Super Duke R reißt mit ihrem überarbeiteten LC8-Motor den Boden aus den Fugen. Auch der neue Look ist klar auf Angrif getrimmt – eine Ansage, die sie dank optimiertem Performance- und Track-Fahrmodus auf der Straße wie auf der Rennstrecke hält. € 21.499

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FIT FOR FRÜHLING

Top-Events für Biker, Tänzer, Rap- und KinoFans. Zum Mitmachen oder Zusehen.

Profis wie Wout van Aert (re.) machten Cyclocross populär. Bei Red Bull Aufsatteln messen sich die Amateure.

RED BULL AUFSATTELN

Gute Nachrichten für Norddeutschlands Rennpferde: Zumindest über die Bremer Galopprennbahn müssen sie am zweiten Samstag im April nicht laufen, das übernehmen nämlich hunderte Bike-Enthusiasten für sie. Bei Red Bull Aufsatteln treten ZweierTeams (Männer, Frauen oder Mixed) mit Gravel- oder Cyclocross-Bikes gegeneinander an. 3,5 Kilometer führt der Kurs über Gras, durch Schotter und tiefes Geläuf. Ähnlich viel Abwechslung bietet das Turnierformat: Neben der Hauptrunde gibt es ein TeamZeitfahren und das MassenstartFinale. Galopprennbahn, Bremen. QR-Code scannen und anmelden.

2

APRIL LIZ IN CONCERT

Mal Attacke, mal Abwehr, mal nachdenklich und melancholisch, mal aggressiv und giftig – jedenfalls immer kompromisslos: So verarbeitet Rapperin LIZ ihr Leben in ihren Tracks. Gerade hat die Frankfurterin ihr neues Album „Amy Winehouze“ gedroppt, und schon geht sie auf Tour damit. Du ahnst es: Live kommt LIZ’ Wucht am besten rüber. Auftakt ist im Münchener Backstage Club.

21 30

MÄRZ KINOSTART: „ARTHUR DER GROSSE“

700 Kilometer, zehn Tage, ein Rennen: Kurz bevor der Extremsportler Mikael Lindnord bei den Adventure Racing World Championships in der Dominikanischen Republik an den Start geht, schließt sich ihm ein Straßenhund an. Während Mikael 700 Kilometer rennt, schwimmt, paddelt, klettert und radelt, weicht ihm der Vierbeiner nicht mehr von der Seite. Der Film über diese Freundschaft kommt jetzt mit Mark Wahlberg ins Kino.

BIS 31. MÄRZ

RED BULL BC ONE CYPHER

Hier steht alles Kopf: In Berlin trefen die 24 besten Breaker der Republik aufeinander, 8 B-Girls, 16 B-Boys. In 1-on-1Battles kämpfen Größen wie Vorjahressieger Double D (Bild) um Startplätze für das Red Bull BC One World Final in Rio de Janeiro. Headspins und Power Moves garantiert. Jetzt QR-Code scannen und Tickets sichern.

13 APRIL
ERLEBEN 96 THE RED BULLETIN KRISTOF RAMON/RED BULL CONTENT POOL, EVA BERTEN/RED BULL CONTENT POOL

MÄRZ MONEY BOY IN CONCERT

Es lässt sich nicht leugnen: Der grandiose Wiener Rapper ist erwachsen geworden, 42 Jahre ist er mittlerweile alt, aber das muss ja niemand merken. Wie eh und je trägt er Cap und Basketball-Jersey, rappt in Jugendsprache oder begründet sie gleich selber. Immer noch dreht sich alles um Klamotten, Autos und Blingbling. Und ganz ehrlich: Es macht noch genauso viel Spaß wie am Anfang. Das gilt auch für seine Liveshows, nachzuprüfen auf seiner aktuellen „Swagger King“-Tour. Auf das Konzert in Huxleys Neuer Welt, Berlin, folgen weitere in München und Hamburg.

17 BIS 24. MÄRZ CRANKWORX ROTORUA

Wo die Mammutbäume wachsen – in Rotorua, Neuseeland –, starten im März die Mountainbike-Stars. Beim ersten Stopp der Crankworx World Tour treten Könner wie Erik Fedko (Bild) in Slopestyle oder Downhill an. Red Bull TV überträgt live und on demand. Jetzt scannen & Tickets sichern.

6

APRIL

RED

Actionsport plus Gaming ergibt bestes Live-Entertainment: Zumindest wenn 40 Creators, angeführt von ihren Teamchefs Papaplatte, Amar, Honeypuu und Rewinside, vor Publikum im Dodgeball antreten. Angelehnt an den Battle-Royale-Modus aus „Fortnite“, verkleinert sich das Feld während des Spiels. Castello, Düsseldorf. QR-Code scannen für Infos und Tickets.

Herausgeber

Andreas Kornhofer

Chefredakteur

Andreas Rottenschlager

Textchef

David Pesendorfer

Executive Creative Director

Markus Kietreiber

Creative Directors

Erik Turek (Ltg.), Kasimir Reimann

Grafik

Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Miles English, Kevin Faustmann-Goll, Carita Najewitz, Tara Thompson Fotoredaktion

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IMPRESSUM
BULL GAMEBALL ROYALE
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THE RED BULLETIN 97 TYLER RAVELLE/RED BULL CONTENT POOL, MARCEL LÄMMERHIRT/RED BULL CONTENT POOL

KLEIN BISSCHEN WEISER MIT ... PAPAPLATTE

Wie gehen gute Komplimente? Wie gewinne ich Reichweite? Auf dem Weg zum Gaming-Streamer hat der Berliner viel fürs Leben mitgenommen. Hier versorgt er uns mit seinen wichtigsten Lektionen.

Für alle, die neu im Streaming-Game sind, gilt:

Mehr ist mehr!

Die Leute fnden Kanäle nur, wenn die Creator online sind, und zwar (gefühlt) immer. Mehr Content wird insane belohnt, glaubt mir.

Es ist keine Schande, was Neues anzufangen. Ich hab mein ElektrotechnikStudium so gar nicht gefühlt und damit aufgehört, als es bei Twitch besser lief.

Kritik, wenn sie aus meiner Community oder von Freunden kommt, nehme ich ernst –und überlege, ob und was dran ist, und sei’s nur ein Funke.

Als jemand, dem viele junge Leute zuhören, solltest du nicht den Rand halten, wenn jemand Quatsch redet, homophob ist oder so.

Sachen, die mich stören, spreche ich direkt an!

In den meisten Fällen verletzen Leute einen nicht mit Absicht.

Wenn es mir schlecht ging, lag es oft daran, dass ich mehr auf die Zahlen schaute als auf den Spaß.

Spiel vor allem für dich, sonst brennst du aus.

Die besten Komplimente sind die über Geruch oder Klamotten: „Dein Parfum riecht gut, nice Hose.“ Ob Frau oder Typ, achte ich nicht drauf.

Von meiner Mom hab ich gelernt: Bevor ich eine Aufgabe abgebe, sollte ich sie selbst beherrschen.

PAPAPLATTE

heißt bürgerlich Kevin Teller und unterhält auf Twitch 2,1 Millionen Follower. Am 6. April startet er mit seinem Team bei Red Bull Gameball Royale in Düsseldorf, dem interaktiven Dodgeball-Turnier der Creator-Szene. Scan den Code für Infos und Tickets:

LETZTE SEITE
98 THE RED BULLETIN MIGUEL DORSET

GESTERN, HEUTE, MORGEN

Der Podcast über Innovationen im Wandel der Zeit

Alle zwei Wochen schaut sich Hostin Saskia JungniklGossy eine Innovation unseres Alltags genauer an – und verfolgt ihre Entwicklung: Wer hat das Ding erfunden? Warum ist es heute noch relevant? Und wie wird es morgen ausschauen?

Neugierig?

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Eine Kooperation von

CONQUEST

MARCO ODERMATT

MARCO ODERMATT

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