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ACR CONVERGENCE 2021
Rheuma MANAGEMENT | Nov/Dez 2021
VIRTUELLER ACR-KONGRESS 2021
COVID-19 hält die Rheumatologie weiter in Atem Auf dem rein virtuellen ACR Convergence 2021 stand erneut das Thema COVID-19 stark im Blickpunkt. Neben weiteren Erkenntnissen zu Risikofaktoren einschließlich antirheumatischer Therapien, die bei einer SARS-CoV-2-Infektion zum Tragen kommen – gleich zwei wichtige Abstracts hierzu steuerte das deutsche COVID-19-Register bei -, spielte auch die Beeinflussung der Impfwirkung unter immunmodulierenden oder immunsuppressiven Therapien eine wichtige Rolle. Erste Daten gab es auch zu Impfdurchbrüchen bei Rheumapatienten und den Effekten einer Booster-Impfung.
Outcome assoziiert, im Gegensatz zu Immunsuppressiva (IS; Mycophenolat Mofetil, Azathioprin, Cyclophosphamid, Ciclosporin) (OR 2,2). JAKi (OR 1,8) und Rituximab (OR 5,4) waren unabhängig mit einem schlechteren Outcome der SARS-CoV2-Infektion assoziiert (Abb.) – die Daten des COVID-19 Global Rheumatology Alliance (GRA)-Registers bestätigend. Nicht bestätigt wurden hingegen die Bedenken bezüglich Sulfasalazin, womöglich aufgrund homogenerer Daten als im globalen Register. Ein residualer Bias – unterschätzte Komorbiditäten oder kumulative Therapieeffekte – ist aber nicht auszuschließen. Auf jeden Fall ist eine sorgfältige Risiko/Nutzen-Abwägung vor allem bestimmter Medikamente (manche IS, JAKi, Rituximab und andere B-Zell-depletierende Therapien) erforderlich. (1, 2)
Zunächst sei auf eine Auswertung des deutschen COVID-19 Rheuma-Registers durch Anne Regierer, Berlin, und Kollegen eingegangen, die dem Einfluss von antirheumatischen Therapien, speziell TNFα- (TNFi) und Januskinase (JAK)-Inhibitoren (JAKi) sowie Rituximab, auf das Ergebnis von SARS-CoV-2-Infektionen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen (RMD) auf den Grund gingen. In die vorab publizierte Analyse gingen 2.274 RMD-Patienten ein. Es wurden drei Gruppen verschiedener Schweregrade gebildet: nicht hospitalisiert, hospitalisiert, aber keine invasive Beatmung erforderlich, und invasiv beatmet oder verstorben. Es kam zu 83 Todesfällen, was einer Fallsterblichkeit von 3,6 % entsprach. In einer ordinalen Regressionsanalyse waren Alter, männliches Geschlecht, kardiovaskuläre Erkrankungen, Hypertonie, chronische Lungen- und Nierenerkrankungen unabhängig mit einem schlechten Outcome assoziiert. Im Vergleich war das Outcome von Patienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA) besser als jener mit rheumatoider Arthritis (RA). Die Krankheitsaktivität (selbst ohne Glukokortikoide, GK) und GK waren erneut mit der Schwere der Infektion assoziiert.
Auch JAK-Inhibitoren erhöhen Risiko Für die Analyse der einzelnen Medikationen wurde eine Methotrexat (MTX)-Monotherapie als Referenz gewählt. Im Vergleich waren TNFi (Odds ratio, OR 0,6) mit einem besseren
Mit dem Risiko von JAKi im Vergleich zu TNFi beschäftigten sich Rebecca Hasseli, Bad Nauheim/Gießen, und Kollegen. Von den 982 im deutschen COVID-19 Rheuma-Register erfassten RA-Patienten waren 128 auf einem JAKi und 190 auf einem TNFi. Zusätzlich GK nahmen 50 % (JAKi) bzw. 31 % (TNFi) der Patienten ein (p<0,001), zusätzlich csDMARD 29 bzw. 49 % (p<0,001). Eine mäßige oder hohe Krankheitsaktivität vor der Infektion lag öfter bei den JAKi- als TNFi-Patienten vor (p=0,042). Das Risiko für Hospitalisierung und Tod steigernde Komorbiditäten wie kardiovaskuläre Erkrankungen oder Hypertonie fanden sich ebenfalls häufiger in der JAKi-Gruppe. Eine COVID-19 bedingte Hospitalisierung war mit 33 vs. 13 % bei JAKi- gegenReferenz: MTX-Monotherapie
Kein DMARD Leflunomid Antimalariamittel Sulfasalazin Immunsuppressiva TNFa-Inhibitoren Abatacept Rituximab IL-6-Inhibitoren IL-17-, -23, -12/23-Inhibitoren JAK-Inhibitoren 0
1
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4 5 6 Odds ratio
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Abb.: Wahrscheinlichkeit für schlechten COVID-19-Verlauf unter bestimmten Therapien (1, 2)