Rheuma Management, Ausgabe Juli/August 2021

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EULAR VIRTUAL CONGRESS 2021

Rheuma MANAGEMENT | Juli/Aug 2021

SYSTEMISCHE SKLEROSE

Viel Schatten und etwas Licht in klinischen Phase-II- und III-Studien Schon vorab war das Scheitern der Phase-III-Studie RESOLVE-1 zu dem oralen Cannabinoid (CB2)-Agonisten Lenabasum bei Patienten mit diffus-kutaner systemischer Sklerose (dcSSc) vermeldet worden, die Ergebnisse wurde jetzt auf dem virtuellen EULAR-Kongress besprochen. Dagegen zeigen erste Phase-II-Daten zum Anti-CD30-Antikörper Brentuximab vedotin eine gute Wirksamkeit auf die Hautfibrose bei refraktärer dcSSc. Weitere Daten wurden auch zu dem oralen Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor Nintedanib bei SSc-assoziierter interstitieller Lungenerkrankung (ILD) vorgestellt.

Zunächst zu der von Robert Spiera, New York (USA), vorgestellten internationalen, randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie zu Lenabasum, das zuvor in einer Phase-II-Studie recht überzeugende Ergebnisse geliefert hatte. In RESOLVE-1 waren 363 erwachsene dcSSc-Patienten mit einer Krankheitsdauer ≤6 Jahre eingeschlossen und im Verhältnis 1:1:1 auf Lenabasum 5 mg, 20 mg oder Placebo 2x/Tag auf dem Boden einer stabilen immunsuppressiven Therapie (IST) randomisiert worden (Krankheitsdauer ≤3 Jahre: 60-66 %, mittlerer mRSS 22-23, IST: 89 bzw. 84 %). Primärer Endpunkt war der ACR CRISSScore, als sekundäre Endpunkte wurden der ΔmRSS (modifizierter Rankin-Score), ΔHAQ-DI und ΔFVC (Vitalkapazität) (alle in Woche 52 für Lenabasum 20 mg vs. Placebo) erfasst. Nur 10 % der Patienten beendeten vorzeitig die Studie. Ernste und schwere unerwünschte Ereignisse (UE) traten bei 9,2 und 5,8 % vs. 14,6 und 13,0 % der Patienten unter Lenabasum 20 mg bzw. Placebo auf.

Lenabasum enttäuscht in Phase-III-Studie Weder im primären noch den sekundären Endpunkten waren signifikante (oder überhaupt) Vorteile von Lenabasum nachweisbar, offenbar verursacht durch ein unerwartet gutes Ansprechen auf Mycophenolat Mofetil (MMF). Bei den (wenigen) Teilnehmern ohne IST erbrachten Post-hoc-Analysen Hinweise auf Vorteile von Lenabasum 20 mg vs. Placebo (ΔmRSS, ΔHAQ-DI). Bei jenen Patienten auf einer etablierten IST (MMF,

oder ≥1 IS gestartet binnen 2 Jahren vor Baseline) fand sich für Lenabasum 20 mg eine Verbesserung der ΔFVC% (nominal p=0,0386) und ΔFVC ml (nominal p=0,0481) – dies auch bei Patienten mit ILD. (1) Die Ergebnisse von RESOLVE-1 und vor allem das gegenüber früheren Studien bei dcSSc hohe MMF-Ansprechen sind schwierig zu interpretieren, ob ein neuer Versuch (mit anderem Endpunkt) mit dem CB2-Agonisten gestartet wird, ist fraglich.

Erste positive Daten für Anti-CD30-Antikörper Mit CD30 gerät bei dcSSc ein neues Target insbesondere bei schwerer Hautbeteiligung in den Fokus. Andreu Fernandez-Codina, London (Kanada), stellte die Interimsergebnisse einer kleinen, offenen Phase-IIb-Studie zu mit Brentuximab vedotin 0,6 mg/kg i.v. alle 3 Wochen für 48 Wochen behandelten Patienten mit schwerer, aktiver, multitherapierefraktärer dcSSc vor. 8 von geplant 10 erwachsenen Patienten (mRSS ≥15) wurden bis dato rekrutiert, die bisherige IST konnte (außer Rituximab) beibehalten werden. Primärer Endpunkt war ein Rückgang im mRSS um ≥8, dieser wurde nach Einschluss nur der Hälfte der Patienten bereits erreicht. Die Reduktion im mRSS betrug bis Woche 24 8,2 und bis Woche 48 15,3 Punkte (p=0,013 bzw. =0,012). In einer gematchten Kontrollgruppe eines kanadischen Registers mit 16 dcSSc-Patienten betrug der ΔmRSS nur 3,1 Punkte nach 48 Wochen. Das Sicherheitsprofil

zu diesem frühen Zeitpunkt war vorteilhaft, es kam zu keiner peripheren Neuropathie und nur einem schweren UE (Influenza). Auch wenn es für genauere Aussagen noch viel zu früh ist, scheint der für CD30+ Hodgkin-Lymphome zugelassene Antikörper bei dcSSc mit schwerer Hautbeteiligung eine sehr gute Wirksamkeit zu entfalten. (2)

ILD: Neues zu Nintedanib Nur kurz eingegangen sei auf eine neue Auswertung der Phase-III-Studie SENSCIS, die zur Zulassung von Nintedanib bei SSc-ILD geführt hatte. Elizabeth Volkmann, Los Angeles (USA), und Kollegen hatten untersucht, inwiefern eine Dyspnoe zu Studienbeginn den Therapieerfolg beeinflusst. Im Ergebnis hatten Patienten mit Dyspnoe zu Baseline häufiger eine fibrotische ILD im HRCT und niedrigere Ausgangs-FVC, ohne dass dies in der Placebo-Gruppe mit einem stärkeren FVC-Verlust verbunden war. Nintedanib war bei Patienten ohne Dyspnoe zu Baseline sogar etwas effektiver, weshalb eine solche nicht als Eingangskriterium für eine Nintedanib-Therapie gesehen werden sollte. (3) m

Quellen: 1 Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 102-103 (OP0171) 2 Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 103-104 (OP0172) 3 Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 101-102 (OP0170)


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