Le Guillon Nr.59 - DE

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Yvorne sieht die Zukunft in Grün Das Gerücht machte seit einigen Monaten die Runde: Yvorne plant, die erste Schweizer Weinregion mit Bio-Label und als Waadtländer AOC Grand Cru klassiert zu werden (wie Dézaley und Calamin). Aber nicht so schnell! Zwischenbericht vom Projekt namens «Yvorne Grandeur Nature», das einen langen Schnauf verlangt.

Text: Pierre Thomas Fotos: Bertrand Rey

Philippe Gex steht am Anfang des Projekts «Yvorne Grandeur Nature».

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Le Guillon 59_2021/2

Am Anfang des Projekts steht Philippe Gex. Der sechzigjährige enthusiastische Winzer hat seine Domaine de La Pierre Latine (8 ha in Yvorne) 2018 an André Hoffmann verkauft. Der Erbe der Gründerfamilie des Basler Chemieunternehmens La Roche, die gemäss der Zeitschrift Bilanz mit 29 Milliarden Franken an der Spitze der 300 reichsten Schweizer steht, ist ein Passionierter, sowohl in Sachen Wein (er besitzt auch ein Gut im Burgund) als auch in Sachen nachhaltige Entwicklung. Eine der Stiftungen der Familie, die er präsidiert, MAVA, kümmert sich um Naturschutzprojekte. Sie fördert ein «weltweit nachhaltigeres Wirtschaftssystem», und zwar durch «Finanzierung von Biodiversität, Kreislaufwirtschaft und natürlichem Kapital», mithilfe von vier Programmen, eines davon schweizerisch und ein weiteres für nachhaltige Wirtschaft. Im Prinzip wird MAVA 2022 – nächstes Jahr! – seine Finanzierung einstellen, gemäss einer

1994 erstellten Agenda. Projekte, die vorher bewilligt wurden, können weiterhin von diesem Manna profitieren. Das ist der Lebensnerv des Projekts «Yvorne Grandeur Nature», und sämtliche Gesprächspartner, selbst solche, die dem Hintergrund oder der Zielsetzung des Vorgehens skeptisch gegenüberstehen, begrüssen diesen Glücksfall. Nachhaltige Entwicklung und Biodiversität In einer umfassenden Broschüre erklären die Initianten, dass die Vereinigung «Yvorne Grandeur Nature» Ende 2019 gegründet wurde, «mit dem Ziel, aus Yvorne in einem Zeitraum von fünf bis sechs Jahren die erste Appellation der Schweiz zu machen, die in einem nachhaltigen Entwicklungsmodell involviert ist, Fauna und Flora respektiert und auf dem von den gesteigerten Erwartungen der Konsumenten auf diesem Gebiet geprägten Markt konkurrenzfähig ist.» Nicht nur die Rebberge sind betroffen, sondern auch andere Räume wie die Wälder. Neben Philippe Gex, dem Präsidenten, und André Hoffmann, dem Vizepräsidenten, wurde ein weiterer Vizepräsident ernannt: Jean-Daniel Suardet, ehemaliger «Schlossherr» von Maison-Blanche, verantwortlich für den Weinbau der Häuser Obrist und Badoux, die zu Schenk gehören. Das ist nicht bedeutungslos: Die Gruppe aus Rolle hat ihren Willen kundgetan, auf ihren eigenen Weindomänen bis 2025 und bei ihren Lieferanten ab 2030 auf Bio umzustellen (eidgenössisch oder Label Bio Knospe). Die 151 Hektar Reben (zu denen 7 ha mit der Flurbezeichnung L’Ovaille in Corbeyrier kommen) machen Yvorne zur drittgrössten Weinbaugemeinde des Kantons, hinter Bourg-en-Lavaux und Gilly (La Côte). Diese 158 Hektar, zu 77% mit Chasselas, zu 13% mit Pinot noir und zu 10% mit diversen Rebsorten bestockt, darunter das rote Trio Gamay, Merlot und Gamaret, repräsentieren


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